Kapitel 19 – Ich insistiere
Ein Portschlüssel in Form eines Muggelpinsels brachte Severus und Hermione mitten in das Wohnzimmer des Zauberers in seinem Haus in Spinner's End.
„Ich hatte erwartet, in deine Wohnung in London gebracht zu werden", kommentierte Severus ruhig.
„Oh, ich hoffe, du hast nichts dagegen." Nervös biss Hermione sich auf die Unterlippe – ging ihm ihre herrische Art schließlich auf die Nerven? „Seit sie dich nach Azkaban gebracht haben, war ich nicht mehr in meiner Wohnung, und ich habe keine Ahnung, ob in der ganzen Zeit irgendetwas mit der Wohnung passiert ist. Eines ist sicher – es würde nur eine leere Speisekammer auf uns warten, wenn wir dorthin gingen."
Severus sah sich mit einem schnellen Blick um und hob überrascht eine Braue, als er bemerkte, dass alles im Zimmer genauso war, wie er sich an den Tag erinnerte, als er von den Dementoren abgeholt worden war, wenn nicht ordentlicher.
„Deine Küche ist ganz das Gegenteil. Ginny sagte mir, dass Harry vor zwei Tagen in die Winkelgasse gegangen ist, um deine Vorräte und deinen Keller aufzufüllen." Hermione hielt einen kurzen Augenblick lang inne, als läse sie die Frage, die dem Zauberer durch den Kopf ging. „Nun, weisst du, Severus, Harry hat sich persönlich darum gekümmert, dass sich niemand an deinem Haus vergreifen konnte, während du weg warst, und dass es für deine Rückkehr vorbereitet ist. Ginny hat ihm dabei geholfen. Natürlich kannst du nicht erwarten, dass er dir selbst sagt, dass er sich einige Gedanken gemacht hat, um dich zu unterstützen. Aber ich habe das Gefühl, er wäre glücklich zu wissen, dass er dich beeindrucken konnte."
„Ich kann sehen, dass dieser Schlingel nie in der Lage sein wird, Subtilität zu lernen", brummelte Severus, während er Hermione sacht losließ und neben ihr auf dem Sofa Platz nahm. „Und er ist sicher nicht umsichtig genug, um an die Sicherheit seiner Verlobten zu denken. Hat er nicht kapiert, dass das Eigentum eines Sträflings zu schützen, in Zeiten wie diesen unnötige Aufmerksamkeit auf ihn und Miss Weasley ziehen würde?"
„Du bist kein …" Sie strich eine Strähne schwarzen Haars beiseite und sah ihm in die Augen. „Du bist kein Sträfling, Severus. Aber du solltest wissen, dass Harrys Intelligenz viel mehr Anerkennung verdient, als du ihm zugestehst. Er ist nicht mit einer Petition ins Ministerium gegangen, um Schutz für dein Haus um Schutz zu bitten, falls es das ist, was du denkst. Er hat einfach die Öffentlichkeit mit einigen Dingen aus seinem Aurorentraining getäuscht."
„Ich nehme an, dies ist der Punkt, an dem ich von seiner Intelligenz beeindruckt sein soll?" Severus runzelte die Stirn.
„Er wird langsam richtig gut darin, den kriminellen Gedanken einen Schritt voraus zu sein. Ein paar Zauber und überzeugende Gerüchte waren alles, was nötig war, um dieses Haus abzusichern." Sie lächelte stolz, als sie sich ins Gedächtnis rief, wie Harry ihr seine Taktik erklärt hatte. „Am Tag, nachdem du geholt worden warst, kamen Harry und Ginny hierher und warfen einige Zauber auf die Eingangstür und die Fenster. Und dann sprachen sie beiläufig darüber, dass du dein Haus von dunkler Magie geschützt zurückgelassen hättest, als sie an diesem Abend in einer hiesigen Kneipe zu Abend gegessen haben. Die Klatschmäuler erledigten den Rest der Arbeit für sie. Die ‚Macht' deiner ‚dunklen Magie' vervielfachte sich jedes Mal, wenn das Gerücht weitergegeben wurde. Zu einem Zeitpunkt versuchten ein paar Strolche, durch ein Fenster ins Haus einzubrechen, handelten sich aber einen üblen Fall von Furunkeln ein, als sie die Fensterscheibe berührten. Ich glaube, danach war dein Haus offiziell bedrohlicher als die Heulende Hütte, zumindest in Cokeworth."
„Ich kann mich nicht erinnern, dass du davon auch nur ein Wort in deinen Nachrichten geschrieben hast." Er runzelte die Stirn.
„Tatsächlich wusste ich bis gestern Abend nichts davon, als ich Ginny bat herzukommen und dein Haus zu überprüfen. Erst da erzählte sie mir, was sie getan hatten, um es zu schützen. Harry und Ginny hatten alles für sich behalten und mir nichts über ihre Bemühungen mitgeteilt, weil sie nicht wussten … nun, niemand wusste … bis gestern von uns, als Harry mir berichtete, dass du nicht entlassen werden könntest, ohne dass wir deine Familie finden", seufzte sie. „Severus … du musst verstehen …"
„Du hast eine Menge zu erklären." Severus legte ihr einen Finger auf die Lippen und unterbrach sie mitten im Satz. „Aber nicht jetzt. Ich muss nur wissen, was ich tun muss, um dir zu helfen, dich zu erholen." Er zog seinen Zauberstab hervor und warf eine Reihe von Diagnosezaubern. „Wenn ich raten muss, haben nicht die Flüche, die dich getroffen haben, den ganzen Schaden verursacht. Es war die Verzögerung, oder?" Höhnisch betrachtete er das Ergebnis des Diagnosezaubers, das vor ihm in der Luft schwebte. „Wie lange haben diese nutzlosen Heiler im St. Mungo dich warten lassen?"
„Drei Tage", lächelte sie schwach. „Das war jedenfalls auf dem Klemmbrett am Fuß meines Bettes vermerkt. Aber Rons und Harrys ständige Beschwerden ließen es sich anhören, als hätten sie mich monatelang in Stasis gelassen. Und nachdem sie den Stasiszauber endlich aufgehoben hatten, war ich noch ein paar Tage lang immer wieder bewusstlos. Wäre ich in besserer Verfassung gewesen, hätte ich einen von ihnen gebeten, mein Notizbuch aus Hogwarts zu holen. Du musst dir die ganze Zeit Sorgen gemacht haben", seufzte sie. „Es tut mir so leid."
„Nicht doch." Er nahm eine ihrer Hände in seine. „Du hattest gesagt, dass du mir nur schreiben würdest, wenn du mich nicht früher sehen könntest. Daher hast du, technisch gesehen, dein Versprechen gehalten." Er lächelte sie schwach an. „Aber ich muss sagen, ich hätte von den Heilern im St. Mungo mehr erwartet. Poppy hätte das besser gemacht."
„Poppy hatte sicher alle Hände voll zu tun, als sie all die Verletzten von Hogsmeade nach Hogwarts brachten." Hermione strich mit ihrem Finger über die Hand des Zauberers. „St. Mungo war wirklich knapp an Personal, als ich dorthin geschickt wurde. Es war das Beste, das sie tun konnten, zu denken, dass meinen Zustand zu erhalten die beste Option war, als die Chefheiler nicht verfügbar waren, um nach mir zu sehen. Es ist nicht deren Fehler."
Severus' Augen verengten sich, als er Hermiones übel gebrochenen Knöchel untersuchte. „Dies ist mehr als nötig ist, um dich am Wegrennen zu hindern. Wer hat das getan?", zischte er.
„Es ist eine lange Geschichte", seufzte Hermione. „Ich war dabei, zwei von Warringtons Männern hinunter in die Abteilung für internationale Angelegenheiten zu folgen. Die meisten unserer Gruppe konzentrierten sich auf das Aurorenbüro und die Abteilung für Magische Strafverfolgung, weil das der schnellste Weg gewesen wäre, Kontrolle über das Ministerium zu erlangen. Ich dachte, da wir dort genügend Leute waren, würde ich die Beweise holen, die wir brauchen, um Warrington strafrechtlich zu verfolgen; und die Abteilung für Internationale Angelegenheiten fiel mir ein. Ich hatte recht – die beiden Zauberers, die ich verfolgte, waren auf einer Mission, ihre Berichte zu zerstören. Als ich in ihr Büro kam, immobilisierte ich schnell einen und begann mich mit dem anderen zu duellieren. Den dritten hörte ich nicht, als er sich von hinten anschlich, und von da an ging alles den Bach hinunter." Traurig lächelte sie Severus an.
„Ich war ein wenig außer Übung. Es wäre eine andere Geschichte gewesen, wenn dies während des Krieges passiert wäre. Ich wäre so viel besser vorbereitet gewesen … Dennoch", sie holte tief Atem, „erwischte der dritte Mann mich überraschend, und sie gewannen schnell Oberhand. Es stellte sich heraus, dass sie Teil der Gruppe waren, die uns unten in den Staaten attackiert hatte. Daher wussten sie nicht nur, wer ich bin, sondern wollten sogar Gelegenheit zu Rache – offensichtlich glaubten sie, dass ich die volle Verantwortung dafür übernehmen solle, dass ich sie das große Vermögen gekostet habe, das Warrington ihnen versprochen hatte, falls ihre Regierungsübernahme erfolgreich verlaufen sollte. Im Nachhinein gesehen war es wahrscheinlich ein Glücksfall für mich, als sie den großen Fehler begingen, mich aus Rache zu foltern. Ihr kleines Spielchen verschaffte mir Zeit. Letztendlich kamen sie nicht dazu, den Todesfluch zu werfen, bevor Harry, Ron und Ginny auftauchten. Sie schickten mich ins St. Mungo, ehe das Flohnetzwerk zusammenbrach."
Severus stieß zittrig den Atem aus und schloss die Augen, die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst. Wie konnte sie die brutale Attacke so gelassen beschreiben, als plauderten sie beim Nachmittagstee? Die zerstörerischen Folgen dieser Flüche waren glasklar gewesen, als er die Ergebnisse seiner Diagnostikzauber gelesen hatte. „Wo sind diese Bastarde jetzt?" Wie ein wildes Tier, das bereit war, zur Tür hinauszustürmen und die Verbrecher mit bloßen Händen umzubringen, stieß er plötzlich ein tiefes Knurren aus.
„Lass es gehen, Severus." Hermione legte eine Hand auf seinen Arm. „An diesem Tag hatten sie alles andere als Glück. Einer von ihnen fiel in eine tiefe Feuergrube, die sie angelegt hatten, um die Dokumente zu zerstören, als Harry ihn mit einem Schockzauber traf. Der andere versuchte, durch ein Fenster zu entkommen, fiel aber drei Stockwerke tief ins Atrium. Zu der Zeit, als die Operation vorbei war, waren sie beide tot. Und derjenige, den ich geschockt hatte, hatte vor dem unvermeidlichen Ausgang des Aufruhrs solche Angst; er erhängte sich selbst, als sie ihn im Gewahrsamszentrum einsperrten."
„Sie haben Glück, dass sie tot sind." Severus biss die Zähne zusammen. „Und frage mich nicht um meine Meinung über die Qualität der Leistungen im St. Mungo."
„Du kannst ihnen keinen Vorwurf machen", insistierte Hermione kopfschüttelnd. „Sie hatten eine Menge zu tun. Sie haben ihr Bestes versucht, mich zu versorgen."
„Ich werde dir zeigen, wie man deine Verletzungen richtig versorgt", höhnte er. „Zuerst brauchst du einige Tränke. Ich sehe, dass sie sich nicht einmal die Mühe gemacht haben, dir irgendetwas mitzugeben, als sie dich aus ihrer Fürsorge entlassen haben?"
„Sie sagten, ich sei in guten Händen, als sie erfuhren, dass du auf mich aufpassen würdest", lachte sie.
„Faules Pack", grollte Severus und verdrehte die Augen. „Warte hier, während ich nach meinem Labor sehe. Ich kann nur hoffen, dass Harry Potters Tricks alle meine Tränkezutaten vor Kleinkriminellen beschützt haben. Die Tränke werden Zeit zum Köcheln brauchen. Beweg dich nicht, während ich weg bin. Ich werde nicht lange brauchen, um sie anzusetzen."
„Ja, Sir", strahlte Hermione ihn an. „Was glaubst du, wohin ich gehe, da du jetzt mein …" Ihr Gesicht lief rot an, als er gelassen zu ihr zurückschaute. Das Wort „Verlobter" erstarb ihr in der Kehle. Absichtlich ignorierte er ihre Worte, was sie dazu brachte, sich zu fragen, ob er aufgrund der Situation aufgebracht war. Ohne ein Wort wandte der Zauberer sich zögernd ab und verschwand durch eine Tür, die in sein Labor nach unten führte.
Mit einem Seufzer der Erleichterung schaute Hermione sich um. Sie war nie zuvor in Severus' Haus gewesen und fand es ganz anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Aus irgendeinem – nun eigentlich recht offensichtlichen – Grund hatte Hermione sich Severus' Haus immer dunkel und kalt wie die Kerker vorgestellt, in denen sich sein Büro und sein Klassenraum in Hogwarts immer befunden hatten. Aber obwohl sein Haus etwas altmodisch war, war es in Wirklichkeit innen angenehm komfortabel, mit Hartholzböden in allen Räumen, die geschmackvoll mit antiken Möbeln ausgestattet waren. Hermiones Blick blieb auf einer Bücherwand jenseits der Tür haften, die in Severus' Arbeitszimmer führte. Sie lächelte, als sie daran dachte, was sie tun könnte, solange sie bei ihm blieb.
Bei ihm bleiben … ihre Gedanken verweilten bei dieser Idee und ließen ein kleines Stirnrunzeln zwischen ihren Brauen erscheinen. Aus der Art, wie er auf ihre Verletzung reagierte, wusste sie, dass Severus tief für sie empfand. Aber seit sie den Konferenzraum auf der Insel verlassen hatten, hatte er noch kein Wort über ihre „Strategie" verloren, seine Entlassung zu erreichen. Wie dachte er wirklich über ihre Verlobung? Würde er sich daraus zurückziehen wollen? War es zu viel von ihm verlangt – eine solch ernsthafte Beziehung einzugehen, mit ihr?
Hermione spürte, wie sich aus ihren beunruhigenden Gedanken ein leichter Kopfschmerz entwickelte, stieß ein Seufzen aus und ließ sich auf dem Sofa nieder. Sie hatte nicht einmal bemerkt, wie müde sie war, bis sie die Augen schloss.
Als Severus kurze Zeit später wieder ins Wohnzimmer kam, fand er die junge Hexe tief schlafend auf seinem Sofa vor. Er ließ sich neben Hermione auf einem Knie nieder und beobachtete sie, während sie langsam und ruhig atmete. Für einen kurzen Moment war er nicht sicher, ob er wach war – es war zu viel zu begreifen, dass die Hexe seiner Träume jetzt so friedlich vor ihm lag. Er warf einen weiteren Diagnosezauber, um sich zu vergewissern, dass ihr Zustand stabil war, dann dachte er über seine Möglichkeiten nach. Er brauchte nicht lange, bis seine Lippen sich zu einem Lächeln kurvten. Sie hatte schon vor langer Zeit sein Herz erobert. Welchen Unterschied würde es ausmachen, wenn sie auch sein Bett eroberte?
Als Hermione aufwachte, fühlte sie sich desorientiert. Sie blinzelte ein paarmal ins flackernde Kerzenlicht in der gegenüberliegenden Ecke des Zimmers. Es war bereits Nacht, und sie lag unter sehr weichen Laken aus Baumwolle bequem in einem enormen Bett. Langsam stand sie auf, während ihre Augen sich an das dämmerige Licht gewöhnten. Die Erinnerung an früher an diesem Tag kam ihr langsam wieder in den Sinn.
Ein Keuchen entwich ihr, als sie einen Schatten bemerkte, der sich in der Nähe des Bettes bewegte.
„Tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe." Severus' sanfte Stimme besänftigte sie sofort. „Wie fühlst du dich? Bist du hungrig?"
„Nein, aber danke. Ich fühle mich jetzt besser, nur müde", seufzte sie, während sie zusah, wie er aus dem Sessel am Ende des Bettes aufstand und zu ihr kam. „Und ein wenig durstig."
„Hier ist Wasser." Ein hohes Glas Wasser erschien aus dem Nichts vor ihr. „Und hier sind die ersten beiden Tränke, die du nehmen solltest. Ich braue unten in meinem Labor noch einige weitere." Er reichte ihr zwei Kristallphiolen. „Diese hätten sie dir in dem Moment geben sollen, als du im St. Mungo eingetroffen bist."
„Ich sehe, dass du eine Liste von Dingen machst, die sie vermasselt haben, während sie versucht haben, mir zu helfen." Sie lachte über seine Worte, dann nahm sie ihm das Wasser und die Tränke aus der Hand.
„Du kannst darauf wetten, dass meine Liste sehr lang ist", schnaubte er. „Man sollte meinen, dass sie sich mehr Mühe gäben, ihre Leute auszubilden, nachdem sie vor Jahren einen Außenstehenden gebeten haben, ihnen beim Brauen der Tränke zu helfen, als Arthur Weasley von dieser verdammten Schlange gebissen wurde."
„Immerhin haben sie nicht irgendeinen Außenstehenden gebeten." Hermione schüttelte den Kopf. „Sie baten den berühmten Tränkemeister von Hogwarts um Hilfe."
„Zu Gryffindor … deine Taktik ist viel zu offensichtlich." Severus schnappte die leeren Phiolen und das Glas von der Hexe und grinste höhnisch. „Spar dir deine süßen Worte für eine andere Gelegenheit, Hexe. Meine Meinung über ihre Inkompetenz steht fest."
„So scheint es", nickte sie lächelnd. „Sag, was hast du im Dunkeln gemacht, ehe ich aufgewacht bin? Hast du in diesem Sessel geschlafen?" Sie deutete auf den Ohrensessel neben dem Bett. „Er kann nicht sehr bequem sein."
„Ich hatte nicht vor, die Nacht in diesem Sessel zu verbringen", antwortete er beiläufig. „Ich habe deinen Schlaf bewacht, nachdem ich die Tränke gebracht hatte und muss eingenickt sein. Nun, ich sollte dich etwas ausruhen lassen." Er drückte einen sanften Kuss auf ihren Kopf und ging dann zur Tür.
„Wohin gehst du?" Hermione spürte plötzlich eine Welle von Panik. Nachdem sie ihn so viele Monate lang vermisst hatte, erschien es ein unerträglicher Gedanke, ihn außer Sichtweite zu lassen.
„Nur auf die andere Seite der Tür ins Wohnzimmer", antwortete er ruhig.
„Warum ins Wohnzimmer? Hast du kein weiteres Schlafzimmer? Oder glaubst du, dass ich mitten in der Nacht deine Hilfe brauchen werde?" Hermiones Augen weiteten sich. „Hast du mir dein Bett abgetreten?"
Er verdrehte die Augen und schnaubte. „Wann werden dir jemals die Fragen ausgehen, Granger? Musst du alles wissen? Zu deiner Information, ich bleibe im Wohnzimmer, weil das Sofa das beste Material bietet, um in ein Bett verwandelt zu werden. Und nein, ich habe kein weiteres Schlafzimmer. Ich habe das Gästezimmer schon vor Jahren zu meinem Arbeitszimmer gemacht. Ich erwarte auch nicht, dass deine Verletzung von jetzt an noch schlimmer wird. Du stehst schließlich unter meiner Pflege. Ich würde nicht dasselbe sagen, wenn du im St. Mungo wärst. Und letztlich trete ich gar nichts ab. Auch wenn sie nicht schlimmer werden wird, ist deine Verletzung ernsthafter, als du zugibst. Du musst dich ausruhen, und das Bett ist die einzige ordentliche Möglichkeit, um einen guten Schlaf zu garantieren. Ich bin im Wohnzimmer gut untergebracht."
„Aber ich wollte nicht …" Sie griff nach ihm, ehe er sich zur Tür bewegen konnte. „Es tut mir leid …" Sie seufzte. „Ich hätte mir dir darüber reden sollen, ehe ich Harry dazu gebracht habe, deine Unterschrift zu fälschen, oder? Ich wollte dich wirklich nur einfach dort rausholen, um dich zu sehen. Wenn dir das solche Unannehmlichkeiten macht … hilf mir zurück in meine Wohnung, und ich flohe dir, falls ich Hilfe brauche."
„Unannehmlichkeiten?" Mit gerunzelter Stirn sah er sie an und schüttelte den Kopf. „Die einzige Unannehmlichkeit, die ich aufgrund deiner Verletzung sehen kann, ist, dass ich diese nutzlosen Heiler heute Abend nicht erwürgen kann. Du glaubst, ich würde dich aus den Augen lassen, nachdem ich das Ausmaß deiner Verletzung jetzt kenne?"
„Also hast du nichts gegen das Arrangement …?" Sie sah zu ihm auf und warf ihm ein zögerndes Lächeln zu. „Das Arrangement …, verlobt zu sein?"
Einen langen Augenblick antwortete Severus nicht auf ihre Frage, dann sagte er schließlich kühl: „Was geschehen ist, ist geschehen, nicht wahr? Du hast eigenhändig deinen Ruf ruiniert. Ich kann kaum etwas tun, um ihn zu retten."
Sie schluckte den Kloß im Hals und ließ den Kopf hängen. „Es tut mir leid, dass ich dir das aufgezwungen habe. Das war wirklich unüberlegt von mir, oder? Aber wie ich dir schon gesagt habe, kann dies so zeitlich begrenzt sein, wie du möchtest. Es ist nur ein Stück Information innerhalb der Petition, die ich eingereicht habe. Ich habe nicht die Absicht, dir deine Freiheit zu nehmen, falls es das ist, was du denkst …"
Er holte tief Luft und setzte sich auf die Bettkante. „Ich wollte darüber mit dir erst reden, wenn es dir besser geht. Aber da du es ansprichst, können wir es auch jetzt tun." Einen Moment hielt er inne, um die richtigen Worte zu finden, und brach plötzlich in unerwartetes Gelächter aus. „Mir meine Freiheit nehmen? Hermione, ist dir klar, wie lächerlich sich das anhört? Du hast mir meine Freiheit gegeben, nicht sie weggenommen."
„Ohne meine Einmischung wärst du schließlich trotzdem entlassen worden. Es ist nur das Richtige, was die neue Regierung tut. Ich habe nicht mehr als Kingsley und alle anderen zu dem Aufstand beigetragen, wenn es darum geht, dir deine Freiheit wiederzugeben", sagte Hermione leise. Sie wappnete sich für eine herzzerreißende Enthüllung seinerseits: Er wollte Freundschaft, aber keine dauerhafte Bindung.
„Das wollte ich damit nicht sagen." Seine samtige Stimme riss sie aus ihrem Elend. „Du hast mir die Freiheit zurückgegeben, die zu haben ich seit langer Zeit nicht gewagt habe. Vor Jahren hast du mich mit deinen Nachrichten befreit, die du in das Notizbuch dieses alten Mannes geschrieben hast." Er hielt einen kurzen Moment inne, dann fragte er: „Weißt du, wie ich gegen Ende des Krieges die Schlacht von Hogwarts überlebt habe?"
Hermiones Augen weiteten sich bei dem anscheinend unerwarteten Themenwechsel. „Äh … als Harry und ich dich nach dem Krieg im St. Mungos besuchen gingen, sagten die Heiler, dass es praktisch ein Wunder war, dass du diese Art von Attacke durch die Schlange überleben konntest. Sie hegten den Verdacht, dass du dich genau auf so etwas vorbereitet und davor über eine längere Zeit eine große Menge Gegengift genommen hattest."
Severus nickte ruhig und schnaubte: „Ein Wunder, tatsächlich. Ich hätte keine Chance gehabt, wenn ich auf diese Dummköpfe hätte zählen müssen, um mein Leben zu retten. Aber ja, sie hatten recht, ich war ziemlich gut vorbereitet, auch wenn dies nicht immer der Fall war." Er nahm eine Hand der Hexe in seine und fiel in Schweigen. Nach einer langen Pause sagte er: „Eine ganze Weile, nachdem Dumbledore mir seine Pläne für das Endspiel mitgeteilt hatte, wollte ich den Krieg nicht überleben. Egal, was man über Albus sagen kann, ich betrachtete ihn als einen Freund. Er war der Einzige, der mich sogar mit dem Wissen um meinen Fehler akzeptierte. Ich konnte nicht begreifen, wie ich damit klarkommen sollte, meinen einzigen Freund sterben zu sehen, und schon gar nicht durch meine Hand. Ich betrachtete den Tod als den einzigen Ausweg. Der einzige Grund, weshalb ich bei der Stange blieb und meine Rolle spielte, war das Wissen, eine wichtige Rolle im Krieg zu haben. Es war in dieser Zeit damals solch eine Last zu leben. Ich wartete nur darauf, dass meine Rolle in der Vorstellung endete. Ich war nicht in Azkaban eingesperrt, aber ich war ein Gefangener meines eigenen Verstandes. Ich ertrank in Schuldgefühlen – der Schuld, die meine Kindheitsfreundin das Leben gekostet hatte, und der Schuld, dass ich das Leben des einzigen Zauberer beenden musste, der willens war, mir eine zweite Chance zu geben.
„Aber dann tauchtest du auf. Nun, du warst natürlich immer da und die unerträglichste Besserwisserin." Er warf ihr ein kleines Lächeln zu. „Dein geheimer Kontakt zu sein, war eine weitere Belastung, auch wenn ich nicht viel daran dachte bis zu der Nacht, als ich Albus über das Geländer des Astronomieturms schickte. Deine Nachricht in jener Nacht gab mir Hoffnung, dass es vielleicht jemanden auf dieser Welt gäbe, der mir vergeben und mich vielleicht sogar akzeptieren könnte. Dein Zweifel an meiner Tat als ein Mörder war der Grund, weshalb ich anfing, während des letzten Kriegsjahres vorsorgliche Maßnahmen zu ergreifen. Ich wollte den Tag erleben, an dem die Welt die Wahrheit erfuhr. Deine Worte befreiten mich von meinen eigenen Dämonen. Du warst es, die mir meine Freiheit zurückgab."
Bei seinen Worten runzelte sie die Stirn und sah zu ihm auf. Seine Enthüllung machte sie sprachlos. Im schummerigen Kerzenlicht konnte sie seltsame Gefühle in seinen Augen funkeln sehen. Sagte er ihr all dies, weil er den Schock abmildern wollte, wenn er schließlich sagen würde, dass obwohl er sie gern hatte, eine Ehe nicht die Art Lebensstil war, den er in Erwägung zog? Sie hielt den Atem an und wartete auf die Hiobsbotschaft.
Aber er sagte nichts weiter. Stattdessen ergriff er auch ihre andere Hand und fing an, mit seinen Daumen kleine Kreise in ihre Handflächen zu malen. Eine lange Weile später sagte: „Ich werde nicht ins St. Mungo hetzen und ihnen sagen, dass Potter die Unterschrift eines Gefängnisinsassen gefälscht hat, falls es das ist, worum du dich sorgst. Ich werde sogar zum Ministerium kein Wort über die Beziehung sagen, die du dir selbst aufgezwungen hast. Du sitzt bei mir fest, zumindest bis du vollständig genesen bist."
„Und danach …?" Sie spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte.
„Danach reden wir weiter darüber. Aber ich werde nichts tun, das deinen Ruf noch weiter schädigt. Denke einmal darüber nach, was man sagen wird: Die klügste Hexe ihrer Zeit wurde von einem ehemaligen Todesser und Azkabansträfling ausgetrickst, dass sie sich mit ihm verlobt, und wurde jetzt von einem herzlosen Bastard sitzen gelassen."
„Du bist kein …!", protestierte sie. „Nun, nur um die Dinge ins rechte Licht zu rücken", seufzte sie. „Es ist mir egal, was sie sagen. Wahrscheinlich geht am Morgen überall eine Menge Klatsch um, wenn die Nachricht von unserer Verlobung im Ministerium durchsickert. Dies hat nichts mit meinem Ruf zu tun."
„Offensichtlich." Er hob eine Braue und betrachtete sie ruhig. „Wie konnte mir das entgehen? Gryffindors wie du sind alle so tapfer, dass sie gegen Klatsch immun sind."
Sie schüttelte schnell den Kopf. „Genug davon, um den heißen Brei herumzureden. Ich will nur, dass du es weißt, Severus." Sie sah in seine tiefdunklen Augen auf. „Ich will nur, dass du es weißt, falls du lieber nicht verlobt sein möchtest. Es wäre in Ordnung für mich, wenn du mir erzählst, dass eine Ehe nicht dein Ding ist. Vor langer Zeit habe ich dir gesagt, dass ich dich liebe, und ich meine, dass ich dich genau so liebe, wie du bist. Ich bin definitiv diejenige, die schuld ist, wenn du dich bedrängt fühlst. Und wenn …"
„Das ist nicht …" Er hielt sie davon ab, ihre Worte zu Ende zu sagen, und seine Stimme klang frustriert. „Du ziehst wieder voreilige Schlüsse, Hermione", seufzte er. „Du hast keine Ahnung, wie wahnsinnig ich mich freue bei dem Gedanken, dass du willens bist, den Rest deines Lebens mit mir zu verbringen. Aber du kannst nicht erwarten, mich bei dem Angebot auf- und abhüpfen zu sehen. Das liegt daran, dass dies nicht so ist, wie es sein soll. Ronald Weasley mag ein Hohlkopf sein, aber er hat nicht ganz Unrecht – in vieler Hinsicht verdiene ich dich nicht." Er hob die Hand, um ihren Protest zu stoppen. „Obwohl ich denke, dass ich viel zu bieten habe, möchte ich auch, dass du das mit klarem Kopf durchdenkst. Ich fürchte, eine Beziehung überstürzt einzugehen, führt oft nicht in eine dauerhafte Zukunft."
„Musst du immer so logisch sein?" Mit einem Stirnrunzeln lächelte sie. „Was sagst du dann?"
„Ich sage, wir sollten es langsam angehen, und es auf die richtige Weise tun. Das Stück Pergament im Ministerium sollte für uns bedeutungslos sein, aber nicht in der Art, wie du es vorhin gedacht hast. Du verdienst es, ordentlich den Hof gemacht zu bekommen, verehrt und verwöhnt zu werden. Ich habe es bereits fürchterlich vermasselt, als es daran ging, meine geheime Identität einzugestehen, nachdem ich dir all diese Jahre geschrieben hatte. Jetzt ist meine Gelegenheit, es an dir wiedergutzumachen. Das ist es, was ich meine, Hermione. Ich möchte, dass du mich gut kennenlernst, aus allen unterschiedlichen Blickwinkeln, den guten, den schlechten und den hässlichen. Und wenn du mich am Ende, nachdem du alle meine dunkelsten Geheimnisse kennst, immer noch willst, machen wir mit der Verlobung weiter. Aber ich werde nicht an diesem Stück Papier festhalten, wenn du in Monaten oder sogar Jahren zu einem anderen Schluss kommst."
„Du liebe Zeit! Severus Snape!", rief Hermione. „Wenn du so weiterredest, glaubst du, ich würde jemals meine Meinung ändern?"
„Das will ich nicht hoffen", lächelte er ihr leicht zu. „Kein weiteres Geplauder. Ich dachte, ich könnte dem jetzt entgehen, so viel zu reden, da ich mich jetzt nicht mehr um Arthur Weasleys Verstand sorgen muss. Es ist Zeit zu schlafen, Hexe. Keine weiteren Fragen." Sanft half er ihr, sich zurück ins Bett zu legen.
„Schlafe bei mir", bat sie plötzlich.
„Nein!" Sofort zog er sich zurück und grollte. „Hast du kein Wort von dem gehört, was ich gesagt habe? Ich werde unsere gegenwärtige … Lage nicht ausnutzen. Ich will dir ordentlich den Hof machen!"
„Oh, erwarte bloß nicht, dass ich auf mein Recht verzichte, groß ausgeführt zu werden, Mr. Snape. Und hör auf, dir schmutzige Gedanken zu machen. Ich bitte dich nur, bei mir zu schlafen, damit ich jemanden habe, an den ich mich klammern kann, falls mich ein Albtraum überkommt. Möglicherweise hast du gerade einen Fehler gemacht anzubieten, an mir etwas wiedergutzumachen. Ich vermute, das ist zweischneidig. Ich werde dich kennenlernen, und du wirst mich kennenlernen. Woher willst du wissen, dass ich nicht versuche, von meinem privaten Heiler den besten Service zu bekommen, indem ich ihn einfach an meiner Seite festhalte?"
„Wie Slytherin von dir", schnarrte er, aber ein Lächeln schlich sich in seine Augenwinkel.
„Schau." Sie ignorierte ihn und wandte sich von ihm ab. „Ich schlafe. Sonst nichts. Jetzt brauche ich es, dass du neben mich kommst und mich warm hältst."
„Es ist Sommer, Hermione." Er runzelte die Stirn. „Es ist nicht kalt."
„Aber es könnte mir mitten in der Nacht kalt werden", antwortete sie starrsinnig. „Ich bin hochgradig pflegebedürftig und könnte plötzlich Pflege benötigen. Vielleicht ist das für dich der Einstieg zu erfahren, was dir bevorsteht, wenn du versuchst, mir den Hof zu machen."
Amüsiert sah er die junge Hexe an. „Wenn es das ist, was du möchtest." Er hob eine Braue.
„Oh, ja, Severus. Ich bestehe darauf", antwortete sie lachend, ohne sich zu ihm umzudrehen.
Resigniert stieß der Zauberer ein Seufzen aus. Mit einem Schwenk seines Zauberstabs zog er sich in seinen Schlafanzug um. Ein weiteres Winken seiner Hand ließ die Kerzen erlöschen, die auf der Kommode flackerten. Langsam stieg er ins Bett und zog die junge Hexe in seine Arme.
„Genügt das?", fragte er zögernd.
„Viel besser." Sie seufzte zufrieden.
Severus barg sein Gesicht in der langen braunen Lockenmähne der jungen Hexe und holte tief Luft. Der Duft ihres Haars war himmlisch. Er drückte einen sanften Kuss neben ihr Ohrläppchen und flüsterte: „Du bist so eine schlimme Hexe."
Sie lachte nur in seinen Armen. „Bist du nicht froh, dass du nur ein Bett hast?"
Ihr Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen, als sie ihn vor sich hinmurmeln hörte: „Unerträglich …"
