7. Kapitel – Das letzte Schuljahr

Es war wieder mal der 1. September und die Hogwartsschüler standen am Bahnsteig 9 ¾. Und doch war alles anders. Nicht nur, dass Laila, Harry, Ron und Hermine inzwischen 17 Jahre waren und ihre Prüfungen im Apparieren erfolgreich hinter sich hatten oder dass Wood, der nun bei Puddlemere United Reservespieler war, seine Schullaufbahn beendet hatte und anstatt ihm nun Laila Kapitän des Gryffindor- Quidditchteams war oder dass mit Fred und George, die schon vor zwei Jahren von der Schule gegangen waren, die besten Treiber fehlten, die Hogwarts je gesehen hatte.

Nein, dieses Jahr waren es auch viel weniger Schüler als die Jahre zu vor, denn viele Eltern behielten aus Angst vor dem zurückgekehrten Voldemort und den Todessern, die wieder an seiner Seite waren, ihre Kinder lieber daheim, wo sie glaubten, dass sie sicher waren. Dumbledore war tot und Professor McGonagall war nun die neue Schulleiterin. Aber das schlimmste war, Harry, der nun neben Sirius stand und sich stumm von seinen Freunden verabschiedete, würde das letzte Schuljahr nicht bei ihnen sein. Er musste die Horkruxe von Voldemort finden und vernichten und dann Lord Voldemort selbst gegenüber treten. Laila konnte ihre Angst um Harry nicht länger verbergen und fiel ihm um den Hals, Hermine und Ron schlossen sich der Umarmung an. Natürlich hatten sie ihm ihre Hilfe angeboten, doch Sirius hatte ihnen verboten mitzugehen, noch bevor sie ausgesprochen hatten. Sirius selbst wollte mit Harry mitgehen, doch das wieder rum hatte Harry ihm verboten. „Ich muss das alleine machen" ,hatte er gesagt, „Pass lieber auf die anderen auf." Sein Pate hatte genickt und ihm versprochen, immer ein Auge auf seine Freunde zu haben. Wie genau er das tun wollte, während die drei in Hogwarts waren, wussten sie nicht, aber Sirius schien da schon eine Idee zu haben.

Laila erschrak fast ein wenig, als sie die Große Halle von Hogwarts betrat. Sie hatte erwartete, dass es leerer sein würde als sonst. Aber so leer? Die vier langen Haustische waren vielleicht gerade mal zur Hälfte besetzt. Unwillkürlich schaute sie zum Lehrertisch, er war voll besetzt mit den altbekannten Gesichtern, nur die Plätze des Lehrers für Verteidigung gegen die Dunklen Künste und der in der Mitte, wo normalerweise immer Dumbledore gesessen hatte, waren noch leer.

„Wen sie wohl dieses Jahr überredet haben?" ,wand sich Laila an Ron, Hermine und Ginny, die hinter ihr die Halle betreten hatten. „Keine Ahnung. Aber schlimmer wie letztes Jahr kann es ja nicht werden" ,murmelte Ron. „Oh ja, da hast du Recht. Schlimmer wie Snape kann er nicht sein, wer immer es i..." „Er ist sogar viel besser" ,rief Hermine plötzlich und zupfte aufgeregt an Rons Umhang herum. „Ach... woher weißt du denn das jetzt plötzlich?" ,fragte Ron gereizt und entzog ihr seinen neune Umhang, den er von seiner Mum bekommen hatte, als sie erfahren hatte, dass er und Hermine das diesjährige Schulsprecherpaar sein würden. „Weil..." ,Hermine riss Ron herum und zeigte in Richtung Tür, „Da... siehst du!" Auch Laila drehte sich nun um und blickte in die angewiesene Richtung. Der Mund klappte ihr auf... das konnte doch nicht sein! „Sirius?" ,quietschte sie, „Was machst du denn hier? Du bist nicht wirklich... oder?" Sie ging auf ihren Onkel zu und zupfte, wie Hermine eben bei Ron, an Sirius Umhang herum. Sirius grinste sie an und löste ihre Hände von seinem Umhang. „Was meinst du?" ,fragte er grinsend, „Ob ich der neue Lehrer bin? Was denkst du denn? Wäre ich sonst hier?" Laila starrte ihn weiterhin an. „Aber... aber" ,stotterte sie, „Wie... warum? Ich meine... das ist super!" Sirius lachte: „Ja, das denke ich auch... Aber nun ab auf eure Plätze." Sirius selbst ging zum Lehrertisch und ließ sich auf seinem Platz nieder.

Auch die Reihe der neuen Erstklässer war dieses Jahr erbärmlich kurz und so dauerte es nicht lange, bis sie anfangen konnten zu essen. Das Festessen war das einzigste, was sich nicht verändert hatte. Es war immer noch viel zu viel und sehr lecker. Doch Laila bekam nicht viel herunter, ihre Gedanken galten nun wieder Harry. Wo er inzwischen wohl war? Ob er schon eine Spur hatte?

Der Hauptgang verschwand, ohne dass Laila wirklich etwas angerührt hatte und der Nachtisch kam. Sie tat sich etwas Schokopudding auf und spielte mit ihrem Löffel darin herum, während sie gedanklich völlig abwesend war. Erst als ihr Löffel gegen den goldenen Teller klirrte, kam sie wieder in die Realität zurück. Sie blickte auf, Professor McGonagall hatte sich erhoben und schien schon eine Weile eine Rede zu halten. „..., aber trotz dieser Veränderungen wünsche ich euch ein angenehmes Schuljahr. Dann möchte ich euch noch unseren neuen Lehrer in Verteidigung gegen die Dunklen Künste vorstellen, Sirius Black. Ich wünsche ihnen eine angenehme Nacht." Laila ging langsam mit den anderen zur Tür, doch sie wurde aufgehalten. „Adams" ,rief McGonagall und kam auf sie zu gelaufen, „Ich möchte mit ihnen reden." „Ich komm dann gleich..." ,meinte Laila zu Ron und Hermine, bevor sie zu Professor McGonagall ging.

„Wie sieht's aus?" ,fragte McGonagall, „Haben sie schon einen Termine für das Auswahlspiel?" Laila starrte ihre Lehrerin einen Moment verständnislos an, bevor sie begriff. „Öhm, äh... nein" ,murmelte Laila, „Nicht wirklich. Ich werde mich drum kümmern." McGonagall nickte. „Schön, schön... Hängen sie den Zettel dann einfach ans schwarze Brett im Gemeinschaftsraum. Gute Nacht, Adams." Laila nickte und wünschte ihr ebenfalls eine Gute Nacht, dann folgte sie den anderen nach oben. Auswahlspiele... darüber hatte sie sich ja noch überhaupt keine Gedanken gemacht. Wood war weg, Harry war weg, die Weasley- Zwillingen waren weg, Katie und Angelina waren weg... Gryffindor hatte keine Mannschaft mehr.

‚Und ausgerechnet ich soll eine neue aufbauen' ,dachte Laila und schüttelte darüber den Kopf. Das konnte ja was werden. Und sie hatte nicht mal Wood, der ihr dabei helfen konnte. Wood... „Passwort?" ,fragte plötzlich jemand und Laila schrak zusammen. „Was? Oh... äh, verdammt" ,murmelte sie, „Keine Ahnung..." „Kein Passwort, kein Eintritt" ,sagte die Fette Dame hochnäsig. „Toll! Soll ich hier draußen schlafen oder was?" „Sicher nicht. Pfefferbonbons" ,meinte jemand hinter ihr grinsend. Die Fette Dame schwang zur Seite und Laila blickte sich um. „Sirius... Was machst du denn hier?" ,fragte sie. „Mach noch einen Rundgang und dann werde ich in mein Büro gehen... was denkst du denn?" ,grinste er sie an. „Oh ja, ja natürlich. Bist ja jetzt Lehrer... das ist komisch. Gerade du." Sirius lachte. „Ja. Das ist wohl in etwa so, wie wenn George oder Fred Lehrer werden würden, was? Aber jetzt geh schlafen... die gute Dame hier wirf dir schon mordlustige Blicke zu." Grinsend ging er davon und Laila stieg in den Gemeinschaftsraum.

Laila hatte das Auswahlspiel für den Samstagmittag angesetzt. Sie staunte nicht schlecht als sie zum Quidditchfeld kam, denn dort warteten eine Menge Leute auf sie. Aus allen möglichen Klassenstufen waren Gryffindors gekommen, um im Team zu spielen. Laila seufzte... das konnte ein langer Nachmittag werden. „Okay..." ,rief sie, „Ähm... dann fangen wir mal mit der Auswahl für den Hüter an. Wer wäre das alles?" Es traten etwa achte Leute auf sie zu, darunter auch Ron. „Ron?" ,fragte Laila verdutzt, „Du spielst Hüter?" „Jaah" ,meinte Ron etwas verlegen, „Ich musste immer den Hüter machen, wenn Charlie, Fred und George zu Hause geübt haben." „Okay... gut. Wer möchte anfangen? Niemand...? Mhm, na gut. Dann eben du." Laila deutete wahllos auf einen kleinen Zweitklässler. Ron kam als Vorletzter dran und er war gar nicht mal so schlecht, er hielt fast alle von Lailas Würfen. Danach kam noch ein stämmiger 5. Klässler, der ungefähr genauso gut war wie Ron, aber er war eine Nervensäge. Laila seufzte erleichtert, dass sie Ron mit gutem Gewissen in die Mannschaft aufnehmen konnte.

„Gut. Dann kommen wir jetzt zum Sucher" ,meinte Laila, die sich schon ein wenig heißer geschrieen hatte, „Ginny, du? Ähm... okay." Für den Sucher gab es noch mehr Kandidaten als für den Hüter, etwa 12. Aber Ginny schlug sie alle. Laila war begeistert von ihr. ‚Vielleicht kriegen wir doch noch eine ganz gute Mannschaft zusammen' ,sagte sie sich und grinste.

Laila schrie, meckerte und lobte sich den ganzen Nachmittag heißer und erst weit nach der Dämmerung waren sie fertig. „Gut... ich werde euch meine Entscheidungen in den nächsten Tagen mitteilen oder am schwarzen Brett aushängen" ,krächzte Laila, „Gute Nacht." Sie ließ sich viel Zeit bei Umziehen, sodass sie alleine nach oben zum Schloss gehen konnte.

Als sie im Gemeinschaftsraum ankam, fand sie diesen leer vor und ließ sich auf einem der roten Sessel am Feuer fallen. Sie zog das Pergament heraus auf denen sie sich die Namen derer notiert hatte, die sich für eine Position in der Mannschaft beworben hatte. Die Liste war lang. Laila überflog die Namen derer, die sich als Hüter beworben hatte. Sie strich ein paar durch bis nur noch Ron Weasley und Sean Paddle darauf standen. „Sie waren beide ganz gut..." ,murmelte Laila, „Aber dieser Sean ist eine gottverdammte Nervensäge und ein scheiß Besserwisser." Sie strich Seans Namen durch und lächelte zufrieden. Ron wäre sicher sauer gewesen, wenn sie ihn nicht im Team aufgenommen hätte. „Das ist leicht" ,meinte sie zu sich selbst, als sie die Namen der Sucher überflog und strich alle bis auf Ginny aus. Der zweite Jäger neben Laila selbst wurde Dean Thomas aus ihrem Jahrgang, aber danach wurde es schon schwieriger. Ihr fehlten noch ein Jäger und zwei Treiber. Sie ging die Namen immer wieder durch, es waren etwa 13 für den Jäger und 19 für die Treiber. Laila seufzte laut und wünschte sich wieder einmal nichts sehnlicher, als dass Wood da wäre, um ihr zu helfen. Wood... Lailas Gedanken schweiften ab.

Sie vermisste ihn. Nicht nur als Kapitän oder Hüter, sondern vor allem auch als Freund. Sie vermisste es, ihn anzuschnauzen, sie vermisste es, von ihm angeschnauzt zu werden, sie vermisste es, sich mit ihm zu streiten, sie vermisste seine braunen Augen, sie vermisste es, wie er sich heulend um ihren Hals geworfen hatte, wenn sie ein Spiel gewonnen hatten, sie vermisste sein strahlendes Lächeln, wenn er in Erinnerungen daran schwelgte, wie sie den Quidditchpokal gewonnen hatten, sie vermisste seine Anfeuerungsreden, sie vermisste seine tiefe Stimme mit dem schottischen Akzent, aber vor allem vermisste sie seine weichen Lippen auf ihren... auch wenn sie diese nur einmal für einen kurzen Moment gespürte hatte und dass schon fast drei Jahre her war. Laila war in letzter Zeit etwas bewusst geworden, was die Weasley- Zwillinge schon seit langem gewusst hatten. Sie mochte Wood mehr als sie zugeben wollte. Laila schüttelte den Kopf, als ob sie hoffte den Gedanken damit vertreiben zu können und wand sich wieder der Liste zu. Schließlich entschied sie sich für Tom McCartney, einen 4. Klässler, als Jäger und für Dominic Walker und Billy Martin aus der 6. Klasse als Treiber. Sie schrieb die Namen derjenigen, die in der Mannschaft waren, auf ein frisches Pergament und pinnte es an das Brett, bevor sie gähnend ins Bett ging.

Die Wochen flogen dahin ohne das etwas ereignisreiches passierte. Sirius' Unterricht war mindestens genauso interessant wie der bei Lupin und als Laila ihm das mitteilte, strahlte er sie glückselig an. „Meinst du wirklich?" ,fragte er. „Natürlich" ,sagte Laila und Hermine und Ron nickte bestätigend. Sirius schien sich diebisch zu freuen und entließ sie am nächsten Tag ganz ohne Hausaufgaben.

Hermine war entrüstet. „Das kann er doch nicht machen... er muss uns doch anständig auf unsere UTZ- Prüfungen vorbereiten." „Oh Hermine, erinnere uns nicht da dran" ,stöhnten Ron und Laila wie aus einem Munde. Tatsache war, dass sie in ihrem 7. und letzten Schuljahr mehr Hausaufgaben als in ihren gesamten Schuljahren zusammen aufgehalst bekamen, nur um ‚sie auf ihre UTZ vorzubereiten'. Hermine hatte keinerlei Problem ihre Pflichten als Schulsprecherin und die Hausaufgaben unter ein Dach zu bringen und neben her auch noch Ron und Laila zu tadeln. Ron dagegen hatte größte Probleme, da er sich sowieso nicht gerne mit schulischen Dingen beschäftigte und zusätzlich war er auch noch Schulsprecher und hatte zwei mal die Woche Quidditchtraining. Auch Laila fiel es recht schwer neben Quidditchtraining und dem Entwerfen von Strategieplänen noch viel Zeit für die Hausaufgaben zu finden. Hermine nahm es missbilligen hin, sah jedoch weiter keinen Anlass die beiden zu unterstützen. Sie nörgelte nur und verbesserte hin und wieder einen ihrer Aufsätze.

Von Harry hatten sie noch kein Wort gehört, doch das konnte, wie Sirius ihnen mehrmals versicherte, nur gutes verheißen. „Der Tagesprophet hätte schon längst etwas gemeldet, wenn Harry etwas passiert wäre" ,meinte er bei einem ihrer abendlich Treffen in seinem Büro, „Und das Voldemort sich noch nicht öffentlich gezeigt hat, beweißt nur, dass er sich versteckt." „Vor Harry?" ,hakte Laila nach, „Aber warum sollte er? Wo er doch angeblich keine Angst vor ihm hat..." Ron pflichtete ihr nickend bei, doch Hermine schüttelte den Kopf.

„Sieh doch mal..." ,sagte sie, „Harry hat den Vorteil, dass Voldemort nicht weiß, wo er ist. Voldemort versucht den gleichen Vorteil für sich zu gewinnen und das funktioniert nun mal am besten, wenn er sich versteckt." Sirius nickte. „Richtig, Hermine. Dafür sind seine Todesser um so aktiver. Aus dem Orden haben sie schon Hestia Jones und Sturgis Podmore erwischt." Laila erinnerte sich wage an die Hexe mit dem schwarzen Haaren und den Zauberer mit dem kantigen Gesicht, die sie in ihren Sommerferien vor ihrem 5. Schuljahr in dem, im Grimmauldplatz 12 eingerichteten, Hauptquartier des Ordens des Phönix, der Widerstandsbewegung gegen Voldemort, kennen gelernt hatte.

„Wir haben allerdings auch schon einige erwischt" ,erzählt er weiter. Hermine nickte eifrig. „Der Tagesprophet berichtet darüber. Avery und Rookwood." „So, das berichtet er also?" ,höhnte Sirius, „Und was ist mit Nott, Dolohow oder Travers? Davon weiß der Tagesprophet noch nichts. Es sind wesentlich mehr Todesser gefallen als bekannt ist." „Oh" ,macht Hermine und lächelte, „Verstehe. Das ist gut." „Natürlich. Aber ihr geht jetzt besser schlafen" ,sagte Sirius und scheuchte sie zur Tür, „Gute Nacht."

Das Quidditchtraining lief gut, befand Laila, als sie an einem Freitagabend nach 1 ½ Stunden Training mit Ginny zurück zum Schloss ging. „Ja. Wir haben gute Chancen auf den Pokal" ,stimmte Ginny ihr zu, „Du machst das echt gut." Laila wurde rot. „Ach was. Wood war viel besser. Er..."

Sie verfiel in eine lange Lobesrede über Wood, obwohl sie sich früher, als er noch da war, immer über ihn beschwert hatte. Ginny grinste immer breiter, aber Laila fiel das erst auf, als sie die ersten Treppenstufen zum Porträtloch nach oben gingen. „Was grinst du eigentlich so?" ,fragte sie Ginny verdutzt. „Du magst ihn" ,lachte diese, „Oh, du magst ihn sogar sehr." „Was? Wen?" „Wood!" „Wie? Oh nein, das hast du völlig falsch verstanden. Ich habe doch nur gesagt, dass er ein guter Kapitän und Hüter ist." „Natürlich" ,grinste Ginny, „Und dass seine Stimme ja so schön ist und sein schottischer Akzent so süß wäre. Ganz zu schweigen von seinen brauen Augen und dem Lächeln..." Laila lief knallrot an. „Das... das habe ich gesagt?" „Hast du" ,bestätigte Ginny. „Oh Gott, bitte sag das niemandem!"

„Natürlich nicht. Was denkst du denn?" Laila nickte und ihre Gesichtsfarbe normalisierte sich wieder. „Was ist eigentlich mit dir?" ,fragte sie, „Also..." Ginny ließ sie nicht aussprechen, ihr Gesicht war schlagartig ernst geworden. „Wenn du Harry meinst" ,murmelte sie, „Ja, ich mag ihn immer noch sehr. Gott Laila, ich mach mir solche Sorgen um ihn. Ihm geht's gut oder?" Eine einsame Träne kullerte über Ginnys Wange, wurde jedoch bald von vielen neunen verfolgt. „Tut mir Leid Ginny, ich hätte das nicht fragen sollen" ,meinte Laila bedrückt und nahm ihre Freundin in den Arm, „Aber ja. Ich denke ihm geht es gut. Andernfalls hätte der Tagesprophet schon etwas davon berichtet." Sie strich Ginny beruhigend über den Rücken, aber auch in ihr waren nun die Sorgen um Harry wieder hoch gekommen. ‚Du bist aber auch blöd' ,schimpfte sie sich selbst. „Ja. Ja, du hast recht" ,meinte Ginny und löste sich wieder von ihr. Sie wischte sich die Tränen mit dem Umhangärmel weg. „Pfefferbonbons" ,meinte sie dann zur Fetten Dame. Laila schaute verdutzt auf, sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie schon vor dem Porträt der Fetten Dame gestanden hatten.

Es war Sonntag, Gryffindor hatte gestern ihr erstes Quidditchspiel gegen Ravenclaw gewonnen und Laila war mächtig stolz auf sich. Sie saß mit Ron, Hermine und Sirius in dessen Büro und trank Kaffee, dazu gab es Schokokuchen. „Wir haben's denen so richtig gegeben" ,erzählt Laila, „Aber du hast es ja gesehen. 250 zu 30. Haha! Oh und wie Ginny den Schnatz gefangen hat. Traumhaft. Harry hätte es nicht besser machen können... Ich glaube langsam verstehe ich Wood und seine Besessenheit." „Wahrscheinlich hat er von dir Besitz ergriffen" ,nuschelte Ron. Doch Laila achtete nicht auf ihn. „Wenn wir gegen Hufflepuff gewinnen und dann..." „Laila" ,unterbrach Sirius sie lautstark, „Ich glaube wir haben genug gehört. Ich dachte ich sollte euch etwas über den Orden erzählen!" „Oh... oh, natürlich" ,nuschelte Laila verlegen und sank tiefer in ihren Stuhl, „Dann fang mal an."

Sirius grinste seine Nichte an und nahm noch einen großen Schluck Kaffee, bevor er sich in seinem Stuhl zurücklehnte und zu erzählen begann: „Ein paar von uns, Moody, Dung und Bill, schieben Wache um Hogwarts, bisher war allerdings nichts Verdächtiges. Keiner der Todesser wagt sich mehr in die Nähe der Schule – zu unser aller Glück! Andere haben sich verdeckt unter die Menschen gemischt, da die Todesser sich immer mehr an unschuldigen Menschen vergreifen. Aber auch die restlichen Haushalte werden gesichert. Bisher ließen schon einige Anhänger Voldemorts ihr Leben. Allerdings wurden auch schon Leute aus dem Orden verletzt und drei wurden getötet. Ich hoffe wir müssen nicht wieder so viele Opfer hinnehmen wie bei dem letzten Mal!"

Sirius setze kurz ab um zu trinken. Diese Atempause nutzte Laila: „Und hast du schon was von Harry gehört? Oder irgendein Lebenszeichen von ihm?" Sirius sah sie bedauernd an: „Laila du weißt doch, dass keine Nachricht die beste Nachricht ist, die uns erreichen kann. Allerdings weiß ich, dass Harrys Suche noch nicht beendet ist." Er sah Laila an, dass sie ihn unterbrechen wollte. „Aber ich kann euch leider auch nicht mehr sagen. Aber ich wollte euch noch ein bisschen vom Orden erzählen... Ja, also wie ihr sicher schon mitbekommen habt sind die Malfoys untergetaucht. Nun ja, Lucius Ehefrau konnten wir fassen. Sie ist nur noch ein kleines Häufchen Elend. Sie ist an einem Ort, wo man sie niemals finden wird, außer das Versteck wird verraten. Leider wurde unser altes Hauptquartier verraten und so mussten wir einen neuen Standort auswählen. Doch selbst ich habe keine Ahnung wo sich dieser befindet, da ich ja meine feste Anstellung hier in Hogwarts habe." „Wie?" ,rief Laila dazwischen, „Aber Sirius, dass war dein Haus... Ist es kaputt? Haben sie es zerstört?"

„Ja, haben sie. Aber das war nie mein zu Hause, dass solltest du langsam begriffen haben" ,meinte Sirius und drehte seine Tasse nachdenklich in seinen Händen, „Ich habe mich dort nie heimisch gefühlt. Selbst als wir es gereinigt hatten. Ich verband es immer mit meiner Verwandtschaft... Ich bin sogar ein bisschen froh, dass ich es los bin. Schau nicht so! Ich mein es ernst." „Aber... wo willst du denn jetzt wohnen, während der Ferien?" ,stotterte Laila. „Du meinst, wo wir wohnen sollen? Ich weiß nicht, noch habe ich mich nicht nach einem neuen Haus umgeschaut. Das hat Zeit bis zu den Sommerferien."

„Was ist mit Kreacher?" ,fragte Hermine und schien sich ernsthaft Sorgen um den alten Hauself der Familie Black zu machen. „Tot" ,meinte Sirius zerstreut, „Die Todesser haben ihn umgebracht, wahrscheinlich ohne zu begreifen, welchen Wert er für sie haben könnte." Hermine war zu tiefst erschüttert. „Was ist mit dem Rest der Malfoys?" ,meldete sich nun auch Ron zu Wort. Sirius sah ihn eine Weile nachdenklich an, bevor er antwortete: „Wissen wir nicht. Aber laut Aussagen von ein paar Ordenleuten soll Lucius immer wieder bei Angriffen dabei sein. Von Draco ist keine Spur... Aber, aber ich habe das wichtigste vergessen. Greyback ist tot." Ron schaute Sirius verwirrt an, auch Laila musste einen Moment überlegen, doch Hermine reagierte sofort.

„Der Werwolf, der Lupin gebissen hat?" ,rief sie, „Aber das ist ja großartig!" Sirius strahlte. „Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann. Fünf Punkte für Gryffindor." Ron zog eine Augenbraue nach oben: „Wie bitte? Möchte mir jemand mal erklären, was los ist?" Auch bei Laila begann langsam was zu dämmern. Sie kramte in ihren Gedächtnis nach dem, was sie noch von Snapes Werwolfaufsatz in der dritten Klassen in Erinnerung hatte. Doch Hermine war schneller: „Oh, Ron! Wenn du doch nur einmal aufpassen würdest... Greyback ist der Werwolf, der Lupin gebissen hat, sprich ihn zum Werwolf gemacht hat. Und nun ist er tot." „Na und?" „Das heißt, dass Lupin nun kein Werwolf mehr ist" ,warf Laila ein und Sirius lächelte zufrieden. „Vollkommen richtig. Tonks und er haben sich verlobt." „Wie schön" ,rief Hermine.

„Mhm" ,Sirius nickte und stand auf, „Aber nun ist genug für heute. Mehr hab ich nicht für euch." Er ließ Kaffeekanne, Tassen und Teller mit einem Wisch vom Tisch verschwinden und begleitete sie zur Tür. „Ab mit euch. Wir sehen uns Morgen in der Stunde. Vergesst eure Hausaufgaben nicht." Grinsend schloss er die Tür hinter ihnen und die drei Freunde wanden sich zum Gehen.

Die nächsten Wochen verliefen ereignislos. Hermine, Ron, Ginny und Laila verbrachten die Weihnachtsferien fast als einzigsten in Hogwarts. Es waren insgesamt nur etwa 20 Schüler, die blieben und drei, vier Lehrer. Die Große Halle wirkte kläglich während des Festessens und war auch kaum geschmückt. Die meiste Zeit verbrachten Laila, Ron und Hermine in der Bibliothek mit ihren Hausaufgaben oder bei Sirius, der ihnen die neusten Nachrichten aus dem Orden erzählte. Dieses Jahr gab es nur wenig Schnee, sodass sie sich nicht einmal mit einer kleinen Schneeballschlacht ablenken konnten. Aber trotzdem war es eiskalt.

Als Anfang Januar der Unterricht wieder begann, wurden sie noch härter ran genommen und es wurden ihnen noch mehr Hausaufgaben aufgehalst. Ron und Laila kamen meist erst weit nach Mitternacht ins Bett, während Hermine sich meistens schon gegen elf, halb zwölf verabschiedete. „Wie macht sie das nur?" ,fragte Ron eines Abends verzweifelt und rieb sich über die roten Augen, „Sie hat noch mehr Fächer als wir und trotzdem ist sie viel früh fertig. Das ist unfair!" „Wenn wir uns mehr anstrengend würden und im Unterricht besser aufpassen würden, hätten wir auch keine Probleme" ,seufzte Laila, warf ihre Feder hin und gähnte herzhaft, „Ich bin fertig." „Kann ich den haben?" ,fragte Ron und schnappte sich Lailas Zauberkunstaufsatz noch bevor sie widersprechen konnte. „Ja, ja, nimm nur. Ich geh ins Bett. Gute Nacht, Ron."

Die Zeit schlich dahin und ihre Abschlussprüfungen rückten immer näher. Noch immer hatten sie keine Nachricht von Harry und die Sorge um ihn nagte fast noch mehr an ihnen, wie die Stoffwiederholung für die Prüfungen.

„Ich halt das nicht mehr lange aus" ,platzte es eines Abends aus Laila heraus, als sie gerade dabei waren den Stoff für ihre erste Prüfung in Verwandlung zu wiederholen. Eigentlich hätte sie im Glück schwelgen sollen, immerhin hatte heute ihr letztes Quidditchspiel stattgefunden und sie hatten gewonnen.

Der Pokal prangerte in der Mitte des Gemeinschaftsraums und jeder, der daran vorbeilief, konnte es nicht lassen, mit den Fingern kurz darüber zufahren. Natürlich hatte Laila sich gefreut, natürlich war sie überglücklich gewesen. Immerhin war es auch zu einem Großteil ihr Verdienst gewesen, dass der Pokal nun auf dem Holztisch im Gemeinschaftsraum der Gryffindors stand und nicht in dem der Slytherins. Ihr Team hatte die Slytherins fertig gemacht und davor die Hufflepuffs und davor die Ravenclaws. Ihr Team! Ginny war ihre Entdeckung gewesen und die war als Sucherin fast so gut wie Harry. Ron war als Hüter zwar längst nicht so gut wie Wood, aber alles andere als schlecht. Dean und Tom waren als Jäger auch nicht schlecht, nur die beiden Treiber waren nicht unbedingt gut. Aber das war egal. Sie hatten den Quidditchpokal!

Wood wäre sicherlich mindestens so stolz auf sie gewesen, wie sie selbst es war. Ein kurzes Glücksgefühl flammte erneut in ihr auf, als sie an die Schülermenge dachte, die sie und den Rest der Mannschaft auf Händen hoch in ihren Gemeinschaftsraum getragen hatten, während sie den Pokal in der Hand hielt und Tränen in den Augen hatte, aber trotzdem über beide Ohren strahlte. Aber die Sorge um Harry gewann sehr schnell wieder die Überhand.

„So schwer ist das doch gar nicht. Schau..." ,meinte Hermine seufzend. „Nein, Hermine" ,empörte sich Laila, „Ich meine nicht den Stoff. Ich mein langsam sollte Harry es doch mal geschafft haben oder nicht? Ich werde ganz krank vor Sorge. Oh, warum haben wir uns nur verbieten lassen mit ihm zu gehen? Wenn er uns braucht? Wenn er es nicht alleine schafft? Wenn er noch nicht mal eines von diesen bescheuerten Horkruxen gefunden hat? Wenn er... wenn er schon... scho-on t-tot ist?" „Sag so was nicht! Harry geht es gut! Und wenn er unsere Hilfe bräuchte, hätte er uns das sicher wissen lassen. Er schafft das schon! Es dauert nun mal seine Zeit bis er die restlichen Horkruxe gefunden hat. Er wusste ja nicht mal wo sie sind. Aber er hat sicherlich schon einiges geschafft. Du kennst doch Harry..."

„Du hast Recht, Hermine. Tut mir Leid!" Sie wischte sich über die Augen und wand sich wieder ihrem Buch zu. Immerhin war die Prüfung schon in zwei Tagen. Die drei büffelten noch bis spät in die Nacht hinein, bevor sie tot müde zu Bett gingen und sofort einschliefen.

Der Montag kam viel zu schnell. Laila hatte das Gefühl überhaupt nichts mehr zu wissen, als sie mit den anderen runter zum Frühstück ging. Alle Zauber und Formel waren wie aus ihren Kopf geblasen und so konnte sich an kein Wort erinnern, dass sie gestern Abend noch in ihrem Buch nachgelesen hatte. Sie bekam keinen Bissen herunter und schaute Ron nur angewidert dabei zu, wie er Toast und Müsli in sich hineinstopfte. Wie konnte er jetzt nur essen? Auch Hermine bekam nichts herunter und murmelte immer wieder alle möglichen Formeln vor sich hin. Als auch Ron endlich mit essen fertig war, gingen die drei nach draußen und warteten mit den anderen 7. Klässlern und 5. Klässlern darauf, dass die Prüfung anfing.

Kurz darauf wurden sie auch schon in die Große Halle gerufen, in der nun lauter kleine Einzeltische standen anstatt der vier Haustische. Laila ließ sich etwa in der Mitte fallen, direkt hinter Ron. Vor ihr lagen der Prüfungsbogen, Pergament und Feder bereit. Sie lauschte Sirius, der gerade dabei war zu erklären, dass sie nicht abschreiben sollten und ihnen Viel Glück wünschte. Dann ging es auch schon los. Laila kam dafür, dass sie eben gar nichts mehr gewusste hatte, recht gut durch die Fragen. Nur bei Frage fünf und 13 hatte sie ein paar größere Schwierigkeiten. Alles in allem war es also recht gut gelaufen und so machte sie sich gutgelaunt mit Ron und Hermine auf den Weg zum See. Sie ließen sich im Schatten einer großen Eiche nieder und genossen die Zeit bis zur praktischen Prüfung am Nachmittag. Diese verlief sogar noch besser! Zumindest konnte sich Laila nicht erinnern irgendwelche gröberen Schnitzer gemacht zu haben.

Am Abend saß sie mit den anderen im Gemeinschaftsraum und büffelte für die Prüfung am nächsten Tag – Geschichte der Zauberei. Ron und Laila schnappten sich Hermines Mitschriebe, gingen sie durch und schrieben sich das wichtigste heraus, während Hermine ihnen missbilligend zusah. „So was könntet ihr aber auch mal früher machen" ,murrte sie, „Eigentlich sollte ich euch gar nicht abschreiben lassen. Ihr solltet selber mitschreiben..." „Würden wir ja, würden wir ja" ,beschwichtigte Ron, „Wenn wir nicht nach zwei Minuten schon einschlafen würden." Laila grinste, während Hermine nur ein Schnauben von sich gab und sich wieder ihren Unterlagen zu wand. Als sie später am Abend ins Bett gingen, schwirrte ihnen der Kopf von Aufständen und Revolutionen. Laila träumte von Kobolden die mit Heugabeln in den Händen auf Riesen losstürmten. So ging es die nächsten zwei Wochen. Morgens hatten sie theoretische Prüfungen, Nachmittags praktische und am Abend wiederholten sie noch einmal den Stoff für die Prüfung am nächsten Tag. Laila hatte bei den meisten Prüfungen ein recht gutes Gefühl, nur bei Geschichte der Zauberei und in Zaubertränke glaubte sie total versagt zu haben.