Für Elizabeth und William Darcy war der Bedarf an Abenteuern bis auf weiteres gedeckt. Nach dem Prozeß um Wickham und Rob McMahon, den verräterischen Chefpiloten, wollten sie nur noch ihre Ruhe haben und sich auf die nahende Ankunft des neuesten Familienmitglieds vorbereiten.
Wickham wurde zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt, was abzusehen war, McMahon kam glimpflicher davon. Er war von Wickham erpreßt worden, als dieser ihn im „Gaylord" kennengelernt und erfahren hatte, daß er als Pilot für die Darcys arbeitete. McMahon war verheiratet und hatte vier Kinder, und da er sein geheimes „Zweitleben" auch mit allen Mitteln geheimhalten wollte, war er ein williges Werkzeug für George Wickham. Und ein sehr praktisches noch dazu, denn wer sonst konnte ihn in jede Ecke der Welt fliegen und so zu seiner Flucht verhelfen. Ein wahrhaft guter Plan, der ja dann glücklicherweise mit Hilfe von Richard Fitzwilliam vereitelt worden war.
William und Liz waren Richard ein Leben lang dankbar für seine Hilfe – auch wenn William ihm – nur halb im Spaß – immer wieder Vorwürfe machte, ihn damals hinterrücks im Klo eingesperrt zu haben. Richard hatte später großzügig die Reparaturen am Hangar bezahlt, u.a. die des großen Lärmschutzfensters, durch das William ausgebrochen war. Und keine Sekunde zu früh, wie man sich erinnern kann.
In den berüchtigten Abschnitt der Davie Street setzte William seinen Lebtag keinen Fuß mehr.
Fünf Jahre später…
…dachten die Darcys nur noch selten an diese schlimmen Stunden zurück. Das Leben ging weiter – glücklicherweise ohne irgendwelche George Wickhams oder auch Laura Baileys. Victoria erinnerte sich überhaupt nicht mehr daran, sehr zur Erleichterung ihrer Eltern.
Vicky war immer noch insgeheim Williams erklärter Liebling. Sie schaffte es alleine mit ihrem Lächeln, ihn jedesmal um den Finger zu wickeln, eine Kunstfertigkeit, die sie offenbar von ihrer Mutter gelernt hatte. Er konnte seinen beiden Frauen einfach nichts abschlagen, war Wachs in ihren Händen. Und er wollte es gar nicht anders haben. Wenn er daran dachte, wie knapp er möglicherweise an einer Scheidung vorbeigeschrammt war…der Gedanke verursachte ihm auch noch Jahre später Magengrummeln.
Knapp zwei Monate nach der Entführung und ohne weitere Komplikationen schenkte Liz einem Sohn das Leben, der auf den Namen Timothy getauft wurde. William war überglücklich. Er konnte es kaum erwarten, daß Timmy groß genug wäre, um all das zu machen, was man mit einem Sohn nun mal so machte. Er sah den Kleinen schon auf Schlittschuhen hinter einem Puck herjagen und im Park mit ihm Fußballspielen. Zu Williams großer Überraschung war es jedoch Victoria, die ihn dazu überredete, ihr Schlittschuhe zu schenken und an ihrem siebten Geburtstag wünschte sie sich nichts anderes, als ein Spiel der Vancouver Canucks zu besuchen. Die Darcys hatten eine Sponsorenbox im GM Place und seit diesem Tag schleppte sie ihren Daddy zu jedem Heimspiel, sofern er nicht auf Reisen war. Und William bemühte sich, diese Termine soweit es ging für seine erstaunliche Tochter freizuhalten.
William Darcy senior hatte sich kurz nach dem glücklichen Ende der Entführung seiner Enkelin aus dem Geschäft zurückgezogen, sehr zu Annes Freude. Langweilig wurde ihnen dabei keineswegs: sie bereisten alle Ecken der Welt, die sie interessierten und genossen Williams Ruhestand in vollen Zügen. Allzu lange blieben sie aber nie weg, denn sie wollten auch so viel Zeit wie möglich mit ihren Enkelkindern verbringen. Und Darcy senior wußte sein Lebenswerk in den allerbesten Händen.
Liz hatte nie bereut, zu William zurückgekommen zu sein. An Laura Bailey verschwendete sie keinen Gedanken mehr und nach Timmys Geburt nahmen sie ihr Liebesleben genau wieder da auf, wo sie es Monate früher beendet hatten. Miteinander einzuschlafen und am nächsten Morgen wieder gemeinsam aufzuwachen – daran sollte sich nichts ändern. William hatte immer noch die Angewohnheit, ihr edle (und auch mal gewagte) Dessous von seinen Reisen mitzubringen und Liz mußte nie lange überredet werden, ihm später – wenn die Kinder schliefen – eine Privatvorführung zu gewähren.
Mit zwei Kindern voll und ganz ausgelastet und zufrieden, war für Elizabeth – und ein wenig zögernd – auch für William die Familienplanung abgeschlossen. An Timmys drittem Geburtstag erwachte Liz morgens früh, um die Planung für den großen Tag rechtzeitig zu beginnen. Timmys Patenonkel Richard Fitzwilliam wurde von einem langen Einsatz irgendwo in Asien zurückerwartet und so waren gleich mehrere Anlässe zu feiern gegeben. Liz schlug die Augen auf und spürte sofort, daß etwas nicht stimmte. Eine Welle der Übelkeit fegte über sie hinweg und noch ehe sie richtig wach war, mußte sie schon würgen.
Als sie fünf Minuten später zurück ziemlich blaß ins Schlafzimmer kam, war William bereits wach und sah sie mit hochgezogenen Brauen an. „Ist es das, was ich glaube oder hast du dir den Magen verdorben?" fragte er und konnte sich ein glückliches Grinsen nicht verkneifen. Sie warf ein Kissen nach ihm. „Der Magen natürlich, du Spinner," brummte sie und William zog sie lachend zurück ins Bett. „Wie lange bist du schon drüber, Hon?" fragte er zärtlich und nahm sie in seine Arme. Sie spürte seine Lippen an ihrem Hals.
„Ein paar Wochen. Seit dem letzten Vollmond, denke ich." „Muß mehr als ein Vollmond gewesen sein," murmelte William und fuhr sanft über ihren Bauch. „Noch ein kleines Brüderchen für Timmy…"
Liz seufzte. „Ach William, ich will das nicht nochmal durchmachen. Mit meinen drei Rabauken habe ich genug zu tun."
„Drei? Hab ich was verpaßt?"
„Nein. Du bist Nummer drei."
William startete eine Kitzelattacke und Liz quiekte auf. Ihr Geplänkel endete zehn Minuten später und ließ zwei erschöpfte, aber äußerst befriedigte Leiber zurück.
„Nimmst du es auch mit vier Rabauken auf, Elizabeth Darcy?" fragte William leise und Liz seufzte gespielt genervt. „Den wildesten von ihnen hab ich ja schon gezähmt," grinste sie dann. „Der frißt mir regelrecht aus der Hand." Eine weitere Kitzelattacke Williams wurde nur durch Vickys Erscheinen verhindert, die sich wunderte, warum ihre Eltern noch nicht auf waren.
Neun Monate später hatte sich die Anzahl von Elizabeths „Rabauken" auf fünf erhöht – sie brachte nach einer unkompliziert verlaufenden Schwangerschaft Zwillinge zur Welt: Fay und Brendan. Und das war dann wirklich das Ende ihrer Familienplanung.
Ende
