Sterben
Es
war eine kalte Dunkelheit, die ihn umgab. Die feuchten Wände
gaben keinerlei Wärme ab.
Tag für Tag endlose Stille und
Dunkelheit. Ab und zu kam jemand, der ihm das Essen
brachte.
Tageslicht hatte er schon seit Ewigkeiten nicht mehr
gesehen. Wie Lange war er schon hier?
War es draußen Winter?
Oder Sommer? Die Kälte in seinem Verließ war immer
konstant, es gab kaum Temperaturschwankungen. Manchmal verirrte sich
ein Luftzug hierher und brachte ihm schmerzlich in Erinnerung, noch
am Leben zu sein.
Leben...
Das wollte er schon lange nicht
mehr. Er hatte die Person, für die es sich zu leben Lohnte,
nicht beschützen können und war dabei auch noch in
Gefangenschaft geraten. Sein Kapitän war vermutlich schon Tot,
so hatte sich das Gejubel am Schafott zumindest angehört.
Die
Mauern dieses Verlieses waren sogar so dick, das er nicht einmal ihre
Navigatorin hören konnte, und diese befand sich in der Zelle
neben ihm.
Er hatte noch das Raunen der anderen Insassen im
Ohr, als sie zum Schafott geführt wurden. Diese Schadenfreude,
dass nicht sie, sondern jemand anderes Gerichtet wurde.
Sie, die
restlichen Crewmitglieder, die noch am leben waren, hatte man aus
angst vor Revolte nicht zur Hinrichtung gelassen.
Oh, und wie er
Revoltiert hätte! Seinen Käpt'n, den kaum etwas aus der
Ruhe brache, dieser Dauergrinser, der nie Unschuldigen etwas getan
hatte, den hatten sie als skrupellosen Mörder dargestellt und
einfach hingerichtet.
Robin war im Kampf gefallen. Ein ehrenhafter
Tod, wie er fand. Wie gern wäre auch er so gestorben, anstatt
hier elendig zu verschimmeln.
,Schimmelkopf!...'
Da war sie
wider, die Erinnerung an die wichtigste Person in seinem Leben.
Und
er hatte ihm nicht einmal sagen können, das er ihn
Liebt...
Nein, die haushohen Wellen hatten ihn ins Meer getrieben,
nachdem ein Marinesoldat ihn gestoßen hatte...
Nicht, das er
kein guter Schwimmer war, bei den Beinmuskeln, aber...
Es war ja
auch kein einfacher Sturm, das war ja auch ein Orkan gewesen, wie
ihre Navigatorin es vorausgesagt hatte, so heftig, dass die Taue
gerissen waren, die Planken sich lösten und die Reling vom Wind
weggetragen wurde.
Nein, unmöglich konnte er das überlebt
haben...
Und doch hatte er bis jetzt die Hoffnung noch nicht
aufgegeben, das er Überlebt haben könnte.
Er hatte immer
gewollt, das es ihm gut ging und das er glücklich war, dafür
hatte er sogar seine eigenen Interessen zurückgestellt, und das
bei seinem Egoismus...
Krampfhaft hoffte er noch immer, dass er
irgendwo angespült worden war, Lebend, dass er sich eine neue
Existenz aufgebaut hatte und vielleicht sogar ab und zu an sie
dachte...
Chopper war auch gefangen genommen worden, war ebenfalls
hier eingesperrt, der arme kleine Elch...
Lysop...
Er war auch
gefallen. Eine Kugel hatte ihn mitten ins Herz getroffen. Und das, wo
er doch zum ersten mal in seinem Leben richtig mutig gewesen
war...
Bei dem Gedanken musste er grinsen.
Mann, was waren sie
doch für eine Truppe gewesen...
,Hier, Lorenor Zorro,
deine Henkersmahlzeit!'' Der Offizier lachte dreckig, stellte das
Tablett ab und verschloss die Tür wieder.
Ach ja, der Tag
seiner Hinrichtung...
Vorsichtig griff er nach dem Essen. Die
blöden Ketten an Händen und Füßen scheuerten ihm
die Haut auf.
,Es ist Zeit...''
Endlich, nach so langer
Zeit war er die Ketten los, musste sie aber gegen feste Stricke
tauschen.
Er wurde den Flur hinuntergeführt, bis sie nach
draußen kamen.
Tageslicht...
Zorro musste die Augen
zumachen. Das Licht war einfach zu grell, seine Augen waren das nicht
mehr gewohnt.
Er hörte weit entfernt Gejubel. Alles wartete
auf seine Ankunft.
Langsam ging er hinter dem Marinesoldat her,
Kopf und Schultern gesenkt.
Wie war wohl sein Käpt'n
gestorben?
,Sicher nicht so!'
Er richtete sich auf. Das war er
seinem Kapitän schuldig. Hatte er den Kopf hängen gelassen?
Sicher nicht.
Mit erhobenem Kopf schritt er an dem Marineoffizier
vorbei, geradewegs auf das Schafott zu.
Die Menge hielt den Atem
an. So was sah man nicht oft...
Oben auf dem Schafott wurde er auf
die Knie gedrückt.
Ein letztes mal schaute er auf... und sah
weit hinter der Masse einen blonden Schopf, der ihm sehr bekannt
vorkam, hinter einem Gitter hervorlugen.
Konnte das sein? Sollte
das wirklich...
Er war es.
Sanji.
Dann wurde alles
schwarz.
Für immer.
Ende
