Kapitel 9 - Every second I'm without you I'm a mess

Amy spürte, wie langsam wieder Leben in sie kam. Oder zumindest in ihre Gedanken, denn ihr Körper fühlte sich schwer an. So schwer wie Blei. Sie konnte ihre Augen nicht öffnen und ihr Kopf dröhnte vor Schmerz. Es dauerte einen Moment, bis ihr wieder einfiel, was geschehen war. Sie war ja so dumm gewesen. Und jetzt lag sie wahrscheinlich im Krankenflügel und hatte sich sonst was gebrochen. Zu gerne hätte sie die Augen geöffnet, um zu sehen, wer neben ihrem Bett saß, ob überhaupt jemand da war. Doch noch immer schienen ihre Augenlider wie fest geklebt. Langsam kam auch das Gefühl in ihren Körper zurück, was jedoch alles andere war als gut. Denn das Einzige, was Amy spürte, waren Schmerzen. Wie viele Stufen sie wohl gefallen war?

Erneut versuchte Amy die Augen zu öffnen. Diesmal klappte es. Langsam und schwerfällig hoben sich ihre Lider nach oben und gaben einen verschwommenen Blick auf weiß frei. Alles was Amy erkennen konnte, war weiß. Sie blinzelte und ihre Sicht wurde ein wenig klarer. Nun erkannte sie auch ihre Arme, die über einer Decke lagen. Eine Kanüle steckte darin und ein Schlauch führte zu einer Blutkonserve. Amy schüttelte den Kopf, was sich schmerzhaft bezahlt machte. Das konnte nicht sein. Nein. Das waren sicherlich nur irgendwelche Nebenwirkungen von Madam Pomfreys Medikamenten. Halluzinationen, ein Trip. Was auch immer, völlig egal. Dies hier war jedenfalls nicht die Realität. Das konnte nicht sein.

Schlaftrunken brummelte jemand neben ihr ihren Namen, einmal, zweimal. Dann wurde sanft an ihrem Arm gerüttelt. Das war nicht Cedrics Stimme und seine Hände waren es auch nicht. Trotzdem kannte Amy beides nur zu gut. Ein paar schwarze Locken drängten sich in ihr Blickfeld. Das konnte nicht sein. „Wie...? Was...? Wo...?" ,Amys Stimme bebte und klang heißer, trotzdem setzte sie zu einem weiteren Versuche an, „J-Joel?" Amy sah noch, wie die Locken nickend wippten, bevor sie die Augen wieder schloss und laut seufzte. ‚Nur ein böser Traum' ,sagte sie sich. Sie würde bestimmt gleich aufwachen und das alles wäre überhaupt nicht passiert. Hatte sie das nicht schon einmal geglaubt? Es schien schon Ewigkeiten her, doch in Wirklichkeit waren es gerade mal zwei Jahre, seitdem sie in der Zauberwelt verschwunden war. Und nun sollte das alles vorbei sein? Nein, nein, nein! Am Anfang wäre sie gerne zurück gegangen, aber jetzt? Sie gehörte hier nicht mehr her. Das war nicht mehr ihre Welt, nicht mehr ihr zu Hause, nicht mehr ihr Leben. Cedric war jetzt ihr Leben. Cedric, Lenny, Luca und Ciara. Ihre Welt war die, der Zauberer, nicht diese hier.

„Amy, hörst du mir überhaupt zu?" Joel hatte sich wieder auf dem Stuhl neben ihrem Bett fallen gelassen, hielt Amys Hand und versuchte mit ihr zu kommunizieren. Doch diese schaute auch bei seinen letzten, fast schon geschrienen, Worten nicht auf. Was war passiert? Warum war sie wieder hier? Hier, wo sich nicht mehr hin gehörte. Hier, wo ihr einziger Freund ihr plötzlich so fremd erschien. Weg! Sie wollte hier weg. Zurück zu Cedric. Doch als sie sich aufsetzen wollte, wurde sie von zwei Armen zurück auf die Matratze gedrückt. Joels Gesicht schien immer noch ein wenig verschwommen, als er sich über sie beugte. „Du darfst noch nicht aufstehen" ,murmelte er und zog ihr die Decke wieder bis unters Kinn. Noch bevor Amy die Situation realisieren konnte, hatte Joel seine Lippen auf ihre gepresst und löste sich erst nach einer kleinen Ewigkeit wieder von ihr. Amy starrte ihn mit aufgerissenen Augen an, doch die Frage, die ihr auf der Zunge brannte, stellte sie ihm nicht. Was war hier nur los? Noch vor zwei Jahren hätte sie alles für diesen Kuss gegeben und nun ekelte sie schon alleine der Gedanke daran. Joel redete erneut auf sie ein, doch Amy hörte ihm wieder einmal nicht zu. Was wenn doch alles nur ein Traum gewesen war? Nein, das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein!

„Was ist passiert?" ,fragte Amy. Ihre Stimme war nicht mehr als ein leises Hauchen. Mehr brachte sie nicht zustande. Joel griff erneut nach ihrer Hand, bevor er antwortete: „Du wurdest von angefahren und liegst seit fast zwei Tagen im Koma. Ich hab mir solche Sorgen gemacht." „Ich... würde gerne schlafen" ,flüsterte Amy und kuschelte sich in ihre Decke. „Natürlich. Ich komm morgen wieder." Joel stand auf, drückte ihr eine Kuss auf die Stirn und verschwand leise aus ihrem Zimmer. Amy drehte sich auf die Seite und starrte die marklos weiße Wand an. Konnte man innerhalb von zwei Tagen von einem Zeitraum der sich über zwei Jahre hinzog träumen? Träumte man überhaupt, wenn man im Koma lag? Amy suchte nach allen möglichen Ausflüchte, um die Vermutung, die sich in ihrem Kopf breit machte, zu unterdrücken. Doch wurde sie in ihren Gedanken bald zur grausamen Wahrheit und Amy konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.

Wenn das alles nur ein Traum gewesen war, dann wollte sie weiterträumen. Sie wollte sich wieder nach Hogwarts zurückträumen. Doch bevor sie überhaupt nur die Augen schließen konnte, wurde die Tür erneut geöffnet. Amy drehte sich herum und war breit Joel anzufahren. Doch vor ihrem Bett stand nicht Joel, sondern eine Krankenschwester, die ein Tablett abstellte. Amy schluckte die Schimpfwörter hinunter und murmelte stattdessen, dass sie keinen Hunger habe. „Aber Miss, Sie müssen etwas essen" ,meinte die Krankenschwester und schob das Tablett über Amys Bett, „Immerhin lagen Sie zwei Tage lang im Koma." „Trotzdem hab ich keinen Hunger" , seufzte Amy und vergrub sich wieder unter ihrer Decke. Sie hatte keine Lust auf solche Diskussionen. Es ging ihr miserabel und das Einzige, auf das sie noch weniger Lust hatte, wie sinnlose Gespräche, war essen. Ihre Ignoranz gegenüber der Schwester wirkte. So war Amy bald wieder alleine und konnte sich ganz mit ihren melancholischen Gedanken beschäftigen. Doch diese Gedanken hielten nicht lange, da Amy die Augen zuklappten und sie in einen langen, traumlosen Schlaf verfiel.

Am nächsten Morgen wurde Amy von einer fröhlichen Stimme geweckt, die, wie Amy einen Moment später geknickt feststellen musste, der Krankenschwester von gestern gehörte. Erneut stellte die Schwester ein Tablett, diesmal mit Frühstück, ab, was Amy jedoch nur mit einem Stöhnen quittierte und sich wieder auf die Seite drehte. „Miss..." ,fing die Krankenschwester an, doch Amy unterbrach sie sogleich. „Nein, ich möchte immer noch nichts essen" ,brummelte sie in ihre Kissen, „Sie können das Tablett gleich wieder mitnehmen." „Aber Miss, Sie müssen etwas essen" ,versuchte es die Krankenschwester, „Außerdem ist das Frühstück heute wirklich köstlich." „Das ändert nichts daran, dass ich keinen Hunger habe" ,seufzte Amy. „Ihr Freund wäre sicherlich auch nicht begeistert, wenn er erführe, dass Sie das Essen verweigern." „Mein Freund? Ich habe keinen Freund..." „Aber der junge Mann mit den schwarzen Locken...? Verzeihung, das geht mich eigentlich gar nichts an." „Joel?" ,fragte Amy und konnte sich ein sarkastisches Lachen nicht verkneifen, „Er ist nicht mein Freund. Er... ist nur ein Kumpel." Es schien wie ein Fluch. Alle Leute dachten, dass Amy mit ihrem besten Freund zusammen wäre. Immer und überall, in diesem Punkt gab es selbst in der Zaubererwelt keinen Unterschied. „So... ein Kumpel?" ,meinte die Krankenschwester mit einem leisen Hüsteln, „Wie auch immer. Wenn ich nachher wieder komme, ist das Frühstück leer." Amy schaute ihr augenrollend nach und vergrub sich tief unter ihrer Decke.

Joel schaute gegen Nachmittag vorbei, nachdem Amy sowohl ihr Frühstück als auch das Mittagessen, das Klo runtergespült hatte. Doch dieses Mal konnte auch die Verwirrung über den Kuss zur Begrüßung, Amy nicht über die Tatsache hinweg täuschen, dass er älter aussah. Joel hatte sich tatsächlich verändert und Amy war sich ziemlich sicher, dass die Haare eines Mensches innerhalb zweier Tage nicht um etwa 5 cm wachsen konnten. Hoffnung flammte in Amy auf und sie begann zu strahlen, was Joel jedoch missverstand und ihr erneut einen Kuss aufdrückte. Amy war das egal, denn die kleine Flamme war schon wieder erloschen. Nun, selbst wenn sie Recht hatte und zwei Jahre lang in der Zauberwelt gelebt hatte, wie sollte sie denn jemals zurückkommen? „Was ist denn nur mit dir los?" ,fragte Joel und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Amy musste feststellen, dass er das nicht halb so zärtlich tat wie Cedric. Zurück, sie wollte endlich wieder zurück nach Hogwarts. „Nichts ist" ,nuschelte Amy, „Ich fühl mich einfach noch nicht so gut." Zum Glück wurden ihr hier die Ausreden praktisch auf dem Silbertablett serviert, sodass Amy sich nicht selbst etwas ausdenken musste. Denn sie war nicht nur eine schlechte Lügnerin, wie Cedric ihr immer wieder mitteilte, sondern auch absolut phantasielos, wenn es um Ausreden und Notlügen ging.

Cedric. Erneut schweiften Amys Gedanken weit von der Realität ab und sie hörte Joel, der langsam begann sich ernsthafte Sorgen um sie zu machen, nicht mehr. Was er wohl gerade machte? Ob wohl nun wieder Amys magischer Zwilling bei ihm war und sich eben so verloren vorkam, wie Amy selbst? Höchst wahrscheinlich, sonst gäbe es in dieser Welt zwei Amy Evens und das wollte sicher keiner. Aber wenn Amy und ihr Zwilling erneut die Plätze getauscht hatten, warum sollte es nicht auch noch ein drittes Mal funktionieren? Nur wie? Das letzte Mal war sie eine Treppe hinunter gefallen, aber das wollte Amy sicherlich nicht noch einmal probieren. Und beim ersten Mal? Da war sie einfach durch die Absperrung... Aber natürlich! Sie musste nach Kings Cross. Das war ihre einzige Chance. Die Absperrung zwischen Gleis 9 und 10. Das war es! So würde sie ganz sicher zurückkommen. Und wenn nicht...? Nein, daran wollte Amy nicht denken. Es musste klappen.

Sie wollte aufspringen, doch Joel, den sie schon total vergessen hatte, drückte sie zurück auf die Matratze. „Bist du denn plötzlich von allen guten Geistern verlassen?" ,fuhr Joel sie an, „Erst nimmst du mich überhaupt nicht wahr und dann wieder willst du wie wild geworden, aus deinem Bett springen. Was ist denn los mit dir?" „Äh... ich... nichts?" ,stotterte Amy, „Ich... nur aufs Klo." Joel seufzte, ließ sie jedoch aufstehen und zum Bad gehen. Amy schloss sich darin ein und starrte ihr Spiegelbild an. Sie war blass und auch ihre Nahrungsverweigerung schien sich schon bemerkbar zumachen. Kurz gesagt sie sah beschissen aus. Amy schüttelte den Kopf und spritze kaltes Wasser in ihr Gesicht. Es war vollkommen unwichtig, wie sie aussah, solange sie einen Weg fand, wie sie an Joel und den Krankenschwestern vorbei kam. ‚Immer ruhig bleiben' ,dachte Amy und wischte das Wasser ab, ‚Dir wird schon noch etwas einfallen.' Sie warf das Handtuch achtlos auf den Boden und ging wieder ins Zimmer, wo Joel noch immer auf der Bettkante saß.

Erst gegen Abend verabschiedete Joel sich und Amy war endlich wieder alleine. Nachdem die Krankenschwester, dass Abendessen abgestellt hat, machte Amy sich daran, die Klamotten zu durchwühlen, die Joel ihr mitgebracht hatte. Nachdem sie die passende Kleidung gefunden hatte, öffnete sie die Tür einen Spalt und lauschte. Es war nichts zuhören. Langsam, da ihr zu schnelle Bewegungen noch immer Schmerzen bereiteten, tapste sie durch das Krankenhaus. Sie wollte gerade die Tür zur Freiheit öffnen, als sie am Arm gepackt wurde. Amy fuhr herum und blickte in das gebräunte Gesicht ihrer ‚Lieblingskrankenschwester'. „Darf ich fragen, wohin Sie wollen, Miss Even?" ,fragte die Schwester zuckersüß. „Uh... spazieren?" ,erwiderte Amy kleinlaut, während sie mit ihrem rechten Fuß den weißen Boden malträtiere. Fast hätte sie es geschafft. „Aber sind Sie denn verrückt geworden? Sie können sich doch nicht einfach davon schleichen, um spazieren zu gehen. In Ihrem Zustand! Ich bring Sie wieder ins Bett."

Die halbe Nacht lang wälzte Amy sich in ihrem Bett herum, um der Versuchung einzuschlafen, zu widerstehen. Erst gegen Mitternacht wiegte sie sich in Sicherheit und schlich erneut aus ihrem Zimmer. Die Krankenschwestern hielten gerade ein Kaffeekränzchen, sodass es ein Leichtes gewesen wäre zu verschwinden, wenn da nur nicht diese fast schon unerträglichen Schmerzen wären. Amy kam nur langsam voran und seufzte erleichtert auf, als sie die gläserne Eingangstür hinter sich zu stieß. Sie lehnte sich gegen die Wand und holte erst mal tief Luft. Zum Glück war der Weg vom Medical Rehabilitation Centre bis zum King's Cross Bahnhof nicht all zu weit, denn Amy hatte keine Ahnung, wie lange sie in diesem Zustand laufen konnte. Erneut atmete sie tief ein, dann stieß sie sich von der Wand ab und lief los. Seit sie Joel kannte, war London wie eine zweite Heimat für sie und so war es nicht weiter verwunderlich, dass sie die große Stadt mindestens genauso gut kannte, wie die Einheimischen. Das war nun insofern ein Vorteil, dass sie sich nicht auf den Weg konzentrieren musste, sondern ihre ganze Aufmerksamkeit dem gleichmäßigem Atmen zukommen lassen konnte.

Mit jedem Schritt fiel ihr das Laufen schwerer und so wurden die paar Minuten bis zum Bahnhof zu einer kleinen Ewigkeit. Immer wieder musste sie anhalten und Pause machen, um durchzuatmen und ihre Muskeln zu entspannen. Endlich, als sich die Abstände zwischen den Pausen schon auf ein paar Schritte reduzierte hatten, erreichte sie King's Cross. Sie mobilisierte noch einmal all ihre Kräfte und lief zur Absperrung zwischen Gleis 9 und 10. Kurz davor hielt sie inne und sog erneut Luft in ihre Lungen. „Bitte lass es klappen" ,flehte Amy, bevor sie sich mit fest zusammen gepressten Lippen und geschlossenen Augen gegen die Absperrung lehnte. Es passierte nichts. Entsetzt stolperte Amy einen Schritt zurück. Wieso kam sich nicht durch? Sollte ihr jetzt tatsächlich auch dieser Weg zurück in die Zauberwelt verwährt bleiben? „Nein, nein, nein" ,rief Amy und presste sich erneut gegen die Absperrung. Wieder passierte nichts, rein gar nichts. Tränen der Wut bildeten sich in ihren Augen und sie sackte zu Boden. „Warum?" ,flüsterte sie heißer, „Warum lässt du mich nicht durch? Ich will doch nur zurück zu Cedric."

Amy brauchte ganze vier Anläufe, bis sie wieder unsicher auf ihren Füßen stand und der Absperrung tödliche Blicke zu warf. Sie wollte dort durch, koste es, was es wolle! Nachdem sie sich die Tränen von den Wagen gewischt hatte, ging sie erneut auf die Absperrung zu und begann verzweifelt darauf einzuschlagen, ungeachtet der neuerlichen Schmerzen. Amy wollte ihre Hand gerade sinken lassen, da sie sie schon fast blutig geschlagen hatte, als die Absperrung nachgab und Amys Hand sich hindurch schob. Doch was wirklich wundersam war, war, dass sich neben Amy eine Hand von der anderen Seite durch die Absperrung geschoben hatte. Aber nicht irgendeine Hand, nein, sie sah genauso aus wie Amys. Die langen Finger, die fast schon extrem kurzgeschnittenen Fingernägel und die blauen Adern, die sich deutlich unter der leicht gebräunten Haut abbildeten. Amy stutzte. Was passierte hier nur? Bevor ihre Verwunderung sie jedoch völlig lähmte, schob Amy sich ganz durch die Absperrung und fand sich an Gleis 9 ¾ wieder. Ein Lächeln huschte über ihr blasses, von Schweiß bedecktes Gesicht. Sie hatte es geschafft.

„Du... du bist... ich" ,stotterte eine Stimme hinter Amy, die ihrer eigenen zum Verwechseln ähnlich klang. Amy fuhr herum und starrte ihr Gegenüber mit weit geöffnetem Mund an. Sie stand sich selbst gegenüber. Nuja, besser gesagt ihrem magischen Zwilling, der ihr tatsächlich bis auf die letzte Locke glich. Nach einer kurzen Schrecksekunde hatten sich jedoch beide Amys wieder gefasst und plapperten gleichzeitig drauf los. „Hm... setzen wir uns hin" ,schlug die magische Amy vor, „Und dann kannst du mir alles erzählen." Die Beiden ließen sich auf der nächsten Bank fallen und Amy begann zu erzählen.

Nach geschlagenen 5 Minuten beendete sie ihre Geschichte und forderte ihr magisches Ich auf, zu erzählen. „Mir ging es am Anfang ähnlich wie dir" ,begann diese, „Ich hab mich überhaupt nicht zurecht gefunden und wollte einfach nur zurück. Im Gegensatz zu dir ist mir die Idee mit der Absperrung schon viel früher gekommen. Während der ersten Woche war ich bestimmt vier Mal hier, aber es hat nie funktioniert. Es scheint wohl nur zu klappen, wenn wir beide gleichzeitig versuchen durchzukommen. Aber dann hab ich mich langsam eingewöhnt und Joel kennen gelernt. Er ist wirklich toll. Als ich wieder in Irland war hab ich mich mit deinem, meinem, wessen Vater auch immer gestritten und bin dann zu Joel gezogen. Naja, wie dir wohl auch schon aufgefallen ist, sind wir zusammen... Dann bin ich von diesem Auto angefahren worden und als ich vor ein paar Stunden aufgewacht bin, war ich wieder in Hogwarts. Ich hab fast ne Kollaps gekriegt." „Na frag mich mal" ,murmelte Amy, die es immer noch ein wenig seltsam fand mit sich ‚selbst' zu sprechen, „Fassen wir zusammen, du willst zurück in meine Welt und ich in deine. Wunderbar. Dann mal los, bringen wir dich zurück!" Amy wollte aufspringen, doch ihr magischer Zwilling hielt sie zurück.

„Nicht so schnell" ,meinte die magische Amy, „Natürlich will ich wieder zurück... Ich passe einfach nicht mehr in die Zauberwelt, so ganz hab ich da wohl nie hingehört... Sollten wir Cedric und Joel davon erzählen?" „Das würden sie uns sowieso nicht glauben" ,erwiderte Amy kopfschüttelnd, „Ich würde mir selbst nicht glauben." „Stimmt. Du hast Recht. Noch was... Was ich kann, kannst du auch! Cedric wird schon noch merken, was er an dir hat. Cho... ich glaub es nicht. Wie ist er bloß auf die Idee gekommen? Tz... Gut, gehen wir." Gemeinsam gingen die beiden Amys zum Torbogen zurück. „Ah" ,fiel es der magischen Amy ein, „Du musst übrigens nach Hogsmeade apparieren und dann zum Schloss laufen. Anders geht's leider nicht... Ich hoffe du schaffst das?" „Klar, kein Problem" ,erwiderte die andere Amy und stützte sich gegen den Torbogen. „Wirklich?" ,fragte ihr magisches Ich, „Du siehst ziemlich blass aus." „Äh... ja, hab nicht so viel gegessen. Du musst zum Medical Rehabilitation Centre. Ist nicht weit von hier, du..." „Ich weiß wo das ist. Gut, dann werd ich mal gehen. Viel Glück!" „Dir auch" ,erwiderte Amy und schaute ihrem magischen Zwilling nach, wie er durch den Torbogen zurück in die Muggelwelt verschwand.

Erst nach einer Weile wand Amy sich ab und seufzte glücklich. Sie war wieder zu Hause und diesmal hoffentlich für immer. Müdigkeit und ein Anfall von Schwäche übermannten Amy und sie ließ sich auf der nächstbesten Bank fallen. Sie hätte das Essen im Krankenhaus nicht verschmähen sollen, das hatte sie jetzt davon. Nachdem sie sich wieder ein wenig erholt hatte, begann sie in ihren Taschen zukramen. Er war tatsächlich wieder an seinem angestammten Platz, wie durch Zauberhand zurück gesteckt. Amy zog ihren Zauberstab aus der Tasche und betrachtete ihn einen Moment, bevor sie an Hogsmeade dachte und mit einem leisen plopp verschwand.

Kaum eine Sekunde später fand sie sich am Ortsrand von Hogsmeade wieder. Noch einmal holte sie tief Luft und dann machte sie sich auf den Weg nach Hogwarts. Alles, was sie nicht einmal anhalten ließ, war der Gedanken, dass im Schloss ein warmes Bett auf sie warteten würde und Cedric. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie den beschwerlichen Weg bis nach Hogwarts zurückgelegt hatte und so wunderte es sie nicht weiter, dass draußen schon die ersten Vögel zwitscherten, als sie gerade die Eingangshalle betrat. Amy hatte nicht einmal mehr die Kraft, sich groß umzuschauen, stattdessen ging sie schnurstracks auf die Treppen zu. Sie wollte eigentlich nur noch ins Bett, doch ihre Beine machten nicht so ganz mit. Kaum, dass sie den Fuß gehoben hatte, fühlte dieser sich an wie Pudding. Amy versuchte sich irgendwo festzuhalten, damit sie nicht fiel. Doch auch obwohl sie nichts festes zwischen die Finger bekam, wurde ihr Fall aufgefangen. „Eve, was machst du denn hier?" ,entrüstete sich jemand lautstark, „Du... wieso bist du nicht im Krankenflügel? Wann bist du...?" „Cedric" ,konnte Amy gerade noch flüstern, bevor ihr wieder einmal schwarz vor Augen wurde.