Uns war nicht klar, dass Liam den Streit belauscht hatte.
Niedergeschlagen setzte er sich auf sein Bett. Er hatte nicht gewollt, dass Luthien wegen ihm mit seinem Vater stritt. Sie war so glücklich mit seinem Vater gewesen und jetzt hatte er es geschafft, dass die beiden wütend aufeinander waren.
Liam fühlte sich schlecht dabei und nahm sich vor, alles zu tun, damit die beiden sich wieder versöhnen würden.
LuthienDraußen atmete ich tief durch und traf auf Mel.
„Was ist los?" Fragte sie grinsend. „Hat dein Stiefsohn wieder etwas angestellt?"
„Nenn ihn nicht so", lehnte ich ab. „Und es liegt nicht nur an Liam sondern auch an Robert. Er hat sich mal wieder total unsensibel verhalten und nicht nur Liam gegenüber."
„Hast du mit ihm gestritten?"
Ich nickte und dann erzählte ich ihr alles.
„Robert hat das bestimmt nicht so gemeint", versuchte sie mich hinterher zu beruhigen.
„Nein, wahrscheinlich nicht... aber er hat es gesagt."
Na toll, dachte ich, jetzt war Robert nicht nur sauer auf seinen Sohn sondern auch auf mich und ich war wütend auf Liam wegen seines Leichtsinns und auf Robert wegen seines unsensiblen Verhaltens.
Ich seufzte. So würde das nie was werden…
Mel wollte aber noch etwas wissen.
„Vielleicht kannst du mir aber mal erklären, woher Liam über Don, Lukas und mich Bescheid weiß."
Ich antwortete nur mit einem Schulterzucken, denn der Streit mit Robert setzte mir doch mehr zu, als ich zugeben wollte.
Robert und Don„Das ich das noch erleben darf! Der große Muldoon steht einmal nicht als Held da!"
Robert drehte sich um und sah Donald, der lässig an die Wand gelehnt vor ihm stand.
„Wenn Sie sie jetzt nicht verjagt haben, dann weiß ich auch nicht", grinste er hämisch. „Aber warum sollte mich das wundern? Sie kommen schon nicht mit Ihren Tieren klar, warum also sollten Sie mit Frauen klar kommen?"
„Hören Sie auf, hören Sie endlich auf", brüllte Robert und sprang ihn an. Völlig überrascht reagierte Don gar nicht als Robert ihn an die Wand nagelte.
„Sind Sie immer noch nicht zufrieden? Reicht es nicht, dass Sie Ihre eigene Beziehung kaputt gemacht haben?" Robert drückte Don seinen Arm gegen die Kehle. Don gab nur ein hilfloses Röcheln von sich und starrte Robert aus schreckensgeweiteten Augen an.
„Aber wissen Sie was?" fuhr Robert fort. „Sie haben es nicht anders verdient! So wie Sie Mel behandelt haben ist es Ihnen recht geschehen, dass sie Ihnen davon gelaufen ist. Haben Sie dafür auch eine passende Erklärung, Anwalt?" Robert drückte noch etwas fester zu. „Also maßen Sie sich nicht an zu beurteilen, wie ich mit Frauen klar komme."
Robert hatte sich in Rage geredet und merkte gar nicht, dass er Don immer mehr die Luft abdrückte.
Don versuchte sich verzweifelt aus Roberts Griff zu befreien. Dem Schrecken war mittlerweile nackte Panik gefolgt. Doch Robert hielt ihn eisern fest.
„Vater! Du bringst ihn ja um!"
Robert fuhr herum und Don sank halb ohnmächtig zu Boden und schnappte nach Luft.
Liam sah seinen Vater aus großen Augen an.
„Liam... ich..."
„Ich wusste, dass du zu allem fähig bist", sagte Liam leise.
„Ich kann dir das erklären." Robert trat einen Schritt auf seinen Sohn zu, doch dieser wich vor ihm zurück.
„Komm mir nicht zu nahe!" Die Worte seines Sohnes trafen Robert mehr, als er gedacht hatte.
„Liam, bitte, ich wollte ihn nicht umbringen. Das musst du mir glauben."
„Für mich sah das aber ganz anders aus...Und für ihn glaube ich auch." Liam deutete auf den am Boden liegenden Donald, der immer noch keuchend um Luft rang.
„Liam...", versuchte es Robert erneut, doch Liam sah ihn nur abweisend an.
Robert sah seinen Sohn noch eine Weile an, doch als dieser keine Reaktion zeigte, lief er schnell nach draußen und ließ seiner Wut und Verzweiflung freien Lauf.
Liam und DonLiam beugte sich derweil zu Donald hinunter.
„Alles okay?"
„Ja", stöhnte dieser.
„Bleiben Sie hier, ich hole den Doc."
Völlig durcheinander lief Liam los um Dr. Harding zu suchen. Gerade noch hatte er sich Vorwürfe gemacht, dass er den Streit zwischen Luthien und seinem Vater verursacht hatte. Und jetzt das! Mittlerweile wusste er gar nicht mehr, was er von seinem Vater denken sollte. Er hatte zwar mitbekommen, dass Donald ihn provoziert hatte, aber das war doch kein Grund ihn gleich umzubringen.
Hätte Liam die Vorgeschichte gewusst, hätte er es vielleicht verstanden. So aber bestätigte sich nur sein Eindruck, den er von Robert hatte.
Es dauerte dann auch nicht lange, bis Liam Dr. Harding gefunden hatte. Schnell erklärte er ihm die Situation und Harding ließ sich nicht zweimal bitten und begleitete Liam zurück.
Als die beiden bei Donald ankamen, hatte dieser sich bereits aufgesetzt.
„Wie geht es Ihnen?" fragte Harding.
„Meine Lungen schmerzen und mein Hals tut höllisch weh."
Dort, wo Robert zugedrückt hatte, hatte sich Dons Hals schon leicht blau gefärbt. Harding sah sich das kurz an.
„Ist nur eine Quetschung", meinte er dann. „Halb so schlimm. Das wird in den nächsten tagen zwar noch weh tun und nicht schön aussehen, aber Sie werden es überleben."
Er betrachtete Don genauer. Er war immer noch blass und auch die Angst war noch nicht vollständig aus seinem Blick gewichen.
„Ihre Lungenschmerzen machen mir mehr Sorgen. Da muss ich Sie genauer untersuchen. Liam, hilfst du mir ihn nach unten zu bringen?"
Liam nickte und half Harding Don zu stützen. Gemeinsam schafften sie ihn in den Erste-Hilfe-Raum. Unterwegs begegneten ihnen Mel, die sie erstaunt ansah.
MelWas auch immer passiert war, dachte ich. Diesmal ist es schlimm.
Ich folgte den Dreien zum Behandlungsraum.
„Danke Liam, du kannst jetzt gehen", schickte Harding den Jungen weg.
Als Liam durch die Tür kam, hielt ich ihn auf und zog ihn unauffällig in eine stille Ecke.
„Was ist passiert?" wollte ich von ihm wissen.
„Ach, sieh an, Sie machen sich ja doch Sorgen um Ihren Anwalt", grinste er.
„Erstens ist es nicht mein Anwalt und zweitens geht dich das überhaupt nichts an. Also, was ist passiert?" fuhr ich ihn ungeduldig an.
„Wow, ist ja gut. Ich erzähl's Ihnen ja schon. Dad hat versucht Ihren Anwalt zu killen."
„Was?"
„Also, noch mal zum Mitschreiben. Mein Vater hat versucht Ihren Anwalt umzubringen."
„Das glaube ich nicht", meinte ich ungläubig. „Zu so was ist Robert doch gar nicht fähig. So gut kenne ich ihn zwar nicht, aber das traue ich ihm nicht zu!"
„Bitte, wenn Sie mir nicht glauben, dann fragen Sie doch Ihren Anwalt..."
„Es ist nicht mein Anwalt."
„Dann eben nicht." Liam hob die Schulter und machte, dass er davon kam, bevor Mel auf die Idee kam ihn danach zu fragen, woher er von Don, Lukas und ihr wusste.
Ich hörte Don schon vor sich hinschimpfen, als ich das Behandlungszimmer betrat.
Dr. Harding kam mir entgegen und verdrehte die Augen.
„Das geht schon so, seit ich ihm gesagt habe, dass er nicht schwer verletzt ist. Ich will ihn allerdings noch eine Weile hier behalten. Für alle Fälle."
Das Mitleid, was ich gerade noch für Don empfunden hatte verschwand, als ich ihn sah. So schlecht ging es ihm anscheinend nicht, immerhin konnte er schon wieder Gift verspritzen.
Er war zwar immer noch reichlich blass und die Quetschung am Hals sah übel aus, was ihn jedoch nicht davon abhielt wie ein Rohrspatz zu schimpfen.
„Das wird ein Nachspiel haben", drohte er als er mich sah. „Den werde ich wegen versuchten Mordes vor Gericht bringen!"
„Robert wollte dich bestimmt nicht umbringen", versuchte ich ihn zu beschwichtigen.
„Das war ja klar, dass du ihn wieder in Schutz nimmst! Der gute Robert würde so etwas ja nie tun, er ist ja schließlich unser Held", höhnte er. „Aber eins verspreche ich dir, den zerre ich vor Gericht. Aber damit kennt er sich ja aus... mit Mord!"
„Du spinnst doch total", fuhr ich ihn an.
„Ach ja? Und warum springt er mich dann an und drückt mir die Kehle zu? Und dann diese Mordlust in seinen Augen..."
„Du hast bestimmt deinen Teil dazu beigetragen. Aber Mordlust, ich bitte dich. Allerdings", fügte ich hinzu. „An seiner Stelle hätte ich auch nicht Übel Lust dir ne Abreibung zu verpassen."
„Stellst du dich jetzt auch noch auf seine Seite?"
„Soll ich dir mal was sagen? Wenn Robert wirklich durchgedreht ist, dann bist du nicht so ganz unschuldig daran. Du lässt ihn ja überhaupt nicht mehr in Ruhe. Selbst jetzt, wo du doch angeblich einem Mordanschlag entkommen bist, sitzt du hier und beschimpfst ihn, anstatt mal endlich wieder zur Besinnung zu kommen."
„Aber ich hab doch recht", versuchte er sich zu verteidigen.
„Weißt du was? Laß gut sein, ich ertrag dich nicht mehr", meinte ich leise und verließ eiligst das Behandlungszimmer.
Draußen lief ich Lukas in die Arme.
„Weißt du, wo Robert ist? Ich suche ihn schon die ganze Zeit, wir müssen doch noch etwas wegen der Landcruiser-Tour besprechen."
„Ich glaube Robert hat im Moment ganz andere Probleme", seufzte ich.
Lukas sah mich verwirrt an und ich erzählte ihm von dem Streit zwischen Robert und Luthien und dann von dem Vorfall zwischen Don und Robert.
„Und Don ist jetzt felsenfest davon überzeugt, dass Robert ihn umbringen wollte. Der hat doch nicht mehr alle fünf Sinne beisammen."
„Du bist aber reichlich gut informiert", grinste er mich an. Schnell wurde er aber wieder ernst. „Die Eröffnung ist schon bald. Was gibt das denn für einen Eindruck bei den Besuchern, wenn die beiden sich ständig streiten und prügeln?"
„Ja, aber Robert hat noch ein anderes Problem", gab ich zu bedenken. „Wenn Don seine Drohung war macht und ihn wegen Mordversuchs vor Gericht bringt, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Robert verurteilt wird. Don ist das Opfer und als Anwalt ziemlich glaubwürdig, außerdem war Liam auch Zeuge und er ist auch davon überzeugt, dass Robert Don umbringen wollte. Und Robert hat keine Zeugen, die zu seinen Gunsten aussagen könnten."
Lukas hatte zwar keine Ahnung was das betraf, aber was Mel ihm da erklärte klang plausibel.
„Dann müssen wir Gennaro irgendwie davon abhalten und wenn ich ihn windelweich prügeln muss."
„Jetzt fang du nicht auch noch an", stöhnte ich auf.
„Das war ein Scherz", grinste er schelmisch. „Ich bin nicht unbedingt scharf darauf mich da einzumischen. Laß uns Robert suchen gehen, bevor er noch irgendetwas wirklich dummes anstellt."
„Aber ich wollte Luthien..."
„Halt sie da erst mal raus. Sie soll sich erst mal von dem Streit erholen."
Widerwillig stimmte ich Lukas zu und folgte ihm nach draußen.
Draußen fanden wir nur eine zertrümmerte Bank.
„Aha", kommentierte Lukas. „Er war also hier. Ich glaube dann weiß ich, wo wir ihn finden."
Lukas deutete auf einen Jeep und wir stiegen ein.
Wir fanden Robert auf einem Hochstand, von dem man fast das ganze Pflanzenfressergehege überschauen konnte.
„Bleib du erst mal im Auto", wies Lukas mich an.
Er stieg aus und ich sah, wie er irgendetwas zu Robert hochrief und Robert daraufhin hinunter geklettert kam. Die beiden unterhielten sich angeregt. Robert raufte sich die Haare und sagte irgendetwas zu Lukas, dann sackten seine Schultern herab und er ließ den Kopf hängen.
Lukas bedeutete mir auszusteigen.
„Ich wollte ihn nicht umbringen", empfing mich Robert. „Das musst du mir glauben!"
„Das glaub ich dir ja. Viel wichtiger ist jetzt, dass wir Donald davon abbringen, dich anzuzeigen."
Bei dem Gedanken, wieder in den Knast kommen zu können, wurde Robert ganz blass. Er konnte sich noch gut an jene Zeit erinnern und es waren keine schönen Erinnerungen.
„Du kommst nicht ins Gefängnis", deutete ich seine Gedanken richtig. „Wenn es hart auf hart kommt, kriegen wir dich da schon raus."
„Heißt das, du würdest meine Verteidigung übernehmen?"
„Ja, aber hoffen wir, dass es nicht soweit kommen wird."
„Das was nicht soweit kommen wird?"
Wir fuhren herum und starrten Luthien erschrocken an. Die beiden Männer traten einen Schritt zurück, sodass ich alleine vor ihr stand.
„Äh... nun ja... das ist so..."
Luthien„Verdammte Scheiße!" Fluchte ich los, als Mel mir alles gebeichtet hatte. Eigentlich hatte ich nur einen Spaziergang machen wollen, um eine klaren Kopf zu bekommen und jetzt das… „Langsam hab ich wirklich die Schnauze voll von diesem Mist hier! Diese verdammte Insel treibt mich noch in den Wahnsinn! Sind hier jetzt alle total durchgeknallt? Ich glaube, John hat Recht: Hier kann man sich nie sicher sein, was gerade vorgeht…"
Mel sah mich skeptisch an. Sie wusste, dass nie etwas Gutes dabei raus kam, wenn ich mich so aufregte und hemmungslos fluchte.
„Weißt du", unterbrach sie mich, „vielleicht sollten wir erst mal…"
Aber ich ließ sie nicht ausreden und zeigte zum Gehege.
„Nein, ich sag dir, was ich tun sollte: Ich sollte einfach in diesen Elektrozaun stolpern! Dann hab ich keine Sorgen und auch keine Probleme mehr! Selbst die Raptoren waren friedlicher als ihr!" Dabei sah ich Robert scharf an, aber Mel widersprach mir.
„Und was war mit dem, der uns in der Küche gejagt hat?"
Langsam regte ich mich wieder ab.
„Der hat auch nur das gemacht, was er am besten konnte. Was man von den meisten Leuten hier nicht behaupten kann! Alle machen hier, was sie wollen… nur nicht ihren Job! Was soll das? Übermorgen ist die Eröffnungsgala und die einzigen, die hier tun, was sie sollen, sind die Tiere… und gerade von denen würden wir wollen, dass sie sich anders verhalten. Also wenn das keine Ironie ist, weiß ich auch nicht…Das ist doch echt krank. Du, Robert, versuchst Don zu erwürgen, du, Mel, ziehst dreimal in der Woche in ein anderes Apartment und sie, Lukas, keine Ahnung, was sie angestellt haben, aber da gibt es bestimmt irgendetwas…"
Die drei sahen mich merkwürdig an.
„Ich hab nicht versucht, Don zu erwürgen", verteidigte sich Robert. „Ich hab ihm nur etwas die Luft abgedrückt…"Dann etwas leiser.
„Natürlich", gab ich sarkastisch zurück, „das macht man ja unter zivilisierten Menschen auch so…"
„Ja ja ja", mischte Mel sich jetzt etwas genervt ein, „bevor das jetzt wieder zu ner weiteren herzzerreißenden Szene führt, sollten wir lieber überlegen, was wir mit Don machen."
Mir fiel da schon etwas ein.
„Wir machen das, was große Firmen immer tun, um Gerichtsverhandlungen zu vermeiden."
„Und das wäre?"
Alle sahen mich fragend an.
„Wir zahlen Schweigegeld."
„Was?" Mel wirkte entsetzt. „Hast du so etwas denn schon mal gemacht?"
„Nein, ich nicht… aber Donald", enthüllte ich. „So läuft das nun mal und er weiß das. Daher wird er auch wissen, dass es für ihn keine bequemere Lösung geben kann.
„Ich glaube nicht, dass er da zustimmen wird. Es wird schwer sein ihn von seinem Rachefeldzug abzubringen", gab Mel zu bedenken, aber ich zuckte nur mit den Schultern.
„Alles eine Frage des Preises. Du könntest ihm ja mal ein Angebot unterbreiten, wo du dich schon dazu bereit erklärt hast, Roberts Anwalt zu werden…"
Davon war Mel gar nicht begeistert und Robert auch nicht.
„Moment mal", fuhr er dazwischen, „ich will nicht, dass hier irgendwelche Schweigegelder gezahlt werden. Ich hab nichts unrechtes getan. Na ja, auf jeden Fall wollte ich ihn nicht umbringen…"
„Das ist keine Frage von Recht oder Unrecht. Es geht nur darum Aufsehen zu vermeiden und Donald weiß, dass das jetzt, wo der Park gerade eröffnet werden soll, besonders wichtig ist."
„Das gefällt mir trotzdem nicht", versuchte Robert es noch mal. „Gibt es keine andere Lösung?"
Mir fiel auf, dass er etwas blass wirkte. Ich konnte mir denken, dass ihn der Gedanke wieder in den Knast zu wandern ganz schön mitnahm.
Ich dachte kurz nach und dann fiel mir noch etwas ein.
„Na ja, entweder das oder wir nageln ihn auf die Verschwiegenheitsklausel in seinem Vertrag fest. Es wäre dann wohl am besten, wir weisen ihn schon jetzt daraufhin, dass er einen Vertrag unterschrieben hat, der ihm verbietet über das, was hier auf der Insel vor sich geht zu reden. Das schließt alles mit ein, was hier passiert. Sollt er sich nicht daran halten, können wir ihn ebenfalls verklagen."
„Verschwiegenheitsklausel in Bezug auf die Insel?" Mel sah mich verwirrt an.
„So etwas Spezielles gibt es in meinem Vertrag aber nicht, oder? Das hätte mich bestimmt gewundert."
„Nein." Jetzt musste ich grinsen. „Diesen Vertrag mussten auch nur Mitarbeiter unterschreiben, die Zutritt zur Insel haben… was du ja eigentlich nicht hast. Aber du hast etwas Ähnliches unterschrieben, als du mit Ray die Sachen wegen der Keycard geregelt hast."
Lukas und Robert nickten. Sie konnten sich an diesen speziellen Punkt in ihren Verträgen auch noch erinnern, weil ziemlich darauf rumgeritten wurde.
„Oh, ich verstehe", meinte Mel dann. „Ich erinnere mich vage…"
„Donald das mit dem Vertrag klar zu machen, wäre dann ja wohl auch dein Spezialgebiet, Mel."
Jetzt musste auch Mel grinsen.
„Oh ja, und darauf freu ich mich schon, ihm das zu verklickern. Kann mir nur noch mal einer vorher diesen Vertrag zeigen?"
„Ich geb dir meinen", bot Lukas sofort an.
„Was ist eigentlich mit Liam?" Fiel Mel dann noch ein. „Der hat doch nicht auch so etwas unterschreiben müssen, oder?"
„Doch natürlich", antwortete ich. „Was glaubst du denn, wie wir es geschafft haben, die Insel so lange geheim zu halten? Die Leute haben alle ihre Klappe gehalten, weil sie Angst haben verklagt zu werden…"
„Aber vielleicht sollen wir Liam das schonender beibringen", schlug Mel vor und ich stimmte ihr zu.
„Okay, also du kümmerst dich um Don und ich kümmere mich um Liam."
Dann wurde es auch langsam Zeit zurück zu fahren.
„Soll ich dich mit zurücknehmen?" Fragte Robert mich und sah mich schuldbewusst an.
Er hatte mit Sicherheit ein schlechtes Gewissen, aber so leicht wollte ich ihm nicht verzeihen, was er mir an den Kopf geworfen hatte.
Ich lehnte ab.
„Nein danke. Ich laufe lieber zurück."
Ich fand Liam alleine auf der Terrasse des Besucherzentrums und setzte mich zu ihm.
„Hi Liam!" Ich wusste gar nicht, wie ich anfangen sollte, aber er nahm mir das ab.
„Lassen wir doch das Geplänkel", meinte er grinsend, „kommen wir gleich zur Sache…"
Wieder etwas, was mich sehr an seinen Vater erinnerte. Beide kamen gerne sofort auf den Punkt.
„Und was für eine Sache wäre das wohl?" Fragte ich scheinheilig.
„Du bist doch hier, weil mein Dad versucht hat diesen Anwalt, mit dem Mel was hatte oder auch noch hat, so sicher bin ich mir da noch nicht, umzubringen."
„Robert hat nicht versucht ihn umzubringen. Es war eher eine Revanche…"
„Für mich sah das aber anders aus… Wie ich es gesagt hatte, mein Vater schafft es immer alles kaputt zu machen…", beharrte Liam.
Lange drum herum reden brachte nichts, also kam auch ich zur Sache.
„Also Liam: Don würde Robert liebend gerne vor Gericht zerren, aber das werden wir mit allen Mitteln verhindern. Da du der einzige Zeuge für diese Geschichte bist, haben wir jetzt zwei, nein sogar drei Möglichkeiten: Erstens, du erhältst von InGen Schweigegeld, aber die Möglichkeit scheidet eigentlich schon aus, da wir dich sonst verklagen, denn du hast zweitens einen Vertrag unterschrieben, der dir untersagt über irgendetwas zu reden, was hier auf der Insel vor sich geht…"
Liam sah mich argwöhnisch an.
„Und was ist die dritte Möglichkeit? Doch wohl nicht, dass ich ins Allosauriergehege geworfen werde, oder?"
„Nein", lachte ich, „die dritte Möglichkeit ist, dass ich dir die ganze Geschichte erzähle und du deinen Vater vielleicht etwas besser verstehen kannst."
„Na gut", meinte er, „ versuchen wir die dritte… vor allem, was meintest du mit, es war eher eine Revanche?"
Puh… ich überlegte, wie ich alles am besten zusammenfassen konnte.
„Also anfangs lief alles ganz gut. Mel kam auf die Insel, Don, der Anwalt, kam auf die Insel und alle anderen waren schon auf der Insel. Mel und Donald hatten erst nur eine Affäre, aber hier wurde es zu mehr, bis Don sich auf einmal wie ein Irrer aufführte. Sagen wir einfach aufgrund verschiedenster Vorfälle, die ich hier nicht alle aufführen möchte, weil es zu lange dauern würde, konnten dein Vater und er sich nicht ausstehen. Don war wohl irgendwie eifersüchtig auf Robert, weil es Mel Spaß machte sich mit ihm und Dr. Harding die Tiere im Park anzusehen. Don hat Minderwertigkeitskomplexe oder so ähnlich, aber jedenfalls gipfelte die ganze Streiterei zwischen den beiden in einer nächtlichen Schlägerei, kurz bevor du auf die Insel kamst. Don hat Robert ganz schön zusammen geschlagen und deswegen wollte dein Vater sich wohl bei ihm revanchieren…"
Liam hatte aufmerksam zugehört du schien langsam zu verstehen.
„Jetzt wird mir einiges klarer", meinte er dann. „Aber wie konnte ein Anwalt meinen Dad verprügeln? Das kann ich mir gar nicht vorstellen…"
„Dein Vater ist am rechten Arm verletzt. Deswegen."
Ich seufzte. Eigentlich war ich immer noch froh darüber, dass Robert nicht Don verprügelt hatte.
„Aber wieso verhält Donald sich so, wenn er doch eigentlich glücklich mit Mel war?"
Ich zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung. Frag mich was leichteres… vielleicht bekommt ihm die Luft hier nicht…"
Liam grinste.
„Jetzt verstehe ich auch, warum mein Vater sofort ausgeflippt ist, als Don euren Streit erwähnt hat und…"
„Moment mal… Woher weißt du von unserem Streit? Ach ja, und wieso wusstest du schon vorher, was zwischen Mel, Don und Lukas abläuft?"
Liam sah mich etwas beschämt an.
„Na ja, es könnte sein, dass ich das eine oder andere Mal an der Tür gelauscht habe…"
„Jetzt wird mir einiges klar…" Kommentierte ich sein Geständnis.
„Also gut", fuhr er dann fort, „eigentlich hätte ich lieber das Schweigegeld gehabt, aber so ist mir klar geworden, dass ich mich aus dieser Geschichte lieber raushalten sollte. Ein bisschen kann ich meinen Vater jetzt verstehen, obwohl das trotzdem nicht in Ordnung war."
Ich seufzte.
„Da hast du wohl Recht…"
„Hast du dich eigentlich wieder mit meinem Vater versöhnt? Ich wollte nämlich nicht, dass ihr wegen mir streitet", bemerkte er dann leise.
„Es war nicht deine Schuld, Liam. Ich weiß auch nicht, woran es liegt… aber um deine Frage zu beantworten: Nein, wir haben noch nicht darüber miteinander gesprochen."
Ich stand auf. Es war mir lieber noch ein bisschen allein zu sein und Liam schien das zu verstehen.
Er hingegen nahm seinen ursprünglichen Plan wieder auf, um Luthien und seinen Vater zu einer Versöhnung zu bringen.
MelLukas hatte mir seinen Vertrag gezeigt und ich hatte mir ihn durchgesehen. Mit ein bisschen Geschick konnte ich Donald tatsächlich darauf festnageln, dass er schweigen musste.
Robert ging in Lukas Wohnzimmer nervös auf und ab.
„Und das funktioniert wirklich?" fragte er zweifelnd.
„Das wird es", beruhigte ich ihn, obwohl ich mir da selbst nicht so sicher war. Donald war einer der besten Anwälte, die ich kannte, so leicht würde er nicht aufgeben.
Lukas war so nett gewesen und hatte mir eine Kopie von seinem Vertrag gemacht, die ich nun auf seinem Schreibtisch ausbreitete. Ich markierte mir einige wichtige Stellen und machte mir dazu Notizen. Endlich konnte ich mal etwas machen, das ich wirklich konnte. Auf diesem Gebiet fühlte ich mich sicher und ich hatte mir fest vorgenommen Robert vor dem Gefängnis zu bewahren.
„Gut", meinte ich. „Dann werde ich jetzt mal mit Donald reden."
„Ich hätte nie gedacht, dass ich mal auf sie angewiesen sein werde", seufzte Robert als die Tür hinter Mel ins Schloss fiel. „Und dabei habe ich sie noch vor ein paar Tagen ziemlich beleidigt, wegen ihres Berufes."
Ich klopfte an Dons Appartementtür und er öffnete sofort.
„Du?" Er sah mich überrascht an.
„Darf ich reinkommen? Ich möchte gerne mit dir etwas geschäftliches besprechen."
„Sicher. Um was geht es."
Er war sofort sachlich und distanziert. Typisch. Sobald es um was geschäftliches ging, war er Anwalt mit Haut und Haar und die persönlichen Probleme die wir hatten spielten keine Rolle mehr.
Ich nahm auf der Couch Platz und legte die Papiere vor mich auf dem Tisch.
„Folgendes", sagte ich, als er sich mir gegenüber in einen Sessel gesetzt hatte. „Robert hat mich als Anwalt engagiert. Und ich möchte dich darüber informieren, dass, solltest du den Vorfall vor Gericht bringen, wir rechtliche Schritte gegen dich einleiten werden."
Don wollte schon wieder auffahren, bemühte sich aber dann doch sachlich zu bleiben.
„Wie wollt ihr das anstellen? Wenn ich Robert nicht wegen versuchten Mordes drankriege, dann wenigstens wegen Körperverletzung und Nötigung."
„Hast du dir mal deinen Vertrag mit InGen genauer durchgelesen?"
„Wieso willst du das wissen?"
„Ich habe hier eine Kopie von einem Vertrag, den alle Mitarbeiter von InGen, die etwas mit der Insel zu tun haben, unterschreiben mussten. Also auch du.
§ 23 des Vertrages enthält eine besondere Klausel: Der Mitarbeiter ist verpflichtet über die Existenz der Insel „Isal Nublar" und über alles was auf dieser Insel geschieht und was mit dieser Insel zu tun hat Stillschweigen zu wahren, soweit der Arbeitgeber (InGen) nichts anderes bestimmt. Ein Verstoß kann mit sofortiger Kündigung oder sonstigen sanktionellen Handlungen geahndet werden. Ebenso berechtigt ein Verstoß den Arbeitgeber (InGen), den Mitarbeiter auf Schadensersatz zu verklagen.
Du kannst den Vorfall also gar nicht an die Öffentlichkeit bringen, wenn du deinen Job nicht verlieren willst."
„Ich will damit auch gar nicht an die Öffentlichkeit. Ich denke es reicht, wenn Hammond davon erfährt."
„Hast du vergessen, dass er in solchen Sachen nicht zu entscheiden hat?"
„Also, was schlägst du vor?"
„Du zeigst Robert nicht an und wir vergessen die ganze Sache."
„Und was habe ich davon?"
„Na ja, Robert wäre bereit, dich für deine Schmerzen zu entschädigen." Das stimmte zwar so nicht, aber irgendetwas musste ich ihm ja zu bieten haben.
„Und was ist mit dir?"
„Mit mir? Ich hab damit doch gar nichts zu tun." Erstaunt sah ich ihn an.
„Wenn ich einwillige, Muldoon in Ruhe zu lassen und eine Entschädigung von ihm annehme, würdest du dann zu mir zurückkommen?"
„Don, das hat doch nichts mit uns zu tun. Ich werde nicht mehr zu dir zurückkommen."
„Tja, dann kommen wir wohl nicht ins Geschäft."
„Aber Don..."
„Ihr stellt eure Forderungen und ich meine", unterbrach er mich. „Außerdem, sobald die Eröffnung vorbei ist, kann ich Muldoon ohne weiteres vor Gericht bringen. Denn dann ist die Insel nicht mehr geheim. Also, überleg es dir."
„Und?" empfing mich Robert ungeduldig, als ich von Don zurückkam.
„Es läuft genau, wie ich vermutet hatte", grinste ich und rieb mir die Hände. „Er will unsere Verhandlungen bis nach der Eröffnung hinauszögern."
„Und was heißt das?" wollte nun auch Lukas wissen.
„Er verlangt als Gegenleistung, dass ich zu ihm zurück komme. Natürlich weiß er, dass ich das nicht machen werde, also benutzt er es al Verzögerungstaktik. Aber das habe ich erwartet und habe vorgesorgt." Triumphierend sah ich die beiden an.
Ich zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus meiner Hosentasche und wedelte den beiden Männern damit vor der Nase herum.
„Das ist heute Morgen per Fax gekommen. Zugegeben heute Morgen wusste ich noch nicht, wie sich die Situation zwischen dir und Don entwickeln würde, aber das hier kann uns auch damit weiterhelfen."
„Und was ist das?" Robert sah mich genervt an. „Mach es nicht so spannend?"
„Das ist eine richterliche Verfügung vom Richter meines Vertrauens."
„Und zu was ist die gut? Jetzt sag schon endlich."
Bevor ich antworten konnte, klopfte es an der Tür. Lukas öffnete schnell und Luthien kam herein.
„Hab ich was verpasst?" fragte sie mich neugierig.
„Nein, du kommst genau richtig." Schnell setzte ich sie ins Bild und Robert ging derweil ungeduldig auf und ab.
„Eine richterliche Verfügung?" Luthiens rechte Augenbraue rutschte ein Stück höher und erstaunt sah sie mich an. „Wofür?"
„Das habe ich gerade auch schon gefragt und wenn du nicht gekommen wärst, hätte sie es schon längst gesagt." Robert sah sie vorwurfsvoll an. Luthien ignorierte ihn und sah mich weiter fragend an.
Als ich sie alle so erwartungsvoll dastehen sah, musste ich grinsen.
„Darauf kommt ihr nie..."
„Dann sag es uns endlich." Langsam wurde Robert wirklich böse und ich wollte den Bogen nicht überspannen. Seine Nerven lagen ohnehin schon blank.
„Don darf sich mir nicht mehr nähern. Na ja, zumindest darf er mich nicht mehr anfassen oder sonst irgendwie nötigen", erklärte ich, als die anderen mich nur ungläubig anstarrten.
Als keiner was sagte seufzte ich.
„Mein Vater ist Richter. Vor ein paar Tagen habe ich mit ihm telefoniert. Um genauer zu sein, hab ich eins deiner Telefone benutzt, als du arbeiten warst Lukas. Ich habe ihm die Situation zwischen mir und Don erklärt. Keine Sorge", meinte ich zu Luthien, als sie mich unterbrechen wollte. „Ich habe kein Wort über die Insel verloren. Dad weiß gar nicht wo ich bin. Ich habe ihm nur erzählt, wie Don sich im Moment aufführt, dass er auf einen anderen Mann eifersüchtig ist und diesen auch nicht in Ruhe lässt. Und wenn ich ehrlich bin hatte ich Angst, dass Don mir gegenüber vielleicht etwas unüberlegtes tun würde. Also habe ich meinen Vater gebeten, mir so eine richterliche Verfügung auszustellen. Er hat es sofort gemacht und sie heute Morgen gefaxt. Damit werde ich Don jetzt unter Druck setzen und seine Forderung somit zunichte machen. Zwar hatte ich es so nicht gedacht, aber wenn ich dir damit helfen kann, Robert, dann ist das gut."
„Aber wird Don nicht sofort erkennen, dass die Verfügung von deinem Vater ist?" warf Lukas ein.
„Nein. Er weiß nicht, dass der Ehrenwerte Richter Mark Crouther mein Vater ist", grinste ich. „Eigentlich wusste es bislang keiner außer Luthien. Deswegen wäre es schön, wenn ihr es niemandem sagt."
Die beiden Männer nickten.
„Dann gehe ich noch mal zu Donald. Wir sehen uns beim Abendessen!" Ich winkte den dreien fröhlich mit dem Fax zu und machte mich auf den Weg.
„Das ging ja schnell", grinste Don siegessicher, als er mir die Tür öffnete.
Ich machte mir gar nicht die Mühe darauf etwas zu erwidern, sondern schob ihn zur Seite und setzte mich wieder auf die Couch. Etwas verwundert folgte er mir.
„So", meinte ich, als er sich gesetzt hatte. „Jetzt ist Schluss mit den Nettigkeiten. Anscheinend legst du keinen Wert darauf, dass wir uns friedlich einigen. Ich hatte zwar gehofft, ich könnte mir das sparen, aber anscheinend willst du es ja nicht anders. Deine Forderung, dass ich zu dir zurückkommen soll, ist glatte Nötigung und wenn du es dir nicht nocheinmal überlegen willst, muss ich von dieser Verfügung Gebrauch machen."
Ich reichte ihm das Fax und er las es aufmerksam durch. Als er fertig war, sah er leicht blass aus.
„Das würdest du nicht tun..."
„Wenn du mich nicht endlich in Ruhe lässt... doch ich würde es tun", erwiderte ich hart und er zuckte bei meinen Worten leicht zusammen.
„Wir können uns aber auch anders einigen und ich zerreiße das Fax... gib dir keine Mühe, ich hab eine Kopie davon", setzte ich nach, als ich sah, dass er selbst das gerade in Erwägung zog.
„Und bevor du jetzt sagst, du kannst trotzdem mit deiner Anzeige bis zur Eröffnung warten... Hier auf einer Insel ist es fast unmöglich sich aus dem Weg zu gehen, wir werden also immer in irgendeiner Form zusammentreffen und wenn du dann nur einmal falsch hustest, werde ich dich anzeigen, denn du hast dich nicht an die Verfügung gehalten."
„Das ist Erpressung", knurrte er.
„Was war denn das, was du vorhin von mir verlangt hast?" gab ich zurück.
Eine Weile sagte er gar nichts, ich konnte sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete.
„Es gibt noch eine andere Möglichkeit", meinte ich schließlich.
Er sah mich fragend an.
„Du zeigst Robert nicht an und bekommst von ihm eine Entschädigung. Und du akzeptierst, dass es mit uns endgültig vorbei ist. Die Verfügung hat es dann nie gegeben."
Donald dachte eine Weile nach, anscheinend hatte er keine andere Wahl, wenn er keinen Rosenkrieg riskieren wollte. Und Mel hatte gute Chancen darauf, dass sie gewinnen würde, würde sie ihre Drohung ernst machen und ihn anzeigen.
„Na schön", stimmte er schließlich widerwillig zu. Wahrscheinlich war es sogar das beste für alle Beteiligten.
„Schön. Dann unterschreibe bitte das hier", ich schob ihm ein Blatt Papier hin.
„Moment noch", meinte ich dann, genau geplant, als er gerade den Stift ansetzten wollte.
„Was denn noch?"
„Was ist mit deiner Entschädigung für Robert? Immerhin hast du ihn auch halb tot geprügelt."
„Und?" fragte er unwillig.
„Du kannst doch nicht erwarten, dass Robert dir eine Entschädigung bezahlt ohne selbst von dir eine zu bekommen."
„Laß mich raten, wenn ich nicht zahle, verklagt er mich." Don seufzte. Die ganze Angelegenheit entwickelte sich langsam zu einem Teufelskreis.
„Wir können die beiden Entschädigungen ja gegeneinander aufheben", schlug ich vor.
„Na gut, ist vielleicht besser so."
Ich musste mich zusammenreißen um nicht breit zu grinsen, als ich Don den Zettel wieder weg nahm und ihm ein anderes Blatt zuschob.
„Du hast an alles gedacht, wie?"
„Ich hatte einen guten Lehrmeister..."
Er seufzte ergeben und unterschrieb.
„Das wird trotzdem noch ein Nachspiel haben", drohte er dann.
„Und was für eins?"
„Ich werde dich aus der Firma schmeißen."
„Bitte, dann tu das doch. Aber beeil dich, sonst komme ich dir noch zuvor und kündige."
Sprachlos starrte Don mich an. „Das ist nicht dein Ernst!"
„Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich noch mal mit dir zusammenarbeiten kann? Also kündige ich hiermit. Die schriftliche schick ich dir noch zu."
Damit ließ ich Donald stehen und verließ das Appartement. Draußen konnte ich mir das Grinsen dann doch nicht mehr verkneifen und gut gelaunt machte ich mich auf den Weg zum Abendessen.
