Kapitel 10 - Waffenstillstand
Am Nachmittag erhielten sie mit Aglan die Antwort. Das Treffen würde in drei Tagen an der Grenze stattfinden. Jeder würde fünfzig Krieger mitbringen und die Parteien würden sich ohne Krieger treffen. Harry und Shi-Ala würden als Vermittler fungieren, da der Friede ursprünglich ihre Idee war.
Als das geklärt war, suchte Shi-Ala die Heiler auf und Harry besprach sich mit dem König und den Fährtenlesern der Elfen.
Er erfuhr, dass die Hexe ihre Unterkunft nördlich des Elfenlandes und nordöstlich der Menschen haben musste, sehr wahrscheinlich in den Verfluchten Landen von Gwann Dath.
Den Gerüchten zu folge standen dort noch einige Ruinen längst vergessener Völker. Heute traute sich dort niemand mehr hin, weil es dort nur so von gefährlichen dunklen Kreaturen wimmelte.
Gegen Abend aßen sie wieder gemeinsam und Shi-Ala berichtete ihre Erkenntnisse.
„Ich habe jemanden gefunden, der dir helfen könnte. Er lehrt mich gerade die Heilung, aber das dauert noch einen Tag."
„Wir müssen morgen früh los."sagte der König ernst.
„Aber Vater. Du musst noch die Weisen beauftragen die Erkenntnisse über die Portale zusammenzustellen und ihnen zu sagen, wonach wir suchen. Ich habe es Harry versprochen."flehte Shi-Ala.
„Ich weiß, aber uns bleibt keine Zeit."sagte er etwas niedergeschlagen.
„Vielleicht kann ich helfen, wenn sie mir vertrauen."sagte Harry.
Er fuhr fort, als König Thorion nickte: „Shi-Ala kann mit Maturon reisen, er ist in Sekunden da und wenn sie mir den Weg beschreiben, kann ich sie und ihre Frau Gemahlin in Nullzeit hinbringen. Das Gefolge können sie ja morgen schon losschicken."
„Das geht wirklich?"
„Sonst würde ich es nicht vorschlagen, Majestät."
„Einverstanden. Wir reisen übermorgen und morgen kümmere ich mich um den Rat der Weisen. Es wird langsam Zeit, dass sie sich mal mit etwas beschäftigen, was nicht mit Krieg zu tun hat."
„Danke, Majestät."
So geschah es dann auch. Der König ging mit Harry zum Rat der Weisen und Harry schilderte sein Problem. Zunächst behandelten sie Harry arrogant und herablassend, doch der König sprach ein Machtwort und sie fügten sich. Als der König fallen ließ, er wäre der Oberst der Blauen Garde, waren sie jedoch plötzlich nicht mehr zu bremsen. Harry schüttelte nur den Kopf.
Abend kam Shi-Ala strahlend in den Saal gerannt und umarmte Harry fröhlich zu seiner Überraschung und zum Amüsement der Mutter.
„Ich kann es. Ich kann die Sprüche, die dir helfen können." rief sie aufgeregt.
„Danke." sagte Harry ehrlich und küsste ihr spontan auf die Stirn. Sie sah ihn überglücklich an und wurde knallrot.
Am nächsten Morgen versammelten sich die vier auf dem Palasthof bei Maturon.
‚Ah, sieht man dich auch mal wieder?' fragte er schnippisch.
Harry musterte die ganzen Kinder, die den Drachen anstarrten oder ihn vorsichtig streichelten.
‚Sieht nicht so aus, als hättest du mich vermisst.'
‚Hey, ist das dein goldener Singvogel auf deiner Schulter?'
Der Phönix trällerte entrüstet.
„Maturon, darf ich dir Aglan vorstellen, meinen Phönix. Aglan, das ist Maturon."
Der Phönix flatterte zu dem Drachen und setzte sich auf dessen Kopf, dann beugte er seinen Kopf herunter und schaute ihm kopfüber direkt in die Augen. Harry musste sich zusammen reißen, um nicht zu lachen. Das sah zu komisch aus und hätte glatt aus einem Cartoon stammen können.
‚Sag deinem Vogel er soll das lassen.' grummelte Maturon gutmütig.
„Er sagt, es freut ihn, dich kennen zu lernen, Aglan."sagte Harry mit einem amüsierten Funkeln in seinen grünen Augen.
‚Hey!' kam es vom Drachen.
‚Gibs doch zu.'
‚Also schön, er ist in Ordnung.' seufzte der Drache.
‚Geht doch.'
„Mat, du nimmst bitte Shi-Ala mit und bringst sie zum Treffpunkt und zwar 'blitzschnell', wenn ich das mal so formulieren darf. Da ich nur zwei mitnehmen kann und mehr als zwei nicht auf dir sitzen können, reisen wir getrennt. Ist das ok für dich?"
‚Kein Problem.'
„Danke, Mat."
Der Drache beugte sich herunter und Shi-Ala stieg gekonnt auf.
„Auf geht's!"rief sie und der Drache brüllte enthusiastisch, bevor er abhob. In der Luft, verwandelte er sich plötzlich in einen Blitz und verschwand mit einem Donnerschlag.
„Was war das?"fragte der König erschüttert.
„Mat ist ein Elementardrache... Blitz. So ist er in Sekunden da und genau so werden wir auch reisen."
„Ist das nicht gefährlich?"
„Keineswegs. Sonst hätte ich Shi-Ala nicht allein reisen lassen. Wenn sie mir ihre Hände reichen würden?"
Sie griffen ihn an den Händen und Aglan setzte sich auf seine Schulter und auch sie verschwanden mit einem Blitz.
Sie erschienen auf einer großen Lichtung genau an der Grenze der beiden Länder.
Hinter ihnen standen bereits die Elfenkrieger in einer perfekten Linie und ihnen gegenüber saßen die Drachenkrieger auf ihren beeindruckenden Drachen. Der Drachenlord schwebte etwas vor der Linie seiner Krieger und rechts und links hinter ihm schwebten Clanasya und Spax von der blauen Garde.
Eine Sekunde später schlug ein Blitz neben ihnen ein und der Drache mit Shi-Ala erschienen.
Einige der Elfenkrieger stöhnten überrascht auf und auch das Königspaar zuckte zusammen.
„Hey, wo hast du dich rumgetrieben, Mat?"fragte Harry lachend.
'Deine Freundin wollte noch eine Runde fliegen.'
'Meine Freundin?'
'Gibs doch zu!'
'Das hättest du wohl gern.' sagte Harry und half Shi-Ala abzusteigen.
Auch der Drachenlord stieg ab und schritt in die Mitte der Lichtung.
Dort begrüßte er höflich die Königin und den König.
„Herzlich willkommen Majestät. Ich bin der derzeitige Drachenlord, Dalarius."sagte der Herrscher der Menschen höflich.
„Es ist uns ein Vergnügen. Ich bin Thorion und das ist meine Gemahlin Shula. Dieser Krieg dauert bereits viel zu lange und es ist an der Zeit, dass wir uns mal treffen, um ihn zu beenden.."
„Ja, wie ich sehe, haben sie ihre Tochter wiedergefunden."
„Dank ihres Oberst, ehrenwerter Lord Dalarius."
Nun schritt der Lord auf Harry zu und umarmte ihn unzeremoniell, „Du hast es also geschafft, danke."
„Kein Problem. Es ist etwas unbequem im Stehen finden sie nicht auch?" fragte er und beschwor einen runden Tisch und fünf bequeme Polsterstühle und einen Baldachin darüber, der sie vor der Sonne schützte. Außerdem beschwor er ein paar Gläser und eine Karaffe mit gekühltem Kürbissaft.
Die Herrschaften nahmen einen Schluck und sahen Harry erstaunt an.
„Was ist das, Oberst Potter?"fragte die Königin.
„Das, Milady, ist Kürbissaft, eine Spezialität aus meiner Heimat, zumindest unter den Zauberern."
„Das schmeckt sehr gut, Oberst."stimmte auch der Drachenlord zu.
„Nun, lasst uns anfangen."sagte der Drachenlord enthusiastisch.
Zuerst mal bestimmten sie, dass ab sofort ein Waffenstillstand herrschte. Als nächstes bestimmten sie, dass Friedensboten ab sofort unangreifbar waren. So konnten sie nächstes mal wenigstens Boten schicken, ohne zu fürchten, sie zu verlieren.
Dann unterrichteten Harry und Shi-Ala den Drachenlord von ihrem Plan, das goldene Ei zu suchen. Zum ersten Mal glaubte ein Drachenlord den Elfen, dass sie das Ei nicht hatten.
Sie kamen überein, den beiden, die Mission zu gestatten. Auch die Informationen des Drachenlords besagten, dass die Hexe irgendwo im Nordosten in den verfluchten Landen ihren Sitz hatte.
„Da gibt es ein Problem, Oberst Potter. Wenn ihr jetzt abreist, kommt ihr genau im Winter zu den Himmelsbergen im Norden des Elfenlandes. Diese Berge sind schon im Sommer nahezu unpassierbar. Selbst Maturon kann nicht so hoch fliegen schon gar nicht in so einer Kälte." erklärte Thorion.
„Wir könnten die Zwerge um Hilfe bitten, sie haben den Berg so sehr durchhöhlt, dass es mehrere Wege durch den Berg gibt."
„Aber der Drachen wäre zu groß für die Minen. Ich weiß, dass Pferde in den meisten Gängen ganz gut durchkommen, aber niemals ein Drache."merkte Lord Dalarius an.
Harry dachte nach. Schließlich ging er zu Maturon hinüber und streichelte ihn über den Kopf. 'Sag mal, guter Freund, ich habe einige Fähigkeiten von dir erhalten. Hast du auch meine Fähigkeiten erhalten?'
'Das ist möglich. Bisher hat sich diese Frage noch nie gestellt. Worauf zielst du ab?'
'Ich kann mich in ein Tier verwandeln.'
'Und ein beeindruckendes noch dazu.'
'Vielleicht kannst du dich ja auch in ein Tier verwandeln, ein Pferd zum Beispiel?'
'Ich soll mich in einen Klepper verwandeln?' gab Maturon aufgebracht zurück.
'Ach komm schon, ich bin sicher, du wärest ein beeindruckendes Prachtpferd. Du weißt, dass du sonst nicht mitkommen kannst, dann müsste ich meinen Lieblingsdrachen gegen ein ödes Elfenpferd tauschen.' umschmeichelte Harry seinen Partner.
'Also wenn du es so formulierst. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.'
'Weißt du, wie es geht?'
'Ja, ich stelle mir das Tier bildlich vor und dann zwinge ich meinen Körper, sich zu verwandeln. Da du es konntest, als wir uns verbunden haben, sollte es nicht allzu schwer fallen. Wenn du dich einen Augenblick geduldest, versuche ich es gleich.'
'Wenn du dir sicher bist.'
Der Drache nickte und trat einen Schritt zurück. Gespannt sah Harry, wie er die Augen schloss und sein Gesicht sich vor angestrengter Konzentration verzog, was bei dem mächtigen und gewaltigen Drachen fast schon komisch aussah. Plötzlich schrumpfte er und veränderte die Farbe.
Nach einer Minute stand Harry staunend mit offenem Mund vor einem wirklich prächtigen Hengst. Das Pferd hatte ein goldenes Fell und eine tiefblaue Mähne mit silbernen Strähnen dazwischen. Der Schweif sah genauso aus und an den Fesseln hatte er auch so gefärbte Haare, die es aussehen ließen, als würde das Pferd auf blauen Flammen stehen.
„Wow, du siehst umwerfend aus, Mat."sagte Harry in Ehrfurcht.
Das Pferd schnaubte, wieherte dann stolz und warf seinen Kopf hoch.
„Komm mit, ich stelle dich den Hoheiten vor!"sagte Harry lachend.
Stolz trabte der Hengst hinter Harry her, seine prächtige Mähne flatterte im Wind.
Die Herrschaften hatten sich weiter unterhalten und Harrys Experiment nicht bemerkt. So sahen sie ihn schließlich überrascht an, als er mit dem großen prächtigen goldenen Hengst neben ihnen stand.
„Das Problem mit einem Pferd für mich hat sich erledigt."sagte Harry beiläufig.
„Woher... was ist das für ein Pferd, Harry?"fragte Shi neugierig.
Der Drachenlord sah Shi-Ala überrascht an, dann Harry fragend. Schließlich grinste er spitzbübisch.
„Darf ich euch mein treues Pferd Maturon vorstellen?"fragte Harry mit vor Schabernack blitzenden Augen.
„Maturon? Ich denke, dein Drache heißt so?"fragte Shi-Ala verwirrt.
Das Pferd tänzelte förmlich einige Meter vom Tisch weg, bevor er sich auf die Hinterbeine stellte und sich mit einem tiefen Grollen in den Drachen zurück verwandelte.
Die vier Hoheiten sahen ihn mit geweiteten Augen an.
„Seit wann können sich Drachen verwandeln?"fragte der König der Elfen.
„Der Drachenreiter erhält von dem Drachen einen Teil seiner Fähigkeiten. Ich habe mir gedacht, warum sollte es nicht auch in die andere Richtung funktionieren?"
„In die andere Richtung... Kannst du dich auch in ein Tier verwandeln?" fragte der Drachenlord.
„Das hört sich so an, nicht wahr? Ich möchte jedoch nicht näher darauf eingehen, weil eine solche Fähigkeit nur wirklich nützlich ist, solange niemand davon weiß."
„Weise Worte. Ihr habt euren Oberst sehr gut ausgewählt, wenn er schon in so jungen Jahren über eine solche Weisheit verfügt." sagte der König anerkennend.
„Vertraut mir, Hoheit, Oberst Potter hat schon mehr Unheil erlebt, als mein erfahrenster Offizier."sagte der Drachenlord ernst und der König und die Königin sahen Harry mitfühlend an, besonders, nachdem sie auch Shi-Alas ernsten und fast schmerzvollen Blick bemerkten. Harry wirkte nach außen hin hart, doch seine Augen verrieten Trauer und Schmerz in unglaublicher Größe.
So war die Suche nach dem Ei beschlossen. Der Drachenlord schickte nach den Weisen des Menschenlandes und der Elfenkönig nach den Weisen des Elfenreiches. Dann schrieben sie einen Vertrag für den Waffenstillstand und die Soldaten auf beiden Seiten jubelten den Herrschern zu und auch Harry und Shi-Ala, ohne die das nicht möglich gewesen wäre.
Am Abend dann, wurde spontan ein Fest organisiert, an dem Elfenkrieger wie Drachenreiter gleichermaßen teilnahmen. Auf der einen Seite der Tafel saßen die Drachenreiter, ihnen gegenüber saßen die Elfenkrieger. Harry saß neben Clanasya und saß gegenüber Shi-Ala. Den ganzen Abend warfen sie sich verstohlene Blicke zu, wenn der andere nicht hinsah.
„Sag mal Harry, was läuft eigentlich zwischen euch beiden?"fragte Clanasya schließlich grinsend in Englisch.
„Nichts." wehrte er fast erschrocken ab.
„Aber du starrst sie die ganze Zeit an."
„Ist das so offensichtlich?"fragte Harry und wurde rot. Als die Elfenkönigin den Austausch bemerkte, lächelte sie Harry zu und fragte: „Worüber unterhaltet ihr euch? Und welche Sprache sprecht ihr?"
„Verzeiht meine Unhöflichkeit, Milady. Wir sprachen Englisch, meine Heimatsprache. Und wir haben uns...ähm..."
„Wir haben über eure bezaubernde Tochter gesprochen, eure Majestät und Ha... ich meine, Oberst Potter hat mir nur gesagt, wie hübsch er sie findet."
Harry lief knallrot an und Shi-Ala sah überrascht auf.
„Ist das wahr?"fragte sie Harry.
„Dass ich dich hübsch finde, ist noch untertrieben, ich finde, du bist wunderschön. Dass wir darüber geredet haben, ist allerdings nicht ganz wahr. Clanasya hat lediglich bemerkt, dass ich dich öfter angeschaut habe."
Jetzt wurde Shi-Ala rot und murmelte: „Danke."
Die Königin zwinkerte Clanasya verschwörerisch zu.
So entwickelte sich der Abend zu einem lustigen und geselligen Zusammensein.
Am nächsten Morgen wurden die Pläne noch intensiver geschmiedet und einige Reiter des Elfenkönigs brachten ein wunderschönes weißes Pferd mit einer sichelmondförmigen schwarzen Blesse auf der Stirn, besonders stach die silberfarbene Mähne und der ebenfalls silberne Schweif hervor, der sanft im Wind wehte. Überraschenderweise schien das Pferd sich nicht an der Anwesenheit des Drachen zu stören, der nur wenige Meter von ihm entfernt faul auf dem Gras lag und Rauchwölkchen spie.
Der Reiter der Elfen war nicht auf dem Pferd geritten, er hatte es nur geführt und hatte ein eigenes Pferd..
„Prinzessin Shi-Ala, ihr Pferd."sagte er und überreichte der Prinzessin die Zügel.
„Danke." sagte sie und streichelte das Pferd sanft über den Kopf.
„Hallo Gwaew Dûath."begrüßte sie das Pferd.
Harry trat an sie heran und streichelte das Pferd ebenfalls.
„Windschatten, ein schöner Name für ein schönes Pferd."
„Ja, sie ist wirklich schön und schnell wie der Wind."sagte Shi-Ala stolz.
„Nicht so schön, wie die Reiterin."sagte Harry leise beim Weggehen und sie sah ihm nachdenklich hinterher.
Harry ging zum Waffenmeister der Drachenreiter und ließ seine Waffen nachsehen und schärfen. Er bekam außerdem einen dunkelgrauen Ringpanzer. Zum Schluss reichte der Waffenmeister ihm einen goldenen Umhang mit seinem Drachensymbol.
„Habt ihr nicht etwas unauffälligeres? Ich möchte nicht unbedingt, als Drachenreiter erkannt werden."sagte Harry.
„Vielleicht kann ich ja helfen."sagte die Elfenkönigin freundlich, als sie unbemerkt an ihn heran getreten war.
„Milady." sagte Harry mit einer Verbeugung.
„Ich kann euch einen Umhang der Waldelfen geben. Damit könnt ihr euch in den Schatten und in den Wäldern nahezu unsichtbar machen. Freilich ist das bei solch auffälligen Pferden nicht so einfach."sagte sie lächelnd und reichte ihm einen Umhang der in unterschiedlichen Grüntönen schimmerte, die sich im Licht der Sonne zu verändern schienen. Auch Shi-Ala bekam einen solchen Umhang von ihrer Mutter.
Am Tag darauf kamen die Weisen an und sie erörterten noch einmal alles, was sie über die verfluchten Lande von Gwann Dath wussten und über die Hexe, die wie Harry von Shi-Ala erfahren hatte, Israna hieß.
Sie erhielten einige Vorräte von den Elfen und den Drachenreitern und packten ihre Sachen zusammen.
Am nächsten Morgen, noch vor Sonnenaufgang verabschiedeten sie sich von ihren Freunden und Familie.
„Passt gut auf euch auf!"sagte die Königin und umarmte ihre Tochter.
„Passt gut auf mein Juwel auf, Oberst."erbat sich König Thorion von Harry
„Ich werde sie mit meinem Leben schützen, darauf haben sie mein Wort, König Thorion."
Der König sah ihn erstaunt an, doch die Königin nickte ihm lächelnd zu.
Dann verabschiedete sich Harry vom Drachenlord.
„Halte die Ehre der Drachenreiter aufrecht, mein junger Oberst."
„Das werde ich, Milord."
„Pass auf dich auf, Harry!"rief ihm Clanasya zu. Er nickte ihr zu und ging zu Aglan.
„Du wirst uns finden, wenn die Hoheiten uns irgendetwas wichtiges mitzuteilen haben?"fragte Harry.
Der Phönix trällerte zustimmend. Danach ging Harry zu den Weisen der Elfen und bekam eine alte Karte der Lande von Gwann Dath und dem Weg dorthin.
Zum Schluss ging er zu Shi-Ala, die bereits mit ihrem schlanken Schwert und einem kunstvoll gearbeiteten Bogen bewaffnet war und auf ihrer prächtigen Stute saß.
Maturon verwandelte sich in den Hengst und wie damals das Geschirr, erschien nun ein bequemer schwarzer Sattel. Harry steckte die Karte in eine Lederhülle und befestigte diese am Sattel. Sein Schwert schnallte er auf seinen Rücken und ihre Vorräte und eine Decke verstaute er hinter dem Sattel.
„Auf geht's!"sagte er und stieg mit einer geschmeidigen Bewegung auf das Pferd.
Nebeneinander ritten Shi-Ala und Harry in schnellem Trab davon nach Nordosten in Richtung der Himmelsberge.
„Sagt, holde Prinzessin, sprecht ihr die Sprache der Zwerge?"
„Ja, in der Tat, tapferer Ritter."erwiderte Shi-Ala in dem gleichen verspielten Ton.
„Wir brauchen dreißig Tage bis zu den Höhlen, meint ihr, ihr könnt mir die Grundlagen beibringen."
„Argh, hör auf damit Harry. Von diesem Geschwafel bekomme ich am Hof schon genug. Bitte rede wieder normal mit mir."
„Klar doch, Prinzessin."
„HARRY!"
„Wie du willst, Shi."
„Schon besser."sagte sie und strahlte ihn an.
So unterrichtete sie ihn die Sprache der Zwerge und ihre Gebräuche, als sie gen Nordosten ritten. Im Gegenzug lehrte er ihr die Sprache seiner Heimat und berichtete ihr über seine Zeit.
Besonders die Entwicklungen der Muggel faszinierten sie.
Sie nächtigten oft in Siedlungen der Elfen und verbreiteten die frohe Kunde des Waffenstillstandes. Es war immer das Selbe. Zunächst begegneten die Elfen Harry mit Misstrauen und Arroganz und wenn er sie wieder verließ, ging er als Freund.
„Du hast eine unglaubliche Art, Freunde für dich zu gewinnen, Harry."
„Nicht immer und überall, und wer weiß, ob sie noch Freunde sind, wenn es darauf ankommt."sagte er leise und mit tiefer Trauer in der Stimme.
„Was ist geschehen?"fragte Shi-Ala nach einer Weile.
Er schwieg mehrere Minuten, und Shi-Ala rechnete schon nicht mehr mit einer Antwort, als er plötzlich berichtete, wie ihn seine Freunde mit Hass und Verachtung bedacht hatten, als er aus dem Gerichtssaal geführt wurde. Diesen Teil der Geschichte hatte er ihr bis jetzt verschwiegen und als sie einige Tränen seine Augen hinablaufen sah, wusste sie auch warum... es war zu schmerzhaft, sich daran zu erinnern und auch ihr tat es weh, ihn so zu sehen, denn er bedeutete ihr inzwischen sehr viel. Von all den schrecklichsten Ereignissen seines Lebens, taten ihm die Gefühle seiner Freunde für ihn immer noch am meisten weh. Sie ritt dichter neben ihn und griff nach seiner Hand. Sie drückte sie und hielt sie fest. Dann sah sie ihm tief in die Augen und sagte ehrlich: „Ich werde dich nie verlassen, Harry Potter."
Das brachte einen neuen Schwall Tränen, aber diesmal sah sie, waren es Tränen des Glücks.
„Danke." war alles, was er herausbrachte.
Sie saßen später allein mit ihren Pferden an einem kleinen Lagerfeuer, als Harry wieder darauf zu sprechen kam.
„Shi," sagte er mit einer sanften ruhigen Stimme, „Wie meintest du das vorhin, du würdest mich nie verlassen."
Sei sah ihm tief in seine grünen Augen und musterte ihn.
„Harry, weder bei den Elfen noch bei den Menschen habe ich einen so großartigen Mann gefunden wie dich. Du bist mutig und stark, wie man sich einen Krieger vorstellt und auch hart, wenn es darauf ankommt. Doch du bist auch intelligent, weise und hast eine reine Seele, wie man sie nur bei einem Weisen erwarten würde, der wesentlich älter ist, als du. Du würdest nie aus Selbstzweck töten. Du verfügst selbst unter den Drachenreitern oder den Elfen über eine unglaubliche magische Macht und doch bist du bescheiden und setzt sie nur für das Gute ein. Du kommst aus einer Welt voller Schmerz und Verrat in eine Welt schwelenden Krieges und bist unerreichbar fern deiner Probleme. Aber was machst du? Du versuchst das unmögliche und willst diesen unsäglichen Krieg beenden, einen Krieg, mit dem du nichts zu tun hast. Du rettest einem Feind das Leben... was möchtest du noch über dich hören? Ich meinte, was ich sagte, ich werde dich nie verlassen und nie im Stich lassen, sei es als Freund... oder mehr, wenn du es nur willst."
Harry wusste nicht, was er sagen sollte, so starrte er sie sprachlos an. Das Feuer warf tanzende Schatten über ihr wunderschönes Gesicht und spiegelte sich in ihren Augen wieder, in Augen, die voller Verständnis, Ehrlichkeit und Zuneigung waren.
Sie beugte sich langsam nach vorn und auch er beugte sich ihr entgegen, ohne wirklich zu erfassen, was er gerade tat und als sich ihre Lippen berührten, durchfuhr es ihn, wie ein Stromschlag. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Maturon in diesem Augenblick hochfuhr und ihn anstarrte.
Der Kommentar, den Harry erwartete, kam erst, nach einigen Minuten, als sie sich endlich schwer atmend voneinander gelöst hatten.
'Das wurde aber auch Zeit.'
'Sei ruhig!' bat Harry ernsthaft und Maturon schwieg, doch seine Augen funkelten spitzbübisch.
„Das war wunderschön, Shi."sagte Harry leise, „Aber bist du dir auch wirklich sicher? Du weißt, irgendwann muss ich zurück und mich meinem Dämon stellen. Du weißt, das ist gefährlich."
„Ich weiß und ja, ich möchte es. Ich werde dir auch dabei zur Seite stehen, wie du mir jetzt zur Seite stehst."
„Danke, Shi."sagte er und küsste sie erneut und diesmal nicht zaghaft, sondern sicher und voller Leidenschaft.
Diesmal fuhr sie ihm zärtlich mit ihrer Zunge über seine Lippen und als er sie öffnete, begann sie sanft mit seiner Zunge zu spielen und erneut durchfuhr ihn ein heißer Schauer.
Maturon wieherte fröhlich dazu.
Harry betäubte ihn ohne hinzusehen mit einem Wink seiner Hand und küsste Shi-Ala weiter.
Sie benötigten insgesamt 29 Tage bis zu den Höhlen der Zwerge und ihre Zuneigung wuchs von Tag zu Tag.
Währenddessen dauerte der Waffenstillstand der Elfen und Menschen an. Die beiden Parteien hatten nach Harrys und Shi-Alas Abreise noch einige Tage getagt und Details des Waffenstillstands ausgearbeitet. Sie hatten außerdem ein weiteres Treffen nach Ablauf des Monats vereinbart, um engere Kontakte zu knüpfen. Das Volk jedoch warf ein sehr misstrauisches Auge auf die Verhandlungen. Nur dort, wo Harry und Shi-Ala entlang reisten wurden die Elfen von dem Frieden überzeugt, so wurden die beiden unbeabsichtigt zu Friedensbotschaftern.
Lord Silver: tätschelt Harry den Kopf Hat der Kleine endlich seine Prinzessin gefunden?
Harry: verdreht genervt die Augen
Shi-Ala: Hey! böser Blick auf Harry
Harry:zieht den Kopf ein und schaut Shi mit seinem Dackelblick an
Shi-Ala: Lass das! Das ist gemein, du weißt, dass ich bei dem Blick nicht böse sein kann
Harry: grinst sie an
Lord Silver: Typisch. Genau wie sein Vater
Lady Shadow: sieht Lord Silver fragend an
Lord Silver: James war genauso. Zumindest, wenn Lily ihn bei seinen Streichen erwischt hat
Lady Shadow: schüttelt mit dem Kopf Ja ja, der Apfel fällt halt nicht weit vom Stamm
Harry: Ihr kanntet meinen Vater?
Lord Silver: Nur weil du aus einer anderen Dimension kommst, heißt das nicht, dass wir dich und deine Eltern nicht beobachtet haben
Harry: hebt abwehrend die Hände schon gut, schon gut!
Lord Silver: Ja, genau. Und nun geh spielen mit deiner Sandkastenfreundin. Wer weiß, wie lange du sie noch hast. grinst böse
Harry und Shi-Ala schauen einander ängstlich an
Lord Silver: Oh, Lady Lady Shadow ist so still... ob sie ein Schweigegelübde abgelegt hat?
Lady Shadow: haut Lord Silver auf den Hinterkopf Hab noch andere Kinder um die ich mich kümmern muss!
Lord Silver schaut Harry bedeutsam an Regel Nummer eins: Ärgere nie eine Frau!
Lord Silver: grinst besonders, wenn du in ihrer Reichweite stehst
Lady Shadow: schaut angesäuert
Lord Silver schaut mit Hundeblick auf Lady Shadow Sorry
Lady Shadow: Dir sei noch mal verziehn
Lord Silver schaut erneut Harry an und wischt sich den imaginären Schweiß von der Stirn
Lady Shadow: SILVER! Glaube ja nicht, ich würde es nicht bemerken
Lord Silver: schenkt Lady Shadow sein strahlendstes Lächeln
Shi-Ala kichert angesichts des nahezu kindischen Verhaltens der beiden Erschaffer
Lord Silver: Nun ab mit euch! zu Harry und Shi-Ala gewandt, die inzwischen wieder Händchen hielten
Lady Shadow: schüttelt mit dem Kopf Diese Jugend!
An alle Reviewer: Vielen Dank für alle eure Reviews!
hbt3: Es geht ja nicht um irgendein Ei, sondern um das ERSTE, das die Drachen je gelegt haben. Zu Dumbledore und Fudge kommen wir später noch, falls Harry es irgendwie schafft zurürckzukehren. Doch bis dahin wird ihm unser geschätzter Professor Snape noch etwas (zumindest ein wenig) Kopfschmerzen bereiten ;-)
Werder: Welches Tor? Es gibt ja leider kein Tor mehr, das in die Menschenwelt führt ;-)
