Kapitel 16 – Spiel mit dem Feuer
Da der Tagesprophet kontinuierlich fortfuhr, Angst und Verwirrung im Land zu verbreiten, widmeten Zauberer und Hexen dem Frühling, der leise vorübergegangen war, wenig Aufmerksamkeit. Ehe jemand auch nur die dicke grüne Krone bemerkte, die auf der Peitschenden Weide zurückkehrte, schickte Hogwarts seine letzten Schüler in die Sommerferien davon und wurde in der warmen Sommerbrise wieder still.
Genau wie Harry vorhergesehen hatte, brauchte der Orden eine Operationsbasis, und Hogwarts war da, um dem Zweck zu dienen. Innerhalb von Tagen nach Schuljahrsende wurden sowohl das Schloss als auch das Dorf Hogsmeade Versammlungsort für Zauberer und Hexen, die die Lügen ihrer korrupten Regierung durchschaut hatten.
Dem Vorschlag von Dumbledores Portrait folgend berief Minerva ein Notfalltreffen mit Aberforth und Madam Rosmerta ein. Innerhalb von Tagen wurden die Drei Besen und der Eberkopf die inoffiziellen Willkommenszentren, die Ordensmitgliedern und ihren Unterstützern halfen, sich im Dorf Hogsmeade niederzulassen. Die anderen Lehrer boten ebenfalls ihre Mithilfe an und halfen, das Schloss und die Ländereien mit verschiedenen Zaubern und Bannen zu sichern. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme wurde schließlich jeder Eingang und jeder Durchgang nach Hogsmeade von Ordensmitgliedern und Freiwilligen aus dem Dorf bewacht.
In Klassenzimmern und in der Großen Halle wurden Versammlungen abgehalten; Pläne wurden im Büro der Schulleiterin diskutiert. Jeder war bereit für den nächsten Schritt – einen Coup, wie Minerva McGonagall ihn nannte; eine Revolte, wie George Weasley ausgerufen hatte oder die Wiedergeburt einer strauchelnden Regierung, wie Kingsley Shacklebolt erklärt hatte. Aber das Timing stimmte nicht: Eine sofortige, direkte Konfrontation wäre zu riskant gewesen, da das Ministerium noch immer die Kontrolle über Kommunikation, Transport und viele andere wichtige Funktionen der Regierung besaß. Da die oppositionelle Truppe nur eine eingeschränkte Zahl mobiler Teilnehmer besaß, hatte Kingsley klug aufgezeigt, dass sie dafür sorgen mussten, dass jeder ihrer Züge zählte, und dass sie nur zuschlagen konnten, wenn der Zeitpunkt stimmte. Sie brauchten eine Zäsur der Lage, eine Zäsur, durch die Warrington und sein Marionetten-Zaubergamot und -Ministerium von anderen Ablenkungen geschwächt wurden und die Herausforderung am wenigsten erwarteten.
Aber Hermione war des Wartens müde. Für sie bedeutete jeder Tag, den sie redend in der Großen Halle zubrachten, nur eines: Einen weiteren Tag, den ihr Severus in einer kalten, dunklen Zelle in Azkaban zubringen musste. Ihre Träume wurden von Bildern der zitternden Gestalt des Zauberers geplagt, der hinter einem rostigen Gefängnistor eingesperrt war. Jeden Tag seine Nachrichten im magischen Notizbuch zu sehen, erinnerte sie nur daran, wie sehr sie ihn vermisste. Hermione konnte einfach nicht länger dasitzen und warten. Sie würde die Dinge selbst in die Hand nehmen; sie würde der Gruppe ihren Plan unterbreiten.
Bei den Nachforschungen, die sie im Muggel-Internet angestellt hatte, hatte Hermione herausgefunden, dass Warringtons in Amerika basierte Beratungsfirma darauf spezialisiert war, kriegführenden Ländern zu helfen, politische und wirtschaftliche Kontrolle wiederzuerlangen. Sie mutmaßte, dass seine Firma auch hinter der zunehmenden Entstehung von Diktaturen in westafrikanischen und kleinasiatischen Regionen steckte. Sie brauchte nicht mehr als ein paar Stunden Lesens amerikanischer Zeitungen, um zu erfahren, dass jede Information, die Warringtons Firma mit diesen Diktaturen in Verbindung brachte, ihm eine intensive Ermittlung durch den CIA oder das FBI garantieren würde, was genau das war, was der Orden und seine Anhänger brauchten: Ein Feuer in Warringtons Hinterhof zu starten.
Später an diesem Tag erläuterte Hermione einer kleinen Gruppe in Minervas Büro detailliert ihren Plan. Er beinhaltete, dass sie Silver Bay Consulting in der Verkleidung als Erbin des kleinen Inselkönigreichs Montserrat einen persönlichen Besuch abstattete – eines Landes, das klein genug war, um jedermanns Aufmerksamkeit zu entgehen. Sie würde versuchen, Warringtons Stab davon zu überzeugen, ihr zu helfen, wieder Kontrolle über „ihr" Land zu erlangen. Während des Treffens mit Warringtons Firma würde Hermione sich um „Erfolgsgeschichten" und schriftliche Übereinkünfte bemühen. Nach dem Treffen würde sie die Information unmittelbar der US-Regierung übermitteln, was eine Ermittlung in Warringtons Unternehmen auslösen würde. Wenn alles nach Plan lief, würde Hermione nach England zurückkehren, ehe Warringtons Mitarbeiter die Löcher in ihrer Geschichte finden konnten.
Sie wusste, dass es ein riskanter Plan war – da alles daran auf Lügen basierte. Aber sie wusste auch, dass dies die beste Herangehensweise von allen anderen diskutierten Möglichkeiten war, die sie bei vorherigen Treffen besprochen hatten, und selbst wenn sie versagte, wäre es zumindest die am wenigsten schädliche für die Oppositionstruppe als Ganzes. Nachdem sie ihren sorgsam durchdachten Plan angehört hatten, stimmten viele im Raum zu, dass indirekte Hilfe aus der Muggelwelt zu bekommen, genau die Zäsur hervorrufen würde, auf die sie warteten.
Kingsley, der inoffizielle Anführer der Gruppe, schien des Planes wegen jedoch zwiegespalten zu sein. „Du warst noch nie in den Staaten, oder?" Mit einem Stirnrunzeln sah er zu Hermione auf. „Wie sollen wir dir helfen, wenn du im Ausland in Schwierigkeiten gerätst? Wir wissen nicht genug über ihre Muggelregierung; und wir haben auch keine Kontakte zu ihrer Zaubererregierung. Ich habe nicht die leiseste Idee, welchen Standpunkt sie dort gerade einnehmen, nachdem der Zauberer, der in unserem Ministerium die Strippen zieht, so viele Jahre in den Staaten zugebracht hat."
„Wir gehen mit Hermione", warfen Harry und Ron eifrig ein.
„Nein." Kingsley schüttelte sofort den Kopf. „Hermione allein ist ein zu offensichtliches Ziel. Ich bin jetzt schon in Sorge, dass manche amerikanischen Zauberer sie erkennen, wenn sie dorthin kommt. Wenn ihr beide mit ihr gingt, wäre es bei weitem zu offensichtlich, dass das Goldene Trio wieder einmal etwas im Schilde führt."
„Genau das passiert, wenn die Medien deine Freunde sind, schätze ich", schnaubte Hermione.
An diesem Punkt überraschte Horace Slughorns zögernde Stimme alle. Der alte Zauberer schien schnell sein Selbstbewusstsein wiederzuerlangen, als der ganze Raum ihn erwartungsvoll ansah. Immer stolz, seine Networkingressourcen mitzuteilen, bot Horace selbstgefällig die Hilfe eines jungen Zauberers an und versicherte die Gruppe der Loyalität des jungen Mannes. „Letztlich müsst ihr dem berühmten Newt Scamander etwas zugutehalten. Ich kenne seine Familie gut. Der junge Mann selbst hatte in England nicht viel gesellschaftlichen Umgang. Er brach auf, um die Welt zu bereisen und nach exotischen Tieren und Pflanzen zu suchen, nachdem seine Eltern vor einigen Jahren verstorben waren", erklärte Horace. „Er wird einen großartigen Reiseführer abgeben, und niemand in den Staaten wird dem ruhigen jungen Mann trotz seines berühmten Großvaters viel Aufmerksamkeit schenken."
„Das wäre nur einer mehr in Hermiones Team." Kingsley schüttelte wieder den Kopf.
„Aber das ist eine Verstärkung von einhundert Prozent", konterte Hermione.
„Wenn es wirklich hilft, ein unbekanntes Gesicht im Team zu haben, und wenn Unbeliebtheit von Nutzen ist …" Eine leise, ruhige Stimme kam aus einer Ecke des Zimmers. „Ich hätte nichts dagegen, Hermione zu begleiten." Luna Lovegood ging zu ihrer Freundin. „Ich wollte schon immer die Staaten besuchen; und ich hätte nichts dagegen, wie eine Prinzessin behandelt zu werden."
Dankbar strahlte Hermione Luna an. Als sie wieder zu Kingsley schaute, forderte sie den Zauberer heraus. „Jetzt habe ich drei Leute im Team. Genauso viele wie Harry, Ron und ich im Kampf gegen Voldemort waren. Was sagst du?"
Mit einem tiefen Seufzen schenkte Kingsley Shacklebolt der jungen Hexe ein kleines Lächeln. „Was soll ich noch sagen? Dein Plan ist der Beste, den ich seit Wochen gehört habe."
Hermione hatte vor, nur eine Woche in den Staaten zu verbringen. Innerhalb der Woche hatte sie einen Tag dafür vorgesehen, die Schritte mit Rolf Scamander durchzugehen, den Horace Slughorn mit ihnen bekanntgemacht hatte.
Slughorn hatte einst Rolfs Großvater kennengelernt, Newton Artemis Fido Scamander, Jahrzehnte zurück, als Horace seine erste Anstellung als Lehrer in Hogwarts innehatte. Das erste Zusammentreffen war rein wissenschaftlich zu einer Zeit, als Horace an einer Konferenz teilnahm, bei der Scamander Senior als Redner fungierte. Typisch für Horace Slughorn fand der Zauberer die Konferenz die perfekte Gelegenheit, wieder einen kostbaren Kontakt zu knüpfen. Jahr um Jahr und Flasche um Flasche per Eule gelieferten Mets an Weihnachten, war Horace mit Newt und seiner Familie in Kontakt geblieben. Horace hatte sich selbst davon überzeugt, dass er mit Scamander Senior einiges gemeinsam hatte – beide hatten wenig Interesse an Politik, beide hatten wenig Vertrauen in ihre Regierung, und beide genossen ein ruhiges, der Wissenschaft gewidmetes Leben, auch wenn es Horace noch immer schwerfiel, Gelegenheiten auszuschlagen, bei denen er außergewöhnliche Zauberer und Hexen kennenlernen und mit ihnen Umgang pflegen konnte.
Rolf Scamander wuchs in einer kleinen Familie auf, die die Interessen und Philosophie seines Großvaters teilte. Er wurde von seiner Mutter zu Hause unterrichtet, und mit zwanzig brach er alleine zu einer Weltreise auf. Als Horace und Newt ihm durch die grünen Flammen in seinem Kamin einen Besuch abstatteten, verbrachte Rolf seinen zweiten Sommer in einem Cottage an der Küste von Kalifornien, um einheimische Pflanzen und Tiere zu studieren. Die Bitte, Gastgeber für zwei Hexen zu spielen, damit sie eine geheime Mission gegen ihre korrupte Regierung ausführen konnten, hörte sich für den jungen Zauberer seltsam an. Aber aufgrund der Vermittlung seines Großvaters sah Rolf keinen Grund, seine Hilfe zu verweigern.
Rolf wartete in seinem Garten, als Hermione und Luna mit einem internationalen Portschlüssel eintrafen, den Percy Weasley beschafft hatte, der immer noch Undercover im Ministerium arbeitete. Rolf begrüßte die beiden Hexen höflich und schüttelte zuerst der mit einer wilden Mähne braunen Haars die Hand, von der er schnell erfuhr, dass sie Hermione Granger war. Er kam nicht dazu, der anderen Hexe, Luna, die Hand zu schütteln, da sie ihn erst gar nicht richtig ansah. Als er seine Aufmerksamkeit von Hermione abwandte, stellte Rolf fest, dass die blonde Hexe bereits den Trampelpfad zu seinem kleinen Teich entlangging. Sie schien von den Pflanzen in seinem Garten ziemlich eingenommen zu sein, so sehr, dass sie völlig vergessen hatte, weshalb sie eigentlich hier war.
„Haben diese Newts immer gelbe Flecken?", fragte Luna und deutete auf den Teich.
Als er ihrem Blick folgte, erblickte Rolf zwei dicke Salamander, die behäbig am Teichrand entlangspazierten. „Oh", lachte er. „Das sind keine gewöhnlichen Newts; sie sind sogar sehr besonders. Es sind Tigersalamander, die in Kalifornien einheimisch sind."
„Es sieht aus, als lächelten sie. Sind sie Ihre Haustiere?", fragte Luna, die den Zauberer immer noch nicht ansah. Sie ließ sich am Teichrand nieder, die Nase gefährlich nah an den merkwürdigen Kreaturen.
„Das wäre toll." Rolf ließ sich auf die Knie nieder und warf den Salamandern sein charmantes Lächeln zu. „Aber sie sind Wildtiere, die nicht zähmbar sind. Ihre Babys sehen noch eigenartiger aus, fast genauso wie Olme. Man kann sie unterscheiden, indem man ihre Zehen zählt. Die Hinterfüße von Tigersalamandern haben fünf Zehen im Gegensatz zu Olmen …"
Hermione verdrehte die Augen, während sie ihre Freundin beobachtete, die mit ihrem frischgebackenen Gastgeber plauderte. Wer kannte keine Tigersalamander? Sie hatte in einer der Zeitschriften ihres Vaters darüber gelesen, als sie acht Jahre alt gewesen war! Zu einem anderen Zeitpunkt hätte sie vielleicht Interesse daran gehabt, mehr Information über die Anatomie der seltsamen Wesen zu geben. Aber mit den wichtigen Plänen in ihrem Kopf waren Salamanderzehen wahrscheinlich das Letzte, worüber sie reden wollte. Sie räusperte sich und verzog ihrer Freundin gegenüber entschuldigend das Gesicht.
„Oh." Luna sah auf und lächelte. „Tut mir leid, Hermione. Blockiere ich dir die Sicht?"
Hermione stieß ein Seufzen aus, während sie auf den unschuldigen Gesichtsausdruck von Luna und Rolf starrte – es wäre ein Wunder, wenn sie ihre Pläne mit der Hilfe dieser beiden erfolgreich umsetzen könnte.
Aber Hermiones Bedenken stellten sich bald als unnötig heraus.
Es war der vierte Morgen, an dem das Trio seinen Tag im Warteraum von Silver Bay Consulting begann. Als sie drei Tage zuvor eingetroffen waren, hatten ein freundlicher Angestellter am Empfang und danach ein junger Mitarbeiter sie begrüßt. Beide Muggel taten so, als seien sie an ihren Geschichten interessiert, aber Hermione konnte sehen, dass sie nicht anbissen. Schließlich führte Warrington ein erfolgreiches Unternehmen mit talentierten Leuten, und talentierte Geschäftsleute konnten recht misstrauisch sein. Der einzige Lichtblick war, dass sie am Ende jedes Tages immer wieder für mehr „Information" gebeten wurden wiederzukommen. Anscheinend waren die Muggel nicht willens, eine potentielle Chance zum Geldverdienen zu leicht sausen zu lassen.
Die Eule, die am Abend zuvor außerhalb ihres Hotelzimmerfensters angekommen war, mochte ihnen die Wende im Spiel gebracht haben. Die kräftige Schleiereule schien sehr zufrieden zu sein, als sie ihre schwere Sendung fallen ließ. Hermione, Luna und Rolf beugten sich über das Paket, das auf dem Tisch lag, und fanden ein historisches Dokument und einen Stapel Bankauszüge vor, die sicher darin verstaut waren. Luna erkannte sofort die Arbeit ihres Hauslehrers.
„Das ist auf jeden Fall Filius' Zauberkunstarbeit." Die blonde Hexe lächelte strahlend wegen des königlichen Siegels auf dem Pergament, das als Testament eines alten Königs verzaubert war. „Ich habe genau dasselbe Design auf seinen alten Notenblättern gesehen."
Hermione lachte über den Namen, der unter ihrem „Kundenbetreuer" auf den gefälschten Auszügen der „Royal Bank of Scotland" stand. Jetzt besaß sie ein solides finanzielles Portfolio, das mit Leichtigkeit von ihrem „persönlichen Kundenbetreuer " – Mr. Bill Weasley verifiziert werden konnte.
Mit den zusätzlichen Informationen in ihrer Handtasche verstaut, ertappte Hermione sich dabei, im Warteraum von Silver Bay Consulting unruhig mit dem Fuß zu klopfen. Luna saß wieder ruhig neben ihr und starrte mit großen Augen die Fotos in einem National Geographic-Magazin an. Rolf war der Einzige, der sich immer noch keine Geschäftskleidung anzog. Stattdessen trug er ein schäbiges T-Shirt, eine Bluejeans und Birkenstocksandalen. Mit seinem langen, sandbraunen Haar, das zu einem Pferdeschwanz gebunden war, sah er genau wie ein Muggelhippie aus. Eine kleine Ausbuchtung in seiner Safarijackentasche zeigte die Anwesenheit seines Haustiers, eines Kurzkopfgleitbeutlers namens Mojo an. Er hatte darauf bestanden, ihn als Maskottchen mitzunehmen. „Ihr sollt mich in Kalifornien angeheuert haben", erklärte er Hermione, als die Hexe sein Outfit mit absolutem Horror anstarrte. „Warringtons Männer würden niemals einen Ökofreak verdächtigen, ihr Unternehmen zu sabotieren."
Sie waren übereingekommen, alles Reden Hermione zu überlassen – schließlich war sie diejenige, die sich den Plan ausgedacht hatte. Luna war einverstanden, als die Prinzessin aufzutreten, die nie das kleine Schloss ihres Großvaters in einem entlegenen Dorf in ihrem Heimatland Montserrat verlassen hatte, und die sich auf ihre „Cousine" Hermione verließ, der Familie bei der Wiedererlangung ihrer lang verlorenen Macht über das Königreich zu helfen. Zu Rolfs Job gehörte deutlich weniger Schauspielerei. Er wäre der Reiseführer, den sie für die Reise engagiert hatten. „Ich kann auch der Leibwächter für die Prinzessin sein", bot er an, und seine Wangen röteten sich, als Luna ihn mit erhobener Braue ansah und ihm ein amüsiertes Lächeln zuwarf.
Derselbe junge Mitarbeiter kam, um sie im Warteraum zu ihrem vereinbarten Termin zu begrüßen. Die königlichen Siegel und Wappen auf dem alten Dokument und die Anzahl der Ziffern in den Bankauszügen machten definitiv Eindruck. Der Mann, den sie über die letzten paar Tage hinweg getroffen hatten, verließ schnell den Raum und kam mit seinem Vorgesetzten zurück. Zu diesem Zeitpunkt wusste Hermione, dass sie ihre Aufmerksamkeit erregt hatten.
„Warum wollen Sie so viele Gewehre kaufen für Leute, die Sie kaum kennen?" Luna sah entsetzt aus, als die beiden Muggel ihr rieten, dass „Ihre königliche Hoheit" zuerst eine kleine Armee von Wachen aufstellen und sie mit modernen Waffen ausrüsten musste. „Und was würden Sie mit Grabungen erreichen?" Luna war von ihrem Vorschlag ernsthaft verblüfft. „Wer sollte für eine Substanz bezahlen wollen, die über Jahrtausende unter der Erde verrottet ist? Ich habe dafür sicher keinen Gebrauch. Sie können so viel haben, wie Sie möchten. Und Sie können gerne Mohn ernten." Ihr Lächeln wurde breiter, als sie vorschlugen, sie solle spezielle lukrative Nutzpflanzen kultivieren. „Ich denke schon immer, dass dies hübsche kleine Blumen sind."
Fast wollte Hermione Luna ins Ohr flüstern und ihr erklären, dass die Muggel von Schlafmohn redeten. Aber sie kaute auf ihrer Unterlippe und blieb still. Schließlich war es ein vorgebliches Königreich und eine fingierte Verschwörung, und es würde nicht schaden, die Hoffnungen der beiden Dummköpfe zu schüren, wenn das bei ihrem Plan helfen konnte.
Vielleicht waren es Lunas seltsame Kommentare und ahnungslose Bemerkungen, aber sie hätte als ahnungslose Prinzessin nicht besser sein können. Vielleicht war es das spärliche Wissen der beiden Muggel in Geschichte und Geografie, aber bald redeten sie von Montserrat als dem nächsten ruhmreichen Königreich, das wieder der Welt vorgestellt würde. Oder vielleicht war es Mojo, der Kurzkopfgleitbeutler, der ihnen Glück brachte. Die beiden Muggel hatten einfach überhaupt keine Fragen, als sie den „starken" finanziellen Rückhalt von Lunas „Königreich" untersuchten. So oder so hätte das Treffen nicht besser laufen können, und Hermione war wirklich erleichtert.
Am Ende ihrer zweistündigen Beratung verhielten sich die beiden Muggel, als seien sie Lunas und Hermiones lange verschollene Familie, und versprachen, dass sie ihnen helfen würden, in sehr kurzer Zeit zurückzubekommen, was von Rechts wegen ihres war, wenn die Mädchen nur mit einem Exemplar des unterschriebenen Vertrags und der Überweisung einer stattlichen Summe auf das Firmenkonto vor dem nächsten Treffen wiederkämen. Hermione dankte ihnen ernsthaft für ihre Hilfe. Dazu brauchte sie nicht zu schauspielern – sie war tatsächlich dankbar, dass die beiden Dummköpfe so bereitwillig die Informationen anboten, die sie brauchte. Mit dem Vertrag in der Hand und dem Gespräch, mitgeschnitten mittels eines Muggelaufzeichnungsgeräts, das sie in ihrer Handtasche verborgen hatte, wusste sie, dass die Regierung ihnen vor ihrem nächsten vereinbarten Termin einen Besuch würde abstatten wollen.
Hermione verschwendete keine Minute Zeit. Sobald sie in ihr Hotelzimmer zurückgekehrt waren, tätigte sie mit ihrer wohlvorbereiteten Geschichte einen Anruf bei der CIA in New York. Zuerst war sie von dem anscheinend halbherzigen Empfang am anderen Ende der Telefonleitung enttäuscht. Außer, dass sie gebeten wurde, ihre Antworten auf viele einfache Fragen zu wiederholen – wie zum Beispiel ihren Namen (sie nannte fröhlich das Pseudonym, das auf ihren Pass aus Montserrat gezaubert war), wo sie sich aufhielt, die Gründe ihres Anrufs – klang die Person, die ihren Anruf entgegennahm, nicht allzu begeistert über einen Hinweis, der eine amerikanische Firma mit einer ausländischen Terroristengruppe in Verbindung brachte.
Als Hermione den Hörer auflegte, stieß sie ein Seufzen aus. Sie fragte sich, ob sie irgendetwas übersehen hatte. Was sollte sie jetzt tun? Sie war sicher, dass Severus einige Vorschläge für sie gehabt hätte, und begann sich zu fragen, ob sie einen Fehler gemacht hatte, indem sie auf Rolfs Vorschlag gehört und das magische Notizbuch nicht mitgebracht hatte.
„Nimm nichts Magisches mit, das die Aufmerksamkeit der Muggel auf dieser Reise erregen könnte", hatte Rolf sie gewarnt, als ihm mitgeteilt wurde, dass sie ihre Tour nach New York vollständig auf Muggelart machen würden. „Ich habe gehört, dass die Muggel neugierig sind und mit ihren Sensoren und Computerausrüstungen ziemlich gründlich sein können, besonders an Flughäfen und in Regierungsgebäuden. Das Letzte, das wir wollen, ist ihre Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen."
Mit gefurchten Brauen fragte Hermione sich, was Severus jetzt gerade tat. War er noch immer böse auf sie? Was würde er sagen, wenn sie ihm von ihren großen Plänen erzählte? Sie vermisste die Tage während des Krieges, als sie immer auf den Rat ihres geheimen Mentors hatte zählen können. Aber dann wiederum war es wahrscheinlich höchste Zeit, dass sie auf ihren eigenen Füßen stand.
Ihre beiden Reisegefährten bemerkten schnell die Sorgen hinter ihrem Stirnrunzeln. Im Bestreben, sie aufzuheitern, bot Rolf an, die beiden Hexen zu einem netten Abendessen auszuführen. Nach dem Essen schlug Luna vor, einen Bummel durch die Einkaufsstraßen im Zentrum zu machen.
Als das Trio später in seine miteinander bewohnte Hotelsuite zurückkam, war ihnen sofort klar, dass jemand in ihren Räumlichkeiten gewesen war und ihre persönlichen Sachen durchsucht hatte. Sie fielen aus allen Wolken, als zwei CIA-Agenten sie in ihrem Wohnzimmer begrüßten. An diesem Punkt realisierte Hermione, dass ihr Anruf tatsächlich die Aufmerksamkeit der Muggelregierung erregt hatte, nur kümmerten sich die Amerikaner auf völlig andere Art und Weise um die Angelegenheit, als sie erwartet hatte. Es war definitiv eine gute Idee gewesen, nicht das Notizbuch mitzubringen. Sie spielte mit dem Feuer, und Feuer war nicht immer willens, nach ihren Regeln zu spielen.
Die Absicht der Eindringlinge wurde ihnen schnell deutlich gemacht. Silver Bay Consulting hatte tiefreichende Verbindungen im Muggelgemeinwesen, die die Regierung dazu brachten, sorgsam mit Hermiones Anschuldigungen gegenüber der Firma umzugehen.
Obwohl sich die beiden Agenten für ihr Eindringen entschuldigten, wusste Hermione, dass sie dies nicht wirklich ernst meinten. Dies war einfach ihre Art eines schnellen Backgroundchecks. Da sie im Gepäck des Trios glücklicherweise nichts Außergewöhnliches finden konnten, blieb ihnen keine Wahl, als die Geschichte der jungen Hexe zu akzeptieren.
„Wenn ich mit Ihnen beiden allein sprechen dürfte", sagte Hermione mit leiser Stimme zu den beiden Agenten. Dies war der Zeitpunkt, um den zweiten Teil ihres Plans in die Tat umzusetzen.
Die beiden Muggel warfen ihr einen neugierigen Blick zu, folgten ihr aber ohne ein Wort in ein angrenzendes Zimmer.
„Meine Cousine", begann Hermione, „leidet schon seit Jahren unter einigen psychischen Problemen. Meine arme Tante und mein armer Onkel konnten das Problem nicht lösen, ehe sie verstarben. Sie ist sehr wohlhabend, nachdem sie ihr alles hinterlassen haben. Aber sie ist hier oben nicht ganz in Ordnung." Die Hexe deutete auf ihren eigenen Kopf. „Sie glaubt, sie ist eine Prinzessin, und dass ihr Königreich ihr genommen wurde. Ich glaube, sie hat diesen Gedanken daher, dass sie zu viele Märchenbücher gelesen hat, die meine Tante ihr gekauft hat. Als sie den letzten Sommer in Fidschi verbrachte, traf sie irgendeinen Prinzen aus einem kürzlich etablierten Königreich in Westafrika. Er sagte ihr, wenn sie Hilfe brauche, um ihr Königreich wiederzubekommen, solle sie Silver Bay Consulting in den Staaten aufsuchen. Ich spiele hier nur mit, in Wirklichkeit hoffe ich aber, sie dazu zu bringen, einen Spezialisten in New York aufzusuchen. Ich muss mitspielen, sehen sie … weil sie recht …" sie verzog das Gesicht, „gewalttätig werden kann, wenn jemand ihre mentale Stabilität in Frage stellt. Ich dachte, diese Leute in der Consultingfirma würden sich kein Wort ihrer Geschichte anhören und würden uns nur höflich wegschicken. Aber ich habe mich geirrt! Ich bekam es wirklich mit der Angst zu tun, als sie uns sagten, was sie für uns tun könnten. Diese Leute würden für das Geld meiner Cousine alles tun!"
„Danke, Miss." Der ältere der beiden Männer nickte ihr verständnisvoll zu. „Es ist bedauerlich, dass Sie in solch eine schwierige Situation geraten sind. Wir werden diesen Hinweisen definitiv nachgehen. Sie haben keine Vorstellung, wie hilfreich Ihre Information für unsere laufenden Ermittlungen gegen diese weltweiten terroristischen Vereinigungen sind. Und wir wissen es zu schätzen, dass Sie uns über Ihre Besorgnis die geistige Gesundheit ihrer Cousine betreffend informieren. Wir versichern Ihnen, dass Sie sich keine Sorgen zu machen brauchen, dass sie an diese Clowns noch mehr Geld verschwendet. Ehe wir gehen – gibt es irgendetwas, womit wir Ihnen helfen können?"
„Nun", lächelte sie ihnen leicht zu, „das gibt es tatsächlich. Hier … lassen Sie mich Ihnen den Vertrag und andere Information geben, die wir von Silver Bay Consulting mitgebracht haben. Die Sachen sind für Sie nützlicher als für mich. Und wegen meiner Cousine …" Sie zögerte und fragte sich, wie weit sie mit dieser Geschichte gehen musste. Glücklicherweise erstickte die Antwort des jüngeren Agenten ihre Sorgen schnell im Keim.
„Keine Sorge", sagte er. „Wir spielen mit."
Die beiden Agenten schüttelten ihr die Hand und dankten ihr noch einmal für ihre Kooperation. Sie folgten ihr aus dem Zimmer ins Wohnzimmer, in dem Luna aus dem Fenster auf das majestätische Stadtbild schaute und mit ihrer verträumten Stimme zu Rolf sprach. Der junge CIA-Agent blieb vor der Tür kurz stehen und wandte sich dann Luna zu. „Guten Abend, Eure Hoheit", sagte er mit ernstem Gesicht. „Wir entschuldigen uns für diese Unannehmlichkeiten, die wir Ihnen und Ihrer Cousine bereitet haben. Aber bitte seien Sie versichert, dass ein Spezialteam zu Ihrer Sicherheit in der Gegend eingesetzt wird. Die Vereinigten Staaten nehmen Ihre Sicherheit sehr ernst."
Lunas vorstehende graue Augen weiteten sich bei seinen Worten, aber schnell breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. „Das wäre entzückend. Ich bin erfreut."
Hermione musste sich auf die Innenseite ihrer Wange beißen, um ein Auflachen zu unterdrücken, als sie die beiden Agenten aus dem Hotelzimmer verabschiedete.
„Worum ging es da?", zischte Luna.
„Du bist einfach brillant, Luna", lachte Hermione. „Du solltest darüber nachdenken, für eine Broadwayshow unten an der Straße vorzusprechen!"
Am nächsten Morgen beschloss Hermione, ihren Bemühungen einen Extraschubs zu geben. An einer nahegelegenen Straßenecke fand sie einen Münzfernsprecher und tätigte einen Anruf bei einem Reporter der Daily News. Ein Treffen in einem kleinen Café in der Nachbarschaft war schnell arrangiert. Luna und Rolf sahen aus kurzer Entfernung zu, als Hermione der Reporterin eine Kopie des Vertrags und des Tonbands überreichte. Außerdem gab sie der Muggelfrau einiges ihres Nachforschungsmaterials und verwies auf die deutlichen Ähnlichkeiten beim Prozess der Regierungsbildung und des ungewöhnlichen wirtschaftlichen Wachstums bei einer Handvoll kürzlich errichteter Monarchien. Die Verbindungen zwischen Silver Bay Consulting und diesen Regierungen wurden bald sonnenklar. Als die Reporterin Hermione fragte, wie sie entschädigt werden wolle, antwortete Hermione nur selbstgefällig. „Wirklich nicht. Ich wollte einfach nur immer wissen, wie es sich anfühlt, eine Freundin bei den Medien zu haben."
Am Abend wussten sie, dass ihre Pläne funktionierten. Die Reporterin, die sich mit Hermione getroffen hatte, veröffentlichte ihre Story in der Zeitung, und die Nachricht über eine in Amerika ansässige Firma, die Staaten half, Terrorismus voranzubringen, war überall im Fernsehen. Hermione kam nicht umhin zu grinsen, als sie das vertraute Gesicht von Kurt Myles im Fernsehen sah. Er schien recht verdrießlich zu sein, als er vor dem Firmeneingang für Silver Bay Consulting eine Erklärung abgab. Und er schien absolut wütend, als eine Truppe von eifrigen Reportern seinen Weg zurück in das Gebäude blockierten.
„Ich weiß Ihren Rat zu schätzen, Mr. Myles." Hermione lachte düster. „Machen Sie sich nicht die Medien zum Feind. Sie versuchen nur, eine gute Geschichte zu erzählen."
Hermione hatte sich schrecklich schuldig gefühlt, als sie Seite um Seite von Botschaften sah, die Severus für sie im Notizbuch hinterlassen hatte, nachdem sie in Rolfs Cottage an der kalifornischen Küste zurückgekehrt waren. Seine Entschuldigungen trieben ihr die Tränen in die Augen – sie hatte ihren kleinen Streit lange hinter sich gelassen. Aber sie wusste, dass sie das Richtige getan hatte – es war eine erfolgreiche Reise, und es war klug gewesen, nicht das Notizbuch mit sich zu führen. Sie hätte das Tagebuch verlieren und ihre Pläne hätten vereitelt werden können, wenn sich das Notizbuch im Hotelzimmer befunden hätte, als die Muggelagenten es durchsucht hatten.
Severus' Bemerkungen zu lesen, erinnerte sie an einige Tage während des Krieges, als sie sich im Shell Cottage nach der Tortur in Malfoy Manor erholt hatte. In seinen Worten lag ein vertrauter Ton. Es wärmte ihr das Herz zu wissen, dass der Zauberer über die Jahre hinweg immer um sie besorgt gewesen war. Der Mann fühlte so tief, auch wenn er nie gesagt hatte, dass er sie liebte.
Sie hatte es bei Severus wiedergutgemacht, indem sie ihm alle Details über ihr Abenteuer in New York geschrieben hatte. Trotz der Zeitdifferenz ging Hermione erst um zwei Uhr morgens zu Bett. Die Nacht hindurch kommentierte er ihren Erlebnisbericht und machte daraus eher ein Gespräch denn einen Briefwechsel.
„Leichtsinnige Gryffindor!" Wahrscheinlich knurrte er, während er ihr schrieb. „Dir ist klar, dass Deine Story offensichtliche Lücken hat. Die Muggel hätten Deine Lügen leicht durchschauen können", kommentierte er, als sie die Hintergrundgeschichte erläuterte, die sie sich ausgedacht hatte.
„Aber das haben sie nicht", konterte sie. „Das Geld und die Möglichkeit, mehr Geld durch das Öl und Drogenhandel zu verdienen, haben sie blind gemacht."
„Das war pures Glück. Die Agenten der Muggelregierung waren außerdem ein Trupp Dummköpfe", fügte er hinzu. „Wie konnte überhaupt jemand glauben, dass Du nicht geisteskrank bist bei der Art Geschichte, die Du ihnen aufgetischt hast – eine reiche Cousine, die wahnsinnig genug ist zu denken, dass sie ein Königreich geerbt hat, aber immer noch volle Kontrolle über ihre Finanzen besitzt?"
„Anscheinend kann ich ziemlich überzeugend sein." Sie lächelte über seine Worte. „Übrigens", schrieb sie, „hat Kurt Myles mich gut angeleitet."
„Ich fürchte mich zu fragen", antwortete er. „Sollte ich Sorge haben, dass Du sein Angebot annimmst, sein nächster Schützling zu werden?"
„Keine Angst, mein Lieber." Hermione lachte beim Schreiben. „Ich verabreiche ihm nur eine Dosis seiner eigenen Medizin. Ich habe seine Medienfreunde gegen ihn aufgehetzt. Jetzt hat er wahrscheinlich Albträume, weil er jeden Tag Pressekonferenzen abhalten muss."
„Sei vorsichtig", antwortete Severus. „Komm so schnell Du kannst nach Hause."
„Gleich morgen früh reise ich ab", versicherte sie ihm.
„Könntest Du", schrieb er, „um meiner Zurechnungsfähigkeit willen bitte mit diesem selbstmörderischen Verhalten aufhören? Und versprich mir bitte, dass Du nie mehr Deine Pläne vor mir geheim hältst", fügte er hinzu. „Niemals."
„Ich werde versuchen, Dich nie mehr so zu ängstigen", entschuldigte sie sich. „Aber denke einfach nach: Ich hätte das Notizbuch während der Durchsuchung verlieren können, wenn ich es mitgenommen hätte."
„Du hättest erst gar nicht auf diese Reise gehen sollen." Auf der Seite lag ein fast hörbares Grummeln.
„Aber ich musste", gab sie zurück. „Du hättest dasselbe für mich getan, wenn unsere Rollen vertauscht gewesen wären."
Als er nicht sofort zurückschrieb, runzelte Hermione die Stirn. Hätte er dasselbe für sie getan?
„Du bist mir zu wichtig", fügte sie hastig hinzu. „Ich muss dafür sorgen, dass Du Deine Freiheit zurückbekommst. Ich vermisse Dich so sehr. Du hast keine Ahnung, wie dringend ich Dich sehen möchte."
„Oh ja, Hermione", antwortete er. „Ich habe eine sehr gute Vorstellung davon, wie sich das anfühlt. Ich weiß auch genau, wie es sich anfühlt, sich um die Sicherheit des einen Menschen zu sorgen, der das Leben wieder lebenswert macht. Du hast keine Ahnung …"
Sie konnte kein weiteres Wort schreiben, ehe ihr die Tränen über das Gesicht liefen, auf ihre Hand fielen und auf das magische Papier spritzten. Aber in dieser Nacht ging sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht zu Bett.
„Wacht auf, Luna! Hermione! Wir müssen weg! Sofort!"
Es fühlte sich an, als sei sie kaum eingeschlafen, als Rolfs dringliche Stimme sie aufweckte. Hermione sprang schnell aus dem Bett, eilte aus ihrem Zimmer und fand Luna aufgrund von Rolfs Ruf ebenfalls außerhalb ihres Zimmers. „Was ist los?", fragte Hermione.
„Es kommen Eindringlinge herein … Zauberer …", antwortete Rolf atemlos. „Sie haben die Zauber ausgelöst, die ich eingerichtet hatte, um wilde Tiere rund um das Cottage zu verfolgen. Ich habe sie auch gehört. Es sind Briten, und sie kennen deinen Namen, Hermione!"
„Es tut mir so leid, dass ich Dich da hineingezogen habe!", rief Hermione, während sie sich beeilte, ihre Sachen in ihre Perlentasche zu stecken. Als sie wieder in den Flur zurückkam, fand sie Luna vor, die mit gepackter Tasche auf sie wartete.
„Was ist mir dir?", fragte Luna Rolf besorgt. „Hast du einen Ort, wohin du eine Weile gehen kannst? Ich glaube nicht, dass sie dir glauben würden, wenn du ihnen erzählst, dass du uns nicht gesehen hast."
„Ich werde ihnen das nicht erzählen." Der Zauberer lächelte Luna an. „Ich werde ihnen nichts erzählen müssen." Er nahm Lunas Hand und nickte Hermione zu. „Ich habe darüber ziemlich viel nachgedacht. Ihr könnt Hilfe brauchen. Es ist lange her, seit ich von zuhause weg bin. Ich glaube, mein Großvater würde sich freuen, mich wieder zurückzuhaben."
Mit einem strahlenden Lächeln zu ihrem neuen Freund zog Hermione den Portschlüssel hervor und legte ihn auf den Tisch vor ihnen. Sie legten ihre Hände auf den Griff des alten Wasserkrugs und wurden sofort in einen wirbelnden Tunnel gezogen. Das Letzte, das sie hörten, ehe sie aus dem Cottage verschwanden, war die Eingangstür, die aufkrachte, und die Stimme eines Zauberers, der bellte: „Sie sind weg!"
