4. Die neue Freundin
Huhu. Knapp bevor nun bald, ehergesagt morgen, das sechste Band rauskommt, habe ich mir gedacht, dass ich euch noch schnell den vierten Teil hochladen könnte. Und hier ist er...Besonderen Dank meiner leiben Beta, die schnell gearbeitet hat :) Ich wünsch euch jetzt viel Spaß beim Lesen und falls ihr Zeit habt auch beim Kommi schreiben!Ciao und bis zum nächsten Teil eure Schneeprinzessin
Lachend kamen die drei Geschwister aus einer kleinen Kammer, wo sie ihre Lumpen versteckt und Virginie ihren Hut wieder aufgesetzt hatte. „Da seid ihr ja!", ertönte hinter der nächsten Kurve eine Stimme. „Ihre Majestäten suchen Sie schon. Sie drei werden im Salon erwartet. Besuch ist eingetroffen.", erklärte ihnen ein Diener, verbeugte sich vor ihnen und führte sie anschließend schnellen Schrittes dorthin.
Er öffnete ihnen die große Tür und hielt sie verbeugt für die drei Königlichen offen. Virginie war die erste, die eintrat. Doch als sie den Gast erblickte, wünschte sie, sie könnte wieder verschwinden. Im selben Augenblick erhob dieser sich aus seinem Sessel und kam mit einem breiten Lächeln auf sie zu. Sie schluckte, während sie ihm ein aufgesetztes Lächeln schenkte und ihm ihre Hand entgegen hielt. ‚Hätte ich doch bloß Handschuhe angezogen!', dachte sie angeekelt, als der Mann ihr einen schlabberigen Handkuss gab. „Prinzessin Virginie! Es freut mich sehr Euch wieder zu sehen. Eure Schönheit ist atemberaubend!", erklärte er ihr, nachdem er sich wieder aufgerichtete hatte. Während seiner Worte hingen seine Augen jedoch auf ihren Brüsten. „Danke, Sheik Mohammed.", lächelte sie matt und machte einen kleinen Knicks vor ihm.
„Prinz Bill-Horus! Prinz Amun-Char!", er verbeugte sich leicht und Virginies Brüder taten es ihm wohlerzogen nach. „Wie gefällt es Ihnen in unserem schönen Land, Mohammed?", fragte Bill höflich und begleitete den Gast zurück zum Sofa zu seinen Eltern. „Vater, Mutter!", begrüßte der Thronfolger sie und nickte ihnen zu. Sie nickten ihm lächelnd zurück. Nachdem auch Char und Virginie ihre Eltern begrüßt und sich hingesetzt hatten, servierte ihnen ein Dienstmädchen Schwarzwein, allen außer Virginie, die bekam Milch, da sie laut ihrer Eltern noch zu jung für Alkohol war. Daraufhin verfielen die Männer in einen munteren Plausch über Politik.
Virginie konnte es nicht leiden, wenn Männer, die sie umschwärmten, sie nur fürs Schlafzimmer brauchten. Denn das war bei Sheik Mohammed offensichtlich der Fall. Er beachtete sie überhaupt nicht, sondern diskutierte nur mit ihren Brüdern und ihrem Vater. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, damit der Gast ihr nicht immer dorthin starrte. Jedoch warf ihre Mutter ihr daraufhin einen bösen Blick, da es sich nicht gehörte die Arme vor der Brust zu verschränken. Wütend gab sie nach.
‚Ich bin mir sicher, dass ein Ehrenmann mich nicht so links liegen lassen würde!', dachte sie verärgert und ihre Gedanken schweiften ab, ‚Ein Ehrenmann würde mit mir reden. Wir würden Diskussionen führen, uns streiten, zusammen lachen und herum albern. Wir würden Spaziergänge machen und Spaß haben. Dinge, die ich mit diesem Kamel nicht haben werde!', dachte sie und warf dem Mann einen viel sagenden Blick zu. ‚Wieso gibt es nicht so einen Mann, der um mich wirbt? Wieso sind alle solche nichtsnutzigen Fleischfresser? Mohammed hat doch mit Sicherheit schon über 20 Frauen. So alt wie der ist, wird er sich schon einen großen Harem angelegt haben. Oh Gott. Wenn ich nur daran denke… wird mir schlecht. Ich will nicht! Oh Ra, schick mir doch bitte einen Ehrenmann!', flehte sie.
Als die Sonne kaum noch über den Horizont drüber blickte und das Abendessen bereits in ihren Mägen lag, gähnte Virginie so, dass es jeder sehen konnte, obwohl sie ihre Hand vor ihnen Mund gelegt hatte. „Entschuldigt mich, ich bin müde! Ich werde zu Bett gehen!", erklärte sie leicht lächelnd und erhob sich. „Soll ich euch zu Euren Gemächern bringen?", bot Mohammed an. „Nein, danke, das braucht Ihr nicht! Ich möchte eure Gespräche nicht stören!", versuchte sie sich aus der Patsche zu ziehen. Der ganze Weg bis zu ihrem Räumen alleine mit Mohammed? Das wäre das wahre Grauen. Er nickte nachvollziehend. Erleichterung überkam sie. „Gute Nacht!", lächelte sie in die Runde und verließ mit kleinen Schritten den Raum.
Vor der Tür warteten bereits wieder zwei Wachen auf sie. Gähnend ging sie nun um einiges schneller weiter, jetzt da sie niemand beobachten und tadeln konnte.
Plötzlich entdeckte sie einen Blondschopf am Ende eines Ganges nicht weit von ihren Gemächern. „Den Rest des Weges finde ich auch alleine. Ihr könnt gehen!", befahl sie den verdutzten Wachen. Diese nickten jedoch gehörig und marschierten zurück zum Salon.
Federleicht schritt sie möglichst leise zu dem Diener und beobachtete ihn dabei, wie er Bilder ihrer Vorfahren polierte. Immer mal wieder ertönte ein ersticktes Lachen der kitzeligen Frauen.
„Was wünscht Ihr, Prinzessin?", fragte der junge Mann, nachdem er ein Gemälde fertig geputzt hatte und wandte sich ihr zu. „Ich würde gerne Zeit mit dir verbringen, Draco, wie früher!", lächelte sie ihn an. „Virginie… ich meine eure Hoheit!", verbesserte er sich schnell ohne auch nur die Spur rot zu werden, „es ist nicht mehr wie früher. Wir sind keine kleinen Kinder mehr!", erklärte er ihr und machte sich zu gleich an das nächste Portrait. „Nein, das sind wir nicht mehr. Aber das heißt doch nicht, dass wir nichts mehr mit einander zu tun haben können!", meinte sie.
„Ihr wollt mich nicht verstehen, oder? Ich bin ein Diener und Ihr seid eine Prinzessin. Wir können nicht gemeinsam Zeit verbringen! Oder wollt Ihr mir etwa beim Putzen helfen?", fragte er leicht spöttisch. „Warum nicht?", erwiderte sie stur, „gib mir einfach ein Tuch und ich helf dir." Einen Augenblick sah er sie irritiert an. Dann fasste er sich wieder. „Ihr wisst doch gar nicht wie das geht!", meinte er mit hochgezogenen Augenbrauen. „Du kannst es mir ja zeigen!", entgegnete sie. „Putzen ist keine Arbeit für Prinzessinnen!", erklärte ihr der Blonde, „dafür gibt es Diener, wie mich!" „Das ist mir egal. Wenn ich putzen will, dann putze ich!", behauptete Virginie. Der Diener seufzte.
„Zum letzten Mal, Prinzessin, wir können keine Freunde sein. Das geht einfach nicht!", stellte er mit ernster Stimme fest. „Und wenn ich dir befehle, mit mir befreundet zu sein und mit mir Zeit zu verbringen?", wollte sie mit gefährlich funkelnden Augen wissen. „Das wäre keine Freundschaft. Denn Freundschaft ist niemals erzwungen!", klärte er sie auf. Enttäuscht ließ sie die Schultern hängen. Ohne einen weiteren Ton zu sagen ging sie gekränkt davon.
Als sie am nächsten Morgen aufwachte, und in den Spiegel blickte, erschrak sie. Ihre Augen waren ganz rot, da sie sich gestern Abend in den Schlaf geheult hatte. Ihre Zofe rieb ihr ein altes Heilmittel auf die Augenlider und verdonnerte sie dazu im Bett liegen zu bleiben. Sie ließ sie bei ihrem Gast für das Frühstück entschuldigen und holte ihr selbst was zum Essen. „Danke, Ramonnah!", nuschelte Virginie.
Ihre Gedanken waren schon wieder beim vorherigen Abend. ‚Wieso will er meine Freundschaft nicht? Ich versteh das einfach nicht!', dachte sie todunglücklich und sie fühlte sich noch einsamer als zuvor.
Eine Stunde später sahen ihre Augen schon wieder viel besser aus, kaum noch rot, wie sie erleichtert feststellte. Da klopfte es auch schon und keine Sekunde später stand ihre Mutter höchstpersönlich im Türrahmen. Ein äußerst seltener Besuch. Verwundert blickte das Mädchen ihre Mutter deswegen auch an. „Guten Morgen!", lächelte die Frau sie leicht an. „Guten Morgen!", erwiderte Virginie noch immer irritiert über das Auftauchen ihrer Mutter. „Deine Brüder haben mit erzählt, dass du dich ziemlich allein fühlst!", begann sie und setzte sich. „Darf ich mit ihnen zu den Pyramiden?", fragte die Jugendliche hoffnungsvoll. „Aber nein!", erwiderte die Pharaonin entsetzt, „nein, das ist kein Ort, wo eine Prinzessin sein sollte." Beleidigt verschränkte die 15-Jährige ihre Arme vor der Brust.
„Bill-Horus hat gemeint, dass dir jemand in deinem Alter fehlen würde. Und da habe ich mir gedacht, dass wir extra für deine Gemächer eine Dienerin in deinem Alter einstellen könnten. Dein Vater hat mir zugestimmt. Da habe ich mir die Freiheit genommen und Mädchen zwischen 15 und 17 herbei holen zu lassen. Sie stehen alle im dritten Empfangszimmer. Du kannst dir eine von ihnen aussuchen!", sagte ihre Mutter und lächelte dabei selbstgefällig. So als würde diese Aktion all die Jahre, in denen sie ihre Tochter vernachlässigt hatte, wieder gut machen.
Zuerst wollte Virginie widersprechen, schon allein um ihrer Mutter zu zeigen, dass sie nicht so leicht ihre Zuneigung gewinnen könnte. Doch dann besann sie sich und dachte, ‚ich kann sie mir ja mal angucken. Wenn ich eine Freundin unter ihnen finden würde, wäre das einfach toll…'
Mit steinerner Miene ging sie zu jenem Empfangszimmer, begleitet von ihrer Mutter. Neugierig betrat sie den großen Raum und erblickte um die zehn Mädchen, alle etwa in ihrem Alter.
Unverblümt starte sie eine nach der anderen an. Alle hatten drei Sachen gemeinsam: dunkles Haar, braune Augen und sie waren ziemlich dürr. Sonst wirkte keine wie die andere. Die erste war groß und hatte einen kahl gescherten Kopf. Ihre Kleidung glich einem Sack, der gerade an ihrem kurvenlosen Körper runter fiel. Ihr Gesicht zeigte keinerlei Emotionen und ihre großen, dunklen Augen waren unterwürfig zu Boden gerichtet.
Die zweite war fast zwei Köpfe kleiner als die erste. Sie hatte ihr langes Haar zu einem zauseligen Knoten an ihrem Hinterkopf zusammen gebunden. Ihre Hände waren schmutzig und auch in ihrem Gesicht befanden sich Dreckspuren. Im Gegenteil zu der ersten hatte sie einen Punkt an der Wand fixiert, den sie ununterbrochen anstarrte.
Und so ging es immer weiter. Manche waren groß, andere klein, manche hatten lange Haare, andere kurze, manche große Nasen, andere buckeligen, manche trugen Sandalen, andere waren barfuss.
Die letzte musterte sie jedoch eingehend. Sie hatte langes, gewelltes Haar. Ihre gebräunte Haut war sauber und glatt. Sie trug genau wie bei ihrem letzten Treffen ein braunes Gewand und keine Schuhe. Doch ihr Blick begegnete dem von Virginie für eine Sekunde, und die Prinzessin sah den Stolz und das bereits erlebte Temperament in den braunen Augen des Mädchens aufblitzen. Danach senkte diese unterwürfig den Blick.
Virginie brauchte nicht lange zu überlegen, wen sie wollte. Sie hatte ihren Beschluss längst gefasst. „Ich nehme sie!", erklärte sie und zeigte auf das letzte Mädchen. „Okay. Wie du willst!", sagte die Mutter und wandte sich mit eiserner Miene an die anderen Mädchen, „ihr könnt wieder gehen!"
Manche gingen mit hängenden Schultern und warfen der Auserwählten neidvolle Blicke zu, andere musterten mit großen Augen den Palast und wieder andere marschierten ohne Gefühle zu zeigen aus dem Raum heraus. Draußen wartete bereits eine Wache, die sie aus dem Palast bringen würde.
„Du stehst ab jetzt in dem Dienst meiner Tochter, Prinzessin Virginie!", sagte die Pharaonin dem Mädchen, „du wirst machen, was sie von dir verlangt und hier im Palast leben. Wenn du dich daran hältst, wird deine Familie den versprochenen Lohn bekommen." „Jawohl, eure Majestät!", sagte die Angesprochene gehorsam und machte einen tiefen Knicks. Virginies Mutter nickte zufrieden. „Ihr könnt jetzt gehen.", entließ sie die beiden Mädchen, „Ramonnah wird ihr mit Sicherheit die Räumlichkeiten zeigen!" „Dankeschön, Mutter!", bedankte Virginie sich und ging mit ihrer eigenen Dienerin aus dem großen Raum.
Diese sah sich möglichst unauffällig alles an, während sie mit einem Meter Abstand hinter der Prinzessin herging. Doch immer wieder warf sie den Wachen einen irritierten Blick zu. Virginie musste sich ein Lächeln verkneifen.
Als sie endlich in ihren Räumlichkeiten angekommen waren, ließ sie sich erschöpft auf ihr großes Bett fallen. Erneut musterte das Mädchen alles haargenau und kriegte den Mund gar nicht wieder zu. „Gefällt es dir hier?", fragte Virginie lächelnd. „Es ist alles so groß und so edel, Hoheit.", stellte das Mädchen fest. „Ich achte da schon gar nicht mehr drauf!", meinte sie beiläufig und fragte dann, „wie heißt du eigentlich?" „Mein Name ist Alia, Hoheit!", antwortete sie höflich. „Lass dieses „Hoheit" weg, dann komme ich mir so alt und autoritär vor. Ich bin Virginie!", lächelte sie. „Wie Ihr wünscht, Hoheit,… ähm, ich meine Virginie!", stammelte Alia. Virginie lachte leicht.
„Und noch was. Du musst nicht die ganze Zeit so höflich zu mir sein, du kannst auch ruhig mal schlechte Laune haben und wenn dir irgendwas nicht passt, sag es mir einfach!", bot die Prinzessin ihr. Die Dienerin riss erstaunt die Augen auf. „Aber das geht doch nicht! Ihr seid eine Prinzessin und ich eine Dienerin…", sagte sie verdutzt. „Das tut nichts zur Sache!", fuhr Virginie sie an. „Entschuldige, das war nicht so gemeint. Ich hatte nur eine ähnliche Situation gestern Abend!" Sie schwieg und auch Alia sagte nichts. „Mit meiner Zofe habe ich das auch so abgeklärt. Ich finde es langweilig, wenn alle immer nur nett zu mir sind. Ich kann auch Fehler machen und wenn mich keiner darauf hinweist, wie soll ich dann daraus lernen?", fragte sie. „Ich weiß es nicht, Ho…!", sie brach ab. „Du wirst dich schon dran gewöhnen!", meinte Virginie munter. „Du sprichst deine Freundinnen doch auch nicht mit „Fräulein" an, oder?" „Nein!", entgegnete Alia lächelnd. „Vielleicht können wir ja auch Freundinnen werden?", schlug Virginie vor. Und als die andere den Mund aufmachte, fuhr sie ruhig, aber warnend dazwischen: „Jetzt fang nicht schon wieder mit dem „Prinzessinnen und Dienerinnen" - Kram an!" Alia schloss ihren Mund wieder und lächelte. „Ich wäre gerne deine Freundin!", gestand sie schließlich. Virginie lächelte. „Super.", strahlte sie und sprang auf.
„Dann kann ich dir je ein Geheimnis anvertrauen!", flüsterte sie aufgeregt. Alia sah sie neugierig an und trat näher. „Was denn?", wollte sie wissen. „Du musst schwören, dass du es niemandem verrätst!", warf Virginie ein. Alia nickte fest entschlossen. „Ich schwöre!" „Gut.", erwiderte die Prinzessin geheimnisvoll. „Ich führe ein Doppelleben!"
Fortsetzung folgt
