6. Kapitel – Weihnachten

Ein paar Tage später – am ersten Tag der Weihnachtsferien – durfte Laila den Krankenflügel wieder verlassen. Es war Abend, als Laila nach oben in den Gryffindor- Gemeinschaftsraum gehen wollte. „Quatsch" ,sagte sie zu der Fetten Dame. Diese schüttelte den Kopf: „Nein. Das ist nicht richtig. Tut mir Leid." „Was? Aber wieso denn nicht?" „Passwort wurde geändert." „Na wunderbar! Und was mach ich jetzt?"

„Lichterfee" ,sagte jemand hinter ihr und das Portrait schwang zur Seite. Laila blickte sich um, hinter ihr stand Wood und hob die Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln. „Danke" ,meinte Laila und schlüpfte vor ihm durch das Loch in den Gemeinschaftsraum. „Nichts zu danken" erwiderte Wood und ging die Treppe, die zu den Jungenschlafsälen führte, nach oben. Laila schaute ihm kopfschüttelnd nach, dann ging sie zu Ron, Hermine und Harry.

„Was ist denn mit dem los?" ,fragte sie, nachdem sie einen Blick auf Ron geworfen hatte. Sie zog sich einen der roten Sessel heran und ließ sich darauf fallen. „Hat Fleur Delacour gefragt, ob sie mit ihm zum Ball geht" ,erklärte Hermine. „Ja und?" ,fragte Laila weiter, „Was hat sie gesagt?" „Nein natürlich" ,meinte Hermine schulterzuckend. „Hermine" ,fauchte Ron. „'Tschuldige." Doch Ron blickte seine Freundin weiterhin starr an. „Hermine" ,meinte er noch einmal. „Was denn?" „Du... du bist doch ein Mädchen..." „Ach, wirklich?" ,fauchte Hermine. „Jaaah. Gehst du mit mir zu diesem Ball?" „Nein." „Aber warum denn nicht? Laila könnte dann mit Harry gehen, sie ist ja schließlich auch ein Mädchen..."

„Huh, da wäre ich mir nicht so sicher" ,warf Laila mit sarkastischem Unteron ein. „Schön" ,meinte Ron, „Also abgemacht? Hermine geht mit mir und Laila mit Harry." „Nein" ,sagte Hermine erneut, „Ich geh nicht mit dir zum Ball." „Warum?" „Ich habe schon jemanden mit dem ich hingehe." Hermines Wangen verfärbten sich leicht rosa. „Ja, klar!" , rief Ron. Hermine funkelte ihn an und sprang dann ruckartig auf. „Bloß weil du erst jetzt kapiert hast, dass ich ein Mädchen bin" ,rief sie mit Tränen in den Augen, „Heißt das nicht, das andere auch so lange dafür brauchen."

Dann verschwand sie. Ron schaute ihr einen Moment nach, dann wand er sich an Laila. „Also, dann geh du wenigstens mit Harry... er muss immerhin den Ball eröffnen. Ich werd's auch ohne Partnerin überleben." „Nein" ,sagte Laila entschieden. „Und warum du nicht? Sag bloß, du hast auch schon jemanden!" „Das sicher nicht! Aber ich werde nicht tanzen und schon gar nicht, wenn mir die halbe Welt dabei auf die Füße schaut. So bescheuert bin ich nun auch wieder nicht." „Gut" ,fauchte Ron, „Harry dann gehst du eben mit Ginny." „Geht nicht" ,rief Ginny, die zwei Sessel weitersaß und errötete, „Ich geh schon mit Neville."

„Ha" ,grinste Fred und ließ sich auf Hermines Sessel fallen, „Seit wohl die Einzigsten, die niemanden für den Ball haben, was?" „Hast du denn schon jemanden?" ,fauchte Ron. George, der sich einen weiteren Sessel hergezogen hatten, grinste nur. „Oh, gut das du es sagst" ,meinte Fred und wand den Kopf um. „Angelina?" ,schrie er dann durch den halben Raum. „Was denn?" ,brüllte diese zurück. „Gehst du mit mir zum Ball?" „Von mir aus." Fred grinste, zufrieden mit sich selbst, seinen Bruder an und zuckte mit den Schultern. „Und du?" ,wand sich Ron an George. „Nöö, aber wenn wir doch grad dabei sind" ,grinste dieser, „Laila, wie sieht's aus?" „Was denn? Ich?" ,fragte sie und starrte ihn aus großen Augen an. „Natürlich du. Oder heißt hier sonst noch jemand Laila?" „Wenn du jetzt ja sagst, dann..." ,zischte Ron dazwischen. „Ja" ,meinte Laila und zuckte mit den Schultern. „Wunderbar" ,meinte George und verschwand mit Fred in eine Ecke. Ron starrte Laila entgeistert an. „Was soll das? Warum gehst du mit George, aber mit uns nicht?" „Ich will nicht tanzen, wenn mir alle dabei zu schauen. Das habe ich doch gerade eben schon mal gesagt." „Aber, dann könntest du doch mit mir gehen...!" „DU" ,seufzte Laila, „Hast aber nicht gefragt, ob ich mit dir hin will. Tut mir wirklich Leid, Ronald!" Sie folgte Hermine nach oben in den Schlafsaal und haute sich auf ihr Bett.

Die ersten Tage der Ferien vergingen schnell, ohne dass Laila, Ron oder Harry was von den Unmengen an Hausaufgaben geschafft bekamen, nur Hermine arbeitete fleißig. Der Schnee fiel in dicken Flocken auf das Gelände von Hogwarts und lag schon bald fast einen Meter hoch auf den Wiesen. Es war Weihnachtsmorgen und Laila saß in ihrem Bett und packte ihre Geschenke aus. Ein Buch von Hermine, eine ganze Menge Süßigkeiten von Ron und Harry, einen neuen Schal von Mrs. Weasley und ein neues Zauberschachspiel von Sirius. Nachdem alle Geschenke ausgepackt waren, gingen sie und Hermine hinunter in den Gemeinschaftsraum, wo Harry und Ron schon saßen. „Hübsch" ,grinste Laila, als sie Ron in seinem kastanienbraunen Pullover grimmig neben Harry sitzen sah. „Das sagst du jedes Jahr!" „Du bekommst auch jedes Jahr den gleichen Pulli."

Nachdem Mittagessen gingen die vier mit George und Fred hinaus, um sich eine Schneeballschlacht zu liefern. Man beschloss zu nächst, zwei Mannschafen zu bilden, Laila und die Zwillingen, gegen Ron, Hermine und Harry, doch bald flogen die Schneebälle wild hin und her und es hieß jeder gegen jeden. George und Fred waren gerade dabei Laila ordentlich einzuseifen, als Hermine rief sie wolle sich jetzt fertig machen. „Was denn jetzt schon?" ,fragte Ron, „Es dauert doch noch fast 3 Stunden bis zum Ball." Doch Hermine hörte nicht auf ihn und ging schulterzuckend davon. „Was ist denn mit der los?" ,wand sich Ron an Laila. Doch bevor diese Antworten konnte, bekam sie einen Haufen Schnee von Fred ins Gesicht geschmissen. Prustend spuckte sie den Schnee aus und wischte ihn sich aus den Augen. „Na warte" ,rief sie und verfolgte Fred über das Gelände.

Zwei Stunden später kam Laila völlig ausgekühlt und mit roten Wagen in den Schlafsaal, wo die anderen sich schon für den Ball fertig machten. Lavender und Parvati machten sich kichernd die Haare, sodass Laila nur die Augen verdrehen konnte und schnell weiter ging. Sie schaute sich nach Hermine um, konnte sie jedoch nirgends entdecken. „Wo ist Hermine?" ,wand sie sich an die anderen. „Keine Ahnung" ,antwortet Parvati, „Sie hat sich fertig gemacht und ist dann ohne ein weiteres Wort verschwunden." Laila zog eine Augenbraue hoch. Das war aber gar nicht Hermines Art. Normalerweise würde sie auf Laila warten. Wo sie wohl hin war? Laila kämmte sich die langen schwarzen Haare und zog ihren dunkelblauen Festumhang an.

Dann ging sie hinunter in den Gemeinschaftsraum, doch auch dort war von Hermine keine Spur. Dafür fand sie Harry, Ron und die Zwillingen, die auf ihre Partnerinnen warteten. „Sag mal, mit wem geht ihr jetzt eigentlich?" ,wand sie sich an Harry und Ron, „Parvati" ,sagte Harry, „Und Ron mit ihrer Schwester, Padma. Wo ist Hermine?" „Keine Ahnung. Sie war nicht oben, als ich gekommen bin" ,meinte Laila. „Gehen wir?" ,fragte George. Laila nickte und sie folgten Fred und Angelina durch das Portraitloch nach draußen. „Wir kommen dann nach" ,rief Ron noch.

Als Laila neben George die Große Halle betrat, staunte sie nicht schlecht. Die Halle war noch schöner geschmückt als sonst. An der verzauberten Decke leuchteten die Sterne am dunkelblauen Nachthimmel, die zwölf Weihnachtsbäume waren geschmückt und erstrahlten im Licht der Kerzen, überall hangen Mistelzweige und zwischen den Schüsseln auf den Tischen lagen Zweige auf denen rote Kerzen befestigt waren. „Komm, wir suchen uns einen Platz" ,grinste George und bot ihr seinen Arm an. Laila hakte sich grinsend ein und sie setzten sich zu Fred und Angelina, wenig später gesellten sich auch Ron und Padma zu ihnen. „Hermine immer noch nicht aufgetaucht?" ,fragte Laila leise. Ron funkelte sie an. „Oh doch!" „Ja und wo ist sie?" „Sie... sie ist die Panterin... von Krum" ,zischte Ron. „Ehrlich?" ,fragte Laila erstaunt, „Wow. Ist doch toll." „Wundervoll" ,fauchte Ron, „Von wegen ‚Nur ein Quidditchspieler'. Haha." Laila konnte sich ein ‚Du bist ja nur eifersüchtig' nicht verkneifen und darauf hin redete Ron nicht mehr mit ihr. Augenrollend wand sie sich wieder George zu und achtete nicht weiter auf Ron.

„Tanzen?" ,fragte George plötzlich. Sie saßen nun seit gut einer viertel Stunde herum. Harry und Parvati waren direkt nach dem ersten Tanz zu ihnen gekommen, doch Parvati und Padma waren kurz darauf mit zwei Drumstrang- Jungen verschwunden. Hermine tanzte noch immer mit Krum und auch Fred und Angelina hatten sich auf die Tanzfläche gewagt. Laila zuckte mit den Schultern: „Weiß nicht. Ich bin nicht so gut im Tanzen." George zog sie hoch. „Aber ich!" „George wirklich" ,flehte Laila, „Das willst du dir nicht antun." Zu spät – schon hatte George sie mitten auf die Tanzfläche geschoben und zog sie in die Tanzhaltung. Laila ergab sich und lauschte Georges Erklärungen über die Schrittfolge beim Wiener Walzer und dann ging es auch schon los.

Danach kamen noch eine Rumba und ein Langsamer Walzer, aber als es zum Rock'n'roll kam, musste Laila entgültig passen und sie gingen wieder zurück an ihren Platz. Hermine saß nun auch mit am Tisch und stritt sich mit Ron. „Hey Hermine" ,meinte Laila, doch man hörte sie nicht. „Das geht schon die ganze Zeit so" ,seufzte Harry und nahm einen Schluck von seinem Butterbier, „Ron schmollt, weil sie mit Krum da ist." Laila nickte. „Ich weiß. Ich glaube nicht, dass sie heute noch mal aufhören." Doch damit hatte sie nicht ganz Recht, denn einen Moment später verschwand Hermine aus der Halle. „Super gemacht Ron" ,rief Laila und wollte ihr nachlaufen. Harry hielt sie jedoch zurück. „Lass mal. Ich glaube nicht, dass das jetzt so gut wäre." Laila ließ sich wieder auf ihrem Platz fallen und nickte. „Hast Recht." „Hier" ,meinte Fred und reichte ihr und George je ein Butterbier, „Hab ich für euch mit gebracht." „Danke" ,kam es einstimmig von George und ihr. Sie trank ein wenig Butterbier und beobachtete, wie Fred George ein wenig zu sich herzog, er begann mit ihm zu flüstern und deutete in eine Richtung, die Laila nicht genau ausmachen konnte. Dann stand Fred plötzlich auf und verschwand in eben diese Richtung. Laila zog einen Augenbraue hoch und folgte ihm mit den Augen, doch bald war er in der Menge verschwunden.

„Kommst du mal bitte" ,fragte George plötzlich und stand auf. Er griff nach ihrer Hand und zog sie mit sich. Laila konnte auf seinem Gesicht ein Grinsen entdecken, aber es war eigenartig und wirkte gekünstelt, denn in seinen Augen leuchtete eine Art Widerwille. Laila wollte ihn fragen was los war, doch George blickte sich die ganze Zeit um. „Wo ist er denn?" ,murmelte er vor sich hin. „Wo ist wer?" ,fragte Laila. „Was? Oh, niemand..." „George, was ist denn los mit dir?" „Wie? Nichts. Ah, da ist er ja..." Laila folgte ihm völlig perplex zu Fred und Wood, die einige Meter entfernt standen.

„Was soll das denn? George, was ist denn los mit dir?" ,fragte Laila zum zweiten Mal. Doch wieder bekam sie keine Antwort, stattdessen wurde sie von Fred auf Wood zu geschoben. „Mistelzweig" ,rief Fred dann grinsend. „Was?" ,schrie Laila und blickte nach oben, Wood tat es ihr gleich. Dort hang tatsächlich ein Mistelzweig. „Oh, nein! Vergesst es, das mach ich nicht. Das ist nicht lustig!" „Doch das ist es" ,giggelte Fred, George blieb stumm, „Und ihr müsst!" „NEIN!" „Und ob!" Fred schob die beiden auf einander zu, George verschwand.

Laila schaute ihm einen Moment zu lange nach, denn in diesem Moment war es Fred gelungen, sie an Wood zu drücken. „FRED" ,kreischte Laila, „Warum bist du so wild drauf, dass ich Wood küsse? Und wo ist George hin?" „1. Weil ich glaube, dass ihr es dann auch endlich mal kapiert... 2. K-" „Was kapieren?" ,warf Laila dazwischen. „Egal. Na ja, jedenfalls... 2. Hab keine Ahnung. Also los jetzt!" Laila blickte von Fred zu Wood und zurück. „Na gut" ,meinte sie schulterzuckend, „Von mir aus." Wood zuckt ebenfalls nur kurz mit den Schultern und beugte sich dann ein wenig zu Laila hinunter. Laila schaute noch mal in seine braunen Augen, bevor sie ihre instinktiv schloss. Dann spürte sie Woods weiche Lippen, die einen sanften Druck ausübten, auf ihren und erstarrte.

Noch bevor Laila realisieren konnte was passierte, hatte er sich auch schon wieder von ihr gelöst. Sie öffnete ihre Augen wieder und schaute Wood an. „Ich... es" ,stotterte er, „Das... ähm... ich-" Er brachte seinen Satz nicht zu Ende, machte überstürzt Kehrt und verschwand. Laila schaute ihm völlig verwirrt nach, dann wand sie sich Fred zu. „Was zum Teufel sollte das?" ,fragte sie. „Oh, ich glaube, dass hast du schon verstanden" ,grinste Fred, „Auch wenn du es noch nicht bemerkt hast." „Was? Fred was redest du da eigentlich? Und warum ist George so schnell verschwunden?" „Ach, das hast du auch noch nicht kapiert?" „Was denn?" „Na, das soll er dir lieber selbst sagen" ,meinte Fred und folgte George. Laila starrte ihm nach. Was meinte er?

Laila setzte sich wieder zu Ron und Harry, völlig in Gedanken. Was hatte Fred gemeint? Wohin war George verschwunden? Und vor allem warum? Aber die Frage die sie am meisten beschäftigte war eine ganz andere. Warum hatte sich der Kuss von Wood so... gut angefühlt? Sie hatte sich wohl gefühlt in seinen Armen, seine Lippen waren so schön weich gewesen... in ihrer Magengegend hatte es gekribbelt. Laila wusste nicht was das zu bedeuten hatte... Na ja, genau genommen wusste sie es schon, aber sie wollte es nicht wissen. Wollte es nicht einsehen. ‚Kann ja gar nicht sein' ,sagte sie sich und schüttelte den Kopf. Dann bemerkte sie plötzlich Harrys Hand, die schon eine ganze Weile vor ihrem Gesicht herum zuwedeln schien. Sie blinzelte ein, zwei Mal, dann schaute sie zu ihm auf. „Was los?" ,fragte sie verwirrt. „Das sollte ich wohl eher dich fragen. Du hörst mich nicht, siehst mich nicht... Was ist denn? Ist was passiert? Wo sind Fred und George?" Laila zuckte mit den Schultern. „Woher soll ich das wissen?" „Du bist mit ihnen weggegangen!" „Äh... oh, ja. Aber sie sind dann einfach verschwunden. Keine Ahnung wohin, aber ich denke mal, dass sie nach oben sind. Ins Bett oder so." „Aha. Und was ist mit dir los?" „Wie? Ach nichts. Bin nur müde. Ich werde dann auch mal hoch gehen. Gute Nacht, schönen Abend noch." Sie winkte den beiden zu und ging schnell aus der Großen Halle. Sie musste jetzt alleine sein, musste nachdenken.

Sie fand den Gemeinschaftsraum völlig leer vor oder zumindest glaubte sie, dass er völlig leer sei. Sie zog sich einen roten Sessel zum Kamin. Das Feuer darin brannte nicht mehr wirklich, es glomm nur noch. Laila beugte sich nach vorne und nahm den Schürhaken um das Feuer wieder in Gang zu bringen. Ihr war nämlich kalt. „Es tut mir Leid" ,sagte plötzlich jemand hinter ihr. Laila zuckte erschrocken und kippte beinahe nach vorne ins frisch geschürte Feuer, doch sie wurde gerade noch rechzeitig am Umhang gepackt. Sie drehte sich herum und stand direkt vor Wood. Es trennten sie nur wenige Zentimeter. Sie blickte auf, direkt in seine braune Augen. „Was tut dir Leid?" ,fragte sie leise, ihre Stimme zitterte. „Das vorhin..." ,sagte er ebenso leise, „Lass uns das einfach vergessen, okay?" Laila nickte. „Ja, find ich gut. Uh, ich geh dann mal ins Bett. Gute Nacht, Wood." „Nacht, Laila."

Laila lag in ihrem Bett und wälzte sich herum. Sie konnte nicht schlafen. Ihre Gedanken schlugen immer noch Purzelbäume. Es war so viel auf einmal passiert, dass sie gar nicht alles fassen konnte. Freds Worte wollten ihr nicht aus dem Kopf gehen, aber genauso wenig Woods. ‚Lass uns das einfach vergessen, okay?' ,hallte seine Stimme in ihren Kopf nach. Sie hatte zu gestimmt, aber nun war sie sich nicht mehr sicher, ob sie das konnte. Ob sie den kurzen Kuss jemals wieder vergessen konnte. Sie hatte das Gefühl, als würden ihre Lippen immer noch brennen. Aber egal... sie würde es einfach versuchen. In Verdrängung war sie schon immer gut gewesen. Und überhaupt was hatte ein Kuss schon zu bedeuten? War es überhaupt ein Kuss gewesen? Er hatte doch kaum ihre Lippen berührt.

Sie sollte sich lieber Sorgen um George machen, als um sich. Was war denn nur mit ihm los gewesen? Warum war er so plötzlich verschwunden? Fred hatte irgendwas gefaselt von wegen, dass sollte George ihr selbst sagen. Ihr was sagen? Hatte sein Verschwinden etwas mit ihr zu tun? Laila schwirrte der Kopf und sie bekam so langsam Kopfschmerzen vom vielen Nachdenken. Sie drehte sich auf den Bauch und probierte es mit Quaffel- Zählen. Nach einer Weile schlief sie tatsächlich ein, aber sie träumte wieder einmal schlecht. Diesmal nicht von Monstern oder Quaffel, sondern von George, Fred und Wood, die auf sie einredeten und herum meckerten. Laila, die hilflos vor ihnen stand, wurde dabei immer kleiner, bis sie nur noch so groß war wie ein Fingernagel.

In den nächsten Tagen kümmerte sich Laila um ihre Hausaufgaben, um sich abzulenken. Die beiden Jungs dagegen machten sich weiterhin den faulen Lenz und genossen lieber den frischen Schnee, anstatt ihre Hausaufgaben zu machen und Hermine beschäftigte sich die meiste Zeit mit ihrem B.ELFE.R – Kram, weswegen Ron sie die ganze Zeit stichelte. Hermine hatte sich daraufhin jedes Mal schnell in die Bibliothek verzogen und sie bekamen sie nicht sehr oft zu sehen, während der nächsten Tage.

Es war der Morgen des ersten Tages im neuen Jahr, in der Nacht waren wieder einmal einige Zentimeter weißen Neuschnees gefallen und Laila war gerade mit ihren Hausaufgaben fertig geworden, während Ron und Harry gerade mal anfingen. Hermine war schon wieder in der Bibliothek. „Ist dir langweilig?" ,fragte plötzlich jemand direkt an ihren linken Ohr. Laila zuckte erschrocken nach rechts und knallte heftig mit etwas zusammen. Sie rieb sich den Kopf und blickte auf. Auf der linken Seite ihres Sessels stand George und rechts neben ihr stand Fred, der sich ebenfalls den Kopf rieb. „Ich hab dir gleich gesagt, dass so was passiert" ,brummelte er George an. „Ach. Wird schon nicht so viel kaputt gegangen sein" ,erwiderte dieser grinsend, „Aber warum wir hier sind... Wir wollten dich fragen, ob du mal wieder Lust hast auf ne Schneeballschlacht!" Laila nickte. „Natürlich. Ich zieh mich nur schnell warm an" ,rief sie und sprang die Treppen zum Schlafsaal nach oben. „Wir kommen auch mit" ,hörte sie Ron rufen. „Nein, ihr müsst noch Hausaufgaben machen" ,belehrte ihn Fred.

Nachdem Laila sich Winterumhang, Schal, Handschuhe und Mütze angezogen hatten, machte sie sich mit den Zwillingen auf den Weg nach unten. Doch als sie in der Eingangshalle ankamen, wurden sie aufgehalten. „Was hab ich gehört, Adams?" ,fragte eine kalte, schnarrende Stimme links von ihnen. Die drei fuhren herum und erkannten Malfoy, der die Treppen herauf kam. Als er oben angekommen war, trat er bis auf zwei Schritte auf sie zu und blickte herablassend auf Laila, die ein ganzen Stück kleiner war als er, runter und grinste überheblich. „Hast dich von Potter abgewandt und hast stattdessen jetzt was mit diesem Hüter- Loser von Wood?" Laila sog hörbar die Luft ein und wäre am liebsten auf Malfoy losgegangen, doch Fred und George legten ihr beruhigend eine Hand auf die jeweilige Schulter.

„Er ist es nicht wert" ,murmelte Fred ihr zu. „Was weißt du schon?" ,wand sich Laila an Malfoy. „Oh, stimmt es etwa nicht, dass ihr euch beim Ball geknutscht habt? Und dein Weasley- Freund hier" ,er machte eine abfällige Handbewegung in Georges Richtung, „War eifersüchtig. Er ist weggelaufen, nicht wahr?" Laila warf einen flüchtigen Blick zu George, der, falls er sich von Malfoy aus der Ruhe bringen hatte lassen, schon wieder völlig gelassen wirkte und den Kopf schüttelte, als er Lailas Blick bemerkt hatte.

„Red keinen Stuss, Malfoy! Und selbst, wenn es so gewesen wäre, es geht dich nichts an!" ,fauchte Laila. „Gib doch wenigstens zu, dass es stimmt. Und immerhin... du machst Fortschritte, wenn auch keine großen. Aber von Potter zu Wood ist doch schon mal was." Im nächsten Moment passierten mehrer Dinge auf einmal: Laila, die mal wieder ganz vergessen hatte, dass sie einen Zauberstab hatte, stürzte sich auf Malfoy, Fred hetzte Malfoy den Primelmus- Fluch auf den Hals, welcher ihm riesige Mausohren wachsen ließen, George ließ den Krumpelior– Fluch los, der jedoch Laila anstatt von Malfoy traf und ihr wuchsen lange Kängurufüße und es kamen schlurfende Schritte auf sie zu.

‚Nicht schon wieder' ,dachte Laila und löste sich von Malfoy, den sie am Umhang gepackt hatte. Während sich Fred und George noch über Malfoys Ohren kringelten, trat Snape auf sie zu und blickte sie kalt an. „Professor" ,rief Malfoy und deutete auf seine Ohren, „Sie haben mir diesen lächerlichen Fluch aufgehalst. Ohne Grund, ich kam die Treppe herauf und plötzlich hatte ich diese... diese Dinger."

„Malfoy – Krankenflügel" ,zischte Snape und dann wand er sich an Fred, George und Laila, „Ihr drei – mitkommen, sofort!" Snape macht auf der Stelle kehrt und ging die Treppen wieder hinunter. „Das gibt Ärger" ,grinste Malfoy. „Pass bloß auf, sonst verwandle ich dich nächstes Mal ganz in ne Maus" ,fauchte Fred und folgte zusammen mit George und Laila, die sich nur hüpfend fort bewegen konnte, Snape hinunter zu den Kerkern.

„Setzen" ,zischte er, als sie in seinem dunklen Büro angekommen waren. Er selbst ließ sich hinter seinem Schreibtisch fallen, während Laila und die Zwillinge schon rein aus Protest stehen blieben. „Was fällt ihnen eigentlich ein einfach einen meiner Schüler anzugreifen?" ,fragte Snape, „Letztes Mal sind sie dank Moody noch einmal so davon gekommen, Adams. Aber diesmal bestimmt nicht! Strafarbeiten und Nachsitzen für sie alle drei. Ihr schreibt mir mindestens 3 Rollen Pergament darüber, warum man nicht einfach andere Schüler angreift. Bis Übermorgen. Und ich werde mit Mr. Filch sprechen, wie ihr das Nachsitzen verbringen werdet. Verschwindet!" „Professor-" ,wollte George anfangen.

Doch Snape ließ ihn nicht ausreden. „Keine Widerrede, Weasley. Und nun raus hier! RAUS!" Snape funkelte sie hasserfüllt an und die drei, Laila noch immer auf ihren Kängurufüßen hüpfend, gingen hinaus und ließen die Tür lautstark hinter sich ins Schloss fallen. „So ein Arsch" ,fauchte Fred und trat gegen die Wand, was ihn schmerzerfüllt aufschreien ließ, „Verdammter Mist!" Laila konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, als sie Freds verzerrtes Gesicht sah und George fiel mit ein. „Das ist nicht lustig" ,schimpfte Fred, musste aber auch lachen. „Ich bring dich in den Krankenflügel" ,meinte George zu Laila, als sie sich wieder beruhigt hatten, „Tut mir übrigens Leid. Schade das er nicht Malfoy getroffen hat. Seine Ohren und deine Füße hätten sicherlich eine geniale Mischung ergeben."

Als sie zwei Tage später ihre Aufsätze, exakt drei Rollen lang, nicht mehr und nicht weniger und in jeder dieser Rollen waren mindestens fünf sarkastische Bemerkungen, bei Snape abgeben wollten, wartete dieser mit Filch in der Eingangshalle auf sie. „Da seit ihr ja endlich!" ,zischte er, „Gebt mir eurer Aufsätze!" Sie reichten ihm die Pergamentrollen und Snape stopfte sie in seine Umhangtasche. „Mr. Filch war der Überzeugung, dass ein Abend im Verbotenen Wald euch den Unfug aus dem Kopf pusten wird. Also werdet ihr Hagrid" ,man konnte Snapes Abneigung förmlich spüren, als er seinen Namen aussprach, „Auf seinem abendlichen Streifzug begleiten. Wenn ich danach noch mal höre, dass ihr Schüler angreift, dürft ihr bei mir persönlich Nachsitzen!" Ohne ein weiteres Wort verschwand er die Treppen nach unten.

„Folgt mir" ,sagte Filch und ging zur großen Eingangstür. „Der verbotene Wald, uhu" ,meinte Fred grinsend, als sie Filch mit großem Abstand nach draußen folgte, „Als ob wir da nicht sowieso schon drin gewesen wären, was George?" George nickte ebenfalls grinsend. „Außerdem haben wir Hagrid" ,meinte Laila zuversichtlich, „Was soll da schon großartig passieren?" „Eben!" Sie kamen an Hagrids Hütte an und Filch klopfte. „Was ne?" ,fragte Hagrid und streckte seinen übergroßen Kopf aus der Tür, „Ah, Filch, du bringst die Schüler?" Er griff nach zwei Laternen, die an der Wand hangen und kam heraus, Fang, der Saurüde folgte ihm. Dann zündete er die Laternen an und leuchtet damit erst Filch und dann die drei Anderen an. „Was denn, ihr?" ,fragte Hagrid erstaunt, „Was habt ihr denn schon wieder ausgefressen?" „Nichts" ,meinte George mit Unschuldsmine, während er Fang zur Begrüßung streichelte. „Ich wünsche einen angenehmen Abend" ,meinte Filch und machte sich wieder auf den Weg zum Schloss. „Nichts also?" ,brummte Hagrid augenzwinkernd, „Na dann. Wir teilen uns auf. Fred du kommst mit mir. George, Laila ihr nehmt Fang mit. Wenn ihr was ungewöhnliches seht oder hört, sprüht einfach roten Funken." Man nickte einstimmig und so gingen sie in den Wald hinein. Nach einer Weile trennten sie sich dann auf. „Und bleibt immer auf dem Weg" ,rief Hagrid Laila und George noch nach.

„Was immer du auch sagst, George, ich finde es hier verdammt unheimlich" ,murmelte Laila und verstärkte den Griff um Fangs Leine. Sie schaute nach links und rechts in die dicht neben einander stehenden Bäume, die alles erdrückend dunkel machten und schauderte. „Ach was" ,grinste George, „Ist doch cool. Außerdem hast du ja Fang..." „Haha. Der hat ja selbst noch mehr Schiss als ich." Georges Grinsen wurde breiter und breiter. „Stimmt. Er würde davon laufen, sobald ich nur ‚buh' rufen würde. Und dich würde er an der Leine mitziehen." Er fing anzulachen und Laila schaute ihn kopfschüttelnd an. „Ich finde das überhaupt nicht lustige, George" ,schmollte sie. „Verzeihung." „Ja, ja, spar dir dein gespieltes Bedauern... Was war das?"

Laila blickte erschrocken auf einen Busch links etwas weiter vorne von ihnen, in dem etwas geraschelt hatte. „Was war was?" ,fragte George verdutzt. „Na das da!" ,rief Laila und zeigte auf den Busch, in dem es wieder raschelte und in dem sich etwas zu bewegen schien. „Ach, ist bestimmt nur ne Spinne oder so. Gehen wir weiter." Laila nickte und folgte George. Doch gerade als sie zu dem Busch kamen, sprang etwas aus dem Busch. Laila kreischte auf und klammerte sich an George. Doch dieser begann lauthals zu lachen. Es war tatsächlich nur eine harmlose, kleine Spinne, die langsam über den Weg krabbelte und wahrscheinlich mehr Angst vor ihnen hatte, wie sie vor ihr. George schaute Laila feixend an: „Hab ich doch gesagt... Würdest du mich jetzt loslassen?" „Oh" ,meinte diese verlegen und wurde ein wenig rot um die Ohren, „Oh, äh, natürlich." Sie ließ von George ab und griff wieder nach Fangs Leine, die sie vor Schreck fallen gelassen hatten. Dann setzten sie ihren Weg fort. „George... kann ich dich was fragen?" ,murmelte Laila, der etwas eingefallen war. „Natürlich, raus damit." „Das was Malfoy gemeint hat, dass stimmt doch nicht oder?" „Was meinst du?" „Du weißt schon, als er meinte, du wärst... du wärst eifersüchtig..." Laila wurde immer leiser, während sie sprach und blickte verlegen auf ihre Schuhe. George schwieg einen Moment, bevor er antwortete. „Nein. Nein, natürlich nicht. Wie er da bloß drauf kommt..." Laila seufzte erleichtert. „Okay." „Und was ist mit dir?" ,fragte George, „Magst du Wood?" „Ich weiß nicht" ,antwortete Laila wahrheitsgemäß.

Nach gut einer Stunde waren sie wieder aus dem Wald draußen und zwar ohne weitere spektakuläre Zusammentreffen mit Spinnen. Fred und Hagrid warteten schon auf sie. „War bei euch alles in Ordnung?" ,fragte Hagrid. George nickte, während Laila Fang von der Leine losmachte. Der Saurüde stürzte sofort ins Haus und Laila reichte Hagrid die Leine. „Schön. Dann geht ihr drei jetzt mal hoch ins Schloss und dann ab ins Bett. Ich möchte euch nicht so schnell noch mal zum Nachsitzen hier haben. Aber sonst könnt ihr immer kommen" ,brummte Hagrid und winkte ihnen. „Tschüss" ,riefen Laila und die Zwillinge wie aus einem Munde und wandten sich zum Gehen um.