Charlotte war in der Tat nicht abgeneigt. Sie hatte nach Liz' Hochzeit schon damit gerechnet, daß diese den Laden verkaufen oder noch schlimmer, ganz schließen würde und war über diese Lösung sehr glücklich. Sie schalteten eine Stellenanzeige für einen neuen Mitarbeiter und konnten ihr Glück nicht fassen, daß einer der Bewerber nicht nur ehemaliger Literaturstudent war, sondern sogar ganz gute Deutschkenntnisse hatte.
Charlotte hatte das Vorstellungsgespräch alleine geführt, während Liz bloß seine Referenzen gelesen hatte und sich auf das Urteil ihrer Freundin verließ.
Charlotte war sehr angetan. „Ich glaube, er ist ein richtiger Glücksgriff," sagte sie, als sie das nächste mal mit Liz sprach. „Sehr gute Umgangsformen, Ahnung von Literatur… und gut aussehen tut er auch noch," grinste sie.
Liz lachte. „Na wenn das nicht ein ausschlaggebendes Kriterium ist, Char! Du meinst, er lockt die weibliche Kundschaft in Scharen in den Laden?"
„Ich hoffe es! Aber ernsthaft, er hat von allen Bewerbern den besten Hintergrund. Wenn du einverstanden bist, sage ich ihm zu."
„Einverstanden. Ich werde ihn mir irgendwann mal anschauen kommen."
Liz hätte es niemals offen eingestanden, aber sie war im Endeffekt ganz froh, diese einvernehmliche Lösung mit Charlotte gefunden zu haben. Sie hatte auch ohne den Laden genug zu tun, wie sie nach der Hochzeit feststellte.
Zunächst einmal hatte sie einen äußerst einnehmenden Ehemann, wie sie schon bald feststellte. William sagte zwar nichts weiter dazu, aber er war sehr erfreut über diese Regelung. Er liebte die morgendlichen Stunden, die er mit seiner Frau im Bett verbringen konnte über alles. Ihr beim Aufwachen zuzusehen, ihren warmen Körper an seinem zu spüren, ihr träges, langsames Liebesspiel, die folgenden Kuscheleinheiten – er bekam einfach nicht genug davon. Es war sein ganz persönlicher, perfekter Beginn eines Tages.
Dazu kamen immer öfter gesellschaftliche Verpflichtungen. Sie hatte noch gelacht, als William ihr einen edlen, ledergebundenen Terminplaner geschenkt hatte, aber mittlerweile brauchte sie ihn tatsächlich. Es gab Abendveranstaltungen, an denen die Darcys teilnehmen mußten und William liebte es, seine Ehefrau vorzuführen. Nicht so schön fand er allerdings, daß bei diesen Gelegenheiten auch andere Männer anwesend waren und Liz amüsierte sich immer köstlich über seine Eifersucht. William hatte außerdem die Schirmherrschaft über einige soziale Projekte übernommen, die ihm am Herzen lagen und auch dort war seine Anwesenheit oft gefordert.
Liz traf sich oft mit Georgie und Anne, sie vernachlässigte ihre Aushilfstätigkeiten am Goetheinstitut ebensowenig und fühlte sich alles in allem recht wohl. Aber sie wollte nicht nur schmückendes Beiwerk sein, sie wollte auch etwas tun, was ihr Spaß machte. Ein neues Hobby vielleicht, oder sich irgendwo engagieren, wo noch kein Darcy engagiert war.
Anne konnte ihre Schwiegertochter verstehen, aber sie warnte sie auch gleichzeitig.
„Ich kann verstehen, daß du etwas eigenes machen willst, Liebes," sagte Anne, als sie eines Tages nach einem intensiven Einkaufsbummel gemütlich Kaffee in Pemberley tranken. „Aber hast du dafür noch Zeit? Du solltest dich nicht zu sehr verausgaben."
Liz lächelte. „Ich habe keine Arbeit im Haus zu erledigen, ich muß nicht kochen, im Buchladen werde ich nicht gebraucht, ich mache momentan nichts anderes, als William zu irgendwelchen Veranstaltungen zu begleiten oder dich zu besuchen. Versteh mich nicht falsch, beides macht Spaß, aber es ist nicht sehr ausfüllend."
„Du meinst, du hast momentan nur repräsentative Pflichten, aber nichts wirklich wichtiges zu tun?"
„Ganz genau."
„Was genau schwebt dir vor?"
Liz zuckte mit den Schultern. „Ich möchte irgendwo mitarbeiten, mich nicht nur sehen lassen. Aber ich weiß nicht so recht, wo und wie."
„Gibt es keines von Williams Projekten, für die du dich gerne engagieren würdest?"
„Hm. Ich wollte gerne etwas eigenes."
Anne machte sie auf die Schwierigkeiten aufmerksam, die auftreten konnten, wenn beide in verschiedenen Sachen engagiert waren. Es konnte leicht überhand nehmen und irgendwann hätten sie vor lauter Engagement keine Zeit mehr für sich selbst.
„Mir ging es anfangs so wie dir," sagte Anne. „Allerdings habe ich meinen Beruf nie richtig aufgegeben, auch wenn ich nur noch zeitweise an der Uni arbeite. Ich muß allerdings sagen, ich genieße die Zeit, die ich jetzt für mich habe, aber auch sehr. Meine Kinder sind beide erwachsen, William konnte ich glücklicherweise in gute Hände übergeben." Die beiden Frauen lachten. Anne wurde ernst. „Nun ja, Georgie wird wahrscheinlich immer meine Hilfe brauchen…"
Liz hatte nie gefragt, wieso ihre Schwägerin im Rollstuhl saß und keiner hatte es ihr von sich aus gesagt. Sie wagte einen Vorstoß und Anne sah sie ganz entgeistert an.
„William hat dir die Geschichte nie erzählt?" fragte sie ungläubig. Liz schüttelte den Kopf. Annes Blick verdüsterte sich, als sie sich zurückerinnerte.
„Georgie war sechzehn, als es passierte," begann sie zögernd. „Sie hat die Musik schon immer geliebt, und als kleines Mädchen hatte sie angefangen, Klavier zu spielen und Ballettunterricht zu nehmen. Natürlich habe ich sie auch dazu ermuntert, viel zu lesen. Mein Mann hat immer befürchtet, sie würde einmal eine Stubenhockerin werden und so waren wir froh, daß sie viele Freundschaften schloß und mit den Mädels auch mal wegging. Nicht so glücklich waren wir darüber, daß sie sich eines Tages in einen jungen Mann verliebte, der noch dazu um einiges älter war als sie. Um genau zu sein, er war sogar einer meiner Studenten und William kannte ihn ebenfalls flüchtig. Leider war William zu diesem Zeitpunkt bereits an der Uni drüben an der Ostküste, vielleicht hätten wir dann einiges verhindern können."
Anne nahm einen Schluck Kaffee und lächelte traurig. „Georgie war zum ersten Mal richtig verliebt. Ich wollte ihr den Umgang nicht verbieten, da sie ein verantwortungsbewußtes Mädchen war – und natürlich immer noch ist – aber manche Dinge lagen nun mal nicht in ihrer Macht. Ihr ‚Freund' war leider nicht so verantwortungsbewußt. Eines abends wollte er sie nachhause fahren und da ist es geschehen. Sie hatten einen schweren Autounfall, ein anderes Auto war ihnen in die Seite gefahren und hat Georgie voll erwischt. Sie hat schwerverletzt überlebt, aber ihre Beine sind seitdem gelähmt. George, so heißt der Bursche, blieb wie durch ein Wunder unverletzt.
Wir haben im nachhinein die ganze schreckliche Geschichte erfahren. George war betrunken und wollte Georgie verführen. Sie hat abgelehnt und wollte nur noch nach hause, aber nicht mit George. Er hat sie ins Auto gezwungen und wollte sie heimfahren, dabei ist es dann passiert." Tränen traten Anne in die Augen und auch Liz schniefte leise. Sie war erschüttert.
„George ist nicht viel passiert im nachhinein," fuhr Anne leise fort. „Es gab zwar eine Gerichtsverhandlung, aber da der gegnerische Fahrer auch nicht ganz schuldlos war, ist die ganze Sache mehr oder weniger aus Mangel an Beweisen im Sand verlaufen. William war so wütend, daß er ausgerastet ist und George nach der Verhandlung ziemlich übel verprügelt hat. Er wäre beinahe selbst noch wegen Körperverletzung angezeigt worden wäre. Und Georgie… nun ja, sie hat viele Operationen hinter sich und die Ärzte wollen sie auch noch nicht ganz aufgeben, aber es steht in den Sternen, ob sie je wieder laufen kann. Sie ist so optimistisch und trägt ihr Schicksal mit bewundernswerter Gelassenheit. William hat damals die ganzen Semesterferien mit ihr verbracht und sich aufopfernd um sie gekümmert. Zu allen möglichen Therapien und Krankenhausaufenthalten hat er sie gefahren, Übungen mit ihr gemacht, sich über mögliche Behandlungen und Trainings informiert. Er hat alle nur möglichen Hebel in Bewegung gesetzt. Die Sache nimmt ihn immer noch sehr mit, weißt du. Die beiden stehen sich sehr nahe."
Liz liefen die Tränen übers Gesicht und Anne tätschelte ihre Hand.
„Gibt es etwas, das ich tun kann?" fragte Liz leise.
„Darcy Hotels unterstützt seit diesem Zeitpunkt unter anderem eine Organisation, die sich darum kümmert, daß die Stadt behindertenfreundlicher wird. Außerdem wollen wir mit gutem Beispiel vorangehen und rüsten nach und nach unsere Hotels um. Von Georgies Projekt mit dem „Cripple Choir" hast du ja schon gehört, nehme ich an?"
„Das Orchester und der Chor, ja. Aber wieso so ein schrecklicher Name?"
Anne lachte. „Ganz einfach. Zunächst einmal, um Aufsehen zu erregen. Die Leute reagieren immer erst so wie du, ‚wieso dieser schreckliche Name'? Es soll behinderte, talentierte Musiker und Sänger aus ihrer Isolation locken, sie ermutigen. Und glaub mir, Liz, es hat Erfolg. Nicht wenige haben den Sprung in professionelle Chöre oder Orchester geschafft."
„Und Georgie hat das ganz alleine auf die Beine gestellt?"
„Sie hatte die Idee dazu und investiert seitdem viel Zeit und Herzblut. Glücklicherweise können wir sie darin unterstützen, aber sie ist selbst nicht untätig und sammelt Geld und macht Werbung, wo sie nur kann."
Georgie, die die letzten Sätze gehört hatte, kam heran. Sie grinste und hielt die Hand auf. „Ihr redet vom Krüppelchor, nicht wahr – wie wärs denn mit einer kleinen Spende bei dieser Gelegenheit? Da fällt mir ein, Mum, vielleicht hast du eine Idee, wo wir einen kreativen Kopf herkriegen können – unsere Werbeplakate sind sooooo langweilig, und William hat auch keine Zeit mehr, sich um unseren Internetauftritt zu kümmern…"
Liz schaute ihre Schwägerin nachdenklich an. „Sag mal Georgie – ich weiß zwar nicht, ob ich kreativ bin, aber könnt ihr eventuell auch andere Hilfe gebrauchen?"
Georgie strahlte. „Kennst du jemanden?"
„Na ja, ich hatte das Thema gerade mit deiner Mutter… vielleicht kann ich ein bißchen bei euch mithelfen?"
„Aber sehr gerne, Lizzy. Wir können jede helfende Hand gebrauchen."
Und so wurde abgemacht, daß Liz bei der nächsten Zusammenkunft des „Krüppelchors" dabeisein würde.
Liz hatte sich gerade verabschiedet und war auf dem Weg zu ihrem schwarzen Audi TT Cabrio – ein Hochzeitsgeschenk ihres Mannes – als ihr Telefon klingelte. Es war Jane, und sie hörte sich nicht gut an.
„Können wir uns treffen, Liz?" fragte sie und Liz merkte sofort, daß sie geweint hatte. Sie sah auf die Uhr. Heute abend hatte sie nichts vor, wann William heimkommen würde, wußte sie nicht.
„Wo bist du, Jane? Ich fahre jetzt aus West Vanc weg und wollte nach hause, aber wir können uns auch woanders treffen."
„Ich bin am Park Royal Einkaufszentrum, wie wäre es dort?"
„Ok, ich bin in zehn Minuten dort. Second Cup?"
„Ja. Danke, Liz."
Liz fuhr los. Ihre sonst so fröhliche, optimistische Schwester, die mit ihrer neuen Liebe so glücklich war hatte geweint? Hoffentlich hatte es nichts mit Charles zu tun…
Natürlich hatte es mit Charles zu tun. Jane saß schon in einer Ecke des Coffeeshops, während Liz sich einen großen Milchkaffee holte und ihre Schwester besorgt musterte. Sie hatte verweinte Augen und war sehr, sehr blaß.
„Ich habe mich von Charles getrennt." begann Jane ihr Gespräch mit einem Paukenschlag.
Liz erstarrte. Daß es gleich so schlimm war, hatte sie nicht erwartet.
„Erzähl mir alles, Liebes. Der Reihe nach."
„Das lustige ist, es gibt gar nicht viel zu erzählen. Und um es gleich vorneweg zu sagen, Charles ist auch nicht schuld daran." Jane sammelte sich und hielt mühsam die Tränen zurück. „Nachdem ich mich endlich entschieden hatte, zu ihm zu ziehen, wollten mich seine Eltern kennenlernen. Charles hat es bisher immer wieder hinausgezögert, was mich zwar erstaunt, aber nicht weiter gestört hat. Ich war ehrlich gesagt auch gar nicht so wild darauf, nach allem, was er mir über sie erzählt hatte. Aber seine Eltern waren offenbar wild darauf.
Vor einer Woche dann standen sie am frühen Sonntagmorgen vor der Tür. Wir waren natürlich noch im Bett und überhaupt nicht vorbereitet." Sie machte eine Pause und runzelte ärgerlich die Stirn, als sie daran zurückdachte.
„Lizzy, ich habe noch nie solch unmögliche Leute gesehen. Sie mögen noch so reich sein, aber sie haben keinerlei Manieren. Von oben bis unten haben sie mich gemustert, kein einziges freundliches Wort übrig gehabt und dann noch versucht, mich über meine Herkunft auszuquetschen. Ich kam mir vor wie bei einem Verhör.
Charles war sehr süß. Er hat sich das eine Weile angesehen, ihnen klargemacht, daß ich die Frau bin, die er liebt und heiraten will und sie dann gebeten, zu gehen. Sie sind auch gegangen, aber nicht ohne ihm mitzuteilen, daß sie eine solche Verbindung niemals akzeptieren werden.
Liz, ich will nicht, daß er sich zwischen mir und seiner Familie entscheiden muß. Er hat die ganze letzte Woche so sehr darunter gelitten. Wie William auch muß er mit seinem Vater eng zusammenarbeiten und der behandelt ihn im Augenblick einfach schändlich. Ich habe jetzt die Konsequenzen gezogen und mich von ihm getrennt." Die Tränen liefen wieder und Liz drückte ihr tröstend die Hand.
„Oh Jane, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Charles dich kampflos aufgibt."
„Ich habe ihm gesagt, ich ziehe zuerst einmal aus, damit er in Ruhe eine Entscheidung treffen kann. Ich will nicht der Grund sein, der ihn von seiner Familie trennt."
„Nun ja, so wie es aussieht, wird er sich für eine Seite entscheiden müssen. Ich fnde solche Streitereien schrecklich und vor allem unnötig. Warum können sie seine Wahl nicht einfach akzeptieren?"
„Weil ich nicht standesgemäß bin. Ich will dich nicht kränken, aber sie haben sich genauso darüber aufgeregt, daß William nicht ihre Tochter geheiratet hat."
„Standesgemäß. Pah!" Liz sah ihre Schwester nachdenklich an. „Ach Liebes, was machen wir jetzt? Hast du schon einen Unterschlupf? Du kannst sehr gerne bei uns wohnen, solange du willst."
Jane errötete leicht. „Danke. Ich wollte dich darum bitten, mich für ein paar Tage aufzunehmen. Aber nur, wenn es William nichts ausmacht."
„Unsinn. Hast du deine Sachen dabei?"
Jane nickte. „Ja, im Auto."
Liz stand auf. „Dann laß uns gehen."
William hatte fast zur gleichen Zeit Besuch von einem sehr aufgelösten und verzweifelten Charles Bingley und als er am Abend nachhause kam, war er schon vollstens informiert und nicht sonderlich überrascht, Jane dort vorzufinden. Sie saß mit Liz in der Küche.
Er trat er zu seiner Schwägerin und nahm sie wortlos in die Arme, wiegte sie für ein paar Minuten wie ein kleines Kind, als sie wieder in Tränen ausbrach und murmelte ihr beruhigende Worte ins Ohr.
„Charles war bei dir, nicht wahr?" fragte sie, als sie sich wieder gefangen hatte.
„Ja."
William drückte ihr freundschaftlich die Schulter und inspizierte dann den Eisschrank. Sein Geheimrezept gegen Schmerzen und sonstiges Leid war von jeher Eiscreme. Er füllte drei Glasschüsseln mit Schokoladeneis, goß großzügig Vanillesauce darüber und verteilte die Schalen an die beiden Schwestern. Liz mußte lächeln. Ihr Mann hatte schon einen besonderen Sinn fürs Praktische.
„Ja, Charles war bei mir," wiederholte er. „Es ist eine äußerst vertrackte Situation. Im Endeffekt liegt es allein an ihm – er wird sich entscheiden müssen." William seufzte und schüttelte resignierend den Kopf . „Ich kenne seine Eltern gut. Sie sind nicht gewohnt, daß ihr Sohn Widerworte gibt. Es bleibt nur zu hoffen, daß sie sich irgendwann mit der Wahl seiner Frau anfreunden werden."
„Er hat sich noch nicht entschieden, William," wandte Jane leise ein.
„Wenn er nur einen Funken Verstand hat, weiß er genau, wie er sich zu entscheiden hat, Jane."
William stellte seine leere Glasschüssel in die Spülmaschine – Liz und Jane hatten noch nicht einmal die Hälfte aufgegessen – und ließ die Frauen dann alleine.
„Ich bin sicher, William hat recht," führte Liz das Gespräch weiter.
„Sie haben gedroht, ihn zu enterben."
„Was bedeutet schon Geld, wenn man die Liebe seines Lebens verliert?"
Jane lächelte schwach. Sie war etwas getröstet, aber noch längst nicht überzeugt.
Es war weit nach Mitternacht, als Liz zu ihrem Mann ins Bett schlüpfte. William klappte sein Buch zu und zog sie an sich. Als sie das Thema noch einmal aufbringen wollte, hob er die Hand. „Wir können gerne die ganze Nacht weiterplaudern, aber jetzt steht mir der Sinn nach anderen Dingen, Mrs. Darcy."
Und Liz wußte, Widerstand war zwecklos.
Als William am nächsten Morgen früh aufwachte, war er alleine im Bett. Grrrr….wie er das haßte! Das große Bett war kalt, leer und einsam ohne sie. Wo steckte sie? War sie etwa schon bei Jane? Verärgert warf er sich auf die Seite und zog sämtliche Decken über sich.
Kurze Zeit später hörte er ihre leisen Schritte und spürte, wie sie aufs Bett kletterte. Sie machte allerdings keinen Versuch, sich ihre Decke zurückzuholen und kroch auch nicht zu ihm hinüber. Was hatte sie denn jetzt schon wieder? brummte er innerlich und warf ihr einen verstohlenen Blick zu. Er erschrak. Liz saß an das Kopfende des Bettes gelehnt, die Augen geschlossen und war weiß wie eine Wand. Sofort schlug er die Decken zurück und rutschte zu ihr.
„Liebes, was hast du?" fragte er besorgt.
Sie öffnete müde ein Auge.
„Ich hab mir grade die Seele aus dem Leib gekotzt."
Er nahm sie in den Arm. „Armer Liebling," murmelte er. „Hast du was falsches gegessen?"
„Nur das, was du und Jane auch gegessen habt. Wobei du kein Maßstab bist," sie grinste schwach. „Bei den Sachen, die du durcheinander ißt…"
Sie schmiegte sich an seinen warmen Körper und William schlug die Decken über sie beide. „Vielleicht sollte ich mir nachher vorsichtshalber einen Schwangerschaftstest besorgen," murmelte sie, schloß die Augen und war Sekunden später eingeschlafen, einen sprachlosen William an ihrer Seite.
