Hallo, Ihr Lieben!

Der Ball rollt und rollt, Deutschland ist immer noch dabei, und Slytherene wirft ab und an einen Blick auf das Elend, das Argentinisch-Niederländische, und schreibt.

Ich bedanke mich für die tollen Reviews!

3. Zweifel

Brigitta hat ihm Natalies Adresse und Telefonnummer aufgeschrieben, und der Zettel fühlt sich angenehm vertraut in seiner Manteltasche an.

Remus fragt nach dem Bus, der zur Universität fährt und geht von da aus zur der Adresse „Kungshamra", zu der er sich durchfragt. Er steht schließlich vor einem mehrstöckigen Gebäude, das sich als Studentenwohnheim entpuppt.

Es ist nach neun, und er ist unschlüssig, ob er Natalie jetzt noch stören soll. Sie ist eine Lerche, eine Frühaufsteherin, und vermutlich ist sie schon auf dem Weg ins Bett. Es ist vielleicht besser, wenn er morgen wieder kommt.

Und noch etwas spukt seit dem Gespräch mit Natalies Vater in seinem Kopf herum.

Selbst wenn sie wieder zu einander finden, selbst wenn er es sich auch noch so sehr wünscht, wo sollte es am Ende hinführen? Er wird ihr nie sagen können, was er ist.

Den Zauberer – nun, das wäre vielleicht nicht unmöglich, es gibt solche Verbindungen zwischen Magischen und Muggeln, Sirius Cousine hat einen Muggel geheiratet. Aber eigentlich hat er sie schon zu lange im Unklaren gelassen darüber.

Doch er ist schließlich nicht nur ein Zauberer. Einmal im Monat steht etwas zwischen ihm und jedem Menschen, an den er sein Herz hängt, und es ist gefährlich. Tödliche Gefahr.

Noch kann er zurück und Stockholm einfach verlassen. Sie wird ihn vergessen, irgendwann. Vielleicht ist es besser so. Besser für sie beide.

Sicher ist es das, denkt er.

Sein Magen rebelliert. Hat er extra hierher kommen müssen, um das zu erkennen? Dass er ihr mehr schadet als er ihr je geben kann?

Er dreht sich um, ignoriert den hellen, wärmeversprechenden Hauseingang, dessen Tür jetzt aufgeht und aus dem Musik und Gelächter auf die kalte Straße strömt. Im Keller des Gebäudes scheinen sie eine Party zu feiern.

Er wird einfach in der Dunkelheit verschwinden. Natalie passt in dieses helle Leben, er jedoch gehört nicht dazu.

Remus ist nur ein paar Schritte gegangen, als neben ihm ein Dieselmotor brummt, und ein Bus einen Haufen junger Leute ausspuckt.

Er tritt aus dem Licht und flüchtet sich in den Schatten.

Er hat das Gefühl, zu Stein zu erstarren, als ein helles Lachen über das Stimmengewirr hinweg klingt. Natalie!

Tatsächlich, das steigt sie aus dem Bus, und sein Herz vollführt einen Freudentanz, während sich sein Magen schmerzhaft zusammen krampft.

Doch dann – direkt hinter ihr springt ein großer blonder Mann aus dem Bus, er legt seinen Arm um Natalies Schultern, drückt ihr eine Kuss auf die Wange und sie lacht wieder, während sie sich aus seiner Umarmung befreit. Doch der Große holte sie mit zwei Schritten ein, und legt ihr wieder den Arm um, und sie läßt ihn gewähren, während sie in schnellem Schwedisch mit einem Mädchen zu ihrer Linken plaudert. Beide lachen und sind offensichtlich in ausgelassener Stimmung.

Remus' Augen verengen sich zu Schlitzen, und er muss sie schließen und tief durchatmen, da er befürchtet, dass ihr Leuchten ihn verraten könnte.

Adrenalin schießt durch seine Adern, zusammen mit dem Wunsch, dem Blonden einfach die Kehle heraus zu reißen. Merlin, er muss sich in den Griff bekommen. Sich und seine Wut.

Kopflos läuft er in die Dunkelheit, in der er dennoch jede Kontur erkennt. Er beginnt zu rennen, und erst nach einer halben Stunde, als ihm überall warm ist, läuft er langsamer.

Er wird morgen früh gleich nach England zurückkehren, und dann muss er Natalie vergessen, bevor er ein Unglück anrichtet, dass nicht mehr gut zu machen ist.

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Zunächst einmal muss er jedoch ein Quartier für die Nacht finden. Der Wind weht kalt aus Osten, und es riecht nach Schnee. Nach dem schnellen Laufen durch die dunklen Straßen ist er verschwitzt, und jetzt kühlt er merklich aus.

Er konzentriert sich hart, dann appariert er zum Bahnhof zurück, den er jetzt schon kennt, und mietet sich in einem der schäbigen Hotels ein, die in der Innenstadt direkt in Bahnhofsnähe gestrandete Reisende aufnehmen.

Nach einer heißen Dusche fühlt er sich besser, doch er wälzt sich endlos zwischen den geflickten Laken hin und her, bevor er gegen Morgen endlich in einen unruhigen Schlaf fällt.

Der nächste Morgen kommt zu plötzlich. Ein Klopfen an der Tür weckt ihn schließlich.

Wenn er noch Frühstück wolle, müsse er jetzt kommen, sagt die Hoteliersfrau, und zu seinem Erstaunen ist das Frühstück gut und reichhaltig, auch wenn der Tee ein Beutelaufguss und dünn ist.

Sie fragt ihn freundlich, ob er eine englische Zeitung wolle, und wann er weiter reise.

Zu seinem eigenen Erstaunen bittet er um den Daily Telegraph und sagt ihr, dass er noch einen Tag bleibt.

Er hat das Gefühl, sich selbst nicht mehr zu kennen.

Aber er begreift, dass er nicht gehen kann, ohne wenigstens mit Natalie zu sprechen. So wahnsinnig und zudem egoistisch dieses Bedürfnis ist, denn sie scheint einen neuen Freund gefunden zu haben, und wahrscheinlich hat sie mit ihm abgeschlossen, aber er kann es nicht unterdrücken.

Er nimmt die Straßenbahn zur Universität, eine Stunde, eine halbe Zeitung und zwei Tassen Tee später, denn er weiß nicht, wo er genau apparieren kann, ohne Aufmerksamkeit zu erregen am helllichten Tag.

Zum Wohnheim läuft er von dort aus. Es ist mühsam, in der Nacht hat es geschneit, und der Schneematsch dringt in seine Schuhe. Doch die kalte Luft klärt seinen Kopf. Er wartet vor dem Haus, und als Studenten heraus kommen, schlüpft er durch die Tür hinein. Er betrachtet die Briefkästen im Flur. Johansson ist in Schweden nicht wirklich ein seltener Name, aber er sieht das mit Kugelschreiber hinter den Namen gekritzelte N. Fünfter Stock, Remus steigt die Treppe hoch, Muggelaufzüge haben etwas Unkalkulierbares für ihn.

An der Tür zum Flur stehen sechs Namen. Offensichtlich teilt sie sich eine größere Wohnung mit mehreren Anderen. Remus fragt sich, ob der Blonde auch dazu gehört. Der Gedanke ist unangenehm, und er spürt so etwas wie Zorn in sich hoch kochen, ganz plötzlich, wie eine unerwartete Welle, und wie bei einer solchen Welle, auf die man nicht eingestellt war, haut es ihn fast von den Füßen.

Wenn sie nun da drin ist, mit dem Anderen, nur im T-Shirt am Frühstückstisch, wie zuhause in Straßburg mit Svea, oder zu Remus' Entsetzen auch einmal in seiner Wohnung mit Will und Jack, dann wird er...ja, was wird er tun?

Den Anderen erwürgen, ihm die Nase blutig schlagen und Natalie an den Haaren in seine Höhle zerren? Das kann es nicht sein. Remus lehnt sich an die kühle Wand. Sein Atem geht schnell und sein Herz pocht heftig.

So geht es nicht, er muss sie allein treffen. Seine Unsicherheit schnürt ihm den Hals zu, ebenso wie seine Wut, seine Angst, dieses zornähnliche Gefühl, dass er nicht einordnen kann, dass aber etwas mit einer definitiven Bestätigung seines Verlusts zu tun hat.

Am Ende klingelt er nicht, und als er zurück läuft durch die grauen Straßen, deren nasser Schnee und Dreck an seinen Schuhen hängen bleibt und sie klobig macht, begreift er das Gefühl: Er ist eifersüchtig. Er hat kein Recht dazu, aber diese Eifersucht ist da, und sie will ihn von innen auffressen. Es fühlt sich an, als habe er eine bösartige, nagende ratte mit räudigem Fell und gelben Giftzähnen in seinem Leib, die in ihm nagt und nagt und seinen Geist vergiftet.

Von einem Park aus appariert er zurück in sein Hotelzimmer und versucht, seine Gedanken und Gefühle zu ordnen. Er war so lange fort, er war so entschlossen als er nach Schweden kam, und jetzt ist er völlig durcheinander.

Der Wolf in ihm will Natalie, egal zu welchem Preis, und er flutet Remus mit Emotionen und Bedürfnissen. Der Mensch will eigentlich das Gleiche, doch sein Verstand sagt ihm, dass es seine Pflicht wäre, sich aus Natalies Leben heraus zu halten und zu verschwinden, schon der Besuch bei ihren Eltern war ein Fehler, und dass sie nicht dort war, ist eine zweite Chance für ihn, diesen Fehler zumindest doch nicht vollständig zu begehen. Schlimm genug für Natalie, wenn sie von ihrer Mutter hört, dass er da war.

Außerdem hat Remus panische Angst, dass sie ihm freundlich lächelnd erklären könnte, dass sie jetzt mit einem Anderen zusammen ist.

Er dreht sich im Kreis. Immer und immer wieder. Entschlossen packt er irgendwann seine Tasche ein und checkt aus. Doch statt zum Ministerium geht er die paar Schritte bis zum Bahnhof und deponiert sein Gepäck in einem Schließfach.

Er kauft sich einen Becher Kakao, und zieht das süße, sehr heiße Getränk vorsichtig in kleinen Schlucken durch die kühle Sahne. Trotzdem verbrennt er sich beinahe die Zunge. Er weiß einfach nicht, was er tun soll. Die letzten Monate hat er nur funktioniert, wie ein Automat, und jetzt muss er selbst eine Entscheidung treffen, die nichts mit der Positionierung von Eingreifkommandos und der Aufhebung von Abwehrzaubern zu tun hat.

Auch der zweite Kakao und ein Schokoriegel lösen sein Problem nicht, und seine Füße werden trotz der Energiezufuhr langsam eiskalt. Seine Schuhe sind noch nicht wieder trocken, der Stockholmer Schneematsch widersteht seinem Energete-Zauber.

Als die Ansage aus den Lautsprechern die Abfahrt des nächsten Zugs nach Göteborg ankündigt, wird ihm bewusst, wie sehr er sich im Kreis dreht.

So geht es nicht weiter. Er folgt den Hinweisschildern zu den Toiletten, verschwindet in einer der Kabinen und appariert in den Park, in dem er heute schon einmal gestanden hat. Es schneit, und er schlägt den Mantelkragen hoch, während er langsam in Richtung Stockholms Universitet geht. Er fragt sich durch zu den Naturwissenschaften und zum Fachbereich Umwelt- und Agrartechnologie. Ein englischer Student fällt hier nicht weiter auf, und die jungen Leute geben ihm freundlich Auskunft. Sie alle haben Natalies weichen Akzent, und das ist irgendwie merkwürdig für ihn, obwohl es nur logisch ist.

Natalie studiert Landwirtschaft. Die Agraringenieure sind in einem modernen Gebäude untergebracht, Glas und Stahl und helles Holz, nichts erinnert hier an Bauernhöfe und ländliche Idylle, bis auf ein paar Bilder von Hühnern und Kühen, doch auch hinter diesen Tieren ragen moderne Futtersiloanlagen in den blauen schwedischen Sommerhimmel.

Remus kennt nur den grauen Winterhimmel der schwedischen Metropolen, er versucht, sich am Infobrett einen Überblick über die Kurse zu verschaffen. Tatsächlich sind fast alle Termine zweisprachig angeschlagen, wegen der vielen ausländischen Studenten, und es gibt sogar einen englischsprachigen Bachelor-Studiengang.

Er weiß, dass Marie im siebten Semester sein muss, und das siebte hat heute Nachmittag einen Kurs in Schweineproduktion, Seminarraum acht.

Wieder fragt Remus sich durch und er findet den Seminarraum. Natalie ist nicht dort, das sagt ihm seine Nase, noch bevor er den Raum betritt. Dafür sieht er den Blonden, und der Wolf rast. Remus drängt ihn mit großer Konzentration zurück, und dann fragt er das nächstbeste Mädchen, dass eben zur Tür reinkommt, ob sie weiß, wo Natalie Johansson ist.

„Natalie hat einen Kurs auf dem Versuchsgut der Uni in Thorshälla und sie wird erst morgen wieder hier sein", sagt die Studentin.

Remus Magen rebelliert und krampft schon wieder. Zu viel Schokolade, zu groß die Enttäuschung, er wollte es wirklich hinter sich bringen, ein Aufschub von vierundzwanzig Stunden erscheint ihm auf einmal unerträglich und gleichzeitig fällt eine enorme Spannung von ihm ab, und er ist froh, dass er sich noch einen Tag an seine Hoffnungen klammern kann.

Er nickt kurz, dann verschwindet er mit langen Schritten den Gang hinunter. Die Damentoilette rettet ihn vor einer peinlichen Situation, sein vegetatives System spiegelt das Durcheinander in seinem Kopf und seiner Psyche.

Er appariert von einer Toilettenkabine in die nächste, und er hat Glück, die am Bahnhof ist auch leer. Dass er einem Jonkey auf den Kopf hätte apparieren können, wird ihm erst zu spät bewusst.

Schon der Anblick des Kiosks, der die Schokolade verkauft ist schwer zu ertragen, aber Remus muss dort entlang, denn er braucht seine Tasche wieder aus dem Schließfach. Die Rezeptionistin seines Hotels ist nicht wenig erstaunt, ihn schon wieder einzuchecken, und er füllt stoisch das Anmeldeformular zum zweiten Mal aus.

Sie fragt ihn, ob er beruflich in Stockholm zu tun hat, und er verneint, dann sieht er die Frau Mitte Fünfzig mit ihren grauen Haaren und dem freundlichen Gesicht an, versucht ein Lächeln, was auch halb gelingt, und sagt, es handele sich um Herzensangelegenheiten, und es stelle sich jedoch als viel schwieriger als erwartet heraus.

Sie sagt eine Weile nichts, und dann meint sie zu ihm, in Herzensdingen gebe es nun mal kein grau, sondern nur schwarz oder weiß, und man müsse schon den Mut für Ehrlichkeit aufbringen, wenn man nicht lebenslang einer verpassten Chance nachtrauern wolle. Ihre Augen sehen traurig dabei aus.

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Wenn Remus ehrlich zu sich selbst ist, dann gibt es keinen Grund für Natalie, sich wieder mit ihm einzulassen.

Er hat sie verletzt, und dann ist er spurlos verschwunden, nicht wie sie, die einen triftigen Grund hatte, sondern nebulös und ohne eine Anschrift zu hinterlassen.

Was soll er ihr sagen über die vielen Wochen im September und Oktober, die er völlig von der Bildfläche verschwunden war?

Und kümmerte es sie überhaupt?

Immerhin hat sie hier ihr Leben aus der Zeit vor Straßburg fortgesetzt, mit ihren Freunden, ihren Eltern, mit ihrem Pferd Thor vermutlich.

Vielleicht hatte sie ihm Ende September nur geschrieben, um ihm zu sagen, dass er sich zum Teufel scheren solle?

Aber Remus will nicht ehrlich zu sich sein.

Er will nur Natalie, will ihre Stimme hören, hören, dass sie ihm sagt, dass alles wie vorher wird, er will seine Hände durch ihr seidiges Haar gleiten lassen und ihren Körper unter seinem spüren, ihre warme Haut an der seinen.

Das wenigstens ist ehrlich.

Und dann? Was will er dann? Sie mit nach England nehmen? Und wohin dort? Er hat weder eine Wohnung in London, die diesen Begriff verdient, noch einen Job.

Immerhin, er hat jetzt einen Magister in Arithmantik und ein paar Scheine in Mathe und Physik. Für den Magister in Arithmantik ist er jung, sein Examen – das weiß er bereits - wird exzellent sein, aber was es wirklich wert ist in der magischen Gesellschaft, muss sich erst noch erweisen, angesichts seiner Lykantrophie.

Vielleicht kann er genug verdienen, um einen permanenten Portschlüssel zu finanzieren, London –Stockholm, ein paar mal die Woche. Wie er ihr das Doppelleben erklären soll, weiß er nicht. Er müsste ihr dann vielleicht doch sagen, dass er ein Zauberer ist. Dazu müsste er sich mit ihr verloben, das sieht das Geheimhaltungsabkommen der Internationalen Zauberervereinigung von er-weiß-nicht-mehr-wann vor.

Stunden lang liegt er auf dem Bett, starrt an die Zimmerdecke und versucht, zu einem Entschluss zu kommen. Doch alles, was am Ende übrig bleibt, ist seine ungestillte Sehnsucht nach ihr.

Er könnte bekommen, was er will, die Worte, nach denen er sich so sehnt, und ihren Körper, nach dem er sich verzehrt, er muss nur zu ihr hin apparieren, und ein Imperio erledigt den Rest.

Remus erschrickt zutiefst über sich selbst. Ein zynischer Gedanke durchfährt ihn. Mit etwas Glück könnte er irgendwann in Askaban die Zelle neben der von Sirius bekommen. Alte Freude, wieder vereint, den Unverzeihlichen sei dank.

Es muss ein Ende haben.

Jetzt.

Nein, nicht jetzt.

Jetzt ist sie auf dem Versuchsgut und melkt Kühe oder füttert Hühner oder was immer sie dort tut. (Natalie analysiert die Computersteuerung der Melkanlage, Remus erster Gedanke ist also gar nicht so weit hergeholt.)

Morgen also. Morgen bestimmt. Ohne Frühstück, ohne Zeitung, ohne Kakao im Bahnhof.

Draußen beginnt es zu dämmern. Die Nacht kommt früh in Stockholm in November und es schneit auch wieder. Dicke Flocken trudeln aus dem wolkenverhangenen dunklen Himmel, und dann werden es immer mehr, immer kleinere, von der Sorte, die dann auch liegen bleibt und die Welt in ein Winterwunderland verwandelt.

Remus muss sich ablenken, sonst wird er definitiv durchdrehen. Er übt Verwandlungen, bis seine Stabhand schmerzt. Fernseher in Radio, optisch kein Problem, tatsächlich spielt das Radio nur den Ton des Fernsehers, Remus versteht zu wenig von der Technik, die dahinter steht, um ein besseres Resultat zu erzielen. Grüne Tapete in Rote, das geht schon besser, und sein Bett in eine Luftmatraze, den grünen Teppich in gelb, aus der Topfpflanze ein Brombeerbusch mit reifen Früchten, das ist kein Problem.

Remus hat zerstochene Finger und eine rote Zunge (seine Verwandlung bezog die Beschwörung wunderbar starker, spitzer Dornen mit ein), als er schließlich ins Muggelkino geht und sich einen Film über einen Mann, der die Liebe einer Indianerin gewinnt und das Vertrauen eines Wolfes, ansieht.

Der Film ist voller Ausdruck und starker Bilder, aber am Ende ist der Wolf tot und der Mann lebt, er selbst wäre dankbar für dieses Ende, und wenn Natalie ihm dann zehnmal im Wald abhängen würde bei ihrem Training und er ihr manches Mal einen Korb geben müsste angesichts ihres Hungers nach Sex, das wäre besser als ein verfluchter Werwolf zu sein.

Als er nachts in sein Hotel zurückkehrt, hadert er nicht mehr nur mit seinem Herzen, sondern mit seinem ganzen Leben. Er hat sich in den letzten Monaten angewöhnt, die Fähigkeiten zu nutzen, die der Wolf in ihm mit sich bringt, aber heute Nacht hasst er ihn, dafür, dass er sein Leben ruiniert, ihn aus der Gesellschaft der Menschen ausschließt, und dafür, dass er laut und vernehmlich nach Natalie heult.

Der Wolf heult und heult, und Remus muss seine Tränen weinen, er hat nicht die Kraft und auch nicht wirklich den Willen, ihn zu unterdrücken. Er hatte lange nicht mehr eine solche Krise, aber er weiß, dass es ihm morgen früh besser gehen wird, wenn er jetzt nachgibt und auch irgendwann Schlaf findet.


TBC