Kapitel 4 – Could I push rewind?

Ein Zeitung wurde vor ihr auf den Tisch geknallt und Amy schaute verdutzt auf. „Hier" ,meinte Lenny, „Macht euch schon mal auf Stress gefasst... ihr beide." Sie fixierte einem Moment Cedric, schaute dann wieder zurück zu Amy und zuckte mit den Schultern. „Was? Wieso?" ,fragte Amy verwirrt, „Haben wir was verbrochen?" „Lies" ,forderte Lenny sie auf und deutete auf einen Artikel im unteren Teil der Seite. Dort war ein Bild von Cedric und Amy in der Februarnacht, als sie engumschlungen am See saßen. Darunter stand:

Hat der Champion sein Herz schon verloren?

Cedric Diggory ist ein gutaussehender, intelligenter, junger Zauberer in seinem vorletzten Schuljahr. In Hogwarts ist der 17-jährige Hufflepuff sehr beliebt und die Mädchen liegen ihm zu Füßen – und das nicht erst, seit er Champion im Trimagischen Turnier ist. Doch wie sieht es mit dem Mädchenschwarm aus? Hat er sein Herz schon verschenkt?

Nun, es tut mir Leid, all die jungen Hexen in Hogwarts enttäuschen zu müssen, aber alle Zeichen deuten darauf hin, dass Ced, wie ihn seine Freunde liebevoll nennen, seit geraumer Zeit eine Freundin hat. Ihr Name ist Amy Even. Die 17-jährige Hexe ist ebenfalls in Hufflepuff und belegt fast alle Kurse mit Cedric. „Die beiden sind schon ewig befreundet" ,meinte ein Mädchen aus dem selben Jahrgang, die lieber unbenannt bleiben möchte, „Sie hängen ständig zusammen rum und hecken irgendwelchen Blödsinn aus." Unseren Nachforschungen zu Folge, waren sogar schon die beiden Väter des neuen Traumpaares, David Even und Amos Diggory, während ihrer Hogwarstzeit befreundet und sind es noch heute. „Es glauben sowieso schon alle, dass die beiden schon ewig was am laufen haben. Aber sie streiten es immer wieder ab" ,berichtet unsere Quellengeberin weiter.

Doch hat der hübsche Hogwarts- Champion mit seiner besten Freundin tatsächlich die richtige Wahl getroffen? „Sie passen überhaupt nicht zusammen" ,erzählt uns ein zweites Mädchen aus dem vorletzten Hogwarts- Jahrgang, „Amy ist eine Zicke. Aber Cedric ist eigentlich ein sehr netter Junge. Ich weiß nicht, was er an ihr findet... Sonderlich hübsch ist sie ja auch nicht gerade." Nun, vielleicht sollte sich Cedric noch einmal überlegen, ob die rothaarige Irin tatsächlich die Richtige für ihn ist, wo er doch so viele andere Möglichkeiten hätte. Es gäbe sicherlich viele Mädchen, die sich freuen würden.

Rita Kimmkorn

„So ein ausgemachter Unsinn" ,fauchte Amy und pfefferte Cedric die Zeitung entgegen, „Diese blöde Kuh. Erst erwähnte sie Cedric mit keinem Wort und jetzt so was! So ein Schwachsinn, ich fass es nicht! Was fällt der eigentlich ein? Und woher hat sie dieses blöde Foto? Ich bring diese Frau um!" „Wenn Cho dich nicht vorher umgebracht hat" ,murmelte Lenny und nickte mit dem Kopf zum Ravenclawtisch, an dem Cho gerade wütete. „Geh" ,meinte Cedric und faltete in aller Ruhe die Zeitung zusammen. „Was?" ,fragte Amy verdutzt und wandte ihren Blick vom Tisch der Ravenclaws ab. „Du sollst gehen" ,wiederholte Cedric, „Ich regle das mit ihr." „Aber..." „Kein aber, verschwinde einfach, bevor sie auf die Idee kommt, dich zu erwürgen." Amy sah ihn einen Moment an, als wollte sie wiedersprechen, doch dann nickte sie und stand auf. Langsam ging sie aus der Halle, ohne sich noch einmal umzuschauen. Sie wollte gerade die Treppen zu den Kellern hinunter gehen, als eine Tür zuschlug und jemand begann zu schreien.

„Wo ist sie, Cedric?" ,es war eindeutig Chos Stimme, „Wo ist sie hin?" Amy blieb stehen, obwohl sie eigentlich weiterlaufen wollte, irgendwas hielt sie zurück. „Weiß nicht" ,erwiderte Cedric seelenruhig, „Wahrscheinlich ist sie in den Gemeinschaftsraum gegangen, immerhin ist heute Samstag." „Bring mich dort hin!" „Warum sollte ich?" „Damit ich ihr den Kopf abreißen kann." „Ah, das lass mal lieber bleiben... Darf ich auch erfahren, warum du das willst?" „Hast du nicht die Zeitung gelesen?" „Natürlich hab ich das." „Und dann fragst du noch?" „Ja, denn du könntest genauso gut mir die Schuld dafür geben, was da steht, wenn du es schon glaubst." „W-wie... dir die Schuld geben?" ,stotterte Cho, „Warum sollte ich? Du kannst doch nichts dafür, dass sie so aufdringlich ist. Ich mein..." „Aufdringlich? Nun mach aber mal nen Punkt. Ich habe sie umarmt und nicht sie mich." „Du... was? Aber warum?" „Um sie zu trösten. Ihr ging es verdammt mies an dem Abend, was übrigens unter anderem deine Schuld war."

„Meine Schuld?" ,rief Cho fast schon hysterisch, „Dieses Biest versucht dich mir wegzunehmen und das ist meine Schuld?" „Stop, stop, stop, Cho! Sie will mich dir nicht wegnehmen oder so was, das Einzige, was sie will, ist mich als ihren besten Freund zu behalten, selbst wenn wir zwei zusammen sind. Aber du machst es ihr scheinbar ziemlich schwer. Warum?" „Ich ihr? Hat sie dir das eingeredet? Sie ist doch die jenige, die immer auf mir rumhackt." „Das glaube ich nicht. Eve würde mich nie anlügen." „Aber ich würde es?" „Ich weiß es nicht, Cho. Du machst es mir schwer dir zu glauben. Warum bist du so eifersüchtig auf Eve?" „Weil... oh, Cedric merkst du denn nicht, wie sie sich an dich ranschmeißt?" „Nein und niemand sonst bemerkt etwas in diese Richtung. Cho, ich glaub du überreagierst einfach nur." „Bitte, was? Überreagieren, ich? Sie und du... ständig hängt ihr zusammen rum, geht so vertraut mit einander um..." „Das wundert dich? Ich kenne sie schon ewig, schon immer. Sie ist meine beste Freundin." „Danke. Das hat sie mir auch schon mehrmals erklärt. Aber merkst du denn nicht, dass sie mehr will?" „Nein... nein, eigentlich nicht. So etwas würde sie mir sagen." „Das glaubst du vielleicht, aber ich wäre mir da an deiner Stelle nicht so sicher..." Chos Stimme verstummte und es wurde absolut still in der Eingangshalle. Amy lauschte noch einen Moment, doch als nichts weiter passierte, als das erneut Schüler aus der Halle kamen und die Treppen hoch trampelten, lief sie die Treppen hinunter zum Gemeinschaftsraum.

Später an diesem Tag schlenderte sie mit Cedric über das Hogwarstgelände. Die warme Junisonne blendete sie und Amy, die nur ein gelbes Top und Jeans, die sie bis zu den Knie hochgekrempelt hatte, trug, schwitzte. Das warme Gras kitzelte an ihren nackten Füßen, während sie ging, doch es störte sie nicht im geringsten. „Wie hast du sie eigentlich so plötzlich zum Schweigen gebracht?" ,fragte Amy, die Cedric gerade erzählt hatte, dass sie den Streit mit Cho unfreiwillig mitangehört hatte. Cedric schwieg und als Amy zu ihm blickte, sah sie, dass er den Kopf gesenkt hatte und im ganzen Gesicht rot war. „Uh... ich hab sie geküsst" ,nuschelte er verlegen. Ein stechender Schmerz durchzuckte Amys Brust. Doch er war so schnell wieder weg, wie er gekommen war, sodass Amy sich sicher war, es sich nur eingebildet zu haben. Was auch immer... das waren jedenfalls nicht die Worte, die sie hatte hören wollen. „Oh... oh, okay.. äh" ,stotterte Amy, „Das... schön. Das ist schön." „Hm" ,machte Cedric und schien das Thema damit beenden zu wollen. Doch Amy war plötzlich neugierig geworden. Sie wollte alles wissen und doch eigentlich nichts. „Und?" ,fragte sie, „Also... ich mein, wie war's?" „Okay" ,murmelte Cedric. „Was denn? Nur okay?" „Hm... es war, ja... es war okay." „Duh. Und ich dachte immer der erste Kuss sei was besonderes... oder war es gar nicht euer erster Kuss?" Bei diesem Gedanken spürte Amy erneut einen kurzen Stich. „Doch... doch natürlich. Aber ich weiß auch nicht... Es war anders, als ich es mir vorgestellt hatte." „Wie hattest du es dir denn vorgesellt?" „Keine Ahnung. Schöner, romantischer." „Oh. Na ja... äh, der zweite wird bestimmt besser. Uh... also seid ihr jetzt zusammen?" „Weiß nicht. Glaub schon... irgendwie."

„Ein Irrgarten" ,meinte Cedric und ließ sich neben Amy auf dem Sofa fallen. Diese ließ ihr Quidditchbuch sinken und schaute ihren besten Freund fragend an. „Irrgarten?" ,fragte sie, „Was ist mit Irrgarten?" „Sie haben aus dem Quidditchfeld einen Irrgarten gemacht. Dort werden sie jede Menge Hindernisse reinbauen und wir müssen den Weg zum Pokal finden" ,erklärte Cedric, „Das ist die letzte Aufgabe und zwar in einer Woche." ‚Nur noch eine Woche? Verdammt' ,dachte Amy. Ihr war immer noch nichts eingefallen, wie sie Cedric davon abhalten konnte, den Pokal anzufassen. „Was sind das für Hindernisse?" ,wollte Amy wissen, um interessiert zu klingen. „Ah... nichts weltbewegendes denk ich" ,meinte Cedric schulterzuckend, „Nichts wegen dem du dir Sorgen machen müssten, jedenfalls. Keine Drachen oder so was." Er grinste sie an, doch Amy erwiderte sein Grinsen nicht. „Eve? Alles in Ordnung?" ,fragte er, „Du machst dir doch nicht schon wieder Sorgen oder?" „Nein, nein" ,nuschelte Amy, „Mir ist nur nicht so gut. Ich geh dann mal ins Bett. Gute Nacht, Ced." Sie nahm ihr Buch und verschwand schnellst möglich in ihren Schlafsaal, bevor Cedric noch weitere Fragen stellen konnte. Sie ließ sich auf ihrem Bett fallen und pfefferte ihr Buch in die Ecke. Es musste doch irgendeine Möglichkeit geben, irgendeine. Sie konnte Cedric doch nicht einfach dem Tod überlassen. Nein, so egoistisch es klang, dazu braucht sie ihn einfach zu sehr. Er war zum wichtigsten Bestandteil ihres Lebens geworden, ein Teil von ihr selbst. Ein wichtiger Teil, ein Teil ohne den sie nicht leben konnte. ‚Ihr bessere Hälfe' ,wie man es so schön sagte. Ihr bester Freund eben.

„Mr. Diggory, kommen sie bitte" ,rief Ludo Bagman in ihre Richtung, „Wir wollen anfangen." Cedric wollte gehen, doch Amy hielt ihn zurück. „Bitte, nur noch einen Moment" ,flehte sie, „Cedric, geh nicht... bitte." „Eve... bitte, nicht schon wieder. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Es stehen sogar Lehrer um den Irrgarten herum, die aufpassen, dass nichts passiert" ,erwiderte Cedric, „Ich bin gut vorbereit. Du musst dir wirklich keine Sorgen machen." „Ich zweifele doch nicht an deinen Fähigkeiten oder gar an denen der Lehrer" ,flüsterte Amy, „Es ist nur... Cedric, was immer du tust, fass bloß den Pokal nicht an. Versprich es mir, Cedric... bitte." Tränen rollten über Amys Wangen, als sie sich an ihn drückte. Er schloss die Arme fest um sie und streichelte beruhigend über ihren Rücken. „Warum nicht? Amy, wenn ich den Pokal nicht nehme, werde ich auch nicht gewinnen. Ich..." „Cedric, versprich es mir einfach. Bitte" ,flehte Amy. „Diggory, kommen sie jetzt" ,rief Bagman und klang erzürnt. Cedric löste sich von Amy und ging langsam davon, warf jedoch immer wieder einen Blick zu ihr zurück. „Versprich es mir" ,flüsterte sie noch einmal, bevor Ciara und Lenny sie mit sich zu den Tribünen zogen.

„Was war denn das eben?" ,fragte Lenny, während sie sich neben Luca fallen ließ. Amy antwortete nicht, sie starrte die ganze Zeit in Cedrics Richtung, als würde sie sonst nichts mehr wahrnehmen, Tränen glitzerten noch immer in ihren Augen. „Ich glaube" ,antworte Ciara für Amy und drückte diese auf die Sitzbank hinunter, „Sie hat schon wieder eine dieser seltsamen Vorahnung." „Diese scheint aber schlimm zu sein" ,murmelte Luca, „Richtig schlimm." „Ja, ich glaube auch" ,erwiderte Lenny, „Sie ist völlig weggetreten. Du könntest sie anschreien, sie würde es nicht merken." Sie wedelte mit einer Hand vor Amys Augen herum, doch diese starrte weiterhin starr auf Cedric. „Tatsache" ,meinte Ciara, „Absolut nichts. Sie starrt die ganze Zeit Cedric an. Eben war sie auch so seltsam." Luca schaute sie fragend an und Ciara erzählte von Amys Ausbruch gegenüber Cedric.

„Wirklich?" ,hakte Luca nach, „Das ist... Meinst du ihre ‚Vorahnung' hat was mit dem Pokal zu tun? Und Cedric? Denkt sie es wird ihm etwas passieren?" „Ich weiß es nicht. Sie spricht ja nicht." „Selbst wenn sie das glaubt" ,warf Lenny ein, „Ich denke nicht, dass etwas wirklich schlimmes passieren kann. Die Lehrer sind ja da." „Eben. Im Nachhinein wird sie sich noch dafür schämen." Ihr Gespräch wurde durch Ludo Bagmans dröhnende Stimme unterbrochen: „Willkommen liebe Zuschauer. Schön das sie alle da sind. Ich heiße sie Willkommen bei der dritten und letzten Aufgabe des Trimagischen Turniers. Dieses Mal müssen sich unsere Champions durch diesen Irrgarten kämpfen, in dessen Mitte der Trimagische Pokal schon auf sie wartete. Doch damit es nicht zu einfach wird, warten innerhalb des Gartens einige unerwartete, magische Hindernisse und Sackgassen, die es zu bekämpfen bzw. zu umgehen gilt. Mr. Diggory und Mr. Potter, werden den Irrgarten als erste betreten, da sie das Turnier anführen. Mr. Krum und Miss Delacour folgen."

Amy wusste nicht wie viel Zeit schon vergangen war, seit Cedric und Harry den Irrgarten betreten hatten und sie wusste auch nicht, was dort unten passierte. Denn obwohl ihr Blick immerzu starr auf Cedric gerichtet war, sah sie ihn doch nicht wirklich durch die Hecken rennen, seinen Zauberstab immer fest umklammert, ab und an anhalten, um einen Zauber zu sprechen oder zurück laufen, wenn er an einer Sackgasse ankam. Denn vor ihrem geistigen Auge spielte sich ein ganz anderer, schlimmer Film ab.

Sie sah Cedric und Harry, wie sie sich darauf einigten, den Pokal gleichzeitig anfassten und dies dann auch taten. Sie hörte jemanden „Avada Kedavra" schreien. Grünes Licht flammte auf, ein Lachen war zu hören, Cedric lag leblos auf dem Boden. Dann sprang das Bild weiter. Harry und Cedric waren wieder zurück auf dem Quidditchfeld. Cedric noch immer leblos, Harry hatte sich an ihm festgeklammert. Leute sprangen auf, schrieen. Amy konnte sich nicht rühren. Sie war völlig steif. Leute rannten auf Cedric zu, doch Dumbledore ließ niemanden an ihn heran. Nur seine Eltern. Cedrics Mutter weinte, sein Vater nahm sie in die Arme, versuchte sie zu beruhigen. Er selbst hatte Problem die Tränen zurück zuhalten. Cho stand hinter ihnen. Auch sie weinte bitterlich.

Amy saß noch immer auf ihrem Platz, starrte auf den leblosen Cedric und konnte sich nicht rühren. Nicht einmal weinen konnte sie. Schmerz, Trauer und Unglaube waren einfach zu groß. Sie saß nur dort und starrte auf das Feld hinunter. Niemand kümmerte sich um sie, alle Aufmerksamkeit war auf Cedrics leblosen Körper gerichtet. Amy war froh darüber. Sie wollte keine tröstenden Worte hören, wollte von niemandem in den Arm genommen werden. Es würde nichts helfen. Die Leere in ihr würde bleiben. Für sehr lange Zeit. Verschwinden würde sie nie ganz. Ein Teil von ihr fehlte, würde nicht mehr zurückkehren. Sie hörte Cho schreien, brüllen, doch es klang so weit entfernt und unwirklich. Amy wollte auch schreien, doch ihre Lippen schienen wie aufeinander geklebt. Dabei würde sie doch so gerne ihren Schmerz und ihrer Trauer aus sich herausschreien. Ihre Wut. Wut auf sich selbst, weil sie ihn nicht hatte retten können. Wut auf Cedric, weil er nicht auf sie gehört hatte. Wut auf Harry, weil er darauf bestanden hatte, dass Cedric und er den Pokal gemeinsam nehmen sollten. Wut auf alles und jeden. Warum musste er sterben? Wie sollte sie ohne ihn weiterleben? Ohne ihn war das Leben vollkommen sinnlos, nutzlos, wertlos. Sie brauchte ihn, er war ihr bester Freund.

Dann – ganz plötzlich – hatte sie die Realität wieder. Sie wurde sich der Leute um sich herum wieder bewusste. Sie hörte sie wieder leise miteinander sprechen und sie sah Cedric der nicht mehr allzu weit vom Pokal entfernt war. „Er wird bald da sein" ,rief Lenny gespannt, „Er könnte es noch vor Harry schaffen. Sie bräuchten wohl beide nur noch so 15 – 20 Minuten, oder? Was meint ihr?" Warum begriff denn niemand, dass er das nicht durfte? Cedric durfte diesen Pokal nicht anfassen. Doch Amy war klar, dass er es tun würde. Harry und er würden gleichzeitig im Herzen des Irrgartens ankommen, dann würde Harry diesen dämlich Vorschlag machen und Cedric würde annehmen. Sie würden den Pokal zusammen nehmen und dann... „Ich muss es verhindern" ,flüsterte Amy, „Ich muss." „Von was redest du?" ,fragte Ciara verdutzt, „Amy, bist du sicher, dass es dir gut geht? Sollten wir dich nicht lieber zu Madam Pomfrey bringen?" „Nein, nein" ,murmelte Amy, „Ich muss nicht... Es geht mir gut. Cedric... ich muss ihm helfen. Er darf nicht..." Amy bemerkte die Blicke nicht, die ihre Freundinnen sich zu warfen und wie die drei dann einstimmig nickten. „Amy" ,meinte Lenny, „Amy, hörst du mich? Wir bringen dich jetzt zu Madam Pomfrey. Sie kann dir bestimmt helfen." „Mir helfen?" ,fragte Amy verdutzt, „Aber nein. Mir geht es gut... Cedric!" Lenny nahm Amys linke Hand und Ciara ihre andere. Die beiden standen auf und gingen mit Amy die Treppen hinunter, Luca folgte.

„Amy, bleib ganz ruhig, okay?" ,meinte Ciara und strich der Freundin beruhigend übers Haar, „Wir sind gleich da. Madam Pomfrey weiß sicher Rat." Es klang fast so, als wollte sie nicht nur Amy beruhigen, sondern auch sich selbst. „Was ist nur mit ihr los?" ,flüsterte Luca Lenny ins Ohr. „Ich weiß auch nicht..." ,flüsterte diese zur Antwort, „Was sie nur mit Cedric hat? Ihm geht es doch gut, er hat größte Chancen zu gewinnen. Und sie wird es nicht mal sehen. Das ist... ich versteh es einfach nicht." „Meinst du es ist eine Art Alptraum? Nur am Tag, während sie wach ist?" „Ich weiß nicht... so benimmt sie sich zumindest. Es ist komisch... ich hab so was noch nie gesehen. Sie ist total verstört." „Hoffentlich kann Madam Pomfrey was tun. Meinst du es ist schlimm?" „Mir geht es gut" ,wiederholte Amy mit bebender Stimme, „Warum begreift ihr das denn nicht? Cedric... Oh Gott, Cedric! Ich muss ihm helfen… Lasst mich zu ihm. Cedric!" Sie wollte sich aus der Umklammerung von Lenny und Ciara lösen, doch diese ließen sie nicht gehen. „Amy, bitte..." ,flehte Ciara, „Cedric geht es gut. Er wird gewinnen. Hörst du?" „Er... nein, er darf nicht... nein, Cedric! Warum versteht ihr denn nicht? Lasst mich ihm doch helfen..."

„Amy, nun ist aber gut... schau, wir sind da" ,meinte Lenny, völlig mit den Nerven am Ende. Amy hatte ihr und Ciara überall Kratzer verpasst, weil sie sie nicht loslassen wollten. Luca ging voran in das Erste-Hilfe-Zelt und Lenny und Ciara folgten ihr, Amy hinter sich herziehend. „Was gibt's?" ,rief Madam Pomfrey und kam auf sie zu, „Was gibt's?" „Amy... sie ist vollkommen verstört" ,erklärte Luca, „Sie brabbelt die ganze Zeit etwas davon, dass sie Cedric retten müsste. Ich glaub sie nimmt uns nicht mal wirklich wahr." „Tu ich wohl" ,fuhr Amy sie an, „Bitte, Madam Pomfrey, ich. muss. zu. Cedric. Dringend! Er... bitte, lassen Sie mich gehen." „Sehen Sie?" ,meinte Lenny, „So geht das schon die ganze Zeit." „Sie hört einfach nicht damit auf" ,ergänzt Ciara, „Können sie irgendwas machen?" „Ja, ich denke schon..." ,erwiderte Madam Pomfrey, „Ich müsste irgendwo ein Beruhigungsmittel haben. Schafft sie erst mal auf eine Liege." „Nein. Ich will nicht" ,rief Amy, „Versteht doch... ich muss zu Cedric." Tränen liefen erneut wie Ströme über ihre Wagen. Warum wollte denn niemand verstehen? Sie musste hier weg, sie musste zu Cedric. Er würde sterben! Nur zu dritt schaffen es ihre Freundinnen, Amy auf die Liege zu drücken. „Even" ,sagte Madam Pomfrey mit ruhiger Stimme, als sie mit einem Becher in der Hand zurück kam, „Beruhig dich. Hier, trink das. Dann geht es dir besser." Madam Pomfrey wollte ihr die grün-gelbliche Flüssigkeit aus dem Becher einflössen, doch Amy schlug ihr den Becher aus der Hand. „Nein. Nein. Nein!" ,schrie Amy, „Warum begreift ihr denn nicht? Cedric, er wird sterben, wenn ihr nichts tut! Lasst mich... ich muss ihm helfen." Endlich gelang es Amy sich aus den Griffen der Freundinnen zu befreien und noch bevor diese Amy erneut festhalten konnten, war sie schon von der Liege gesprungen und zum Ausgang gerannt.

Amy rannte an der äußeren Hecke entlang, auf die Lehrer, die sie anschrieen und ihr Fragen zubrüllten, achtete sie nicht. Sie lief und lief, bis sie glaubte, etwa in der Mitte angekommen zu sein. Hoffentlich war es noch nicht zu spät. Sie zog ihren Zauberstab hervor und brannte ein Loch, gerade groß genug, damit sie hindurch krabbeln konnte, in die Hecke. Als sie durch das Loch hindurch gestiegen war, stand eine neue meterhohe Hecke vor ihr. Auch in diese brannte Amy ein Loch. Und dann in noch eine und noch eine und noch eine. Amy glaubte schon das würde nie aufhören, als plötzlich keine neue Hecke mehr kam. Stattdessen stand dort auf einem Podest der Trimagische Pokal und vor ihm Harry und Cedric. „Bei drei" ,rief Harry gerade und Cedric nickte. „1..." Amy lief auf die beiden zu, sie wollte schreien, doch ihre Stimme gehorchte ihr nicht. „2..." Amy war fast bei ihnen und obwohl sie schon längst nicht mehr laufen konnte, rannte sie weiter. „Cedric, nein..." ,schrie Amy und griff nach dessen Hand, während Harry „3!" rief. Amy spürte ein Reißen hinter ihrem Bauchnabel und dann wurde sie durch die Luft gewirbelt. Sie hielt Cedrics Hand so fest sie konnte... Dann krachte sie auf den Boden.

„Amy" ,rief Cedric, „Was machst du denn hier?" „Wo sind wir überhaupt?" ,fragte Harry. „Das tut doch überhaupt nichts zur Sache... Amy, was soll das?" „Wir sind auf einem Friedhof" ,murmelte Amy und rappelte sich auf, „Auf einem gottverdammten Friedhof." „Gehört das zur Aufgabe?" ,murmelte Harry, der sich umschaute. „Keine Ahnung..." ,meinte Cedric und beachtete ihn nicht weiter, er starrte Amy an, „Bist du verrückt? Du solltest nicht hier sein, wenn das zur Aufgabe gehört, könnt es gefährlich werden... Was hast du dir nur dabei gedacht?" „Cedric, ich... ich hatte" ,stotterte Amy, „Eine Art schlechtes Gefühl... eine Vorahnung, Vision... nenn es, wie du willst... Und ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um diese... Vision nicht wahr werden zu lassen." „Du machst dir schon wieder Sorgen um mich? Amy, das waren sicher nur Alpträ..." „Pschd" ,machte Harry und legte einen Finger auf den Mund, „Da ist wer. Zauberstäbe raus." Amy wurde plötzlich starr vor Angst, während die anderen beiden ihren Zauberstab zogen. Sie musste irgendetwas tun... er würde gleich sterben. „Töte die Überflüssigen" ,meinte da auch schon eine zischelnde Stimme. ‚Tu was' ,schrieen Amys Gedanken, ‚Tu doch was...!' Ein kleiner, rundlicher Mann, dessen schwarzer Umhang so tief ins Gesicht gezogen war, dass man ihn nicht erkennen konnte, kam zum Vorschein. Er hielt einen Zauberstab auf Cedric. „Ava-" In Amys Kopf begann sich alles zu drehen. „-da Ked-" Sie musste etwas tun. Cedric neben ihr war völlig starr. Sie packte ihn an den Schultern und schmiss sich mit ihm hinter den nächsten Grabstein. „-avra!" Grünes Licht flutete durch die Dunkelheit und traf schließlich eine kleine, verängstigte Spinne. Doch sein eigentliches Ziel hatte es verfehlt. „Idiot" ,rief die zischelnde Stimme.

Cedric lag unter Amy begraben hinter dem großen Marmorgrabstein und stöhnte, da er mit seinem Arm gegen den Stein geknallt war. Amy hörte Schritte auf sich zu kommen, doch bevor sie sie erreichten, begann erneut die zischelnde Stimme zu sprechen: „Lass sie! Bring lieber Potter hier her. Um die können wir uns später kümmern." Die Schritte entfernten sich von ihnen, Harry schrie, doch wenig später verstummte er. Amy konnte hören, wie er davon geschleift wurde.

„Eve?" ,keuchte Cedric und Amy zuckte zusammen, „Würdest du bitte...?" „Oh, tut mir Leid" ,nuschelte Amy und rutschte von Cedrics Rücken. Cedric richtete sich auf und lehnte sich gegen den Grabstein. „Danke" ,meinte er dann, „Vergiss was ich gesagt habe. Danke!" „Schon okay..." ,nuschelte Amy und setzte sich neben ihn an den Grabstein. „Was wird als nächstes passieren?" ,fragte Cedric, „Also... was ist in deiner... Vision passiert?" „Ich weiß nicht so genau" ,murmelte Amy, „Dadurch, dass ich hier bin hat sich etwas verändert. Aber in meiner... Vision... nun, auch wenn du mich für verrückt erklären wirst, Voldemort ist wieder aufgetaucht." „Du-weißt-schon-wer ist zurück gekommen?" ,fragte Cedric, bemüht darum leise zu sprechen, „Das kann doch nicht sein..." „Ja, ja... das dachte ich auch. Aber wie du siehst... ich hatte bisher Recht." „Hmpf. Aber du-weißt-schon-wer? Na gut... erzähl mir alles." Amy erzählte im fast wortwörtlich, was im Buch passiert war und Cedric lauschte ihr mit aufgerissene Augen.

„Ja, nur du bist eben nicht tot..." ,schloss sie flüsternd, erneut mit Tränen in den Augen, „Verstehst du jetzt warum ich mir solche Sorgen um dich gemacht hab?" „Hmpf" ,machte Cedric erneut, „Und du denkst, der Rest wird trotzdem passieren?" „Ja, ich denke schon." „Und wir können es nicht verhindern?" Plötzlich ertönt mehrere plopps. „Die Todesser" ,flüsterte Amy, „Jetzt haben wir keine Chance mehr... Voldemort hat seinen Körper schon wieder. Wir müssen Harry irgendwie da rausholen." „Ich dachte dieser... was weiß ich Zauber würde ihn retten?" ,fragte Cedric. „Ja, du hast Recht. Ich hoffe das klappt... aber wir müssen irgendwie schauen... Was ist los?" „Pschd..." ,flüsterte Cedric, „Tu so als würdest du nichts merken, da kommt jemand. Red einfach weiter." „Äh... schauen..., dass wir äh... bereit sind, wenn... äh er ähm, loskommt." Amy konnte die leisen Schritte nun auch näher kommen hören und sah einen großen dunklen Schatten, der zielstrebig auf ihren Grabstein zukam. „Ja, du hast Recht..." ,sagte Cedric extra laut, „Das sollten wir. Denkst du er hat eine Chance? Es sind immerhin ganz schön viele... stell ihm ein Bein... oder nicht? Ich habe mindestens 20 Leute apparieren hören..." Amy fuhr vorsichtig ein Bein aus, bevor sie Cedric antwortete: „Ja, mindestens... Aber, äh, ich denke schon, dass er es schaffen kann..." Amy spürte plötzlich, wie etwas ihr Bein streifte und darüber fiel. Mit einem leisen Krach knallte ein Kopf gegen den Grabstein. Amy seufzte erleichtert auf, während Cedric um den Grabstein herumkroch. „Das ist Michael Devon" ,flüsterte er, während Amy ebenfalls um den Grabstein herum kam, „Er hat im Ministerium gearbeitet. Aber wie's aussieht war er wohl eher ein Spion." „Denkst... denkst du er ist tot?" ,fragte Amy. „Glaub schon... er ist mit dem Genick voll auf die Kante gekracht." „Oh Gott" ,flüsterte Amy, „Ich... Gott, das wollte ich nicht." „Hey..." ,nuschelte Cedric und schlang einen Arm um sie, „Mach dir deswegen keine Gedanken, ja? Wir müssen nach Harry sehen..." „Ja, ja... du hast Recht." „Wir müssen näher ran. Aber leise."

Leise krabbelten sie von Grabstein zu Grabstein, immer darauf bedacht, kein einziges Geräusch zu machen. Plötzlich hielt Cedric inne, sie konnten Stimmen hören, aber sie noch nicht verstehen. „Ab hier keinen Mucks mehr" ,flüsterte er und Amy nickte. Sie krabbelten weiter zum nächsten Grabstein und noch einen. Sie waren gerade auf dem Weg zu einem dunklen Grabstein aus Graphit, als jemand rief: „Wo bleibt Devon denn? Crabbe, Goyle, sucht nach ihm!" Amy erkannte die zischelnde Stimme von vorher. Voldemort! Cedric und sie konnte sich gerade noch hinter einen Stein retten, bevor zwei Schatten auf sie zu kamen. „Lähmzauber" ,formte Cedric mit den Lippen und zog seinen Zauberstab hervor, Amy nickte und tat es ihm gleich. ‚Impedimenta' ,dachte Amy und hielt ihren Zauberstab auf einen der Schatten. Die beiden Schatten kippten ins Gras, unfähig sich zu rühren. „Ouf" ,macht Amy, „Kannst du was sehen?" Cedric setzte sich auf, damit er hinter dem Grabstein hervorlugen konnte, um sehen zu können, was passierte. Amy presste sich fest gegen ihn, um das Geschehen ebenfalls mitverfolgen zu können.

In einiger Entfernung standen Harry und Voldemort, umringt von den Todessern. Ihre Zauberstäbe, die gegen einander gerichtet waren, waren durch einen goldenen Strahl verbunden. Dieser Strahl breitete sich langsam zu einer Koppel aus, die sich über Voldemort und Harry breit machte, sie von den umstehenden Todessern abtrennte. „Priori Incantatem" ,hauchte Amy in Cedrics Ohr. Cedric nickte, schaute jedoch weiterhin gebannt auf die Geschehnisse, zwischen Harrys und Voldemorts Zauberstäben. Dicke Lichtperlen glitten an dem Faden entlang, auf Voldemorts Zauberstab zu. Als die erste Perle seinen Zauberstab berührte, machte dieser ein lautes Geräusch und der Geist einer Hand stieg daraus hervor. Die nächste Perle berührte seinen Zauberstab und der Geist eines Mannes, Frank Bryce, erschien, dann der von Bertha Jorkins und dann Lily und James Potter.

„Harry wird die Verbindung sicher gleich abbrechen" ,flüsterte Amy, „Dann müssen wir bereit sein. Wo ist der Pokal?" „Liegt irgendwo dort hinten" ,erwiderte Cedric ebenso leise, „Es würde zu lange dauern, dort hinzulaufen." „Du hast Recht. Wir müssen Harry hier herlocken und dann den Pokal herholen." „Richtig." Die beiden streckten ihre Köpfe wieder ein wenig hinter dem Grabstein hervor. „Er bricht sie ab" ,murmelte Amy. Harry riss seinen Zauberstab bei Seite und die Geister hielten Voldemort davon ab ihm zu folgen. Verfolgt von den Flüchen der Todesser rannte Harry los. Amy sprang, noch bevor Cedric sie halten konnte, hinter dem Grabstein hervor. „Harry, wir sind hier" ,rief sie und zog so allerdings nicht nur Harrys Blick auf sich. Harry lief auf sie zu und versuchte sie noch rechtzeitig mit in Deckung zu ziehen. „Stupor" ,rief einer der Todesser und richtete seinen Zauberstab direkt auf Amys Brust. Da sie sowohl von Harry als auch Cedric hinter den Grabstein gezogen wurde, traf sie der Fluch nur irgendwo in der Magengegend. Doch er war trotzdem stark genug, um Amy umzuhauen und sie knallte gegen den harten Stein. Sie hörte Cedric „Accio Pokal" rufen und dann verschwamm alles.

„Enervate" ,murmelte Cedric und Amy kam langsam wieder zu sich. Amy lag auf dem Boden, Cedric hatte sich über sie gebeugt und musterte sie besorgt. Ihr Kopf dröhnte und ihr rechter Arm schmerzte, trotzdem setzte sie sich auf. Die Aufregung um sich herum bekam sie nicht mit, sie starrte nur Cedric an. Cedric starrte einen Moment zurück, bevor er sich erhob. Er reichte ihr eine Hand und sie zog sich daran hoch. Plötzlich stürzten alle möglichen Leute auf sie ein. Aus den Augenwinkeln bekam Amy mit, wie Moody mit Harry Richtung Schloss verschwand, doch sie konnte nichts sagen. Jemand rüttelte an ihrer Schulter, aber Amy bekam noch immer den Mund nicht auf. Glück und Schmerz vermischten sich in ihrem Kopf.

„Was ist passiert?" ,fragte ein tiefe, ruhige Stimme. Ein paar blaue Augen musterten sie fragend und wandten sich dann weiter an Cedric. Cedric begann zu erzählen, Amy hörte ihn, aber sie verstand ihn nicht. Es klang alles so weit weg, als würde sie nicht direkt neben ihm stehen. „Wo ist Potter?" ,rief plötzlich jemand. Amy wurde plötzlich wieder ganz schwummrig vor Augen. Sie spürte wie ihre Knie nachgaben und sie zur Seite kippte, gegen Cedric, der sie gerade noch festhalten konnte. Dann wurde alles schwarz.

„Eve..." ,drang eine Stimme in ihr Bewusstsein, „Eve... hey, wach auf!" Amy blinzelte. Sie lag schon wieder auf dem Boden, Cedric über sie gebeugt. „Hey" ,flüsterte er, „Alles in Ordnung?" Amy nickte vorsichtig. Die Schmerzen in ihrem Kopf hatten nachgelassen, doch noch immer war sie nicht wirklich zum Sprechen bereit. Als sie den Mund öffnete, drang nur ein Krächzen heraus: „Ced... ich..." „Sag nichts" ,murmelte er, „Sag nichts." Vorsichtig setzte er sich neben sie und zog sie hoch. Er legte einen Arm um sie und drückte sie fest an sich. Amy drückte ihren Kopf fest gegen seine Schulter und er legte sein Kinn auf ihren Haaren ab. „Ich... ich weiß nicht, wie ich dir danken soll" ,murmelte er in ihre Haare, „Du hast mir das Leben gerettet und dabei dein eigenes riskiert." „Ced... bitte, sprich nicht weiter" ,krächzte Amy, „Ich will nicht mehr darüber nachdenken... Wie lange war ich weg? Wo sind alle hin?" „Äh. Nicht allzu lange. Dumbledore und die Lehrer sind Harry suchen. Die Schüler werden sich zum größten Teil in ihre Gemeinschaftsraum verzogen haben" ,er blickte sich um, „Ein paar sitzen noch und unterhalten sich. Ich wollte dich in den Krankenflügel bringen, aber Madam Pomfrey meinte, ich soll warten bis du aufwachst und dich dann erst noch ein bisschen frischen Luft schnappen lassen, bevor ich dich reinbringe." Cedric redete wie ein Wasserfall und Amy hörte ihm einfach zu. Er war nicht tot! Schon allein dieser Gedanke ließ sie alle Schmerzen vergessen und dafür lächeln. „Wie sieht's aus? Sollen wir dann rein gehen?" ,fragte Cedric, „Madam Pomfrey sollte sich auf jeden Fall deinen Arm und deinen Kopf ansehen. Du bist ziemlich hart gegen den Stein geknallt." Amy nickte und mit Cedrics Hilfe schaffte sie es auf die Beine.

„Ich bin so froh, dass du lebst" ,flüsterte Amy und zog Cedric erneut in eine feste Umarmung, „Ich dachte ich komme zu spät..." „Pschd" ,machte Cedric und legte einen Finger auf ihre Lippen, „Du sollest dich nicht so anstrengen. Madam Pomfrey bringt mich um, wenn du dich überanstrengst... Aber du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dass du da heil rausgekommen bist." „Ich..." ,fing Amy an, doch Cedric schüttelte den Kopf. „Nicht anstrengen... wir können später reden" ,murmelte er. Also standen sie nur da, eng aneinander gepresst und starrten einander in die Augen. Amy seufzte zufrieden. So fühlte sie sich wohl, sicher in seinen Armen. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch kümmerten sie nicht... was sollten sie schon bedeuten? Das war nur immer noch die Aufregung. Bald nahm sie außer seinen blau-grauen Augen, die in ihre grünen starrten, nichts mehr wahr. Die Welt um sie herum schien plötzlich nicht mehr zu existieren, war unwichtig und klein.

Langsam und vorsichtig beugte Cedric den Kopf etwas zu ihr herunter. Kurz bevor sich ihre Lippen berührten, stoppte er jedoch. Amy konnte seinen warmen Atem an ihren Lippen spüren. Ihr lief ein warmer Schauer über den Rücken und eine Bombe schien in ihrer Magengegend zu explodieren. Sie war völlig starr, nur fähig ihre Augen aus einem Reflex heraus zu schließen und zu warten. Einen Moment später legten sich Cedrics Lippen sanft auf ihre. Sie waren kalt und angeraut und doch gleichzeitig so warm und weich. Amy klammerte sich an seinem T-Shirt fest, aus Angst erneut umzukippen. Cedrics Lippen, die bis eben nur sanft auf ihren gelegen hatten, übten nun einen leichten Druck aus. Erneut schien eine Bombe in Amys Magen zu explodieren. Amy dachte nicht weiter darüber nach, ob es richtig oder falsch war. Und um sich Gedanken darüber zu machen, dass es ihr bester Freund war, den sie hier küsste, war der Kuss zu schön.

Doch dann löste er sich wieder von ihr – ganz. Er trat einen Schritt zurück. Amy wurde plötzlich kalt, sie begann zu zittern. „Eve, ich... es tut mir Leid" ,stotterte Cedric, „Ich wollte nicht... Das... es tut mir Leid." Amy, die sich nun bewusst wurde, was sie gerade getan hatten, starrte ihn an. Die Kälte wollte nicht verschwinden, aber Amy achtete nicht darauf. „Äh... ich... also, äh... ich sollte jetzt in den Krankenflügel" ,nuschelte Amy und machte einige Schritte rückwärts. „Eve, bitte..." ,murmelte er. Doch Amy schüttelte den Kopf, sie stolperte davon und rannte, so schnell es eben ging, zum Schloss zurück.