Freiheit
(Songfic
zu "Bald (und wir sind frei)" von Glashaus)
Autorin:
AyaScythe
Rating: PG-13
Einstufungen: drama, songfic, slash,
dark, DEPRI!
Disclaimer:
Wir wissen doch alle, dass mir
nichts gehört und die olle JKR die ganze Kohle an Harry Potter
verdient. (Ist Zuhälterei nicht eigentlich verboten/grins/)
"Bald (und wir sind frei)" ist ganz
offensichtlich nicht von mir, sondern von Glashaus!
Kommentar:
Jupp,
mal wieder ein Song, der mich zu einer FF inspiriert hat.
(Überraschung, Überraschung...) Da gewisse Personen noch
leben (die Betonung liegt auf "noch"), ist das hier mehr
oder weniger AU. Beim Schreiben bin ich mal wieder voll abgedriftet,
weshalb der Songtext im Rest etwas untergeht.
Die Story ist etwas
bizarr (finde ich) und das Pairing wahrscheinlich eher...
ungewöhnlich, aber ich wollte unbedingt mal meine beiden
Lieblingscharas zusammenpacken und sehen, ob's funktioniert.
Draco
ist hier übrigens ca. Anfang 20. Und der kursive Text in der
Mitte soll eine Rückblende sein.
Beta: Laix
Feedback: Yum, immer doch. Hauptsache begründet und konstruktiv.
FREIHEIT
Drip, drip, drip.
Das
Wasser stand bereits in Pfützen auf dem nackten
Steinboden.
Drip, drip, drip.
Konnte es nicht einfach
aufhören?
Drip, drip, drip.
Er widerstand dem Drang, sich
die Ohren zuzuhalten. Niemand sollte - durfte merken, dass das
Geräusch ihn an den Rande des Wahnsinns trieb und das schon seit
Tagen. Schwäche war tödlich hier unten.
Drip, drip,
drip.
Wie hielten die Gefangenen das nur aus?
Drip, drip,
drip.
Knurrend erhob er sich von seinem Stuhl, auf dem er bis eben
noch nervös gekippelt hatte. Griff nach seinem Zauberstab.
Drip,
drip, drip...
Zeit für den nächsten
Kontrollgang.
ooOOoo
Tap, tap, tap.
Endlich.
Erleichtert atmete er aus, als das Hallen seiner schweren Stiefel das
Geräusch des tropfenden Wassers überdeckte.
Es regnete
bereits seit Tagen, wenn nicht Wochen. Selbst hier, im tiefsten,
teilweise unterirdischen Teil der Feste, drang das Wasser durch
undichte Spalte und Risse herein und raubte allen, die dazu verdammt
waren, das letzte Bisschen an Nerven.
Nicht, dass er das nicht
hätte ändern können. Ein kleiner Silencium-Zauber und
das Problem wäre gelöst.
Doch er durfte nicht. Nichts
durfte an diesem Platz verändert werden, erst recht nicht, wenn
es dadurch angenehmer für die Gefangenen werden könnte.
Order von ganz oben.
Seine Lippen kräuselten sich abfällig
bei dem Gedanken. Verdammter Sadist.
Sollte das Schlangengesicht
doch einmal selbst für ein paar Tage - oder noch besser: für
alle Ewigkeit - in diesem Loch fristen! Dann würde es am eigenen
Leib erfahren, was es bedeutete, in den Verliesen der Todesesserfeste
dahinzuvegetieren.
Die Kerker wurden bezeichnenderweise auch die
"Kalte Hölle" genannt, denn hier unten herrschten
meist eisige Temperaturen, selbst im Sommer. Dies lag zum einen an
den Dementoren, die an allen Eingängen postiert waren, zum
anderen an den dauerhaft gelegten Zaubern, die jede Zelle in der
Nacht mit winterlichen Temperaturen heimsuchten.
Kriegsgefangene,
Geiseln, Verräter aus den eigenen Reihen - sie alle fristeten
ihre Existenz in isolierten, stockfinsteren Einzelzellen. Heimgesucht
von ihren schlimmsten Ängsten, durch eine Armee von Boggarts und
Dementoren. Beaufsichtigt, gedemütigt und regelmäßig
gefoltert von einer Elite aus kaltblütigen Todesessern.
Doch
selbst Wärter wie er, die mit schwarzmagischen Amuletten vor den
Dementoren und der Kälte geschützt blieben, fanden hier
unten keine Freude, keine Freiheit, kein Leben...
Er zog sich die
pechschwarze Kapuze tiefer in die Stirn und riss sich los von diesen
Gedanken, die er schon viel zu oft gedacht hatte.
Tap, tap,
tap.
Sein Zauberstab klickte leise, als er ihn einschüchternd
durch die feingliedrigen, blassen Hände tanzen ließ. Die
Gefangenen konnten ihn nicht sehen, aber sie konnten ihn hören.
Es war seine Pflicht, sie seine Anwesenheit spüren zu lassen,
die potentielle Bedrohung, die von ihm ausging.
Er durchquerte
gewissenhaft den gesamten Ostflügel, bevor er sich dem
westlichen Teil der Kerker zuwandte. Erst im letzten Gang unterbrach
er seine gleichmäßigen Schritte. Zögernd hielt er
seinen Zauberstab fest.
Nur die wichtigsten Gefangenen des Dunklen
Lords befanden sich in diesem Teil des unterirdischen Komplexes. Die
magische Absicherung war hier besonders stark und machte ihn zu einem
Hochsicherheitstrakt.
Mit ausdruckloser Miene starrte er auf die
Verliesnummer 304. Gefangenenbesuche waren ohne strikte Erlaubnis
verboten, doch er war heute wieder als einziger Wärter hier
unten. Niemand würde es erfahren.
Ein kurzer gemurmelter
Spruch, ein blaues Leuchten und er trat ein.
ooOOoo
Die
Stille und die Dunkelheit waren erdrückend.
Zuerst versuchte
er allein mit dem Gehör herauszufinden, wo der Gefangene sein
musste, doch das schiere Fehlen an Geräuschen machte es
unmöglich. Entweder der Gefangene verhielt sich absolut ruhig
oder er war... tot.
Er schluckte, verscheuchte den
Gedanken.
Schwachsinn. Er kann nicht tot sein. Das würde
der Dunkle Lord nicht zulassen.
Dennoch beeilte er sich, so
schnell wie möglich einen Lumos heraufzubeschwören.
Er
blinzelte kurz, bis sich seine Augen wieder an das Licht gewöhnt
hatten. Und dann sah er ihn.
Wärmesuchend hatte er sich in
eine Ecke gekauert, die Arme um die angezogenen Knie geschlungen, den
Kopf müde darauf gestützt. Sein schwarzes, langes Haar hing
ihm glanzlos ins Gesicht, seine dunklen, blutunterlaufenen Augen
waren auf ihn gerichtet.
"Black."
Ein kleines,
freudloses Grinsen spielte um die Lippen des Animagus.
"Warum
seid ihr diesmal gekommen? Eine weitere Folterrunde? Will das
Schlangengesicht mich sehen? ...Oder gibt es vielleicht tatsächlich
einmal etwas zu Essen?"
Bei den Worten wich er leicht zurück.
Schmerzlich erkannte er, dass Black ihn mit einem der anderen Wärter
verwechselte und erneute Qualen von ihm erwartete. Dabei war er der
letzte, der dergleichen beabsichtigte. Wie könnte er auch?
/Wie
teuflisch muss es sein, dass
Es scheint ich wollte dir
schaden
und dass du leidest.
Ich werd doch selbst gefoltert
hier./
"Nein", erwiderte er mit einem bitteren
Unterton. "Nichts von allem."
Langsam zog er die Kapuze
nach hinten und offenbarte silberblondes, perfekt gekämmtes
Haar, blasse Wangen und sturmgraue, besorgt zusammengekniffene
Augen.
Blacks Blick erhellte sich. "Draco!"
Der
blonde Todesesser überwand die letzten Meter zwischen ihnen mit
wenigen Schritten und griff nach Sirius' Hand.
"Deine Hand
ist eisig! Funktioniert das Amulett nicht mehr richtig?"
Sirius
zog einen grünen, mit einem feinen Riss durchzogenen Stein aus
den Lumpen seiner Kleidung hervor.
"Es hat noch nie richtig
funktioniert", lächelte er spöttisch, ohne jedoch
anklagend zu klingen.
Draco untersuchte das Amulett mit kritischem
Blick und versuchte mehrere Reparo-Sprüche daran.
"Du
weißt, ich kann dir kein vollkommen funktionstüchtiges
Amulett geben. Jeder Wärter bekommt nur eines, das speziell für
ihn angefertigt wird. Ich habe mein letztes Amulett schon absichtlich
beschädigt, damit ich es dir geben konnte."
"Ich
weiß." Der Animagus lächelte noch immer, doch seine
Miene hatte das Spöttische verloren und spiegelte einen Anflug
von Dankbarkeit wider.
Der blonde Wärter bearbeitete noch
immer das grüne Amulett und hatte es immerhin soweit
wiederhergestellt, dass sich der Riss bis zur Hälfte geschlossen
hatte. Er drückte den Stein zurück in die knochige Hand des
anderen, während er seine Robe auszuziehen begann und sie
anschließend um den geschwächten, zitternden Körper
vor sich legte.
Innerlich verfluchte Draco wieder einmal die
Schutzsysteme, die es sogar verhinderten, dass er ein Feuer machen
konnte.
"Wenn ich doch nur einen anderen Weg wüsste,
dich vor den Dementoren und der Kälte zu schützen",
knurrte er frustriert.
Sirius zuckte gleichgültig die
Achseln, als wäre er nichts anderes gewohnt. "Nichts zu
machen. Die Kälte ist zwar schmerzhaft, aber nicht
unerträglich... Ich wüsste allerdings einen Weg, mich warm
zu halten..."
Ohne Vorwarnung zog er den Blonden zu sich auf
den Schoß und schloss ihn in eine wärmesuchende
Umarmung.
Draco, erst überrumpelt von der plötzlichen
Berührung, schloss die Augen, fuhr mit seiner Hand durch das
schwarze Haar, versteckte sein Gesicht in der blassen Halsbeuge des
anderen. Ein leises, erleichtertes Seufzen ertönte und der Griff
um seine Hüften verstärkte sich noch ein wenig mehr.
Eine
Ewigkeit schien an ihnen vorüberzuziehen (Wer konnte schon genau
sagen, wie viel und wie schnell Zeit hier unten verging?), unbemerkt,
unbeachtet, während sie in den Armen des anderen lagen.
Erst
als der Animagus sich ein Stück von ihm löste, brachte er
es über sich, die Augen zu öffnen.
"Es wird
allmählich unbequem in diesem Loch...", grinste Sirius und
ein Funke seines alten Übermuts flackerte in seinen dunklen
Augen auf. Im selben Moment wurde er jedoch wieder ernst, lehnte
seine Stirn gegen die von Draco. "...wie lange noch?"
Draco
sah ihn nachdenklich an, doch sein Blick schien durch ihn
hindurchzugehen.
Er wusste - hoffte -, dass es nicht mehr langen
dauern konnte. Der Krieg spitzte sich immer mehr auf einen Höhepunkt
zu, ein furioses Ende, bei dem sich die zwei Schlüsselpersonen
gegenüberstehen würden. Bis dahin würden sie hier
ausharren müssen.
/Es ist schwierig abzuschätzen,
doch
es ist sicher nicht mehr weit.
Diese Tage sind die Letzten (die
Letzten),
der Spuk ist bald vorbei/
"Bald",
wisperte er schließlich und schloss erneut die Augen. "Ich
habe gehört, dass sich Potter bereits auf den Weg gemacht hat.
Anscheinend konnten sie ihn nach vier Monaten nicht länger davon
abhalten, dich retten zu gehen."
Ein Beben von Sirius
Oberkörper, ein leises, kurzes Lachen. "Höre ich da
etwa eine Anklage?"
"Vielleicht."
"Du
solltest Harry nicht falsch einschätzen... Dumbledore
manipuliert ihn zu seinen Zwecken und seit ich von den Todesessern
verschleppt worden bin, konnte ich nichts mehr dagegen
tun."
"Dumbledore!" Draco schnaubte verächtlich.
"Was für ein Anführer! Manchmal ist es beängstigend,
wie ähnlich die 'gute Seite' meiner eigenen ist."
Er
fühlte, wie Sirius' Hand federleicht über seine Wange
strich, doch er behielt die Augen geschlossen und lehnte sich in die
Berührung hinein.
"Und manchmal ist es beruhigend, wie
ähnlich du denen von 'meiner Seite' sein kannst, Drac",
murmelte der Animagus. "Du hast einen ähnlichen
Gerechtigkeitssinn wie Harry..."
"Soll ich das als
Kompliment auffassen?"
"Vielleicht."
Sie
schwiegen beide, während Sirius' Hand noch immer über sein
Gesicht, seine seidigen, blonden Haare und seinen Hals strich. Dracos
Gedanken wanderten zu dem Tag, an dem er Sirius Black zum ersten Mal
gegenübergestanden war.
Er war bereits drei Jahre im
Dienst als Wärter gewesen, als ihm der verwundete Körper
des Animagus zu Füßen geworfen wurde. Black war ein Wrack
gewesen, denn er hatte sich mit allem gewehrt, was er aufbieten
konnte, doch noch mehr als körperlich war er ein seelisches
Wrack gewesen.
Draco wusste nicht, warum - es interessierte ihn
auch nicht. Doch das immer wieder im Schlaf gemurmelte "Remus"
und die Nachricht, dass ein Werwolf auf den Seiten des Feindes
gefallen war, genügte ihm, um die richtigen Schlüsse zu
ziehen.
Black brauchte Wochen, um sich von seinen Verletzungen zu
erholen, und die schlechten Bedingungen in den Kerkern taten dazu ihr
Übriges.
Draco kümmerte es nicht. Ihn kümmerte
nichts und niemand hier unten, außer ihm selbst. Das gehörte
dazu, wenn man einer der auserwählten Wärter von Voldemorts
Gefangenen war. Das Leben hier unten wirkte sich auch auf sie selbst
aus, selbst wenn sie - offiziell - keine Gefangenen waren.
Die
Schwäche der Gefangenen, ihre Angst und Unsicherheit, schien
sich nach einiger Zeit einfach in sein Herz geschlichen zu haben und
kein Amulett der Welt konnte ihm dagegen helfen.
/Als
ob wir leiden müssten
macht es uns schwach, ängstlich
und krank./
Einzige Option war, noch kälter und
gleichgültiger zu werden.
Was interessierte ihn all das Leid,
das er mitverursachte, wenn er selbst aufpassen musste, dass er nicht
verrückt wurde? Was interessierten ihn diese Verräter und
Jammerlappen, die so unvorsichtig gewesen waren, sich fangen zu
lassen? Was interessierte ihn Potters Pate, mit seinen
unergründlichen, dunklen Augen?
"Macht es dir eigentlich
Spaß, den Folterknecht für das Schlangengesicht zu
spielen?", hatte er eines Tages gefragt, als Draco ihm eine der
seltenen Mahlzeiten gebracht hatte. Der Hohn funkelte herausfordernd
in seinen Augen.
"Pass auf, was du hier unten sprichst. Das
'Schlangengesicht', wie du ihn nennst, könnte es vielleicht
hören", erwiderte Draco mit einem spöttischen
Lächeln.
"Nein, kann er nicht." Blacks Augen
schienen ihn regelrecht zu durchbohren. "Niemand kann uns hier
hören, nicht dein Lord, nicht meine Leute, nicht einmal Gott.
Das hier ist die Hölle."
"Ach ja?" Ein
trockenes Lachen ging ihm über die Lippen. "Was weißt
du schon über die Hölle, Black?"
"Ich war in
Askaban", antwortete der schwarzhaarige Magier, als würde
das Erklärung genug sein. "Das hier ist noch
schlimmer, auch wenn ich nie gedacht hätte, das so etwas möglich
wäre."
"Du bist noch nicht einmal einen Monat
hier!", spöttelte Draco. "Was wirst du dann erst in
einem Jahr sagen?"
"Eher bringe ich mich um, als dass
ich so lange in dieser Zelle verrotte!"
"Geht nicht",
sagte er, zum ersten Mal schwang Bitternis in seiner Stimme mit.
"Jeder, der in diese Kerker gebracht wird, ist an das Leben des
Dunklen Lords gebunden. Du kannst nicht sterben, solange er es nicht
will oder er selbst stirbt."
Die Tatsache, dass er Voldemort
nicht einmal durch den Tod entkommen konnte, schien Black aus der
Fassung zu bringen, denn er starrte ihn ungläubig an. Erst nach
einigen Minuten des Schweigens wandte er sein Gesicht
ab.
"Verschwinde!"
"Ach, habe ich damit deine
Hoffnungen zerstört?", wollte Draco wissen, der Zynismus in
seinen Worten war unüberhörbar. "Dachtest du, du
könntest dir die Pulsadern aufschlitzen, um nicht mehr jede
Nacht Albträume von deinem Werwolf zu haben? Wolltest du vor
deinem eigenen Schmerz, den die Dementoren aufrecht erhalten,
davonlaufen?"
"Du hast keine Ahnung von meinem
Schmerz!", zischte Black. "Du hast doch keine Ahnung, was
Schmerz überhaupt bedeutet!"
Der Todesesser
spürte Wut in sich aufwallen. Dieser Gefangene wollte ihm sagen,
er hätte keine Ahnung von Schmerz? Keine Ahnung von Einsamkeit
und Hoffnungslosigkeit?
"Ach ja? Habe ich nicht? Verbringe
erst einmal drei Jahre ununterbrochen hier unten, dann reden wir
weiter!", herrschte er den Animagus an und wandte sich zum
Gehen.
/Konnt nicht glauben, dass ich nicht wüsste
(1)
wie es ist, wenn der Schmerz dich übermannt./
"Nein!
Wir reden jetzt weiter!"
Damit fühlte er zu
seiner Überraschung, wie Black nach seiner Hand griff und im
selben Augenblick schien ein Blitz aus Qual in ihm zu
explodieren.
Draco keuchte auf, griff an seine Brust, doch bald
stellte er fest, dass der Schmerz nicht körperlich war. Vielmehr
waren es Gefühle, die auf ihn niederstürzten, an seiner
Seele zu zerren begannen und in Fetzen zu reißen drohten:
Schmerz, Einsamkeit, Schmerz, Verlust, Schmerz, Angst, und immer
wieder Schmerz, Schmerz, Schmerz...
Die Hand ließ ihn los
und es hörte so schnell wieder auf, wie es angefangen hatte. Er
stand noch immer wie versteinert da, Tränen standen in seinen
Augen, doch auch Black atmete schwer.
"Ich nehme zurück,
was ich gesagt habe", keuchte der Animagus, lehnte sich gegen
die Zellenwand und sein schwarzes Haar rutschte ihm aus der Stirn.
"Du weißt, was Schmerz bedeutet."
"Du
aber noch viel mehr", hielt er schwach dagegen. "Das waren
doch deine Gefühle, die ich gerade gespürt habe? Und du
hast in meine gesehen... nicht wahr?"
Sirius nickte.
"Ich
wusste nicht, dass du ein empathischer Magier bist..."
Ein
empathischer Magier konnte mit Hilfe von Berührung Verbindungen
zu anderen Seelen aufbauen, ihnen seine Gefühle zeigen, aber
auch deren Gefühle lesen. Es gab nur eine handvoll von ihnen auf
der Welt, denn sie waren ähnlich selten wie ein Parselmund.
"Das
wissen nur die wenigsten... Harry, Dumbledore... auch Remus hat es
gewusst."
"Dann muss es wirklich die Hölle für
dich sein... Spürst du etwa alle ihre Qualen und
Ängste?"
"Nein..." Sirius lachte leise und
bitter bei der Vorstellung. "Ich könnte nicht einmal mit
dir reden, wenn es so wäre. Mein Verstand hätte sich
verabschiedet und meine Seele wäre ein Trümmerfeld - obwohl
sie das auch so schon ist.
Nein, ich halte es unter Kontrolle...
nur manchmal, wenn ich geschwächt bin, dringen Gefühle von
außerhalb ein."
Draco schwieg, in seinem Inneren tobte
ein Sturm von Gefühlen. Er starrte den erschöpft
dasitzenden Mann minutenlang an, bevor er sich umdrehte und
überstürzt zur Tür eilte. Wieder einmal war er wütend,
doch er konnte nicht sagen worauf. Auf Black? Sich selbst? Oder diese
teuflische Situation, in der sie sich befanden?
Beim Verlassen der
Zelle drehte er sich nicht einmal mehr um, aber verkündete mit
zitternder Stimme: "Glaube ja nicht, dass das meine Meinung oder
Einstellung zu dir in irgendeiner Weise ändern wird!"
Doch
es hatte ihn verändert, mehr noch, als er anfangs befürchtet
hatte.
Der Einblick in ihrer beider Seelen hatte ein unsichtbares
Band zwischen ihnen geschaffen, gegen das sie sich beide nicht wehren
konnte. Ein Band, das sie aneinanderkettete, das etwas zwischen ihnen
wachsen ließ, was Draco niemals erwartet hätte.
Eine
Art Respekt entstand zwischen ihnen, aus dem Verständnis und
irgendwann sogar eine seltsame Freundschaft wurde. Und aus dieser
Freundschaft...
"Draco? Was ist?"
Sirius' Hand schob
sich unter sein Kinn, zwang es sanft nach oben. Seine Lider öffneten
sich und er erblickte die dunklen, fragenden Augen des
Animagus.
"Nichts...", schüttelte er den Kopf. "Ich
habe nur nachgedacht. Über uns. Glaubst du, wir können
zusammenbleiben, wenn es vorbei ist?"
Der Schatten eines
Lächelns huschte über Sirius' Lippen. "Ich hoffe
es."
Dann lehnte er sich vor und küsste ihn,
verzweifelt, wie ein Ertrinkender, der nach Rettung suchte. Seine
Hände gruben sich in die schwarze Todesesserrobe, um sie vor dem
Zittern zu bewahren, das durch seinen ganzen Körper ging.
"Es
kann nicht mehr lange dauern", wiederholte Draco, als sie sich
keuchend getrennt hatten und drängte sich noch enger an ihn,
wollte ihm noch mehr von seiner Wärme geben. "Nur noch ein
paar Tage. Potter wird das Schlangengesicht besiegen, und wir werden
frei sein. Frei, hörst du?"
/Die paar Tage sind es
noch und
Beendet ist das Leid.
Behalte deine Hoffnung und
Wir
sind bald schon alle frei/
"'Freiheit'...",
murmelte Sirius. "Ich weiß schon gar nicht mehr, was das
bedeutet. Wie es sich anfühlt."
Erneut hauchte Draco
einen Kuss auf seine Lippen, zog dann den Kopf des dunkelhaarigen
Magiers an sich und ließ ihn gegen seinen Oberkörper
lehnen. Seufzend schloss Sirius die Augen.
"Ich bin so müde.
Die Gefühlsfetzen der anderen Gefangenen dringen immer öfter
zu mir durch und rauben mir den Schlaf, weil ich dann am
verletzlichsten bin. Noch dazu diese ständigen Gedanken..."
"Was
für Gedanken?", fragte Draco ruhig, seine Finger strichen
besänftigend über den Nacken des anderen.
"Hier
unten kommt man so schnell ins Grübeln. Verdammte Dementoren...
Sie lassen mich ständig diejenigen sehen, die ich bereits
verloren habe. Lily, James... Remus." Sirius machte eine kurze
Pause, in der er die Augenlider noch fester zusammenkniff. "Aber
die Boggarts sind fast noch schlimmer, denn sie zeigen mir das, was
ich noch habe und nicht verlieren will."
"Was... was
zeigen sie dir?"
"Harry... und dich."
Draco
schluckte hart. Eine Hoffnungslosigkeit und Resignation kroch in ihm
hoch, die er schon lange nicht mehr gefühlt hatte. Es schien
alles so sinnlos...
"Manchmal habe ich das Gefühl, ich
bin schon tot und das hier ist die Hölle."
/Stumpf,
müde und kühl
macht uns das Leben hier.
So stirbt es
mit Gefühl
für den in der Zelle neben dir./
"Richtig
und falsch...", raunte Draco. "Das hier ist die
Hölle. Du hast es selbst schon einmal gesagt. Aber du
bist noch am Leben, genau wie ich."
"Ja, weil mich
Voldemorts Zauber an ihn bindet. Und dich ebenso..."
Damit
drehte er seinen Kopf leicht zur Seite, schob den linken Ärmel
von Dracos Todesesserrobe nach oben und offenbarte einen schwarz
umrandeten Totenkopf mit einer Schlange auf blasser Haut.
"Das
Dunkle Mal... Es bindet dich und alle anderen Todesesser an
Voldemorts Lebensspanne. Solange er lebt, ist alles in Ordnung. Doch
sollte er sterben, dann wird auch seine gesamte Gefolgschaft mit ihm
untergehen. Verdammter Psychopath! Er kann den Gedanken nicht
ertragen, dass der Rest davonkommt, wenn er stirbt!"
Draco
zog seinen Arm aus Sirius' Griff und verdeckte das Dunkle Mal wieder
durch schwarzen Stoff.
"Ja, aber diese Tatsache ist es, was
unser letztes Bisschen Hoffnung aufrecht erhält."
/Doch
behalte deine Sinne,
Da ist Licht am Horizont./
"Ich weiß. Sobald Harry Voldemort getötet hat, wird auch dieses Schloss in Trümmer zerfallen und in Flammen aufgehen. Nichts wird übrig bleiben."
/Es regnet Feuer von den
Himmeln,
wenn der Erlöser wiederkommt./
"Potter
weiß nichts von dem, was passieren wird, oder?"
"Wenn
er es wüsste, wäre er nicht auf dem Weg hierher... Er
konnte noch nicht einmal den Gedanken, Voldemort zu töten,
ertragen."
Sirius schluckte, als er an seinen Patensohn
dachte. "Es wird ihn zugrunde richten, wenn er es erfährt...
Wie ich ihn kenne, wird er die ganze Schuld auf sich nehmen."
In
Dracos Brust zog sich etwas zusammen. Er zog den Animagus wieder an
sich, küsste ihn, immer und immer wieder, nur um die
Hoffnungslosigkeit zu vertreiben, die sich wie eine dunkle Wolke
zwischen ihnen ausbreitete.
"Vergiss nicht: Wir sind dann
frei", wisperte er gegen die kühlen Lippen vor sich.
"Selbst Potter wird das irgendwann einsehen."
Sirius'
Blick wurde trüb. "Ja... frei."
ooOOoo
Tap,
tap, tap.
Die Schritte hallten schwer in den Gängen, die er
schweigend durchquerte, und abermals war er froh, dass er dadurch
nicht das ewige Tropfen des Wassers hören musste.
Abermals
spielte er mit dem klickenden Zauberstab, ließ die Gefangenen
wissen, welche Macht er über sie hatte.
Abermals zog er seine
Kapuze tiefer ins Gesicht, als er an unzähligen Türen
vorbeiging.
Abermals öffnete er die Tür zu seiner
Kammer, beendete somit seinen Kontrollgang.
Und bei allem, was er
tat, hoffte er, dass es zum letzten Mal war.
"Bald",
murmelte er, als er sich wieder an seinen Schreibtisch setzte.
"Bald."
/Und wir sind frei,
und wir sind
frei,
und wir sind frei,
und wir sind frei./
Owari
Und/unsicher in die Runde schau/ War's akzeptabel? (Mal abgesehen von
der seltsamen Story!)
Ich liebe Sirius und Draco, aber zusammen
sind die zwei unglaublich schwer zu schreiben! Ich weiß bis
jetzt noch immer nicht, ob ich mit diesem Pairing was anfangen
kann...
Außerdem war der Songtext irgendwie schwer in die
Fic einzugliedern und einige Stellen echt schwer zu interpretieren...
Irgendwie bin ich gar nicht zufrieden damit...
(1) Diese Stelle des Songtextes ist vermutlich falsch, aber ich konnte einfach nicht herausfinden, was richtig war. Im Lied selbst ist es total schwer zu verstehen, im Internet stand jedesmal was anderes dabei. Also habe ich es bei der Version belassen, die ich zuerst hatte.
