Kapitel 16

Auch die längste Dienstreise geht einmal zu Ende und so kam der Tag, an dem die beiden Darcys wieder in Vancouver landeten. Anne holte die Männer vom Flughafen ab und William war enttäuscht, daß Liz nicht mitgekommen war.

„Keine Ahnung, Liebling, wo sie ist. Sie hat gesagt, sie hätte einen wichtigen Termin und könnte nicht mitkommen. Willst du mit nach Pemberley fahren?"

William schüttelte den Kopf. Er wollte nach hause. Er wollte zu Liz.

Das Haus war sehr ruhig, als er ankam. Kein Licht brannte, Mrs. Sherwood war nicht da, Liz offenbar auch nicht. Das Haus ohne sie war kalt und ungemütlich. Wo zum Teufel steckte sie? Sie wußte genau, daß er heute nachmittag heimkommen würde, warum legte sie sich da Termine hin? War sie etwa im Buchladen? Sie hatte gesagt, sie würde freinehmen. Frustriert warf er seinen Mantel über einen Stuhl und ging in die Küche, um sich einen Kaffee zu brühen. Seine Ma hatte gesagt, sie hätte einen wichtigen Termin. Vielleicht beim Arzt? Sie würde nur aus einem wirklich wichtigen Grund nicht hier sein, daß wußte er. William setzte sich einen Moment hin, trank seinen Kaffee und dachte nach. Dann sah er sich um. Sie hatte auch keinen Zettel für ihn hinterlassen. Seltsam.

Er konnte die Zeit, bis sie wieder hier war, genauso gut nutzen und eine Dusche nehmen. Leicht besorgt ging er ins Schlafzimmer.

Dort hätte ihn vor Schreck fast der Schlag getroffen, als er Liz auf dem Bett liegen sah. Sie trug nur seinen geliebten schwarzen Spitzenbody – und war fest eingeschlafen. William konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie wollte ihn offenbar auf ihre ganz spezielle Art und Weise willkommen heißen und hatte sein Heimkommen dann voll und ganz verpennt.

Ganz leise, um sie nicht zu wecken, zog er sich aus und ging kurz ins Bad. Als er wiederkam, schlief sie immer noch und rührte sich auch nicht, als er zu ihr aufs Bett kletterte. William mußte sich bremsen, um nicht wie ein Halbverhungerter über sie herzufallen. Gott, er hatte sie vermißt! Und hier lag sie, unschuldig schlafend!

William schüttelte den Kopf. Warum zum Teufel schlief sie wie ein Stein? Er begann langsam, sie zu streicheln, zu küssen, in die Arme zu nehmen – keine Reaktion. Liz schlief tief und fest. William seufzte. Da lag seine Liebste so verführerisch hier ausgebreitet und wollte einfach nicht aufwachen. Leise befreite er sich von seiner Kleidung und kuschelte sich an sie. Innerhalb weniger Sekunden war auch er eingeschlafen und ihr Wiedersehen mußte eben später gefeiert werden.

William Darcy war wieder zuhause.

Während William das vor ihnen liegende Wochenende am liebsten dazu benutzt hätte, sich und Liz ins Schlafzimmer einzusperren und vor Montag nicht mehr herauszukommen, hatte Liz andere Pläne. Sie hatte eine Hochzeit zu planen und nur noch zwei Wochen Zeit.

William und Liz hatten sich schließlich von Anne überreden lassen, doch eine kleine Feier zu machen. Die Hochzeit würde auf Pemberley stattfinden, allerdings nur im kleinen Familien- und Freundeskreis. Im Anschluß – doch davon wußte Liz noch nichts – würden sie für zwei Wochen in die Karibik fliegen.

Zu Liz' Ärger wollte sich William vor allen Entscheidungen drücken. Das einzige, was er freiwillig getan hatte, war, die Eheringe zu besorgen. Liz und Anne mußten ihn fast mit Gewalt zum Schneider schleppen – die Damen legten Wert auf einen neuen Anzug für ihn und auch Liz ließ sich extra für den besonderen Tag ein Kleid anfertigen. Die meisten Arrangements machten Liz, Anne, Georgie und Jane alleine, und William nickte zu allem sein Einverständnis – Hauptsache, er mußte sich um sonst nichts kümmern. Er wollte lediglich „ja" sagen und seine Verbindung zu seiner Liebsten offiziell machen – alles andere interessierte ihn nicht. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wären sie tatsächlich nach Las Vegas geflogen und hätten sich das ganze Drumherum gespart.

Der große Tag kam schließlich und alles war bestens vorbereitet. Liz hatte in Pemberley übernachtet, während William am späten Vormittag abgeholt wurde. Es war ein kühler, aber sonniger Wintertag und er wünschte sich, es wäre alles schon vorbei und er könnte mit Liz – Mrs. Elizabeth Darcy! – unter Palmen träumen.

Es gab ein kleines Mittagessen im Familienkreis – außerdem waren nur noch Charles und Jane, die als Trauzeugen fungierten, anwesend. Danach bat William seine Zukünftige für einen Moment in die Bibliothek.

Liz sah ihn aufmerksam an. William schien ihr so ernsthaft heute, daß sie ein Lächeln nicht unterdrücken konnte. Sie selbst war auch ein bißchen aufgeregt, zugegebenermaßen.

„Liebes, bevor es gleich ernst wird," er lächelte und nahm ihre Hand in seine, „möchte ich dir etwas geben und dir etwas sagen."

Er griff nach einem Umschlag und reichte ihn ihr. Drei Kreditkarten, auf den Namen Elizabeth Darcy ausgestellt, befanden sich darin.

„Liz, ab heute wird sich für mich, aber vielmehr noch für dich, einiges ändern. Wir haben irgendwie nie darüber gesprochen, vielleicht hast du dir auch keine Gedanken darüber gemacht, aber wir haben keinen Ehevertrag geschlossen. Ich habe das abgelehnt. Was mir gehört, gehört dir. Bei meinem Notar liegen alle notwendigen Dokumente, mein Testament, alle Vereinbarungen, sollten wir einmal Kinder haben. Du erhältst sämtliche Unterlagen zur Ansicht. Lizzy, du brauchst keine Angst zu haben, für dich, für meine Familie wird immer gesorgt sein."

Liz hatte sich tatsächlich keine Gedanken darüber gemacht. Mit dem Darcy'schen Vermögen stand sie immer noch etwas auf Kriegsfuß. Es war ihr äußerst unheimlich, daß sie ab heute uneingeschränkten Zugriff auf Williams Konten haben sollte und sie wußte, sie würde es nicht ausnutzen und nie leichtfertig mit ihrem neuen Wohlstand umgehen. Gleichzeitig war ihr aber auch bewußt, daß sich für sie ab heute mehr ändern würde als nur der neue Namen. Anne hatte in den Wochen, in denen die Männer auf Dienstreise waren, viel mit ihr gesprochen. Auch darüber, was in Zukunft von ihr erwartet werden würde.

Die Darcys, und besonders der junge, attraktive und bis vor kurzem noch sehr kapriziöse Erbe, standen häufig im Blickpunkt der Öffentlichkeit, auch wenn sie ein einigermaßen zurückgezogenes und normales Leben führten. Sie verursachten keine Skandale, engagierten sich sozial und waren daher für die Presse eher langweilig. Das änderte sich etwas, als William aus Harvard zurückkam. Anne hatte Liz versichert, daß sie nicht alles glauben dürfe, was in den Zeitungen über ihn geschrieben stand.

Liz hatte schnell feststellen müssen, daß sie selbst in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses gerückt war, als feststand, daß sie besagten Erben heiraten würde. Ein wenig verwundert und dann amüsiert hatte sie ihr Foto in der Zeitung gesehen und es waren Spekulationen aufgestellt worden, wer die geheimnisvolle Dame denn sei, die den ‚stadtbekannten, illustren Playboy' so schnell gezähmt hatte. Sie konnte einfach nicht fassen, daß es irgend jemanden auch nur annähernd interessieren könnte, wer sie war. Fakt war, es interessierte die Leute und es war an der Zeit, sich von dem ruhigen Leben, das sie bisher gekannt hatte, zu verabschieden.

Liz sah William still an. Ob sich vieles ändern würde? William lächelte zurück. „Noch kannst du es dir überlegen, Liebes," sagte er leise.

Liz stand auf, trat zu ihm hin, legte ihre Arme um seinen Hals und küßte ihn sanft auf die Wange. „Nein, da gibt es nichts zu überlegen."

Er erwiderte ihren Kuß. „Fein. Vielleicht sollten wir uns umziehen gehen. Bevor du es dir doch noch überlegst…"

Er bot ihr seinen Arm und begleitete sie nach oben, wo sie von Anne und Jane in Empfang genommen wurde, die ihr beim Ankleiden helfen sollten.

Vor Williams Zimmer wartete ein verlegen grinsender Charles. William schlug dem Freund freundschaftlich auf die Schulter.

„William, es tut mir sehr leid, ich konnte es nicht verhindern."

„Was, daß ich heute heirate?" lachte William.

„Nein, daß Caroline mitgekommen ist."

„Oh." William runzelte die Stirn. „Aber sie wird sich benehmen, oder?"

„Ich werde sie ansonsten rauswerfen."

„Gut."

Charles reichte William die entsprechenden Kleidungsstücke. „Sie hat es nicht gut aufgenommen, wie du dir leicht vorstellen kannst. Ich habe ihr gesagt, wenn sie sich danebenbenimmt oder die Braut beleidigt, kann sie im Auto auf mich warten, bis die Feier zu Ende ist." Er schüttelte traurig den Kopf. „Sie ist meine Schwester und ich hänge schon an ihr, aber die Verbissenheit, mit der sie schon von Anfang an hinter dir her ist, kann ich einfach nicht verstehen, zumal du ihr niemals auch nur annähernd Hoffnungen gemacht hast."

„Du bist aber nicht böse auf mich, daß es mit Caroline und mir nie etwas geworden ist?" fragte William und knöpfte sein Hemd zu. Charles reichte ihm die Manschettenknöpfe.

„Nein, natürlich nicht. Ich muß sagen, ich bin überrascht, dich heute vor dem Traualtar zu sehen, aber in der Wahl deiner Frau hättest du keine bessere Hand haben können."

„Danke, Charles. Ich glaube, es sind einige überrascht, mich heute hier zu sehen. Ich wahrscheinlich am allermeisten."

Charles lachte. „Ich hätte nichts dagegen, dir bald zu folgen."

„Aber?" William blickte auf. „Jane ist eine ganz wunderbare Frau."

Charles lächelte still vor sich hin und sah ein bißchen wehmütig aus. William begriff.

„Deine Eltern sind das Problem, stimmts?"

„Ihnen werde ich es nie recht machen können mit der Wahl meiner Frau." Charles seufzte. „Aber Schluß damit. Es ist schließlich dein Hochzeitstag und wir sollten die Braut nicht länger warten lassen."

Pemberley war selbstverständlich für größere Veranstaltungen gewappnet. Das ganze Haus war festlich geschmückt, und die Gäste trafen langsam, aber sicher ein. Der Großteil war Verwandtschaft der Darcy'schen Seite, davon kannte Liz einige schon von Williams Empfang im Pan Pacific. Liz' einzige Verwandte war Jane, was zu vielen Spekulationen Anlaß gab. Unbemerkt von William und Charles hatte Caroline Bingley die ein oder andere Bemerkung über die ‚nicht standesgemäße' Braut fallen lassen und so machten wilde Gerüchte über Liz' dubiose Herkunft schnell die Runde.

Aber weder Liz noch William bekamen etwas von dem Getratsche mit. Sie hatten, als sie sich nach dem Ankleiden wieder trafen, nur noch Augen für einander. Anne hatte eine Frisörin engagiert, die mit Liz' wilder Mähne ein wahres Wunder geschaffen hatte und ihr maßgeschneidertes, cremefarbenes Seidenkleid saß wie angegossen. William bedauerte fast, daß sie heute noch einen langen Flug vor sich hatten, er konnte es kaum erwarten, sie endlich aus diesem Kleid zu befreien. Seine Erscheinung hatte auf seine Fast-Ehefrau den gleichen Effekt. Er sah einfach beeindruckend aus in seinem Smoking. Hach, sie liebte es, wenn er schwarz trug!

Eine Stunde später war es soweit. Alle Gäste waren angekommen, eine Menge Champagner geleert und die Trauung konnte beginnen. Die Zeremonie war kurz, aber sehr bewegend und der abschließende Kuß, nachdem die Ringe getauscht worden waren, hart an der Grenze des Anständigen. Georgie und Jane grinsten sich an. Sie wußten, die beiden hatten anderes im Sinn, als ihre Gäste zu unterhalten.

Sie mußten auch nicht lange aushalten. Es wurde ein Imbiß gereicht und das Brautpaar mischte sich unter die Gäste – meistens waren sie nicht voneinander zu trennen – und Liz versuchte, die Verwandtschaft ihres Mannes etwas besser kennenzulernen. Sie ging unbefangen auf sie zu, entschlossen, sich so gut es ging bekannt zu machen. Es war keine angenehme Aufgabe. Liz spürte sehr wohl, daß einige der Herrschaften ihr gegenüber etwas negativ eingestellt waren, auch wenn keiner wagte, etwas zu sagen. Sie spürte es an ihren Blicken, an ihrer reservierten Art und den ernsten Gesichtern. William ärgerte sich zwar über diesen hochnäsigen Teil seiner seltsamen Verwandtschaft, tröstete seine Frau aber. „Die werden sich schon an dich gewöhnen, Darling. Und wenn nicht, hast du nichts verpaßt. Wir sehen uns glücklicherweise nicht allzu oft."

Anne, die seine Worte gehört hatte, trat zu ihnen hin. Sie küßte ihren Sohn liebevoll auf die Wange, dann nahm sie ihre Schwiegertochter demonstrativ in den Arm und drückte sie fest. „William hat recht," sagte sie. „Einigen dieser Herrschaften könnte man es niemals recht machen, also von daher, stör dich nicht an ihnen. Ihr solltet euch übrigens langsam auf den Weg machen."

Liz sah sie mit großen Augen an. Sie wußte immer noch nichts. „Auf den Weg machen?" Anne warf ihrem Sohn einen mißbilligenden Blick zu. „William Darcy. Du hast ihr natürlich noch nichts erzählt? Du bist wirklich unglaublich."

William grinste nur, nahm seine Frau am Arm und zog sie Richtung Tür. Anne folgte und bedeutete ihrem Mann, Georgie, Jane und Charles, ihnen zu folgen.

Vor dem Haus stand eine Limousine bereit.

„So, Mrs. Darcy," William grinste breit, „hach, wie lange habe ich darauf gewartet, das sagen zu können!" Alle lachten. „Mrs. Darcy, mit Zustimmung meiner Eltern, meiner Schwester, Jane und Charles werde ich dich nun in unsere Flitterwochen entführen. Sei ebenfalls versichert, daß Charlotte sich in den nächsten Wochen gut um den Laden kümmern wird. Ich hoffe, du vergibst mir meine eigenmächtige Entscheidung und ich darf dich nun bitten, einzusteigen."

Liz schüttelte überrascht den Kopf. „Flitterwochen?" flüsterte sie. „Wohin fahren wir?"

„Ich möchte dich gerne überraschen. Jane war so freundlich, dir einen Koffer zu packen."

„Ich bezweifle, daß ihr viele Klamotten braucht," brummte Charles gutmütig und Liz wurde rot.

„Los jetzt, verschwindet, bevor ihr euren Flieger verpaßt," sagte Anne und umarmte erst ihren Jungen und dann Liz. Sie wischte sich verstohlen eine kleine Träne weg, während das junge Paar sich vom Rest der Familie verabschiedete.

Endlich, nach vielen Umarmungen, Glückwünschen und der ein oder anderen Träne saßen sie im Wagen und starteten durch Richtung Flughafen. Liz war vollkommen erschöpft und durcheinander von den Anstrengungen des Tages. Und jetzt sollte sie auch noch in die Flitterwochen reisen! Fliegen!

„William?"

„Ja, Mrs. Darcy?"

„Ich muß aber nicht wieder in ein Wasserflugzeug, oder?"

„Nein, Liebling."

„Und du verrätst mir nicht, wohin wir fliegen?"

William schüttelte den Kopf.

„Wie lange dauert der Flug?"

„Ein paar Stunden. Zum Abendessen sind wir da."

„Spätestens am Flughafen werde ich erfahren, wohin es geht."

William lächelte nur.

Sie erfuhr es auch dort nicht, da sie mit dem firmeneigenen Düsenjet in die Flitterwochen flogen.

Liz hatte nicht gedacht, daß William sie noch würde überraschen können, aber es gelang ihm ohne weiteres. Sie waren auf einer Art Privatinsel gelandet, die nur aus einem kleinen Flughafen und einer weitläufigen Hotelanlage mit Bungalows bestand, ähnlich wie auf Vancouver Island, nur größer. Ein tropisches Paradies mit Palmen, weißem, feinen Sand und jeglichem Luxus. Liz war sprachlos.

„Gehört das auch zu Darcy Hotels?" fragte sie.

„Nein," antwortete William. „Unsere Hochzeitsreise soll nichts mit der Firma zu tun haben."

Sie betraten ihren Bungalow und sahen sich bewundernd um. Es gab nur drei Räume: Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad, aber trotzdem fehlte es an nichts. Die Zimmer waren gemütlich, aber überaus komfortabel ausgestattet, auch wenn der offene Kamin fehlte. Das große Schlafzimmer war sehr geschmackvoll dem Anlaß entsprechend dekoriert worden, duftende Rosenblätter und Orchideenblüten waren überall verstreut und etliche Kerzen brannten. Das Bad glich eher einer riesigen Badelandschaft mit einer überdimensionalen Badewanne, sehr zur Freude der beiden Frischvermählten.

William grinste und nahme seine Frau in den Arm. „Charles hatte nicht ganz unrecht, du wirst hier nicht viele Klamotten brauchen, Liebling."

„Hmm…ich kann es kaum erwarten, dieses Teil hier auszuprobieren, Darling," murmelte Liz und schmiegte sich an ihn.

William mußte alle Willenskraft aufbieten, um sich von ihr loszumachen. „Ich kann dir versprechen, das werden wir ausgiebig tun. Hast du Hunger? In einer halben Stunde gibt es Abendessen."

Liz zog einen Schmollmund. „Müssen wir in irgendein Restaurant gehen?"

„Nein, es wird natürlich hier serviert."

„Dann können wir zumindest vorher ein bißchen duschen, oder?"

„Aber natürlich, Liebes."

Die beiden Angestellten, die das Abendessen brachten, waren hervorragend geschult und verschlossen diskret sämtliche Ohren den lustvollen Tönen gegenüber, die aus dem Badezimmer zu hören waren. Schnell und effizient richteten sie das Essen an und schlossen gerade eben die Tür, als Liz und William, in Bademäntel gekleidet und mit erhitzten Gesichtern, das Bad verließen.

Die beiden machten sich mit Heißhunger über die Köstlichkeiten her und jeglicher Liebesrausch war vorläufig vergessen.

Die folgenden zwei Wochen waren eine einzige Hochzeitsnacht, so konnte man fast sagen. Daß William – der war ja schließlich ein Mann, nicht wahr – in dieser Hinsicht nahezu unersättlich war, wunderte Liz nicht besonders. Aber über sich selbst war sie erstaunt. Ihre Erfahrung in Liebesdingen (bevor sie William kennenlernte) war eher gering zu nennen. Gering und nicht sonderlich zufriedenstellend. Enttäuschend war wahrscheinlich das passendste Wort dafür. William hingegen wußte genau, welche Saiten er bei ihr zum klingen bringen konnte. Er hatte es tatsächlich geschafft, sie zu einer Art Liebessklavin zu machen, im durchaus positiven Sinne. Beide versuchten immer wieder, den anderen zu überraschen, waren stets bereit, etwas neues auszuprobieren, was natürlich erst gar keine Langeweile aufkommen ließ. Liz stand ihrer eigenen Lust mittlerweile sehr offen und natürlich gegenüber und das wirkte sich nur allzu vorteilhaft auf ihre ganze Beziehung aus. Sie fand die Veränderung, die sie durchlaufen hatte, äußerst positiv und William liebte seine Frau dafür noch um so mehr.

Was nicht bedeutete, daß sie sich nur im Bett gut verstanden.

Liz lag im warmen Sand unter einer Palme, den Kopf auf dem Bauch ihres dösenden Ehemannes und dachte mit gemischten Gefühlen an ihre Anfangszeiten zurück, nachdem sie zusammengezogen waren. Ihr ganzes Zusammenleben hatte sich nach einigen Anlaufschwierigkeiten harmonisiert, was – wie sie zugeben mußte – zu einem guten Teil Mrs. Sherwood zu verdanken war.

Liz wäre mit dem großen Haus, einem Vollzeitjob und einem anspruchsvollen Ehemann auf Dauer überfordert gewesen, das wußte sie. Dazu kamen gesellschaftliche und soziale Verpflichtungen, die nach ihrer Hochzeit noch zunehmen würden. Liz war sich ebenfalls darüber im klaren, daß sie sich etwas mit dem Buchladen überlegen mußte. Die Öffnungszeiten verlangten logischerweise von ihr, zu bestimmten Zeiten aufstehen zu müssen und abends entsprechend lange dortzubleiben. Sie konnte es Charlotte nicht zumuten, auf Abruf bereitzusein und ihren Launen zu entsprechen.

Es fing schon damit an, daß William keine geregelten Arbeitszeiten hatte. Normalerweise verließ er gegen halb zehn das Haus, manchmal aber, wenn er viel Ruhe brauchte, arbeitete er auch von zuhause aus. Abends dann das gleiche: es konnte vorkommen, daß er erst um Mitternacht heimkam, dann wieder gab es Tage, an denen er am frühen nachmittag schon zuhause war. Es war schon mehr als einmal vorgekommen, daß Liz morgens mit großem Bedauern und sehr zu Williams Frust das kuschlige, warme Bett verlassen mußte weil Charlotte freigenommen hatte und sie den Laden aufschließen mußte. Abends war sie meist ebenfalls wenig spontan.

Liz wußte, daß William es am liebsten gesehen hätte, wenn sie ihren Laden aufgegeben hätte, aber dazu war sie noch nicht bereit. Aber sie hatte eine Idee.

„William?"

„Hm?"

„Ich habe eine Idee, was ich mit dem Buchladen machen könnte."

Liz setzte sich auf und schaute auf William herab, der immer noch mit geschlossenen Augen im Sand lag.

„So?"

„Ich mache Charlotte zur Geschäftsführerin."

William schlug schläfrig ein Auge auf. „Das heißt konkret?"

„Ich bleibe Eigentümerin des Ladens und behalte mir ein Mitspracherecht in allen wichtigen Entscheidungen vor. Charlotte wird Geschäftsführerin und wir stellen vielleicht noch einen festen Mitarbeiter ein oder so."

„Das heißt, du müsstest dann nicht mehr jeden Tag zu unchristlichen Zeiten aufstehen und könntest endlich deinen ehelichen Pflichten nachkommen?" grinste William.

Liz kniff ihn in die Seite. „Mach dich nur lustig, William Darcy, und ich überleg es mir gleich anders."

„Süße, das ist eine gute Idee. Das mit Charlotte, meine ich. Glaubst du, sie ist damit einverstanden?"

„Ich glaube schon. Sie hat den Hauptteil der Arbeit in den letzten Wochen sowieso machen müssen. Und wenn wir noch jemanden einstellen, sollte das gut funktionieren. Es bedeutet ja auch mehr Geld für sie. Nur ganz aufgeben möchte ich den Laden eben nicht."

William setzte sich auf und legte Liz einen sandigen Arm um die Schultern. „Ich finde, es ist eine sehr gute Idee, Liebling. Und da wir schon von ehelichen Pflichten sprechen…"