2. Kapitel – Endlich Sommerferien!
Die ersten Ferienwochen zogen sich ewig hin, während Laila meistens in ihrem kleinen Zimmer an ihrem Schreibtisch vor dem Fenster saß und ihre Hausaufgaben machte.
Dann kam der 2. August und Laila konnte sich nicht wirklich auf ihre Aufgaben konzentrieren, sondern starrte die meiste Zeit aus dem Fenster. Die erste Eule, die vor ihrem Fenster auftauchte, war Harrys Schneeeule Hedwig. Sie brachte eine Geburtstagskarte und einige Süßigkeiten von Harry, die Laila dankend entgegen nahm. Kaum das Hedwig wieder nach draußen geflogen und aus ihrer Sicht entschwunden war, tauchte eine andere, ihr fremde, Eule auf. Sie ließ eine Karte und ein Geschenk auf ihrem Schoß fallen und verschwand gleich darauf wieder. Laila schaute ihr einen Moment nach, bevor sie die Karte las, sie war von Hermine. Dann legte sie die Karte bei Seite und riss das blaue Papier von dem Geschenk. Zum Vorschein kam ein fettes Buch mit dem Titel Quidditch von früher bis heute. Das war typisch Hermine! Alles musste was mit lesen zu tun haben, selbst Quidditch. Laila legte Buch und Karte zu den Sachen von Harry und wand sich wieder ihrem Lehrbuch der Zaubersprüche, Band 3 zu, denn jetzt fehlte nur noch Rons Geschenk und bis der kleine Pig bei ihr ankommen würde, würde es wohl noch dauern.
Doch kaum, dass sie sich in den ersten Abschnitt über den Accio- Zauber vertieft hatte, hörte sie erneut Flügelschlagen auf ihr Fenster zu kommen. Verwundert schaute sie auf, dass war nicht Pig. Es war eine große Schneeeule, die Hedwig nicht gerade unähnlich war. Sie stellte ein unförmiges Geschenk auf Lailas Schreibtisch und ließ sich selbst auf der Fensterbank nieder, wobei sie Laila nicht aus den Augen ließ. Laila griff nach der Karte, die am Geschenkpapier festgemacht war und riss sie ab.Das war von Sirius:
Liebe Laila,
ich wünsch dir Alles Gute zu deinem 14. Geburtstag.
Harry hat zu seinem Geburtstag einen Feuerblitz bekommen,
wie du ja sicher weißt. Aber ich weiß aus sicherer Quelle, dass du
keinen neuen Besen brauchst.
Laila warf einen kurzen Blick zu ihrem Schrank, indem ihr frisch polierter Feuerblitz stand und grinste. Sie hatte jede einzelne Galleone in ihren Verlies bei Gringotts, welches ihre Eltern ihr hinterlassen hatten, zweimal umgedreht, bevor sie schnurstracks in die Winkelgasse gelaufen war und ihn sich gekauft hatte.
Aber ich denke über diese Eule wirst du dich trotzdem freuen. Er heißt Gwenael, was übrigens so viel bedeutet wie ‚weißer Engel' und ist sehr verlässlich. Und wenn er sich erst mal an dich gewöhnt hat, kann er ein guter Freund sein. Das hat man mir zumindest in Eeylops Eulenkaufhaus versprochen. Der Rest des Geschenks sollte auch recht nützlich sein.
Hast du schon eine Eule von Ron bekommen? Die Weasleys wollten euch mit zum Endspiel der Qudditich- Weltmeisterschaft nehmen. Ich würde ja auch gerne kommen, aber ich hab hier noch einiges zu erledigen, damit ihr noch vor Ende der Ferien einziehen könnt. Am besten ihr nehmt eure ganzen Sachen schon mit zu den Weasleys, dann ist es einfach für mich alles ab zu holen.
Liebe Grüße, bis dann
Sirius
Mit einem Lächeln legte sie Sirius' Brief bei Seite und griff nach dem Geschenk. Vorsichtig riss sie das Papier auseinander und zum Vorschein kam ein Käfig und eine große Tüte Eulenkekse. Vorsichtig öffnete Laila die Tüten an der oberen Ecke und zog einen Eulenkeks heraus. Sie hielt es Gwenael hin, welcher es sofort aus ihrer Hand pickte und verschlang. „Na, du hast aber ganz schön Hunger" ,grinste Laila und gab ihm noch drei Keks. Dann ging sie mit dem kleinen Wasserschälchen, welches auf dem Käfigboden gestanden hatte, ins Gemeinschaftsbad und füllte es auf. Zurück in ihrem Zimmer stellte sie es der Schneeeule vor die Nase und wand sich dann erneut ihren Hausaufgaben zu.
Kaum hatte sie den letzten Punkt aufs Blatt gedrückt, der zu einem großen Tintenklecks geworden war, da sie froh war endlich fertig zu sein, hörte sie schon wieder Flügelschlagen. Doch für Pigs kleine Flügelchen, war das Geräusch viel zu laut. Als sie aus dem Fenster blickte, sah sie einen großen Uhu, der ein kleines graues Etwas, was Laila einen Moment später als Pig identifizierte, in seinen Krallen trug. Als der unbekannte Uhu sich auf Lailas Schreibtisch niederließ, purzelte ihr der kleine Pig in den Schoß, er war völlig fertig. Sie nahm in von ihrem Schoß, band das Päckchen los und setzte Pig vor das Wasserschälchen, das eigentlich für Gwenael gedacht war. Gierig sabberte Pig das Wasser auf, während Laila das Päckchen öffnete. Es war eine Karte, beschrieben mit Rons krakeliger Schrift und ein selbstgebackener Geburtstagskuchen, der sehr lecker aussah. Sie legte die Sachen bei Seite und nahm dann dem Uhu den Brief aus dem Schnabel. Sie war erstaunt, als sie sah von wem er war: Wood! Doch er wollte nur wissen, ob sie auch mit den Weasleys zur Weltmeisterschaft kommen würde, George hätte da angeblich so was verlauten lassen. Und als P.S. war klein ein ‚Alles Gute zum Geburtstag' gekritzelt. Dementsprechend kurz war auch Lailas Antwort.
Hallo Wood!
Ja, Ron hat mir eine Eule geschickt. Die Weasleys wollen mich in einer Woche abholen und wir gehen zusammen hin. Und: Danke!
Laila
Das war alles gewesen, was sie schnell auf ein Stück Pergament geschrieben hatte und dem Uhu in den Schnabel geschoben hatte, der sofort damit aus dem Fenster verschwand. Laila zerkrümelte Pig einen Eulenkeks, um ihn wieder aufzupäppeln. Dann band sie ihm die Antwort für Ron an den Fuß und schickte ihn zurück.
Die Woche ging schleichend voran und Laila verbracht die meiste Zeit draußen. Sie spazierte durch den Wald, der direkt hinter dem Waisenhaus anschloss, saß unter der Linde in der Mitte des Hofes vor dem Haus oder half der Köchin bei ihren Einkäufen. Hauptsache sie hatte ein Beschäftigung und saß nicht in ihrem Zimmer herum und beobachtete den Sekundenzeiger, wie er, viel zu langsam, im Kreis wanderte. Wie die Weasleys sie wohl abholen wollten? Ron und Harry hatten schließlich während ihres 2. Hogwartsjahres Mr Weasleys Wagen zu Schrott gefahren. Besen...? Doch bevor sie diesen Gedanken weiter ausführen konnte, kam ihr etwas anders in den Sinn... Flohpulver. Die Waisenhausdirektorin würde ausrasten bei dem Dreck, den die Weasleys hinterlassen würden, wenn sie mit Flohpulver durch die Kamin reisen würden. Aber wenn Laila genau überlegte, war das wohl die einzige Möglichkeit.
Doch Laila blieb der Zorn der Direktorin über einen dreckigen Kaminvorleger erspart, die Weasleys hatten einen anderen Weg als die Reise mit dem Flohpulver gefunden.
Aus Lailas Muggelradio dröhnte gerade der Song ‚The Boys of Summer', als sie einen schwarzen Wagen auf dem Hof vorfahren sah und wenig später stiegen 5 Rotschöpfe aus dem Auto. Die Weasleys! Laila blickte schuldbewusst auf ihren Hogwartskoffer und die daneben liegenden Reisetasche, in welche, die Sachen sollten, die sie Sirius mitgeben wollte. Der Koffer war gerade mal halb fertig gepackt und die Tasche lag in sich zusammen gesunken und völlig leer auf dem Teppichboden. Sie hatte es die ganze Zeit vor sich hergeschoben, war immer viel zu faul gewesen und nun hatte sie keine Zeit mehr. Schnell wuselte sie in ihrem Zimmer herum und pickte hier und da ein paar Dinge auf, die sie entweder in die Tasche oder den Koffer warf.
Noch bevor es klopfte war, dass Zimmer bis auf die Kleider, die wild in ihrem Schrank herum lagen, völlig leer von privaten Gegenstände. Ohne Lailas persönlichen Touch wirkte das Zimmer kahl und unpersönlich. Einen Augenblick später traten die Weasleys und die Direktorin des Waisenhaus, eine alte Frau mit mausgrauem Haar, ein. Mr. Weasley schüttelte Laila die Hand, Fred und George dagegen schlossen sie in ihre langen Arme, während Ron nur verlegen daneben stand und ihr ein ‚Hey' zu murmelte. „Ähm, hallo" ,nuschelte Laila, „Tut mir Leid, aber ich bin leider noch nicht ganz fertig mit Packen." Sie lächelte Mr. Weasley entschuldigend an, bevor sie sich wieder ihrem Kleiderschrank widmete.
„Nicht so schlimm. Mrs. McKay und ich werden so lange draußen warten und uns noch ein wenig unterhalten" ,meinte Mr. Weasley und schien darüber sogar erfreut. Er hielt die Tür für die Direktorin auf und folgte ihr dann nach draußen. Wahllos schmiss Laila ihr Klamotten auf ihre Bücher und den Feuerblitz, die schon im Koffer lagen, während es sich die Zwillingen auf ihrem Bett gemütliche machten und Ron aus dem Fenster blickte.
„Na, wie waren deine Ferien?" ,fragte er und wand sich wieder Laila zu, die gerade ihren Koffer zuklappte. „Tod langweilig" , antwortet Laila und schmiss die restlichen Klamotten in die Taschen, „Und bei euch?" „Ganz erholsam, danke der Nachfrage" ,antworte George und sprang auf, um Laila beim Schließen des Reisverschlusses zu helfen, was recht schwer war, da die Tasche viel zu voll gepackt war. Laila sah in dankbar an und ging zu Ron an den Schreibtisch, um Gwenael in den Käfig zu locken. „Woher hast du die eigentlich?" ,fragte Ron und musterte die Schneeeule neugierig.
„Sirius' Geburtstagsgeschenk" ,meinte Laila, während sie den Käfig verschloss. Sie und Ron folgten den Zwillingen, die sich Lailas Gepäck angenommen hatten, nach draußen, wo Mr. Weasley sich angeregt mit Mrs. McKay über Wasserkocher unterhielt. „Dad, wir sind fertig" ,machte Fred seinen Vater auf sie aufmerksam. „Oh ja. Gut, dann auf Wiedersehen, Mrs. McKay" ,sagte er und verabschiedete sich von der Direktorin. Diese wand sich dann noch einmal Laila zu. „Mach's gut Laila. Vielleicht besuchst uns ja mal wieder. Wir würden uns freuen" ,meinte sie und schüttelte ihr die Hand.
„Was ist das eigentlich für ein Auto?" ,fragte Laila in die Runde, nachdem sie sich auf ihren Platz auf der Rückbank zwischen George und Ron gequetscht hatte. „Vom Ministerium" ,antwortete Mr. Weasley, der gerade auf dem Fahrersitz Platz genommen hatte, „Haben sie mir geliehen, weil wir noch Harry abholen müssen." Als auch Fred auf seinem Sitz saß und sich angeschnallt hatte, fuhr Mr. Weasley vom Hof auf die Straße.
Laila blickte sich noch einmal um und betrachte das große weiße Gebäude mit dem kleinen Vorhof, in dem sie einen Großteil ihres bisherigen Lebens verbracht hatte, noch einmal. Es war in Ordnung gewesen, aber man konnte sich besseres vorstellen. Sie war gespannt auf das Haus von Sirius und freute sich den Fuchsbau endlich wieder zu sehen. Dann verschwand das Haus auch schon aus ihrem Blickfeld und Laila setzte sich wieder ordentlich hin, denn George, auf den sie sich gebeugt hatte, um besser sehen zu können, hatte schon gespielt gequält aufgestöhnt. Die Fahrt nach Little Whinging zu Harry verlief relativ schweigend.
Als sie vor Ligusterweg Nummer 4 hielten, bestand Mr. Weasley darauf alleine mit den Dursleys zu reden und die anderen Vier mussten im Auto bleiben. Doch einen Moment später kam Mr. Weasley, mit wütendem Gesichtsausdruck, wieder aus dem Haus, gefolgt von Harry, der seinen Koffer hinter sich herzog und in der anderen Hand Hedwigs leeren Käfig trug. George, Laila und Ron quetschten sich auf der Rückbank noch enger zusammen, sodass auch für Harry noch ein wenig Platz war. Doch im Endeffekt saß Harry doch halb auf Ron und Laila halb auf George. Dann konnte die Fahrt zum Fuchsbau, der etwas außerhalb von Ottery St. Catchpole lag, los gehen.
Am Abend kamen sie am Fuchsbau an. Mr. Weasley ließ sie aussteigen und ihr Gepäck aus dem Kofferraum holen, bevor er das Auto zum Ministerium zurück fuhr. Laila schaute an dem schäbigen Haus empor und seufzte glücklich. Der Fuchsbau gefiel ihr, obwohl er krumm und schief war und es so schien als würde er jeden Moment auseinanderfallen – oder vielleicht auch gerade deswegen. Dann folgte sie, den Koffer hinter sich herziehend und den Käfig mit Gwenael in der anderen Hand, den Zwillingen, Ron und Harry nach drinnen. Als sie die Küche betrat, fiel ihr Blick zuerst auf die große Uhr, die nicht etwa die Uhrzeit anzeigte, sondern den Aufenthaltsort der verschiedenen Familienmitglieder.
Die Zeiger von George, Fred und Ron sprangen gerade auf ‚Zu Hause', wo schon die Zeiger von Mrs. Weasley, Ginny, Percy und zu Lailas Freude auch die von Bill und Charlie standen, während der von Mr. Weasley auf ‚unterwegs' war. Dann wanderte ihr Blick weiter über selbststrickende Stricknadeln auf dem Sessel, ein sich selbstreinigender Topf im Spülbecken, bis hin zur Treppe. Sie strahle und fühlte sich sofort wieder wie zu Hause.
Ob Sirius' Haus wohl auch so vollgestopft war mit magischen Gegenständen? Ob... doch bevor sie sich weitere Gedanken über Sirius und sein zu Hause machen konnte, tauchte ein ihr fremder Mann am Treppenabsatz auf. Rons Beschreibungen über seine beiden ältesten Brüder zufolge, musste dies der zweitälteste, Charlie sein. Er war muskulös, stämmig, braungebrannt und arbeitete seit seinem Schulabschluss in Rumänien mit Drachen. Sowohl Laila als auch Harry waren immer sehr erpirscht darauf gewesen ihn kennen zu lernen, war er doch ein genialer Sucher gewesen, der sogar für England hätte spielen können. „Oh, ihr seit ja schon da" ,meinte er, kam auf sie zu und schüttelte sowohl Laila als auch Harry die Hand, „Ich helfe euch mal mit dem Gepäck." Er nahm Lailas Koffer und brachte ihn nach oben in Ginnys Zimmer, das im dritten Stock lag, Fred folgte ihm mit Lailas Tasche, während George, Harry und Ron mit Harrys Sachen bis ganz noch oben gingen.
Später ging Laila mit Hermine, die inzwischen auch angekommen war und Ginny nach unten in die Küche, um Mrs. Weasley mit dem Abendessen zu helfen. Dort traf sie auch auf den letzten und ältesten Sohn der Weasleys. Bill Weasley war groß gewachsen und trug sein langes Haar in einem Pferdeschwanz, an seinem Ohr baumelte ein Ohrring mit Giftzahn und er hat gewisse Ähnlichkeiten mit einem Rockstar. Laila war sofort begeistert von ihm und begrüßte ihn freudig. Auch der Rest der Familie war schon in der Küche, bis auf Mr. Weasley und Percy, der drittälteste Sohn der Weasleys, der inzwischen für das Zauberministerium arbeitete. Laila fragte sich, wo dieser wohl steckte und warf einen Blick auf die Uhr, doch Percy Zeiger stand immer noch auf ‚zu Hause'.
„Wo ist denn Percy?" ,fragte sie Ron, während die beiden Teller nach draußen brachten. Sie würden im Garten zu Abendessen, da in der Küche nicht genug Platz für alle neun Weasleys und drei Gäste war. „Brütet wohl immer noch über seinen höchst wichtigen Bericht über Kesselböden" ,meinte Ron schulterzuckend und verteilte die Teller auf den beiden Tischen. Harry und Hermine traten zu ihnen und verteilen Besteck und Gläser.
Nachdem auch die Töpfe, Schalen und Flaschen auf dem Tisch standen, Mr. Weasley vom Ministerium zurück und Percy aus seinem Zimmer gekommen war, saß die ganzen Mannschaft am Tisch und schlug sich die Bäuche mit den Leckereien voll. Laila versuchte von allem etwas zu probieren, war jedoch bald absolut statt und begnügte sich mit ihrem Kürbissaft, während sie der Diskussion von George und Charlie über den bisherigen Verlauf der Weltmeisterschaft lauschte. „Wer spielt eigentlich im Endspiel?" ,mischte sie sich nach einer Weile ein. In der Muggelwelt hatte sie natürlich nichts von Quidditch mitbekommen und war nun völlig ahnungslos. „Irland gegen Bulgarien" ,meinte Charlie mit vollem Mund, „Ich tippe auf Bulgarien. Haben einfach den besseren Sucher." „Dafür hat Irland die besseren Jäger und vor allem Besen!" ,mischte sich nun auch Bill ein und von neuem begann eine hitzige Diskussion.
Erst ein paar Stunden später, es war schon fast stockdunkel, machte man sich daran die Tische ab zu räumen. Als dies erledigt war, machte man sich auf den Weg in die jeweiligen Zimmer, bis auf Fred und George. Die Zwillingen hatten ‚aus Versehen' einen von Mrs. Weasleys besten Tellern fallen lassen und mussten nun zur Strafe das Geschirr abwaschen. Laila machte es sich auf ihrem Feldbett bequem und wünschte den anderen beiden Mädchen eine ‚Gute Nacht', bevor sie auch schon einschlief.
Die Woche im Fuchsbau ging fiel zu schnell und doch zu langsam um. Am Morgen des Endspiels weckte Mrs. Weasley sie früh auf und Laila wandelte, noch völlig schlaftrunken, hinunter in die Küche, wo das Frühstück bereit stand. Müde schob sie Laila einen Toast rein und wurde dabei in ihrer Langsamkeit nur von den Zwillingen übertroffen. „Mum, warum müssen wir so früh aufstehen?" ,beklagte sich Fred gerade und schmiss seinen halbangefressenen Toast wieder auf den Teller. „Damit ihr rechzeitig da seit. Ihr müsst eine ganzes Stück laufen bis zum Portschlüssel" ,antwortete Mrs. Weasley entnervt und beschmierte den letzten Toast mit Butter. Laila sah verwundert auf. Portschlüssel? Doch zum Nachfragen war sie zu müde, statt einer Frage kam nur ein lautes Gähnen über ihre Lippen, in welches George und Fred mit einstimmten. „Wieso können wir nicht auch apparieren wie Percy, Bill und Charlie?" ,murrte Ron. „Weil ihr noch zu jung seit. Ihr habt eure Prüfung noch nicht gemacht" ,blaffte Mrs. Weasley und verschwand aus der Küche. „Prüfung?" ,fragte Harry, „Man muss eine Prüfung machen?"
Etwa eine halbe Stunde später machten sie sich auf den Weg zu diesem mysteriösen Portschlüssel. Dazu mussten sie auf einen Berg laufen, der Wieselkopf hieß. Laila trottete mit den Zwillingen etwa sieben bis acht Meter hinter den anderen her, die schon fast an der Spitze angekommen waren. So ein Marsch am frühen Morgen, das war nichts für sie! Außer Atem kam sie oben an und schaute sich um. Sie konnte nichts magisches hier sehen, das vielleicht ein Portschlüssel hätte sein können. Doch plötzlich hob Mr. Weasley einen gammligen alten Stiefel auf. „Da ist er ja" ,meinte er und hielt ihn hoch, „Jetzt müssen wir nur noch auf die Diggorys warten." Nun wollte sie es aber doch genauer wissen.
„Ähm... das ist ein Portschlüssel?" ,fragte sie laut, „Wie funktioniert der? Wozu ist er gut?" Fred erklärte ihr gerade, dass er mehrer Zauberer von einem Ort zum anderen beförderte und das es meist unauffällige Dinge waren, welche die Muggel nicht interessierten, als zwei weitere Zauberer zu ihnen traten. Einer davon war Cedric Diggory, ein gutaussehender 6. Klässler aus Huffelpuff und das andere schien sein Vater zu sein. Nachdem Mr. Weasley Amos Diggory begrüßt hatte, meinte er es sei Zeit und sie sollen alle den Stiefel anfassen. „Eins... zwei" ,murmelte Mr. Weasley, während er ein Auge auf seine Uhr gerichtet hatte, „DREI!"
Es war ein merkwürdiges Gefühl, als würde jemand sie an der Kapuze ihres Umhangs fortzerren, jemand der sehr viel Kraft hatte. Sie fühlte sich als würde sie herum gewirbelt und stieß immer wieder gegen George oder Ron. Dann prallte sie auf den Boden, schwankte und stolperte über Ron. George, der sich an ihrem Umhang festgehalten hatte, ging mit ihr und Ron zu Boden und sie hörte, wie auch Hermine, Harry und Fred hinfielen. Nur die beiden Erwachsenen und Cedric blieben auf den Beinen, sahen jedoch arg zerzaust aus. „Sieben nach fünf vom Wieselkopf" ,sagte eine Stimme.
Laila staunte, als sie das Zelt, welches für Hermine, Ginny und sie gedacht war und welches von aus wie ein einfaches Zweimannzelt aussah, betrat. Sie befand sich nicht in einem kleinen, niedrigen Zelt, sondern in einer geräumigen 2-Zimmer-Wohnung, die genug Platz für sie drei bot. Nach einem kurzen Besuch im Jungenzelt, das ein wenig größer war, machte sie sich mit Harry, Ron und Hermine auf den Weg um Wasser zum Kochen zu holen. Als sie sich am Brunnen anstellten, lauschte Laila den Leuten um sie herum, die sich in fremden Sprachen unterhielten. Sie wunderte sich einen Moment, über die vielen Zauberer und Hexen aus so vielen verschiedenen Länder, aber dann wurde sie sich ihrer Naivität bewusst und wand sich wieder dem Gespräch von Ron, Harry und Hermine zu.
Als sie wieder am Zelt ankamen, waren auch Percy, Charlie und Bill angekommen. Neben Mr. Weasley saß außerdem ein Mann, der wohl zum Ministerium gehörte, zu mindest unterhielten er sich mit Mr. Weasley übers ‚Geschäft' und zwischen Fred und George hatte es sich Oliver Wood bequem gemacht. „Ah, das Wasser!" ,rief Mr. Weasley, „Stellt es einfach hier ab." Laila und Hermine stellten den Wassereimer, den sie zusammen getragen hatten, an die angewiesene Stelle und ließen sich dann neben Fred im Gras fallen. „...kann nicht fassen, dass ihr Karten für die Ehrenloge habt" ,hörte Laila Wood gerade sagen, „Die Ehrenloge! Wisst ihr eigentlich, dass dort später das Gewinnerteam ihren Pokal empfängt? Und ihr sitzt direkt daneben! Und der Blick aufs Spiel erst! Herrlich!" „Er kann auch über nichts anders reden wie Quidditich" ,beschwerte Laila sich leise bei Hermine, gerade als Wood aufgehört hatte zu sprechen, was dazu führte, dass er sie hören konnte. Er schaute sie entrüstet an, doch sie zuckte nur verlegen mit den Schultern.
Als es dunkel war, drang ein tiefer, dröhnender Gong zum Zeltplatz und es flammten grüne und rote Lichter an den Bäumen, die den Weg zum Stadion säumten, auf. Die Weasleys, Harry und Hermine machten sich, gefolgt von Laila und Oliver, die in einen absurden, hitzigen Streit über den Sinn bzw. Unsinn von Streichhölzern, vertieft waren, auf den Weg zum Quidditchstadion.
Vor, hinter und neben ihnen drängelten sich Hunderte von Zauberern, die so schnell als möglich zum Stadion gelangen wollten. Man konnte überall gespannte Erregung spüren und Laila musste trotz des Streits mit Wood, andauernd grinsen. „Stell dir doch mal vor, du wärst ein Muggel. Wie willst du denn ohne Streichhölzer Feuer machen?" ,versuchte sie Wood gerade zum x-ten Mal klar zu machen und seufzte nachdrücklich, als sich die Bäume vor ihnen lichteten und den Blick auf ein riesiges Stadion frei gaben. Laila blieb der Mund offen stehen und sie drehte den Kopf in verschiedene Richtungen, um die Länge der goldenen Mauer, die man von hier aus sehen konnte, zu fassen.
„Hunderttausend Plätze" ,erklärte ihnen Mr. Weasley lächelnd, „500 Ministeriumsleute haben das ganze Jahr daran gearbeitet, auf dem cm² ist ein Muggelabwehrzauber." „Ich geh dann mal meinen Vater suchen" ,meinte Wood und verabschiedete sich von ihnen. „Nun, dann lasst uns mal unsere Plätze suchen" ,rief Mr. Weasley und ging mit ihnen zum nächst besten Eingang.
Sie gingen immer weiter die, mit purpurroten Läufern bedeckten Treppen nach oben, während die anderen Zauberer rechts oder links durch die Türen zu den Tribunen verschwanden. Als sie endlich in der Ehrenloge standen, hatten sie eine Wahnsinnsausblick. Der Loge war direkt zwischen den goldenen Torstangen und Laila blickte auf Hunderttausende Zauberer herab, die ihre Plätze einnahmen, während sie selbst in der 1. Reihe der Ehrenloge zwischen Ron und Charlie Platz nahm. Ihr Blick schweifte von dem irischen grünen Fanblock über den bulgarischen roten Block, bis hin zur großen schwarzen Anzeigetafel auf der in goldener Schrift die verschiedensten Werbeslogan aufleuchteten.
Wisch und Weg. – Das Putztuch, dass alle Haushexen wollen.
Youngerstar – Der Besen für die nachkommende Quidditchgeneration.
Las Laila, als sie hinter sich plötzlich eine schnarrende, ihr sehr bekannte vorkommende, Stimme hörte. „Was macht ihr denn hier?" ,fragte Draco Malfoy abfällig und wischte sich einer seiner fettigen blonden Strähnen aus dem bleichen Gesicht. Laila und die anderen starrten ihn hasserfüllt an, verkniffen sich jedoch jegliche Beleidigungen. „Das selbe wie du, Malfoy" ,meinte Harry, „Das Quidditchendspiel sehen!" Auch zwischen Mr. Weasley und Dracos Vater, flogen hasserfüllte Blicke und gereizte Worte hin und her.
Das Spiel war mitten im Gange und Irland führte 30 zu 10, als plötzlich die beiden Sucher, Krum und Lynch, nach unten stürzten. „Wo ist der Schnatz?" ,fragte Harry neben ihr und stierte durch sein Omniglas. Laila tat es ihm gleich, konnte jedoch ebenfalls keinen goldenen Schatz sehen. Und dann, kurz bevor er auf den Boden knallte, zog Krum seinen Besen wieder nach oben. Hermine krisch auf, Ginny hielt sich die Augen vor die Augen und der irische Sucher krachte auf den Boden. „Wronski- Bluff" ,murmelte Laila leise und beobachtete das Geschehen noch einmal in Zeitlupe durch ihr Omniglas. Sie hatte davon in dem Buch gelesen, das Hermine ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. Beeindruckt ließ sie ihr Omniglas die Szene immer wieder abspielen, während Charlie neben ihr versuchte Ginny zu beruhigen, die geschockt auf den bewusstlosen Lynch starrte. Lynch wurde mit einem Zaubertrank wieder aufgepäppelt und bestieg, unter dem Jubel der irischen Fans, seinen Feuerblitz aufs Neue.
Irland führte haushoch mit 160 zu 10 und hatten gerade erneut den Quaffel in einer der bulgarischen Torstangen versenkt, als Krum einen Klatscher mit voller Wucht ins Gesicht bekam und die Menge stöhnte laut auf. Kurz darauf flog der irische Sucher im Sturzflug nach unten, während Krum benommen und voller Blut auf seinem Besen hing. Doch kaum das er erkannte, was Lynch nach unten trieb, folgte er ihm. Blut spritzte hinter ihm her, doch er holte Lynch ein. „Die krachen noch aufs Feld" ,kreischte Hermine. „Tun sie nicht" ,brüllte Ron zurück. „Lynch schon" ,riefen Harry und Laila wie aus einem Munde. Und so war es dann auch! Erneut schlug Lynch hart auf dem Rasen auf und rollte von seinem Besen. Doch Krum hatte den Schnatz gefangen. Mit ausgestreckter Faust, in der es golden schimmerte, stieg er nach oben und jubelte. Die Anzeigetafel leuchtete auf: BULGARIEN: 160; IRLAND: 170. Nur langsam begriff die Menge und Bagman, der das Spiel kommentiert hatte, rief: „Irland gewinnt! Krum holt den Schnatz – aber Irland gewinnt- mein Gott, ich glaube, keiner von uns hätte das erwartet."
Laila schwelgte immer noch in Erinnerungen, als sie später in ihr Bett stieg und den anderen Beiden eine Gute Nacht wünschte. Das war das Beste, was sie jemals gesehen hatte! Da war sie sich sicher. Sie fühlte sich, als wäre sie gerade erst eingeschlafen, als sie jemand wieder wach rüttelte. „Was ne los?" ,fragte sie verschlafen und starrte Hermine entgeistert an. „Ich weiß auch nicht so genau, aber wir müssen hier weg" ,rief sie und ging Ginny aufwecken. „Aber warum denn?" Doch anstatt ihr zu antworten, meinte Hermine nur, sie solle sich was anziehen und raus zu den Anderen gehen.
Sie warf sich eine dünne Weste über, mehr hatte sie in der Eile nicht gefunden und folgte Hermine und Ginny nach draußen, wo die Jungs und Mr. Weasley schon standen. Sie hörte Schreie und Gejohle, sah ein Gruppe mit langen schwarzen Umhängen, deren Gesichter man nicht sehen konnte. Etwas stimmte nicht! Laila blickte nach oben und konnte vier Gestalten sehen, die verzweifelnd strampelnd über der Gruppe schwebte. Die Gruppe der marschierenden Zauberer wurde immer größer und sie rissen Zelt um oder setzten sie in Brand. „Wir helfen den Ministeriumsleuten" ,rief Mr. Weasley und deutete auf eine kleinere Gruppe Zauberer, die den vermummten Gestalten entgegen lief, „Und ihr verschwindet in den Wald. Bleibt zusammen!" Er, Bill, Charlie und Percy rannten mit hochgekrempelten Armen den Ministeriumszauberern zur Hilfe. Laila wurde von George am Arm gepackt und hinter Fred und Ginny hergezogen, Harry, Ron und Hermine folgten ihnen.
Doch als George endlich anhielt und Laila sich nach den anderen Drei umblicken konnte, waren sie nicht mehr hinter ihr. „Wo... sind die anderen?" ,fragte sie heißer und außer Atem. Auch George und Fred blickten sich nun suchend nach den anderen um, konnten sie allerdings auch nirgends entdecken. „Sie werden uns verloren haben" ,meinte Fred und legte den Arm um Ginny, „Aber es geht ihnen sicher gut. Werden irgendwo anders im Wald rumhocken." Laila kauerte sich auf einer großen Baumwurzel zusammen, die aus dem Boden herausstand. Ihr war kalt und sie machte sich Sorgen um ihre Freunde. George setzte sich zu ihr und legte ihr seine Jacke um die Schultern. „Hey, sie tauchen schon wieder auf" ,meinte er und grinste sie an. Doch diesmal war selbst sein Grinsen gekünstelt und wirkte seltsam verzerrt. „Wer sind diese Leute?" ,fragte sie, „Warum machen sie das?" „Ich bin mir nicht sicher" ,antwortete Fred ihr, „Aber wenn ich das vorhin richtig verstanden habe, sind das ein paar Todesser, die..." „Todesser?" ,unterbrach Laila ihn. „Die Anhänger von Du-weißt-schon-wem" ,meinte George. „Sie machen das aus bloßer Lust heraus. Es macht ihnen Spaß, die Muggel so leiden zu sehen" ,beendete Fred seine Ausführung. Laila kuschelte sich fester in Georges Jacke.
Plötzlich leuchtete etwas grünes hell am schwarzen Himmel auf und als Laila nach oben blickte konnte sie einen leuchtendgrünen Totenkopf sehen aus dessen Mund eine Schlange kroch. Als sie den bleichen George neben sich an sah, bestätigte sich ihr Gefühl, dass das nichts Gutes bedeuten konnte. „Was ist das?" ,fragte sie und bemerkte, dass ihre Stimme unweigerlich zu einem heißeren Flüstern geworden war. „Das Dunkle Mal" ,antworte George, der aufgesprungen war, ebenso leise. „Das was?" „Das Zeichen von Du-weißt-schon-wem." „Oh." Laila zog die Jacke noch fester um sich und trat näher an George heran, der einen Arm um sie legte. „Er kann nicht hier sein oder?" „Glaub ich nicht. War wohl eher einer von diesen fiesen Todessern" ,meinte Fred und drückte die schluchzende Ginny an sich.
Als sie später alle zusammen in einem Zelt saßen, erzählten sie sich gegenseitig, was sie erlebt hatten. Harry, Ron und Hermine erzählten, wie sie die anderen verloren hatten und Harry dann bemerkt hatte, das sein Zauberstab verschwunden war. Mr. Weasley, Bill, Charlie und Percy erzählten, wie sie gegen die Todesser gekämpft hatten und dann zu der Stelle appariert waren, wo sie das dunkle Mal gesehen hatte. George und Fred erzählten, was ihnen passiert war und dann legten sie sich noch eine Weile schlafen, um für den Heimweg fit zu sein.
Früh standen sie am nächsten Morgen auf, um einen der ersten Portschlüssel zu erwischen. Vor Sonnenaufgang hatten sie sich alle um einen alten Gummireifen gestellt und berührten ihn. Einen Augenblick später krachten sie hart mit den Füßen auf die Spitze des Wieselkopfs, blieben diesmal jedoch alle stehen. Schweigsam machten sie sich auf den Heimweg zum Fuchsbau. Sie kamen nur langsam voran, da alle sehr erschöpft waren und sich auf das Frühstück freuten. Als sie fast am Fuß des Berges angekommen waren, hallte ihnen ein Schrei entgegen und Mrs. Weasley rannte ihnen entgegen. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht" ,schrie sie und schloss ihren Mann in die Arme. Doch Laila konnte nicht weiter auf sie achten, denn sie sah wie ihr jemand folgte. Es war Sirius. Harry grinste sie an, gemeinsam gingen sie die restlichen drei, vier Meter zu Sirius und begrüßten ihn.
Später saßen sie alle gequetscht am Küchentisch und frühstückten. Mr. Weasley las den Tagespropheten und Percy schielte mit hinein, während George und Fred sich am anderen Ende des Tischs flüsternd unterhielten und der Rest zu müde war, um überhaupt zu reden. „Ach ja" ,meinte Mrs. Weasley, „Sirius und ich waren gestern in der Winkelgasse. Eure Sachen liegen oben auf euren Betten."
Nachdem sie vier Toasts verschlungen hatten, gingen Harry, Hermine, Ron und Laila nach oben. Laila und Hermine gingen erst in Ginnys Zimmer um ihre Sachen zu begutachten, während Ron und Harry schon nach ganz oben, in Rons Zimmer gingen. Laila packte ihr neues Lehrbuch der Zaubersprüche, Band 4, einige neue Federkiele und Pergamentrollen aus. Dann lag noch ein letztes Päckchen auf ihrem Bett. „Was ne da wohl drin?" ,fragte sie Hermine. Diese zuckte mit den Schultern. Laila nahm das Päckchen in die Hand, doch bevor sie es aufmachen konnte, hörte sie einen Schrei von oben. Mit dem Päckchen in der Hand folgte sie Hermine nach oben in Rons Zimmer.
„Ron, was ist los?", fragte Hermine und ließ sich auf einem der Betten fallen. Ron hielt etwas in der Hand, das aussah wie ein hässliches Kleid und machte ein angewidertes Gesicht. Mrs. Weasley trat hinter Laila in den Türrahmen. „Mum, was soll das sein?" ,fragte Ron, „Ich glaube du hast mir Ginnys neues Kleid gegeben!" Er hielt ihr das ‚Kleid' vor die Nase und murmelte etwas unverständliches. Das ‚Ding' war kastanienbraun, hatten Rüschen am Kragen und Spitzensäume an den Ärmel. Laila musste ein Lachen bei Rons Anblick, als seine Mutter ihm sagte, dass das sein Festumhang sei, stark unterdrücken. „Oh, Laila" ,wand Mrs. Weasley sich an sie, „Das müsste übrigens deiner sein. Und Harry deiner liegt auf dem Bett. Sirius hat sie euch gekauft." Laila starrte entsetzt auf das Päckchen in ihrer Hand.
„Macht schon auf!" ,zischte Ron ihnen zu. Langsam lösten sowohl Harry als auch Laila das Papier und zum Vorschein kam zwei Umhänge, die fast so aussahen, wie ihre Schulumhänge. Nur war Harrys grün und der von Laila blau. Ron schnaubte. „Na, also, die sind doch in Ordnung" ,beschwerte er sich, „Wieso kann ich nicht so einen bekommen?" „Weil deiner aus dem Secondhandshop ist" ,murmelte Mrs. Weasley verlegen. Laila und Harry, die bis eben noch feixende Blicke getauscht hatten und sich überlegt hatten, wie sie Ron am Besten ärgern konnten, starrten nun betreten auf ihre Füße. Gerne hätten sie all ihr Geld mit den Weasleys geteilt. Aber diese würden es niemals annehmen.
„Grimmauldplatz Nummer 12" ,rief Laila und schmiss das Flohpulver ins Feuer. Smaragdgrüne Flammen leuchteten um sie herum auf und dann verschwand sie auch schon aus dem Kamin der Weasleys. Doch einige Momente später stolperte sie schon aus einem anderen Kamin in ein großes Wohnzimmer, flog über das Ende eines Teppichs und landete hart mit der ganzen Länge auf dem Boden.
Sie wollte sich gerade aufrichten und eine wenig umschauen, als Harry mit seinem Gepäck im Kamin erschien, selbst ebenfalls heraus purzelte und auf Lailas Beinen landete. „Tut mir Leid" ,prustete er und spuckte etwas Ruß aus, „Ich hasse diese Art zu reisen." Er holte seine Sachen aus dem Kamin, sodass Sirius Platz hatte, der einen Moment später mit Lailas Gepäck im Kamin erschien und als Einziger stehen blieb. „Tz" ,grinste er und besah sich die Sauerei, die sie gemacht hatten, „Für was hab ich eigentlich geputzt?"
Laila sah ihn schuldbewusst an, doch mit einen Schlenker seines Zauberstabes hatte Sirius den Ruß wieder in den Kamin gefegt. Nun hatte Laila endlich etwas Zeit sich in dem großen Wohnzimmer, in dem sie gelandet waren, um zu schauen. Es wirkte dunkel, doch Sirius hatte sein bestens gegeben, um es heller zu machen. Das große Sofa war purpurrot und hob sich deutlich von den dunklen Wänden ab, davor stand ein kleiner Glastisch und zwei dunkelrote, bequem aussehende Sessel. Der Teppich zeigte ein interessantes Muster auf, wie Laila nun feststellte als sie ihren Blick zu den Regalen und Schränken weiter wandern ließ, die voller magischer Gegenstände waren. An den Wänden hingen völlig neu aussehende Bilder, die verschiedene Landschaften oder ihr bekannt vorkommende Zauberer zeigte. Sie entdeckte ein Bild von Ron, Hermine, Harry und sich und grinste. Dort hing auch ein Bild von ihren Eltern und daneben eins von Harrys.
Sirius, der wohl ihr Lächeln bemerkt hatte, fragte: „Gefällt's euch? Bin leider nicht mehr zu den Wänden gekommen, da Molly meinte, ich solle mich beeilen. Aber... das ändere ich gleich noch." Er ließ seinen Zauberstab herumwirbeln und nach ein paar Sekunden strahlte die Tapete in einem Muster aus Dunkelrot und Purpur. Laila glaubte, dass sie auch vorher einmal so ausgesehen hatte und die braun-schwarze Schicht nur Dreck und Staub gewesen war, der sich über die Jahre hin angesetzt hatte. „Ach, seit bitte leise, wenn wir gleich in die Eingangshalle kommen" ,meinte Sirius und ging mit Lailas Hogwartskoffer zur Tür, „Nicht, dass ihr wen aufweckt." Laila blickte Harry mit hochgezogener Augenbraue an, doch dieser schien auch nicht verstanden zu haben, was Sirius meinte. Also folgten sie ihm leise, mit ihren Taschen, Harrys Koffer und den beiden Eulen, nach draußen.
Nun standen sie in einer dunkeln, vermoderten Eingangshalle, die mit lauter alten Porträts von schlafenden Hexen und Zauberern behangen war. Laila lief ein kalter Schauer über den Rücken. Diese Halle gefiel ihr überhaupt nicht. Eine große, nicht sehr vertrauenserregende, Holztreppe führte nach oben in den nächsten Stock. Sirius legte einen Finger auf die Lippen und führte sie die Treppe nach oben. Lailas Blick glitt noch einmal durch die Halle und fiel auf einen Vorhang, der wohl eines der Bilder abzudecken schien. Sie fragte sich, was wohl hinter diesem Bild steckte und beschloss Sirius zu fragen, als ihre Eule, welche bis eben geschlafen hatte, mit einem leisen Schrei aufwachte. Sirius seufzte laut und stürmte zu der Abdeckung. Doch zu spät! Die Vorhänge sprangen auseinander und eine alte Hexe fing anzubrüllen und zuschreien. „Wen haben wir denn hier?" ,kreischte sie mit Blick auf Laila, „Oh ja, du siehst aus wie deine Mutter. Diese Verräterin! Einen Muggel zuheiraten, was fällt der eigentlich ein! Oh, welch Schande sie über unsere Familie gebracht hat... Und du..." Doch sie erfuhr nicht was sie war, denn in diesem Moment schaffte es Sirius, die Vorhänge wieder zusammen zuziehen und die Hexe verstummte. Sirius schob sie die Treppe weiter nach oben, bevor sie irgendwelche Fragen stellen konnte.
„Was war das?" ,fragten Harry und Laila, kaum das Sirius im 1. Stock vor einer großen Holztür stehen geblieben war. „Das war meine Mutter. Deine Großmutter" ,meinte er mit Blick auf Laila und öffnete dann die Tür, vor der sie standen, „Dein Zimmer." Er nickte Laila zu und sie ging gefolgt von Harry und Sirius hinein. Sie fand sich in einem großen Zimmer wieder, dessen Wände grün waren. Ein großes Fenster bot einen sagenhaften Ausblick über einen Teil von London, vor dem Fenster stand ein Schreibtisch aus dunklem Holz. Der große Kleiderschrank und das Regal passten farblich genau zu dem Schreibtisch und das große Himmelbett mit den weißen Vorhängen rundete das Bild perfekt ab. Laila strahlte Sirius, der gerade ihre Sachen vor dem Kleiderschrank abstellte, an. „Das ist wundervoll" ,murmelte sie und ihr Onkel lächelte sie verlegen an. Dann gingen sie wieder hinaus auf den Flur. „Dort ist euer Badezimmer" ,meinte Sirius und zeigte auf eine Türe, welche genau in der Mitte der zwischen den beiden anderen lag, „Und das ist dein Zimmer, Harry." Er stieß die letzte Tür auf und sie betraten einen Raum, der in gryffindorrot gehalten war. Er war ähnlich eingerichtet, wie der von Laila, das Fenster zeigte jedoch einen anderen Ausschnitt von London.
Erschöpft ließ Laila sich auf ihrem Bett fallen, nachdem sie die Sachen, die sie während des Schuljahres nicht brauchte im Schrank oder dem Regal verstaut hatte. Sirius hatte ihnen noch erklärt, dass oben im 2. Stock seine Zimmer und das von Kreacher, einem alten, jedem Beleidigungen an den Kopf werfendem, Hauselfen waren, während Küche und Esszimmer unten gegenüber vom Wohnzimmer seien, bevor er sie in ihre Zimmer zum Auspacken geschickt hatte. Plötzlich fiel Laila ein Bild auf, das direkt gegenüber von ihrem Bett hing. Sie stand auf und ging auf die Wand zu, um es besser erkennen zu können. Sie kannte das Bild schon aus ihrem Fotoalbum, doch dieses hier an der Wand war stark vergrößert. Ihre Eltern lächelten sie an und wanken, ihre Mutter hatte ein Baby von vielleicht einem halben Jahr auf dem Arm, das natürlich Laila war und neben ihr stand ihr Trauzeuge, Sirius. Neben ihrem Vater stand James Potter, der wohl sein Trauzeuge gewesen war. Laila lächelte. Endlich hatte sie ein zu Hause, ein zu Hause, indem sie sich wohl fühlte. Na ja, wenn man mal von der Eingangshalle absah, aber Sirius hatte versprochen, dass sie auch diese noch verschönern würden.
