Kapitel 12

Jane und Elizabeth Bennet waren die einzigen Kinder von Edward und Catherine Miller, einem einfachen Farmerehepaar, das am Rande einer Kleinstadt in der Provinz Alberta ein wenig Gemüseanbau und eine kleine Viehzucht betrieb. Jane war sechs und Liz gerade mal drei Jahre alt, als eines nachts ein schweres Gewitter über der Stadt niederging und der Blitz in die Ställe einschlug. Beim Versuch, den Brand zu löschen und die Tiere in Sicherheit zu bringen, stürzte unglücklicherweise ein baufälliges Dach, das in den nächsten Tagen hätte repariert werden sollen, ein und begrub Edward und Catherine sowie zwei Knechte unter sich.

Jane und Liz waren über Nacht zu Waisen geworden. Sehr viel an Verwandtschaft war nicht vorhanden, Catherine hatte keine Geschwister und Edward einen Bruder, John Miller, der mit seiner Frau in Calgary lebte. Es wurde – zum Glück für die beiden Mädchen – gerichtlich entschieden, die Farm zu verkaufen und das erlöste Geld auf ein Treuhandkonto einzuzahlen, das jeweils zum 18. Geburtstag der beiden ausgezahlt werden würde. Somit war sichergestellt, daß Onkel John nicht in Versuchung kam, das Geld in seine eigenen Taschen zu stecken.

Das Geld hätte ihr Onkel sicherlich gerne eingesteckt, aber er war nicht bereit, Jane und Liz bei sich aufzunehmen. Er hatte bereits zwei Töchter und stahl sich mit allerhand fadenscheinigen Argumenten aus der Verantwortung. In buchstäblich letzter Minute, bevor die Mädchen in ein Heim gekommen wären, erfuhr ein kinderloses Ehepaar aus Calgary von der Tragödie der beiden und setzte alle Hebel in Bewegung, die beiden als Pflegekinder bei sich aufnehmen zu können.

Bei Thomas Bennet, einem Chirurgen und seiner deutschen Frau Fanny erfuhren die Mädchen, die bereits so viel Leid in ihrem jungen Leben erfahren hatten, was es hieß, in einer liebevollen Familie aufzuwachsen. Fanny sprach ausschließlich deutsch mit ihnen und weckte vor allem in Liz die Liebe zur deutschen Literatur während Jane später in die Fußstapfen ihres Pflegevaters trat und ebenfalls Medizin studierte. Nach einigen Jahren adoptierten die Bennets die beiden Mädchen.

Aber auch diesmal schlug das Schicksal unbarmherzig zu. Liz hatte zu ihrem 18. Geburtstag genau wie 3 Jahre vorher Jane eine Reise nach New York geschenkt bekommen. Als Thomas und Fanny sich auf den Weg zum Flughafen machten, um ihre Mädchen abzuholen, geschah das Unglück. Ein anderer Wagen hatte ihnen kurz vor der Abfahrt zum Flughafen die Vorfahrt genommen und als Thomas noch versuchte, auszuweichen, crashten sie frontal gegen einen Brückenpfeiler. Beide waren sofort tot.

Für Jane und Liz brach eine Welt zusammen. Sie hatten nur noch sich selbst auf der Welt. Zum Glück waren sie nicht mittellos und konnten, als der erste Schock einmal überstanden war, ohne Zeitdruck überlegen, was sie nun tun sollten. Sie beschlossen, ihre Zelte in Calgary abzubrechen, da sie dort alles an vergangene, glückliche Zeiten erinnerte. Voller Trauer im Herzen, aber nicht mutlos, lösten sie alles in Calgary auf und übersiedelten nach Vancouver, wo sie besagtes Apartment kauften und ein neues Leben begannen.

Jane führte ihr Medizinstudium fort, während Liz ihres der Literaturwissenschaften begann und später ihren geliebten Buchladen (in dem sie vorher bereits Stammkundin gewesen war) von einem älteren Herrn übernahm, der sich endlich zur Ruhe setzen wollte. Bis ihr schließlich ein gewisser William Darcy über den Weg gelaufen war.

William hatte schockiert zugehört. Was sie in ihrem jungen Leben bereits alles mitgemacht hatte! Vollkommen überwältigt von ihrer Geschichte nahm er sie wortlos in die Arme und streichelte ihr minutenlang über den Rücken. Liz hatte nicht verhindern können, daß ihr die Tränen kamen, als sie an ihre Zeit in Calgary zurückdachte und William ließ sie weinen und hielt sie still fest. Kein Wunder, daß sie bisher noch nie von ihrer Familie erzählt hatte. Außer Jane hatte sie keinen Menschen mehr auf der Welt, ihren dämlichen Onkel vielleicht ausgenommen.

Schließlich waren die Tränen getrocknet und Liz schaute William mit einem schwachen Lächeln an. „Entschuldige, aber ich erzähle die Geschichte nicht oft. Ich denke auch nicht besonders gerne daran, wie du dir sicher vorstellen kannst."

William küßte sie zärtlich. „Ich danke dir, daß du es mir erzählt hast. Und ich werde mein bestes tun, dich glücklich zu machen, Liebes. Du hast genug durchgemacht, daß es für ein ganzes Leben reicht. Ich liebe dich, Liz."

„Und ich liebe dich, William Darcy." Sie lächelte und wischte die letzten Tränen weg. „Du siehst, ich werde nicht viele Gäste mitbringen zu unserer Hochzeit."

„Ich habe dir doch angeboten, nach Las Vegas zu fliegen…"

Sie stoppte ihn mit einem Kuß.

Am nächsten Morgen erwachte William von Liz' ziemlich penetrantem Wecker. Bevor er ihn wieder an die Wand werfen konnte, hatte Liz ihn in weiser Voraussicht ausgeschaltet.

„Guten Morgen, zukünftige Mrs. Darcy," murmelte er und zog sie an sich. Liz ließ sich auf eine kleine Kuschelei ein, wollte sich aber losmachen, als es leidenschaftlicher wurde.

„William, ich muß aufstehen. Und du solltest auch langsam los, du hast heute deinen großen Tag."

„Nein, erst will ich dich ein bißchen liebhaben."

„William!"

„Sschhh." Seine Hände ließen sich nicht beirren und kurze Zeit später schnurrte Liz unter seinen erfahrenen Fingern wie eine Katze, die den Sahnetopf ausgeschleckt hat. Nachdem sie beide zu ihrem Recht gekommen waren, stand William – wenn auch widerwillig – auf und blickte sich suchend nach seinen Klamotten um. Nur sein Hemd lag auf einem Stuhl und er erinnerte sich dunkel, seine Jeans draußen im Wohnzimmer gelassen zu haben. Er bat Liz, seine Sachen zu holen aus Angst, Jane halbnackt in die Arme zu laufen. Diese Angst war begründet, denn Jane ging gerade in die Küche, als Liz ihr Schlafzimmer verließ. Jane grinste, als sie ihre kleine Schwester, die einmal mehr nur Williams Pullover trug, sah und deutete schweigend auf den Stapel Kleidung, den sie ordentlich auf einen Stuhl gelegt hatte. Liz grinste zurück und verschwand wieder im Schlafzimmer.

„Jane ist tatsächlich schon auf. Sie macht grade Kaffee, willst du noch einen bevor du fährst?"

„Ich muß mich beeilen, Liebes. Muß mich noch umziehen, ich kann nicht in diesem Aufzug zur Arbeit erscheinen." Er zog sich schnell an und drückte sie an sich. „Ich hole dich heute abend ab. Kannst du um sieben fertig sein?"

Liz nickte. Mußte sie den Laden eben früher schließen oder Charlotte bitten. Sie brachte William zur Tür und nach einem letzten leidenschaftlichen Kuß war er schließlich verschwunden.

Jane sah ihre Schwester erwartungsvoll an, als diese in die Küche trat. Ihr Blick fiel zu allererst auf den Ring.

„Das ist nicht dein Ernst, Liz, oder?" fragte sie überrascht und deutete auf ihre Hand.

Liz nickte verlegen. „Doch. Wir haben uns gestern verlobt. Heute abend lerne ich seinen Vater kennen."

Jane wünschte ihrer Schwester nur das Beste, aber sie wußte nicht so recht, was sie davon halten sollte. Sie war nicht neidisch – schließlich hatte sie mit Charles auch keine schlechte Wahl getroffen und die beiden meinten es auch sehr ernst, aber William Darcy war ein anderes Kaliber. Sein Ruf in Sachen Frauen war nicht gerade der beste, allerdings hatte auch sie ihn in Pemberley kennengelernt und Charles ließ nichts auf seinen besten Freund kommen. Und wenn er ihre Schwester liebte und gut behandelte, wäre es ihr nur recht.

„Das ist eine schnelle Entscheidung, Lizzy. Ich wünsch dir alles Glück der Welt und hoffe, du hast richtig entschieden."

„Ich kann mir ein Leben ohne ihn kaum noch vorstellen, Jane. Komisch, oder? Ich habe mich noch nie so beschützt und geborgen gefühlt wie in seiner Nähe."

Jane lächelte. „Er ist ein netter Kerl, finde ich. Was in den Zeitungen so alles steht, sollte man nicht überbewerten."

„Oh Jane, heute abend muß ich mit zu diesem Empfang, der zu seinen Ehren gegeben wird. Was zieh ich bloß an!"

„Wollen wir ein bißchen einkaufen gehen heute mittag?" schlug Jane vor und Liz nickte dankbar. Jane war ihre weltbeste Einkaufsberaterin und würde sicherstellen, daß sie heute abend bei ihrem ersten ‚öffentlichen' Auftritt eine gute Figur machen würde.

William hingegen hatte keine Kleidungsprobleme. Sowohl im Pan Pacific als auch in Pemberley waren seine Ankleidezimmer für jeden Anlaß bestens gefüllt. West Vanc war zu weit, also entschied er sich dafür, ins Hotel zu fahren. Er duschte – wobei er bedauerte, Liz' Duft von seinem Körper waschen zu müssen – und griff danach automatisch zu Jeans und Hemd, als ihm einfiel, daß es damit nun vorbei war. Seufzend zog er einen seiner maßgeschneiderten Anzüge an, wählte eine Krawatte, passende schwarze Schuhe und traf kurz nach halb zehn in der Firmenzentrale am Robson Square ein.

Die junge Dame am Empfang war seit kurzer Zeit in der Firma und kannte den Juniorchef noch nicht – beziehungsweise nur die Gerüchte, die über ihn im Umlauf waren. William wunderte sich, daß sie ihm die Drehtür nicht freischaltete und blickte sie fragend an. „Sie wollen hoffentlich nicht daran schuld sein, wenn ich zu spät zum Termin mit meinem Vater komme?" fragte er und lächelte – anscheinend war sie neu.

„Darf ich fragen, wer ihr Vater ist?" fragte sie kühl.

„William Darcy, Miss…?."

Die junge Frau wurde rot. So rot wie ihre Haare, fiel William auf. „Davis. Angela Davis."

„Nett, sie kennenzulernen, Miss Davis. Wir werden uns in Zukunft zwangsläufig öfter sehen," sagte William und deutete dann fragend auf die Drehtür. Er schmunzelte innerlich, da Miss Davis ihn mit fast offenem Mund anstarrte und keinerlei Anstalten machte, ihn endlich durchzulassen.

Wieder auf der Erde angekommen, ließ sie ihn schließlich durch und verbrachte dann den Rest des Tages damit, über ihren attraktiven Juniorchef zu fantasieren.

William war stolz auf sich. Noch vor wenigen Wochen hätte er mit Miss Davis zumindest heftigst geflirtet, aber heute wäre ihm das gar nicht in den Sinn gekommen. Auch wenn ihre Haare noch so rot waren. Seine Gedanken waren ganz allein bei Liz.

Seine Gedanken wurden allerdings ziemlich schnell abgelenkt, als er seinem Vater gegenübersaß und dieser sofort mit vollem Elan in die Sache einstieg.

Zunächst zeigte er ihm sein Büro. Es war nur durch ein Sekretariat, das sie sich beide teilten, vom Büro seines Vaters getrennt. William hatte die Einrichtung vorher selbst ausgesucht. Er bevorzugte einen etwas moderneren Stil als sein Dad, der sein Büro noch ganz im alten Stil mit wuchtigen Möbeln und viel Holz ausgestattet hatte. Williams „Residenz" war im Gegensatz dazu hell, freundlich und eher sparsam möbliert. Er brauchte keinen riesigen Schreibtisch, ein Laptop genügte ihm und ein Telefon. Außer einem Konferenztisch für 10 Personen, einem bequemen Ledersessel, seinen juristischen Nachschlagewerken und einem Schrank, in dem er vertrauliche Unterlagen aufbewahren konnte, brauchte er nichts. Pflanzen und farbenfrohe Drucke an weißen Wänden (im Gegensatz zu den dunklen, holzgetäfelten des Seniorchefs) machten sein Büro für ihn angenehm und bewohnbar.

Sein Schreibtisch war bereits mit Büromaterial aller Art befüllt worden, Telefon und Laptop waren angeschlossen und er konnte nun theoretisch voll und ganz einsteigen. Er machte im Geiste eine Notiz, so bald wie möglich ein gerahmtes Foto von Liz auf seinem Schreibtisch aufzustellen. Während er aus dem Fenster sah stellte er erfreut fest, daß ihr Buchladen nur wenige hundert Meter von hier entfernt war. Das bedeutete, sie konnten sich jeden Tag auch mittags sehen. Wenn er nicht gerade auf Reisen war.

Wie aufs Stichwort klopfte es an der Tür und eine der drei Sekretärinnen, Kathy, trat ein. Sie hatte einen Stapel Unterlagen in der Hand. Kathy Johnson war Ende der Vierzig und schon seit vielen Jahren Mitarbeiterin bei Darcy Hotels. Sie kannte William und Georgie von klein auf und freute sich, daß William nun auch ins Geschäft eingestiegen war. Sie war seinem Vater eine enge Vertraute im besten Sinne und schätzte Anne Darcy sehr. Die beiden Frauen kannten sich gut. Kathy war unumschränkte Herrscherin unter den Assistentinnen und hatte ihr Vorzimmer bestens im Griff.

„Sir, ich habe hier die Flugverbindungen für ihre Reise morgen," sagte sie, als William sie anlächelte und sie aufforderte, platz zu nehmen.

William seufzte. Er wollte immer noch nicht verreisen. Nicht ohne seine Lizzy.

„Danke Kathy." Er warf einen Blick auf den Zeitplan und verzog das Gesicht. Zwei Wochen hatte sein Dad eingeplant.

„Die Flüge sind alle elektronisch auf ihrer Kreditkarte gebucht. Die geplanten Meetings finden sie hier hinten im Ordner, ebenfalls die arrangierten Transfers zum Flughafen und den Hotels."

William nickte. Auf Kathy war Verlaß.

Sie besprachen noch einige weitere Dinge, als Williams Vater dazukam. „Sohn, es wird Zeit dich endlich offiziell vorzustellen. Kommst du?"

Die Mitarbeiter waren gespannt auf ihren glamourösen Juniorchef, über den so viele Gerüchte in Umlauf waren. Einige kannten ihn schon von früheren Besuchen, aber die meisten hatten nur viel von ihm gehört. William hatte es sich zum absoluten Grundsatz gemacht, keine Affären mit Mitarbeiterinnen von Darcy Hotels anzufangen. Er wußte, so etwas würde nur Unfrieden stiften und Unruhe in die Firma bringen. Einem kleinen, harmlosen Flirt hingegen war er nicht abgeneigt und da er von Natur aus ein freundlicher und höflicher Mensch war, hatte sein Verhalten den Effekt, daß die meisten weiblichen Mitarbeiter davon überzeugt waren, er sei heimlich in sie verliebt. Und es brodelte in der Gerüchteküche, denn immer, wenn jemand beobachtete, wie er mit einer anderen flirtete oder sich auch einfach nur unterhielt, war das ‚der Beweis' dafür, daß er mit eben dieser Person ‚etwas hatte'.

William würde es nicht leicht haben, was die blühende Phantasie seiner Mitarbeiterinnen bezüglich seines Liebeslebens anging. Es wurde tatsächlich Zeit, daß er heiratete!

William wurde nun also den Mitarbeitern als neuer Firmenanwalt und zukünftiger CEO von Darcy Hotels vorgestellt. Er nahm sie mit einer kurzen, humorvollen Rede vollends für sich ein und auch mit dem Hinweis, daß seine Tür immer offenstehe, machte er sich sofort beliebt. Er hoffe auf gute Zusammenarbeit und freue sich, endlich mit im Team zu sein.

Die Angestellten von Darcy Hotels Inc. hatten zwar keinerlei Grund, an ihrem jetzigen Chef zu meckern, aber sie spürten, hier wehte ein frischer Wind und sie waren gespannt, wie es mit der Firma weiterging.

William war froh, als der Arbeitstag dem Ende zuging und er wieder in seiner Suite war, um sich für den Empfang umzuziehen. Er holte Liz zuhause ab und ihm blieb regelrecht die Luft weg, als er sie sah. Sie hatte ein neues, mitternachtsblaues Seidenkleid an und ihre Haare waren elegant aufgesteckt. Sie sah etwas verlegen aus.

„Du bist wunderschön, Liz," murmelte er und küßte ihre Fingerspitzen. „Du wirst sie alle verzaubern."

„Ich bin ganz fürchterlich nervös, William," gestand sie.

„Dazu gibt es keinerlei Grund."

Er behielt recht. William stellte sie zunächst noch einmal offiziell seiner Familie vor, Anne und Georgie brachten sie mit ihrer herzlichen Begrüßung und ihrer offen gezeigten Freude über die Verlobung fast zum Weinen. William Darcy senior war in der Tat sofort bezaubert von seiner zukünftigen Schwiegertochter. Ein wohlerzogenes, hübsches, intelligentes Mädchen, das nicht auf den Mund gefallen war. Als er sah, wie verliebt sein Sohn war und wie sehr Liz diese Liebe erwiderte, hatte er keinerlei Einwände mehr gegen die Verbindung.

Der Abend erschien Liz endlos und sehr anstrengend. Andauernd wurde sie irgendwelchen Verwandten, Freunden der Familie und diversen Geschäftspartnern vorgestellt und 99 Prozent der Leute waren extrem überrascht, daß sich William verlobt hatte. Das restliche Prozent waren Charles Bingley und Jane Bennet, die zu Liz' Überraschung auch eingeladen waren. Liz war sehr froh, ihre Schwester zu sehen. Endlich jemand, außer William und seiner Familie, mit dem sie normal reden konnte. Sie fühlte sich wie auf dem Präsentierteller. Die anwesenden Frauen begutachteten Liz zum größten Teil mit Neid und Eifersucht, es wurde viel getuschelt und fast jede war der Ansicht, daß ein Niemand wie Elizabeth Bennet einen attraktiven und freiheitsliebenden Mann wie William unter keinen Umständen würde halten können. Höchstwahrscheinlich würde er ihr heute nacht schon untreu werden, bei der Auswahl an gesellschaftlich hochrangigen Damen! In der Tat hatte William bis zum Ende des Abends mehrere eindeutige Einladungen erhalten. Die Männer betrachteten Liz beifällig und nicht wenige wären gerne bereit, sie zu trösten, sollte sich ihr Verlobter anderweitig amüsieren wollen.

William war dieses Getratsche egal, wenn er es denn überhaupt mitbekam. Er ließ Liz kaum einen Moment aus den Augen und kümmerte sich hingebungsvoll um seine Zukünftige, stellte sie überall voller Stolz vor und verdrängte tapfer die unerbittliche Tatsache, ab morgen zwei Wochen von ihr getrennt zu sein erfolgreich.

Aber auch dieser Abend ging einmal zu Ende. Liz hatte eingewilligt, die Nacht im Pan Pacific zu verbringen. Müde und erschöpft fiel sie auf das große Bett, erleichtert, endlich schlafen zu können. William konnte sie überreden, sich wenigstens auszuziehen und kurz ins Bad zu gehen. Als er wenige Minuten nach ihr aus dem Bad kam, schlief sie bereits tief und fest. Er brachte es nicht übers Herz, sie zu wecken und begnügte sich vorläufig damit, zu ihr unter die Decke zu schlüpfen und sie in die Arme zu nehmen.