Hallo ihr Lieben. Nach langer Schwangerschafts und Babypause geht es nun wieder weiter.

Vielen Dank für eure reviews, das hat mich bestärkt weiter zu schreiben. Ich werde mich bemühen, wenigstens einmal im Monat ein Update zu machen.

Mein ganz besonderer Danke gilt Fireth, die ganz schnell als beta eingesprungen ist. Vielen Dank, Süße !

Und extra für zita schreibe ich jetzt längere Kapitel ;)

Und nun genug geredet. Viel Spaß beim lesen des neuen Kapitels.

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Kapitel 7

Es war etwa eine Stunde nach Sonnenaufgang, als Lord Elrond sich auf den Weg zu Malynas Zimmer machte, um nach ihren Verletzungen zu sehen.

Seit dem er vor ein paar Tagen zum ersten Mal mit ihr gesprochen hatte, war er zu dem Entschluss gekommen, dass es besser war, sie gleich am frühen Morgen zu besuchen. Kurz nach Tagesanbruch lag noch die Ruhe der Nacht über Imladris, erst langsam erwachte das Leben in den Häusern.

Der Elbenlord hoffte, dass gerade diese friedliche Stimmung das Mädchen beruhigen und ihr etwas Sicherheit geben würde.

Er hatte die Tür zu ihrem Zimmer erreicht, öffnete sie und betrat fast lautlos den Raum.

Malyna war bereits erwacht und sah mit sehnsüchtigem Blick durch das große Fenster hinaus in den Garten.

So etwas hatte sie noch nie gesehen. Dort wo sie herkam gab es nur kargen Boden mit wenigen Pflanzen. Auf Salims Anwesen gab es zwar einen Garten mit Obstbäumen, die im Frühjahr herrliche Blüten trugen, doch war es den Sklaven verboten, auch nur einen Schritt in den Bereich des Gartens zu setzen.

Einmal hatte es ein Junge gewagt sich über dieses Verbot hinweg zu setzen, Malyna hatte ihn nie wieder gesehen.

Wenn sie sich weit genug zurück erinnerte, an die Zeit, als sie noch ein kleines Mädchen war und mit ihren Eltern und ihrem Bruder in einem Dorf an Fuße eines Berges gelebt hatte, dann sah sie satte, unendlich erscheinende Bergwiesen, auf denen gelbe Blumen blühten.

Malyna seufzte, es tat weh sich zu erinnern, denn zwischen die schönen Erinnerungen schlichen sich immer wieder die Bilder jener Nacht, in der Salim und seine Männer ihr Dorf überfielen.

Das junge Mädchen versuchte die Bilder zu verdrängen und sich auf das zu konzentrieren, was sie jetzt sah. Malyna sah Bäume, deren Blätter sich leicht im Wind bewegten; sie sah Blumen, deren Blüten in allen nur erdenklichen Farben strahlten; sie sah Schmetterlinge, die zwischen den Blumen umherflogen und sich hier und da auf einer Blüte niederließen.

Sie war so tief in ihren Gedanken versunken, dass sie das Klacken der Tür und auch die leisen Schritte, welche sich in ihre Richtung bewegten, nicht bemerkt hatte.

Der Elbenlord blieb ruhig neben ihrem Bett stehen. Schon als er den Raum betreten hatte, war ihm Malynas sehnsüchtiger Blick aus dem Fenster aufgefallen, auch war ihm der dunkle Schatten, der sich für den Bruchteil einer Sekunde auf ihre Züge legte, nicht entgangen.

"Guten Morgen Malyna", sprach er sie schließlich ruhig an, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Malyna erschrak, als sie eine Stimme so dicht neben sich vernahm, sie hatte niemanden hereinkommen hören. So schnell es ihr möglich war wandte sie den Kopf, um den Ankömmling ansehen zu können.

"Guten Morgen, Herr", antwortete sie, als sie den Elbenlord erkannte, der sich seit ihrer Ankunft in diesem Haus um ihre Verletzungen gekümmert hatte.

Verlegen senkte sie den Blick, als sie sich ihres Fehlers bewusst wurde, sie hatte ihn mit Herr angesprochen.

Elrond schüttelte leicht den Kopf, als ihn das Mädchen wieder einmal mit Herr anredete. Schon unzählige Male hatte er ihr versucht zu erklären, dass es hier in Imladris weder Herren noch Sklaven gab, doch bisher schienen seine Worte ohne Wirkung.

Nicht zum ersten Mal fragte er sich, wie lange sie dieses unwürdige Leben gelebt hatte, um zu vergessen, wie es ist frei zu sein.

Gerade als er erneut versuchen wollte ihr zu erklären, dass sie hier Gast war, richtete sie noch einmal das Wort an ihn.

"Verzeiht He... Lord Elrond... ich hatte vergessen... es fühlt sich so fremd an, als wenn es nicht richtig wäre", versuchte sie sich, mit gesenktem Blick, stotternd zu erklären.

Lächelnd sah der Elbenlord Malyna an, als er ihre gestotterten Worte vernahm. Hatte er vor wenigen Augenblicken noch gedacht, dass seine Worte ohne Wirkung geblieben waren, so wurde er nun eines besseren belehrt.

"Es ist gut, Malyna, du musst für nichts um Verzeihung bitten...", gab er ruhig zu Antwort, während er das Kinn des jungen Mädchens sanft mit seiner Hand nach oben drückte. Er spürte einen leichten Widerstand, doch dieser wehrte nur kurz, ehe sie dem Druck seiner Hand nachgab.

Ängstlich blickende, grüne Augen sahen zu ihm auf. Doch er sah nicht nur Angst in ihnen; tief in ihrem Inneren konnte er Vertrauen erkennen und die Hoffnung darauf, dass seine Worte wahr sein mögen.

Er holte tief Luft ehe er weitersprach, wollte nichts zerstören, was gerade dabei war zu wachsen.

"Tiefe Wunden brauchen Zeit um zu heilen... die körperlichen wie auch die seelischen", sprach er beruhigend.

Ein Lächeln stahl sich auf Malynas Lippen. Es verweilte dort nur kurz, doch war es lang genug vorhanden, um von dem Elben gesehen zu werden.

"Es ist Zeit, dass ich nach deinen Wunden sehe", erklärte er schließlich seine Anwesenheit.

Malyna nickte und begann vorsichtig die Verschnürungen ihres Nachtgewandes zu öffnen.

Es behagte ihr nicht, sich vor einem Mann zu entblößen, auch wenn sie wusste, dass sie von ihm nichts zu befürchten hatte.

Langsam streifte sie den leichten Stoff von ihren Schultern, gab so den Blick auf ihren geschundenen Körper frei.

Behutsam begann Lord Elrond die Schnittwunden zu säubern und mit neuer Heilsalbe zu behandeln.

Er war zufrieden mit dem was er sah, die Schnittwunden verheilten gut und auch die Blutergüsse verblassten zusehends.

"Ich denke es spricht nichts mehr dagegen, wenn du für einige Stunden das Bett verlässt", erklärte er ihr, während er sacht die Träger des Nachtgewandes nach oben schob.

"Dort drüben in dem Schrank findest du Kleidung, es wird sicher etwas dabei sein, das deiner Größe entspricht... ich werde jemanden schicken, der dir beim Waschen und Ankleiden hilft und dich anschließend in den Garten führt."

Malyna nickte und ein leise gesprochenes, "ich danke Euch", verließ ihre Lippen.

Eine Weile saß sie still auf ihrem Bett, dachte über die Worte des Elben nach.

Sie versuchte zu ergründen, warum das Leben so unterschiedlich war, warum es hier keine Sklaven gab, warum man sie hier behandelte, als wäre sie gleichberechtigt.

Ein leises Klopfen an der Tür holte sie aus ihren Gedanken.

In Erwartung, dass so gleich jemand das Zimmer betreten würde, wandte sie sich um.

Malyna wartete, doch niemand kam herein, stattdessen klopfte es erneut, doch wieder betrat niemand den Raum.

"Lady Malyna, seid Ihr wach... Lord Elrond schickt mich um Euch behilflich zu sein", war eine weibliche Stimme jenseits der Tür zu vernehmen.

Malyna war verwirrt, warum kam diejenige denn nicht herein, sie war doch von dem Elbenlord geschickt worden.

"Warum kommt Ihr denn nicht herein", fragte sie verunsichert und sah weiter mit starrem Blick auf die Tür.

"Ihr habt mich nicht hereingerufen... es ist nicht höflich einen Raum ungebeten zu betreten", ertönte wiederum die Stimme jenseits der Tür.

Unsicher begann Malyna auf ihrer Unterlippe zu kauen. Sollte sie die Person in das Zimmer herein bitten ? Was aber, wenn Lord Elrond nicht wollte, dass jemand außer ihm das Zimmer betrat ? Konnte sie denn sicher sein, dass diejenige vor der Tür auch die war, die ihr helfen sollte ?

"Dann... dann kommt herein", sprach sie leise, ergriff ängstlich die Bettdecke und zog sie noch etwas höher, während ihr Blick starr auf die Tür gerichtet war.

Langsam drehte sich der Türknauf, kurz darauf wurde die Tür geöffnet und eine Elbin betrat den Raum.

Mit großen Augen betrachtete Malyna die Fremde, noch nie hatte sie so etwas schönes und anmutiges gesehen. Es war fast so, als wäre die Elbin einer der Geschichten entsprungen, die ihr ihre Mutter stets erzählt hatte, als sie noch ein Kind war.

"Seid Ihr ein Engel", kam es ihr unüberlegt über die Lippen.

Sofort wollte sie sich für ihr ungebührliches Verhalten entschuldigen, doch die fremde Elbin hob beschwichtigend die Hand und begann leise zu lachen, ehe sie schließlich das Wort an Malyna richtete.

"Ich bin kein Engel, Lady Malyna, ich bin eine Elbin... mein Name ist Eliant... Lord Elrond hat mich geschickt, um Euch behilflich zu sein", stellte sich die Fremde vor und lächelte das verunsichert erscheinende Mädchen freundlich an.

Malyna erwiderte zögerlich das Lächeln der Elbin, sie schien freundlich und auch ihre Ausstrahlung war weniger furchteinflössend, als die Lord Elronds.

Es war nicht so, dass sie sich vor dem Lord von Imladris fürchtete, sie fürchtete seine autoritäre Ausstrahlung, zu sehr ähnelte sie der Salims.

Ein wenig haderte Malyna noch mit sich, doch nach nur kuzem Zögern wagte sie, es Eliant anzusprechen.

"Verzeiht, dass ich Euch nicht sofort herein gebeten habe... doch.. doch ich wusste nicht", begann sie, doch noch ehe sie weitersprechen konnte, winkte die Elbin erneut ab und unterbrach sie.

"Belastet Euch nicht damit, Lady Malyna.

Die Sitten in den verschiedenen Ländern sind unterschiedlich und niemand erwartet, dass Ihr sie alle kennt", erwiderte die Elbin freundlich und schenkte dem Mädchen ein tröstendes Lächeln.

Sie hatte Mitleid mit ihr, wie schrecklich muss ihr vorheriges Leben gewesen sein, dass sie sich so sehr davor fürchtete Fehler zu begehen.

Auch Eliant kannte dieses Gefühl der Ungewissheit und den dazugehörenden Schmerz, wenn auch die Ursache eine andere war.

Schnell vertrieb Eliant diese Gedanken, sie würde dem Mädchen durch ihr Mitleid nicht helfen können, sie musste einen anderen Weg finden.

"Wir sollten jetzt beginnen Euch zurecht zu machen... Ihr wollt doch sicher nicht diesen wunderbaren Tag in Eurem Zimmer verbringen", sprach die Elbin, bevor sie zu einer Bürste griff und sich daran machte Malynas langes, schwarzes Haar zu bürsten.

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Langsamen Schrittes ging Elrond den Gang hinunter, welcher in Richtung seines Arbeitszimmers führte.

Seine Gedanken wanderten; wie konnte er dem Mädchen nur helfen ? Ihre physischen Wunden heilten gut, nur noch wenige Wochen und man würde nichts mehr von den Verletzungen sehen. Er seufzte, wenigstens äußerlich würde sie nicht mehr an die Misshandlungen erinnert werden.

Was ihm mehr Sorgen bereitete, waren ihre psychischen Wunden.

Er war sich nicht sicher, ob diese jemals ganz verheilen würden. Es schien zwar so, als wenn sie langsam verstehen würde, dass sie in Imladris sicher sein würde, dass ihr hier nichts geschehen würde, doch das Verstehen war erst der Anfang.

Ein langer und ungewisser Weg lag noch vor ihr. Ein Weg, der von Schatten der Erinnerungen begleitet sein würde. Den ersten Schritt hatte sie bereits getan.

"Den ersten Schritt zurück ins Leben", murmelte Elrond leise vor sich hin.

Aus diesem Grund hatte er auch Eliant gebeten, sich um Malyna zu kümmern, denn auch Eliant hatte den Weg ins Leben neu lernen müssen.

Er war an der Tür zu seinem Arbeitszimmer angekommen, öffnete sie und betrat den großen, hellen Raum.

Zielstrebig ging er auf den massiven Schreibtisch zu und ließ sich auf dem dahinter stehenden Lehnstuhl nieder.

Sein Blick wanderte aus dem Fenster, über die Terrasse hinweg, hinaus in den darunter liegenden Garten.

Er hatte den sehnsüchtigen Blick des Mädchens bemerkt, als sie in die Gärten gesehen hatte und er hoffte, dass sie dort etwas Ablenkung finden würde.

Elrond wunderte sich über sich selbst. Es war normal, dass er sich um die Verletzten und Kranken kümmerte.

Auch sorgte er sich bei besonders schweren Fällen, doch bei diesem Menschenmädchen war es anders.

Er wusste nicht, ob es an der Traurigkeit lag, welche sie umgab und von der er nicht wusste, was sie verursachte und die ihn nicht nur die Emotionen und Gefühle eines Heilers haben ließ.

Da war noch etwas anderes, ein Gefühl, welches er bisher nur kannte, wenn es seine eigenen Kinder betraf.

Er hatte das Gefühl, Malyna schützen zu müssen und für sie da zu sein.

Er schüttelte den Kopf, wandte seinen Blick auf seinen Schreibtisch und begann die dort liegenden Pergamente durchzusehen.

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Eliant hatte viele beruhigende Worte gebraucht, um Malyna davon zu überzeugen, dass sie das Kleid tragen durfte, doch noch immer war das Mädchen verunsichert.

"Ich darf es wirklich tragen... aber was ist, wenn ich es beschmutze oder gar kaputt mache", fragte sie noch einmal besorgt.

"Malyna, ich sagte Euch doch... Ihr dürft das Kleid tragen und es ist egal ob es schmutzig wird oder gar kaputt geht... es ist nichts, was man nicht reinigen oder reparieren könnte", wiederholte Eliant noch einmal.

Die Elbin beobachtete das Mädchen, welches sich fast ängstlich in dem großen Spiegel betrachtete. Sie war kaum wieder zu erkennen, nachdem ihre Haare ordentlich gekämmt und frisiert waren. Zarte Gesichtszüge waren zum Vorschein gekommen, welche noch durch die langsam verblassenden Blutergüsse verunstaltet wurden.

Die schwarzen Haare hatten durch das Bürsten etwas von ihrem alten Glanz zurück bekommen und wurden nun durch zwei filigrane, silberne Spangen aus ihrem Gesicht gehalten.

Malyna bot einen fast perfekten Anblick, der nur durch den Ausdruck in ihren grünen Augen getrübt wurde. Es war schwer zu beschreiben, was man in ihnen sah; Trauer, Einsamkeit, die verletzte Seele eines Kindes.

"Wenn Ihr bereit seid, werde ich Euch nun in den Garten hinunter bringen, die Sonne als auch die frische Luft werden Ruch guttun", sagte Eliant schließlich, ging zur Tür und öffnete sie.

Die Elbin trat einen Schritt hinaus auf den Gang, ehe sie sich zu Malyna umsah, die sie wie erstarrt ansah.

"Nun kommt, es wird Euch nichts geschehen", forderte sie das Mädchen erneut auf und lächelte erfreut, als es sich zögerlich auf sie zu bewegte und schließlich ebenfalls in den Gang hinaus trat.

Man konnte Malyna deutlich ansehen, dass sie sich nicht wohlfühlte. Je näher sie der offenen Tür gekommen war, desto größer wurde der Wunsch sich in einer Ecke des Zimmers verkriechen.

Sie wagte es nicht, sich der Elbin zu widersetzen, auch wenn diese sie bisher mit Freundlichkeit behandelt hatte.

In der geöffneten Tür blieb sie stehen, wagte vorerst nur, in den Gang hinaus zu spähen.

Ihr Blick wanderte, erst nach links, dann nach rechts. Malyna konnte noch weitere Gänge erkennen, welche von dem Gang abzweigten, an dem ihr Zimmer lag.

Elben gingen die Gänge entlang; waren in Gespräche vertieft oder trugen die unterschiedlichsten Dinge mit sich. Auch ihre Kleidung war unterschiedlich. Einige von ihnen trugen prunkvolle Roben, andere wiederum waren schlicht in Hose und Tunika gekleidet.

Fasziniert starrte Malyna die Wesen an, die sie bisher nur aus Geschichten und Erzählungen kannte, ehe sie durch eine leichte Berührung an ihrem Arm aus ihren Gedanken gerissen wurde und erschrocken zusammenzuckte.

Hatte sie etwas falsch gemacht ? Hatte sie die Elben zu lange angestarrt?

In Erwartung, für ein Vergehen bestraft zu werden sah sie ängstlich auf.

"Ich wollte Euch nicht erschrecken, Malyna, aber ich kann die Tür nicht schließen, wenn Ihr dort stehen bleibt."

Unwillkürlich lächelte Malyna und ihre Angst verflog, als sie Eliants Worte vernahm und das freundliche Gesicht der Elbin sah.

"Verzeiht mir", flüsterte sie und trat hinaus auf den Gang.

Eliant nickte und schloss die Tür zu Malynas Zimmer, ehe sie das Menschenmädchen durch die Gänge des Hauses hinaus in die Gärten führte.