Disclaimer: Alles = JK Rowling. Nix = mein.
A/N: Etwas wie ein Vorläufer zu Unschuld, nur das letzte Kapitel spielt nach Unschuld.
@ Maxine & Ten: *rotwerd* Da wird man ja ganz verlegen... Jedenfalls, ich hoffe, dass es zumindest einigermaßen spannend bleibt *gg*
@ Beru: Du darfst dich wieder erheben *fies grins* *hust* Nein, ernsthaft. Danke für diese... höchst ungewöhnliche Review *rofl*
@ Asai: Freut mich, dass dir die Geschichte gefällt. Und glaub mir, der Slash ist da, auch wenn man ihn nicht sieht. Manche Dinge sind wirksamer, wenn man sie nicht ausschreibt.
@ Merilflower: Na ja, Sinn dieser Geschichte... keine Ahnung. Ich glaube, ich wollte einfach versuchen, einen Plot aufzubauen, in dem ich sowohl die Psyche von Harry und Draco ein wenig näher unter die Lupe nehmen kann, als auch die beiden zusammenkommen zu lassen, ohne dass einer der beiden allzu OOC wird. Ob das jetzt so sinnvoll ist, das steht natürlich auf einem anderen Blatt *grins*
Warnung: Für Beru - H/D!
(Damit dürfte alles gesagt sein *grins*)
Funke
Eine mächtige Flamme entsteht aus einem winzigen Funken.
Mitte Mai 1997
Als er am Treffpunkt ankam, war von Draco noch nichts zu sehen. Ein wenig misstrauisch beäugte er die Umgebung, aber alles war wie immer. Der umgestürzte Baumstamm, die verwachsenen Brombeeren, der weiche Waldboden, die ausgetretenen Pfade. Dann die üblichen Schutz- und Stillezauber über die kleine Lichtung sprechen - dass er dabei ein Eichhörnchen störte und eine Horde wilder Hasen in alle Richtungen davon stob, kümmerte ihn wenig. Wie alle Treffen würde auch dieses in vollkommener Heimlichkeit ablaufen. Wie immer zu diesem Zeitpunkt flehte er innerlich, dass die anderen nicht so bald davon erfahren würden, besonders nicht Ron. Dessen Reaktion schwebte ihm bereits als düstere Ahnung vor, eine Ahnung, von der er nicht wollte, dass sie weiter Gestalt annahm - geschweige denn Realität wurde. Nicht daran denken, an etwas anderes denken.
Zum Beispiel daran, wo Malfoy steckte. Der war überfällig, und auch wenn das jedes Mal der Fall war, er konnte nicht leugnen, dass es ihn jedes Mal nervös machte. Er wartete nur darauf, dass eine Gruppe Todesser aus dem Dickicht hervorbrach, um ihm ihre Flüche an den Kopf zu werfen und dann zu Voldemort zu schleppen. Bei jedem Treffen wurden diese Vorstellungen bildhafter und die Bilder grausamer und die Grausamkeiten lebendiger. Er würde sich nie daran gewöhnen, aber er fragte sich nicht, ob er das überhaupt wollte, genauso wenig wie er nach seiner Motivation fragte, hier zu sein. Oder nach Dracos Beweggründen. Es gab Fragen, das hatte er gelernt, die blieben besser ungestellt. Man wollte die Antwort sowieso nicht wissen.
Das Knacken eines Zweiges schreckte ihn auf... Umdrehen, Zauberstab durch die Luft wirbeln, Fluch sprechen - alles war eins. Es kam trotzdem zu spät und alles ging wunderbar schnell: Er spürte einen dumpfen Schlag, wurde von den Füßen gerissen und durch die Luft nach hinten geworfen. Mit lautem Krachen landete er im Gebüsch, er sah nichts als bunte Sterne vor seinen Augen tanzen und dumpf dachte er, dass jetzt alles aus sei.
"Deine Wachsamkeit war auch schon mal größer, Potter."
Erkenntnis durchflutete ihn und wurde zu Erleichterung von so heftigem Ausmaß,
dass es ihn erschreckte. Mühsam rappelte er sich hoch, sorgfältig darauf bedacht, sich
nichts anmerken zu lassen. Während er sich ein paar Blätter vom Umhang zupfte
murmelte er undeutlich:
"Dafür ist dein wachsames Ego noch immer groß genug für uns beide."
Er sah, wie ein dünnes Lächeln auf Dracos Gesicht erschien.
"Ich scheine einen guten Einfluss auf dich zu haben. Das war fast schon
eine schlagfertige Antwort."
Er verzog zur Antwort nur den Mund, und während der andere sich gelassen auf
dem Baumstamm niederließ, trat er unschlüssig von einem Fuß auf den anderen.
Sofort fühlte er sich albern und erneut versuchte er, dies zu überspielen.
"Verzeih mir, wenn ich deinen guten Einfluss anzweifle. Also lassen wir das
lieber. Du schuldest mir noch eine Antwort..."
Die Bewegung, mit der die schmale, helle Augenbraue in die Höhe gezogen wurde, war ihm beängstigend vertraut - und es wurde auch dadurch nicht übermäßig viel besser, dass er sich selbst versicherte, das habe nichts mit den Treffen zu tun sondern lediglich damit, dass sie sich immerhin schon 7 Jahre kannten.
"Ich brauche dir keine Antwort zu geben. Sie versteht sich von selbst. Das müsste doch sogar dir klar sein."
In den grauen Augen war keine Regung zu erkennen, und auch die monotone
Stimme und das blasse Gesicht gaben keinerlei Aufschluss über eventuelle Gefühlsstürme.
Ob Malfoy überhaupt zu einem Gefühlssturm fähig war? Er unterdrückte ein Seufzen.
"Ich dachte, wir wären über das Stadium hinaus, dass wir miteinander Katz
und Maus spielen, Malfoy."
Was war irritierender, die Tatsache, dass er glaubte, mit Draco Malfoy ein sinnvolles Gespräch führen zu können, oder dass er es wirklich und wahrhaftig auch noch laut aussprach?
"Du solltest dir deines Gegenübers niemals zu sicher sein. Ganz egal was du denkst." Draco streckte sich, wie um das Bild der faulen aber lauernden Katze zu bestärken, "Vor allem solltest du dir niemals sicher sein, was mich betrifft. Ich liebe Spiele."
Er schloss die Augen, ohne sich darüber klar zu sein, was diese Antwort bedeutete. Was sie für ihn bedeutete. Eine Unterhaltung mit Draco war wie das Wetter, man konnte nie wissen, was als nächstes kam. Er wollte es nicht zugeben, nicht einmal vor sich selbst, aber er hatte diese Gespräche liebgewonnen, obwohl sie ihn immer wieder zur Weißglut brachten. Es war einfach vollkommen anders, mit Draco zu sprechen. Anders als alles andere. Aber Draco war nicht vertrauenswürdig, Draco Malfoy war der Sohn eines Todessers und mit größter Wahrscheinlichkeit schon selbst einer. Mit Sicherheit war es pure Einbildung, dass er dachte, dem Slytherin würden diese Treffen ebenfalls etwas bedeuten. Und ganz sicher war es vollkommener Wahnsinn, was er vor hatte. Er hatte sich geschworen, dieses Risiko nicht einzugehen - oder hatte er es schon getan, gegen jeden guten Vorsatz? -, ehe er nicht eine Antwort bekommen hatte.
Er trat einen Schritt nach vorn, fuhr sich mit der Hand über die Stirn,
schob sein Haar zurück um zu enthüllen, was ihn und sein Leben seit langem
gebrandmarkt hatte, was ihn zu dem gemacht hatte, was er heute war. Der Junge,
der lebt. Er tippte sachte gegen die Narbe und ließ dann die unordentlichen Strähnen
wieder darüber rutschen. Dracos Augen waren für Sekunden zu Schlitzen
geworden, er sah es - aber er beachtete es nicht.
"Draco." Wieso klang er mit einem Mal so heiser? "Ich muss es
wissen."
Das Schweigen, das folgte, war unerträglich. Dracos Gesicht ähnelte mehr denn je dem arroganten Jungen von früher, unnahbar, überheblich, verschlossen, kalt. Was hatte er erwartet? Wie hatte er in Betracht ziehen können, für Malfoy alles aufs Spiel zu setzen. Alles, nicht nur das Vertrauen von Dumbledore und seinen Freunden, nicht nur sein eigenes Leben sondern ihrer aller Leben und alles, wofür sie kämpften. Wie hatte er glauben können, dass es das wert war? Wie konnte er noch immer glauben, dass es das wert war? Was hatte er denn gedacht? Dass hinter Draco Malfoy ein völlig anderer Mensch steckte, als er die Welt glauben ließ? Draco Malfoy war ein unausstehlicher Mistkerl, der Sohn eines Stiefelleckers, der Sohn eines Mörders, der Feind. Er war kurz davor gewesen, sich und alle anderen vor dem Feind verwundbarer denn je zu machen. Aber war er selbst das nicht bereits? Abrupt machte er auf dem Absatz kehrt. Fort, weg von hier. Es war an der Zeit, den Tatsachen ins Auge zu blicken.
"Potter."
Er blieb stehen, aber er drehte sich nicht um.
"Ich werde niemals einem anderem dienen als mir selbst."
Noch ehe er sich umwenden konnte, hörte er, dass Draco mit einem Plopp disapparierte, allen Schutzzaubern zum Trotz. Er ballte die Hände zu Fäusten. Gegen manche Dinge gab es keinen Schutz.
Eine schmerzhafte Lektion. Aber er war dabei, sie zu lernen.
***
"Ich bin nicht, für was du mich hältst!"
"Ah ja? Für was halte ich dich denn?"
"Du hältst mich für einen von euch."
"Und bist du das etwa nicht?"
"Nein."
"So. Was bist du dann, wenn ich fragen darf?"
"Ich bin vor allem ich. Das ist alles, was für mich zählt."
"Schön. Aber du solltest eines nicht vergessen."
"Und zwar?"
"Wen du vor dir hast."
***
Manchmal, wenn ich auf dem Bett liege und die Augen schließe, dann schaffe ich es, mir vorzustellen, dass ich ein ganz normaler junger Mann wäre. Ich bin nicht attraktiv, sehe nach absolut nichts Besonderem aus, vollkommen unspektakulär und fast schon uninteressant. Ich könnte Nichts sein, ein Niemand. Ich könnte ein vollkommen normaler junger Mann sein, vollkommen normale Dinge tun und ein vollkommen normales Leben führen.
Leider hält diese Vorstellung nicht sonderlich lange an. Ich muss die Augen noch nicht einmal wieder aufmachen, um zu wissen, dass es nicht wahr ist. Also stehe ich wieder auf, gehe hinüber zum Spiegel, nur um zu sehen, was ich bereits vorher weiß. Ich bin nicht attraktiv, sehe nach absolut nichts Besonderem aus, vollkommen unspektakulär und fast uninteressant. Ich könnte Nichts sein, ein Niemand. Wenn da nicht dieses eine kleine Detail wäre, dort auf meiner Stirn. Eine Narbe, nicht zu übersehen in der Form eines Blitzes. Eine Narbe, die ich einst als einziges an mir geliebt habe, weil ich geglaubt hatte, sie mache mich interessanter. Eine Narbe, die ich in den letzten Jahren zu hassen gelernt habe.
Diese Narbe kennzeichnet mich für alle Hexen und Zauberer erkennbar als Harry Potter, den Jungen, der lebt. Sie signalisiert jedem, dass es mir als einzigem gelungen ist, Voldemorts Todesfluch zu entgehen. Sie macht mich zu einem Helden, zu einem Anführer, und sie macht mich zum erklärten Todfeind des Dunklen Lords. Sie lässt mich spüren, wann immer Voldemort Böses tut, lässt mich seine Nähe fühlen, verbindet mich mit ihm. Und sie verpflichtet mich seit meinem ersten Schuljahr in Hogwarts, auf der Seite des Guten zu kämpfen.
In meiner Gegenwart werden die Menschen nervös oder ehrfürchtig, solange sie mich nicht mit diversen Flüchen ins Jenseits zu befördern versuchen. Man hält mich für edelmütig und großherzig, für mutig und entschlossen. Sie halten mich für einen echten Gryffindor, dessen Wappen in Rot und Gold auf meiner Robe blitzt und schimmert. Dass an der selben Stelle ebenso gut Salazars grünsilberne Schlange statt des Löwen prangen könnte, das wissen sie nicht. Es würde sie auch nicht interessieren, höchstens, um mich ebenso schnell zu verdammen, wie sie bereit waren, mich emporzuheben.
Die Menschen setzten ihre Hoffnungen in mich, sie erwarten, dass ich Wunder wirke und glauben, ich könnte sie alle noch einmal retten, wie ich es einst schon einst tat. Unwissentlich. Denn nicht ich bin es gewesen, der den Fluch abwehrte. Nicht ich bin es gewesen, der Voldemort besiegte. Aber das sieht keiner. Sie sehen nur, was sie sehen wollen.
Sie sehen Harry Potter, sie feiern Harry Potter, sie jagen Harry Potter. Sie sehen die Narbe, sie sehen den Jungen, der lebt.
Wer sieht mich?
***
"Es ist nicht wahr, dass wir auf die Erde gekommen sind um zu leben."
"Was sollte sonst der Grund sein?"
"Träumen. Nur zum Träumen sind wir hier."
"Dann sollten wir jetzt vielleicht schlafen gehen."
"Nein. Ich will nie wieder schlafen."
"Du redest Schwachsinn. Weshalb willst du nicht schlafen?"
"Weil ich Angst vor dem Aufwachen habe."
***
Ende November 1997
Er würde sich nicht aufregen, er hatte es Hermione versprochen und die Intensität, mit der sie jetzt seine Hand drückte, verstärkte diese Bitte nur noch. Ron unterdrückte ein Fluchen. Das konnte alles nicht wahr sein, vermutlich würde er gleich aufwachen, und wenn er den anderen dann erzählen würde, dass er geträumt hatte, Harry habe Draco Malfoy eingeladen, dann würden sie sich gemeinsam darüber amüsieren und Harry würde sagen, er sei vielleicht lebensmüde – aber doch noch lange nicht verrückt. Kaum dass sie das kleine Zimmer betreten hatten, wusste Ron, dass das Wunschdenken war.
Quer in einem dunkelblauen Sessel, die Beine lässig über eine der Lehnen gelegt, saß - vielmehr lag - Draco Malfoy. Die schwarze Robe war vorn geöffnet, so dass man die teueren und offensichtlich maßangefertigten Kleider darunter nicht übersehen konnte. Sein blondes Haar schimmerte leicht silbern im dämmrigen Licht, die kantigen Gesichtszüge wirkten wie aus Marmor gemeißelt und in einer Hand hielt er mit lockerem Griff einen Becher, in dem sich sicherlich ein Drink zweifelhafter Herkunft befand. Offensichtlich war er gerade unterbrochen worden, als er etwas hatte sagen wollen, der Kopf war leicht zur Seite gewandt, die Augen starr auf die Eindringlinge gerichtet.
"Weasley. Ich hätte dich fast nicht erkannt. Etwas von dem ganzen Ruhm muss tatsächlich auf dich abgefärbt haben. Glückwunsch."
Ron presste die Lippen zusammen. Vielleicht würde er sich doch aufregen. Ein kleines bisschen. Nur so lang, bis seine Faust ihren Weg in Dracos Gesicht gefunden hatte. Der Druck der kleinen Hand in seiner eigenen wurde noch einmal fester, und sein Blick wanderte zu Harry, der mit den Händen in den Hosentaschen halb an der Fensterbank lehnte, halb darauf saß. Im Gegensatz zu Draco wirkte er bedeutend verspannter. Gut so, dachte Ron, überrascht über die eigene Verbitterung. Wie konnte Harry ihm so etwas antun? Wie konnte er nach allem, was passiert war, Draco Malfoy einladen? Wie konnte er dieses Risiko eingehen, und dann auch noch im Alleingang? Und er hatte gedacht, sie wären Freunde.
Das süffisante Grinsen, mit dem Malfoy jetzt weitersprach, war genau jenes, von dem Ron sich all die Jahre in Hogwarts immer gewünscht hatte, es ihm aus dem Leib zu prügeln. "Ich weiß ja, dass es heißt Reden sei Silber aber Schweigen Gold, aber ihr seht mir nicht gerade..."
"Halt die Klappe, Malfoy."
Der unbekümmerte Ton, mit der Harry dem Slytherin ins Wort fiel und jener daraufhin mit einer Selbstverständlichkeit schwieg und durch ein sachtes Nicken in Harrys Richtung zu verstehen gab, dass er eine versteckte Botschaft hatte, verursachte Ron Übelkeit. Was zum Teufel ging hier vor? Harry hatte Draco eingeladen, und dass er das nicht einfach so ohne jeden Grund tat, war klar. Aber ob es einen Grund geben konnte, der gut genug dafür war, es also erklärte und entschuldbar machte - das stand auf einem anderen Blatt. Glücklicherweise hatten sie abgemacht, dass Hermione anfangs das Reden übernehmen sollte, das ersparte es ihm, auf Dracos stümperhafte Beleidigungen eine Reaktion zu zeigen.
"Wir dachten, dass es ein paar Dinge gibt, die wir klären sollten,
Harry."
Hermione schloss die Türe und verschränkte die Arme vor der Brust. Nach dieser
bedeutungsvollen Pause verbesserte sie sich: "Wir dachten, dass es ein paar
Dinge gibt, die du uns erklären solltest."
Gegen seinen Willen unterdrückte Ron ein Lächeln. Harry konnte von Glück sagen, dass ihr Ärger inzwischen zumindest annähernd verraucht war. Seamus Bericht zufolge musste sie beinahe ausgerastet sein, nachdem Draco nach seiner Ankunft die Große Halle zusammen mit Harry verlassen hatte. Er konnte sich das wirklich gut vorstellen, und insgeheim hoffte er, wenigstens jetzt noch ein klein wenig des Ausbruchs live nachgeliefert zu bekommen. Er sah, wie Draco leicht zu lächeln begann und ansetzte, etwas zu sagen - doch Harry kam ihm zuvor:
"Ich wüsste nicht, was ich euch erklären sollte."
Hermione gab ein ungläubig schnaubendes Geräusch von sich und Ron fühlte
erneut den Ärger in sich aufwallen. Harrys Augen, diese unverschämt grünen
Augen, blieben völlig ausdruckslos, ganz als hätte er sich ein Beispiel an
seinem alten Feind Draco Malfoy genommen. Aber vielleicht, überlegte Ron,
vielleicht traf die Bezeichnung Feind ja jetzt gar nicht mehr zu. Zumindest
hatte es diesen Anschein, denn ganz offensichtlich fühlte Harry sich nicht mehr
verpflichtet, seinen Freunden - seinen besten Freunden - zu erzählen,
was für ein Spielchen hier eigentlich ablief. Ron spürte in sich aufsteigen,
er kniff die Augen zusammen.
"Du bist es uns schuldig, Harry..."
"NEIN! Nein, eben nicht!" explodierte Harry völlig unerwartet und hieb mit der Faust auf das Fensterbrett, "Ich bin euch gar nichts schuldig, verdammt! Tag für Tag riskiere ich mein Leben, spiele die Zielscheibe für wer weiß wen alles, halte meinen Kopf hin für irgendwelche politischen Scharaden! Tag für Tag muss ich Entscheidungen treffen, von denen ihr nicht die leiseste Ahnung habt, in welchen Dimensionen sich die Konsequenzen abspielen! Sicher, sicher - ihr seid aktive Mitglieder der League, aber seien wir doch verdammt noch mal ehrlich! Mich hat man zur Galionsfigur erhoben, und wenn ich schon den Hampelmann mimen soll, dann will ich mich verdammt noch mal nicht auch noch für alles vor euch rechtfertigen müssen! ICH habe Draco eingeladen, ich allein, und das habt ihr zu akzeptieren! Ihr habt IHN zu akzeptieren!"
Einen Moment lang herrschte vollkommene Stille. Tausend Gedanken schossen Ron durch den Kopf, tausend verletzte Gefühle wallten in ihm empor, Wut, Zorn, Stolz, Neid... Er sah, wie Harry schluckte, offensichtlich selbst über seinen eigenen Wutausbruch überrascht, er sah, wie Hermione hilflos die Hand hob. Und dann begann jemand langsam aber gut vernehmlich zu klatschen.
Die drei Gryffindor rissen die Köpfe herum und starrten Draco
an, der - in der einen Hand noch immer den Kelch haltend - zu applaudieren
begonnen hatte. Seine Mundwinkel zuckten spöttisch und seine Miene verriet,
dass er diese kleine Szene bis ins letzte Detail genossen hatte.
"Meine Hochachtung, Potter. Wirklich beeindruckend, du kannst ja richtig
den Kopf verlieren! Das unzertrennliche Trio entzweit... und das alles
meinetwegen? Ich bin gerührt. Hätte ich geahnt, wie einfach es ist, euch
gegeneinander auszuspielen, hätte ich das schon viel früher
versucht."
Einen Wimpernschlag nachdem die Worte gesprochen waren, hatte Ron seinen Zauberstab in der Hand und die Spitze davon auf Malfoy gerichtet. Er hörte nicht, wie Hermione erschrocken "Ron!" rief. Er sah nur, dass es Malfoy selbst jetzt noch gelang, die Fassung zu waren und gelassen zu bleiben. "Du Bastard." brachte Ron heiser hervor, "Verdammt sollst du sein! Formi..."
"Expelliarmus!"
Der Zauberstab wurde Ron aus der Hand gerissen und landete mit einem leisen Klappern auf dem Boden. Hermione sog scharf die Luft ein, er konnte es hören. Ron selbst war unfähig auch nur einen Ton zu sagen, er starrte nur Harry an. Seinen besten Freund. Als ihre Blicke sich trafen, wusste er, dass er verloren hatte. Gerade als Ron sich umdrehen wollte, um das Zimmer zu verlassen, konnte er aus den Augenwinkeln sehen, wie Draco den Kelch hob und ihm zuprostete.
"Cheers."
***
"Ich bin es so leid, alles so leid."
"Wir befinden uns in einem Krieg, also was hast du erwartet?"
"Ich erwarte schon lange nichts mehr."
"Vielleicht ist das der Fehler. Wer nichts erwartet kann auch nichts bekommen."
"Was wird das, wenn es fertig ist? Weise Worte, ausgerechnet von dir?"
"Jeder hat mal einen schwachen Moment."
"Und jetzt ist demnach wohl deiner."
"Nein. Du bist mein schwacher Moment."
***
