Kapitel 7 – Don't say you'll never when you might

Stumm saß Amy auf ihrem Platz am Hufflepufftisch und starrte die Wand an, während vorne der Sprechende Hut sein Liedchen sang. Die Fahrt noch Hogwarts war der reinste Horror gewesen. Cedric und sie hatten kein Wort gewechselt und als sie die neuen Vertrauensschüler einweisen mussten, hatten sie einander ständig unterbrochen, was ihnen seltsame, anklagende Blicke eingebracht hatte. Ganz so, als würden sich die Vertrauensschüler fragen, wie man solche zwei Deppen zum Schülersprecherpaar machen konnte. Amy fragte sich das Selbe. Selbst wenn... diese Sache nicht passiert wäre, wären Cedric und sie absolut nicht die beste Kombination für das Schülersprecherteam. Was hatte Dumbledore sich nur dabei gedacht? ‚Doch ein wenig senil, der Gute' ,dachte Amy griesgrämig.

Die Auswahl der neuen Schüler begann und Amy versuchte sich vergeblich darauf zu konzentrieren und ihren Blick nicht zu Cedric huschen zu lassen. „Even, Ian" ,rief McGonagall und das erste Mal an diesem Abend galt Amys uneingeschränkte Aufmerksamkeit nicht Cedrics Profil, sondern den 1. Klässlern. Ian ging nach vorne, setzte sich auf den Stuhl und stülpte den Sprechenden Hut, der so weit hinunter rutschte, dass nur noch wenige von Ians leuchtendroten Haaren darunter hervor lugten, über seinen Kopf. Es dauerte einen Moment, bis der Hut „HUFFLEPUFF" ausrief und Ian ihn vom Kopf nahm, um, seine Schwester angrinsend, zum Tisch der applaudierenden Hufflepuffs zu gehen. Amy versuchte sich mit den anderen zu freuen, aber es fiel ihr schwer, wo sie sich doch eigentlich so unglücklich fühlte und so verwirrt war.

„Diggory, Even" ,rief McGonagall, als Amy gerade mit Lenny, Ciara und Luca die Halle verlassen wollte, „Kommen sie bitte zu mir." „Mh, bis später" ,nuschelte Amy und machte eine Kehrtwende, während ihre Freundinnen ihr grinsend eine Gute Nacht wünschten. Vor McGonagall kam Amy zum Halt und wenig später stand auch Cedric neben ihr, die Hände in den Hosentaschen und den Blick uninteressiert umher schweifen lassend. „Nun, zunächst einmal möchte ich ihnen noch ein mal gratulieren" ,erklärte McGonagall, „Natürlich werden nun einige neue Pflichten auf sie zukommen, aber das werde ich ihnen morgen nach dem Unterricht genauer erklären. Ihre Räumlichkeiten finden sie hinter dem alten Wandteppich im zweiten Stock neben der Statue von Eibhleann der Schönen. Sie müssen dreimal über den Teppich streichen und dabei ‚Knuddelmuff' sagen. Ich wünsche ihnen eine Gute Nacht." Sie ging davon und Amy starrte ihr nach.

„I-ihre Räumlichkeiten?" ,murmelte Amy, „Was meint sie mit ‚Ihre Räumlichkeiten'?" „Du hast deinen Brief nicht gelesen oder?" ,erwiderte Cedric leise, es war das erste Mal seit Samstag, dass er etwas zu ihr sagte. Aber er schaute sie dabei nicht an, fand den Boden scheinbar plötzlich sehr interessant. „Nein, warum?" ,fragte Amy, „Hätte ich sollen?" „Egal. Lass uns gehen." Cedric ging aus der Halle, ohne auf sie zu warten. Amy lief ihm nach so schnell sie konnte, da sie keine Ahnung hatte, wo die Statue von Eibhleann der Schönen war. Sie folgte ihm die Treppen zum 2. Stock hinauf und in den linken Korridor hinein.

„Knuddelmuff" ,nuschelte Cedric und strich hart über den alten, verstaubten Wandteppich neben der Statue einer gutaussehenden Hexe. Der Teppich drehte sich samt Wand ein und gab den Blick auf ein großes Wohnzimmer, fast so groß, wie das der Diggorys, frei. Staunend ging Amy hinein, Cedric folgte ihr und sofort schloss sich die Wand hinter ihm wieder. Amy hatte keine große Lust sich weiter umzuschauen und ging gleich durch eine der beiden Türen auf der rechten Seite. Sie fand sich in einem Zimmer, ähnlich dem ihrem zu Hause, wieder und nahm einfach mal an, dass es ihres war. Seufzend und ohne sich umzuziehen, ließ sie sich im Bett fallen. Neben an hörte sie Cedric die Tür hinter sich zuknallen, dann herrschte Stille. Amy wollte nur noch schlafen, also kuschelte sie sich unter ihre Decke.

Die nächsten Wochen vergingen schnell und Amy hatte sich immer noch nicht mit Cedric ausgesprochen. Es schien ihr alles über den Kopf zu wachsen – die Schule, Hausaufgaben, ihre Pflichten und Aufgaben als Schülersprecherin und nun kündigte sich auch noch das erste Quidditchtraining an. Aber was sie am meisten quälte, war die Sache zwischen Cedric und Cho. Die Beiden trafen sich nun ständig und Amy kam nicht umher, sich einzugestehen, dass sie eifersüchtig war. Jedes Mal, wenn sie die beiden händchenhaltend in den Gängen sah, kochte die Wut und der Hass in Amy hoch. Sie konnte nichts dagegen tun. Amy war nicht eifersüchtig auf Cho, weil sie seine Freundin war, sondern weil er nun mit ihr redete und lachte und nicht mehr mit Amy selbst. Die belanglosen Gespräche über das Wetter und den Unterricht waren Amy zuwider. Sie wollte, dass alles wieder so war wie früher. Wie hatten sie es bloß noch ein zweites Mal soweit kommen lassen können? Warum hatten sie sich noch einmal geküsst? Noch immer hatte Amy keine Antwort auf dieses Rätsel gefunden und ihre Freundinnen war auch keine große Hilfe dabei.

„Du liebst ihn" ,war Lennys knallharte Feststellung, als Amy es endlich übers Herz gebracht hatte, ihren Freundinnen von den Ereignissen der letzten Tage in den Sommerferien zu berichten. Es war ein warmer Oktobernachmittag und die vier Hufflepuffmädchen saßen unter dem Schatten einer großen Eiche am See. Amy schaute ihre Freundin mit hochgezogener Augenbraue an. „Nein, das tue ich nicht" ,nuschelte sie dann, „Er ist nur mein bester Freund. Warum glaubt mir das eigentlich niemand?" „Das glaub ich dir schon" ,fiel Lenny ihr ins Wort, „Aber ich denke Cedrics Mutter hat Recht." „Womit?" „Damit, dass die Grenze zwischen Freundschaft und Beziehung bei euch vollkommen verwischt ist" ,fuhr Ciara fort, „Alle merken es, nur ihr nicht." „Na und?" ,rief Amy, „Dann ist diese scheiß Grenze eben verwischt, das heißt doch noch lange nicht, dass wir sie überschritten haben." „Nein, aber ihr seit kurz davor" ,meinte Luca.

„Wie bitte?" ,entrüstete sich Amy, „Wir reden ja nicht mal mehr miteinander." „Nah, im Moment vielleicht nicht. Aber ihr haltet das ja doch nicht mehr lange aus. In ein paar Tagen vertragt ihr euch wieder" ,grinste Lenny. „Mhm" ,seufzte Ciara, „Und dann fängt alles wieder von vorne an." „Nein, das wird es nicht" ,rief Amy, „Das werde ich nicht zu lassen." „Du kannst es nicht verhindern, merkst du das nicht?" ,meinte Lenny augenrollend, „Du hast es ja nicht mal geschafft, einen zweiten Kuss zu verhindern. Amy, begreif doch endlich, du und Cedric... ihr seit für einander geschaffen." „Jupp" ,stimmten Luca und Ciara ihr zu. „Ihr spinnt doch" ,grummelte Amy und sprang auf, „Ihr seit total verrückt. Für einander bestimmt... von wegen! Absoluter Quatsch! Übergeschnappt..." Vor sich hin murmelnd ging sie zurück zum Schloss und ließ ihre grinsenden Freundinnen alleine am See zurück.

Am Abend machte sich Amy mit ihrem alten Sauberwisch 7 auf den Weg zum Quidditchfeld. Den Rest des Nachmittags hatte sie damit verbracht, über die Worte ihrer Freundinnen nachzudenken. Sie wollte sich wieder mit Cedric vertragen, einerseits um den anderen zu zeigen, dass nicht das passieren würde, was sie voraussahen und andererseits besonders, da sie es tatsächlich nicht mehr aushielt, nicht mehr mit Cedric zu sprechen. Nach dem Training würde sie mit ihm reden. Sie sog die kühle Abendluft in sich ein und schüttelte den Kopf, als ihre Gedanken zu Lennys Worten abschweiften. ‚Für einander bestimmt' ,dachte Amy immer noch kopfschüttelnd, ‚So ein Mist!' Sie würde nach dem Training mit Cedric sprechen und dann würde wieder alles so werden, wie es gewesen war. Und diesmal würde kein dummer Kuss alles wieder kaputt machen.

Das Quidditchtraining war hart gewesen. Als Amy aus dem Umkleideraum der Mädchen kam, war es schon fast ganz dunkel. Sie ging zum Umkleideraum der Jungs, um auf Cedric zuwarten. Sie war sich sicher, dass er noch da sein musste, denn als sie das Training beendet hatten, war Cho auf ihn zugelaufen und er hatte sich nicht umziehen gehen können. Also konnte er jetzt noch nicht fertig sein. Plötzlich hörte sie Stimmen vom Quidditchfeld her und als sie näher ran ging, erkannte sie Cedrics und Chos Stimmen.

Ein kleiner Kampf tobte in Amy, bis schließlich ihre Neugier siegte und sie sich leise näher schlich, um die Beiden sehen zu können. Doch kaum das sie sie engumschlungen mitten auf dem Rasen sah, wünschte Amy sich, sie wäre zum Schloss zurück gegangen. In ihrem Magen krampfte sich alles zusammen und sie stand da wie vom Donner gerührt. Irgendetwas gefiel ihr an diesem Bild nicht und schlagartig wurde ihr klar was. Es lag nicht an Cho. Nein, egal welches Mädchen Cedrics Freundin sein würde, Amy würde sie immer hassen... es sei denn es wäre sie selbst. Lenny und all die andern hatten Recht, sie hatten verdammt noch Mal Recht. Warum war ihr das nie aufgefallen? Oder hatte sie es einfach nur immer verdrängt? Hatte sie es nicht sehen wollen?

Es fing anzuregnen und Cedric und Cho verzogen sich schnellst möglich nach drinnen. Amy störten die dicken, kalten Tropfen, die laut klatschend auf sie her nieder prasselten nicht im Geringsten. Eher im Gegenteil, es schien fast so, als hätte sich das Wetter ihrer Stimmung angepasst. Ziellos lief Amy durch den Regen über das Schlossgelände, völlig unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. In ihrem Kopf ging alles drunter und drüber. Cedric! Sie liebte ihren besten Freund, aber der hatte nur Augen für Cho. Es war so, wie alle immer sagten... nun, zumindest auf Amys Seite. So sehr sie sich daran festklammern wollte, dass Cedric nur ihr bester Freund war, sie konnte es nicht. Sie wusste, das es nicht stimmte. Dazu war die Wut, der Hass und die Eifersucht auf Cho zu groß.

Nach einer Weile des ziellosen Umherstreifens, ließ sie sich am, vom Regen aufgewühlten, See nieder und auch dieser schien ihre Stimmung wider zu spiegeln. Warum musste ihr so was passieren? Warum gerade ihr bester Freund? Warum er – warum nicht irgendein anderer? Das Schicksal schlug manchmal wirklich seltsame Wege ein. ‚Fuck Schicksal' ,dachte Amy.

„Was machst du hier draußen? Bei dem Wetter?" ,fragte eine sanfte Stimme neben ihr. Amy zuckte nicht einmal zusammen, ihr war klar, dass er sie irgendwann finden würde. „Das selbe könnte ich dich fragen, Cedric" ,erwiderte Amy und wischte sich den, mit Tränen vermischten, Regen aus den Augen. Cedric hielt einen Moment inne, als sie ihn bei seinem richtigen Namen nannte, ließ sich dann aber doch neben ihr fallen. „Ich hab mir Sorgen um dich gemacht" ,meinte er leise, „Was ist los mit dir?" „Das fragst du noch?" ,seufzte Amy, „Wir haben seit ca. vier Wochen kein richtiges Gespräch mehr miteinander geführt, nur wegen einem blöden Kuss... ich bin kurz vorm Durchdrehen und du fragst, was mit mir los ist?" „Oh, ja... der Kuss" ,nuschelte Cedric, „I-ich weiß nicht w-was... Es war schrecklich vier Wochen nicht mit dir zu reden. Schlimmer noch als letztes Mal. Können wir das nicht... einfach wieder vergessen? Den K-Kuss und das alles? Ich will nicht, dass unsere Freundschaft wegen so einer Kleinigkeit kaputt geht, verstehst du? Dazu brauch ich dich einfach zu sehr. Eve?"

„K-Kleinigkeit... j-ja, genau" ,stotterte Amy, „Das denke ich auch." „Ich verspreche dir, so was kommt nie wieder vor" ,murmelte Cedric und zog sie in eine Umarmung, „Nie wieder." Etwas in Amy wollte laut ‚Nein' schreien, doch Amy zwang sich zu einem leisen „Ja". Sie kuschelte sich in Cedrics Arme und zum ersten Mal nahm sie die Schmetterlinge in ihrer Magengegend bewusst wahr. Amy hatte sogar das Gefühl, dass, desto mehr sie versuchte sie zu verdrängen, desto mehr wurden es. „Sonst ist alles in Ordnung bei dir?" ,flüsterte Cedric in ihr Ohr. Amy schauerte. „Ja, mir geht's gut" ,log sie. „Dann lass uns rein gehen, nicht das wir uns noch ne Erkältung holen. Bist du schon die ganze Zeit hier draußen?" Cedric stand auf und zog Amy mit sich nach oben. „Ja, seit ich aus der Umkleide rausgekommen bin" ,nuschelte Amy. „Du bist verrückt" ,meinte Cedric und schlang einen Arm um ihre Schulter, „Du wirst sicher krank. Wir gehen jetzt rein, du ziehst dich um und legst dich ins Bett und ich besorg dir nen warmen Tee aus der Küche."

Die nächsten Wochen waren seltsam. Amy hatte zwar ihren besten Freund wieder, aber nun, da sie wusste, was sie fühlte, reichte ihr das nicht mehr. Die Eifersucht nagte an ihr und zuzüglich ihrer ganzen anderen Aufgaben und Pflichten, ergab das eine schlechte Kombination. Die meiste Zeit war Amy schlicht und einfach nur gereizt und aggressiv und ließ niemanden an sich heran. Auch Cedric nicht, vor allem Cedric nicht. Sie versuchte sich abzulenken. Ständig machte sie mehr für die Schule als nötig, trainierte mehr für Quidditch als der Rest des Teams und Cho ging sie aus dem Weg, so gut es eben ging. Tagsüber klappte das auch ganz gut, aber wenn sie nachts in ihrem Bett lag, überkamen sie die Gefühle dafür um so heftiger. Sie schlief kaum noch und wenn, dann hatte sie schlechte Träume.

Es war ein Mittwochabend, Ende Oktober und Amy saß in ihrem Wohnzimmer. Sie machte ihre Kräuterkundehausaufgaben für den nächsten Tag, aber eigentlich wartete sie auf Cedric, der sich noch mit Cho getroffen hatte. Es war kurz vor 12 Uhr, um 11 hatte er zurück sein wollen. Doch bevor sie vor Eifersucht und Sorge platzen konnte, drehte sich der versteckte Eingang zur Seite und Cedric kam herein. Er ließ sich neben Amy fallen und schaute, was sie machte. „Kräuterkunde?" ,stöhnte er dann, „Bitte sag mir, dass wir das morgen nicht abgeben müssen!" „Ähm... würde ich gerne" ,nuschelte Amy, „Aber da wir es morgen tatsächlich abgeben müssen..." „Oh nein!" Cedric griff sich Pergament, Feder und Buch und begann zu schreiben, während Amy ihre letzten Sätze auf das Papier kritzelte und dann zu ihren Hausaufgaben für Zaubertränke überging.

Erst als Cedrics Kopf auf ihre Schulter sackte, schaute Amy auf und warf einen Blick auf die Uhr. Es war schon fast eins. Sie bettete Cedrics Kopf auf das Sofa und ging in sein Zimmer, um ihm eine Decke zu holen. Als sie ihn mit seiner Bettdecke zugedeckt hatte, fiel ihr Blick auf seine Kräuterkundehausaufgaben. Er war nicht einmal halb fertig geworden. Seufzend griff Amy nach den Sachen und ließ sich damit auf einem der Sessel nieder. Sie las sich Cedrics Anfang durch, zog das Buch und ihren eigenen Text zu Rate, bevor sie Cedrics Aufsatz fertig schrieb. Immer wieder glitt Amys Blick zu dem schlafenden Cedric und sie stellte mehrmals fest, dass er unheimlich süß aussah, wenn er schlief.

„Fertig" ,nuschelte Amy zu sich selbst und legte Pergament und Feder zurück auf den Tisch. Dann warf sie einen Blick zur Uhr, kurz vor zwei. Gähnend rappelte sie sich vom Sessel auf und hielt inne, als ihr Blick erneut an Cedric hängen blieb. Sie ging zum Sofa und kniete sich davor nieder. ‚Warum muss er auch nur so süß aussehen?' ,dachte Amy grimmig, nachdem sie ihn eine Weile eingehend gemustert hatte und jedes Detail seiner Gesichtzüge in sich aufgesogen hatte, obwohl sie sie schon längst verinnerlicht hatte. Die dunkelblonden Haare, durch die sie so gerne wuschelte oder die blaue- grauen Augen, die nun natürlich geschlossen waren. Er lächelte im Schlaf, sodass sich an seinen Mundwinkeln die kleinen Fältchen bildeten, die Amy so liebte. „Er träumt sicher von Cho" ,brummelte Amy und musterte ihn weiter. Die etwas zu groß geratenen Ohren schienen das Einzige, was an ihm nicht perfekt war und genau deswegen mochte Amy sie so. Amy schüttelte den Kopf über sich, drückte einen Kuss auf Cedrics Haar und ging schlafen.

Als Amy am nächsten Morgen aufwachte, fühlte sie sich, als wäre sie gerade erst in ihr Himmelbett gefallen. Sich die Augen reiben ging sie ins Wohnzimmer. Von Cedric war nichts mehr zu sehen, dafür konnte sie ihn in seinem Zimmer schnarchen hören. ‚Ha' ,dachte sie dann und lief zurück in ihr Zimmer, um sich ihre Klamotten zu schnappen und dann ins Bad, das zwischen Cedrics und ihrem Zimmer lag, zu gehen, ‚Endlich bin ich mal Erster!' Sie schloss die Tür hinter sich und schmiss ihren Klamotten auf einen Stuhl in einer Ecke. Die Tür zu Cedrics Zimmer hatte sie völlig vergessen. Sie zog ihren Schlafanzug aus und wollte gerade in die Dusche steigen, als sie etwas im Spiegel erkannte. „Cedric" ,schrie Amy und schaute sich verzweifelt nach einem Handtuch um. „Ich... ähm das, i-ich... A-Amy... äh, woah" ,stotterte Cedric, „Es... tut mir... L-Leid!" Amy, die inzwischen ein Handtuch gefunden und es sich umgewickelt hatte, wollte noch etwas sagen, doch Cedric hatte schon die Tür hinter sich zu geknallt.

Etwa 20 Minuten später kam Amy, mit etwas hinter dem Rücken versteckt, in Cedrics Zimmer und ließ sich neben ihm auf dem Bett fallen. „Es tut mir Leid" ,nuschelte Cedric und schien immer noch ein wenig rot um die Nase, „A-aber ... die Tür... sie war n-nicht ... abgeschlossen. Ich wusste ja nicht, dass..." „Cedric?" „Ich wollte wirklich nicht. Es tut mir Leid... das war wirklich nicht..." „Cedric?" „Huh?" „Es ist okay, ja?" ,meinte Amy und konnte sich, so peinlich das alles war, ein Lächeln nicht verkneifen, „Es war nicht deine Schuld. Also ähm... auch wenn der Tag etwas seltsam angefangen hat... Alles Gute zum Geburtstag, Ced!" „Danke" ,nuschelte dieser und umarmte sie. Als sie sich wieder von einander gelöst hatten, reichte Amy ihm die Geschenke. Es war zum Einen der selbe Dachs, den Cedric Amy zum Geburtstag geschenkt hatte, nur das auf diesem nicht ‚Eve' sondern ‚Ced' stand und zum Anderen ein Comic, den Amy während ihrer Sommerferien selbst gezeichnet hatte. Auf der ersten Seite stand groß ‚Ced, Eve & die Katastrophen des Lebens' und darunter war eine Karikatur von Cedric und Amy und über ihnen flog ein Drache hinweg. Cedric grinste und bedankte sich erneut.

Es war Mitte November als der erste Schnee fiel. Amy hopste am Fenster ihres Zimmers auf und ab und wartete auf Cedric, um ihren inzwischen traditionellen ersten Spaziergang im Schnee zu machen. Sie war schon komplett in Mantel, Schal und Handschuhe eingemummelte und begann langsam zu schwitzen. Dann hörte sie neben an die Tür gehen. „Da bist du ja endlich" ,rief sie und lief durch das Bad in Cedrics Zimmer hinüber, „Hopp, hopp, zieh dich an!" Sie stieß die Tür auf und hätte sie am liebsten wieder zu geschlagen. Auf dem Bett saßen Cedric und Cho, knutschend. Amy lief rot an, nicht nur aus Verlegenheit, sondern auch aus Eifersucht. „Ich... ähm" ,nuschelte Amy, „Das... tut mir Leid. Ich wusste nicht. 'Tschuldigung!" Sie stolperte rückwärts aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Cho hatte Cedric geküsst und Cedric hatte Cho geküsst. Das war definitiv etwas, dass sie nicht hatte sehen wollen.

Amy schmiss sich auf ihr Bett und vergrub ihr Gesicht in den Kissen. Nein, wie peinlich... So was hatte ja irgendwann mal passieren müssen. Sie hätte Cho so was von erwürgen können und Cedric auch. Und sich selbst sowieso... und überhaupt jeden! „Eve?" ,rief Cedric und Amy spürte, wie er sich auf den Rand ihres Bettes fallen ließ, „Alles in Ordnung?" Amy wischte sich über die Augen und drehte sich zu ihm herum. „Ja. Es tut mir Leid" ,nuschelte sie, „Gott, war das peinlich." Cedric grinste: „Schon in Ordnung. Wie sieht's aus? Gehen wir?" Amy musterte ihn. „Wow, du bist ja schon angezogen" ,meinte sie dann lächelnd, „Und was ist mit Cho?" „Hab ich zurück zu ihren Freundinnen geschickt" ,grinste Cedric und schwang sich aus dem Bett, „Traditionen dürfen schließlich nicht gebrochen werden, also lass uns gehen, bevor es aufhört zu scheinen."

Tief sogen sie die kalte Winterluft in sich ein und als sie sie wieder ausbliesen bildeten sich kleine Rauchwölken über ihnen. Amy legte ihren Kopf nach hinten und versuchte den Schnee mit ihrer Zunge aufzufangen. Cedric schaute ihr nur grinsend dabei zu. Sie tapsten durch den Schnee zum gefrornen See hinüber, auf dem einige Schüler Schlittschuh liefen. „Schneeengel" ,quietsche Amy und schubste Cedric auf den Boden. Dieser griff gerade noch rechzeitig nach ihrer Hand, sodass sie mit umfiel und auf seiner Brust landete. „Autsch" ,rief Cedric, „Warum muss es immer so enden, wenn wir Schneeengel machen wollen?" Lachend rollte Amy sich von ihm herunter und legte sich neben ihn. „Keine Ahnung" ,grinste sie, „Bei drei, ja? 1, 2,... 3!" Die beiden wischten mit den Armen und Beinen über den Schnee. Dann richtete Cedric sich auf und half Amy ebenfalls auf die Beine. Stolz betrachteten sie ihre Engel. „Letztes Jahr waren sie schlechter" ,grinste Cedric. „Allerdings" ,nickte Amy und griff eine handvoll Schnee, „Aber vielleicht schaffst du es ja dieses Jahr wegzulaufen, ohne sie zu zerstören." Lachend rannte Cedric davon und ließ die beiden Engel tatsächlich am Leben. Mit dem Schnee in der Hand rannte Amy hinter ihm her und holte ihn schließlich ein, um ihm auf den Rücken zu springen und den Schnee in sein Gesicht zuklatschen.

„Ha, erwischt" ,rief sie und wollte wieder von seinem Rücken rutschen. Doch Cedric hielt sie fest und prustete lachend den Schnee aus seinem Mund. „So? Dafür hab ich dich jetzt auf dem Rücken" ,grinste er, „Ich könnte mich zum Beispiel einfach rückwärts umfallen lassen! Was hältst du davon?" „Nein" ,kreischte Amy, „Wag es bloß nicht. Du zerquetscht mich ja!" Cedric lachte leise: „So oft, wie du schon auf mich gefallen bist, müsste ich schon längst so dünn wie ein Pergamentstück sein." „Haha. Ich bin ja auch nicht so fett wie du!" „Ich bin nicht fett!" „Bist du wohl!" „Nein!" „Doch!" „Hey, soll ich mich doch fallen lassen?" „Bloß nicht!" „Dann entschuldige dich." „Pfff..." Cedric lehnte sich etwas zurück. „NA GUT" ,quietschte Amy, „Es tut mir furchtbar Leid und nun lass mich wieder runter!" „Weil du's bist" ,grinste Cedric und ließ Amy von seinem Rücken rutschen. „Das kriegst du zurück" ,rief Amy und schmiss Cedric um, sodass er erneut im Schnee landete. Doch Cedric hatte es erneut geschafft nach ihrem Handgelenk zu greifen, sodass sie wieder auf ihm landete. „Das hast du gut gemacht" ,lachte Amy, bei Cedrics schmerzverzerrtem Gesicht, da sie ihm ihr Knie in den Magen gerammt hatte, „Tut mir Leid." „Ja, geht schon" ,stöhnte Cedric. „Du solltest froh sein, dass es nicht tiefer war" ,grinste Amy. „Ähm... ja, das wollen wir jetzt nicht weiter ausführen, hm?" „Du hast Recht" ,meinte Amy und patschte erneut Schnee in sein Gesicht.

Amy kuschelte sich auf dem Sofa in ihrer Decke zusammen, während Cedric versuchte das Feuer im Kamin in Gang zu bringen. Den ganzen Nachmittag hatten sie im Schnee verbracht, bis es so dunkel war, dass sie nicht mal mehr die eigene Hand hatten sehen können. Danach hatten sie sich in die Küche gestohlen, um sich bei Tee und Keksen aufzuwärmen und nun saßen sie in ihrem Wohnzimmer. Cedric stupste das Holz mit seinem Zauberstab an, sodass es kurz darauf Feuer fing. „Mach dich mal nicht so fett" ,meinte er dann zu Amy und rutschte neben ihr auf das Sofa. „Ich bin nicht fett" ,maulte Amy und bot ihm ein Stück von ihrer Decke an. „Natürlich nicht" ,grinste Cedric und kuschelte sich mit ihr in die Decke. ‚Wenn diese blöden Schmetterlinge nicht wären, wäre es fast wie früher' ,dachte Amy grimmig und lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter.

„Anstrengend" ,gähnte Amy dann, „Jag mich nie wieder übers ganze Gelände." „Jetzt bin ich wieder Schuld?" ,entrüstete Cedric sich, „Du hast doch damit angefangen." „Gar nicht wahr... Na ja, vielleicht doch. Aber du musstest ja unbedingt weiter machen. Hast du noch nie was von ‚Der Klügere gibt nach gehört'?" „Doch... darum dachte ich ja, dass du aufgibst." „Sollte das jetzt ein Kompliment sein?" Cedric tat einen Moment so, als würde er nachdenken, bevor er nickte. „Ja, ja, ich denke schon." „Wow. Ich bin begeistert." „Ja, ich weiß. Ich muss noch üben was?" „Mhm. Allerdings, die arme Cho." „Wieso?" „Na, da hat sie schon so einen gutaussehenden Freund" ,nuschelte Amy, die das Thema Cho eigentlich nicht weiter hatte aufgreifen wollen, „Und dann kann er nicht mal Komplimente machen." „Mh.. das mit dem ‚gutaussehenden Freund' verbuche ich jetzt mal als Kompliment deinerseits." „Tu das. Sieht so aus, als müsste ich auch noch lernen." „Jupp. Dabei dachte ich du könntest mir helfen." „Blöd gelaufen... aber mir kann das ja egal sein, ich muss niemandem Komplimente machen."

„Wieso eigentlich nicht?" ,fragte Cedric nach einem Moment des Schweigens. „Weil ich im Gegensatz zu dir keinen Freund habe" ,meinte Amy augenrollend und ditshte ihn gegen die Stirn. „Das weiß ich, das weiß ich" ,nuschelte Cedric und rieb sich den Kopf, „Aber ich meine... warum nicht? Die Jungs müssten sich doch eigentlich um dich reißen." „War das ein Kompliment?" ,versuchte Amy die Antwort auf seine Frage zu umgehen. „Mh, ich glaub schon. Aber egal, gibst du mir eine Antwort?" „Mit einem ‚nein' würdest du dich nicht zufrieden geben, was?" „Nope." „Nun... der Richtige war noch nicht dabei" ,murmelte Amy und hoffte, dass er nicht weiter fragen würde. „Nicht? Wie muss er denn sein, der ‚Richtige'?" ,fragte Cedric und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. „Das erzähl ich dir, wenn ich ihn gefunden habe" ,meinte Amy, die sich gerade noch jede andere Antwort verkneifen konnte. ‚Na, so viel zu ‚Du bist eine schlechte Lügnerin' ,dachte sie dann und kuschelte sich wieder an Cedric. Auf die Schmetterlinge achtete sie nicht weiter und versuchte nicht nur ihm, sondern vor allem auch sich selbst, vorzuspielen, dass er nur ihr bester Freund war, nicht mehr und zumindest bei Cedric klappte es.