16. Kapitel

Heute war es soweit. Die grosse Rodeshow fand in Gungellan statt. Zu der Show hin hatte sich auch ein Jahrmarkt angehängt und es war ein riesiger Trubel.

Tess hatte alle Überredungskünste aufgebracht, um Claire davon zu überzeugen mit zukommen.

Nach etlichen Versuchen hatte sie sich endlich breitschlagen lassen und war mitgegangen.

Claire fühlte sich wohl und stellte fest wie sehr sie sich isoliert hatte und begrüßte jedemenge Leute.

Jodi und Becky waren auch mit von der Partie und hielten Claire immer im Auge, dass sie sich nicht übernahm.

Sie alle bemerkten nicht, dass sie von jemand beobachtet wurden.

Alex stand hinter einem Zelt und versteckte sich dahinter, als er sie entdeckt hatte.

Er beobachtete Claire, wie sie mit einigen Farmer aus der Gegend sprach. Sie sah gut aus, doch ihm fiel auf, dass sie im Gesicht etwas fülliger geworden war.

Sie wurde von Nick verdeckt, der etwas seitlich ihr gegenüberstand und so konnte er nicht das erkennen, was einigen bereits aufgefallen war.

Harry traf auf die Drovers Truppe und als er Claire begrüßte, fiel ihm ihr kleines Bäuchlein auf. Es war zwar gut unter ihrer weiten Bluse versteckt doch er hatte es bemerkt.

Überrascht sah er sie an, doch als Nick mit den Kopf schüttelte, verstand Harry, dass er besser keine Fragen stellen sollte. Stattdessen entschloss er sich bei ihnen zu bleiben und sich um Claire zu kümmern. Er kannte sie gut genug um zu wissen, dass sie dickköpfig genug war und sich nicht schonen würde.

Alex musste seinen Beobachtungsposten aufgeben, da er sich noch auf de Show vorbereiten musste.

Sie würden ihn ja spätestens dann sehen.

Harry sah auf die Uhr und stellte fest, dass bald die Rodeoshow begann. Er drängte die andern sich zu beeilen um so noch gute Plätze zu ergattern. Sie hatten Glück, sie fanden gute Sitzplätze die nicht zu dicht an der Bande waren und ihnen einen freien Blick auf den Ring und die Startbox gab.

„Ladies und Gentlemen, herzlich willkommen zu unserer fabelhaften und einzigartigen rodeoshow in ihrer stadt gungellan.

Freuen sie sich auf eine spektakuläre show mit wildpferden, bockenden bullen und mutigen cowboys, die ihnen jede menge spass und spannung bieten.

begrüssen sie mit einem herzlichen applaus unsere cowboys und clowns" ertönte es aus den Lautsprechern und eine kleine Gruppe betrat winkend die Arena.

Das Publikum begrüßte sie mit einem frenetischen Applaus und die fünf Cowboys gingen wieder hinaus, während die Clowns sich hinter ihren Banden positionierten.

Die Show begann und es wurde ihnen viel geboten. Claire amüsierte sich besondern bei dem Kälber Einfangen, da sich einige Kälber als besonders zäh erwiesen. Die letzte Disziplin war das Bullenreiten, die wohl gefährlichste Disziplin für Reiter, Clowns und Tier.

Ihr seid ein tolles publikum, wir hoffen sie hatten bis jetzt jede menge spass. wir kommen zu unserer letzten darbietung das bullenreiten! begrüssen sie den star der show. der mann der 8 sekunden auf dem rücken eines bullen nichts ausmachen, der mann der den tieren zeigt wer der meister ist. hier ist Aaaaalex Ryaaaaaaan!"

Claire und Harry glaubten sich verhört zu haben. Geschockt sahen sie zu der Starterbox und tatsächlich, Alex saß auf dem Bullen und war dabei die Gurte anzuziehen. Er gab die Anweisung das Tor zu öffnen. Mit einem riesigen Satz sprang das wildgewordene Tier in die Arena und versuchte die ungewohnte Last auf seinem Rücken loszuwerden.

Claire sah zu wie Alex dem Bullen trotze und seine Sache gut machte. Er ging dabei jedes Risiko ein. Harry sah auf die Anzeigetafel und las, dass sein Sohn noch 4 Sekunden hatte. Gespannt sah er wieder Alex zu. Claire konnte vor Aufregung nicht still sitzen und rutsche auf ihrem Sitz hin und her. Sie vergas sogar das Atmen. Ein Blick auf die Anzeige sagten ihr, dass Alex die 8 Sekunden geschafft hatte, doch Alex blieb sitzen. Erst nach unendlichen weitern 4 Sekunden sprang er vom Bullen runter. Er sah zum Publikum und winkte ihnen zu, dabei suchte er Claire.

Doch das war ein Fehler, denn der Bulle kam direkt von hinten auf Alex zu. Claire sprang auf.

„ALEX HINTER DIR!" schrie sie und Alex drehten sich um.

Nur knapp konnte er sich mit einem Hechtsprung zur Seite springen. Der Bulle drehte sich wieder um und ging nun auf den, am Boden liegenden Alex los. Alex konnte nicht schnell genug aufstehen und geriet zwischen die trampelnden Beine des Tieres. Die Clowns waren sofort zu Stelle um den Bullen abzulenken, es schien eine Ewigkeit zudauern bis das Tier sich ablenken liess.

Die Zuschauer sahen geschockt auf die Mitte des Rings, Alex lag bewusstlos am Boden und schien verletzt zu sein.

Helfer kamen rein und trugen Alex raus.

Nick und die andern rannten hinunter, nur Claire setzte sich wieder hin. Tess bemerkte dass Claire fehlte und drehte sich suchend um. Sie ging wieder hinauf um nach ihr zu sehen.

„Claire, was ist, warum kommst du nicht mit?" fragte Tess sie erstaunt.

„Warum sollte ich? Alex ist erwachsen, er wusste was er machte.

Es ist so typisch für ihn, statt sich in Sicherheit zu bringen sonnt er sich in seinem Ruhm!" sagte Claire trotzig.

Tess sah sie sprachlos an, doch dann sah sie, dass Claire feuchte Augen hatte.

„Claire, komm las uns sehen ob ihm was geschehen ist." forderte sie sie sanft auf.

Claire sah sie mit tränenverschleiertem Gesicht an. „Ich kann nicht!" widersprach sie leise.

Tess ahnte warum Claire nicht zu Alex wollte, doch sie wollte, dass Claire es aussprach.

„Warum nicht? Nenn mir einen Grund, warum du nicht nach deinem besten Freund sehen willst" provozierte Tess sie absichtlich.

„Sieh mich doch an, wenn er mich sieht weis er bescheid." antwortete Claire traurig.

Tess fühlte mit ihr, doch es war wichtig, dass Claire endlich zu ihren Gefühlen stand.

„Na und was ist so schlimm daran. Heute haben dich viele gesehen und wissen dass du schwanger bist. Was ändert es wenn Alex bescheid weiss?" hackte Tess nach und hoffte, dass sie nicht zu weit gegangen war.

Claire sah sie unendlich traurig an „Weil er der Vater ist, deshalb!" gestand Claire endlich.

Tess atmete aus. Endlich Claire hatte es gesagt. „Ich weiss, ein Grund mehr nach ihm zu sehen. Claire bitte!"

Claire sah ihre Schwester überrascht an „Du weisst es woher? Wie..?" stotterte sie.

„Du warst so seltsam und traurig, dass Alex weg war und da haben Nick und ich eins und eins zusammen gezählt. In Alex´ Laptop fanden wir dann deine E Mail und so haben wir uns den Rest zusammen gereimt."

Sagte Tess sanft lächelnd.

„Er wird glauben, dass ich es mit Absicht gemacht habe." meinte Claire und eine Träne löste sich von ihrer Wimper.

Sanft wischte ihr Tess diese fort. „Wenn du nicht zu ihm gehst, erfährst du es nie." erwiderte Tess leise.

Claire stand nun auf und ergriff Tess Hand. Wortlos gingen sie nun hinunter.

Alex wurde in der zwischen untersucht. Er hatte unglaubliches Glück gehabt. Ausser ein paar Prellungen, einer gebrochenen Rippe und einer Gehirnerschütterung, fehlte ihm nichts.

Nick stand nun neben seiner Krankenliege und sah ihn wütend an. Harry sass daneben und blickte ihn ebenfalls wütend an.

„Wie konntest du so blöd sein und dich nicht gleich in Sicherheit bringen! Alex, du machst es nicht zu ersten Mal! Aber nein du musst dir den Applaus abholen. Ist dir klar dass du Tod sein könntest!" fuhr ihn Harry an.

Alex sah ihn ernst an.

„Hast du nichts dazuzusagen?" forderte Nick ihn nun auf.

Alex sah sich um.

„Was ist, suchst du einen Fluchtweg oder was?" donnerte nun Harry.

„Wo sind die andern?" fragte Alex leise.

„Andere, welche andere? Alex sieh mich gefälligst an! Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht!" Harry sah seinen Sohn wütend und verzweifelt an. Er konnte immer noch nicht glauben, dass Alex um ein Haar zertrampelt worden wäre.

„Wenn du Claire meinst, sie muss sich vom dem Schock erholen" beantwortete Nick Alexs Frage.

„Erholen von was?" fragte Alex nun trotzig. Er wurde verletzt und sie hielt es nicht für nötig nach ihm zu sehen. Sie hatte sich nicht geändert.

„Alex sei nicht unfair, in ihrem Zustand sind solche Aufregungen nicht so einfach auf die Schulter zu nehmen" lenkte Harry ein, ohne daran zu denken dass Alex womöglich gar nichts von Claires Schwangerschaft wusste.

Alex sah ihn besorgt an „ Warum was fehlt ihr?"

„Nichts, aber Claire ist schwanger!" antwortete Nick.

„Schwanger?" fragte Alex erstaunt «Sie hat sich anscheinend schnell getröstet» dachte Alex bitter.

Nick ahnte was Alex nun dachte „Ja schwanger und du bist der Vater!" sagte er deshalb.

Harry und Alex sahen ihn nun geschockt an.

Harry erholte sich schneller von dem Schock und donnerte nun los „WAS! DU hast Claire geschwängert? Bist du deshalb abgehauen? Wurde dir das alles zuviel?"

„Er wusste nichts davon." ertönte eine Stimme hinter ihm.

Claire sah Harry an. „Er war bereits weg als ich es festgestellt hatte."

Alex sah zu Nick „Warum hast du mir das nicht gesagt!" sagte er wütend.

„Wie denn? Jedes Mal, wenn ich davon anfangen wollte, hast du aufgelegt!" verteidigte sich Nick.

„Ich denke es ist besser, wenn wir die Zwei nun alleine lasse. Ich denke sie haben eine Menge zu klären." befahl nun Tess und ihr Blick duldete keine Widerrede.

Alle gingen nun hinaus während Claire sich neben Alex setzte.

Sie sah ihn nur an. Alex mustere sie und blieb an ihrem Bäuchlein hängen.

Er wusste nicht, was er sagen sollte. Damit hatte er nicht gerechnet.

„Warum bist du weggegangen?" fragte Claire ihn leise. Erstaunt sah er sie an.

„War es, weil ich dir verschwiegen habe, dass ich es wusste? Alex, ich wusste nicht wie ich es dir sagen sollte. Du warst so wütend und verletzt. Ich wollte dir nicht noch mehr wehtun" sie sah ihn traurig an und weinte lautlos.

Alex sah sie bestürzt an. Seine ganze Wut die er all die Monate in sich hatte, war auf einmal weg.

Sie so zu sehen, wie sie sich quälte und die Schuld an allem gab, war zufiel für ihn.

Er sah sie immer noch an. Sah ihre Augen, die ihn so traurig und schuldbewusst ansahen und er erkannte auch Hoffnung und Liebe. Liebe, die er geglaubt hatte verloren zu haben.

Sanft strich er ihr über die Wangen. Claire legte ihre Hand über die Seine, als wollte sie sicher gehen, dass er sie tatsächlich berührte. Wie hatten sie seine Berührungen vermisst und sich danach gesehnt!

„Oh wie hab ich das vermisst!" murmelte sie fast unverständlich.

Alex Herz schlug schneller. Sie hatte ihn vermisst, trotz der Dinge, die er ihr an den Kopf geworfen hatte, hatte sie ihn vermisst!

„Claire du weisst gar nicht wie sehr ich mich nach dir gesehnt habe. Es war die Hölle für mich von dir getrennt zu sein. Doch mein Stolz lies es nicht zu, dass ich zurückkommen wollte" sagte er ihr sanft.

Claire schluckte und sah ihn ungläubig an. In seinen Augen konnte sie sehen, dass er die Wahrheit sagte.

Sie legte ihre Stirn an die seinige. „Alex, ich liebe dich!" flüsterte sie dabei.

Alex hielt sie etwas von sich entfernt um ihr genau in die Augen sehen zu können.

„Claire ich liebe dich auch! Ich habe lange gebraucht um es zu begreifen, aber es ist so. Ich liebe dich!" unendlich langsam näherte er sich ihrem Mund und dann küsste er sie.

„JAAAA!"

Beide fuhren auseinander und sahen sich um. Im Eingang stand Jodi und machte ein zufriedenes Gesicht.

Ihr kam nicht in den Sinn, dass sie stören könnte.

„Jodi, du hast wie immer ein scheiß Timing!" sagten die zwei ertappen gleichzeitig.

Nick hatte Jodis gejubel gehört und konnte sich denken was geschehen war. Er ging zu ihr ihn und zog sie unsanft mit sich fort.

Claire sah Alex glücklich an. „Du bist mir also nicht mehr böse?" fragt sie vorsichtig.

„Nein Claire, bin ich nicht und ich hoffe, dass du mir auch verzeihst!" antwortete er ehrlich.

Claire nickte glücklich und legte dabei ihre Hand auf ihren Bauch.

„Sie scheint dir auch zu verzeihen." sagte sie grinsend.

Alex war ihrer Hand gefolgt und legte sie sanft auf ihre Rundung. Er konnte spüren wie das Baby ihn trat.

Er lachte leise. „Er scheint mir noch nicht so ganz verziehen zu haben. Wie weit bist du eigentlich?"

„In der 23 Woche." sagte sie ihm lächelnd.

„Ich hab wirklich viel verpasst!" meinte Alex etwas betrübt.

„Nur die Übelkeit, meine seltsamen Essensgewohnheiten, meine ständigen Stimmungsschwankungen, nicht besonders viel wenn du mich fragst." zählte sie grinsend auf.

„Nun, damit ist Schluss, ich bin ja wieder da und werde mich um euch kümmern. Ich hoffe, dass du mir wieder Asyl gewährst. Immerhin hab ich kein Dach über dem Kopf!" meinte Alex schelmisch.

Claire tat so als müsste sie sich das überlegen. „Nun das Haus von Meg steht noch leer, wenn du willst kannst du da einziehen..." sagte sie ernst. Alex sah sie verdattert an. „ ... aber mein Zimmer könnte ich auch noch anbieten. Deine Entscheidung Alex!" beendete sie ihren Satz und sah ihn spitzbübisch an.

„Oh, du bist mir vielleicht eine. Ich nehme natürlich das Zimmer, auch wenn ich Haus mehr Platz gehabt hätte." antwortet Alex frech.

Glücklich küsste er sie wieder und sie schmieg sich vorsichtig an seine Brust.

Harry hatte den größten Teil von der Tür aus beobachtet. Glücklich und zufrieden sah er den beiden zu.

Er hob den Kopf und sah zur Decke. „Verdammt Jack! Hast dir aber wirklich Zeit gelassen um den zwei auf die Sprünge zu helfen!" murmelte er dabei.

TBC