5. Ausflug in die Wüste - Teil 1
Hallöle! Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, obwohl ich gesagt hab, dass ich in den Ferien öfter hochlade! Aber ich war zwei Wochen lang inner Fabrik arbeiten und hab einfach keine Zeit gefunden. Da ich jetzt aber wieder Zeit hab, wird wohl hoffentlich weniger Zeit bis zum nächsten Kap vergehen.
Irgendwie werden die Kapitel immer länger -dröppel-! Na ja, ich wünsch euch dann mal wieder viel Spaß beim Lesen!
Ciao eure Schneeprinzessin
„Du führst ein Doppelleben?", fragte Alia geschockt nach. Virginie nickte grinsend. „Aber erst seit ein paar Tagen. Mir war so langweilig und na ja, dann hatte ich eben diese Idee!", erklärte sie mit strahlenden Augen. „Weiß das jemand oder ist das unser Geheimnis?", wollte das Mädchen wissen. „Es weiß niemand, außer dir und mir!", erzählte die Prinzessin. Ihre Dienerin strahlte glücklich. „Dann ist es also unser Geheimnis!", lächelte sie,
„bin ich denn mit deinem anderen Ich auch befreundet?", fragte sie leicht irritiert nach. „Gute Frage...", überlegte Virginie, „es wäre wahrscheinlich besser, wenn keiner Kouvo kennt!" „Kouvo? Du bist ein Junge?", harkte die andere erstaunt nach. Die Prinzessin nahm ihren ‚Hut', den sie aufsetzte, sobald sie aus dem Bett aufstieg, von ihrem Kopf und enthüllte so ihr kurz geschnittenes Haar. „Dein schönes, langes Haar! Was ist damit passiert?", wollte Alia wissen, die noch die Erscheinung der Prinzessin mit langem offenen Haar vom Anfang des Jahres in Erinnerung hatte. „Ich habe es mir abgeschnitten.", berichtete Virginie tonlos, „anders ging es nicht. Aber es darf niemand erfahren!" Alia nickte.
„Tust du mir einen Gefallen?", wollte die Tochter des Pharaos wissen. „Bleibt mir eine andere Wahl!", grinste die Dienerin. Virginie überhörte sie. „Ich werde jetzt zum Training gehen. Könntest du in der Zwischenzeit so tun, als würdest du mich baden?", wollte sie wissen, während sie in ihrem Schrank nach ihrem braunen Lumpen suchte. „Training? Du willst kämpfen?", bemerkte Alia entsetzt. „Ja. Das macht richtig Spaß!", ertönte es aus dem Schrank, „machst du es nun?" „Äh, klar, natürlich!" „Danke! Ich muss los, bis später!", lächelte Virginie glücklich und verschwand durch einen Dienstbotengang aus ihren Gemächern.
In einem braunen, knielangen Gewand marschierte Virginie hocherhobenen Hauptes in die Arena. Ihr schwarzes Haar fiel ihr kinnlang am Kopf hinunter und ihr Gesicht und ihre Hände waren leicht staubig und verdreckt, damit sie wie ein Junge aus den unteren Klassen aussah und nicht enttarnt wurde.
„Du bist spät dran, Kouvo!", begrüßte Draco ihn mal wieder schlecht gelaunt und gab ihm sein Schwert. „Tut mir leid, mein Herr!", entschuldigte sie sich mit verstellter tiefer Stimme. „Schon gut. Komm wir trainieren weiter!", er drehte sich um und ging voran, sodass die Prinzessin ihn unverholt von hinten mustern konnte. Er sah mal wieder zum Anbeißen aus. Sein blondes Haar leuchtete in der Sonne, seine breiten Schultern waren braun gebrannt und seine muskulösen Waden erst! ‚Reiß dich zusammen, Virginie!', ermahnte sie sich selber, ‚du bist jetzt ein Junge und da fährt man nicht auf einen einfach nur geil aussehenden Mann ab!', sie unterdrückte einen Seufzer. Das könnte schwierig werden.
„Kopf höher!", befahl der Blonde ihr während er ihr langsam ein paar Kampfschritte zeigte. „Sieh mir in die Augen." „Aber wie soll ich denn dann auf das Schwert des Gegners achten?", beschwerte sie sich, obwohl sie ihm nur zu gerne in diese fast silbernen Augen blickte. „Du musst vorausahnen, wohin dein Feind schlägt und das kannst du, indem du ihm immer wieder in die Augen guckst und bemerkst, wo er hinsieht!", erklärte er ihr genervt.
„Jetzt pass doch mal auf!", ermahnte er sie, als sie ihn einfach nur anstarrte, „du kannst beim Kämpfen nicht träumen, Kouvo! Dann bist du sofort tot!" „Entschuldigt, Herr. Das kommt nie wieder vor.", meinte sie beschämt darüber, dass sie ihn angestarrt hatte. „Das will ich für dich hoffen!", erwiderte er wütend. „Sonst wirst du entweder mit den Kindern trainieren (Er deutete auf eine Gruppe kleiner Jungs, die sich geschickt mit Stöcken duellierten.) oder du wirst kein Soldat werden!", erzählte er ihr ihre Möglichkeiten. Sie nickte schnell. Sie musste sich anstrengen, sie wollte schließlich keins von beidem sondern war nur wegen ihm hier.
Jeden Tag verschwand Virginie immer wieder für wenige Stunden als Kouvo in die Kampfarena. Von Mal zu Mal wurde sie besser und Dracos Laune steigerte sich dadurch ebenfalls, sodass die beiden sich auch immer besser verstanden.
„Das war's für heute!", sagte er eines Tages erschöpft, „du machst gute Fortschritte!", lobte er sie lächelnd. Virginie strahlte ihn glücklich und außer Puste an.
„Hast du Lust Übermorgen mit den anderen Soldaten nachts durch die Wüste zu reiten, dann irgendwo zu Campen und früh am Morgen wieder zurück zu kommen?", bot er ihr an und setzte sich auf in die unterste Reihe der Zuschauerränge. Ihre braunen Augen glitzerten begeistert und ihr Herz schlug hoch. ‚Mit ihm in die Dunkelheit reiten? Aus dem Palast raus kommen? Für kurze Zeit frei zu sein? Das wäre wunderschön!', dachte sie voller Hoffnung. Doch dann fiel ihr etwas ein, dass ihr Glück eingefrieren ließ.
„Würde ich ja gerne", antworte sie deswegen traurig, „aber da gibt es ein Problem!" „Was denn?", fragte er wirklich interessiert nach, „deine Eltern? Ich könnte mit ihnen reden und ihnen sagen, dass ich und die anderen schon auf dich aufpassen werden!", schlug er vor. Ihr wurde ganz warm. ‚Er würde auf mich aufpassen – hätte er das doch nur zu Virginie und nicht zu Kouvo gesagt…', dachte sie begeistert und traurig zu gleich. „Nein, es sind nicht meine Eltern. Die lassen mich schon gehen.", sagte sie, ‚oder eher, sie werden es nie erfahren!', fügte sie in Gedanken hinzu. „Was denn dann?", harkte er nach. „Ich kann nicht reiten!", gab sie kleinlaut zu. Eher gesagt, konnte sie gerade mal im Damensitz auf einem Pferd reiten, wenn dieses geführt wurde. Aber sie, als Junge, konnte sich wohl kaum im Damensitz auf ein Pferd setzen! Wie würde das denn aussehen? Außerdem würde sie niemand führen, Soldaten mussten selber reiten können.
„Hey, Kopf hoch!", lächelte er sie an und legte seine große Hand auf ihre schmale Schulter, sodass ein Schauer durch ihren Körper rann. „Was hältst du davon, wenn du mit mir reitest?", fragte er. „Du meinst, dass ich hinter dir auf dem gleichen Pferd sitze?", fragte sie geschockt nach. „Ja, so macht man das gewöhnlich!", grinste er sie an. Sie riss die Augen auf und strahlte erneut glücklich. „Das wäre wunderbar, ich meine nachts durch die Wüste – das wird ein Abenteuer, nicht wahr?", fragte sie sich selbst verwirrend. Er nickte, noch immer grinsend. „Also kommst du mit?", wollte Draco noch einmal sicher gehen. „Na klar!", erwiderte die Prinzessin voller Vorfreude. „Gut, dann wäre das geklärt. Wir sehen uns morgen! Tschau!", damit erhob er sich von der Bank und verließ das Stadion.
Virginie strahlte den ganzen Weg zurück und wäre fast den Haupteingang rein gegangen, wäre ihr nicht in letzter Sekunde noch eingefallen, dass sie grade Kouvo war. Sie hätte die ganze Welt umarmen können. Sie würde direkt hinter Draco sitzen. Sie würde ihn fühlen, ihn mustern können, seinen Duft riechen. ‚Moment mal', sie blieb wie angewurzelt stehen, ‚das wird verdammt gefährlich! Ich muss aufpassen, dass ich mich nicht irgendwie verrate. Draco kennt mich immerhin noch!' Sie schluckte, bevor sie wieder lächelte. ‚Na ja, es wird schon alles gut gehen!'
Alia war von der Idee begeistert, und sie spielte sofort mit.
So kam es, dass Virginie aufgrund von vorgetäuschter Übelkeit zwei Tage später viel eher von ihrer Zofe ins Bett gebracht wurde. Als die Prinzessin nach einigen Minuten sicher war, dass Ramonnah außer Hörweite war, stieg sie aus ihrem Bett und zog sich schnell ihre Kouvo-Klamotten an. Alia wartete schon im Dienstbotengang.
Sie brachte sie geschickt aus dem Palast heraus und wünschte ihr in einer letzten Umarmung viel Glück, bevor sie anstatt Virginie in deren Gemächer ging und sich in das große Himmelbett unter die Decke kuschelte, als Tarnung.
Mit einem breiten Lächeln im Gesicht schlich Virginie sich im Dunklen zu den Reitställen, wo sich die Soldaten für ihren Ausritt trafen. Die meisten waren schon da und prüften noch einmal, ob mit ihren Pferden alles in Ordnung war. Schon von weitem erkannte sie Draco und steuerte direkt auf ihn zu. „Na, schon aufgeregt?", begrüßte er sie gut gelaunt. Sie nickte hibbelig. „Bist du schon mal geritten?", fragte er, während er die Hufen ihres nachtschwarzen Hengstes kontrollierte. „Nein.", log sie und beobachtete jede seiner Bewegungen. „Macht nichts!", lächelte er sie aufmunternd an, „du brauchst keine Angst zu haben, dass du vom Pferd fällst. Halt dich einfach an mir fest, dann kann dir nichts passieren!" Sie nickte lediglich.
„Seid ihr alle soweit?", fragte kurze Zeit später ihr Befehlshaber. Ein einstimmiges „Ja" ertönte und alle bestiegen ihre Pferde. Virginie sah unsicher auf den Rücken des Tieres. Der war schon verdammt hoch, wie sollte sie bloß darauf kommen? „Ich heb dich hoch!", bot Draco ihr an und hatte seine Hände auch schon an ihre schmale Taille gelegt. Ohne Schwierigkeiten hob er die errötete Prinzessin auf die rote Decke, die auf den Rücken des Pferdes gelegt worden war. „Hui, bist du leicht!", stellte er fest und schwang sich geschickt vor sie, „habe ich dir nicht gesagt, du sollst mehr essen!" „Habe ich auch!", widersprach sie wahrheitsgemäß, sie hatte nach dem Training immer tierischen Hunger und aß wirklich mehr. Er sah sie skeptisch an, bevor er sich in die Schlange einreihte, die davon ritt.
Jeder Reiter trug in einer Hand seinen leuchtenden Zauberstab und hielt sich mit der anderen in der Mähne des Tieres fest. „Halt dich an mir fest und drück deine Schenkel an das Pferd, damit es merkt, wer der Boss ist.", erklärte er ihr ruhig. Sie tat, was er verlangte und legte ihre Hände vorsichtig an seine Hüfte.
Bald hatten sie Luxor verlassen und die Landschaft wurde schnell trockener und sandiger. Die grünen Palmen verschwanden aus der Sicht und irgendwann war um sie herum nur noch Sand. „Halt dich gut fest!", sagte er und in seiner Stimme schwang Vorfreude mit, bevor er sich seinen Zauberstab zwischen die Zähen steckte. Dann sprintete das Pferd auch schon los. Erschreckt schlang Virginie ihre Arme um Draco und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Sie zog seinen männlichen Duft tief ein und genoss seine Wärme. Während ihre Haare im Wind flatterten und sie jede Bewegung des Tieres spürte. Endlich war sie frei, frei und zusammen mit einem richtigen Mann. Ihr Herz schlug hart gegen ihre Brust, während ihr das immer mehr bewusst wurde. Die Zeit, als sie noch Freunde waren, war nicht nur vorbei, sondern auch die Zeit, als es ihr noch kaum einen Unterschied machte, ob sie mit Jungen oder Mädchen spielte. Denn jetzt war es was anderes. Dracos Anwesenheit löste immer Freude in ihr aus, ihr Herz schlug schnell und sie genoss seine Wärme. Sie verstand ihre Gefühle nicht. Sie wollte mit ihm doch einen guten Freund, oder nicht?
Der Ritt schien Stunden zu dauern und Virginie wurde immer müder. Sie bekam Angst, dass ihr jeden Augenblick die Augen zu fielen und sie vielleicht vom Pferd fiel. Doch an ihn klammern durfte sie sich auch nicht, denn dann könnte er vielleicht durch ihre Klamotten hindurch fühlen, dass sie ein Mädchen war. Das war alles so verzwickt. ‚Worauf habe ich mich nur eingelassen?', überlegte sie gähnend und betrachtete den Himmel.
Über ihnen funkelten Tausende von Sternen hell am dunklen Himmel. Ihre Zauberstäbe waren erloschen und die Sterne leuchteten ihnen den Weg. Sie wirkten so unglaublich hell und nah, fast als könnte man nach ihnen greifen. Es war ein wunderschöner Anblick, für den es sich wirklich lohnte mitgekommen zu sein.
„Wir sind da!", brüllte plötzlich der Befehlshaber und riss Virginie aus ihren Gedanken. Erleichterung überkam sie. ‚Endlich!' „Müde?", grinste Draco sie an, als er sie vom Pferd hob. Sie nickte gähnend. „Dauert nicht mehr lange, dann kannst du schlafen, Kouvo!", versprach er ihr und verwuschelte ihr das Haar.
„Okay, jetzt werden die Zelte aufgebaut! Immer zwei Leute gehen in eins!", befahl er mit lauter Stimme. ‚Zwei Leute? Oh nein!', dachte die Prinzessin verzweifelt, denn sie war immerhin das einzige Mädchen unter den ganzen Männern. Aber wie hatte sie auch darauf hoffen können, dass sie alleine in ein Zelt kam, es wusste schließlich niemand, wer sie wirklich war. „Draco, du gehst mit Kouvo!", erklärte der alte Mann und reichte ihm eine Zeltplane. „Geht klar, mein Herr!", antwortete er gehorsam. ‚Na super. Was hab ich wieder für ein scheiß Glück? Wieso gerade er? Ich will nicht…', dachte sie entsetzt.
Zu zweit hatten sie das Zelt schnell aufgebaut und kurz darauf lagen sie bereits auf ihren Lagern. „Schlaf gut, Kouvo!", sagte Draco und zog sich sein Gewand aus. Virginie sah weg. „Gute Nacht, Draco!", murmelte sie zur anderen Seiten und zog die Kordel auf, die ihr Gewand oben enger schnürte. Sie würde es riskieren können, sie zu öffnen, denn von alleine würde sich das Kleidungsstück wohl kaum ausziehen.
Als sie danach die Augen schloss, war sie auch sofort eingeschlafen.
Die Sonne erhellte am nächsten Morgen ihre Zelte und Draco wurde durch die Helligkeit und den Lärm draußen wach. Es war Zeit zum Aufbrechen. Schnell schlüpfte er in sein Gewand und rollte seine Sachen zusammen.
„Kouvo, wir müssen aufstehen!", versuchte er dabei den Jungen zu wecken. „KOUVO!", wiederholte er etwas lauter, doch sein Zeltnachbar rührte sich nicht. Er seufzte und kniete sich neben ihn. Schnell zog er ihm die Decke weg, um ihn zu wecken. Erschrocken riss Draco die Augen auf, als er auf eine kleine, runde Brust starrte, die das verrutschte Gewand freigelegt hatte.
Fortsetzung folgt
