Kapitel 15 – Das Gefecht

Lieber Severus,

Dies fühlt sich allzu seltsam an … aber auf gute Weise! Sonst habe ich ständig gerätselt, wem ich geschrieben habe, wenn ich dieses Notizbuch geöffnet habe. Aber jetzt kann ich jedes Mal, wenn ich Deine Nachrichten sehe, fast Deine Stimme hören. Lass mich Dir einfach sagen, dass ich mich definitiv daran gewöhnen kann, auch wenn ich es weitaus vorziehe, Deine Stimme und Dich vor mir zu sehen.

Als ich Dir gestern Abend geschrieben habe, bin ich nicht sehr auf meine Theorie eingegangen, weil ich Dir keine Hoffnung machen wollte, nur um Dir später mitzuteilen, dass meine Pläne nicht funktionieren. Aber jetzt, dank Harrys schneller Lieferung, kann ich dir endlich mitteilen, was ich im Sinn habe.

Heute Nachmittag, oder sollte ich sagen: gestern Nachmittag, hat Harry via Lunas Vater alles geschickt, worum ich gebeten hatte. Ich glaube, er hat meinen Plan erraten, ohne dass ich ihn ihm mitteilen musste.

Sorry … bin gleich wieder da … Lunas Vater fragt mich etwas …

Liebe Hermione,

wenn sich dies zu Deiner Art entwickelt, Informationen mitzuteilen, schlage ich vor, dass Du stärker daran arbeitest, auf den Punkt zu kommen. Ich habe keinen Zugang zu einem Zeitmesser, aber aus der Bewegung des Mondes schätze ich, dass mindestens zwei Stunden vergangen sind, seit du weggegangen bist, um Lovegood zu helfen. Was um Himmels Willen will dieser Verrückte von Dir? Sucht er in Hogwarts nach einem Schrumpfhörnigen Schnarchkackler? Du magst in Deiner Schulzeit Miss Lovegood für seltsam gehalten haben. Bitte lass mich Dir die Neuigkeit mitteilen, dass sie ihr Verhalten einfach von ihrem „brillanten" Vater geerbt hat. Ja, sie war nicht die Erste, die losgegangen ist und nach bizarren Kreaturen gesucht hat, von denen nie jemand jemals gehört hat. Es wäre nur passend zu sagen, dass Miss Lovegood in die Fußstapfen ihres Vaters getreten ist, bis jemand ihr während des Krieges etwas Vernunft eingebläut hat.

Ehe Du Dich in der nächsten Jagd auf Nargel verlierst, fahre bitte mit Deiner faszinierenden Theorie fort. Es ist nicht freundlich, mich so mit ein paar Informationsbröckchen hängen zu lassen. Worum hast Du Potter gebeten? Was hat er geliefert? Und wie wird Dir seine Lieferung helfen bei was immer Du zu tun planst?

Severus

Hallo Severus,

beinahe kann ich sehen, wie Du mich spöttisch angrinst. Tut mir leid … ich wollte Dich nicht im Ungewissen lassen. Hab Nachsicht mit mir und lass mich erklären.

Seit Harry neulich Hogwarts verlassen hat, haben Minerva und ich nach Hinweisen über diesen Ralph Warrington und seine Anhänger gesucht. Slughorn ist bei weitem der beste Kandidat, um den Hintergrund dieses angeblich patriotischen Zauberers zu erforschen, der über den großen Teich nach Hause gekommen ist. Du hättest Horace sehen sollen … er ist sogar errötet, als Minerva ihm unsere Pläne anvertraut und ihn um seine Expertise beim Networking gebeten hat. Er sagte, er würde einige seiner ehemaligen Schüler anflohen, die in der Neuen Welt erfolgreich sind, und uns informieren, was sie über Warrington wissen. Nachdem wir die Amerikanische Zauberergesellschaft erledigt hatten, dachte ich daran, ein wenig nach seinem Ruf in der Muggelwelt nachzugraben.

Mir fiel ein, dass der Tagesprophet Warringtons ausgedehnte juristische Erfahrung in der Arbeit für Muggel besprochen hatte, und beschloss, hier anzusetzen. Das ist der Punkt, an dem die Lieferung von Harry ins Spiel kommt. Ich bin jetzt im Raum der Wünsche mit meinem neuen Laptop, kabellosem Modem, Handy und Generator eingerichtet. Ich weiß nicht, ob Du diese Dinge jemals benutzt hast, aber sie sind für dieses Nachforschungsprojekt definitiv praktisch. Die letzten vier Stunden habe ich in diesem Raum damit verbracht, alte Zeitungsartikel aus den Staaten durchzulesen und nach Spuren zu suchen, wo Warrington sich in deren politische Welt einmischt. Obwohl er extrem gut darin ist, seine Spuren zu verwischen, glaube ich, etwas gefunden zu haben. Ich denke, ihm gehört oder er arbeitet für eine in New York ansässige Firma namens Silver Bay Consulting. Die Firma scheint einen guten Ruf zu besitzen, im Krieg befindlichen Ländern bei verschiedenen Wiederaufbauprojekten Unterstützung zu geben. Es ist noch zu früh, um etwas zu sagen, aber ich habe das Gefühl, dass, was immer er in der Muggelwelt tut, etwas das Gleiche ist, was er hier vorhat. Der schwierigste Teil wird sein herauszufinden, was genau er getan hat, um den Regierungen dieser Staaten zu helfen.

Es ist fast drei Uhr morgens. Mein Gehirn möchte mit den Nachforschungen weitermachen, aber mein Körper protestiert. Oh, ich habe vergessen zu erwähnen, was ich getan habe, ehe ich Dir geschrieben habe. Minerva und ich haben Xenophilius geholfen, seine Druckmaschinen auf der anderen Seite des Raums der Wünsche zu installieren. Er ist so still wie eine Maus und schreibt wahre Geschichten darüber, was der Orden des Phönix während des Krieges getan hat. Aber seine Druckmaschinen sind nicht so leise. Sie machen diesen Summton, der sich wie ein Schlaflied anhört. Ich glaube, ich werde am Computer einschlafen, wenn ich nicht ins Bett gehe.

Ich hoffe, Du bekommst etwas Schlaf. Ich bin einfach zu aufgeregt, um bis zum Morgen zu warten, Dir zu schreiben. Daher dachte ich, ich schreibe Dir ein paar Zeilen (nun, tut mir leid, das waren doch mehr als ein paar Zeilen) und sage Dir gute Nacht. Schlaf gut, Severus. Und ich freue mich auf Deine Antwort morgen.

Deine

Hermione

Lieber Severus,

es ist fast Mittag. Ich muss sagen, dass ich mir langsam Sorgen zu machen beginne, weil ich noch nichts von Dir gehört habe. Ich hoffe, dass ich lediglich paranoid bin, aber ich habe nicht erwartet, dass sie Dich aus Deiner Zelle wegholen. Ich habe Hagrid besucht und ihn nach seiner Erfahrung von vor Jahren in Azkaban gefragt. Er sagte, die Dementoren geben entsetzliche Wachen ab, aber er sei nie aus seiner Zelle geholt worden, noch hat er gesehen, dass irgendjemand verlegt wurde. Geht es Dir gut? Bitte schreibe mir zurück, sobald Du kannst.

Deine

Hermione

Es sind noch weitere vier Stunden vergangen. Kannst Du bitte etwas schreiben? Selbst ein Tropfen Tinte wäre nett zu sehen. Ich muss wissen, dass Du okay bist. Oh, Severus, seit dem Kriegsende habe ich mich nicht mehr so verloren gefühlt. Das war das letzte Mal, dass ich so lange nichts von Dir gehört habe. Damals warst Du so verschlossen … Obgleich ich jetzt weiß, dass Du zu der Zeit keine Wahl hattest, als im Krankenhausbett im St. Mungo zu schlafen. Als Du endlich wieder gesund warst, hast Du mich beschwindelt … erinnerst Du Dich? In einer Nachricht hattest Du mir mitgeteilt, dass Du das Land verlassen musstest, um Dich um Ordensangelegenheiten zu kümmern, und dass Du keine Zeit hattest, mich dies wissen zu lassen. Wie ich es vermisse, von Dir zu hören … Was ist passiert? Bitte pass auf Dich auf … Ich vermisse Dich. Ich liebe Dich.

Wenn ich nicht weiß, dass es Dir gutgeht, kann ich mich nicht auf meine Nachforschungen konzentrieren. Es ist zwei Tage her, seit Du mir zuletzt geschrieben hast. Was ist passiert?

Heute Nachmittag ist Molly mit schrecklichen Neuigkeiten in die Schule gekommen – sie haben Arthur abgeholt. Dieses Mal haben sie sich nicht einmal die Mühe mit einem Prozess gemacht. Sie sagte, einige Wachen haben Arthur nach Hause begleitet, um einige Sachen zu holen, ehe sie ihn direkt nach Azkaban gebracht haben. Molly war außer sich, als Ginny sie hierherbrachte. Ginny wird mit Harry untertauchen, und sie sorgt sich, dass Molly alleine nicht in Sicherheit ist. Minerva glaubt, dass die Schule für den Augenblick immer noch sicher ist. Ich habe versucht, tröstende Worte zu sagen, um Molly zu beruhigen, aber ich glaube, ich habe einfach gelogen, als ich zu ihr sagte, dass „alles in Ordnung kommt" … Ich weiß nicht einmal mehr, was ich denken soll. Ich muss wissen, ob es Dir gut geht!

Hermione,

mir geht es gut – ich schreibe bald.

SS

Okay … ich warte. Ich hoffe, alles ist okay. Kann ich irgendetwas für Dich tun?

Hermione

Liebe Hermione,

es tut mir leid, dass ich Dir Sorgen gemacht habe. Es gab einen leichten Zwischenfall. Ich will nicht auf die Einzelheiten eingehen, sondern lass uns einfach sagen, dass ich froh war, über Deine Nachforschungspläne zu lesen, so froh, dass ich kurzzeitig meine Schutzwälle heruntergelassen habe. Du weißt, wie die Dementoren funktionieren … sie ernähren sich von Hoffnung und Freude. Ich halte immer meine Okklumentikschilde aufrecht, schütze sogar nach dem Krieg meine Gedanken. Aber diese Schilde sind nicht so effektiv, wenn es darum geht, meine Gefühle zu beschützen. Das war der Punkt, an dem ich den Fehler begangen habe. Lass uns einfach sagen, dass ich keinen besonders angenehmen Abend hatte und einige Zeit brauchte, um mich zu erholen; und anscheinend habe ich mehr Zeit gebraucht, als ich hatte erwarten können.

Bitte sei versichert, dass jetzt alles wieder unter Kontrolle ist. Wahrscheinlich denken sie, ich hätte den Verstand verloren, denn ich werde denselben Fehler nicht noch einmal machen – keine einzige Spur eines Gefühls wird den Schilden in meinem Kopf entfleuchen. Sie werden von mir kein bisschen fühlen, selbst wenn Du mir sagtest, dass ich Dich morgen sähe.

Da wir von Deinem Angebot sprechen … Hermione, Du hast keine Vorstellung, wie sehr Du mir geholfen hast. Wusstest Du, dass das Notizbuch jedes Mal Wärme ausstrahlt, wenn Deine Nachrichten ankommen? Vorher hatte ich das nie bemerkt. Aber hier in der Zelle wird es ziemlich deutlich. Insofern muss ich Dir dafür danken, dass Du mir einen permanenten Wärmezauber lieferst.

Gestern habe ich gesehen, dass sie jemanden hereingebracht haben. Es war sehr dunkel, und ich konnte nicht sehen, wer es war. Aber ich glaube, der neue Gefangene ist in der Zelle neben mir. Ich werde sehen, ob es Weasley ist.

Dein

Severus

Lieber Severus,

welch eine Erleichterung, von Dir zu hören! Ich glaube, jetzt kann ich endlich wieder atmen. Es tut mir so leid, dass meine Nachricht Dich in Schwierigkeiten gebracht hat. Und ich wünschte, ich könnte Dich morgen sehen. Es wird nicht lange dauern. Ich verspreche, einen Weg zu finden, um Dich herauszuholen. Bald!

Schlaf gut. Ich werde heute Nacht an Dich denken.

Hermione

Weasley ist in der Zelle neben mir. Es hat ewig gedauert, bis er mir endlich Antwort gegeben hat. Er steht noch unter Schock, aber sonst ist er bei Sinnen.

Aufgrund von diesem und jenem, was der Mann mir erzählen will, habe ich ein schlechtes Gefühl. Das Ministerium hört sich wie ein Irrenhaus an. Denkt Minerva immer noch, dass die Schule sicher ist? An ihrer Stelle wäre ich mir nicht so sicher. Du solltest anfangen, über einen Notfallplan nachzudenken.

Mach Dir keine Sorgen um uns, Severus. Wir werden vorsichtig sein. Im Augenblick sieht es aus, als läge ihr Augenmerk noch immer auf dem Ministerium. Aus den Nachrichten, die wir von Harry und Bill erhalten haben, wissen wir, dass mehr ehemalige Ordensmitglieder seit Arthurs Verhaftung verschwunden sind: Manche wurden aus ihren Büros oder Wohnungen weggeholt, aber die meisten von ihnen sind untergetaucht. Bill arbeitet daran, ein Untergrundnetzwerk zu entwickeln, um mitzuhelfen, dass alle in Kontakt bleiben.

Warrington und seine Bande scheinen ihre Säuberungsbemühungen auch über den Orden des Phönix hinaus auszudehnen. Grundsätzlich ist jedem, der den Orden oder Kingsley verbal unterstützt hat, eine Befragung sicher, aber zumindest wurde niemand von ihnen verhaftet. Rita Skeeters Storys über das „organisierte Verbrechen" des Ordens machen jeden Tag Schlagzeilen auf der Titelseite des Tagespropheten. Es ist widerlich. Aber die gute Nachricht ist, dass Xenophilius' Quibbler sozusagen wie warme Semmeln weggehen – mit Hilfe der Eulen von Hogwarts fliegen sie aus den Fenstern, sobald sie aus der Druckmaschine kommen.

Ich habe mich gefragt … kannst Du mit Arthur sprechen? Molly ist krank vor Sorge. Sie murmelt ständig vor sich hin, dass sie ihm eine dickere Decke hätte mitgeben sollen. Bei diesem Tempo glaube ich, dass sie den Verstand schneller als Arthur verlieren wird. Aber ich kann ihre Sorge auch völlig verstehen. Arthur besitzt keinerlei Okklumentikfähigkeiten. Du sagtest, dass er eine Weile brauchte, um Dir zu antworten. Das hört sich gar nicht nach ihm an. Normalerweise ist er ziemlich gesprächig. Er ist wie ein Familienangehöriger für mich. Ich wünschte, ein wenig Zuspruch könnte helfen, ihn stark zu halten. Glaubst Du, Du könntest mit ihm reden? Bitte?

Hermione

Was glaubst Du, was ich getan habe? Seit er mir am ersten Tag geantwortet hat, habe ich versucht, Weasley in ein Gespräch zu verwickeln. Ich habe sogar nach seinem „talentierten" Aurorensohn gefragt! Ich glaube, mir wird von meiner eigenen Geschwätzigkeit in den vergangenen zwölf Stunden schlecht. Langsam kommt er jedoch wieder zu sich, auch wenn er bei weitem nicht so „gesprächig" ist, wie Du ihn beschreibst. Da ich nichts Besseres zu tun habe, kannst Du auf mich rechnen, dass ich alles versuche, was ich kann, um seinen Verstand aktiv zu halten.

Genug davon. Du hast mit keinem Wort Deinen Notfallplan erwähnt. Wohin hast Du vor zu gehen, falls sie anfangen, nach Hogwarts zu schauen? Wie schnell kannst Du weg?

Danke, dass Du mit Arthur redest. Ich wünschte, ich könnte Molly davon erzählen, aber ich lasse es. Ich kann nicht riskieren, dass irgendjemand von unserer Kommunikation erfährt. Wenn sie herausfänden, dass du mir die ganze Zeit aus Azkaban schreibst … ich will mir gar nicht vorstellen, was sie tun würden.

Ich bin zuversichtlich, dass wir hier in Hogwarts gut aufgehoben sind. Wir haben überall um uns herum Unterstützung. Fast alle Einwohner von Hogsmeade sind auf unserer Seite. Ich weiß, dass du diese Einschätzung in Frage stellen wirst. Aber ich habe Beweise – wenn du nur einen Blick auf die Abonnentenliste des Quibblers werfen könntest, wärst du auch meiner Meinung.

Warum hast du mich nicht nach meinen Recherchen gefragt? In den letzten paar Tagen habe ich wirklich gute Fortschritte gemacht. Ich habe eine Liste kleiner Staaten aufgestellt, die vermutlich Warringtons Firma engagiert haben – oh ja, ich habe die Bestätigung, dass er der Inhaber dieses Unternehmens ist. Ich hätte mich bereits hinausgewagt und all diese kürzlich neu eingeführten Regierungen kontaktiert, wenn sie nicht … nun, wie soll ich das formulieren … Sie alle sind ein wenig unbeständig, wie es die meisten Länder sind, die von Diktatoren regiert werden. Ja, das ist das Problem. Es sieht aus, als hätten fast alle von Warringtons Mandanten letztlich Regierungsstrukturen geformt, die einer Diktatur ähneln. Das sagt einiges über ihn selbst aus, meinst du nicht? Aber keine Sorge. Mir wird etwas einfallen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Ich komme der Sache näher. Bald haben wir alles unter Kontrolle.

Hermione

Hermione,

hör mir zu. Ich will nicht, dass Du mit Deinen Nachforschungen weitermachst. Es ist mir egal, wie dicht Du an der Wahrheit über Warringtons Agenda bist; und ich bin nicht davon überzeugt, dass irgendetwas irgendwann bald unter Kontrolle sein wird. Es gibt nur einen Platz für die ehemaligen Mitglieder des Ordens des Phönix: hier. Heute habe ich noch ein paar weitere neue Gefangene gesehen, die an meiner Zelle vorbeigegangen sind, genau wie gestern und wie vorgestern. Ich weiß, wer sie sind – Podmore und Diggle. Es besteht kein Zweifel, dass sie hinter allen Ordensmitgliedern her sind. Minerva und Molly sollten Hogwarts so schnell wie möglich verlassen. Du bist nie offiziell als Mitglied in den Orden aufgenommen worden, aber ich bin sicher, dass Du nicht weit unten auf ihrer Liste stehst. Wenn meine Worte Dir noch etwas bedeuten, Hermione, bitte verlasse das Land. Geh nach Australien und bleibe bei Deinen Eltern. Ich kann nicht mit der Angst leben, dass ich Dich eines Tages vielleicht an meiner Zelle vorbeigehen sehe.

Severus

Was ist mit Dir? Ich kann Dich hier nicht zurücklassen, Severus!

Ich werde Dir nie vorwerfen, wenn Du weggehst. Ich bin zufrieden mit dem, was ich jetzt habe … In der Lage zu sein, von Dir zu hören und Dir zu schreiben, reicht.

Bitte, Hermione, hör auf mich und VERLASSE das Land!

Aber Du weißt, dass ich hier eine Spur habe … selbst Slughorn ist dieser Meinung! Übrigens hat sich keiner seiner Anhaltspunkte als nützlich herausgestellt. Anscheinend ist Warringtons ruhmreiches Erbe in der Zaubererwelt selbst fragwürdig. Soweit wir sagen können, stammt er aus einer kleinen Zaubererfamilie, die wahrscheinlich mit Cassius Warrington entfernt verwandt ist. Auch wenn er finanziell erfolgreich ist, können wir keine politisch einflussreichen Personen in seiner Familiengeschichte finden. Er hat keine prominenten „Onkel", obgleich er einige maßgebende Mitglieder im Ministerium als seine „Onkel" bezeichnen könnte. Horace scheint zu glauben, dass es einige Mitglieder im Zaubergamot gibt, die durch Warringtons Familienfirma in Amerika stark profitiert haben.

Ich werde jetzt nicht aufgeben, Severus, wenn es das ist, worum Du mich bittest. Ich muss für Dich kämpfen!

Kannst Du jemals diese verdammte Gryffindor-Tapferkeit fahren lassen? Welchen Nutzen hat es, wenn Du Dich selbst hierher nach Azkaban bringst? Ich brauche nicht noch einen Gefängniskumpan. Weasley bei geistiger Gesundheit zu halten, ist als Job herausfordernd genug. Ich brauche es wirklich nicht, Dich hier auch zu sehen! Die Zurschaustellung von Loyalität wird überbewertet. Du bist nicht verpflichtet, mir zu helfen.

Ich versuche keine Verpflichtungen zu erfüllen. Ich tue nur, was richtig ist.

Dein Leben zu riskieren, um etwas zu erreichen, was weit jenseits Deiner Möglichkeiten liegt, ist nicht richtig. Es ist dumm!

Vergiss nicht, was Du vor nicht langer Zeit getan hast, Severus. Du hast Dein Leben riskiert, indem Du alleine hinter den feindlichen Linien gekämpft hast. Ich würde nie sagen, dass Du dumm warst. Zumindest bin ich nicht alleine. Ich habe Verstärkung und Unterstützung im Gegensatz zu Dir, als Du alleine im Dunkel gekämpft hast.

Das war anders. Das war kein gutes Beispiel. Was Du jetzt tust, ist sinnlos.

Ich kann den Unterschied nicht erkennen. Ich bleibe. Und Deine Wortwahl entmutigt mich. Wie kannst Du dies sinnlos nennen?

Lass es mich umformulieren … nicht „sinnlos". Können wir wenigsten versuchen, vernünftig zu sein? Ich kann sehen, dass Du nicht mehr auf mich hören willst. Aber habe ich Dich jemals in die Irre geführt? Denk darüber nach … Die ganze Zeit, als Du mit Potter und Weasley auf der Flucht warst … Dich selbst zu schützen, hat Priorität, wenn Du weiter kämpfen willst. Es ist richtig. Manchmal ist es notwendig, den Kopf einzuziehen und sein Ego loszulassen.

Bring bloß mein „Ego" nicht in diese Diskussion! Wer war derjenige, der einseitig beschlossen hatte, dass seine Identität vor mir geheim zu halten, das „Richtige" war?

Unerträglich! Warum kannst Du keine Vernunft annehmen!

Du hilfst mir nicht weiter. Es ist wirklich spät. Ich versuche, jetzt etwas Schlaf zu bekommen, ehe Du meine Stimmung ruinierst. Gute Nacht, Severus.

Bleib hier! Ich bin noch nicht fertig!

Hermione,

vergib mir meine Wortwahl neulich. Es ist mehr als vierundzwanzig Stunden her, seit ich zuletzt von Dir gehört habe. Ist irgendetwas passiert? Wie ist es Dir ergangen?

Severus

Hermione,

geht es Dir gut? Bitte sag mir, dass Du in Sicherheit bist.

Severus

Verdammt … was ist los! Wo bist Du? Schreib mir!

Ich bin auf Reisen … Kann jetzt nicht schreiben …

Hermione

Warum habe ich ein schlechtes Gefühl wegen Deines „Reisens"? Du bist nicht auf dem Weg nach Australien, oder? Was stellst Du mit Deinen hinterhältigen Freunden jetzt wieder an? Warum hast Du mich nicht über Deine Pläne informiert, ehe Du abgereist bist? Ich werde nicht zulassen, dass Du etwas Unvernünftiges tust!

Severus

Es war mir nicht bewusst, dass ich Deine Erlaubnis brauche, ehe ich etwas tue, Severus. Und ich habe guten Grund, Dir meine Pläne nicht zu erläutern – ich weiß, Du würdest sie nicht gutheißen, daher bin ich losgezogen und habe sie umgesetzt.

Luna und ich haben England vor zwei Tagen verlassen und sind gestern Abend in Kalifornien angekommen. Es war meine Idee, aber wir wären nicht in der Lage, sie ohne Slughorns Hilfe auszuführen. Er hat uns mit Newt Scamanders Enkel Rolf in Verbindung gebracht. Wir sind in seinem Haus an der Küste. Später werde ich Dir mehr erzählen, aber ich muss jetzt meinen „Schönheitsschlaf" bekommen – ja, er ebenfalls ist ein ziemlich wichtiger Teil meiner Pläne. In den nächsten paar Tagen werden wir zu einer Tour gen Osten nach New York aufbrechen. Wir reisen mit leichtem Gepäck. Um unsere Kommunikation vor Luna und Rolf ebenso wie vor neugierigen Augen in der Muggelwelt verborgen zu halten, werde ich das Notizbuch nicht mitnehmen. Ich werde Dich auf den neuesten Stand bringen, sobald wir zurück sind.

Was tust Du in Amerika!? Bitte sag mir nicht, dass Du Warringtons Firma in New York besuchst. Wir müssen dies durchsprechen, ehe du etwas Dummes anstellst!

Liebe Hermione,

verzeih mir. Aber es ist über eine Woche her, seit ich zuletzt von Dir gehört habe. Wann kommst Du zurück?

Ich muss mich für meine Haltung entschuldigen. Du hast recht, du brauchst keine Erlaubnis von mir, und ich habe kein Recht, dich zu kontrollieren. Aber bitte verstehe, dass ich manchmal die Kontrolle über meinen Gemütszustand verliere, wenn es um jemanden geht, der mir wichtig ist. Ja, Hermione, im Lauf der Jahre bist Du mir so wichtig geworden, dass ich mir nicht vorstellen kann, Dich zu verlieren. Ich möchte nur, dass Du in Sicherheit bist. Meiner Meinung nach ist nichts auf der Welt Deine Sicherheit wert. Du kannst das selbstsüchtig nennen; und ich habe keine Einwände, egal, wie Du mich bezeichnen willst. Wenn es mein Schicksal ist, die nächsten fünfzig Jahre hier zu verbringen, dann sei es so. Aber Du hast Möglichkeiten. Könntest Du wenigstens über andere Alternativen nachdenken, als Dich mitten in den Konflikt hineinzuwerfen?

Sei vorsichtig. Bitte.

Severus