Sorry...diesmal hat es mit dem Update etwas länger gedauert, aber als Entschädigung gibts daher zwei Kapital...;o)

Luthien

Oh Gott, Mel war da draußen und mit den Allosauriern war nicht zu spaßen. Sie waren zwar nicht so groß wie der Rex und nicht halb so hinterlistig und intelligent wie die Raptoren, aber es waren trotzdem Jäger. Nachtjäger. Und jetzt war es halb elf abends, dunkel und es regnete in Strömen. Wie konnte sie nur alleine in den Park gehen? Sie wusste doch genau, dass es gefährlich sein kann...

„Okay. Wir müssen da raus und Mel finden. Dann kümmern wir uns um die Zäune. Ray, informieren sie das Wartungsteam. Die sollen sich bereithalten."

Robert nickte Dr. Harding zu und die beiden wollten den Kontrollraum verlassen.

„Hey, Moment mal", rief ich.

„Wir kommen mit." Ich griff nach Don's Arm und zog ihn mit mir.

Robert sah mich streng an.

„Auf gar keinen Fall. Ich kann euch da draußen nicht gebrauchen. Wenn die Allosaurier da rumstreifen und wir schon Mel suchen müssen, kann ich nicht auch noch auf euch aufpassen."

„Das musst du auch nicht", erwiderte ich trotzig.

„Schließlich wissen wir alle, wie man mit einem Betäubungsgewehr umgeht."

Alle, die länger auf der Insel arbeiteten, hatten ein spezielles Training absolviert.

„Don aber nicht", gab Robert zurück.

Er hatte zwar Recht, trotzdem fand ich es nicht richtig ihn einfach zurückzulassen.

Don sagte gar nichts dazu. Er wirkte wie betäubt und konnte nur an Mel denken und dass sie da draußen allein war, mit wer weiß was für Viechern.

„Könntet ihr eure Diskussion vielleicht auf nachher verschieben?"

Henry kam zu uns und trieb uns an.

„Ich komme auch mit", bestimmte er dann.

Robert beließ es dabei und fand sich damit ab. Begeistert war er davon zwar nicht, aber weiterzudiskutieren brachte auch nichts.

Er ging voraus und alle folgten ihm hastig. Als wir sein Büro mit der Aufschrift Parkaufsicht erreichten, öffnete er die Tür mit seiner Keycard und ging zielstrebig auf einen großen Stahlschrank zu, der mit einem Vorhängeschloss gesichert war. Nur Robert und Dr. Harding besaßen einen Schlüssel zu diesem Schrank, denn in ihm befanden sich unsere Gewehre.

Er reichte jedem außer Donald ein Gewehr aus dem Schrank und eine Schatulle mit zehn Betäubungsmittelpfeilen. Alle luden ihre Waffe mit dem ersten Pfeil und dann machten wir uns auf den Weg nach draußen.

Ich humpelte den anderen eher hinterher, denn meine Wade schmerzte noch immer, aber es gelang mir einigermaßen mit ihnen Schritt zuhalten.

Wir erreichten den Ausgang des Besucherzentrums und eilten die Treppe herunter.

Dann bedeutete uns Robert plötzlich stehen zu bleiben und richtete seine Taschenlampe auf den matschigen Weg vor uns.

„Keiner macht einen Schritt. Ich will mir erst mal die Spuren hier ansehen. Vielleicht kann ich daraus erkennen in welche Richtung Mel gegangen ist."

Für mich sah das alles nur nach einem Haufen Matsch aus. Ich konnte da gar nichts erkennen, nicht mal irgendwelche Fußspuren, aber wenn Robert meinte, er könne da etwas erkennen... na gut...

Don hatte wohl die gleichen Gedanken wie ich und machte den Fehler sie zu äußern.

„Das ist doch reine Zeitverschwendung. Da kann man gar nichts erkennen. Wir sollten sie endlich suchen", drängte er und Robert sah ihn böse an.

„Mr. Gennaro, wenn wir nicht ungefähr wissen, in welche Richtung Mel gegangen ist, ist die Suche sinnlos. Was glauben sie denn, wie groß dieser Park ist? Wie sollten wir ihrer Meinung nach denn so viele Hektar absuchen? Es regnet in Strömen, es ist dunkel und Ray kann über die Überwachungskameras kaum etwas erkennen. Wir können nicht einfach kopflos da raus rennen... und die Allosaurier hab ich nicht mal erwähnt. Also halten sie wenigstens dieses eine Mal ihren Mund und lassen sie mich meinen Job machen."

Robert hatte Recht, aber ich konnte auch Donald verstehen. Er war ja nur besorgt um Mel, aber das waren wir alle.

„Nein, ich werde meinen Mund nicht halten", ereiferte sich Don weiter.

„Mel ist ihnen doch völlig egal. Sie sind doch sogar sauer auf sie, weil sie die Wahrheit über ihre Vergangenheit ans Licht gebracht hat. Wahrscheinlich wäre es ihnen ganz Recht, wenn ihr etwas zustoßen würde."

„Also Donald..." Mischte sich Henry ein, aber es war schon wieder so weit.

Robert ließ die Spuren links liegen und ging auf Donald zu.

„Ich habe sie gewarnt", war alles, was er noch sagte, aber bevor er Donald erreichte, stellte ich mich vor ihn.

„Hört auf damit!" Schrie ich beide an.

„Könnt ihr euch nicht wenigstens jetzt zusammenreißen?"

Ich ging auf Robert zu und schob ihn zurück.

„Du ließ deine Spuren", entschied ich, dann drehte ich mich zu Don.

„Und sie halten ihren Mund und lassen ihn in Ruhe!"

Beide knurrten etwas vor sich hin. Ich nahm an, dass es so etwas wie „ja" bedeutete.

Es dauerte nicht lange, da meldete sich Robert wieder zu Wort.

„Sie hat den Weg zum Touristenzentrum genommen. Wenn wir Glück haben, ist sie gar nicht in den Park gegangen."

„Und wenn nicht?" Fragte Henry besorgt.

„Dann hat sie vielleicht eines der Tore für die Wirtschaftswege genommen und befindet sich genau bei den defekten Zaunabschnitten..."

Entsetzt sah ich ihn an und Don wollte das erst Recht nicht hören.

„Wenn sie mich fragen, kann man in diesen Matsch doch alles Mögliche hineindeuten", sagte er so daher, aber ich war mir sicher, dass er damit nur Robert ärgern wollte.

Verdammt, dachte ich, wieso hält er nicht einmal seine Klappe. Typisch Anwalt... die müssen immer alles kommentieren.

Seine Taktik hatte Erfolg.

„Mir reicht's", knurrte Robert frustriert und machte kehrt.

„Wenn sie meinen, sie können das besser, dann finden sie ihre Freundin doch alleine!"

Ich konnte es nicht glauben, er meinte es ernst. Robert wollte tatsächlich zurück ins Besucherzentrum.

Henry starrte ihn ungläubig an, sagte aber nichts.

Es war wohl an der Zeit für mich einzugreifen. Also humpelte ich Robert hinterher und griff nach seinem Arm.

„Das ist doch nicht dein ernst, oder?"

Ich sah ihn entsetzt an.

„Du kannst doch Mel nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Du weißt genau, dass du der einzige bist, der sie finden kann. Wir brauchen dich!"

„Ist mir egal", antwortete er trotzig und wenn die Situation nicht so verdammt ernst gewesen wäre, hätte sein Gesichtsausdruck mich zum Schmunzeln gebracht.

„Ich lass mich von diesem aufgeblasenen Anwalt nicht länger beleidigen... Für den rühr ich keinen Finger mehr."

Er war wirklich aufgebracht, aber ich sah ihn flehend an.

„Dann tu es für mich. Bitte, Mel ist meine beste Freundin. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ihr hier etwas zustößt."

Robert wusste, er konnte nicht anders. So wie Luthien ihn jetzt ansah, hätte er ihr keine Bitte abschlagen können. Er kam wieder zur Besinnung.

„Du hast Recht. Ich mir auch nicht."

Robert nahm meine Hand und zog mich wieder nach draußen, wo die anderen immer noch wie angewurzelt dastanden.

„Wir nehmen am besten zwei Wagen", entschied Robert und dann machten wir uns auf den Weg.

Robert fuhr, ich saß hinten und auf dem Beifahrersitz Henry. Im anderen Wagen fuhr Thomas zusammen mit Donald. Das war wohl auch besser so. Robert und Don zusammen auf engstem Raum…das wäre niemals gut gegangen.

Angestrengt suchten wir den Weg ab, fanden aber nichts.

An einem Tor im äußeren Zaun, das für einen Wirtschaftsweg eingelassen war, hielt Robert rasant an und sprang aus dem Wagen.

Scheinbar suchte er wieder nach Spuren. Aber nur kurz. Dann lief er zum Tor, öffnete es und zeigte Henry, er solle rüberrutschen und durchfahren.

Das taten wir und als der andere Wagen hinter uns war, schloss Robert das Tor wieder. Dann stieg er ein und fuhr weiter.

Keiner sagte etwas. Es war genau wie wir befürchtet hatten. Mel war doch im Park.

Nach kurzer Zeit kamen wir zu den defekten Zaunabschnitten. An beiden Stellen war der Zaun durchbrochen.

„Verdammt! Genau das hatte ich befürchtet", fluchte Robert, aber mir fiel etwas am Straßenrand auf.

„Warte mal! Halt an! Ich hab da was gesehen."

Robert hielt den Wagen an, auch um den Schaden an den Zäunen zu begutachten.

Vorsichtig stieg er zuerst aus, das Gewehr in Anschlag. Wir folgten ihm ebenso aufmerksam.

Vielleicht waren ja Allosaurier in der Nähe.

Aus dem zweiten Wagen folgten uns Thomas und Don.

Wir sahen uns alle nervös um. Der einzige, der einigermaßen ruhig blieb, war Robert.

Ich deutete auf die Stelle, die mir aufgefallen war und langsam ging er auf das Gebüsch zu.

Ich hielt mich dicht hinter ihm, als der Strauch plötzlich raschelte. Sofort richteten wir alle unsere Gewehre in die Richtung.

In meiner Phantasie sah ich schon einen Allosaurier mit aufgerissenem Maul aus den Sträuchern springen, aber zum Glück irrte ich mich.

Eine tropfnasse und völlig verdreckte Mel kam zum Vorschein. Wir senkten unsere Gewehre und atmeten tief durch. Mel sah ziemlich mitgenommen aus und stand unter Schock.

Sie fiel Donald in die Arme und schluchzte.

„Oh Gott sei dank seid ihr da. Da war ein Allosaurier und ein Triceratops... die haben gekämpft. Ich glaub, der Allosaurier wollte mich auffressen. Aber der Tops hat mich beschützt..."

Stammelnd erzählte sie uns, wie sie hierher gekommen war und was dann passierte. Sie hatte gar nicht realisiert, dass sie durch ein Tor mitten zwischen die Gehege gelangt war.

Robert entfernte sich ein Stück von uns und starrte wieder angestrengt auf den matschigen Boden. Dann kam er zurück.

„Sie hat Recht. Da sind frische Spuren", informierte er uns und ging dann zum Wagen.

Über Funk rief er das Wartungsteam. In relativ kurzer Zeit hatten die den Zaun repariert und die defekten Segmente gegen neue ausgetauscht, aber wir wussten nicht, ob irgendwelche Tiere entkommen waren und sich zwischen den Gehegen oder in fremden Territorien aufhielten.

„Melanie?" Fragte Robert sie dann vorsichtig.

„Was war mit dem Allosaurier? Wissen sie, wohin er gegangen ist und ob er verletzt war?"

Donald stellte sich aber schützend vor sie. Anscheinend hatte er schon wieder verdrängt, wem wir es zu verdanken hatten, dass wir Mel so schnell gefunden haben.

„Was wollen sie von ihr? Sehen sie nicht, wie erschöpft sie ist? Sie denken wohl nur an ihre Tiere..."

„Also ehrlich gesagt, Mr. Gennaro, sind das gar nicht meine Tiere. Sie gehören InGen. Und außerdem mache ich nur meinen Job...", gab Robert seufzend zurück. Wahrscheinlich war es besser, er würde Mel später danach fragen.

„Ja, der Allosaurier war verletzt und er ist in das Pflanzenfressergehege verschwunden", unterbrach Mel den Streit.

Henry sah Robert unglücklich an.

„John wird nicht sehr begeistert davon sein."

„Mag sein", antwortete Robert, „ aber daran können wir jetzt nichts ändern. Die Zäune sind repariert und um den Allosaurier kümmern wir uns Morgen. Vielleicht sind auch mehr Tiere entkommen. Wenn das Wetter sich bessert, können wir wenigstens wieder mit den Überwachungskameras und Sensoren arbeiten, um die Tiere aufzuspüren."

Ein Knurren nicht weit hinter dem Zaun, ließ mich zusammenzucken. Das war eindeutig ein Allosaurier.

Robert bedeutete allen einzusteigen, aber blieb dabei gelassen.

„Fahren wir zurück. Hier können wir nichts mehr tun."

Wieder im Kontrollraum bekam Mel erst mal etwas Heißes zu trinken. Sie zitterte am ganzen Körper und Don wickelte sie in eine Decke ein.

„Was ist mit dem Allosaurier?" Erkundigte sich John bei Robert und klang sauer.

„Er ist wohl bei den Pflanzenfressern. Wenn er nicht zu stark verletzt ist, gibt das für ihn heute einen schönen Festschmaus", gab Robert zu.

„Lassen sie die Witze, Robert! Wir müssen ihn da rauskriegen!" Verlangte John, aber Robert winkte ab.

„Heute Nacht? Keine Chance! Wir reden hier von einem ausgewachsenen Allosaurier und wahrscheinlich ist er verletzt. Das macht das Tier noch unberechenbarer und aggressiver. Vor Tagesanbruch kriegen sie mich nicht in das Gehege, John. Das wäre Selbstmord. Wenn wir Morgen die Überwachungskameras benutzen können, fahren wir mit mehreren Teams raus und kümmern uns um das Tier. Vielleicht ist es ja auch nicht mal der einzige Allosaurier, den wir einfangen müssen. Wer weiß, wie viele Tiere noch das Gehege gewechselt haben..."

John gab sich damit aber nicht zufrieden.

„Wir müssen ihn aber jetzt da rauskriegen! Sie vergessen wohl, dass sie für mich arbeiten, Robert. Diese Tiere sind sehr wertvoll und sie sind dafür verantwortlich, dass sie in ihren Gehegen bleiben und sich nicht gegenseitig auffressen."

Ich wollte mich schon einmischen, aber Robert beendete die Diskussion.

„Nein, John, das vergesse ich nicht, aber heute Nacht gehe ich nicht mehr in das Gehege. Das ist mein letztes Wort!"

Damit ließ er John stehen und verließ den Kontrollraum.

Dr. Harding atmete auf, denn er hätte ja wohl oder übel Robert begleiten müssen.

John wollte Robert schon verfolgen, aber ich hielt ihn auf.

„Laß das John!" Meinte ich leise zu ihm.

„Das kannst du nicht von ihm verlangen und ich würde es auch nicht zulassen…"

Ich sah ihn streng an und er wusste, ich meinte es ernst.

John war zwar nicht begeistert davon, aber ihm war bewusst, wenn Luthien es ernst meinte, saß sie am längeren Hebel. Nur wusste das so gut wie niemand. Sie hatte sich zwar noch nie in die Firmenpolitik eingemischt, aber ihm war klar, dass dieser Tag kommen würde… und insgeheim hoffte er, dass es bald sein würde.

Sie musste endlich mehr Verantwortung übernehmen. Er war schon alt und schließlich sollte sie irgendwann die Leitung von InGen übernehmen.

Es war schon nach Mitternacht, als ich endlich den Kontrollraum verließ. Es hatte aufgehört zu regnen und die Luft war wundervoll frisch.

Vor dem Eingang zu unserem Wohngebäude stand eine Bank und dort setzte ich mich kurz.

Ich war völlig erschöpft, schloss die Augen und wollte ein wenig die klare Luft genießen.

„Alles in Ordnung?" Hörte ich plötzlich Robert.

Er stand vor mir und sah mich besorgt an.

„Oh, ja ja. Ich wollte nur ein wenig die frische Luft genießen…ich bin wirklich völlig fertig."

Er reichte mir seine Hand.

„Komm. Ich bring dich nach oben. Du brauchst Ruhe und solltest dich wirklich noch schonen."

Ich war froh, dass wir wieder endlich wie normale Menschen miteinander redeten. Zwar nicht über uns, aber wenigstens etwas, dachte ich, als ich erschöpft ins Bett fiel.

Am nächsten Morgen ließ ich mir Zeit und ging erst relativ spät frühstücken. Dort traf ich Mel.

„Oh gut", meinte sie erleichtert. „Dir geht es auch schon wieder besser."

Ich nickte.

„Und dir?"

„Nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte… Das diese Viecher aber auch so groß sein müssen und ständig wollen die einen uns auffressen…"

„Tja", grinste ich, „ ich wette jetzt siehst du Vögel mit anderen Augen."

Die Dinosaurier hatten nämlich mehr mit den heutigen Vögeln gemein, als mit den Reptilien.

„Allerdings. Aber da mit deinem Schlangenbiss war auch nicht ohne."

„Ja, da hast du wohl Recht… weißt du und ich hatte gedacht, die gefährlichsten Tiere auf der Insel wären die Dinos."

Mel musste grinsen.

„Sag mal, was hab ich eigentlich verpasst?" Fragte ich sie dann und sie konnte sich schon denken, worauf ich anspielte.

„Du meinst die Geschichte mit Robert und Don?"

Ich nickte.

„Ja, das ist wirklich nicht gut. Irgendwie hat sich Robert gedacht, dass ich dir alles über ihn erzählt hatte und er stellte mich zur Rede. Natürlich hab ich es zugegeben und dann kam raus, dass Don auch davon wusste. Aber das er es erfahren hatte war auch wieder so ein blöder Zufall gewesen…na ja… Jedenfalls machte Robert nun seinerseits Don Vorwürfe, dass er nicht auf mich aufgepasst hat und mich in seiner Personalakte hat schnüffeln lassen und so weiter. Ein Wort gab das andere und da Robert ziemlich aufgebracht war, vor allem wegen der Sache mit dir, hat er Don eine verpasst."

„Oh nein", stöhnte ich auf.

„Oh doch… und jetzt tragen die beiden so eine Art Privatkleinkrieg aus. Ich hab zwar auch keine Ahnung, warum die Sache zwischen den beiden so eskaliert ist, aber versteh mal einer die Männer…"

„Und was ist mit John? Weiß er davon?"

Mel atmete tief durch.

„Nein, zum Glück hat er wohl nicht alles mitgekriegt. Aber war dir klar, dass er den Park nächste Woche schon eröffnen will?"

Ich spuckte fast meinen Kaffee über den Tisch.

„Das ist nicht dein ernst!"

„Oh doch. Du solltest mal rübergehen. Da geht's schon drunter und drüber. Die wuseln alle wie wild durcheinander."

„Na dann los."

Ich stand auf und wir beide gingen zum Kontrollraum. Über diese Eröffnungssache musste ich dringend mit John reden. Wie konnte er das einfach über meinen Kopf weg entscheiden?

Als erstes fielen mir Henry und Rebecca auf, die beide ihre Laborkittel trugen und sich angeregt unterhielten. Rebecca sah mich an und verschwand dann schulterzuckend Richtung Labor.

„Nur zur Info", meinte Henry dann und kam auf uns zu.

„Wenn es dir wieder besser geht und du zurück ins Labor kommst: Im Moment arbeiten alle daran, einen neuen Rex zu züchten."

Henry schien sehr in Eile zu sein.

„Und was ist mit meinem Protoceratops-Projekt?" Fragte ich ihn.

„Vergiss es", seufzte er, als er zur Tür ging, „ John will einen neuen Rex und alle anderen Projekte müssen erst mal hinten anstehen."

„So ein Mist!" Fluchte ich, denn ich war kurz davor die ersten Embryos zu züchten.

„Geht das denn nicht so einfach? Ich meine, einen neuen Rex züchten?"

Mel sah mich komisch an.

„Tja, das so eine Sache… alle Pflanzenfresser können wir leicht klonen, aber mit den Fleischfressern haben wir immer Probleme." Ich seufzte. Mit denen hatten wir wirklich nur Probleme…

„Warum?" Fragte ich dann Mel.

„Na ja, weil es mein Vorschlag war, den Leuten das aufwachsen eines Rex zu zeigen…"

„Es war deine Idee?"

Aber in dem Moment richtete ich meine Aufmerksamkeit auf jemand anders und Mel merkte das sofort. Robert kam in den Kontrollraum und er sah wirklich gut gelaunt aus. Verdammt gut gelaunt! Ich verstand die Welt nicht mehr, als ich sah, wie er sich noch mal mit Thomas zu besprechen schien.

Mel und ich gesellten uns zu Ray, der vor seinen Monitoren saß. Vielleicht konnte er uns ja aufklären.

„Was ist denn mit dem los?" Fragte ich ihn und Ray grinste unverschämt.

„Ich dachte, dass solltest du am besten wissen…"

Ich verdrehte meine Augen. Mir fiel wieder ein, dass dank Don ja jetzt alle wussten, dass zwischen Robert und mir was lief.

„Oh Ray! Laß das!"

„Okay", gab er zurück und berichtete.

„Der hat mich heute schon nach Sonnenaufgang aus dem Bett geschmissen und mich in den Kontrollraum gezerrt. Wir haben Stunden damit verbracht, den Allosaurier zu finden und auch alle anderen Tiere. Gar nicht so einfach, sag ich euch, wenn die Tiere auch gerade erst mal aufwachen und die Bewegungssensoren kaum etwas registrieren. Zum Glück ist es wirklich nur der eine Allosaurier, der bei den Pflanzenfressern rumhängt."

„Und warum ist Robert dann so gut gelaunt?" Wiederholte ich meine Frage.

„Wahrscheinlich Jagdfieber."

Ray zuckte mit den Schultern. Das war das Beste, was ihm einfiel.

„Versteh ich nicht...", meinte dann Mel.

„Ich hätte ne Heidenangst da raus zu gehen und einen Allosaurier zu jagen. Wie kann er da seinen Spaß dran haben?"

„Nun", versuchte Ray zu erklären, „ ich hätte auch Angst und er wahrscheinlich auch. Aber vielleicht macht ihn das ja gerade an. Luthien, vielleicht kannst du uns ja was dazu sagen?"

„Oh bitte", meinte ich nur.

„Und jetzt gehen wir einen Allosaurus jagen!" Hörte ich Robert in die Runde sagen und ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass es ihm wirklich Spaß zu machen schien.

Er hatte Thomas und den anderen vom Wachpersonal noch letzte Anweisungen gegeben und verließ jetzt als letzter der Jagdgruppe den Kontrollraum. Ich sprang von dem Tisch, auf dem ich gesessen hatte und lief Robert hinterher. Mel und Ray wechselten viel sagende Blicke.

Auf dem Flur holte ich Robert ein.

„Hey! Sei vorsichtig!" Rief ich ihm hinterher und er drehte sich noch mal um.

„Das bin ich!"

Zurück im Kontrollraum beobachteten wir über die Monitore, wie die Gruppe losfuhr. Sie waren mit drei Spezialgeländewagen unterwegs, die extra für solche Zwecke gebaut worden waren.

Ray gab ihnen über Funk durch, wo sich das Tier gerade befand und nach etwa zehn Minuten sahen wir, dass die Geländewagen am Rand der riesigen Lichtung, an der der Allosaurier rumschlich, auftauchten.

Ich konnte mich nicht vorstellen, wie Robert das Tier betäuben wollte und vor allem, wie sie nah genug an das Tier herankommen wollten.

Dann verschwanden zwei der Geländewagen wieder von der Lichtung und der eine wendete, so dass er rückwärts näher an das Tier ranfahren konnte.

„Was haben die vor?" Dachte Ray laut und dann wurde es uns klar.

Robert stieg seelenruhig aus dem Wagen aus, nahm sein großes Gewehr vom Rücksitz und lud es mit einem großen Pfeil. Größere Pfeile mit Betäubungsmittel konnten wir gar nicht verschießen. Einen weiteren Pfeil klemmte er sich zwischen die Zähne und dann ging er auf das Tier zu.

„Oh man, oh man, was tut er da?" Fragte Ray ungeduldig.

„Vorhin hat er noch die Order ausgegeben, dass keiner aussteigen darf."

„Wahrscheinlich keiner außer ihm", hörten wir plötzlich Don, der sich nun auch an den Monitoren einfand. Wir ignorierten seinen Kommentar und beobachteten weiter gebannt das Geschehen auf dem Bildschirm. Ray griff nach dem Funkgerät.

„Muldoon, was machen sie da? Steigen sie wieder ein!"

Aber Robert antwortete nicht.

„Vielleicht hat er sein Funkgerät im Wagen gelassen", vermutete Mel, aber Ray deutet auf den Monitor.

„Nein, sehen sie? Da in seiner Gesäßtasche. Er will nur nicht antworten."

„Wahrscheinlich ist das Funkgerät dann das einzige, was wir von ihm wieder finden werden", spöttelte Don, aber Mel sah ihn scharf an.

Der Allosaurier knurrte Robert nun an und beäugte ihn merkwürdig. Aber Robert ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Etwa zwanzig Meter hinter dem Auto ging er runter auf ein Knie und hob seine Waffe. Er feuerte und nichts passierte. Der Allosaurier fiel nicht um, aber brüllte jetzt aggressiv und wir sahen, dass das Tier wirklich schwer verletzt war.

Dann griff er an und stürmte auf Robert zu.

„Robert, machen sie, dass sie da wegkommen!" Befahl Ray über Funk.

Aber Robert reagierte gar nicht darauf, sondern lud methodisch den zweiten Pfeil, hob seine Waffe und feuerte erneut.

Den Allosaurier störte das reichlich wenig, denn er kam jetzt mit schnellen Schritten näher.

Als auch der zweite Pfeil keine Wirkung zeigte, sprang Robert auf und sprintete zurück zum Wagen. Der Fahrer gab Gas, aber das Tier hatte schon fast den Wagen erreicht, der erst mal an Geschwindigkeit gewinnen musste.

„Ich weiß, was ich tue, Ray!" Hörten wir dann Robert über Funk.

Plötzlich blieb der Allosaurier stehen, torkelte und fiel um

„Sag ich doch!" Meinte Robert noch und dann sahen wir, dass er ausstieg, um das Tier zu begutachten.

Schnell war auch Dr. Harding am Ort des Geschehens und untersuchte das sehr mitgenommene Tier.

„Na, da hat er ja mal wieder ne Heldengeschichte zum Angeben", knurrte Don im Kontrollraum.

Ich wollte erst, konnte dann aber doch nichts darauf erwidern. Ich war noch völlig geschockt von der Szene, die sich da abgespielt hatte, aber dann musste ich schmunzeln.

Das war wieder typisch. Jeder andere wäre schreiend vor dem Allosaurier weggerannt, vor allem als das Tier angriff, aber Robert blieb ganz gelassen stehen. Typisch. In so einer Situation bleibt er völlig ruhig, aber wenn er mit Don anfängt zu diskutieren, rutscht ihm die Faust aus.

Dann knackte das Funkgerät. Es war wieder Robert.

„Ray? Der Allosaurier ist zu stark verletzt. Dr. Harding schläfert ihn sofort ein. Dann kommen wir zurück."

Nach einer Weile kamen Robert und Dr. Harding zurück in den Kontrollraum.

„Um den Triceratops müssen wir uns auch noch kümmern", meinte Thomas zu ihm und Robert nickte. Seine Laune war immer noch gut.

„Das ging leichter, als ich gedacht hatte", bemerkte Robert. „ Beim zweiten Mal war ich mir nicht sicher, ob ich ihn getroffen hatte. Meine Schulter tat beim Anlegen noch verdammt weh.

Aber im Endeffekt steckten ja doch beide Pfeile im Hals des Tieres."

„Und darauf sind sie bestimmt stolz", stichelte Don.

Robert war klug genug, das zu überhören. Aber ich ahnte, dass es nicht lange so bleiben würde.

„Leider konnten wir dem Tier nicht mehr helfen. Der Triceratops hat es ganz schön übel zugerichtet", fuhr Robert dann fort und setzte sich auf eine Tischkante.

„Doch kein so schönes Ende für ihre Heldengeschichte, nicht wahr?" Spöttelte Don weiter.

„Das ist schon das dritte tote Tier in dieser Woche, das sie zu verantworten haben."

Robert sprang auf und schnell stellte ich mich vor ihn.

„Stimmt nicht", warf ich ein. „Den Raptor hab ich auf dem Gewissen."

Ich spürte, dass Robert sich hinter mir wieder langsam entspannte.

Allerdings war es nur eine Frage der Zeit, bis die Situation wieder eskalieren würde.