Kapitel 5 – I can't hold you

Amy saß am Hufflepufftisch, jedoch nicht an ihrem angestammten Platz. Sie hatte den Platz mit Ciara getauscht. Es war unmöglich zu essen, wenn Cedric ihr gegenüber saß. Zwei Tage waren seit der letzten Aufgabe vergangen, zwei harte Tage. Cedric und Amy führten sich auf, als wären sie einander völlig fremd. Wenn sie miteinander redeten, dann nur über belanglose Dinge – ‚Kann ich die Milch haben?' ‚Schönes Wetter, nicht wahr?'. Es wäre ihr fast lieber gewesen, wenn sie gar nicht mehr miteinander reden würden. Alles wäre ihr lieber gewesen, wie das hier. Ihr bester Freund entglitt ihr und sie konnte nichts dagegen tun, konnte nur zu schauen. Sie wollte mit ihm darüber reden, doch jedes Mal, wenn sie den Mut gefasst hatte, kam etwas dazwischen – er war plötzlich verschwunden, zu viele Zeugen oder ihr Mut verließ sie so plötzlich, wie er gekommen war. Es war zum Heulen! Wie hatten sie es bloß so weit kommen lassen können? Ein Kuss, nur ein kurzer Kuss – und nun sollte die Freundschaft kaputt sein? Amy hatte die letzten zwei Nächte damit verbracht drüber nachzudenken, was passiert war, warum es passiert war. Aber zu einem Entschluss war sie noch nicht gekommen.

„Hey" ,warf jemand in die Runde, es war Cedric. Amy blickte auf und sah Cedric, der sich am Tisch fallen ließ. Sie vermisste sein „Morgen Eve". Früher hatte sie es nicht leiden können – nun würde sie alles dafür geben, es zu hören. Aber es kam nicht, er schaute nicht einmal auf. Amy fühlte sich so schlecht. Voldemort hatte ihn nicht getötet und trotzdem fühlte sich Amy so als würde ein Teil von ihr fehlen oder zumindest fast. Es war als würde ihre ‚bessere Hälfte' nur noch an dem berühmten seidenen Faden hängen und je mehr sie versuchte ihn festzuhalten, desto mehr zerfaserte dieser Faden. Sie war völlig hilflos, hatte kein Klebeband oder ähnliches, um den Faden zu verstärken und schon gar keinen Sekundenkleber um ihre zweite Hälfte wieder anzukleben. Sie blickte wieder auf, ihr Blick glitt über Cedric. Auch er sah nicht besonders glücklich aus. Er hielt den Kopf gesenkt, spielte mit seinem Messer und nahm nichts um sich herum wahr. Sie vermisste ihn so! Am liebsten würde sie es ihm ins Ohr brüllen, doch ihr Mut war verschwunden. Als hätte sie ihn vor zwei Tagen auf dem Friedhof zurückgelassen. Amy senkte den Blick.

Nachdem Ciara sie zum dritten Mal gefragt hatte, ob sie nichts essen möchte, griff Amy genervt nach einem Toast. Doch kaum das Amys Hand an der Schale mit den Toasts angekommen war, knallte sie mit einer anderen zusammen. Amy schaute auf, um sich zu entschuldigen. Es war Cedrics Hand. „Tut mir Leid" ,murmelten sie beide gleichzeitig und zogen verlegen die jeweilige Hand zurück. Dabei wurden sie von den anderen sieben Huffelpuffs aus dem vorletzten Jahrgang verwundert gemustert. Alle hatten gemerkt, dass mit den beiden etwas nicht stimmte, doch bis jetzt hatte noch keiner nachgefragt. Amy war froh darüber, sie wollte nicht darüber reden. Sie verkroch sich lieber in ihrem Schneckenhaus, saß unbeteiligt neben den anderen und dachte nach. Sofort bemerkte sie, dass Lenny etwas sagen wollte, doch Amy kam ihr zuvor. „Ich hab meine Tasche im Schlafsaal vergessen" ,rief sie und sprang auf, „Wir sehen uns später."

Schnell lief Amy aus der Halle, doch als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, wünschte sie sich, sie hätte sie nie geöffnet. Cho... In den letzten beiden Tagen hatte sie es geschafft, ihr aus dem Weg zu gehen. Warum musste sie ausgerechnet jetzt auftauchen? Amy ging weiter, sie war schon fast an der Treppe angelangt und hatte Hoffnungen, dass Cho sie in Ruhe lassen würde. Doch dann... „Hey, Even" ,rief Cho, „Möchtest du es mir nicht erklären?" Amy hielt inne, drehte sich jedoch nicht um. Sie hatte jetzt absolut nicht den Nerv sich mit Cho zustreiten. ‚Nicht provozieren lassen' ,sagte sie sich, ‚Genau das will sie.' „Was meinst du, Cho?" ,erwiderte Amy ruhig. „Das du mit meinem Freund rumknutschst." „D-Dein Fre...? Moment mal... woher weißt du?" „Ich hab euch gesehen, auf dem Quidditchfeld. Ich wollte warten, bis du weg bist... Ich hatte mir Sorgen um ihn gemacht. Und dann muss ich mit ansehen, wie du ihn einfach küsst. Was hast du dir nur dabei gedacht?" Amy wollte nicht streiten, sie wollte einfach nur ihre Ruhe. Also wiedersprach sie Cho nicht, ließ sie in dem Glauben. Ein Fehler? Höchst wahrscheinlich! „Warum sagst du nichts, Even?" ,fragte Cho gehässig, „Ich hab Recht, nicht wahr? Und dann hat er dich weggeschoben. Du bist davon gerannt... Tja, mich hat er nicht von sich geschoben. Eifersüchtig?" „Aber und wie" ,meinte Amy augenrollend, „Was auch immer, Cho... Ich muss meine Tasche holen, der Unterricht fängt gleich an." Ohne auf Chos Nachrufe zuachten, rannte Amy die Treppen hinunter, durch den Gemeinschaftsraum und in ihren Schlafsaal.

„Wo warst du?" ,rief Lenny und ließ sich neben Amy auf ihrem Bett fallen, „Snape ist beinahe ausgerastet. Flitwick ist es gar nicht aufgefallen, ob dich in Alte Runen wer vermisst hat, weiß ich nicht... Spinnst du? Du kannst doch nicht einfach vom Unterricht fern bleiben, ohne Entschuldigung. Was hast du dir nur dabei gedacht?" „Nichts" ,murmelte Amy, „Absolut gar nichts. Nada. Niente." Lenny legte einen Hand auf Amys Arm und sah ihre Freundin eindringlich an. „Was ist passiert?" ,fragte sie dann, „Zwischen dir und Cedric stimmt irgendwas nicht... Ihr benehmt euch, als wärt ihr... ich weiß auch nicht, Fremde oder so. Was war los? Ist auf dem Friedhof irgendwas passiert?" „Nein... nein, nicht auf dem Friedhof" ,murmelte Amy. „Sondern?" Amy drehte sich auf die Seite, weg von Lennys besorgtem und durchdringlichem Blick. „Amy, warum erzählst du es mir nicht einfach?" ,fragte Lenny, „Ich bin deine Freundin. Du kannst es mir ruhig sagen." „Na ja, ich... er... es" ,stotterte Amy. „Was?" ,hakte Lenny nach, „Was ist so schlimmes passiert?" „Er... nein, wir haben uns geküsst" ,hauchte Amy. Sie konnte es nicht laut sagen, warum auch immer.

„Ihr... was?" ,rief Lenny, „Geküsst? Aber wo ist dann das Problem?" „Oh, bei welchem soll ich anfangen?" ,erwiderte Amy sarkastisch. „Weiß nicht, mir egal..." ,meinte Lenny schulterzuckend, „Wie wär's mit dem schlimmsten? Oder doch lieber dem wenigsten problematischen?" „Haha" ,seufzte Amy, „Also gut. Einmal hätten wir da Cho Chang. Dann wäre da natürlich noch die Tatsache, dass er mein bester Freund ist. Oder das er nicht in mich verliebt ist, sondern in Cho..." „Aha. Und wie sieht's mit dir aus?" „Huh?" „Du meintest, er wäre in Cho verliebt, nicht in dich. Und du...?" „Ich bin nicht in Cho verliebt." Amy zog eine Augenbraue nach oben und schaute ihre Freundin entrüstet an. Lenny grinste und haute der Freundin auf den Arm. „Das meinte ich eigentlich nicht... ich wollte wissen, ob du denn auch nicht in ihn verliebt bist?" „Ich..." ,fing Amy an, doch dann dachte sie erst mal über die Frage nach. Bisher war sie sich ziemlich sicher gewesen, dass sie es nicht war. Aber jetzt? Sie wusste es nicht. Der Kuss... er war so gewesen, wie man sich einen ersten Kuss eben vorstellte. Schön und romantisch. Aber auch mit dem Richtigen? Cedric war ihr bester Freund... sie mochte ihn. Sie mochte ihn sehr. Aber verliebt? „Nein, nein... ich... nein" ,murmelte sie dann. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie nicht in Cedric verliebt war, aber aussprechen konnte sie es nicht. Warum? Lenny grinste nur wissend, sagte aber nichts mehr. „Ich entschuldige dich in Kräuterkunde, okay?" ,meinte Lenny dann und stand wieder auf, „Ich nehme nicht an, dass du mitkommen willst... !" „Nein, eigentlich nicht... danke, Lenny." „Kein Problem, Kleines... Ach, noch was. Hast du schon mit ihm darüber gesprochen?" „Nein... noch nicht." „Das solltest du tun... das solltest du wirklich tun. Bis später dann."

Es war Freitag, der letzte Tag vor den Sommerferien. Amy hatte ihre Sachen schon gepackt und machte sich nun mit Lenny, Luca und Ciara auf den Weg zum letzten Abendessen auf Hogwarts für dieses Schuljahr. Mit Cedric hatte sie immer noch nicht gesprochen. Er saß schon auf seinem Platz. Lenny stupste sie an: „Setz dich zu ihm. Rede mit ihm." „Doch nicht hier" ,rief Amy, „Das können ja alle hören." „Doch nicht... darüber. Einfach so... Ich halt das nicht mehr aus mit euch zweien. Das ist einfach schrecklich." Amy schüttelte den Kopf. „Nein... ich will nicht" ,schaltete sie auf stur, „Warum soll ich denn immer den ersten Schritt machen? Er könnte genauso gut... es ist immerhin genauso seine Schuld." „Warum musst du nur immer so ein Sturkopf sein?" „Hab ich von meinem Dad" ,nuschelte Amy und grinste ein wenig. Lenny schaffte es jedoch immerhin, Amy dazu zuzwingen, sich wieder auf ihren alten Platz gegenüber von Cedric zu setzten. Amy versuchte während des Essens so wenig wie möglich aufzuschauen, doch immer wenn sie es tat, traf sich ihr Blick kurz mit dem von Cedric und sie schaute schnell wieder weg. Das musste aufhören, so konnte es nicht weitergehen. Sie musste etwas tun.

„Nun... Trotz des Zwischenfalls beim Trimagischen Turnier, haben wir natürlich einen Gewinner" ,meinte Dumbledore, der sich vorne am Lehrertisch erhoben hatte, „Genauer gesagt zwei Sieger. Und ich muss sagen, ich bin außerordentlich erfreut, dass beide Sieger aus Hogwarts sind. Auch wenn das Turnier schon vorbei ist und die Schüler aus Drumstrang und Beauxbatons schon abgereist sind, sollten wir sie trotzdem noch einmal ehren. Mr. Cedric Diggory und Mr. Harry Potter." Es gab lauten, fast schon ohrenbetäubenden, Applaus in der großen Halle – selbst einige Slytherins klatschten einen Anstandsbeifall. Auch Amy klatschte mit den anderen, aber sie grinste Cedric dabei nicht an, wie sie es wohl unter normalen Umstände getan hätte.

Dumbledore hob seine Hand um den Schülern Einhalt zu gebieten. Das Klatschen erstarb sofort und Dumbledore sprach weiter: „Kommen wir nun zum Hauspokal. Nach den momentanen Umständen würde Slytherin diesen gewinnen-" Applaus von Seiten der Slytherins. „Doch nach den jüngsten Ereignissen, gibt es noch einiges zu ändern. Zu nächst hätten wir da 50 Punkte für Mr. Harry Potter, der auf dem Friedhof von Little Hangleton seinen Mut und seine Willensstärke unter Beweis gestellt hatte." Lauter Applaus kam am Tisch der Gryffindors auf, immerhin lagen sie nun in Führung. Doch Dumbledore unterbrach auch diese.

„Dann wäre da Miss Amy Even, die durch ihr beherztest Eingreifen wohl das Leben von Mr. Diggory gerettet hat. Dafür bekommt sie 60 Punkte." Lauter Jubel kam vom Hufflepufftisch. Wenn Cedric jetzt noch 55 Punkte bekommen würde, könnten sie den Pokal gewinnen, das erste Mal seit... Amy wusste nicht, wann die Hufflepuffs jemals den Hauspokal gewonnen hatten.

„Und dann wäre da natürlich noch Mr. Cedric Diggory, der ebenfalls seinen Mut und seine Treue auf jenem Friedhof bewiesen hat. Hier für ebenfalls 50 Punkte." Die Gryffindors jubelten, ganz Hufflepuff stöhnte. Amy warf Cedric einen kurzen Blick zu. Er schaute zurück und diesmal lösten sich ihre Blicke nicht gleich wieder. Der Applaus hörte auf, Amy blickte wieder nach vorne. „Und zu guter letzt" ,sprach Dumbledore weiter, „Habe ich noch je 2 Punkte für Miss Lenny Everwood, Miss Ciara Daclair und Miss Luca Hilden für ihre Fürsorglichkeit." Dumbledores „Ich denke also, dass eine Umdekorierung angebracht wäre" ging im tosenden Jubel der Hufflepuffs unter. Anstatt der grün-silbernen Banner und Fahnen mit der Schlange hangen nun überall gelb-schwarze mit einem Dachs. Hufflepuff hatte seit..., nun sagen wir, einer Ewigkeit den Hauspokal gewonnen. Amy warf erneut einen Blick über den Tisch und verharrte an Cedrics blau-grauen Augen. „Wir müssen reden" ,rief er ihr durch den Lärm entgegen. Amy begriff sofort und nickte: „Nachher. Gemeinschaftsraum – 1 Uhr." Nun war es an Cedric zu nickten. Amy wollte ihn weiter beobachten, doch Lenny warf die Arme um sie. „Wir haben den Hauspokal" ,schrie sie, „Amy, ist das nicht genial!" Amy nickte freudig.

Die Party tobte lange, doch kurz vor 1 Uhr hatte Mrs. Sprout es doch geschafft alle Hufflepuffs in ihre Schlafsäle zu treiben. Doch ohne das Wissen der Hauslehrerin hatten sich fünf Minuten später zwei Schüler zurück geschlichen. Amy sah sich um, überall standen leere Butterbierflaschen herum, Schalen, die mit allen möglichen Süßigkeiten gefüllt gewesen waren, standen leer auf den Tischen oder lagen auf dem Boden herum, Luftschlangen hingen an der Decke oder über Sofas und Sessel, auf dem Boden flog Konfetti herum, die Süßigkeiten, die herunter gefallen waren, waren zertreten worden und über dem Kamin hing ein Hufflepuff- Banner. Angewidert wischte Amy eine verklebte Schale von ‚ihrem' Sofa, bevor sie sich darauf fallen ließ. Sie starrte in den leeren Kamin, während sie auf Cedric wartete. Was sollte sie ihm sagen?

Amy spürte, wie er sich, mit mehr Abstand als gewöhnlich, neben ihr auf dem Sofa fallen ließ. Sie schaute nicht auf und tat auch sonst nichts, um ihm zu zeigen, dass sie seine Ankunft registriert hatte, trotzdem wusste sie, dass er verstanden hatte, dass sie sein Kommen wahrgenommen hatte. Sie schwiegen sich eine ganze Weile an. Jeder hing seinen Gedanken nach und starrte den Kamin vor ihnen an. „Der Kuss" ,fing Amy dann an, „Wir sollten ihn einfach vergessen. Es war nur, weil... weil wir uns so gefreut haben. Nichts bedeutendes." Aus den Augenwinkel sah sie, wie Cedric mehrmals heftig nickte. „Ja... ja, das denke ich auch. Lass uns das vergessen. So etwas sollte unsere Freundschaft nicht zerstören." Amy nickte und nun wanden beide den Kopf um, um einander ansehen zu können. Cedric lächelte und Amy lächelte zurück. „Ich hab dich vermisst" ,flüsterte Amy und wurde ein wenig rot um die Ohren. Cedric rutschte auf und zog sie in seine Arme. „Ich dich auch" ,murmelte er dann in ihr Ohr und strich behutsam über ihre Haare, „Ich dich auch, Eve. Es war als... als würde plötzlich etwas fehlen, ein Teil von mir." „Ja" ,stimmte Amy zu und schlang ihre Arme um seine Hüften, „Genau so! Es hat sich schrecklich angefühlt. Ich wollte immer mit dir reden, aber ich konnte nicht." „Mhm. Ging mir auch so." Sie verfielen erneut ins Schweigen und saßen nur da.

„Hast du schon mit Cho geredet?" ,fragte Amy plötzlich. Cedric löste sich wieder von ihr und schüttelte den Kopf: „Nein... nein, wieso?" „Sie hat uns gesehen." „Was? Wann?" „Auf dem Quidditchfeld, nach der Aufgabe." „Oh verdammt. Was hat sie gesagt?" „Hab ihr nicht so wirklich zu gehört... aber sie hat mal wieder mir die Schuld an allem gegeben." „Hmpf" ,machte Cedric, „Ich versteh sie nicht. Was denkt sie sich nur dabei? Ich werde das aufklären. Morgen noch, bevor wir heimfahren." „Mach das. Ced, sie ist eifersüchtig. Du solltest dich eindeutig mehr mit ihr beschäftigen, wenn du sie wirklich magst. Sonst hackt sie mir irgendwann noch den Kopf ab." Cedric schwieg. „Du magst sie doch oder?" ,hakte Amy vorsichtig nach. „Wie?" ,fragte Cedric, „Ja, doch... ich glaub schon." „Du glaubst?" „Ich kenn sie doch noch gar nicht so gut." „Siehst du. Da wird's Zeit, dass ihr euch endlich mal richtig kennen lernt. Du solltest im nächsten Schuljahr eindeutig mehr mit ihr machen. Vielleicht beruhigt sie sich dann auch wieder und benimmt sich mir gegenüber wie ein zivilisiert Mensch." „Hm, in Ordnung."

Von einem lauten Lachen wurde Amy am nächsten Morgen geweckt. Verschlafen schaute sie sich um und als sie etwas vor rutschte, fiel sie fast von ihrem Bett. Doch als sie zurück rutschte prallte sie gegen etwas weiches. Seit wann war ihr Bett so eng? „Sag bloß ihr seit schon wieder eingeschlafen?" ,rief Lenny und klang ein wenig triumphierend. „Hmpf... was?" ,nuschelte Amy, „Von was redest du?" „Mein Gott, Amy" ,meinte Luca, „Schau halt einfach mal hinter dich. Wie kann man nur so verpennt sein?" Amy streckte ihre Zunge heraus und drehte dabei den Kopf in die Richtung, in der sie ihre Freundinnen vermutete. Plötzlich brummelte neben ihr etwas und Amy spürte, wie sich ein Gewicht über ihre Taille legte. Nun war sie hellwach, sie verrenkte sich, um sehen zu können, was dort auf ihrer Hüfte lag. Es war ein Arm, Cedrics Arm um genau zu sein. Waren sie denn schon wieder auf dem Sofa eingeschlafen? „Aufwachen" ,murmelte Amy und stupste Cedric etwas an. Doch dieser brummelte nur und presste sie fester an sich. Amy seufzte. Wie konnte er bei diesem Krach nur immer noch schlafen? „Cedric Diggory" ,brüllte sie, „Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass wir Ihnen den Trimagischen Pokal wieder abnehmen müssen." „Was?" ,rief Cedric und saß ruckartig senkrecht. Zu ruckartig – Amy war vom Sofa gepurzelt und landete hart auf dem Boden. „Immer ich" ,stöhnte sie und hielt sich den Ellebogen, „Kannst du nicht aufpassen!" Cedric schaute sie einen Moment verwirrt an, dann verstand er und grinste sie an. „Selbst Schuld" ,meinte er, „Wenn du mich so brutal aufweckst." „Also, ich möchte ja wirklich nicht stören" ,grinste Ciara, „Aber wir müssen uns beeilen. Die Kutschen fahren in einer halben Stunde. Ich hoffe ihr habt wenigstens gepackt?"

„Ich geh mal zu den anderen" ,meinte Amy, nachdem sie ihre Sachen im Abteil der Vertrauensschüler verstaut hatten, „Lenny hat gemeint, ich soll kommen..." Cedric nickte: „Okay. Ich muss auch noch mit Cho reden." „Ja, gut. Bis später dann." Amy machten sich auf den Weg zu den hinteren Abteilen, wo sie ihre Freundinnen vermutete. Im vorletzten Abteil fand sie die drei vor und ließ sich auf dem Sitz gegenüber von Luca fallen. „Du hast ganz offensichtlich mit Cedric geredet" ,platze Lenny sofort heraus. „Ja, das hab ich..." ,meinte Amy nickend. „Uuuuund? Also so, wie wir euch heute morgen vorgefunden haben, scheint wohl wieder alles in Ordnung zu sein... oder mehr als das!" „Alles wieder in Ordnung, jupp" ,erwiderte Amy schulterzuckend. „Mehr nicht?" „Was meinst du mit ‚mehr nicht'?" „Na ja,... ihr habt euch geküsst. Ich mein, so was kann man doch nicht eben einfach vergessen..." „Sie haben was?" ,rief Ciara dazwischen, „Hast du gerade ‚geküsst' gesagt, Lenny?" „Öhm... jupp, warum?" „Das... warum erzählt uns so was eigentlich niemand?" „Weil es nicht wichtig ist" ,murmelte Amy, „Es ist egal. Total egal. Es war nur ein Kuss... nicht mal beabsichtigt. Das war nur, weil wir so glücklich waren, nach der Sache auf dem Friedhof. Da ist es halt passiert... aus Versehen." „Natürlich" ,grinste Luca, „Amy, ein Kuss passiert nicht einfach so aus Versehen." Die anderen beiden nickte zustimmend, doch Amy war es egal. Was wussten sie schon? „Wie auch immer" ,meinte Amy genervt und erhob sich, „Ich geh mal wieder vor."

Als sie wieder im Vertrauensschülerabteil ankam, saß Cedric schon wieder auf seinem Platz. Amy ließ sich neben ihm fallen. „Und wie war's?" ,fragte sie ihn, während sie ihren Umhang auszog und ihn auf den Platz neben sich schmiss. Cedric zuckte mit den Schultern. „Okay, denk ich. Ich glaube sie hat's verstanden." Amy musterte ihn genau... und entdeckte etwas, das sie zum Grinsen brachte, jedoch auch wieder einmal einen dieser kurzen Stiche durch ihren Körper jagte. „So... okay, denkst du?" ,fragte sie schmunzelnd, „Du hast da übrigens Lippenstift." „Was?" ,fragte Cedric und fuhr sich mit einer Hand zum Mund, „Wo?" „Da" ,grinste Amy und wischte mit ihrem Daumen den roten Fleck von seinen Lippen. Cedric grinste verlegen und dankte ihr. „Scheiß Farbe" ,murmelte Amy und wischte ihren Finger am Sitz ab. „Ich tu jetzt mal so, als hätte ich das nicht gehört" ,erwiderte Cedric grinsend, „Aber du hast Recht..."

Jemand rüttelte an ihrer Schulter und rief, dass sie gleich da seinen. Amy blinzelte verwirrt und fand sich halb auf Cedric, der sich über drei Sitze ausgebreitet hatte, liegend wieder. Einer der Vertrauensschüler aus Gryffindor grinste sie an: „Ihr solltet euch beeilen. Müsst euch auch noch umziehen." Immer noch vollkommen verpeilt, nickte Amy, während der Gryffindor nach draußen ging. „Ced, aufwachen" ,murmelte sie und rüttelte an ihrem besten Freund, „Wir müssen uns beeilen." „Hmpf" ,brummelte dieser zur Antwort, „Ja, ja... gleich." „Nein, jetzt sofort oder ich schmeiß dich runter!" Das wirkte. Cedric rappelte sich auf und wischte sich über die Augen. Seine Haare waren ganz verstrubbelt und sein Umhang völlig verknittert. „Sind wir schon da?" ,fragte er dann. „Nö, aber gleich. Ich geh mich mal umziehen. Solltest du übrigens auch tun" ,meinte Amy, während sie in ihren Koffer nach ein paar normalen Klamotten suchte. Sie fand eine löchrige Jeans und ein schwarzes T-Shirt auf dem in knalligem pink ‚Punk' stand.

„Also, wir sehen uns" ,meinte Lenny und nahm Amy in den Arm, „Spätestens an meinem Geburtstag, ja?" „Ich werd mich melden" ,grinste Amy und umarmte dann auch ihre anderen beiden Freundinnen. Dann verschwanden die drei durch den Torbogen und Amy schaute sich suchend um. Cedric hatte sich noch von Cho verabschieden wollen und nun konnte Amy ihn nirgends mehr finden. „Suchst du mich?" ,hauchte plötzlich jemand in ihr Ohr und Amy wäre vor Schreck fast vornüber gekippt. „Cedric Diggory" ,knurrte sie, „Warum musst du die Leute immer zu Tode erschrecken?" „Schlechte Angewohnheit" ,erwiderte er grinsend, „Aber das funktioniert auch nur bei dir." „Pf, gehen wir?" „Jupp. Die lieben Eltern warten..." Neben einander gingen sie auf den Torbogen zu. Amy fiel plötzlich etwas ein... Was würde passieren, wenn sie durch den Torbogen gehen würde? Als sie durch die Absperrung gefallen war, war sie in der Zauberwelt gelangt. Würde sich das ganze nun wieder umkehren, wenn sie durch den steinernen Bogen ging? Amy griff nach Cedrics Hand, um an irgendwas festzuhalten, dass zur Zauberwelt gehört und hoffte inständig, dass sie sie auch noch halten würde, wenn sie auf der anderen Seite auf dem Kings Cross Bahnhof der Muggel wieder rauskam. Sie schloss die Augen, als sie durch den Bogen trat und öffnete sie erst wieder, als sie glaubte, hindurch zu sein.

„Hey, da sind sie" ,meinte Cedric neben ihr grinsend und deutete in eine Richtung. Amy strahlte, er war noch da. Sie ließ seine Hand los und musterte ihn einen Moment lächelnd, bevor sie ihm in die angewiesene Richtung folgte. Dort stand eine Gruppe Leute, die sich zwar kaum von den Muggeln unterschieden, aber durch ihre, teilweise etwas zu knallig gewählte Kleidung, doch auffielen. Amy erkannte ihren Dad und ihren kleinen Bruder sofort, sie sahen so aus wie ihre ‚richtige' Familie. Ihr Vater trug Jeans und ein kariertes, kurzärmliges Hemd und sah neben ihrem Bruder noch am ‚muggelmäßigsten' aus. Ihr Bruder kam nun auf sie zu gelaufen und schloss sie in die Arme. Er war gerade einmal 10 Jahre und ging Amy doch schon bis zur Brust. Amy wuschelte ihm durch das verstrubbelte, knallrote Haar und grinste ihn an. „Du hast mich aber ganz schön vermisst, was?" ,fragte sie und er nickte. „Du warst über Weihnachten nicht da... ich hab dich 10 Monate nicht gesehen, was erwartest du?" ,erwiderte er und seine blauen Augen, die Augen ihrer Mutter, funkelten sie an. Gemeinsam gingen sie zu ihrem Dad. „Hey Kleine" ,begrüßte er sie und strich er über die Haare. „Hey Dad" ,erwiderte sie grinsend.

Als nächstes war es an Mr. Diggory sie zu begrüßen. „Hallo Amy" ,sagte er und schüttelte ihre Hand. „Guten Tag, Mr. Diggory" ,murmelte Amy. Mr. Diggory lachte: „Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du mich Amos nennen sollst? Mein Frau nennst du doch auch schon seit Ewigkeiten Cindy." „Entschuldigung" ,lächelte Amy verlegen, „Ich vergesse es immer wieder." Kurz darauf wurde sie von einer großen Frau mit langen dunkelblonden Haaren in die Arme geschlossen. „Schön dich mal wieder zu sehen, Amy" ,meinte sie und ließ wieder von Amy ab. „Jupp" ,erwiderte Amy, „Find ich auch." Sie wand sich wieder Cedric zu, der nun ein kleines Mädchen von etwa 3 Jahren auf dem Arm hielt. Lächelnd ging Amy auf die beiden zu und musterte das Mädchen neugierig. Sie hatte dunkelblonde Haare und blaue Augen und auch sonst hatte sie viel Ähnlichkeit mit ihrer Mutter. „Äh... die ist aber groß geworden" ,nuschelte Amy, um irgendwie den Namen aus Cedric heraus zubekommen. „Hast du das gehört, Cecilia?" ,meinte Cedric zu dem kleinen Mädchen und grinste, „Du bist gewachsen, so was." Amy musste lachen. Es war so süß, wie er mit der Kleinen umging. „Cecilia zu Amy will" ,rief die Kleine. Cedric grinste und gab Amy die Kleine. „Hallo" ,grinste Amy und strich Cecilia ein paar Strähnen aus dem Gesicht. „Cedric, Cecilia, wir wollen los" ,rief da Amos. Amy gab Cedric seine Schwester zurück, umarmte ihn noch einmal, bevor auch sie zu ihrem Dad und ihrem kleinen Bruder ging. „Wir sehen uns" ,rief Cedric, bevor er mit seinen Eltern davon ging. „Wir sollten auch gehen" ,meinte Amys Dad, „Sind mit dem Auto da, also mach dich schon mal auf ne lange Fahrt gefasst."

Nach etwa 8 ½ Stunden Fahrt, von denen sie ca. 2 Stunden auf der Fähre verbracht hatten, hielt der dunkelblaue Ford Fiesta vor einem kleinen, etwas schäbig aussehendem Haus. Es war weit außerhalb des nächsten Muggeldorfs, Greystones, aber dafür lag es direkt an der Küste. Ein schmaler Wanderweg führte direkt von den Klippen hinunter zu einem kleinen Sandstrand. Das kleine Backsteinhaus war eigentlich nur einstöckig, doch hinten rechts war noch ein kleiner Anbau darauf gekommen. Amy folgte ihrem Dad und ihrem Bruder ins Haus hinein. Als sie die Tür hinter sich zugeschlagen hatte, fand sie sich in einem engen, länglichen Flur wieder, an dessen Ende eine Wendeltreppe in die Decke führte, wo eine Art Falltür angebracht war.

Zu ihrer rechten war eine breite Schiebetür, die nun sperrangelweit offen stand und in einen länglichen Raum führte, der Küche und Wohn- und Esszimmer zu gleich war. Der Boden, war wie der im Flur, mit weiß-gräulichen Kacheln ausgelegt. In der einen Ecke war die Küchenzeile angebracht, in der Mitte des Raums war ein quadratischer Esstisch aus Holz mit vier Stühlen darum und in der anderen Ecke standen ein helles Sofa, ein kleiner Wohnzimmertisch, zwei Sessel im Stoff des Sofas und eine Vitrine. „Uh, ich bin dann mal in meinem Zimmer" ,rief Amy ihrem Vater zu, der mit dem Essen beschäftigt war. Sie ging aus dem Zimmer und öffnete die erste Tür zu ihrer linken. Es war das Schlafzimmers ihres Vaters. Das Zimmer war eher spärlich eingerichtet – das Ehebett, ein Nachtisch, ein Schrank und eine Sitzgelegenheit – und eine Tür führte in das anliegenden Badezimmer.

Amy öffnete die zweite und letzte Tür auf der linken Seite, doch auch das hier war nicht ihr Zimmer. Die Wände in diesem Zimmer waren in der Farbe der Kenmare Kestrels – smaragdgrün – gehalten und an einer Wand prangerte auch ihr Wappen – zwei Ks, die Rücken an Rücken standen. Auch hier führte eine Tür ins Badezimmer zwischen den beiden Zimmern. Es war das Zimmer ihres Bruders. Amy ging wieder hinaus und stieg langsam die Wendeltreppe hinauf.

Als sie durch die Falltür gestiegen war, fand sie sich in einem relativ großen Zimmer wieder, dessen Wände in einem herrlichen sonnengelb gestrichen waren. Der Boden war aus hellem Parkett, während das Holz der Dachschräge dunkel war. Ihr Bett stand in der Mitte des Raums, mit dem Kopfende an der Wand. Die Dachschräge darüber, in die ein großes Fenster eingelassen war, war gerade hoch genug, dass Amy sich nicht den Kopf anschlagen würde. Rechts und links des Fenster hingen zwei Poster, das Linke war ein bewegliches auf dem die Quidditchspieler der Kenmare Kestrels hin und her flitzen, das Rechte war ein Muggelposter von Amys Lieblingsband, Incubus. An der hinteren Wand stand vor einem weiteren, großen Fenster, ein schwarzes Sofa, auf dem drei gelbe Kissen lagen. Zwischen Bett und Sofa stand ein Holztisch auf dem ein Muggel- CD-Player stand und unter dem Tisch stapelte sich eine kleine, aber feine, CD- Sammlung. Gegenüber von ihrem Bett stand ein Schreibtisch aus dem selben, hellen Holz wie der kleine Tisch mit dem CD-Player. Über dem Schreibtisch hing eine Pinnwand, an der verschiedenste Zettel und Bilder hingen und daneben führte eine Tür in ein hübsches, kleines Bad.

Amy drehte sich etwas nach rechts, um die nächste Ecke zu bewundern. Doch dort stand nur ein großer Kleiderschrank, also drehte sie sich weiter und ihr Blick fiel auf das Regal in der linken Ecke. Es war vollgestopft mit Büchern und hier und dort stand ein Bilderrahmen. Amy ging auf das Regal zu. Es waren sowohl magische Bücher über Quidditch oder sonstiges, als auch Muggelbücher, die im Regal standen. Doch das interessierte Amy momentan wenig, sie schaute sich lieber die Fotos genauer an. Eines zeigte ihre Eltern, das nächste ihren kleinen Bruder und Amy selbst, eines von Amy und Cedric, als sie noch kleiner gewesen waren, das Hochzeitsfoto von ihren Eltern mit ihren Trauzeugen, Cindy und Amos Diggory und dann stand dort noch eins von Cedric und Cecilia. Doch Amys Blick blieb am letzten Bilderrahmen hängen. Es war ein Bild von Cedric, vielleicht vor etwa einem Jahr aufgenommen. Er saß am Strand, vollgepappt mit Sand, was wahrscheinlich Amys Schuld war und grinste sie an. Amy lächelte. „Essen" ,rief ihr Vater von unten.