Halfmoonglasses : Danke für deine Nachricht ! Wir werden weiter uploaden, dann hast du gaaanz viel zu lesen, wenn du wieder online gehen kannst... :o)
Mel
Als Lukas hinter Robert in den Kontrollraum kam, konnte ich mir meine Erleichterung über seine Unversehrtheit nicht erklären.
In mir tobte ein Gefühlschaos, wie ich es bis dahin noch nicht erlebt hatte.
Zumal Don diesmal ausnahmsweise kein Wort über Robert verloren hatte, als wir gebannt auf Rays Monitore sahen.
Ich stand hinter Don und beobachtete ihn heimlich. Und langsam kamen mir Zweifel, ob meine Entscheidung richtig gewesen war. Doch als Lukas eintrat, waren diese Zweifel verschwunden. Ich seufzte leise. Konnte man in zwei Männer gleichzeitig verliebt sein? Ich verdrückte mich klammheimlich und lief nach draußen. Diesmal achtete ich jedoch darauf in der Nähe des Besucherzentrums zu bleiben, denn es regnete wieder und es wurde langsam dunkel. Und auf eine weitere Begegnung mit einem Allosaurier konnte ich gut verzichten. Der Regen wurde immer stärker, doch das registrierte ich nicht. Irgendwie musste es doch zu schaffen sein eine geordnete Bahn in meine Gedanken zu bringen.
Ich bemerkte nicht, wie mir jemand folgte.
Am ehemaligen Raptorpferch blieb ich stehen und sah gedankenverloren hinein. Meine Gedanken kreisten nur um ein Thema. Don und Lukas. Die beiden Männer waren so grundverschieden wie es nur ging.
Ein leises Knacken riss mich aus meinen Gedanken. Oh nein, bitte nicht schon wieder, fuhr es mir durch den Kopf und als ich mich umdrehte erwartete ich einen hungrigen Allosaurier vor mir zu sehen.
Zum Glück irrte ich mich. Vor mir stand Liam. Aber was wollte ausgerechnet Liam hier?
„Meine Güte, hast du mich erschreckt."
„Wieso? Wen haben Sie denn erwartet? Einen Saurier vielleicht?" fragte er frech.
„Einen Allosaurier, um genau zu sein."
„Ja sicher", meinte er in einem Tonfall, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. „Als ob der hier so einfach hin kommen würde."
„Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher."
„Wie meinen Sie das?"
„Ach, es kann schon mal passieren, dass irgendwelche Zäune ausfallen. Und dann würde ich draußen besser nicht alleine herumlaufen, denn es könnte jederzeit ein wahnsinnig hungriger Allosaurier aus dem Gebüsch springen."
„Sie wollen mir doch nur Angst machen", gab er zurück. Doch er war schon längst nicht mehr so selbstsicher wie vor ein paar Minuten. Als er sich dann auch noch nach allen Seiten umsah, musste ich unwillkürlich grinsen.
„Sie wollen mir wirklich nur Angst einjagen", stellte er fest als er mein Grinsen sah.
„Na ja, solange du dich hier im abgezäunten Bereich befindest, bist du schon relativ sicher", räumte ich ein. „Wenn du allerdings so blöd bist wie ich und bei so einem Wetter in den Park rennst, dann nicht mehr, vor allem wenn ein Blitz das Allosauriergehege lahm gelegt hat", fügte ich seufzend hinzu.
Jetzt hatte ich ihn neugierig gemacht und bedrängte mich solange, bis ich ihm die ganze Geschichte erzählt hatte.
„Wollen wir nicht lieber reingehen? Dann kann ich dir noch mehr Geschichten erzählen, wenn du möchtest."
Wir waren beide schon klatschnass und ich wollte nicht, dass er sich was wegholte.
„Warum sind Sie dann erst rausgegangen?"
„Warum bist du mir hinterher gelaufen?" gab ich zurück.
„Es hat doch was mit diesem Anwalt zu tun", fuhr er ungerührt fort. „Sie haben ihn die ganze Zeit so komisch angesehen. Und als Lukas kam, sahen Sie aus, als wäre Ihnen nicht ganz wohl."
„Ich wüsste nicht, was dich das angeht", gab ich kühl zurück und drehte mich wieder um.
„Aber ich weiß wie es ist, wenn jemandem weh getan wird", sagte er leise.
Ich wusste immer noch nicht, was er von mir wollte. Aber ganz sicher würde ich meine Probleme nicht mit einem siebzehnjährigen Jungen diskutieren.
LiamLiam sah Mel unschlüssig an. Warum war er ihr eigentlich hinterher gelaufen? Er hatte nur gesehen, wie sie versuchte sich aus dem Kontrollraum zu schleichen und war ihr dann aus Neugier hinterher gegangen.
Er wusste selbst nicht, was er sich davon versprochen hatte. Und wenn Luthien rausfinden würde, dass er ihrer besten Freundin hinterherspioniert hatte, wäre sie bestimmt nicht begeistert. Und dass, wo er doch gerade begann sie zu mögen und sie ihn.
„Lukas würde Ihnen niemals weh tun", sagte er fest, dann drehte er sich um und rannte davon.
MelVerwundert drehte ich mich um, doch von Liam war keine Spur mehr zu sehen.
Woher nahm er diese Sicherheit, dass Lukas mir nicht weh tun würde. Er hatte ihn doch nur kurz gesehen und gestern abend auch nicht viel mit ihm gesprochen.
Was ich natürlich nicht wissen konnte war, dass Liam gestern, als Luthien und ich auf dem Balkon waren, an seiner Tür gelauscht hatte und so das Gespräch zwischen Robert und Lukas mitbekommen hatte.
Etwas verwirrt ging ich zurück ins Besucherzentrum. Und das eigentliche Problem hatte ich immer noch nicht gelöst.
„Da bist du ja", empfing mich Luthien. „Ich dachte schon du hättest wieder etwas angestellt. Mein Gott du bist ja ganz nass."
„Ach Luthien, ist weiß nicht mehr was ich machen soll! Ich habe immer noch Gefühle für Don, aber ich kann einfach nicht mehr mit ihm zusammen sein. Und Lukas... ich weiß nicht, was ich mit Lukas machen soll."
„Komm mit." Luthien zog mich in eine ruhige Ecke. „Und jetzt erzähl mir mal, was dir so im Kopf herumgeht."
„Seitdem ich mit Don richtig zusammen bin... war... Seit die Sache mit der Beziehung angefangen hat, benimmt Don sich so merkwürdig. Er war zwar schon vorher nicht gut auf Robert zu sprechen, aber das hatte ja einen anderen Grund. Jetzt scheint er sich irgendwie mit ihm vergleichen zu wollen oder er denkt, dass er mir nicht dass geben kann, was ich von einer Beziehung mit ihm erwarte. Als es damals noch eine Affäre war, war es nicht so, weil er mir genau das gegeben hat, was ich wollte. Es bestanden einfach keine Verpflichtungen und so was. Und ich kann ihn ja nichtmal vom Gegenteil überzeugen. Er scheint felsenfest davon überzeugt zu sein, dass er meinen Ansprüchen nicht genügt. Aber wie kann ich mit jemandem zusammensein, der sich für unzulänglich hält, obwohl er das eigentlich nicht ist... war. Weißt du, ich kann keinen Mann gebrauchen, der mir ständig beweisen will, dass er ein richtiger Mann ist und mich und meine Gefühle dabei total vergisst.
Lukas ist da ganz anders. Er hat sich von Anfang an für mich interessiert und hat sich irgendwie immer darum bemüht mir zu zeigen, dass ich ihm nicht gleichgültig bin. Man kann mit ihm einfach normal reden, ohne dass er gleich irgendwas dahinter vermutet. Don war ja sofort alarmiert, wenn ich Robert nur erwähnt habe. Er hat mit seiner blöden Eifersucht auf Robert alles kaputt gemacht."
Luthien sah mich lange nachdenklich an.
„Kannst du dir vorstellen mit Don glücklich zu werden?" fragte sie dann.
Erstaunt sah ich sie an und dachte über ihre Frage nach.
„Nein", meinte ich dann nach einer Weile.
„Und mit Lukas?"
„Ich weiß es nicht. Aber ich glaube schon."
„Vielleicht hast du dich an Donald auch zu sehr gewöhnt. Ich meine er war immer da wenn du ihn brauchtest."
„Du meinst wenn ich Sex haben wollte... ja. Aber als Partner... nein. Ich sollte mir nicht mehr den Kopf über Don zerbrechen, oder?"
„Nein, das sollest du nicht. Denn ich glaube, dass du eigentlich schon eine Entscheidung getroffen hast."
„Jetzt wo du es so sagst..."
„Dann grübel nicht länger drüber nach."
„Du meinst ich sollte Don vergessen und Lukas ne Chance geben?"
„Wenn das deine Entscheidung ist..."
„Oh man, du hast mir echt geholfen. Ohne dich hätte ich meine Gedanken nicht auf die reihe bekommen."
„Ich bin ja auch deine beste Freundin", grinste sie.
„Wie läuft es eigentlich mit dem neuen Rex?"
„Nicht besonders gut, ich weiß gar nicht, wie ich es bis zur Eröffnung schaffen soll."
„Und weiß John schon von den Raptoren?"
„Nein", seufzte sie. „Das muss ich ihm auch noch irgendwie beibringen."
„Die Eröffnung wird gut, das hab ich im Gefühl", versuchte ich sie aufzumuntern.
Sie wollte gerade etwas antworten, als Rebecca zu uns kam.
„Luthien, ich brauch dich dringend im Labor."
„Okay, wir sehen uns später?"
„Ja." Ich sah ihr nach.
„Mel, wie schön, dass ich dich hier finde", erklang hinter mir eine bekannte Stimme.
„Don." Ich fuhr herum. „Was willst du?"
„Können wir nicht nocheinmal neu anfangen?"
„Nein Don. Es geht nicht mehr."
„Aber Mel, das bisschen Streiterei mit Muldoon..."
„Es geht nicht um das bisschen Streiterei mit Robert. Es geht darum, dass du anscheinend lieber mit Robert streitest anstatt auch mal an mich zu denken."
„Wenn es dir darum geht, dann werde ich Muldoon aus dem Weg gehen."
„Auf einmal? Das sagst du jetzt nur so. ich hatte dir eine Chance gegeben, aber anstatt sie zu nutzen hast du dich lieber von Robert provozieren lassen. Das sagt ja wohl alles!"
„Aber ich kann mich ändern...", versuchte Don es erneut.
„Das fällt dir reichlich spät ein."
„Aber Mel, ich kann es dir beweisen." Er kam näher.
„Du wolltest schon zu viel beweisen." Er fasste mich bei den Schultern und wollte mich an sich ziehen.
„Laß mich los", fuhr ich ihn an und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien.
„Lassen Sie sie los", hörte ich Lukas Stimme und eine tiefe Erleichterung durchfuhr mich.
„Ah, da kommt ja Superman", spottete Don.
„Muss ich Ihnen erst Ihr dämliches Grinsen aus dem Gesicht schlagen oder lassen Sie sie freiwillig los?"
„Sie können es ja mal versuchen." Don sah Lukas herausfordernd an.
„Bitte", meinte dieser. „Ich habe sie gewarnt." Dann schlug er zu, nicht feste, aber fest genug, dass Don mich überrascht losließ und einen Schritt nach hinten taumelte. Er blutete noch nicht mal. Lukas zog mich zurück und stellte sich vor mich.
„Das wird Konsequenzen haben", drohte Don, doch Lukas sah ihn nur unbeeindruckt an.
„Ich bin für die Sicherheit von Miss Anderson zuständig und Sie gefährden diese Sicherheit", erklärte er dann ruhig. „Außerdem habe ich Sie gewarnt."
„Und ich warne Sie jetzt, Clough. Wenn Sie sie auch nur einmal anrühren, mach ich Mus aus Ihnen."
„Sie sind ja irre", gab Lukas zurück.
„Wir sind noch nicht fertig miteinander", knurrte Don und trat den Rückzug an.
DonIch werde sie zurückbekommen, dachte er. Und ich weiß auch schon wie.
Mel„Alles okay?" fragte Lukas und musterte mich besorgt.
„Ja, ja, alles okay. Aber gut dass du aufgetaucht bist."
„Ich habe dir doch gesagt, dass ich dein persönlicher Triceratops bin", grinste er und ich ließ mich in seine Arme ziehen.
Ich spürte ein leichtes Kribbeln in der Magengegend und Lukas Berührung jagte mir einen Schauer über den Rücken.
Plötzlich schob er mich gespielt entsetzt von sich. „Oh nein, jetzt macht Gennaro Mus aus mir, ich hab dich angerührt!"
„Als ob du vor ihm Angst haben müsstest. Der Tops hatte auch keine Angst vor dem Allosaurier."
Grinsend zog er mich wieder in seine Arme und brachte sein Gesicht ganz nah an meins heran.
„Oh, störe ich?" Wir fuhren auseinander und sahen Robert ertappt an.
Im Stillen verfluchte ich Robert, warum musste er auch gerade jetzt auftauchen. Ausgerechnet, als Lukas im Begriff war mich zu küssen.
LuthienRebecca und ich sahen auf die Uhr. Zeit fürs Schlüpfen. Schnell riefen wir Henry und dann rannten wir drei aufgeregt in Richtung Brutstation. Dabei kamen wir an Robert, Mel und Lukas vorbei, die uns nur verwundert hinterher sahen.
Robert„Was ist denn in die gefahren?" Fragte Mel.
„Vielleicht geht's ja um den neuen Rex", bemerkte plötzlich Liam, der bei den dreien auftauchte.
„Woher weißt du denn von dem Rex?" Robert sah seinen Sohn skeptisch an, der nur mit den Schultern zuckte.
„Wir könnten ja mal nachsehen", schlug Lukas vor und sie gingen zur Brutstation.
„Oh wow, vielleicht schlüpft er gerade! Das muss ich sehen", rief Liam begeistert, als er durch die Glasscheiben die Station sah. Rebecca, Henry und Luthien standen um einen der nestartigen Tische und diskutierten.
„Du gehst nirgendwo hin", bremste ihn Robert, als er mit seiner Keycard die Tür öffnete.
„Hier haben nur Mitarbeiter Zutritt."
„Und warum darf sie dann mit?" Liam deutete auf Mel.
„Weil sie auch für InGen arbeitet… aber du wartest hier. Das ist mein letztes Wort."
Damit beendete Robert jegliche Diskussion.
Liam starrte ihn böse an. Der weiß genau, wie er mir jeden Spaß verdirbt, dachte er.
LuthienEntzückt beobachteten wir den Baby-Rex, wie er seine ersten Schritte auf dem Tisch machte.
Wenn die Tiere noch so klein waren, sahen sie recht niedlich aus. Da würde niemand vermuten, dass daraus mal der gefürchtetste Räuber der Urzeit werden würde.
„Oh ist der niedlich", rief Mel plötzlich hinter mir und ich musste grinsen.
„Willst du einen als Haustier?" Fragte ich, aber sie verneinte.
„Nee, lieber nicht. Der frisst mir nur die Haare vom Kopf und wie soll ich mit ihm Gassi gehen…"
„Mit ihr…" Korrigierte ich sie.
„Jetzt sind wir doch nicht mehr arbeitslos", bemerkte dann Robert in Richtung Lukas, der sich umsah. Er war noch nie in einem der Labors gewesen.
Henry brachte den Rex zu unserer Aufzuchtsstation. Es würde ein paar Wochen dauern, bis wir ihn in das Raptorengehege bringen konnten, aber bis dahin könnten die Besucher das Tier in der Aufzuchtsstation sehen.
Als wir zum Abendessen gingen, konnte ich meine gute Laune kaum verbergen.
„Du strahlst ja richtig", meinte Robert nicht ganz so optimistisch zu mir.
„Ich weiß, dass du meine Freude nicht ganz teilen kannst, aber der Rex soll doch unsere Hauptattraktion werden…" Ich sah ihn bettelnd an.
„Na ja, wenigstens sind die Raptoren weg…" Gab er dann zu.
„Oh, stimmt ja." Jetzt fielen mir die Raptoren wieder ein. Das musste ich ja noch John beichten.
Am nächsten Tag tat ich das auch.
„Was? Die Raptoren sind auch tot? Und du hast sie umgebracht?"
Ich hatte geahnt, dass John sich aufregen würde.
„Langsam glaube ich, ich weiß überhaupt nicht mehr, was hier eigentlich vor sich geht… Mel ist plötzlich auf der Insel und jetzt auch noch Roberts Sohn. Donald verhält sich schon seit einigen Tagen total merkwürdig und Robert sieht aus, als wäre er in eine Schlägerei geraten. Irgendwas stimmt hier doch nicht. Ihr verschweigt mir doch etwas…"
„Glaub mir", meinte ich seufzend, „du willst das gar nicht alles wissen… Außerdem haben wir einen neuen Rex!"
Ich dachte mir, es wäre gut, das Beste für den Schluss aufzubewahren und tatsächlich stimmte es John etwas gutmütiger.
„Zumindest etwas", meinte er. „Ich hoffe, du weißt wenigstens, was hier vor sich geht, denn schließlich ist es ja auch größtenteils deine Insel. Vor allem hoffe ich, dass mit der Eröffnungsgala in zwei Tagen alles gut geht…"
„Jetzt wo die Raptoren weg sind, mach ich mir da keine so großen Sorgen mehr", beschwichtigte ich ihn und dann teilte mir John mit, er würde mal im Kontrollraum nach dem rechten sehen und ich ging nach draußen.
Heute Morgen hatte ich Dr. Harding dazu überredet, Liam mal mit in den Park zu nehmen, denn er hatte gestern etwas niedergeschlagen gewirkt, weil er den kleinen Rex nicht hatte sehen dürfen. Gerade als ich über den Parkplatz lief, kam Robert rasant mit einem der Geländewagen angefahren. Ich wusste, dass er Dr. Harding hatte helfen müssen, aber was mich überraschte war, dass Liam auf einmal aus Roberts Wagen sprang, wütend die Tür zuknallte und zum Wohnkomplex lief.
Robert stieg ebenso verärgert aus und warf ebenfalls die Tür zu.
„Liam, bleib stehen! Wir sind noch nicht fertig! Ich warne dich…!" Rief er seinem Sohn hinter her.
Oh oh, dachte ich, da muss ich wohl mal eingreifen und bevor Robert ihm hinterher laufen konnte, fing ich ihn ab. Er ahnte was ich vorhatte.
„Halt dich da raus, Luthien!" Fuhr er mich an, aber ich wollte mich nicht raushalten.
„Hey! Was soll das? Als dein Boss will ich wissen, was passiert ist!"
„Und ich als dein Angestellter sage dir, es wäre besser für dich, wenn du dich da raushältst!"
Robert war wirklich aufgebracht und mir fiel nur eine Möglichkeit ihn abzulenken und zu besänftigen.
„Willst du mir etwa drohen? Damit kommst du bei mir nicht durch…"
Und damit zog ich ihn an mich und küsste ihn zärtlich. Meine Taktik hatte Erfolg.
Total verdutzt sah er mich an, aber war wirklich etwas ruhiger.
„Was hast du vor?" Fragte er argwöhnisch und ich küsste ihn noch einmal.
„Das ist nicht fair", beschwerte er sich daraufhin. „Du kämpfst mit unlauteren Mitteln, denen ich nicht widerstehen kann."
„Also… erzählst du mir jetzt, was dein Sohn wieder angestellt hat, um dich zu ärgern?"
Robert nickte widerwillig und wir setzten uns auf eine Bank vor dem Besucherzentrum.
„Wir waren mit Harding im Park und eigentlich lief alles ganz gut… nicht, dass wir uns auf einmal super verstanden hätten, aber er hat sich wenigstens zurückgehalten. Dann hat Harding mich gebeten Liam schon mal mit zurückzunehmen, was ich auch tat. Wir haben uns unterhalten und er ist mal wieder ausgeflippt. Gerade als wir eine Herde Stegosaurier passieren lassen mussten, ist er aus dem Wagen gesprungen und abgehauen. Ich musste natürlich hinterher, um ihn vor den Stegos zu retten. Die hätten ihn beinahe mit ihren Schwänzen erschlagen und mich nebenbei bemerkt auch. Da ist es ja wohl auch kein Wunder, dass ich sauer auf ihn bin, oder?"
Jetzt konnte ich Robert verstehen.
„Na gut, also jetzt kann ich es verstehen", stimmte ich ihm zu.
„Weißt du, ich komm mit dem Jungen einfach nicht klar." Robert wirkte frustriert.
„Vielleicht sollte ich mal mit ihm reden", schlug ich vor.
„Tu was du nicht lassen kannst. Ich würde ihn wahrscheinlich sowieso nur anschreien. Aber wenn er dich wieder beleidigt, sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt…"
Ich fand Liam in seinem Apartment. Er schien vor sich hin zu grummeln und war ebenfalls sauer.
„Was?" Meinte er, als er mich sah. „Schickt mein Vater jetzt dich vor, um mich zu bestrafen? Werd ich jetzt hier eingesperrt und darf nicht mehr raus? Ich wette, er hat dir schon alles erzählt und jetzt bist du auch auf seiner Seite."
Bleib ruhig, Luthien, redete ich mir beruhigend zu. Dann legte ich los.
„Erstens: Mir gefällt dein Ton nicht und zweitens: Es geht nicht darum, wer auf wessen Seite steht! Wie konntest du einfach mitten in einem Gehege aus dem Auto springen? Ist dir nicht klar, wie gefährlich das ist? Wir züchten hier keine Kuscheltiere!"
„Ist mir egal", meinte Liam verächtlich und mir platzte fast der Kragen.
„Aber mir ist das nicht egal! Du hast dich und auch Robert unnötig in Gefahr gebracht!"
Ich ärgerte mich maßlos über ihn.
„Tu doch nicht so, als würde es hier um mich gehen... Du machst dir doch nur Sorgen um meinen Vater und das ihm hätte was passieren können!" Warf er mir an den Kopf.
„Na ja, so wie du dich im Moment hier aufführst, ist es ja wohl auch kein Wunder, dass mir dein Vater lieber ist... Wieso machst du überhaupt so einen Mist? Ich versteh dich ehrlich gesagt nicht. Eigentlich versteh ich euch beide nicht..."
Ich seufzte und dann musste ich grinsen. Liam verstand das natürlich nicht.
„Was ist so witzig?"
„Ach nichts", meinte ich und musste richtig lachen. Das verärgerte Liam noch mehr.
„Ich kann es nicht leiden, wenn jemand über mich lacht!"
„Okay, dann verrate ich es dir: Du erinnerst mich total an deinen Vater. Der schafft es auch mich so aufzuregen wie du jetzt gerade. Ihr seid euch wirklich sehr ähnlich."
„Blödsinn", wehrte Liam ab. „Ich hab nichts von meinem Vater!"
„Oh doch", beharrte ich, „dein Vater hat nämlich genauso reagiert, als ich ihm dasselbe gesagt habe."
Liam wirkte verunsichert.
„Wieso springst du überhaupt aus dem Wagen, wenn dein Vater nur mit dir reden will?"
„Hat er dir das so erzählt?" Liam sah mich überrascht an.
„Ja, wieso? Dann erzähl mir doch mal deine Version..."
Jetzt war ich gespannt.
„Anfangs haben wir uns auch noch normal unterhalten, aber dann fingen wir an zu diskutieren und wenn du Robert wirklich kennst, weißt du, wie sehr er so etwas hasst..."
Er stockte.
„Und weiter?"
„Ich hab gesagt, dass ich sowieso lieber bei meiner Mutter wäre, was ja eigentlich nicht stimmt, aber ich dachte, es würde ihn dazu bewegen nachzugeben."
„Hat nicht funktioniert, oder?"
„Nein. Er meinte, ich könne gerne wieder zurückgehen und dass er sich sowieso nicht darum gerissen hätte, dass ich herkomme... sondern dass er eigentlich dagegen war und du ihn nur dazu überredet hättest, damit meine Mutter endlich in die Scheidung einwilligt. Er hat sogar gesagt, er wäre froh mich wieder los zu werden... Aber Luthien, ich weiß doch gar nicht, ob ich wieder zurück kann... Was mach ich denn dann?"
Liam war den Tränen nahe und ich war entsetzt. Oh verdammt, dachte ich, wie konnte Robert ihm nur so etwas an den Kopf werfen? Jetzt konnte ich auch verstehen, warum Liam weglaufen wollte.
Ich atmete tief durch.
„Mach dir keine Sorgen. Ich kümmere mich darum. Aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass dein Vater genauso bescheuert ist wie du manchmal..."
Liam sah mich verwirrt an.
„Wie meinst du denn das jetzt wieder?"
„Ach", winkte ich ab, „vergiss es. Ich werd mal mit deinem Vater reden."
„Ehrlich? Heißt das, dass ich nicht für immer in meinem Zimmer bleiben muss?"
„Musst du nicht. Aber glaub nicht, dass ich deine Leichtsinnsaktion so einfach vergesse", meinte ich dann und verließ die Wohnung.
Liam blieb mit schlechtem Gewissen zurück.
Auf dem Flur lief mir Robert über den Weg.
„Und? Hast du die Verzogenheit in Person bestraft?" Fragte er mich.
„Ehrlich gesagt: Nein. Ich habe mich mit ihm unterhalten." Gab ich zurück.
„Unterhalten?" Robert sah mich ungläubig an.
Jetzt oder nie, dachte ich.
„Sag mal, worüber habt ihr euch noch mal unterhalten, als er aus dem Wagen gesprungen ist?"
Robert zögerte und ich merkte, dass er sich nicht mehr so ganz wohl in seiner Haut fühlte.
„Ich weiß nicht", antwortete er dann unentschlossen. „Nichts Besonderes..."
„Könnte es nicht vielleicht sein, dass du ihm einige nicht so nette Dinge an den Kopf geworfen hast? So etwas wie: Du würdest ihn gerne wieder loswerden!"
Ärgerlich sah ich Robert an.
„Oh man", stöhnte er dann. „Das hat er dir erzählt?"
„Allerdings. Wie konntest du ihm nur so etwas sagen? Spinnst du? Er ist dein Sohn."
„Ich hab dir doch gesagt, du sollst dich da nicht einmischen, Luthien. Das geht dich nichts an!"
„Oh doch!" Erhob ich meine Stimme. „Was meinst du, wie er sich fühlt? Ihm ist schon klar, dass seine Mutter ihn loswerden will und jetzt sagt sein Vater ihm auch noch dasselbe..."
„Und wen interessiert es, wie ich mich gefühlt habe, als mein eigener Sohn nichts mehr mit mir zu tun haben wollte! Soll ich jetzt etwa so tun, als wenn nie etwas passiert wäre? Das ist doch deine Spezialität, nicht wahr, Luthien?" Roberts Ton wurde ganz schön verletzend.
„Aber du bist ein Elternteil, Robert. Da sollte dir klar sein, dass deine Gefühle nicht immer im Vordergrund stehen." Auch ich wurde langsam sauer.
„Ach? Und was soll ich deiner Meinung nach tun? Mein Sohn taucht einfach so nach drei Jahren hier auf und ich soll sagen: Hey, alles vergeben und vergessen, komm in meine Arme, Sohn!"
Ich hasste es, wenn Robert in solchen Situationen sarkastisch war.
„Vielleicht nicht gerade so... aber im Moment bist du auch nicht besser als seine Mutter..."
„Vergleich mich nie wieder mit seiner Mutter!" Herrschte Robert mich an. „Ich hab dir schon einmal gesagt, du hast keine Ahnung..."
Jetzt wurde ich sarkastisch.
„Stimmt ja. Hab ich wohl immer noch nicht, was? Du vertraust mir ja nicht... Deswegen verheimlichst du mir immer solche Dinge wie eure Unterhaltung, die Liam dazu gebracht hat aus dem Wagen zu springen... Das war total unsensibel von dir."
„Oh", lachte Robert plötzlich auf, „dann bist du also jetzt die Spezialistin in Erziehungsfragen? Komisch eigentlich, denn ich kann mich nicht erinnern gehört zu haben, dass du verheiratet warst oder gar Kinder hast. Im Gegenteil. Ich glaube, Mel hat erwähnt, dass du gar nicht scharf darauf bist Mutter zu werden..."
Langsam ging er zu weit.
„Ach ja, tut mir Leid, dass ich nicht blöd genug war den erstbesten zu heiraten, der mir über den Weg gelaufen ist und mit ihm ein Kind zu zeugen, das ich nicht erziehen kann."
Aber Robert fiel auch noch etwas sehr verletzendes ein:
„Ich kann mir auch nicht vorstellen, wer dich heiraten würde. In alles musst du dich einmischen, aber wenn es mal darauf ankommt, hältst du lieber deine Klappe..."
Damit spielte er wohl auf die Umzugsaktion der Raptoren an, bei der ich John nicht widersprochen hatte. Mir traten die Tränen in die Augen.
„Das kannst du gut, nicht wahr? Andere verletzen..."
Robert erkannte plötzlich, dass er zu weit gegangen war. Betreten sah er mich an.
„Luthien... ich..."
Aber ich wollte keine Entschuldigung hören und unterbrach ihn.
„Laß mich einfach in Ruhe!"
Damit drehte ich mich um und lief zum Treppenhaus.
