Teil 5: Gideon und Fabian Prewett
Irgendwo explodierte etwas. Mehrere Köpfe wandten sich zu einer Tür, unter deren Spalt bereits Rauch hervor kam.
Die Türe öffnete sich und zwei in schwarz gehüllte Personen platzten in den Raum.
Die in purpur gekleideten Auroren, wandten sich wieder von der Türe ab. Es war ja klar gewesen, dass das wieder die Prewett-Zwillinge gewesen sein mussten. Wenn irgendwo etwas explodierte oder auch nur etwas anders aussah, dann war man sich sicher, dass die Prewetts ihre Finger im Spiel hatten.
Mit einem eleganten Schwung mit dem Zauberstab, konnte man die Gesichter und die Farbe der Roben wieder erkennen.
Moody ging gerade bei ihnen vorbei und warf ihnen einen tadelten Blick zu. „Ich habe es bereits aufgegeben, dass ihr damit aufhört, aber lasst die anderen und vor allem die Rekruten aus dieser Sache raus oder ich setze euch nicht mehr für die Einsätze ein, sondern nur mehr zur Beschattung und wenn ihr da nämlich auch noch einen Blödsinn macht, dann könnt ihr euch wieder zurück in die Ausbildung begeben und ich glaube nicht, dass euch das interessieren dürfte."
Gideon und Fabian warfen sich einen Blick zu. Sie waren zwar Zwillinge, doch man konnte sie gut unterscheiden. Ihrem Verhalten zu Mute waren sie gerade einmal in der Volksschule und nicht eine der besten Auroren des Ministeriums.
Alastor behandelte sie zwar, seit sie ebenfalls im Orden des Phönix waren, ein wenig anders, was auch den Anderen in der Abteilung aufgefallen war. Wieso war Alastor plötzlich freundlicher und rastete nicht völlig aus, wenn die Prewetts wieder einen Blödsinn gemacht hatten. Die Auroren, die ebenfalls im Orden waren, waren beinahe alle ermordet worden.
„Kümmert euch jetzt um das Praxis- beziehungsweise Duelltraining der Rekruten", meinte Moody, drückte Gideon mehrere Akten in die Hand und rauschte wieder davon.
Gideon seufzte. „Immer wir! Was haben wir bloß getan?", fragte er sich. „Sagt einfach nichts", meinte er dann, als er bemerkte, dass seine Kollegen knapp daran waren, eine Antwort darauf zu geben.
Ein paar Minuten später waren sie im Versammlungsraum. Gideon und Fabian standen vorne im Raum und die sieben Rekruten, was für diese Zeit eine beachtliche Summe war, sah zu ihnen vor und hörten dem Theoretischem zu erst zu, bevor sie sich in die Trainingsräume begaben, um mit dem richtigen Duelltraining begannen.
„Wenn euch der Gegner von vorne angreift, achtet immer darauf, dass er auf seine Zauberstabbewegungen und Fußbewegungen achtet. Bei vielen Zaubern, wenn man es trainiert hat, dann müsst ihr diese Zauber genau können, um schnell einen Gegenzauber zu finden, damit ihr nicht getroffen werdet", erklärte Gideon.
„Werdet ihr von hinten angegriffen, was übrigens ziemlich feige ist, dann konzentriert euch einfach auf die Aura oder die Auren. Es ist wichtig, dass ihr euch nicht von euren Gefühlen beeinflusst lasst. Am Besten, ihr lasst sie bei Einsätzen überhaupt nicht zu. Ich weiß, es klingt einfacher als es ist und ich muss sagen, dass es nicht einfach ist, seine Gefühle zu unterdrücken. In manchen Situationen funktioniert es einfach nicht, aber ihr müsst, um euch wirklich konzentrieren zu können, eure Gefühle abschalten können … zumindest versuchen", fuhr Fabian fort.
Sie blickten reihum und die Rekruten nickten nur leicht. Sie waren wissbegierig, dass war offensichtlich, aber ob sie das auch in die Praxis umsetzen konnten, war wieder etwas anderes.
„Jetzt werdet ihr euch zu Paaren zusammenschließen und euch duellieren. Aber nicht ihr entscheidet, sondern wir entscheiden durch Zufallsprinzip und die Person, die übrig bleibt, wird sich entweder mit Gideon oder mit mir begnügen müssen."
Die Rekruten warfen ihnen einen schockierten Blick zu. Es war zwar bekannt, dass sie Spaßvögel waren, aber wenn es hart auf hart kam, dann konnte man sich auf die Beiden wirklich verlassen. Und mit Gideon und Fabian Prewett legte man sich nicht gerne freiwillig an und die Person, die sich mit einem von ihnen duellieren musste, hatte von allen ein wenig Mitleid. Nicht, dass die Prewetts für sie gefährlich waren, aber sich gleich mit einem Profi zu duellieren, war eben ein neues Terrain für sie.
Gideon hatte beschlossen den Rekruten bei der ersten Hälfte des Trainings zu zusehen und Fabian duellierte sich mit einem Rekruten, der schwarzhäutig war und auf seinem Kopf befanden sich keine Haare. Sein Name war Kingsley Shaklebolt!
Von dem, was Gideon aus den Augenwinkeln mitbekam, hatte Kingsley ein großes Potential. Aber er konnte sich nicht auf ihn konzentrieren, da drei Paare schon genug Arbeit waren. Er musste seine Augen überall haben und außerdem, war Fabian ja bei Kingsley, da konnte nicht allzu viel passieren, außer dass Fabian eben einen zu starken Fluch sprach und Kingsley nicht mehr rechtzeitig ausweichen könnte.
Das Training nahm wie immer viel Zeit in Anspruch, doch am Ende dieser Trainingseinheit wussten die meisten Rekruten, wie sei ungesagte Zauber am Besten anwenden konnten, ohne das der Gegner allzu viel mitbekam.
In Hogwarts machte man zwar die ungesagten Zauber durch, doch nur Zauber, die man im Unterricht brauchte und keine Duell- beziehungsweise Verteidigungsflüche. Im Aurorenbüro war es wichtig, dass man so viele ungesagte Zauber wie möglich beherrschte.
Einige Zauberstabbewegungen waren sich ziemlich ähnlich, dennoch gab es wichtige Unterschiede, die den Rekruten während der Unterrichtsstunden eingetrichtert wurden, damit sie den passenden Gegenzauber parat hatten und nicht völlig überrascht von einem Zauber angegriffen wurden.
Nach dem Training gingen die Beiden noch zu Fabians Bürozelle, um noch ein Protokoll über den Verlauf zu schreiben. Sie brauchten nicht gerade lange, da sie der Flotte-Schreibe-Feder einfach nur alles diktieren mussten und ein paar Minuten später lag das komplette Protokoll vor ihnen. Sie brachten es nur zu Amelia, die die Protokolle, generell wirklich alle, die gemacht wurden, durchsah und bearbeitete.
Kurz darauf gingen beide auf die Apparationsräume zu. Eigentlich duften diese Räume nur in äußersten Notfällen genutzt werden, doch die Beiden hatte einfach keine Lust, sich durch das Atrium zu den Kaminen durchzuschlagen, deshalb apparierten sie einfach. Es waren auch die einzigen Räumlichkeiten, bis auf das Atrium, wo man apparieren konnte. Aber im Atrium durfte man seit geraumer Zeit nicht mehr Apparieren. Es wurde durch einen Ministerbeschluss verboten und jeder musste sich daran halten, egal aus welcher Abteilung die Person war, es sei denn, es war wirklich ein Notfall und es konnte bewiesen werden.
Die Prewetts apparierten aber nicht direkt zu sich nach Hause, sondern in einen Nahe gelegenen Park. Sie hatten schon früh gelernt, dass sie nicht in ihre vier Wände apparieren sollten, da sie nie wissen konnten, wer oder was sich daran befand. Es hätte nämlich gut sein können, dass sich Todesser durch die Schutzzauber und Bannflüche gekämpft hatte und nur darauf warteten, dass die Besitzer nach Hause kamen, um sie aus dem Hinterhalt angreifen zu können.
Fabian fand es einfach nur lächerlich. Die Todesser betrachteten sich selbst als Unschlagbar und wenn es dann daran ging, jemanden anzugreifen oder zu beschatten oder was auch immer es sonst noch gab, waren sie gleich mehrere Personen und griffen feige aus dem Hinterhalt an, weil sie auf anderem Wege, keinen Mut dazu aufbringen konnten. Einfach hinterrücks angreifen und den Gegner so bezwingen. So war es kein ehrlich errungener Sieg, sondern einfach nur gemogelt und beide Prewetts waren der Meinung, dass gewisse Regeln sein müssten.
Die Todesser müssten wenigstens den Anstand besitzen und sich seinem Gegner stellen. Von vorne, so dass wirklich ein gerechtes Duell stattfinden konnte.
Die Brüder dachten oft das Selbe. Viele behaupteten, dass es deswegen war, weil sie Zwillinge waren, doch die Beiden wussten es besser. Sie kannten sich eben gut, sie vertrauten sich … sicher war da auch noch das familiäre Band, aber wenn sie das nicht Aufrecht erhalten würden, dann würde es womöglich auch zusammen stürzen. Beide wussten, was genau der Andere bei einem Duell machte und genau diese Tatsache, machte sie bei Einsätzen gefährlich, wenn sie zusammen waren.
Amelia Bones, die für die Dienstpläne zuständig war, teilte die Beiden immer zusammen ein. Ein Duell sollte man nie alleine führen, es sei denn, es ließe sich nicht anders vermeiden, aber sicherer war es, wenn man einen Partner an seiner Seite hatte, dem man vertrauen konnte. Ohne gegenseitiges Vertrauen bei einem gemeinsamen Einsatz, war man bereits mit einem Fuß im Grab.
Als Auror hatte man eben immer einen Fuß im Grab, aber bei solchen Dingen, war es eben noch ein wenig mehr.
Gleich nachdem sie im Wald angekommen waren, schoss ein hellblauer Blitz an Gideons rechtem Ohr vorbei. So schnell konnte man gar nicht schauen, hatte er seinen Zauberstab bereits in der Hand, ebenfalls sein Bruder war bereit.
Aus den Bäumen sahen sie die Todesser auf sich zukommen.
Fabian versuchte sich zu bewegen, doch es gelang ihm nicht.
„Kannst du dich denn nicht mehr bewegen?", hänselte ein Todesser.
Auch Gideon versuchte seinen Fuß zu heben, doch es schien, als wäre er festgeklebt und konnte nicht mehr vom Boden los. Er versuchte einen Zauber, der eigentlich bei einem Klebefluch helfen sollte … aber es half nicht.
„Ihr könnt versuchen was ihr wollt, doch ihr werdet nicht frei kommen. Es sei denn, eure Schuhe wären mit einem speziellen Zauber belegt, aber das sind sie nicht", erklärte die Stimme von vorhin. „Ganz langsam wird sich dieser Zauber über euren ganzen Körper ausbreiten, bis ihr euch überhaupt nicht mehr rühren könnt und es wirkt schnell, was ihr wohl auch schon bemerkt haben müsstet."
Die restlichen Todesser lachten gehässig.
Es war eine Falle, aber die Todesser konnten doch nicht wissen, dass sie in diesem Wald apparieren würden und schon gar nicht, hätten sie diesen Fluch vorbereiten können. Sie mussten schon länger hier sein und auf sie gewartet haben. Es gab einen Verräter … in der Zentrale nicht, von ihnen wusste niemand, dass sie immer hierher apparieren. Die Auroren, die es gewusst hatten, waren bereits ermordet worden. Nur Dorcas und Alastor waren noch übrig und wenn es einer von diesen beiden wäre … nein, es war einfach eine absurde Vorstellung. Vielleicht war es jemand vom Orden.
Natürlich, der Orden! Wer hätte es sonst sein sollen. War Remus also doch ein Werwolf geworden, der den Idealen Voldemorts folgte? Sie hätten es ihm nicht zugetraut. Sie hätten nicht einmal geahnt, dass er ein Werwolf wäre, wenn Dumbledore es ihnen nicht gesagt hätte. Er wirkte so friedlich, freundlich und ruhig, nicht so wie ein bestialisches Monster.
„Man weiß nie woran man ist", meinte eine piepsige Stimme.
Fabians Gehirn arbeitete. Diese Stimme kannte er nur zu gut. Er würde sie unter tausenden wieder erkennen. Er hätte sich auf die Stirn schlagen können für so viel Dummheit. Er war ein verdammter Auror und dennoch hatte er nicht gemerkt, dass er ein Todesser war. Er hätte wisse müssen, dass Peter Pettigrew sie verraten hatte und sie die ganze Zeit ausspionierte. Aber niemand hätte diese unscheinbare Person je vermutet und das war wohl ein großer Fehler gewesen.
Gideon dachte wohl das Selbe, denn aus seinen Augen sprach der pure Hass, die Wut über sich selbst und einfach darüber, dass er nicht früh genug darauf gekommen war. Wenn sie das getan hätten, würden viele ihrer Kollegen noch leben und nicht auf einem Friedhof liegen.
Dumbledore musste es sofort erfahren, wer der Verräter war und auch die anderen Mitglieder. Aber wie sollten sie ihnen eine Nachricht zukommen lassen, wenn sie nicht einmal mehr ihre Zauberstäbe bewegen konnten?
Wussten alle, die bereits gestorben waren, dass Peter Pettigrew der Verräter war? Hatte er sich allen offenbart?
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Gideon und Fabian Prewett wurden blutüberströmt, mit Schrammen über dem ganzen Körper, zerschlissenen Roben und kreidebleich im Wald, nahe ihrer Wohnung gefunden. Die Beiden mussten eine grauenhafte Folter durchgemacht haben und schließlich hatten sich die Todesser doch erbarmt, sie einfach mit einem Avada umzubringen.
Ein bestimmter Zauber konnte ihnen sagen, wie viele Zauberer und Hexen an einem Ort waren. Am Tatort von Fabian und Gideon Prewett befanden sich fünf Todesser, die sich ihren Spaß daraus gemacht hatten, sie in einen Hinterhalt zu locken und dann grausam zu ermorden.
Sie hatten die Namen aller fünf Todesser herausbekommen, da einer von den Prewett-Angreifen, sich einmal verraten hatte und so konnten die restlichen Auroren, in einem Verhör, in welchem sie nicht gerade zimperlich mit ihren Gefangen umgingen, herausfinden, wer noch so alles dabei war.
Mit einem kleinen Trick konnten sie die Erinnerung an diese Tat von einem Todesser in ein Denkarium geben und konnten sie die letzten Minuten von den Prewetts sehen.
Es war ein einziger Hinterhalt. Hätten sie die Möglichkeit gehabt, dann hätten sich die Prewetts bis zu ihrem letzten Atemzug gewährt.
Sie hatten immer wie Helden gekämpft und sie wären auch so gestorben … sie sind als Helden, als Legenden gestorben!
