9. Kapitel - Montrose Magpies

Zusammen mit Ron, Hermine, Sirius und George stand Laila am Bahnhof Kingscross. Oliver war schon wieder beim Quidditchtraining, er war schon am Morgen nach dem Ball wieder gegangen. Laila machte ihm keine Vorwürfe, er nahm das Quidditch sehr ernst, aber traurig war sie schon gewesen. Sirius und sie verabschiedeten sich von den anderen und verlies den Bahnhof. „Äh Sirius?" ,fragte Laila, „Wo wohnen wir jetzt eigentlich? Und wie kommen wir hin?" „Apparieren? Für was hast du deine Prüfung gemacht" ,er zog seinen Zauberstab hervor und Laila tat es ihm gleich, „Konzentrier dich auf Heol Y Bont 8 in Aberystwyth." „Bitte was?" „Das ist in Wales." „Aber..." „Fragen kannst du später stellen. Los jetzt, es sieht gerade niemand her." Mit einem leisen plopp verschwanden die beiden aus ihrer dunklen Ecke vor dem Bahnhof.

Mit dem selben plopp fand sich Laila plötzlich vor einem kleinen, aber sehr schönes Haus direkt am Meer wieder. Es stand etwas außerhalb vom Ort und war dunkelrot gestrichen. Einen Moment später tauchte Sirius neben ihr auf und schaute sie feixend an. „Das..." ,meinte Laila lächelnd, „Ist einfach traumhaft!" „Freut mich zu hören" ,grinste Sirius, „Hat auch lange gedauert bis ich das gefunden habe. Aber dann hab ich es gesehen und dachte, das ist perfekt." „Oh ja, das ist es." Lächelnd blickte Laila über das Meer, am Horizont ging gerade die Sonne unter und tauchte das Wasser in ein rotes Glitzern. „Dann lass uns mal rein gehen, hier wird's ganz schön schnell kühl" ,gähnte Sirius und zog ihren Koffer zur Haustür. Mit einem Zauberstabwisch ging die Tür auf und Sirius ging hinein. Laila wartete noch, bis die Sonne ganz am Horizont verschwunden war, bevor sie ihm folgte. Sie schlug die Tür hinter sich zu und fand sich in einer kleinen Eingangshalle wieder. Die Wände waren aus Holz, dekoriert mit Landschaftsporträts, der Boden mit weißen Fliesen ausgelegt, links von ihr stand eine Garderobe und am Ende der Halle ging eine Holztreppe in den ersten Stock nach oben.

„Ich bin in der Küche" ,rief Sirius aus einer Türe von links, „Aber schau dich ruhig erst mal um. Ich ruf dich zum Essen." „Okay" ,brüllte Laila zurück und stellte Gwens Käfig auf die Kommode, die zwischen den zwei Türen auf der rechten Seite stand. Dann nahm sie die erste Tür auf eben dieser Seite, stieß sie auf und ging hinein. Sie stand im Wohnzimmer. Die Wände hier waren in weiß gehalten, schimmerten aber an manchen Stellen hellblau, hier hingen ebenfalls ein paar Bilder, der Boden war aus hellen Holzdielen, in einer Ecke stand ein großes Ecksofa aus dunkelblauem Leder, davor stand ein kleiner Glastisch und zwei blaue Sitzsäcke. An der gegenüberliegenden Wand war ein großer, altmodischer Kamin eingelassen und daneben stand auf einem kleinen Tischchen eine Schale Flohpulver. An dieser Wand und an der Wand rechts von Laila waren große Fenster von denen aus man zum Ort und ins Land hinein blicken konnte. Zwischen zwei dieser Fenster stand eine Vitrine in der verschiedene magische Gegenstände aufbewahrt waren. Laila schaute sich noch ein letztes Mal um, bevor sie wieder hinaus ging.

Als nächstes ging sie in das Zimmer daneben, doch dieses verließ sie recht schnell wieder. Es war Sirius Schlafzimmer. Sie beschloss erst mal nach oben zu gehen und Sirius in Ruhe das Essen machen zu lassen. Sie stieg die Holztreppen hinauf und ging in das Zimmer zu ihrer rechten. „Nicht meins" ,stellte sie sofort fest. Es war in gryffindorrot gehalten und an einer Wand prangerte ein goldener Schnatz, davor stand ein kleiner Tisch mit zwei Sitzkissen. An der gegenüberliebenden Wand stand ein breites Bett und an der Wand darüber hing ein Fahne von den Chudley Cannons, sie war orange mit eine doppelten C und einer Kanonenkugel darauf. Vor dem großen Fenster, das ebenfalls landeinwärts zeigte, stand ein Schreibtisch aus hellem Holz, der Schrank, ebenfalls recht hell, stand links von der Tür.

Das war... Harrys Zimmer. Laila ließ sich auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch fallen und starrte auf das Bild das auf dem Tisch stand. Hermine, Ron, Harry und sie selbst winkten ihr zu und lächelten sie an. Laila schluckte, konnte die Tränen jedoch nicht zurück halten. Wo er wohl war? Ob es ihm gut ging? „Bestimmt" ,sagte sie sich, wischte die Tränen fort und ging aus dem Zimmer. Die nächste Tür führte sie in das Badezimmer von ihr und Harry. Es war ganz mit weißen Fliesen ausgelegt, eine große Eckbadewanne füllte etwa ein Viertel des Zimmers aus und auch die Dusche war recht groß.

Nun war nur noch eine Tür übrig. Laila stieß die weiße Holztür auf und blieb erst einmal mit offnem Mund darin stehen. Das Zimmer selbst nahm sie zu nächst nicht wahr, denn sie war ganz eingenommen von der Glasfront, die den Blick aufs Meer freigab. „Oh. Mein. Gott." ,stotterte sie, „Das ist ja... der reine Wahnsinn." Sie ging ins Zimmer und schaute sich um. Zwei Wände waren weiß und die dritte war dunkelblau, dort prangerte das Zeichen von Montrose Magpies: ein schwarz-weißes Wappen mit einer Elster drauf. Davor stand ihr Schreibtisch und an der Wand gegenüber stand ein großes Himmelbett. Vor der Glasfront stand, wie bei Harry, ein Glastisch mit zwei dunkelblauen Sitzkissen und der Schrank stand rechts von der Tür, Sirius hatte ihren Koffer schon davor abgestellt.

„Woher wusste er das bloß?" ,murmelte Laila und starrte einen Moment auf das Montrose Magpies Wappen. „Dein Dad hat sie auch geliebt" ,meinte jemand hinter ihr. Laila zuckte erschrocken zusammen und fuhr herum. Sirius stand im Türrahmen und grinste sie an, dann kam er herein und ließ sich auf ihr Bett fallen. „Wie gefällt's dir?" ,fragte er und wippte auf dem Bett auf und ab wie ein Kind. „Oh..." ,seufzte Laila, „Es ist... perfekt!" Sirius lächelte. „Freut mich zu hören... also, eigentlich wollte ich nur Bescheid sagen, dass das Essen gleich fertig ist... aber dann hab ich deine Frage mitbekommen. Nun, wie gesagt, dein Dad hat sie geliebt... deine Mum stand mehr auf die Tornados." „Woher wusstest du dann, dass ich auf die Magpies stehe?" „Kleiner Tipp von Ron." „Aha, alles klar." „Also, nun komm. Wir müssen noch den Tisch decken." Er ging wieder nach unten und Laila folgte ihm nach einen letzten Blick durch die Glasfront.

Von der Küche war sie nicht minder begeistert. Auch hier gab es eine Glasfront, die eine ganze Wandseite ausfüllte. Die Küchenzeile ging von der Tür bis um die Ecke und war in hellem Holz gehalten, sodass sich der schwarze Herd in der Mitte deutlich abhob, ebenso der schwarze Kühlschrank, der daneben stand. Die andere Hälfte des Raums war fast ganz mit einem großen Esstisch ausgefüllt um den sechs Stühle standen. Sirius holte gerade zwei Teller aus einem der Hängeschränke und reichte sie der hereinkommenden Laila, welche sie auf den Tisch stellte. „Was gibt's eigentlich?" ,fragte sie, als sie Sirius Messer, Gabel und Gläser abnahm. „Oh, nur Spaghetti mit Tomatensoße" ,antwortete er und holte Unterleger für die beiden Töpfe aus dem Schrank. „Klingt doch lecker" ,meinte Laila achselzuckend und legte auch diese auf den Tisch. Sirius brachte die Töpfe und dann konnten sie mit Essen anfangen.

„Was hast du jetzt eigentlich vor?" ,fragte Sirius, während er seine Nudeln aufrollte, „Also ich meine jobmäßig..." „Ich weiß nicht" ,murmelte Laila mit vollem Mund, „Was schlägst du vor?" „Lehrer ist kein schlechter Job, aber sieht nicht so aus, als würde in Hogwarts bald ne Stelle frei werden." „Hey... stimmt. Du bist der erste Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste, der länger als ein Jahr bleibt seit... ner Ewigkeit. Aber Lehrer... ich glaube nicht, dass das was für mich ist." „Hm... wie wär's mit Heilerin?... oder du könntest im Ministerium anfangen... oder deinen eigenen Laden in der Winkelgasse aufmachen, wie Fred und George... oder Fluchbrecher?" „Nope, ich hatte kein Arithmantik. Was ist mit Aurorin?" „Ich weiß nicht so recht. Dazu brauchst du gute Noten und..." „Du denkst es ist zu gefährlich! Gib es wenigstens zu!" „Na gut... es ist zu gefährlich." „Du kannst es mir nicht verbieten." „Natürlich nicht. Aber trotzdem... Laila, schau dir Moody an. Möchtest du wirklich so enden?" „Ein Klatscher könnte mich auch so zu richten." „Nicht so..." „Aber so ähnlich." „Möchtest du überhaupt Aurorin werden?" „Ich... ah, ich weiß nicht. Vielleicht... ich denke schon, irgendwie." „Das solltest du aber genau wissen." „Es wäre das Einzigste, was ich mir vorstellen könnte... außer Quidditch spielen. Denkst du ich hätte Chancen bei einer guten Quidditchmannschaft zu spielen?" „Du bist gut... ich würde es versuchen." „Es wäre dir lieber als Aurorin." „Mhm. Aber es ist deine Entscheidung... lass dir nicht von einem besorgen Onkel da rein reden. Du hättest sicherlich das Zeug dazu, aber es ist, wie gesagt, gefährlich. Aber nun iss." „Wann kommen eigentlich meine UTZ- Ergebnisse?" „Müssten in den nächsten Tagen eintreffen..."

Nachdem Essen ging Laila nach oben in ihr Zimmer, um ihre Sachen auszupacken. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie ihre Klamotten im Schrank verstaut hatte und danach machte sie erst einmal eine Pause. Sie ließ sich auf einem der Sitzkissen fallen und schaute in den sternenklaren Himmel. Unten hörte sie Sirius eine Tür hinter sich zu knallen, dann war Stille. Er war wohl zu Bett gegangen. Laila fiel plötzlich etwas ein und sie holte sich Pergament, Feder und Tintenfass. Sie überlegte einen Moment, bevor sie zu schreiben begann. Dann, nachdem sie den Brief noch einmal durch gelesen hatte, holte sie Gwen aus dem Käfig und band ihn der Eule an den Fuß. „Bring den Oliver" ,flüsterte sie Gwen ins Ohr und ging mit ihm zum Fenster. Sie öffnete es und streichelte ihrer Eule über das Gefieder, bevor sie ihn fliegen ließ. Sie schloss das Fenster wieder, zog die Vorhänge vor die Glasfront und ging dann zu Bett. Sie würde morgen weiter einräumen.

„Post für dich" ,meinte Sirius gutgelaunt, als sie am nächsten Morgen in die Küche kam und wedelte mit zwei Briefen. Laila ließ sich am Tisch fallen und rieb sich müde über die Augen. Sirius war schon fleißig gewesen. Auf dem Tisch standen frische Brötchen und Croissants, Marmelade, Wurst und Käse, Butter, O- Saft, Kaffee, zwei Tassen, zwei Gläser, Teller und Messer. Laila nahm ihm gähnenden die Briefe ab und öffnete den ersten. Es waren ihre UTZ- Ergebnisse. Hastig und plötzlich hellwach faltete sie das Pergament auseinander.

Liebe Miss Adams,

Hier sind Ihre UTZ- Ergebnisse. Ich freu mich Ihnen mitteilen zu können, dass Sie in allen Fächern bestanden haben.

Verwandlung – OAstronomie - O

Zauberkunst – OGeschichte der Zauberei - A

Kräuterkunde – OVerteidigung gegen die Dunklen Künste - O

Zaubertränke – E

Viel Erfolg bei der Berufswahl, ich hoffe Sie werden einen passenden Beruf finden.

Mit freundlichen Grüßen,

Professor Minvera McGonagall

„Und?" ,fragte Sirius. „Alles bestanden" ,grinste Laila und reichte ihm den Brief, während sie mit der anderen Hand nach ihrem zweiten Brief griff, „Von wem der wohl ist?" Es war kein Absender darauf und Laila riss ihn schulterzuckend auf. Sie faltete das Papier auseinander und begann zu lesen. Ihre Augen wurden immer größer. „Gut gemacht" ,meinte Sirius und legte Lailas UTZ- Ergebnisse beiseite, „Alles in Ordnung mit dir?" „Das... ich... Oh mein Gott" ,stotterte Laila und reichte Sirius den Brief, „Kneif mich mal. Das... das kann doch nicht wahr sein." Sirius las den Brief einmal, zweimal und dann legte er ihn grinsend beiseite. „Ist doch wunderbar. Gehst du hin?" „Ob ich hin gehe? Bist du bescheuert! Das ist eine Einladung zu einem Testtraining bei den Montrose Magpies! Natürlich geh ich da hin! Das ist die beste Mannschaft in der Quidditchliga, noch dazu meine Lieblingsmannschaft... und sie wollen mich zu einem Testtraining einladen. Oh Gott! Ich werde mich total blamieren." „Wirst du nicht. Du bist gut, wirklich." „Sirius, hast du mir nicht zu gehört? Die beste Mannschaft in der Quidditchliga!" „Ich weiß. Ich interessiere mich ebenfalls für Quidditch. Und ich sage, du kannst es schaffen. Das Training ist in einer Woche, aber ich muss dir leider sagen, dass du hier nicht trainieren kannst. Zu viele Muggel." „Schon klar. Gwen ist noch nicht wieder da oder?" „Nein, wieso? Hast du ihn los geschickt?"

„Mhm" ,machte Laila und angelte sich ein Brötchen, das sie ausgiebig mit Erdbeermarmelade bestrich, „Zu Oliver. Aber erst gestern Abend, er wird wohl noch brauchen... keine Ahnung wo Puddlemere ist und ob er das überhaupt findet." „Natürlich wird er... Puddlemere ist wie Hogsmeade ein Ort in dem nur Zauberer leben, irgendwo im Norden bei der Hadrians Wall, abgelegen von den Städten der Muggel natürlich. So genau weiß ich das auch nicht." „Also wird er wohl eine ganze Weile brauchen..." „Ich schätze es. Aber ich denke vor deinem Testtraining wird er schon zurück sein." Laila nickte und aß schweigend ihr Brötchen. „Ich bin dann wieder oben" ,meinte Laila zu Sirius, nachdem sie den Tisch abgeräumt hatte, „Weiter auspacken." Nach Sirius Nicken lief sie die Treppen nach oben in ihr Zimmer, doch bevor sie sich ans auspacken machte, konnte sie es sich nicht verkneifen erst einmal eine Weile vor ihrer Glasfront zu stehen und aufs Meer hinaus zublicken.

Die Woche verging schnell, für Lailas Geschmack fast ein wenig zu schnell und bald war der gefürchtete Donnerstag da. Laila war furchtbar nervös und bekam beim Frühstück keinen Bissen herunter. „Nun iss doch was" ,forderte sie Sirius zum mindestens fünften Mal auf, doch sie schüttelte nur den Kopf. „Sirius!" ,quengelte sie stattdessen, „Ich überleb das nicht! Ich werde mich total blamieren! Ahhhh!" „Ja, wenn du nichts isst schon... dann fällst du nachher nämlich noch vom Besen. Also iss jetzt endlich was." Er hielt ihr ein Croissant vor die Nase, dass an jedem anderen Tag für Laila sehr verlockend ausgesehen hätte, aber heute brachte es sie nur dazu das Gesicht zu verziehen.

„Ich glaub mir wird schlecht" ,rief sie und rannte ins Bad davon. Sie konnte Sirius noch lachen hören, bevor sie die Tür hinter sich zu schlug. Sie ließ sich auf dem Fliesenboden sinken und presste ihren Kopf gegen die kühle Wand. So verharrte sie eine Weile, bis es leicht an der Tür klopfe. „Laila, alles okay mit dir?" ,fragte Sirius leise, „Als ich will dich ja wirklich nicht drängeln. Aber du solltest dich langsam fertig machen, es sei denn du willst gleich zu spät kommen." Mit einem leisen Stöhnen rappelte Laila sich wieder auf und ging zur Tür.

„Ich will nicht" ,murmelte sie, als sie im Türrahmen stand und zu Sirius aufblickte, „Ich hab so ein Schiss..." „Natürlich bist du nervös" ,versuchte sie Sirius zu beruhigen, „Wer wäre das nicht? Ich meine es sind die Montrose Magpies, aber..." „Danke Sirius, das ist echt... aufbauend!" „Nun, lass mich doch mal ausreden..." Doch mit einem Blick auf die Uhr schüttelte Laila den Kopf. „Nope, ich hab keine Zeit mehr. Verdammt! Drück mir die Daumen" ,sie gab ihrem Onkel einen Kuss auf die Wange und verschwand in ihr Zimmer. Sie zog sich ihre Quidditchsachen an und schaute sich nach ihrem Feuerblitz um. „Hmpf" ,machte sie, „Wo ist der denn nun schon wieder?" „Suchst du den hier?" ,fragte Sirius von der Tür und hielt ihren Besen hoch. „Ah, mein Held" ,rief Laila und schnappte sich den Feuerblitz, während sie mit der anderen ihren Zauberstab aus der Tasche zog, „Bis später, Sirius." Sirius war noch dabei seinen Kopf zu schütteln, als ein leises plopp ertönte und Laila verschwunden war.

Plopp. Laila fand sich vor einem großen Quidditchstadion wieder. Es war nicht so riesig und prunkvoll, wie das bei der Weltmeisterschaft, aber es war wesentlich schöner und moderner als das von Hogwarts. Mit zitternden Knien und rasendem Herzschlag ging sie durch den Haupteingang und schaute sich um. Die Mannschaft kreiste schon auf ihren Besen über dem Feld herum. Laila konnte nicht viel von ihnen ausmachen, sie waren nur schwarz-weiße Punkte in der Luft. Trotzdem wurde ihre Nervosität dadurch nicht geringer, eher im Gegenteil. Ein großer Mann mit gräulich-schwarzen Haaren kam auf sie zu.

„Ich bin Erik Brown, der Trainer der Montrose Magpies" ,meinte er und hielt Laila lächelnd eine Hand hin. Diese konnte sich gerade noch ein ‚Ich weiß, ich weiß' verkneifen und schüttelte stolz seine Hand. „Und sie sind dann wohl Laila Adams!" ,meinte er weiter und ging mit ihr zurück zu der überdachten Reservebank, vor der er vorher gestanden hatte, „Einer meiner Scouts hat dich bei einem Spiel in Hogwarts beobachtet, dich und den damaligen Hüter. Ihr habt ihn beide beeindruckt, aber Puddlemere ist uns beim Hüter zuvor gekommen. Schade eigentlich, man hat mir gesagt, ihr wärt ein gutes Team."

„Uh... sie meinen Oliver Wood?" ,fragte Laila und konnte nicht verhindern, dass sich ein Lächeln auf ihre Lippen stahl, „Ja... ja, er ist wirklich gut." „Er ist hier" ,meinte Mr. Brown als sie vor der Reservebank stehen blieben. „Er... was? Aber warum sollte er hier sein?" ,fragte Laila verdutzt.

„Weil er dir gerne beim Training zu schauen möchte und dir die Daumen drücken will" ,sagte ein tiefe, vertraute Stimme mit schottischem Akzent. Oliver stand mit einem breiten Lächeln im Gesicht von der Bank auf und trat auf Laila zu. „Ich... du, ähm" ,stotterte Laila, „Du bist ja wirklich hier. Woher wusstest du?" „Sirius" ,grinste Oliver und zog sie in eine feste Umarmung. Die Aufregung schien von Laila abzufallen, kaum das er seine Arme um sie geschlungen hatte und sie seufzte zufrieden.

„Schön das du da bist" ,brummelte sie gegen seine Schulter, die in einem dunkelblauen T-Shirt steckte. „Immer wieder gerne" ,grinste er und löste die Umarmung ein wenig, um sich zu ihr herunter beugen zu können, „Ich wünsch dir viel Glück." „Na, das kann ich gebrauchen" ,nuschelte sie und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Oh, du schaffst das. Da bin ich mir ganz sicher" ,erwiderte Oliver und küsste sie kurz auf die Stirn, bevor er sie entgültig losließ. „Na dann" ,mischte sich der Coach ein, konnte sich ein Lächeln wegen den beiden aber nicht verkneifen, „Zeig mal was du drauf hast, Laila. Ich schlage vor du fliegst dich noch ein bisschen mit den anderen ein, bevor wir richtig anfangen... Und sie, Wood, wehe sie verraten unsere Trainingsmethoden an die Konkurrenz." Oliver lachte: „Natürlich nicht." Coach Brown lachte ebenfalls, während Olivers Blick jedoch schon wieder, mit einem sanften Lächeln, an Laila hing, die sich gerade auf ihren Feuerblitz schwang und in die Luft stieg.

Nun, wo sie auf dem Besen saß, war entgültig jegliche Nervosität verschwunden und Laila war voll und ganz in ihrem Element. Sie düste dem Rest des Teams hinter her und hatte sie bald eingeholt. Sie drehte Kreise und Loopings, flog im Sturzflug nach unten und hielt erst kurz vor Boden an oder raste mit einer Hammergeschwindigkeit über das Feld ohne auf die anderen zu achten. Genau das hatte sie gebraucht, um locker zu werden. Als sie einen Pfiff hörte, hielt sie abrupt an und flog zur Mitte des Feldes zurück.

„Du fliegst wirklich gut" ,meinte plötzlich jemand neben ihr. Laila blickte sich um und entdeckte einen der anderen Spieler neben sich. „Oh mein Gott" ,entfuhr es ihr, „Du bist Chris Evans!" Sie schlug sich die Hand vor den Mund und lief rot an. Wie peinlich! Aber andererseits... neben ihr flog der beste Jäger ganz Großbritanniens, vielleicht sogar Europas! Wer würde da nicht ausflippen? Chris grinste sie an: „Jupp, der bin ich. Laila Adams? Ich habe von deinem Talent gehört, aber mir scheint, die Leute untertreiben. Würde mich wundern, wenn Erik dich nicht aufnimmt." Erneut lief Laila rot an und ihre schweißnassen Händen schienen sich nicht mehr richtig am Besen festhalten zu können. „Äh..." ,stotterte sie, „Danke. I-ch..." „Kommt ihr da oben auch mal?" ,wurden sie vom Rufen von Mr. Brown unterbrochen. „Natürlich" ,rief Chris und ließ sich herabsenken.

Laila tat es ihm gleich und hatte nun endlich die Chance auch die anderen Teammitglieder zu mustern. Dort waren die anderen beiden Jäger Benji Tucker und Lucy McCarter, die aber nach den Gerüchten zufolge bald aufhören würde, der Sucher Zach Kristianson, die beiden Treiber Mike und Alex O'Grady und der Hüter Tony Miller. Laila fühlte sich wie im Paradies, als sie da so zwischen ihren Lieblingsspielern und Vorbildern stand. Sie warf einen Blick zu Oliver, der neben der Ersatzhüterin Liz Smith saß und lächelte ihm zu. Er zwinkerte zurück.

„Nun... wir werden mit ein paare Würfen aufs Tor anfangen, bevor wir mit dem Passspiel beginnen. Lucy du fängst an" ,erklärte der Coach und reichte Lucy den Ball, „Danach Benji und Chris, dann Laila. Los geht's." Laila spürte wieder Aufregung in sich hoch kriechen, doch da legte sich eine Hand auf ihren Rücken. Sie schaute sich verdutzt um und blickte in Chris' grün-blaue Augen. „Wird schon. Wenn du so werfen kannst, wie du fliegst..." Er grinste und schwang sich auf seinen Feuerblitz. Kaum saß sie wieder auf ihrem Besen, ging es Laila auch schon wieder gut. Sie lungerte in der Mitte des Felds herum und wartete bis sie dran war, während sie die anderen beobachteten. Tony war ein guter Hüter, trotzdem schaffen es alle mindestens einen Ball durch seine Torringe zu bekommen und das, wo sie nur je vier Versuche hatten. Laila fühlte sich etwas unter Druck gesetzt, als Chris ihr mit einem aufmunternd Lächeln den Quaffel zu warf. Sie flog bis etwa 11 Meter an die Torringe heran und stoppte dann. Nervös, wie sie nun wieder war, rutschte ihr der Quaffel so schon fast aus der Hand und als sie ihn warf, hatte sie schon fast Angst, er würde gar nicht bis zu den Ringen kommen. Tony fing ihn mit Leichtigkeit auf und warf ihn mit einem ‚Das kannst du besser' zurück. Doch auch Wurf zwei und drei waren nicht viel besser. Laila rutschte nervös auf ihrem Besen herum, während Tony den Quaffel zwischen den Tribunen hervor fischte, wo Laila ihn in ihrer Nervosität hingeschleudert hatte.

Sie wusste das sie es besser konnte, aber es wollte nicht klappen. Sie warf einen Blick nach unten und sah Oliver neben Coach Brown stehen. Er winkte ihr zu und sie glaubte, trotz der Entfernung, zu erkennen, wie seine Lippen ein ‚Zeig's ihnen!' formten. Laila nickte und fing den Quaffel auf. „Das werde ich" ,murmelte sie. Sie wartete, bis Tony sich wieder vor den Torringen positioniert hatte, bevor sie sich wurfbereit machte. Laila atmete noch einmal tief durch, bevor sie warf. Der Ball war schneller durch den mittleren Ring geflogen, als Tony gucken konnte und Laila lächelte. „Das ist meine Laila" ,hörte sie Oliver von unten schreien und musste grinsen.

„Nun... war doch gar nicht mal so schlecht" ,meinte Coach Brown, als seine Spieler wieder vor ihm auf dem Boden standen, „Ihr vier übt ein wenig Passspiel und schießt hin und wieder auf Tonys Tor. Zach, dir lass ich den Schnatz frei. Mike, Alex... tut mir Leid, ihr seit weiterhin arbeitslos, aber ich denke wir werden nachher noch ein kleines Testspiel wagen." „Dein letzter Wurf war wirklich nicht von schlechten Eltern" ,lobte Lucy Laila, während sie neben einander wieder auf die Besen stieg, „Am Anfang warst ne bisschen nervös, was?" „Äh... d-danke" ,nuschelte Laila, „Jupp... ein bisschen arg." Lucy grinste und warf ihr den Quaffel zu, Laila gab ab an Chris. Sie spielten fast ein dreiviertel Stunde Pässe, bis der Coach sie aus der Luft holte. „Schön, schön" ,meinte er nickend, „Zum Abschluss noch ein kleines Spiel, damit die anderen auch was zu tun haben. Wir mischen..." Laila nahm an, dass er damit meinte, die Reservemannschaft mit dem eigentlich Team zu mischen und behielt damit auch Recht.

Laila spielte mit Chris, Tony und Mike aus dem richtigen Team und aus der Reservemannschaft waren es Scott William (Treiber), Anna Marks (Sucherin) und Sean Briggs (Jäger). In der anderen Mannschaft spielten Benji, Alex und Zach mit Liz, Ian Wax (Treiber), Susan Brooke (Jägerin) und Emily Young (Jägerin). Lucy blieb draußen, was Lailas Vermutung, dass die Gerüchte um sie wirklich stimmten, bestärkte. Oliver warf ihr noch ein letztes aufmunterndes Lächeln zu, bevor sie sich vom Boden abstieß. Mr. Brown ließ zu nächst Schnatz und Klatscher frei, dann warf er mit einem Pfiff den Quaffel in Luft und es konnte los gehen. Laila fingen den roten Ball, warf ihn zu Chris und duckte sich gerade noch rechtzeitig vor dem Klatscher, den Ian in ihre Richtung geschickt hatte. Dann düste sie nach vorne und ließ Benji, der neben ihr her geflogen war, stehen, um anspielbar zu sein. Sean, der inzwischen in Ballbesitz war, duckte sich unter Susans Armen durch und warf den Quaffel zu Laila, die ihn mit einem harten Wurf in den linken Torring verfrachtete, während Liz nicht einmal ansatzweise Zeit gehabt hatte zu reagieren.

Etwa zwei Stunden später landete Laila total erschöpft auf dem Boden. Der Entstand war 230: 320 für das andere Team, weil Zach den Schnatz gefangen hatte. Laila hatte sich total verausgabt. Nicht unbedingt nur, um ins Team zu kommen, sondern ganz besonders des Spaßes halber. Sie liebte Quidditch, seit sie das erst Mal davon gehört hatte und dies zeigte sich auch in ihrer Spielweise. Immer schon hatte sie härter trainiert, als ihre Kameraden im Schulteam von Gryffindor – mit Ausnahme von Oliver vielleicht. Und dies schien sich nun auszuzahlen. „Gutes Spiel, Leute" ,meinte Coach Brown, „Ihr könnt duschen gehen... Laila, mit dir möchte ich noch reden." „Er will dir sicher sagen, dass du dabei bist" ,meinte Chris und zwinkerte, „Ich würde mich jedenfalls freuen." Er folgte den anderen zu den Umkleideräumen, während Laila auf Coach Brown und Oliver zu ging. „Nun" ,meinte Mr. Brown und musterte Oliver einen Moment, bis er scheinbar zu dem Schluss kam, dass es unnötig war, ihn weg zuschicken, „Es hat schlecht angefangen, aber ich denke das war die Nervosität. Darüber kann man hinweg sehen."

Laila nickte verlegen und warf Oliver einen kurzen Blick zu, der zurück grinste. Wusste er was, was sie noch nicht wusste? „Aber dann wurdest du immer besser. Im Spiel hast du mir ganz besonders gut gefallen und darauf kommt es ja schließlich an. Du passt dich gut in die Mannschaft ein... Ich kann es zwar noch nicht offiziell sagen, aber ich denke du bist dabei." Laila starrte ihn an, Mund und Augen weit aufgerissen und konnte gar nichts sagen.

„M-Moment... nur um sicher zu gehen" ,stotterte sie, „Haben sie grade gesagt, sie denken, dass ich dabei bin?" „Genau, das habe ich gesagt. Wie gesagt noch nicht offiziell, aber wir werden dir in den nächsten zwei bis drei Tagen eine Eule schicken. Wir sehen uns beim Training." Er zwinkerte Laila zu, bevor er verschwand und sie und Oliver alleine zurück ließ. „Hast du das gehört?" ,rief Laila und lief auf ihn zu, „Oh mein Gott!" Er breitete grinsend die Arme aus, um sie aufzufangen und darin einzuschließen. „Natürlich hab ich das gehört" ,grinste er und zog das Haarband aus ihren Haaren, sodass es ihr wieder offen über die Schultern hing und er damit spielen konnte, „Du bist dabei. Montrose Magpies... nicht übel und mit ein bisschen Glück wirst du gleich Stammspielerin. Wusstest du, dass das nächste Spiel der Magpies gegen Puddlemere ist? Somit sind wir jetzt Konkurrenten." „Noch ist nichts offiziell und wer weiß, ob ich überhaupt Stammspielerin werde. Kann ja sein, da..." Oliver ließ sie nicht ausreden und versiegelte ihre Lippen mit einem langen, zärtlichen Kuss. Als sie sich wieder von einander lösten, grinsten sie sich an. „Du kommst noch mit oder?" ,fragte Laila, „Ich mein das muss gefeiert werden, findest du nicht?"

Als sie am nächsten Morgen aufwachte, fand sie sich, fest in eine Decke eingekuschelt, auf dem Sofa wieder. Sie setzte sich auf und schaute sich im Wohnzimmer um, von Sirius oder Oliver war keine Spur. Laila seufzte und raffte sich auf. ‚Wird wohl schon wieder gegangen sein' ,dachte sie sich, während sie in die Küche tapste. „Sirius schläft noch" ,meinte jemand vom Kühlschrank her, kaum das sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, „Ich hab Frühstück gemacht. Auf dem Tisch liegt ein Brief für dich... Morgen, Schatz."

„Du bist noch da?" ,brummelte Laila und wischte sich den Schlaf aus den Augen, während sie auf Oliver zu ging. Er zog eine Schnute: „Tolle Begrüßung." „Tut mir Leid" ,murmelte Laila und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen zu drücken, „Morgen, Oliver." Sie wollte ihren Brief lesen, doch Oliver legte einen Arm um ihre Hüfte und holte sie zurück. „War das alles?" ,fragte er mit Hundeblick. „Mein Brief" ,quengelt Laila. „Der kann warten." „Und du nicht?" „Nein." Er legte auch den zweiten Arm um sie und zog sie näher zu sich heran, während sie die Hände in seinen Haaren vergrub. Er beugte sich zu ihr herunter und legte seine Lippen auf ihre, als sich jemand an der Tür räusperte und die beiden auseinander fuhren. „Guten Morgen" ,grinste Sirius und ließ sich am Tisch fallen, „Oh, schon gedeckt. Willst du das nicht jeden Morgen machen?" „Nah, nicht wirklich" ,meinte Oliver immer noch verlegen grinsend und sich am Hinterkopf kratzend. „Setzt euch" ,meinte Sirius und grinste schelmisch, wie ein kleiner Junge, „Aha. Laila du hast Post. " „Ich weiß, ich weiß" ,rief Laila und zog Oliver mit zum Tisch. Sie ließ sich auf einem Stuhl fallen und griff nach dem Brief. „Ah" ,rief sie und riss den Brief ungeduldig auf, „Der ist vom Manager von den Magpies." Hastig faltete sie das Pergament auseinander und las. „Und?" ,drängten Oliver und Sirius, „Was steht drin?" „Ich... äh..." ,murmelte Laila. „WAS?" „Na ja, ich... uh, ich… ähh..." Sirius rollte mit den Augen und entriss ihr den Brief, um ihn selbst zu lesen. „Wow" ,meinte er nur und reichte den Brief an Oliver weiter. „Du bist dabei" ,meinte Oliver grinsend und faltete den Brief wieder zusammen, „Ich hab's dir doch gleich gesagt." Er beugte sich zu ihr herüber, um sie zu umarmen.

Die nächste Woche ging schnell vorbei und Laila war jeden Tag mindestens vier Stunden beim Training, wofür sie jedoch auch belohnt wurde. Am Freitag nachdem Training, hielt sie Erik, wie sie ihren Coach nennen durften, zurück und wartete bis die anderen im Umkleideraum verschwunden waren. „Du weißt, dass morgen das Spiel gegen Puddlemere United ist?" ,fragte er und Laila nickte heftig. „Du weißt auch, dass Lucy nicht mehr spielen wird, sondern offiziell ihren Rücktritt bekannt geben wird?" Laila nickte erneut. „Und weißt du auch wer an ihrer Stelle spielen wird?" Diesmal schüttelte Laila den Kopf und Erik konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Nein? Du und Chris ihr seit das ideale Team, das Dreamteam der Liga! Du spielst." „I-ich?" ,hakte Laila nach. „Spreche ich chinesisch?" ,fragte Erik grinsend. „Nein, natürlich nicht... ich hätte das nur nicht gedacht." „Schon in Ordnung. Geh dich umziehen."