Kapitel 10 – Die „Affaire" …

Hermione schloss die Augen, als sie sich vom Portschlüssel aus dem sonnigen Rosengarten ihrer Mutter wegziehen ließ. In einer Welle von Schwindel fühlte sie sich, als würde sie durch eine Röhre gedrückt, ehe sie auf der anderen Seite der Welt abgelegt wurde. Als sie ihre Balance wiedererlangt hatte, zitterte sie und fand sich selbst an einer ruhigen Straßenecke vor, zurück in Englands winterlicher Nacht.

Der Schneesturm, der den ganzen Tag in London angehalten hatte, hatte gerade aufgehört und eine dicke Lage weißen Puders hinterlassen, das die Straßen, die Äste der Bäume und die Muggelautos bedeckte, die vereinzelt entlang der Straßen geparkt standen. Hermione zog sich ihren Umhang fest um die Schultern und zitterte erneut. Ein dunkler Schatten trat an ihre Seite und schirmte sie gegen den intensiven kalten Wind ab. Sie musste lächeln – er und seine subtilen Verhaltensweisen.

Severus schien dem Lächeln, das in den Mundwinkeln der jungen Hexe lag, keine Aufmerksamkeit zu schenken. Mit leicht zusammengezogenen Brauen schritt er einfach völlig still an ihrer Seite.

Die Erinnerung an ihren schnellen Trip nach Australien brachte vertraute Schmetterlinge in Hermiones Bauch zurück. Jedes Mal, wenn sie nahe bei ihrem ehemaligen Tränkemeister war, wurde das Gefühl stärker und stärker. Wie ihre Mutter während eines ihrer nächtlichen Mädchengespräche neckend aufgezeigt hatte, war dies nicht das erste Mal, dass Hermione sich zu dem einen Zauberer hingezogen fühlte, den sie anscheinend nie hatte beeindrucken können. Professor Snape war der einzige Lehrer, der es geschafft hatte, Hermione während ihrer Schulzeit nervös zu machen. Wenn sie mit ihren Freunden sprach, hatte sie ihn einschüchternd genannt, obgleich nur sie wusste, dass ihre Angst, in seinem Unterricht nicht gut abzuschneiden, nie der Grund für die Flipflops ihres Magens gewesen war.

Jahrelang hatte Hermione die Intelligenz des Tränkemeisters bewundert. Wenn sie sich im selben Raum befanden, wurde ihre Aufmerksamkeit immer unkontrollierbar auf seine hochgewachsene, hagere Gestalt, auf seine kühle, glatte Stimme und sogar auf seinen Sarkasmus gelenkt. Hermione konnte sich nicht mehr erinnern, wie viele Male sie ihr Lächeln hatte verbergen müssen, nachdem ihr klar geworden war, dass sie als Einzige im Klassenzimmer in der Lage war, des Zauberers trockenen Sinn für Humor zu erkennen. Und oh, wie konnte sie das vergessen … Wie konnte sie die Art, wie er sich bewegte, vergessen, die Art, wie er sich duellierte und Lockhart mit einem Schnicken seines Handgelenks umgeworfen hatte … und die Art, wie er einen Abgang machte, bei dem sich sein schwarzer Umhang immer hinter ihm bauschte …

Wenn im Rückblick gesehen nicht Harrys gestörte Beziehung zu Professor Snape gewesen wäre, war Hermione sich sicher, dass sie als Teenager einige peinliche Dinge getan hätte, um die Aufmerksamkeit des jungen Professors zu erlangen. Dennoch wurde die mädchenhafte Schwärmerei, die sie für den Zauberer gehegt hatte, zu der Zeit, als sie Hogwarts verließ, von Verwirrung abgelöst. Harrys Bericht der Szene von Snapes augenscheinlichem Mord an Dumbledore brach Hermione das Herz. Sie konnte sich den anderen einfach nicht anschließen, die den mutmaßlichen Verräter verdammten, und es fiel ihr sehr schwer, die Idee zu akzeptieren, dass ihr Idol ein unverzeihliches Verbrechen begangen hatte.

Natürlich hatten sich die Dinge geändert, als nach der finalen Schlacht die Wahrheit über Severus' Loyalität endlich ans Tageslicht gekommen war. Obwohl Hermione sich insgeheim freute, dass ihr Vertrauen zu ihrem ehemalige Professor nicht unangebracht gewesen war, dachte sie lange Zeit, sie habe die „besonderen Gefühle" für Snape verloren. Sie hatte gedacht, sie habe diese alberne Schulmädchenschärmerei endlich überwunden. Aber sie hatte die Tatsache übersehen, dass sie nach dem Krieg mit Severus Snape einfach keinen Umgang hatte. Und da ihr Herz von der Existenz des mysteriösen Zauberers abgelenkt war, der zwischen den Seiten lebte, verschwand das eindrucksvolle Bild des Tränkemeisters einfach aus ihren Träumen.

Die letzten paar Wochen schienen jedoch alles wieder verändert zu haben. Nach ihrem ersten Treffen im Gewahrsamszentrum wurde Hermione Severus' wahre Absicht schnell klar, als er versuchte, sie daran zu hindern, Teil seines Falles zu werden. Selbst wenn die Gefahr durch Voldemort nicht länger bestand, versuchte er, sie zu beschützen. Aber er tat mehr, als sie zu beschützen. Genau in dem Moment, als sie dachte, ihre romantische Zukunft könne sich nur um ihren mysteriösen Brieffreund drehen, war es Severus Snape, der sie nach Hause brachte, als sie am Heiligabend einsam und unglücklich gewesen war. Trotz ihres betrunkenen Zustand erinnerte sie sich noch an das seltene Kompliment, das sie ihm entlockt hatte. War es das, was er wirklich von ihr dachte? Dachte er wirklich an sie als eine attraktive und interessante Hexe? Er hatte keinen Grund, ihr ein Journal zu geben, das zu schreiben er mehr als fünfzehn Jahre gebraucht hatte, wenn sie lediglich die „unerträgliche Besserwisserin" war, die sich in seinen Fall hineingedrängt hatte, und er hatte ganz sicher keine Verpflichtung, mit ihr um die halbe Welt zu reisen, um direkt vor seinem wichtigen Prozess die Gedächtnisse ihrer Eltern zu reparieren. Hermione war ziemlich sicher, dass der Zauberer, der an ihrer Seite schritt, etwas Besonderes für sie empfand, auch wenn er es auf sehr Slytherin'sche Weise zeigte.

Ja, sie musste recht haben … Hermione konnte keinen anderen Grund finden, Severus' Handlungsweise zu erklären. Man musste nur schauen, was sie genau in diesem Moment machten: Statt dass jeder von ihnen in seine Wohnung zurückapparierte, was eine deutlich schnellere Transportmöglichkeit wäre, um der winterlichen Kälte zu entfliehen, waren sie beide damit zufrieden, nebeneinander zu Fuß zu gehen, und das einzige Geräusch um sie herum war das ihrer Stiefel, die das weiße Pulver auf den Boden drückten.

Um einen kleinen vereisten Fleck zu vermeiden zu versuchen, trat Hermione einen kleinen Schritt zur Seite und rempelte versehentlich gegen den hochgewachsenen Zauberer neben sich. Als sie spürte, wie ihre Hand die seine streifte, begannen ihre Wangen zu brennen. Schnell räusperte sich Hermione und versuchte, ihr fieberhaftes Erröten zu verbergen.

„Sie hätten nicht zulassen sollen, dass meine Mutter uns dazu bringt, noch einen weiteren Tag zu bleiben", sagte sie endlich und brach das Schweigen.

„Ich war nicht in der Position, gegen die Bitte einer Mutter einzuschreiten, dass ihre Tochter noch für den Feiertag bleibt", antwortete er ausdruckslos. Einen Moment später fügte er hinzu: „Und es ist nicht so, als ob hier irgendetwas Dringendes auf mich wartet."

„Doch, natürlich!" Sie warf ihm einen schnellen Blick zu und schüttelte den Kopf. „Jetzt haben wir nur noch einen Tag bis zum Prozess übrig. Wir werden nicht alle Ihre Zeugen treffen können …"

„Das ist egal." Seine ruhige und glatte Stimme brachte sie zum Stehen.

„Wie können Sie so leicht aufgeben?" Mit gerunzelter Stirn sah sie ihn an und blieb mitten auf der Straße stehen, die Hände fest in die Hüften gestemmt.

„Wer sagt, dass ich aufgebe?" Er hob eine Braue und erwiderte ihren Blick, ohne seinen Schritt zu verlangsamen. „Ich weise nur auf das Offensichtliche hin. Die Zeugen werden keine Rolle spielen. Der Prozess selbst spielt keine Rolle."

„Wie meinen Sie das?" Hermione beeilte sich, zu Severus aufzuschließen, und fragte neugierig: „Sie haben einen Plan, oder? Was ist es?"

Mit seinen dunklen Augen blickte er ungerührt auf sie hinab und sagte: „Die Zeugen, die Sie benannt haben, und die Dokumente, die Sie bei Gericht eingereicht haben, werden das Ergebnis des Prozesses nicht ändern. Der Prozess war bereits organisiert, ehe Sie den Auftrag erhalten haben. Ich war damit einverstanden, dass Sie an dem Fall arbeiten, weil ich mit Ihnen übereinstimme, dass Ihre Chance, den Fall zu lösen, vor Gericht liegt. Die Individuen, die hinter diesem Fiasko stehen, werden ihre Absichten während des Prozessen aufdecken, und Sie werden bald Ihre Antworten finden."

„Aber was ist mit Ihnen?" Ihre Augen weiteten sich. „Welchen Sinn hätte es für mich, meine Antworten zu bekommen, wenn Sie letztlich nach Azkaban geschickt werden?"

„Wenn Sie den Schuldigen finden, mag das meinen Besuch bei den Dementoren abkürzen", sagte er ruhig und war anscheinend nicht allzu beunruhigt, weil sie sein offenkundiges Schicksal erwähnt hatte.

„Ist dies, was Sie die ganze Zeit im Hinterkopf hatten?", fragte sie ungläubig. „Wenn das der Fall ist, warum haben Sie die letzten paar Wochen überhaupt mit mir gearbeitet? Warum haben Sie sich die Mühe gemacht, meine Fragen zu beantworten und mir so viel aus Ihrer Vergangenheit mitzuteilen? Sie hätten die Stadt verlassen sollen, solange Sie die Gelegenheit dazu hatten! Verlassen Sie London, verlassen Sie das Land, gehen Sie irgendwohin, wo Sie niemals jemand finden kann, bis diese ganze Sache, dass sie versuchen, Sie strafrechtlich zu verfolgen, vorbei ist!", schrie sie.

„Ist dies die Hermione Granger, die ihren Mandanten mit einer persönlichen Bürgschaft herausgeholt hat, oder ist dies die unerträgliche Besserwisserin, die ein Problem zu lösen versucht, das für sie offensichtlich eine Nummer zu groß ist?" Er starrte sie an. Für einen kurzen Moment wappnete Hermione sich für einen hitzigen Streit. Aber dann hörte sie ihn sagen: „Ich kann Sie nicht in noch mehr Schwierigkeiten bringen, als Sie ohnehin schon haben." Seine Stimme wurde sanfter und zeigte einen flüchtigen Blick auf den Zauberer, den sie in seinem Klassenzimmer nie kennengelernt hatte. „Und nebenbei dachte ich, es sei keine schlechte Idee, dass Sie mich kennenlernen."

Hermione erwiderte seinen Blick, als sie in seine tiefdunklen Augen starrte. Einen Moment später wandte sie sich von ihm ab und seufzte: „Ich hoffe immer noch, dass Sie sich mit dieser ganzen politischen Agenda-Angelegenheit irren. Aber wenn Sie recht haben, Severus", sie schluckte und runzelte die Stirn, während sie nach den richtigen Worten suchte. „Sie wissen, dass ich einen Weg finden werde, Sie so schnell ich kann herauszuholen."

„Das kann ich nur hoffen", antwortete er ruhig mit einer Stimme, die nur ein Flüstern war.

„Und Severus", sie wandte sich um und sah ihn wieder an. „Wenn dies alles vorüber ist, wenn es für Sie okay ist …" Erröten breitete sich schnell auf ihren Wangen aus, während sie auf den Schnee auf dem Boden hinuntersah. „Ich würde Sie gern wiedersehen. Und vielleicht könnten wir …" Sie atmete flach ein und räusperte sich, „mit etwas … mehr als … Freundschaft … anfangen."

Er hob eine Braue und sah sie an. „Aber das ist nicht, was Sie versprochen haben, als ich zugestimmt habe, dass Sie an meinem Fall arbeiten. Sie sagten, Sie würden mich in Ruhe lassen, wenn ich das vorzöge."

„Aber ist es das, was Sie vorziehen?" Vorsichtig sah sie zu ihm auf und spürte, dass sich Feuchtigkeit in ihren Augen sammelte. „Dass ich Ihnen fernbleibe?"

Der Zauberer presste seine Lippen zu einem dünnen Strich zusammen und runzelte die Stirn. Er brauchte einen langen Moment, um ihre Frage zu beantworten. „Das wird von Ihnen abhängen, nehme ich an. Ich bin sicher nicht in der Position, um irgendwelche Erwartungen zu haben."

„Und warum ist das so?" Sie runzelte die Stirn. Einige Augenblicke später vergrub sie das Gesicht in den Händen und stöhnte „Oh je … ich bin einfach albern, oder? Ich bilde mir das ein … Sie haben kein Interesse an mir. Sie wollen nichts mit mir zu tun haben. Und wahrscheinlich sind Sie …"

„Hermione!" Mit einem schnellen Schritt trat er vor sie und stoppte ihr Gemurmel, indem der seine Hände auf ihre Schultern legte. Sie ließ die Hände von ihrem Gesicht sinken. Gespannt sah sie zu ihm auf und versuchte, den Ausdruck in seinen Augen zu verstehen. „Hören Sie mir zu, Hermione", begann er fast zu ruhig. „In den letzten paar Wochen haben Sie eine Menge über meine Vorgeschichte erfahren. Weiß der Himmel, warum Sie immer noch Interesse an mir haben, nachdem Sie gehört haben, was ich für den Dunklen Lord getan habe. Aber ich muss zugeben, dass ich … begeistert bin von der Idee …" Er stolperte über die Worte, „unsere … Freundschaft … auszuweiten. Jedoch", er zögerte, wenn auch nur einen kurzen Augenblick, „gibt es ein Geständnis, das ich ablegen muss, ehe Sie entscheiden, was Sie mit unserer … Freundschaft anfangen wollen."

Hermiones Augen verengten sich, als sie über seine Worte nachsann. Welche Art „Geheimnis" hielt Severus vor ihr verborgen? Welchen Teil seiner Vergangenheit hatte er vor ihr verheimlicht? Wenn sie etwas über Severus wusste, dann war es, dass er kompliziert war. War sie für dieses „Geständnis" bereit? Sie biss sich auf die Unterlippe und fragte vorsichtig: „Wird dieses Geheimnis, das Sie mir gerade erzählen wollen, etwas sein, das ich gerne hören möchte?"

„Wahrscheinlich nicht." Severus seufzte, als er seine Hände von ihren Schultern nahem, und ging wieder vor ihr her.

„Hat es etwas mit der Wahrheit über Ihre Rolle als Spion im Krieg zu tun?", fragte sie, während sie schnell zu ihm aufschloss, besorgt, dass die Erklärung, die sie beim Zaubergamot eingereicht hatte, merkliche Fehler haben könnte.

„Nein", gab er zurück, ohne langsamer zu werden und sie anzusehen.

„Mit Ihrer Loyalität?"

„Nein", antwortete er ruhig.

„Haben Sie noch einen weiteren unbrechbaren Eid abgelegt, von dem Sie wünschten, Sie hätten es nicht getan? Außer dem für Draco?"

„Nein." Seine Stimme war leise.

„Also geht es um … andere Beziehungen?" Sie zögerte.

„Nein." Er verlangsamte seinen Schritt und warf ihr einen seltsamen Blick zu.

„Ihre …", sie errötete, „sexuellen Vorlieben?"

„Nein!", grollte er. Abrupt blieb er stehen, drehte sich um und sah sie wütend an. „Bitte hören Sie mit Ihren erbärmlichen Rateversuchen auf! Ich werde Ihnen alles erzählen, wenn wir in Ihrer Wohnung sind. Ich will dieses Gespräch nicht mitten auf der Straße führen. Falls Sie beschließen, mir eine Standpauke zu halten, ziehe ich zumindest vor, sie unter vier Augen zu hören." Ohne ihr auch nur einen Moment zu reagieren Zeit zu lassen, wandte er sich um und eilte in Richtung des Hauses, in dem ihrer beider Wohnungen lagen.

Mit gefurchten Brauen beschleunigte sie ihre Schritte, um mit seinen langen Schritten mitzuhalten. Sie gingen schweigend weiter; sowohl der Zauberer als auch die Hexe waren in ihren eigenen Gedanken versunken. Als sie die dunkler werdende Straßenecke umrundeten, war keiner von ihnen darauf vorbereitet, dem gegenüberzutreten, was sie am Eingang des Mietshauses erwartete.

Ohne Vorwarnung sahen der Zauberer und die Hexe sich vom blendenden Blitzen von Zaubererkameras attackiert, die aus dem Nichts auftauchten. Instinktiv zog Severus Hermione schnell in seine Arme und richtete seinen Zauberstab auf die kleine Menschenmenge, die sie umgab.

Ihre Augen brauchten einige Sekunden, sich an die Umgebung zu gewöhnen und mehr als ein Dutzend Hexen und Zauberer zu bemerken, die leicht seltsame Muggelkleidung trugen, Kameras und Notizbücher hielten und sich um sie scharten. Einige bunte Federn trieben in der Luft und bewegten sich hektisch. Sofort erkannte Hermione die grässlichen Flotte-Schreibe-Federn.

Die Gruppe von Reportern nahmen sich Zeit, das Paar mit großem Interesse zu betrachten, als seien sie Geier, die die Beute begutachteten, die sie in ihren Krallen hielten.

„Mr. Snape, sind Sie immer so beschützerisch bei Ihrer Hexe?", fragte eine Stimme aus der Menge und durchbrach sofort die Stille.

„War sie noch minderjährig, als Sie die Affaire begonnen haben, Professor Snape?"

„Snape, stimmt das Gerücht, dass Sie Miss Grangers Eltern besucht haben, um sie um Erlaubnis zu bitten, sie zu heiraten?"

„War eine ungeplante Schwangerschaft der Grund für Ihren Heiratsantrag?"

„Wir haben Information über Ihre nicht-öffentliche Hochzeit in einer Kapelle am Strand in Irland. Könnten Sie die Nachricht bestätigen?"

„Hermione, wurden Ihnen für die schnelle Hochzeit finanzielle Vorteile zugesagt?"

Hermione war von den anklagenden Fragen schockiert. Es war jedoch die Tatsache, dass ihre Reisepläne mit Severus zu den Reportern durchgesickert waren, die sie wirklich kränkte. Nicht in der Lage, ihre Stimme zu finden, sah sie zögernd zu Severus auf und stellte fest, dass seine dunklen Augen die Reporter mit einem mörderischen Blick anstarrten.

Ohne ein Wort zog Severus Hermione dichter an sich und schob sich durch die Gruppe von Reportern in das Gebäude. Als er sicher war, dass sie außer Sichtweite von Muggeln waren, hielt er sie noch ein wenig fester, und mit einem leisen Knall apparierten sie direkt ins Wohnzimmer ihrer Wohnung.

„Ich kann dies nicht glauben!", schrie sie, sobald sie in Hermiones Wohnung wieder auftauchten. „Niemand sollte von unserer Besuchsreise zu meinen Eltern wissen! Wie …" Aber sie wurde mitten im Satz unterbrochen, indem Severus' Hand plötzlich ihren Mund bedeckte. Lautlos ging er mit noch immer erhobenem Zauberstab schnell in ihr Arbeitszimmer.

Hermione folgte ihm auf dem Fuße und sah vorsichtig über seine Schulter, als er langsam die Tür aufstieß, die in ihr Arbeitszimmer führte. Hermione fiel die Kinnlade herunter, als sie die Szene vor sich wahrnahm.

Ihr Arbeitszimmer war ein absolutes Chaos: Notizen und Akten und Bücher waren überall verstreut, einige Papierstücke segelten durch den Raum, als habe sie eben jemand in die Luft geworfen. Ehe sie zweimal blinzeln konnte, flitzte eine schwarze Katze vor ihnen aus einer Ecke hinter der Tür, rannte durch den Raum durch Bücher, Akten und Papier, sprang auf den Schreibtisch und begann laut zu fauchen.

Als sie dem Blick der Katze folgte, sah Hermione einen kleinen Käfer, der in Richtung des Fensters hüpfte. „Fang sie, T! Es ist Skeeter!", schrie sie und rannte zum halboffenen Fenster. Aber der Animagus war flink. Der Käfer sprang direkt aus dem gesprungenen Fenster, ehe Hermione und die Katze ihn erreichen konnten.

„Grrr!", schrie Hermione frustriert. „Es ist Skeeter! Warum muss sie es immer sein! Das ist schrecklich! Jetzt werden sie vor dem Prozess eine Menge zu schreiben haben! Was sollen wir nur machen?"

Gegen Hermiones Erwartung schien Severus das unangenehme Ereignis nicht so sehr wie sie zu stören. Wortlos richtete er seinen Zauberstab auf das Chaos auf dem Boden und begann, die Bücher zurück ins Bücherregal und die Akten auf ihren Schreibtisch zu schicken. Auf ihre Fragen hin zuckte er mit den Achseln und sagte gleichgültig: „Ich sehe keinen Grund, so besorgt zu sein."

„Warum stört Sie das nicht, Severus?", sagte Hermione und wandte sich wieder ihrem Schreibtisch zu. Sie konnte sehen, dass die Skeeter Hexe durch ihre Recherchen zur Aufhebung von Gedächtniszaubern und ebenfalls durch ihre Notizen für Severus' anstehenden Prozess gegangen war. Sie konnte sich den durch den Einbruch verursachten Schaden nicht einmal vorstellen. Und um die Dinge noch komplizierter zu machen, war es offensichtlich, dass Skeeter zu ihrer Reise einen Tipp bekommen hatte. Ohne jeden Beweis war Hermione nicht sicher, wie sie auch nur eine Anklage gegen die Hexe im Ministerium vorbringen konnte.

„Ich muss dazu Anzeige erstatten! Haben Sie irgendeine Idee, womit ich anfangen sollte?" Sie drehte sich unvermittelt um, um Severus anzusehen, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie er ein vertrautes schwarzes, ledergebundenes Notizbuch schloss. Als sie wieder blinzelte, hatte er das Notizbuch geschlossen und reichte es ihr.

„Wo möchten Sie das aufbewahren?", fragte er ruhig.

Hermione nahm ihm das magische Objekt aus der Hand und runzelte die Stirn. An dem, was sie gerade sah, war etwas Seltsames, aber im Nebel ihres Zornes konnte sie es nicht genau sagen. Etwas stimmte nicht …

„Sie haben kaum die Zeit, sich mit ihr abzugeben", hörte sie seine glatte Stimme zu sich sagen. „Lassen Sie die Reporter schreiben, was immer sie wollen. Es ist sowieso alles Unfug. Sie können sich nicht wirklich darüber Sorgen machen, dass deren Worte Ihren Ruf schädigen …"

„Natürlich bin ich besorgt!", schnappte sie. Sie hatte keinen Grund, auf ihn wütend zu sein. Aber sie war über ihre eigene Sorglosigkeit so aufgebracht, dass sie ihre Wut nicht kontrollieren konnte. „Das ist von größter Wichtigkeit für meinen Ruf! Haben Sie sie nicht gehört? Dies sind schreckliche Anschuldigungen! Dass wir zusammen sind! Das ist ungeheuerlich! Völlig inakzeptabel!", schrie sie.

Er sprach noch immer kein Wort, während er ihre Tirade anhörte. Als sie endlich aufhörte, fragte er ruhig: „Ist es wirklich so schlimm? Mit mir in Verbindung gebracht zu werden?"

Der seltsame Ton in seiner Frage jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Zu stur, um ihre Worte zurückzunehmen, antwortete sie einfach: „Nicht so …, Severus. Ich weiß nicht … ich weiß nicht, was vorgeht …" Sie ließ den Kopf sinken und fuhr sich mit den Händen durch das Haar. „Wie soll ich mit der Presse umgehen?"

In seinem Gesichtsausdruck hatte sich nichts geändert. Seine dunklen Augen beobachteten sie weiter. Als er jedoch endlich sprach, lag eine Spur von Kälte in seiner Stimme.

„Es wird vorübergehen, ehe Sie sich versehen", sagte er einfach. „Der Prozess wird in zwei Tagen vorbei sein."

Als sie wieder aufsah, bemerkte sie, dass er wegging. „Warten Sie, Severus!" Sie eilte ihm nach. „Es … es tut mir leid, dass ich die Fassung verloren habe. Ich … ich war auf diese Art von Überraschung einfach nicht vorbereitet."

Er blieb stehen und sah zu ihr zurück. Mit einem knappen Nicken sagte er einfach: „Verständlich, Miss Granger."

„Wollen Sie mir nicht das größte Geheimnis Ihres Lebens erzählen?" Sie zwang sich zu einem kleinen Lächeln für den Zauberer und versuchte, das Thema zu wechseln und das Drama zu vergessen, das sie gerade erlebt hatten.

Er sah sie mit zusammengekniffenen Augen an und hielt inne. Einen Augenblick später sah er weg und ging weiter zu ihrem Kamin. „Es gibt keine großen Geheimnisse. Sie haben jetzt gerade genug Sorgen. Vielleicht … ein anderes Mal."

Später an diesem Abend sank Severus tief auf sein Sofa am Kamin. Er hob das Glas Feuerwhisky zu den wilden Flammen, die im Kamin tanzten, und murmelte: „Ich wusste nicht, wie ich das Versprechen einhalten soll, das ich deinem Vater gegeben habe. Aber ich glaube, du hast mir gerade die Antwort gegeben."