Er setzte sich auf das schwarze, weiche Sofa und kurz darauf kam Maxim mit zwei Gläsern in der Hand und umgezogen. Er trug einen –ihm etwas zu großen- Pulli und eine flauschige Jogginghose, und Andraj musste unwillkürlich grinsen, denn Maxim sah noch zierlicher aus als sonst, doch in ihm schlummerte eine gewaltige Kraft. Maxim reichte ihm ein Glas und setzte sich dann ihm gegenüber. Andraj konnte sich ein scherzhaftes, nicht böse gemeintes „Very sexy!" nicht verkneifen und zwinkerte ihm zu. Maxim grinste. „Dankesehr. Ich mags..." „Schon klar" Andraj grinste ebenfalls, dann wurde er jedoch wieder ernst. „Sag mal, wie lange wohnst du schon alleine?" Maxim sah ihn an und schien zu überlegen. „Seit.. ich schätz es mal auf knapp 2 Jahre." Andraj rechnete. Das musste heißen, dass... „Du bist mit 16 zu Hause ausgezogen?" Maxim nickte. „Darf man fragen... warum?" „Ich habs mit meinen Eltern nicht mehr ausgehalten... meinen leiblichen Vater hab ich nicht mehr in Erinnerung, er ist gegangen als ich ganz klein war und kaum laufen konnte, ich weiß nicht einmal mehr wie er aussieht. Und der Lebensgefährte meiner Mutter... ich kam mit ihm nicht klar, wir haben uns so gesehen gehasst, denn ich hatte Angst, dass er mir meine Mutter wegnimmt und ich alleine dastehe. Natürlich waren meine Geschwister auch noch da, aber die kamen alle mit ihm klar. Im Nachhinein weiß ich, wie dumm ich war, aber ich will nicht angekrochen kommen..." Andraj sah Maxim an. Er staunte nicht schlecht, denn Maxim schien klare Ziele zu haben und er würde versuchen, diese zu verwirklichen. Dennoch, in Maxims Hinterkopf war die Erinnerung an den schlimmsten Vorfall zwischen ihm und seinem Stiefvater. Und er hatte diesen Tag, diesen Ort und die Tat nie vergessen können, hatte sie sich doch in seinem Gedächtnis eingebrannt.
- Flashback -
Maxim ging, wie jeden Tag, morgens aus dem Haus, mit seinen Geschwistern, doch war er seltsam verschwiegen. Sie merkten alle, dass irgendetwas nicht stimmte, aber vor allem Maxim hatte ein komisches Gefühl in der Magengegend, denn sein Stiefvater war anders als sonst... freundlicher zu ihm. Irgendwas stimmte da nicht, das schien er regelrecht zu riechen. Woher er das so genau wissen wollte wusste er auch nicht, doch er war sich sicher, hundertprozentig, doch traute er sich nicht, etwas zu sagen, denn seine Geschwister hätten wohl gelacht und ihn verspottet, und das wollte er nicht. Er wollte nicht immer das kleine Nesthäkchen sein, dass sich verhielt wie ein Kleinkind und vor banalsten Sachen Angst hatte. Dennoch spürte er tief in sich etwas, dass förmlich danach schrie, umzukehren. Er sah zu seinen Geschwistern, die in ein Gespräch vertieft waren, blieb kurz stehen und, als sie ca. 2 Meter von ihm entfernt waren, drehte er sich rum und rannte los. Er rannte und rannte, warum wusste er nicht, doch seine Beine liefen von alleine. Er wollte anhalten, doch es ging nicht, er rannte einfach weiter, wie ferngesteuert. Völlig außer Atem kam er zu Hause an, ging rein und sah sich um. Er hörte nichts, es war mucksmäuschenstill, nicht einmal der Kühlschrank surrte. Maxim hörte kurz auf zu atmen, dann ging er in Richtung Keller. Nichts. Plötzlich packte ihn jemand von hinten und zog ihn hinunter. Unten, im Boden eingelassen, war der Pool. Maxim zappelte und wehrte sich, doch zu spät. Sein Angreifer drückte ihn auf den Boden, ein Knie in den Rücken und drückte seinen Kopf unter Wasser. Maxim zappelte. Noch konnte er die Luft anhalten... doch wie lange noch? Er wollte schreien, doch es ging nicht. Eine große Luftblase stieg auf. Er bekam keine Luft mehr doch zwang sich fieberhaft, nicht einzuatmen. Langsam ging seinem Gehirn die Luft aus, viele kleine Bläschen stiegen auf und er spürte, wie ihm langsam schwummerig wurde. Dann umhüllte ihn eine erlösende Schwärze, die ihn nichts mehr spüren lies. Sein Peiniger dagegen stand auf, grinste und schubste Maxim mit dem Fuß in den Pool. Er ahnte ja nicht, dass dieser noch lebte und so ging er, fröhlich, denn er hatte soeben ein Problem aus der Welt geschafft, was ihn belastet hatte. Nun würde ihm nichts und niemand mehr im Wege stehen.
- Flashback ende -
