Kapitel 23: Epilog
30. Dezember 2003
„Was kann ich sagen, Severus? Du schaffst es immer wieder, mich zu überraschen!" Jonathan Granger sah die Leiter hinauf, während er Severus Snape zusah, der die letzte Glasplatte für den Wintergarten montierte. „Ich dachte wirklich, du kämst nicht ohne deinen magischen Zauberstab aus."
Severus ignorierte den älteren Mann, während er den letzten Nagel in den hölzernen Balken trieb. Dann sah er nach unten und hob eine Braue. „War das eine Beleidigung? Oder soll ich das als Kompliment verstehen?"
„Als Kompliment", lachte Jonathan. „Das weißt du."
„Dann danke." Der Zauberer stieg die Leiter hinab. „Eigentlich musst du dich bei deiner Tochter bedanken, dass sie mich gezwungen hat, dieses Muggelhandwerk zu lernen."
„Oh, wirklich?" Der Kommentar überraschte den älteren Mann. „Wie das?"
„Sie hat mich davon überzeugt, dass dieser Muggelvorort perfekt für uns ist, um uns vor neugierigen Reportern des Tagespropheten zu verbergen. Aber mit unserem Budget war das einzige Haus, das wir uns leisten konnten, dies – wie nannte sie es? – renovierungsbedürftige Haus. Unter den neugierigen Blicken der Muggelnachbarn, die genauso schmalos wie Rita Skeeter vor allem bei der Außenseite des Hauses waren, konnten wir nicht alles mit Magie richten. Daher war die einzige vernünftige Möglichkeit, dass ich Hammer und Bohrer in die Hand genommen habe." Severus schaute sich nach oben auf das Ergebnis seiner harten Arbeit der vergangenen Woche um und stieß ein zufriedenes Seufzen aus.
„Es war mir nicht klar, dass sie einen Mann wie dich davon überzeugen konnte, sich in einer Muggelgemeinde niederzulassen", lachte Jonathan vor sich hin, während er die Werkzeuge vom Boden aufhob.
„Ich wäre überrascht, wenn du das wirklich so empfändest", schnaubte Severus. „Sie ist deine Tochter, und du weißt, wie stur sie sein kann." Aber einen Augenblick später fügte er hinzu: „Aber natürlich schadet es nichts, da ihre Ansichten normalerweise stichhaltig sind."
Ein behagliches Schweigen breitete sich zwischen den beiden Männern aus, während ihre Gedanken zu der jungen Frau schweiften, die noch immer auf der anderen Seite der Welt arbeitete.
„Sag", Jean Granger tauchte im Flur auf, „wann, sagte sie, kommt sie wieder?" Ihre Augen weiteten sich, als sie den fertigen Wintergarten vor sich wahrnahm. „Wow, ihr seid fertig!"
„Was meinst du, Jeanie?" Jonathan lächelte seine Frau breit an. „Es ist Severus' magisches Händchen!"
Anscheinend fühlte Severus sich bei dem Kompliment unbehaglich. Er zog seine Arbeitshandschuhe aus und wechselte das Thema. „Als ich zum letzten Mal mit Hermione gesprochen habe, sagte sie, sie hätte am 30. abends ein Treffen mit Kingsley auf dem Terminplan. Falls der Auftrag unmittelbares Handeln erfordert, muss sie möglicherweise bis nach Neujahr in London bleiben. Andernfalls will sie versuchen, für die Feiertage früher herzukommen."
„Der Abend des 30. Londoner Zeit …", dachte Jean laut. „Sie sollte dann fertig sein, wahrscheinlich schon vor einigen Stunden. Glaubst du, sie könnte eine weitere Nachricht geschickt haben?"
„Ich schaue gern nach", nickte Severus knapp und entschuldigte sich ins Haus, ehe Jean ihm danken konnte.
„Ich wünschte, sie ginge ans Telefon", seufzte Jean. „Ich weiß nicht einmal, wie sie miteinander reden. Hast du einen Patronus herumfliegen gesehen?"
„Nein, wirklich nicht." Jonathan schüttelte den Kopf, aber seine Aufmerksamkeit war offensichtlich anderswo. „Schau dir das an, Jeanie. Ist es nicht schön?" Seine Worte zogen Jeans Aufmerksamkeit auf den neu gebauten Wintergarten um sie herum.
„Du meine Güte", rief Jean aus. „Auf jeden Fall! Ich muss gestehen, als Severus mit der Idee kam, dir bei diesem Projekt zu helfen, habe ich nicht viel erwartet, besonders nachdem ich wusste, dass er sich an alle Regeln hält und alles auf unsere Art macht."
„Nun, er ist ein beeindruckender junger Mann!" Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht ging Jonathan im Raum umher. „Genau hierher werde ich einige bequeme Sessel stellen – ein perfekter Platz, um unseren Morgenkaffee mit Blick auf den Garten zu trinken. Wir können eine Spielkiste dort bei dem Brunnen aufstellen und ein paar Enkelchen nachmittags beim Spielen zusehen …"
„Oh Jonathan." Missbilligend schüttelte Jean ihrem Mann gegenüber den Kopf. „Bitte greife nicht zu weit voraus. Als Hermione zu ihrem Geburtstag zu Besuch kam, trug sich nicht einmal einen Ring. Sie hat mir gegenüber mit keinem Wort erwähnt, ob Severus ihr einen Antrag macht. Meinst du nicht, der Gedanke an Enkel ist ein wenig verfrüht?"
„Willst du nicht irgendwann welche?" Ihr Mann hob die Brauen.
„Natürlich! Mehr als alles andere!", seufzte Jean. „Aber es sieht aus, als seien beide gerade wirklich mit ihren Karrieren beschäftigt. Hat Severus nicht etwas erwähnt, dass er im nächsten Monat eine Präsentation bei einer Konferenz in Italien halten muss? Ich frage mich, ob sie überhaupt daran denken, eine Familie zu haben."
„Geduld, meine Liebe." Jonathan zog seine Frau in eine leichte Umarmung. „Geduld."
„Geduld hat ihre Grenzen." Jean verdrehte die Augen. „Ich mache mir ziemliche Sorgen um sie! Sie mausert sich sicher zu einer fähigen Karrierefrau. Ich schätze, ich wusste immer, dass sie sich so entwickelt. Aber siehst du nicht, wie auch Severus' Karriere durchstartet? Hast du keine Sorge, dass ihre Karrieren die beiden in unterschiedliche Richtungen treiben werden?"
„Überhaupt nicht, meine Liebe", lächelte Jonathan. „Als Hermione das letzte Mal zu Besuch war, habe ich mit ihr gesprochen. Weißt du, weshalb sie in den letzten paar Jahren bei ihrer Arbeit so erfolgreich war? Das hat sie Severus zu verdanken, Schatz. Einer der wichtigsten Gründe, weshalb sie diese schwierigen Aufgaben meistern konnte, die der neue Zaubereiminister ihr gegeben hat, ist, dass am Ende des Tages ihr persönlicher Ratgeber zuhause auf sie wartet! Und soweit ich das verstehe, nimmt Severus ihre Ansichten sehr ernst."
„Aber …" Jean war noch nicht ganz überzeugt, aber sie stoppte mitten im Satz, als sie Severus' Stimme vom Flur her hörte.
„Sie hat eine Nachricht geschickt." In der weichen, tiefen Stimme des Zauberers lag ein Anflug von Aufregung. „Ihr Treffen ist gut gelaufen, und sie konnte den Auftrag für nächste Woche terminieren. Sie hat einen Portschlüssel eingerichtet, um hier in einigen Stunden einzutreffen. Sie sollte definitiv vor der Zeit zum Abendessen hier sein."
„Oh, du liebe Zeit!" Jean schlug sich die Hand vor den Mund. „Aber ich hatte nicht geplant, dass sie vor frühestens morgen hier ist! Ich muss noch ein paar Sachen für ihr Lieblingsdessert einkaufen." Abgelenkt eilte sie davon und murmelte vor sich hin: „Ich hätte das gestern besorgen sollen."
„Entschuldigung", murmelte Severus, als er wieder zu Jonathan zurückging. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Neuigkeit solch eine Reaktion bei deiner Frau hervorrufen würde."
„Mach dir keine Sorgen ihretwegen." Jonathan reichte Severus ein Glas Wasser. „Sie hat nicht wirklich etwas gegen die Überraschung. Sie will nur, dass alles perfekt ist, wenn es um ihre Tochter geht."
Severus dankte dem älteren Mann und nahm das Glas entgegen. Für einen langen Augenblick sah er auf seine Schuhe hinab, dann wieder zu Jonathan. „Sir", begann er ruhig, „darf ich Sie etwas fragen?"
Überrascht hob Jonathan die Brauen, als er die förmliche Anrede hörte, mit der Severus ihn ansprach. „Natürlich", nickte er.
„Ich weiß, dass ich ein Mann mit vielen Fehlern bin", begann Severus mit gleichmäßiger und ruhiger Stimme. „Aber ich liebe Ihre Tochter sehr. Ich bin alles andere als perfekt, aber ich würde alles in meiner Macht stehende tun, um Hermione glücklich zu machen." Er hielt inne und holte tief Luft. „Darf ich Sie um Erlaubnis bitten, Ihre Tochter zu heiraten?"
Der ältere Mann wandte dem Zauberer vor sich seine volle Aufmerksamkeit zu und sah ihn verwundert an. Nach einem langen Moment legte er eine Hand auf Severus' Schulter und lächelte. „Du hast lange genug gebraucht." Dann schob er Severus sanft in Richtung Haus. „Willkommen in der Familie, Sohn. Ich weiß genau, wo ich für den Anlass eine feine Flasche Cognac finde …"
„Dein Dad kann mir helfen, den Nachtisch fertigzumachen, Liebes." Jean nahm Hermione den Pfannenwender aus der Hand. „Warum gehst du nicht mit Severus in den Wintergarten und siehst dir seine tolle Arbeit an?"
Halb wurde Hermione aus der Küche geschoben, halb hinausgezwungen, um Severus allein am Fenster stehend vorzufinden.
„Was ist in meine Mutter gefahren?", flüsterte sie dem Zauberer zu, während sie ihre Hand mit seiner verflocht.
„Sie versucht, dich nach Strich und Faden zu verwöhnen", stellte Severus sachlich fest, während er seine Hexe langsam hinaus in den neuen Wintergarten führte. „Sie will nicht, dass du etwas arbeitest."
„Das ist einfach albern." Hermione schüttelte den Kopf. „Sie wollte immer, dass ich helfe … Oh, meine Güte! Severus! Hast du das wirklich gebaut?" Als sie in den Raum trat, der rundum vom Boden bis zur Decke verglast war, vergaß sie das seltsame Verhalten ihrer Mutter völlig. „Das ist wunderschön! Als ob du den Garten ins Haus bringst!" Sie ließ Severus' Hand los und ging voller Aufregung im Raum umher.
„Gefällt es dir?", fragte Severus sanft und lehnte sich an den Türrahmen.
„Definitiv!", lachte Hermione. „Dies ist absolut erstaunlich! Sie können alle verregneten Tage hier draußen im Garten verbringen. Und wenn es zu heiß ist, können sie immer noch den Sommer draußen verbringen, wenn die Klimaanlage läuft", plapperte sie aufgeregt.
„Und ich denke, deine Mutter hätte auch gern ein Bild von dir in deinem Hochzeitskleid direkt hier am Brunnen." Seine Stimme war beinahe ein Flüstern.
„Was hast du gesagt?" Hermiones Augen weiteten sich, als sie sich zu ihrem Zauberer umdrehte. Sie dachte, sie habe sich verhört.
„Nun, Hermione." Severus ging zu der jungen Hexe hin und ergriff ihre Hand. „Was ich sagen wollte, nun, war in Wirklichkeit eine Frage an dich. Du brauchst mir nicht sofort zu antworten. Aber nach all diesen gemeinsamen Jahren hatte ich gehofft …" Er brach mitten im Satz ab, als sei er seiner Wortwahl wegen nervös. Und dann ließ er sich ohne ein weiteres Wort auf ein Knie nieder.
„Hermione." Er griff in seine Brusttasche und zog eine kleine schwarze Schachtel hervor. „Willst du mich heiraten?"
Hermione stieß einen Atemzug aus, von dem ihr nicht bewusst gewesen war, dass sie ihn angehalten hatte, und lächelte ihn unter Tränen an. Sie ließ sich vor Severus auf den Boden sinken und umfasste mit beiden Händen sein Gesicht.
„Oh, Severus", rief sie. „Ich dachte, du würdest nie fragen!"
Es war ein sonniger Frühlingsmorgen, als eine hübsche Schleiereule ins Büro der Schulleiterin in Hogwarts flog. Sie ließ einen eleganten Umschlag in Professor McGonagalls Hände fallen und verschwand dann schnell wieder zum Fenster hinaus.
„Sieht aus, als wollten wieder Hochzeitsglocken läuten", lächelte die alte Hexe lächelte beim Anblick der Post. „Ich frage mich, wer es diesmal ist." Überrascht keuchte sie auf, als sie den Umschlag öffnete und die Einladung las. „Severus und Hermione! Ich hätte ehrlich nicht gedacht, dass sie das machen!"
„Also werden meine Bemühungen letztlich nicht vergebens gewesen sein", lachte Albus Dumbledore aus einem Bilderrahmen neben dem Sessel der Schulleiterin.
„Wovon redest du, Albus?" Schnell wandte McGonagall sich zu dem alten Zauberer in dem Portrait um und sah ihn an. „Wie kannst du wohl irgendetwas damit zu tun haben?"
„Ah, meine Liebe." Albus strich leicht über seinen langen weißen Bart, und seine Augen funkelten hinter seiner Halbmondbrille. „Hättest Du Lust, eine Geschichte über eine kleine Erfindung zu hören, die ich vor vielen Jahren für meinen Spion geschaffen habe?"
Ende
Vielen Dank allen Leserinnen und Lesern, die diese Geschichte mit allen ihren emotionalen Höhen und Tiefen gelesen haben.
Mein ganz besonderer Dank geht an alle, die sich die Mühe gemacht haben, einen oder sogar mehrere Kommentare zu schreiben.
Ebenso ein dickes Dankeschön für die vielen Favoriteneinträge und Empfehlungen. Ich gebe das positive Feedback mit großem Vergnügen an die Autorin weiter.
Eine neue, diesmal wieder deutlich kürzere Geschichte ist bereits in Vorbereitung, aber wie immer kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht genau absehen, wann genau es wieder "Fridays for Fanfiction" geben wird.
Alles Gute für Euch und bis hoffentlich bald wieder!
