Kapitel 2 - Sick at the thought of losing you
Der September zog vorbei und auch der Oktober neigte sich langsam dem Ende zu. Amy hatte sich langsam eingewöhnt und kam gut zurecht. Mit Cedric verstand sie sich richtig gut und auch zu Ciara, Lenny und Luca fasst sie langsam Vertrauen. Das Turnier war aus ihren Gedanken gewischt, da sie viel für die Schule zu tun hatte. Doch an diesem Morgen fand sie einen Aushang am Schwarzen Brett des Gemeinschaftsraums, der sie wieder daran erinnerte. Am Freitag würden die Schüler aus Drumstrang und Beauxbatons ankommen. „Hmpf" ,machte Amy und wand sich ab. Sie musste sich was einfallen lassen, es musste doch irgendwie möglich sein, Cedric davon abzuhalten an dem Turnier teilzunehmen. ‚Mir wird schon was einfallen' ,dachte sie und machte sich auf den Weg zum Frühstück.
Sie wurden mit dem üblichen „Morgen, Eve" begrüßt, als sie sich auf ihrem Platz gegenüber von Cedric fallen ließ. „Mhm" ,brummte Amy und füllte sich Cornflakes in ihre Schüssel. „Schlecht geschlafen?" ,fragte Cedric und kippte Milch über ihre Flakes, „Oder einfach schlecht gelaunt?" Amy ließ wieder nur ein Gebrummel verlauten und stopfte sich einen Löffel voller milchdurchdrängter Cornflakes in den Mund. „Okay, du willst nicht reden" ,seufzte Cedric, „Gut. Dann lass ich dich weiterschlafen." „Nun sei doch nicht gleich beleidigt" ,meinte Amy augenrollend, „Nur weil ich einmal nicht gut gelaunt bin, muss das doch nicht gleich was mit dir zu tun haben. Mein Gott!" „Natürlich nicht, ich... ich dachte nur" ,erwiderte Cedric und ließ seinen Toast sinken, „Eigentlich wollte ich ja nur wissen, was mit dir los ist." „Nichts!" „Aber... na gut. Wenn du meinst." Wie sollte sie ihm denn sagen, was mit ihr los war? Sie konnte ihm ja schlecht erzählen, dass sie wusste, dass er während diesem blöden Turnier sterben würde. Er würde sie doch für völlig bekloppt erklären. Aber sie musste ihn aufhalten, irgendwie. Cedric durfte nicht sterben, dazu war er ihr in diesen zwei Monaten einfach zu sehr ans Herz gewachsen. Sie mochte ihn fast so gerne wie Joel und das sollte was heißen, immerhin war Joel ihr bester Freund... und sie war ein wenig in ihn verliebt. Was natürlich nicht heißen sollte, dass sie auch in Cedric verliebt war... oder?
Der Freitagnachmittag kam schnell und die gesamten Hogwartsschüler stellten sich vor dem Schloss auf, um die Ankömmlingen aus den fremden Schulen zu begrüßen. Amy stand zwischen Luca und Cedric in einer der hintersten Reihen. „Das ist unfair" ,beschwerte sie sich und versuchte sich auf die Zehenspitzen zu stellen, ohne umzukippen, „Ich sehe gar nichts." „Komisch, ich kann wunderbar sehen" ,erwiderte Cedric grinsend. „Haha, lustig" ,knurrte Amy und boxte ihn in die Seite, „Du bist ja auch einen Kopf größer als ich." „Echt? Nur?" Er stellte sich direkt vor sie und fuhr mit einer Hand über ihren Kopf, um zu messen, bis wohin sie ihm ging. Seine Hand knallte kurz unter seinem Hals gegen seinen Oberkörper. „Oh, hast Recht. Bist du gewachsen?" Er grinste sie an und hatte deutlich damit zu kämpfen, nicht in Lachen auszubrechen. „Pf" ,Amy piekste ihn in den Bauch, „Nur weil du ein Riese bist, sind nicht gleich alle anderen Winzlinge."
„Diggory, Even, geben sie Ruhe dahinten" ,rief Professor Sprout ihnen zu, „Und Diggory stellen sie sich wieder an ihren Platz." Augenrollend nahm Cedric wieder seinen Platz neben Amy ein, schaute diese aber weiterhin feixend an. „Da sie kommen" ,rief plötzlich einer der Zweitklässler weiter vorne und streckte seinen Finger in die Luft. Amy wand sich von Cedric ab, um mit ihrem Blick der angewiesenen Richtung zu folgen. Wenn sie nicht gewusst hätte, dass dort eine Kutsche flog, hätte sie ihren Augen nicht getraut. „Ist das tatsächlich ne Kutsche?" ,hörte sie Luca neben sich laut fragen. „Ja, aber ne ziemlich große" ,antwortete irgendjemand in ihrer nähren Umgebung. Die grau-blaue Kutsche kam auf sie zugeflogen und kam schließ etwas entfernt von Hagrids Hütte mit einem lauten Krachen zum Landen. Jetzt erkannte Amy auch das duzend goldener Pferde, welches die Kutsche gezogen hatten. Die Tür, auf der das Schulwappen – zwei goldene, gekreuzte Zauberstäbe, aus denen je drei Funken stoben – prangerte, flog auf und ein Junge trat heraus, um die Treppe auszuklappen. Heraus trat Olympe Maxime und Amy musste zugeben, dass sie noch größer war, als sie es sich vorgestellt hatte. Während Madame Maxime, gefolgt von ihren Schülern, auf Dumbledore zu ging, um ihn zu begrüßen, huschte Amys Blick reflexartig zum See. Dort tauchte einen Moment später das ein wenig wrackartig Schiff der Drumstrangs auf und die ersten Leute gingen von Bord.
„Krum" ,murmelte Amy, als zwei Leute, gefolgt von den restlichen Schülern, auf Dumbledore zu gingen. „Was ist los?" ,fragte Cedric neben ihr, „Hast du gerade Krum gesagt?" „Jupp" ,erwiderte Amy, „Siehst du? Da, der neben dem Lehrer." „Tatsache, du hast Recht. Er ist noch Schüler!" „Mhm."
„Du isst ja gar nicht" ,stellte Cedric fest, als er von seinem Teller auf und zu Amy blickte, „Geht's dir nicht gut?" „Haha" ,Amy zog eine Grimasse, „Hab kein Hunger..." „Nicht mal auf Lasagne? Ich mein hallo? Das ist dein Lieblingsessen, das gibt's nicht so oft." „Nein, ich möchte nichts." „Du bist doch krank." „Mir geht's gut." „Aber irgendwas stimmt nicht. Du würdest für nichts in der Welt Lasagne aufgeben, selbst wenn du vorher einen Elefanten als Vorspeise gehabt hättest." Amy konnte sich nun ein Grinsen nicht mehr verkneifen und tat sich doch etwas von der Lasagne auf. „Du weißt wie man einen Mann glücklich macht" ,grinste Cedric und aß nun wieder weiter, während Lenny neben Amy in lautes Lachen ausbrach. „Was?" ,fragte Cedric unschuldig. „Nichts, nichts" ,erwiderte Lenny immer noch schmunzelnd. Amy verdrehte gekonnt die Augen und aß ihr Stück Lasagne.
Nachdem auch der Nachtisch von den goldenen Tellern verschwunden war, erhob Dumbledore sich für seine Rede. Amy hörte ihm nicht zu, sie kannte den Inhalt. Sie fragte sich stattdessen wieder einmal, wie sie verhindern konnte, dass Cedric seinen Namen in den Kelch warf. Oder sie musste ihn daran hindern an der dritten Aufgabe teilzunehmen. ‚Das ist auch eine Idee' ,dachte Amy, ‚Dann hab ich wenigstens noch ein wenig Zeit. Ja, bis dahin wird mir bestimmt was eingefallen sein. Hoff ich.'
„Guten Morgen, Miss Even?" ,brüllte plötzlich jemand in ihr linkes Ohr und Amy fuhr erschrocken zusammen, „Von wem träumen wir denn nun schon wieder?" „Cedric!" ,fauchte Amy, „Musst du mich immer so erschrecken?" „Tut mir Leid" ,erwiderte dieser mit unschuldigem Lächeln, „Ich hab's ja erst auf die sanfte Tour probiert, aber du hast nicht reagiert. Also musste es so gehen." „Mach das nie wieder." „Hättest du lieber in der Großen Halle geschlafen?" „Nein..." „Na siehst du. Dann komm jetzt." Er zog sie von ihrem Stuhl hoch und sie gingen gemeinsam zu den Kellern hinunter in ihren Gemeinschaftstraum.
„Also" ,meinte Amy, nachdem sie sich auf dem Sofa vor dem Kamin hatten fallen lassen, „Schmeißt du deinen Namen jetzt ein?" „Jupp. Gleich Morgen früh. Und bitte fang nicht wieder an dir Sorgen zu machen. Ich schaff das schon." „Ja, natürlich. Ich weiß... aber trotzdem. Cedric, in diesem Turnier sind Leute gestorben." „Nenn mich nicht Cedric, du weißt, dass ich es nicht leiden kann, wenn du das tust. Dann meinst du es nämlich verdammt ernst... Ich will nicht das du dir Sorgen um mich machst, wenn du noch nicht mal weißt, was das für Aufgaben sein werden. Aber egal, was ist, ich verspreche dir, ich werde aufpassen." Amy gab nach und nickte. Was sollte sie tun? Sie konnte ihm ja schlecht sagen, dass sie sehr wohl wusste, was passierte. „Eve?" „Huh?" „Süß von dir, dass du dir Sorgen machst." Cedric erhob sich vom Sofa, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und verschwand dann durch die Holztür zu seinem Schlafsaal. Amy starrte die Tür an, als könnte diese ihr sagen, warum ihre Stirn glühte, an der Stelle, die Cedrics Lippen berührt hatte. „Unsinn" ,murrte sie und ging ebenfalls schlafen.
Als sie am nächsten Morgen zum Frühstück ging, fand sie den Feuerkelch, von der Alterslinie umzogen, in der Eingangshalle vor. Cedric stand mit einem Zettel in der Hand neben Liam und Nick und schien wohl seinen Zettel einwerfen zu wollen. „Bin gleich wieder da" ,meinte Amy zu ihren Freundinnen und ging zu Cedric. „Wir gehen schon mal essen" ,rief Lenny ihr hinter her, „Dauert ja sicher länger oder!" Amy achtete nicht auf ihre Bemerkung und blieb vor Cedric stehen. „Morgen, Eve" ,grinste dieser und auch die beiden anderen Jungs wünschten ihr einen Guten Morgen. „Bist du dir wirklich sicher?" ,fragte Amy und starrte Cedric in die grau-blauen Augen. „Amy, bitte-" ,ihr fiel auf, dass er sie das erste Mal bei ihrem Vornamen nannte, „Das hatten wir doch schon mal." „Tut mir Leid. Egal, vergiss es, Ced. Schmeiß den Zettel da rein." Sie lächelte ihn an und er grinste zurück, bevor er über die Alterslinie trat und seinen sauber beschriebenen Zetteln in den Feuerkelch warf. „Schön" ,seufzte Amy, „Können wir jetzt frühstücken? Ich hab Hunger!" „Natürlich. Wann hast du mal keinen Hunger?" „Werd bloß nicht frech, ja?" ,grinste Amy und boxte ihn freundschaftlich in den Bauch. „Wer ist denn hier frech?" ,erwiderte Cedric und boxte zurück. Boxend bannten sie sich ihren Weg in die Große Halle.
Der Samstag verging schnell, für Amys Empfinden fast schon zu schnell und der Abend mit dem Festessen und der Bekanntgabe der Champions kam. Wie immer saß Amy auf ihrem angestammten Platz gegenüber von Cedric und zwischen Lenny und Ciara und zwang sich dazu etwas zu essen, damit Cedric keinen Verdacht schöpfte. ‚Warum kann ich hier eigentlich nicht bestimmen?' ,fragte sie sich, ‚Immerhin ist das mein Traum!' Doch in ihrem Hinterkopf hatte sie die Traumtheorie schon längst abgehakt, dazu ging das hier alles schon viel zu lang. Auch die Idee mit dem Komma oder dem Trip hatte sie schon verworfen, letzteres besonders, da sie keine Drogen nahm. So unrealistisch es auch war... dies hier schien die Wirklichkeit zu sein. Irgendwas war mit ihr passiert, als sie durch die Absperrung zwischen Gleis 9 und 10 gepurzelt war. Es schien als hätte sie die Rollen mit irgendeinem Zwilling in der magischen Welt getauscht. Sie fragte sich, ob ihr ‚magischer Zwillinge' wohl jetzt bei ihr zu Hause saß und verzweifelt ihre Mathehausaufgaben gegen die Wand pfefferte und sie gegen den Telefonhörer eintauschte, um Joel anzurufen, so wie Amy es meistens an den Samstagabenden tat. Bei diesem Gedanken musste Amy grinsen.
„Und der Hogwarts- Champion ist" ,durchbrach eine tiefe Stimme ihr Gedanken und Amy schrak auf. ‚Bitte nicht!' ,flehte sie innerlich. Dumbledore faltete den Zettel auseinander. „Cedric Diggory!" Amy versuchte sich nichts anmerken zu lassen und sich mit den anderen zu freuen, während Cedric durch die Tür hinter dem Lehrertisch ging.
„Ich fass es nicht, zwei Hogwarts- Champions. Er ist erst 14! Wie hat er bloß seinen Namen in den Kelch gekriegt?" Cedric und Amy saßen in einer Ecke des inzwischen leeren Gemeinschaftsraums. Mrs. Sprout hatte die Siegesfeier vor etwa 10 Minuten beendet und alle in ihre Betten geschickt. Aber Amy und Cedric hatte sich beide wieder rausgeschlichen, um ihr Gespräch zu beenden. „Und Dumbledore lässt das auch noch zu" ,fuhr Cedric entrüstete fort, „Es ist mir egal, wer er ist. Er ist fast noch ein Kind und er hat sich unrechtmäßig in das Turnier geschlichen."
„Cedric Diggory, würdest du vielleicht mal von deinem hohen Ross runterkommen? Hast du dir vielleicht schon mal überlegt, dass Harry nicht lügt? Was wenn wirklich jemand seinen Namen in den Kelch geworfen hat, hä? Du hast es doch schon gesagt, er ist 14. 14! Wer wäre denn so blöd und schmeißt mit 14 seinen Namen in den Kelch, wenn das Turnier erst ab 17 ist? Er weiß doch genau, dass er sich da nur lächerlich machen kann. Ich glaube nicht, dass er das mit Absicht gemacht hat." Cedric starrte sie entgeistert, aber doch nachdenklich an. „Hast du gesagt, ich soll von meinem hohen Ross runterkommen?" ,fragte er dann mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, „Aber sonst stimm ich dir zu. Jetzt wo ich drüber nachdenke... ja, du hast wohl Recht. Aber wer würde so was tun?" „C... äh, ich weiß auch nicht" ,meinte Amy schnell, bevor sie ihn angrinste, „Und ja, ich glaube wirklich, dass es dir gut tun würde, mal von deinem hohen Ross runterzukommen."
„Miststück" ,rief Cedric und warf ein Kissen nach ihr. „Blödmann" ,erwiderte Amy und griff nach dem nächst besten Kissen. Und bald war eine wilde, aber stumme, Kissenschlacht im Gange.
„Drachen" ,fauchte Cedric und ließ sich auf dem Sessel neben Amy fallen, die gerade ihre Astrologiehausaufgaben angefangen hatte. „Was?" ,sie legte ihre Feder beiseite und schaute Cedric verwirrt an. „Drachen" ,knurrte er, „Die erste Aufgaben. Es sind Drachen." „Oh... ja..." ,erinnerte Amy sich, bevor ihr einfiel, dass sie die Ahnungslose mimen musste, „Äh... ich meine, also... das ist nicht gut. Also, äh... woher weißt du das?" „Harry hat's mir erzählt." „Aha. Du schaffst das schon." „Ach und wie denkst du soll ich an einem riesigen, feuerspuckenden Drachen vorbei kommen?" Amy dachte nach. Was hatte Cedric im Buch noch mal gemacht? Er hatte irgendeinen Stein verwandelt oder so... aber war das nicht schief gegangen? Könnte sie ihm nicht einen kleinen Schubs in eine andere Richtung geben?
‚Man darf das Schicksal nicht verändern' ,schoss es ihr durch den Kopf. Das hatte ihre Mutter immer gesagt. ‚Aber wenn ich nichts tue, dann stirb er' ,dachte Amy betrübt. Nein, sie würde ihn einfach davon abhalten an der dritten Aufgabe teilzunehmen und ansonsten den Dingen ihren üblichen Lauf zu lassen. Und an die Weisheit ihrer Mum hängte sie einfach noch ein ‚jedenfalls nicht ohne guten Grund'. Ja, so konnte sie sich mit gutem Gewissen aus der Sache heraus reden. „Eve?" Cedric stupste sie an. „Huh?" ,sie schaute ihren besten Freund fragend an, „Hast du was gesagt?" „Wie findest du meine Idee? Mit dem Stein?" „Oh ja, gut. Das klappt bestimmt" ,erwiderte Amy.
Es war der 24. November und Amy saß neben Cedric beim Mittagessen. Amy bekam ungefähr so wenig vom Essen herunter wie Cedric selbst, obwohl sie genau wusste, was passieren würde. „Du solltest essen" ,murmelte sie ihm zu, „Immer hin hast du es gleich mit einem Drachen zu tun." „Danke, du machst mir Mut" ,erwiderte Cedric lahm. „'Tschuldigung." „Schon gut." „Mr. Diggory, die Champions folgen mir nun bitte" ,meinte plötzlich Professor McGonagall hinter ihm. Cedric und Amy zuckten zusammen, sie hatten die Lehrerin gar nicht bemerkt. „Wünsch dir Glück" ,rief Amy ihm noch nach, während er McGonagall, Harry, Fleur und Krum nach draußen folgte. Sie glaubte ein „Danke" zu hören, aber es war so leise gewesen, das sie es sich auch hätte einbilden können.
„Er schafft das schon" ,wollte Ciara ihr Mut machen, „Aber ich würde schon gerne mal wissen, was denn nun die Aufgabe ist." „Drachen" ,murmelte Amy, „Sie müssen an Drachen vorbei." „Was? Und das sagst du uns erst jetzt?" ,rief Lenny, „Aber sie können doch keine Drachen in die Schule bringen. Woher weißt du das?" „Von Cedric." „Aber die Champions dürfen das doch gar nicht wissen." „Alle anderen wissen es auch." „Woher?" „Äh... keine Ahnung?" „Du weißt es?" „Nein... nein. Ich weiß es nicht. Woher denn auch? Cedric weiß es auch nicht." „Können wir jetzt gehen?" ,fragte Luca, „Amy möchte heut ja scheinbar nichts essen. Und ich hätte gerne ein paar gute Plätze." „Ja, ja, gehen wir" ,stimmte Ciara zu.
„Wer wohl als erstes dran kommt?" ,fragte Lenny, „Der tut mir dann doch sehr Leid." . Sie saßen etwa in der mittelersten Reihe auf der Tribüne, die dem Championzelt und dem Erste-Hilfe-Zelt gegenüber lag. „Cedric" ,murmelte Amy und ballte ihre Hände in den Umhangtaschen zu Fäusten. „Was?" ,rief Luca, „Woher weißt du das denn?" „Äh... nur so ein schlechtes Gefühl" ,nuschelte Amy und wurde rot um die Nase. „Willkommen" ,rief Ludo Bagman mit seiner magisch verstärken Stimme, „Willkommen liebe Schüler, Lehrer und sonstige Zuschauer bei der ersten Aufgabe des Trimagischen Turniers. Unsere vier Champions müssen an je einem Drachen vorbei kommen und ihm ein goldenes Ei stehlen. Und hier kommt auch schon unser Schwedischer Kurzschnäuzler. Und der Champion, der gegen diesen fiesen, kleinen Drachen antreten muss ist... Cedric Diggory."
Es gab Applaus für Cedric und Luca murmelte Amy zu: „Dein Gefühl trügt auch nie, was?" „Selten" ,erwiderte Amy leise. Ein blau-grauer, riesiger Drache wurde in die Arena unter den Tribünen geführt und losgebunden und die Menge ließ ein erschrecktes Aufstöhnen verlauten. „Mein Gott ist der groß" ,flüsterte Lenny entsetzt. Nach einem kurzen Knall kam Cedric aus dem Zelt der Champions. Amy konnte trotz der Entfernung genau sehen, wie nervös er war. Jede einzelne seiner Bewegungen machte es ihr deutlich – aber auch nur ihr. „Er scheint das ganz schön locker zunehmen" ,meinte Ciara, „Was hat er vor?" „Tut er nicht, tut er nicht. Siehst du nicht, wie er sich immer wieder die Haare aus dem Gesicht wischt und was für kleine Schritt er macht? Er ist nervös!" ,brabbelte Amy, „Äh... er will n Felsen verwandeln. Damit der Drache abgelenkt ist." „Ähm... nein, sehe ich nicht. Glaubst du, das wird funktionieren?" „Weiß nicht." Amy saß steif auf ihrem Platz, die Fäuste fest zusammen gepresst und die Augen zu Schlitzen verengt.
Cedric hatte inzwischen einen der großen Felsen in einen übergroßen gelben Labrador verwandelt, der in dem Gehege herum lief. Die Aufmerksamkeit des Drachens war tatsächlich auf den Hund gerichtet, sodass Cedric an ihm vorbei laufen konnte. Er hatte sich gerade das goldene Ei geschnappt, als der Drache es sich anders überlegt hatte und sich wieder Cedric zuwand. „Ich kann mir das nicht ansehen" ,rief Amy und drückte ihren Kopf gegen Ciaras Arm. Kurz darauf stöhnte die Menge auf. „Was ist passiert?" ,brüllte Amy in Ciaras Umhang, „Geht's ihm gut?" „Ja, ja. Er hat's geschafft, aber ich glaub der Schwanz hat ihn im Gesicht erwischt und er hat ihm den Umhang versengt" ,meinte Luca gelassen. „Was? Oh mein Gott, ich muss zu ihm." „Ich weiß nicht, ob du das darfst." „Das ist mir doch egal" ,rief Amy und sprang auf.
Vorsichtig schlüpfte Amy in das Erste-Hilfe-Zelt und schaute sich um. Das Zelt war durch Vorhänge in einzelne Räume unterteilt. „So ein Mist" ,murmelte Amy und suchte sich einen Weg durch die Vorhänge. Plötzlich entdeckte sie hinter einem der Vorhänge einen Schatten und ging zielsicher darauf zu. „Was machst du denn hier, Even?" ,fragte jemand hinter ihr. „Madam Pomfrey..." ,nuschelte Amy und drehte sich langsam herum, „Ich... äh, ich wollte nach Cedric sehen." „Du bist nicht befugt hier zu sein" ,meinte die Krankenschwester kühl, „Du solltest gehen." „Er ist mein bester Freund. Das sollte Befugnis genug sein" ,brauste Amy auf. „Es geht ihm gut. Geh jetzt." „Ich möchte ihn sehen" ,beharrte Amy, „Wo ist denn das Problem?" „Er braucht Ruhe." „Bitte" ,meinte Cedrics Stimme hinter dem Vorhang, „Lassen sie sie, Madam Pomfrey." „Na gut" ,fauchte Madam Pomfrey, „Geh zu ihm..."
Amy glaubte sie etwas von ‚Autoritätsuntergrabung' murmeln zu hören, während sie davon marschierte. Kopfschüttelnd zog Amy den Vorhang beiseite und ließ sich auf dem Rand des Feldbetts fallen. „Diese Frau..." ,brummte sie, „Wie siehst du denn aus?" Sie hob die Hand um Cedrics linke Wange zu betasten, die voller oranger Pampe war. „Da hat mich sein Schwanz erwischt" ,meinte Cedric schulterzuckend, „Das ganze letzte Stück hat er entlang gezogen." „Ja, Luca hat's mir erzählt." „Hast du's nicht gesehen?" „Hab mich in Ciaras Ärmel vergraben." „Du hattest Angst um mich?" ,fragte Cedric grinsend. „Ja und du brauchst gar nicht so blöd zu grinsen." „Mach ich doch gar nicht. Aber hey, mir geht's gut. Nur ein Kratzer." „Nur ein Kratzer? Ja, ja... wenn du meinst." „Willst du nicht weiter zuschauen?" „Nein, ich glaube das ist nichts für meine Nerven. Ich bleibe hier." Cedric lachte leise: „Das sieht dir ähnlich. Immer cool machen und dann kneifen." „Du bist schon wieder so frech." „Was? Nein, das musst du dir einbilden."
„Ich bin Letzter" ,seufzte Cedric, „Letzter!" Er saß bei Amy, Lenny, Luca und Ciara am Tisch und musterte gefrustete das Goldene Ei. „Sei froh, dass du noch lebst" ,erwiderte Amy genervt. „Mach lieber dieses dämlich Ei mal auf" ,meinte Lenny schulterzuckend. „N... Natürlich" ,Amy konnte sich das nein gerade noch verkneifen. ‚Du weißt von nichts' ,ermahnte sie sich selbst. „Hm" ,machte Cedric und nickte. Er nahm das Ei auf seinen Schoß und öffnete die Scharniere. Amy konnte sich gerade noch die Ohren zu halten, bevor das Ei aufklappte und das schreckliche Wehklagen durch den Gemeinschafsraum hallte. „Arg" ,rief Ciara, nachdem Cedric das Ei wieder geschlossen hatte, „Was war denn das?" „Keine Ahnung" ,kam es vierfach zur Antwort. „Das war ja grausam" ,murrte Cedric, „Was soll mir das denn über die 2. Aufgabe sagen?" „Vielleicht musst du irgendwas anders machen" ,warf Amy in den Raum. ‚Hey, das war kein Tipp' ,verteidigte sie sich vor ihrem Gewissen. „Was anders machen?" ,fragte Lenny, „Was soll er denn anders machen?" „Weiß ich doch nicht" ,gab Amy zurück, „Aber irgendwas scheint er ja scheinbar falsch zu machen. Oder nicht? Hörst du vielleicht was, was erklärt, was in der 2. Aufgabe dran kommt?" „Schon gut, schon gut. Du hast ja Recht... aber was kann er denn anders machen?" Amy biss sich fest auf die Unterlippe, um nichts zu verraten und zuckte mit den Schultern.
„Ein was?" ,rief Amy Mrs. Sprout entgegen, die gerade irgendetwas sehr wichtiges verkündet zu haben schien. Aber weder Amy noch Cedric hatten es mitbekommen, da sie sich gegenseitig mit Erde beworfen hatten. „Wenn Sie und Mr. Diggory sich nicht wie Kleinkinder aufführen würden, Miss Even" ,erwiderte Mrs. Sprout bissig, „Dann hätten Sie beide auch verstanden, dass ich sagte, das ein Weihnachtsball stattfinden wird." „Oh, natürlich. Tut mir Leid" ,antworte Amy und lächelte zuckersüß, während sie hinter ihrem Topf in dem Galium Odoratums steckte, Erde gegen Cedrics Arm klatschte. „Biest" ,fauchte er ihr ins Ohr. „Oh, du hast neue Vokabeln gelernt?" ,fragte Amy grinsend. „Werd nicht schon wieder frech, sonst..." „Sonst was? Rennt klein Cedilein dann zu Professor Dumblyydore!" Beide bissen sich auf die Lippen und wandten sich von einander ab, um nicht loszulachen.
Doch kaum das es geklingelt hatte und die anderen Schüler ihre Sachen zusammen packten, brachen sie in ohrenbetäubendes Gelächter aus. „Der war gut" ,keuchte Cedric zwischen zwei Lachern, „Der war wirklich gut." „Danke" ,kicherte Amy. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatten und ihre Sachen zusammen gepackt hatten, gingen sie gemeinsam zum Schloss zurück. „Und mit wem gehst du zum Ball?" ,fragte Cedric. „Uh, ich weiß nicht" ,meinte Amy schulterzuckend, „Du frägst Cho, nehme ich an!" „Ja, denk schon" ,meinte Cedric ein wenig verlegen. „Morgen in Verwandlung?" „Äh... Ja, ja genau." „Gut. Das ist gut. Sie wird sicher ja sagen." „Ja, ich hoffe doch. Sonst muss ich noch dich fragen." „Uh... bloß nicht." Amy grinste, doch ihre Gedanken spielten verrückt. Wäre es wirklich so abstoßend, wie sie taten? ‚Er kann sicher gut tanzen' ,dachte Amy missmutig.
„Also, ich schmeiß ihre Tasche runter" ,wiederholte Amy ihren Plan. Sie saß auf ihrem Platz in der letzten Reihe, hatte ihr Verwandlungsbuch aufgestellt und sich dahinter vor McGonagall versteckt, um mit Cedric reden zu können. „Und dann helfe ich nur noch kurz beim Zusammenräumen, bevor ich verschwinden. Dann kannst du sie fragen." Cedric nickte, dann klingelte es auch schon. „Viel Glück" ,lächelte Amy und wuschelte ihm durch die Haare. „Sau" ,knurrte Cedric und versuchte seine Haare zurichten. „Immer wieder gerne" ,grinste Amy und ging nach vorne.
Als sie an Chos Tisch vorbei kam, fuhr sie ihren Arm aus, um damit Chos Tasche vom Tisch zu räumen. „Oh..." ,rief Amy und bückte sich, „Oh... das tut mir wirklich Leid. Keine Absicht, ich mach das." Sie sammelte ein paar von Chos Büchern auf, während diese sich bückte und ihre Pergamente zusammen schob. „Ich kauf dir auch ein neues Tintenfass" ,nuschelte Amy und deutete auf das zerbrochene, dessen Tinten über den Boden floss, „Tut mir echt Leid." „Hey. Kein Problem" ,meinte Cho lächelnd, „Es war sowieso halbleer." Amy nickte und richtete sich wieder auf. „Ich hoffe ich hab sonst nichts kaputt gemacht." „Ich glaub nicht. Danke, dass du mir geholfen hast." Amy spürte plötzlich eine unheimlich Hass in sich hoch kochen und wusste nicht einmal genau warum oder auf wen. Ob auf Cho, Cedric oder gar auf sich selbst. „Äh... kein Problem. Äh, ich muss dann los" ,rief Amy und ließ Chos Bücher laut knallend auf dem Tisch fallen. Überstürzt machte sie Kehrt und rannte aus dem Klassenzimmer.
Die Tage zogen dahin und die Ferien begannen. Der erste Schnee fiel und bedeckte Hogwarts und dessen Gelände mit einer dünnen Schneeschicht. Cho hatte ja gesagt, nachdem Cedric sie gefragt hatte. Cedric hatte Amy gefragt, was denn mit ihr plötzlich los gewesen sei, weil sie Chos Bücher hatte auf den Tisch knallen lassen. Sie hatte nicht geantwortet, sie wusste es selbst nicht. Ihr Hass war so schnell verklungen, wie er aufgekommen war.
Inzwischen war der 22. Dezember. In zwei Tagen war der Ball und Amy hatte noch keinen Partner. Natürlich waren erst mal alle Jungs zu Lenny gerannt und hatten diese gefragt und als bekannt wurde, dass Lenny mit David Rower aus Ravenclaw gehen würde, hatten sich die Jungs an Luca, Ciara und die Mädchen aus den anderen Häusern gewandt. Niemand hatte Amy gefragt. Amy hatte inzwischen aufgehört sich zu fragen, warum. Nicht das es ihr egal war, sie konnte nur keine Antwort finden. Es gab wesentlich hässlichere, dümmere oder unlustigere Mädchen als sie, die schon längst einen Partner hatten. Amy konnte sich auch nicht daran erinnern, sich als lesbisch geoutet zu haben oder ähnliches.
„Morgen, Eve." Amy, die sich gerade auf dem Sofa hatte fallen lassen, sprang erschrocken wieder auf. „Cedric! Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mich nicht immer so erschrecken sollst?" ,rief sie. „Ich kann es nicht oft genug hören" ,erwiderte Cedric und erhob sich ebenfalls. Er nahm sie in den Arm und flüsterte ein „Alles Gute zum Geburtstag" in ihr Ohr. „Du hast daran gedacht?" ,fragte sie lächelnd. „Natürlich habe ich daran gedacht. Was denkst du denn?" Er löste sich wieder und reichte ihr ein kleines Päckchen. „Sonst hat niemand daran gedacht..." ,nuschelte Amy und nahm das Geschenk entgegen, „Das... wäre doch nicht nötig gewesen." „Es ist nicht viel. Übermorgen ist Weihnachten, das ist das Problem an deinem Geburtstag. Da bekommst du das richtige Geschenk." „Danke. Ich bekomm sonst nie was zum Geburtstag, eben weil übermorgen Weihnachten ist." „Hey. Du bist jetzt immerhin 17... volljährig. Da hast du was verdient."
Grinsend riss Amy das Papier auf und zum Vorschein kam ein kleiner schwarzer Stoffdachs, auf dessen Brust in gelber Schrift ‚Eve' stand. „Oh mein Gott" ,rief Amy, „Der ist ja süß. Danke." Sie fiel Cedric erneut um den Hals und drückte ihn fest an sich. „Der bekommt n Ehrenplatz in meinem Bett" ,grinste sie, ließ sich auf das Sofa plumpsen und drückte den Dachs an sich. „Kann ich ihn da auch mal besuchen kommen?" ,fragte Cedric leise. Amy starrte ihn an, er hielt ihrem Blick nicht lange stand und brach in Lachen aus. „Idiot!"
„Amy, würdest du dich bitte mal beeilen?" ,fragte Ciara. Ihre drei Freundinnen standen schon perfekt gestylte an der Tür, während Amy noch immer in Pullover und Jeans auf ihrem Bett saß. „Äh... jaja" ,nuschelte sie, „Geht ihr schon mal vor. Komm dann nach." „Na gut, aber lass deinen armen Partner nicht so lange warten" ,grinste Ciara und zog mit den anderen Beiden ab. Amy hatte ihnen nicht erzählt, dass sie keinen Partner hatte und dass sie nicht zu diesem blöden Ball gehen würde. Sie stand auf und ging zum Spiegel, um sich darin zu betrachten. Sie war nicht unbedingt eine Schönheit, allerdings war sie auch alles andere als hässlich. Die gingerfarbenen Haare fielen ihr in leichten Locken über die Schultern, um ihre Nase herum glänzten ein paar Sommersprossen und ihre tiefgrünen Augen blickten ihr Spiegelbild traurig an. Mit ihren 1,68 m war sie nicht sonderlich groß, aber wenigstens auch nicht besonders klein. Und obwohl sie gerne und viel aß, war sie schlank und hatte eine gute Figur.
„Es liegt nicht daran, dass du hässlich bist" ,meinte plötzlich jemand aus Richtung der Tür, „Was du keineswegs bist." Amy fuhr erschrocken herum und fand sich Lenny gegenüber, die im Türrahmen lehnte. „Was machst du denn noch hier?" ,fragte Amy und wischte sich über die Augen. Lenny ging nicht auf ihre Frage ein: „Es lieg an Cedric." „Wie? Was liegt an Cedric?" „Das dich keiner gefragt hat, ob du mit ihm zum Ball gehst." „Woher...? Aber was hat Cedric damit zu tun?" „Er ist dein bester Freund..." „Das weiß ich." „Lass mich ausreden. Ihr seit beste Freunde, schon immer. Selbst eure Väter waren schon die besten Freunde und eure Mütter hatten sich auch angefreundet. Cedric ist der wichtigste Mensch in deinem Leben... Und selbst wenn nicht die halbe Schule denken würde, dass ihr was miteinander hättet..." „Wir haben aber nichts..." „Selbst dann hätte dich niemand gefragt, ob du mit ihm hingehen willst." „Aber...?" „Die anderen Jungs haben Angst, dass sie nicht an Cedric heran kommen, dass du sie ständig mit ihm vergleichen würdest und sie keine Chance gegen ihn hätten." „Ich würde nie..." „Oder aber auch, dass Cedric sie nicht gut genug für dich finden würde und ständig etwas an ihnen auszusetzen hätte." „Ich glaube nicht, dass er..." „Denk drüber nach, Kleines. Ich muss los." Amy starrte ihrer Freundin nach. Nun war sie verwirrt. An so was hatte sie nicht gedacht.
Amy dachte über Lennys Worte nach. Würde sie tatsächlich andere Jungs mit Cedric vergleichen? Wahrscheinlich schon. Immerhin hatte sie das auch immer bei Joel gemacht. Jeden Jungen, der mit ihr ausgehen wollte, hatte sie mit Joel verglichen – und keiner war je an ihn heran gekommen, selbst als sie noch nicht in ihn verliebt gewesen war. Also hatte sie immer ‚nein' gesagt. Sie wollte auf den Richtigen warten und der Richtige musste doch irgendwas besonderes haben oder? Irgendetwas mit dem er selbst Joel um Längen hätte schlagen können. Aber dann war Amy aufgefallen, dass sie sich in Joel verliebt hatte und sie hatte sich gefragt, ob er vielleicht ‚der Richtige' war. Sie würde es nie heraus finden. Denn Amy würde sich lieber die Zunge abbeißen, als Joel als Freund zu verlieren. Das Risiko war ihr zu hoch. Da verglich sie lieber weiterhin die Jungs an ihrer Schule mit Joel und suchte weiter, auch wenn sie nicht fündig wurde.
Als Amy genauer nachdachte, fiel ihr auf, dass sie das hier auch schon längst tat, zumindest in ihrem Unterbewusstsein. Jeden Jungen, den sie in Hogwarts auf irgendeine Art und Weise interessant fand, verglich sie mit Cedric. Und auch hier hatte keiner eine Chance – niemand von ihnen war so intelligent, gutaussehend, lustig oder nett wie Cedric. Amy seufzte. Vielleicht sollte sie ihre Ansprüche etwas herunterschrauben. Vielleicht konnte man von einem potenziellen Freund einfach nicht so viel erwarten, wie von dem besten Freund.
‚Damit wäre die 1. Frage abgehakt' ,dachte Amy, ‚Und was ist mit zweitens?' Würde Cedric die Jungs ‚als nicht gut genug' für Amy bewerten? Oder anders gefragt: Tat sie das Selbe nicht mit Cho? War ihr Cho denn gut genug für Cedric? Natürlich, Cho war ein hübsches und nettes Mädchen. Aber gut genug für Amys besten Freund? „Pf... eigentlich nicht" ,murmelte Amy, „Sie haben überhaupt nichts gemeinsam und..." Ihr würden noch so viele Gründe einfallen, doch sie ließ es bleiben. Das war nicht fair gegenüber Cho. Nicht das Amy eifersüchtig wäre, sie wollte nur nicht, dass jemand Cedric verletzte. ‚Jetzt ist aber genug' ,rief Amy sich selbst zur Ordnung, ‚Lenny hatte Recht. Na und?' Amy zog sich einen Schlafanzug – schwarz-rot gestreift- und ein paar der Wollsocken, die ihre Oma ihr so gerne strickte an, nahm das Fotoalbum, das Cedric ihr zu Weihnachten geschenkt hatte und ging damit in den Gemeinschaftsraum.
Sie hatte es sich gerade auf ihrem Lieblingssofa vor dem Kamin bequem gemacht, als sie hörte, wie sich die Tür zum Gemeinschafsraum öffnete. Amy achtete nicht weiter darauf, das war sicherlich nur jemand, der keine Lust mehr auf den Ball hatte, da der oder die Angebete sie oder ihn abserviert hatte und dieser jemand würde sicher gleich schlafen gehen. Sie schlug die erste Seite des Fotoalbums auf. Dort war ein Bild von ihr und einem Jungen, der gewisse Ähnlichkeiten zu Cedric aufwies, als sie etwa 4 Jahre alt war. Cedric und sie hielten mit Spielzeugzauberstäben aufeinander und warfen sich selbst ausgedachte Zauber an den Kopf.
„Gefällt's dir?" ,fragte plötzlich jemand direkt an ihrem Ohr. Amy zuckte erschrocken zusammen, sodass sie fast vom Sofa fiel. „Cedric" ,keuchte sie, „Musst du dich immer so anschleichen?" „Mhm. Tut mir Leid" ,erwiderte Cedric, zog den langen, glänzend schwarzen Umhang mit dem hochstehenden Kragen aus und schlüpfte aus seinen schwarzen Schuhen. „Wieso bist du nicht beim Ball, wo du sein solltest?" ,fragte Amy ihn mit hochgezogener Augenbraue. Cedric band sich die Fliege los, zog die Weste aus und öffnete den obersten Knopf seines weißen Hemds, bevor er sich auf dem Sofa fallen ließ. Er streckte die Füße darauf aus und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Armlehne. Dann antwortete er ihr: „Ich bin genau da, wo ich sein sollte." „Aber Cho...?" „Cho ist zu Bett gegangen." „Oh... war nicht so toll?" „Vergiss das. Komm her." Cedric streckte die Arm nach ihr aus. Amy schaute ihn mit verdutzter Miene und gleichzeitig hochgezogener Augenbraue an. „Was?" ,fragte Cedric und ein Lächeln umspielte seine Lippen, „Das machst du sonst auch immer. Außerdem möchte ich die Fotos mit dir angucken."
Schulterzuckend krabbelte Amy zwischen seine Beine und lehnte ihren Rücken gegen seinen Oberkörper. Sie wollte das Album wieder aufschlagen, doch Cedric hielt ihr Hand fest. „Warum tanzt du nicht mit einem gutaussehendem, intelligenten Jungen oben auf dem Ball?" ,fragte Cedric leise und spielte mit einer ihrer rötliche Locken, wickelte sie um seinen Finger und ließ sie dann wieder frei. „Ich... Keine Lust" ,stotterte Amy, die versuchte die Schmetterlinge, die durch seinen Finger in ihren Haaren, aufflogen, zu ignorieren. „Du warst schon immer eine schlechte Lügnerin" ,meinte Cedric und Amy wusste genau, dass er nun lächelte, „Also? Warum warst du nicht da?" „Ich... äh, es wollte keiner mit mir hingehen." „Was? Das glaub ich dir nicht..." „Es hat mich keiner gefragt." „Kein einziger? Das glaub ich ja nicht." „Ein Erstklässler." „Oh. Und was hast du gesagt?" „Ich glaube so was wie ‚Gerne, wenn du 20 cm größer bist und 5 Jahre älter.' Ziemlich fies, hm? Aber ich war gefrustet." „Verständlich. Aber ich versteh das nicht, du bist doch ein hübsches, nettes Mädchen. Warum wollte keiner mit dir zum Ball gehen?" „Lenny meinte, es ist wegen..." „Wegen was, Eve?" „Wegen dir." „Wegen mir?" ,fragte Cedric eben so verdutzt, wie Amy vorher, „Das versteh ich nicht." Etwas rot um die Nase erzählte Amy, was Lenny ihr erklärt hatte. „Oh..." ,meinte Cedric dann, „Hm. Ja... ich glaube sie hat Recht." „Huh?" „Also zumindest mit dem letzten Teil. Das Erste musst du wissen... Aber ich glaube schon, dass meiner Meinung nach keiner gut genug für dich wäre. So jemanden müsste man wohl erst zusammen zaubern." „Ich fass das mal als Kompliment auf..." Cedric grinste: „Das kannst du auch. Und jetzt lass uns die Bilder angucken."
Er nahm ihr das Album aus der Hand und schlug es auf. Amy, die unsicher war, wo sie ihre Hände hinlegen sollte, achtete nicht auf das Bild, während Cedric berichtet: „Ja, daran erinnere ich mich noch. Weißt du noch das eine Mal, als ich aus Versehen den Zauberstab von meinem Dad erwischt habe und dir diese assi lange Nase verpasst habe?" Er lachte und Amy, die keine Ahnung hatte, grinste und hatte immer noch Problem mit ihren Händen. Cedric blätterte weiter, während Amy beschloss ihre Hände auf seinen Oberschenkel ruhen zu lassen. Das nächste Bild zeigte ihre Eltern. Amy starrte ‚ihre' Eltern an, die genauso aussahen, wie ihre ‚richtigen' Eltern. Ihr Vater mit den dunkelbraunen, fast schwarzen, Haaren und den grünen Augen und ihre Mutter mit den lockigen, roten Haaren und den blauen Augen. Cedric, der ihr Starren missdeutete, blätterte weiter und sagte leise: „Tut mir Leid." „Schon in Ordnung" ,erwiderte Amy und konnte ein Gähnen nicht unterdrücken. Sie erinnerte sich noch an ein Foto auf dem Cedric und sie im Schnee herum tollten, an eines auf dem sie ihre ersten Besen bekommen hatten und damit herumflogen und an eins auf dem sie mit einander stritten und ihre Väter sie auseinander halten mussten, dann fielen ihr die Augen zu.
„Sollten wir sie nicht aufwecken?" ,hörte Amy jemanden murmeln, der wie Ciara klang. „Nein, sie sehen so süß aus. Hat nicht jemand einen Foto da?" ,antwortete eine andere Stimme, die ganz sicher Lenny gehörte. Amy blinzelte und fand sich immer noch auf dem Sofa liegend vor, umringt von ihren Mitschülern. „Oh, sie ist wach" ,meinte Liam. Sieben Gesichter grinsten Amy feixend an, während diese versuchte sich den Schlaf aus den Augen zu blinzeln und sich zu erinnern. Sie versuchte sich aufzurichten, doch ein paar Arme, die fest um ihren Bauch geschlungen waren, hielten sie zurück. Cedrics Arme. Das Fotoalbum war auf den Boden gefallen und lag mit dem Rücken nach oben, aufgeschlagen da. „Wie spät ist denn?" ,fragte Amy verschlafen. „Äh... kurz vor 2 Uhr morgens" ,erwiderte Lenny, „Was habt ihr denn hier gemacht?" „Fotos angeguckt" ,meinte die verschlafene Stimme von Cedric hinter Amy. „Ah ja" ,grinste Luca, „Und dann?" Cedric richtete sich ein wenig auf, sodass er und Amy nun wieder einigermaßen senkrecht saßen, ließ sie jedoch nicht los, bevor er antwortete. „Auch wenn dich das eigentlich nichts angeht, Miss Oberneugierig. Danach sind wir eingeschlafen, wie du siehst." „Eingeschlafen, soso" ,grinste Lenny, „Na dann. Du hast doch sicher nichts dagegen, wenn wir Amy dann jetzt mit in ihr Bett nehmen, oder Cedilein?" „Nenn mich nicht so" ,knurrte Cedric. Er ließ Amy los, damit sie aufstehen konnte und er selbst sich auch wieder richtig hinsetzen konnte. „Tut mir Leid. Hab vergessen, dass das nur Amy darf" ,erwiderte Lenny zuckersüß und zog Amy an der Hand mit zu ihrem Schlafsaal. Amy warf Cedric noch einen letzten entschuldigenden Blick zu, bevor die Holztür hinter ihr von Ciara geschlossen wurde.
„Was war das denn?" ,fragte Amy, als sie auf ihrem Bett saß und die anderen sich ebenfalls darauf verteilt hatten. „Das sollten wir wohl eher dich fragen" ,erwiderte Luca grinsend. „Wie meinst du das?" „Ah. Zick euch nicht an" ,fuhr Lenny dazwischen, bevor Luca antworten konnte, „Amy wird noch genug Hassattacken von Cho Chang abgekommen. „WAS?" ,rief Amy, „Aber warum?" „Na, weil Cedric sie wegen dir hat stehen lassen. Gleich nach zwei Tänzen." „Wie? Aber Cedric hat gesagt, dass Cho schon zu Bett gegangen sei." „Das ist sie dann auch" ,grinste Ciara, „Aber wie. Ist aus der Großen Halle gestampft und hat die Tür hinter sich zugepfeffert, dass ich gedacht habe, sie springt gleich aus dem Rahmen." „Oh... das ist nicht gut." „Nein. Nicht wirklich." „Aber woher weiß sie, dass er zu mir ist?" „Er hat sich die ganze Zeit umgeschaut" ,meinte Luca, „Und dann hat er Lenny gefragt, wo du bist..." „Äh. Ich hab ihm die Wahrheit gesagt" ,meinte Lenny und hob die Hände, „Und dann hat er zu Cho gesagt, dass er jetzt gehen würde und ist einfach abgehauen." „Ganz offensichtlich zu dir" ,ergänzt Ciara. „Das heißt ich kann mich jetzt auf eine Predigt von Cho gefasst machen" ,seufzte Amy, „Obwohl sie es nur mir zu verdanken hat, dass Cedric sie überhaupt gefragt hat?" „Ja. Sieht ganz so aus."
