Die Rückkehr

Er wusste, dass die Entscheidung richtig war, aber der Gedanke an den Verlust schmerzte ihn. Es waren schöne Wochen gewesen, zu schön eigentlich. Aber diese Zeit war vorbei, er musste wieder zurück. Er wusste, dass er gebraucht wurde, dass er Verpflichtungen hatte. Er wollte seine Anhänger, ja seine Mitstreiter, nicht weiter im Ungewissen lassen, das war er ihnen schuldig. Mit diesen Gedanken umfasste Harry den Portschlüssel.

Wie beabsichtigt landete Harry in einer kleinen Lichtung im Wald. Gerade verschwand ein aufgeschreckter Hase im Dickicht, sonst schien alles Ruhig zu sein. Harry musste innerlich Lachen, hatte er wirklich ein Heer von Todessern erwartet, die sich auf ihn stürzen? Mit einem Lächeln tauchte er in die Dunkelheit des Waldes ein.

Er kannte den Weg im Schlaf. Wieviele Male war er ihn schon gegangen? Er konnte es nicht mehr zählen. Seit fünf Jahren versteckten er und seine Gefährten sich hier im Wald, im „Wald der tausend Gesichter". Und er machte seinem Namen alle Ehre: ständig veränderte er sich, die Bäume verschoben sich, Büsche arrangierten sich neu, Blumen verschwanden so schnell wie sie erblüht waren oder der Boden öffnete sich und eine Quelle entsprang, deren Wasser schon nach wenigen hundert Metern wieder im Boden versickerte. Es war ein steter Wandel, der Verhinderte, dass sich Besucher darin zurecht fanden. Seit Jahrhunderten hatte kein Mensch mehr einen Fuss in diesen Wald gesetzt und in den umliegenden Dörfern erzählte man sich die unheimlichsten Geschichten über Leute, die nie mehr herausgefunden hätten.

Genau das machten sich Harrys Gemeinschaft zunutze. Hermine hatte auf einer ihrer Streifzüge in der Bibliothek eine Beschreibung des „Waldes der tausend Gesichter" gelesen, und als vor fünf Jahren klar wurde, dass eine Flucht unumgänglich war, hatte sie vorgeschlagen den Wald genauer anzusehen. Es wurde beschlossen, den Wald als Versteck für das Hauptquartier des Widerstandes einzurichten - ein Glücksfall wie sich herausstellte. Seit fünf Jahren war dieses Versteck das einzige, das von den Todessern noch nicht entdeckt wurde.

Harry erreichte die Stelle, die den Eingang zum „Dorf" kennzeichnete. Heute stand hier eine mächtige Buche. Er legte seine flache Hand auf die Rinde, neigte seinen Kopf gegen den Stamm und flüsterte das Passwort:"Dum spiro, spero". Der Stamm der Buche spaltete sich und gab eine Treppe frei, die in den Untergrund führte. Kaum hatte Harry die erste Stufe betreten, schloss sich der Baum hinter ihm. Harry atmete tief ein, nicht mehr weit und er war zu Hause. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Freudige Erwartung erfüllte ihn. Ihm wurde klar, wie sehr er seine Freunde vermisst hatte, dass er sein zu Hause, das „Dorf", vermisst hatte. Plötzlich voller Energie rannte Harry die Treppe hinunter und weiter bis er das „Dorf" hell erleuchtet vor sich sah.

Es war kein Dorf im eigentlichen Sinne. Es war eine riesige unterirdische Höhle. In der Mitte befanden sich drei Gebäude, die Bibliothek, die Utensilienkammer und das Rathaus. Am Rand der Höhle waren viele kleine Wohnungen direkt in den Fels gehauen worden. In den fünf Jahren hatte sich hier viel getan, aus der sumpfigen, stickigen und vor allem dunklen Höhle, war ein freundlicher Ort geworden, in dem man fast vergessen konnte, dass Krieg war. Deswegen wurde das Versteck nur das „Dorf" genannt. Wenn auch nur zwei Duzend Leute wussten, wo sich das „Dorf" befand, hatte doch schon jeder Zauberer und jede Hexe davon gehört. Das „Dorf" war der Inbegriff der Hoffnung, solange es das „Dorf" gab, solange bestand Hoffnung den Krieg zu gewinnen und in Freiheit zu leben.

Harry zögerte einen Augenblick. Er rief sich kurz die vergangenen Wochen in Erinnerung, nur um sicher zu sein, dass er den anderen überzeugend genug seine Erlebnisse schildern konnte. Er würde nicht lügen, er würde einfach einen Teil verschweigen. Sie würden es nicht verstehen, so wäre es das beste für alle beteiligten. Mit diesen Gedanken versuchte er sein Gewissen zu beruhigen. Er atmete noch einmal tief ein und ging dann schnurstracks auf die Bibliothek zu.

Die Gemeinschaft hatte sich bereits auf dem grossen Platz versammelt. Natürlich hatte das Auge am Eingang zum „Dorf" Harry schon lange erkannt und die Bewohner informiert. Alle waren freudig überrascht. Harry war endlich zurück! Ein halbes Jahr war er unterwegs gewesen. Niemand wusste wo er war, nicht einmal seine engsten Freunde.

Ron und Hermine rannten auf Harry zu, sobald er in Rufweite war. Sie umarmten ihn heftig und strahlten über das ganze Gesicht.

„Harry, bin ich froh! Ich dachte schon, dir sei etwas passiert."

„Altes Haus! Was machst du nur für Sachen."

„Warum hast du dich nicht gemeldet?"

„Sogar Hedwig hat dich nicht gefunden!"

„Langsam, langsam", unterbrach sie Harry, „ihr zerdrück mich ja." Er lachte herzlich über den freundschaftlichen Empfang. Es tat gut, die Stimmen von Hermine und Ron zu hören. Sie stellten tausend Fragen auf dem Weg zum grossen Platz. Harry konnte gar nicht so schnell antworten, aber darum ging es in diesem Moment auch nicht. Ginny, Seamus und Neville kamen ihnen ebenfalls entgegen und begrüssten Harry herzlich. Harry konnte gar nicht mehr begreifen, wie er auch nur eine Sekunde zögern konnte, zurückzukommen. Hier war seine Familie, hier war sein Platz. Nachdem das grosse Hallo abgeklungen war, verkündete Ginny, dass es heute Abend eine grosse Party geben würde, um Harrys Rückkehr gebührend zu feiern.

„Komm Harry, gehen wir nach Hause", forderte Ron Harry auf, „ und trinken ein Butterbier." Keine fünf Minuten später sassen sie in ihrem Haus in der Küche um den grossen Esstisch herum, alle drei ein grosses Butterbier in der Hand.

Ron konnte nicht mehr länger warten: „Die Nachricht von Snapes Tod ging wie ein Lauffeuer durch die Welt. Zuerst war es nur ein Gerücht, aber drei Tage später haben Späher des Phönixorden seinen Tod bestätigt. Keiner hat daran gezweifelt, dass du selbst Dumbledores Tod gerächt hast." "Lass gut sein, Ron, das war ich Dumbledore schuldig." Harry erinnerte sich voller Schmerz an die Nacht, als Dumbledore von Snapes Hand getötet wurde. In dieser Sekunde hatte sich Harry geschworen, dass er Dumbledores Tod rächen würde, dass er Snape jagen und zur Strecke bringen würde. Jetzt hatte er sein Versprechen eingelöst. „Harry, das war leichtsinnig! Du hättest getötet werden können. Wir brauchen dich hier, du bist ein Symbol, du bist der Beweis, dass man einen Angriff von Voldemort überleben kann. Du bist hier um die Moral und die Hoffnung des Widerstandes zu stärken. Wir können es nicht riskieren dich zu verlieren!" Mit diesen Worten schloss Hermine Harry in die Arme. „Was hast du dir nur dabei gedacht?" Harry war völlig überrumpelt. Ja, was hatte er sich nur dabei gedacht? „Ich... Ich dachte... Ich hoffte... der Schmerz würde weniger werden. Ich wollte Rache, Snape sollte bezahlen. Und das hat er auch!" „Ist schon gut, Harry, wir sind alle froh, dass Snape tot ist. Durch den Tod von Voldemorts rechter Hand konntest du Lord Voldemort und seine Todesser entscheidend schwächen. Seit vier Monaten mussten unsere Truppen keine Niederlage mehr einstecken. Es ist uns gelungen die Städte Itras und Venum zurückzuerobern. Ausserdem konnten wir, dank useren Spionen, ihren Verschlüsselungszauber entschlüsseln und so mehrere Angriffe, auch auf die Muggelwelt, noch im Keim zu ersticken. Harry, wir sind in den letzten Monaten unserem Sieg entscheidend näher gekommen!". Ron strahlte siegessicher, als er allerdings Harrys Gesicht sah, erstarb sein Lächeln. „Was ist mit dir, Harry, bist du nicht erleichtert?", fragte Hermine besorgt. „Doch, doch", erwiderte Harry zögerlich, „sehr gut, gut gemacht. Wir werden es schaffen." Harry senkte seinen Blick. So sehr er auch versuchte Genugtuung und Zuversicht zu verströmen, es gelang ihm nicht.

„Aber", kam ihm Ron zu Hilfe, „deine Rache bringt dir nicht die Befreiung, die Erlösung vom Schmerz, wie du es erhofft hast." Alle drei schwiegen betroffen. Ja genau, das war es. Diese Rache war nicht süss, er hatte zu teuer dafür bezahlt und Dumbledore kam trotzdem nicht mehr zurück, egal was er tat. Er musste über den Verlust von Dumbledore hinwegkommen. Harry seufzte beim Gedanken an die Verluste, die er in seinem kurzen Leben schon hinnehmen und noch verarbeiten musste. Aber nicht nur er hatte in diesem Krieg gelitten, auch seine Freunde mussten sich mit den Grausamkeiten, die dieser Krieg mit sich brachte abfinden. Hermines Eltern waren bei einem Angriff der Todesser auf ihr Dorf umgekommen. Das war nun zwei Jahre her und Harry konnte nur ahnen wie Hermine darunter litt. Ron wiederum hatte seinen Bruder Fred im Kampf verloren. Er selbst wollte ihm zu Hilfe kommen, konnte aber die Übermacht an Todessern nicht rechtzeitig durchbrechen. Als er seinen Bruder endlich erreichte, war er bereits tödlich getroffen. Er starb in Rons Armen. Diese Schlacht, die Schlacht um Itria, war eine ihrer grössten Niederlagen gewesen. Über hundert Zauberer und Hexen starben in dieser Nacht, darunter neun Mitglieder des Phönixordens. Diese Lücke versuchte man zu schliessen, indem man auch junge Zauberer und Hexen, die sich im Krieg bereits verdient gemacht hatten, in den Orden aufnahm. Harry, Ron, Hermine, Ginny, Georg, Seamus und Neville wurden somit vollwertige Mitglieder des Phönixordens, der durch Spionage und gezielte Attacken gegen Voldemort und seine engsten Vertrauten die Dunkle Macht schwächen sollten.

„Warum bist du danach nicht sofort zu uns zurück gekehrt?" unterbrach Hermine die Stille. Sofort erinnerte sich Harry an zärtliche Küsse und herzliche Umarmungen, an unbeschwerte Ausflüge und an lange Gespräche bis in die Nacht. Das alles hatte ihn zurück gehalten, aber er sagte nur: „Ich war schwer verletzt, Snape war nicht einfach zu besiegen, er bot heftigen Widerstand. Ich war nach dem Kampf vier Wochen bewusstlos. Zum Glück haben mich die Menschen, die mich gefunden haben, zu einem guten Heiler gebracht. Als ich endlich aufgewacht war, musste ich erst meine Verletzungen auskurieren und zu Kräften kommen." „Du warst so schwer verletzt? Merlin, Harry, und wir waren nicht da, um dir bei zu stehen!" rief Hermine entsetzt ,"du solltest Morgen in der Krankenstation vorbei schauen, damit sie dich durchchecken können. Wer weiss, was dieser Feld-, Wald- und Wiesenarzt gepfuscht hat." „Hermine!" unterbrach Harry wütend plötzlich voller Energie „dieser Feld-, Wald- und Wiesenarzt, wie du ihn nennst, hat mir das Leben gerettet!" „Ist ja gut Harry, es tut mir leid", entschuldigte sich Hermine. „Lasst uns über euch und den Orden sprechen, gibt es sonst noch was Neues, das nicht mit dem Krieg zusammen hängt?", fragte Harry, um so schnell wie möglich das Thema zu wechseln. Bis jetzt musste er noch nicht lügen und er wollte daran eigentlich auch nichts ändern.

Hermine erzählte den neusten Klatsch, wer mit wem ging, wer sich gestritten hatte und wer sich wieder versöhnte. Harry hörte interessiert zu. Auch wenn sie ihm Krieg waren, so waren doch gerade die Gerüchteküche ein kurzweiliger Zeitvertreib. Anschliessend brachte Ron Harry in Sachen Quidditch auf den neusten Stand, den obwohl Krieg war, gingen die nationalen Meisterschaften weiter. Selbst Voldemort konnte dem nichts entgegen setzen. Harry liebte diesen Stunden, in denen es nichts gab ausser sie drei und Butterbier. Er fühlte sich als wäre er nie weg gewesen.

„Und noch etwas anderes, Harry. Es ist... Ich weiss nicht, wie... ich... wir...", Ron brach ab. Warum war denn das so schwierig? Er sah Hermine hilfesuchend an. Aber die stand wortlos auf und ging hinüber ins Wohnzimmer. Harry war wirklich überrascht. Was war denn hier los? „Ron, ist etwas passiert?". Es schoss ihm wie ein Blitz durch den Kopf: „Hedwig! Ist etwas mit ihr? Ist sie..." diesmal versagte Harry die Stimme. In diesem Augenblick hörten sie ein Klopfen ans Küchenfenster. Harry schaute sich ruckartig um und erkannt seine geliebte Eule. Schnell stand er auf und öffnete das Fenster. Hedwig begrüsste ihren Herrn indem sie um ihn herum flatterte und sich schliesslich voller Erwartung auf seine Schulter setzte. Natürlich belohnte Harry sie mit einem Stück Brot, das er im Schrank fand. Unter den Augen von Harry und Ron verspeisste die Eule genüsslich ihre Beute auf dem Fensterbrett.

„Wir sind zusammen", hörte Harry Ron plötzlich flüstern. Zuerst konnte er sich keinen Reim darauf machen, Ron und Hedwig? Aber sofort dämmerte es Harry. „Endlich, das ist ja grossartig! Ich dachte schon, ihr schafft es nicht mehr. Hermine und du habt schon längst zusammengehört", rief er erfreut und sah wie Ron sich durch seine Worte sichtlich entspannte und sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht zeigte. „Du bist nicht böse?", fragte Ron zögerlich. „Ganz und gar nicht Ron, ich, ja ganz Hogwarts hat nur darauf gewartet, dass ihr zueinander findet, dass es aber so lange dauert, hat wohl niemand gedacht. Ihr gehört zusammen. Ich hoffe nur, dass das an unserer Freundschaft zwischen uns dreien nichts ändert", gab Harry zur Antwort. „Sicher nicht, Harry, du bist und bleibst unser bester Freund." Ron konnte gar nicht fassen, dass Harry daran zweifelte und um seine Absicht zu verstärken stand er auf, umarmte Harry kurz und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. In diesem Moment kam Hermine zurück: „Ist es also raus", lachte sie, "Ron, ich bin stolz auf dich", und zu Harry gewandt, „und Harry, du bist und bleibst mein bester Freund." Hermine war froh, dass sie drei wieder vereint waren, ohne Harry war das Leben hier im „Dorf" einfach nicht dasselbe.

Als das Trio zur Party kam, waren alle schon da. Die Stimmung war heiter und gelöst. Die Anspannung und Sorge waren von ihnen abgefallen. Heute war nicht der Abend zum Trübsal blasen, heute wurde gelacht und gefeiert. Harry steuerte als erstes auf das einladende Buffet zu, aber bevor er es erreichte wurde er bereits von Ginny stürmisch begrüsst. „Schön, dass du wieder da bist. Ron hat mir erzählt, dass du schwer verletzt warst. Komm doch Morgen zu mir in die Krankenstation, nur für einen Check", sie lächelte verführerisch. „Sicher Ginny, Hermine hat mir schon dasselbe geraten, aber ich bin sicher, dass alles ok ist", antwortete Harry höflich. Harry fühlte sich körperlich wirklich fit, nur sein Herz schmerzte, aber das war ein Schmerzen, der kein Arzt heilen konnte, das konnte nur die Zeit. „Iss was, Harry", befahl Ginny ihm freundschaftlich, indem sie ihm einen Teller mit Häppchen vor die Nase hielt. Harry liess sich nicht zweimal bitten. Erleichtert überreichte Ginny ihm den Teller und verschwand wieder in der Menge. Harry wollte sich in aller Ruhe hinsetzen, aber da sah er schon wie George und Seamus auf ihn zusteuerten. Auch ihnen musste er natürlich über seine Erlebnisse berichten. Und es war nicht das letzte Mal, dass er das an diesem Abend tat. Wirklich jeder Bewohner des Dorfes kam bei ihm vorbei und begrüsste ihn persönlich. Alle freuten sich, dass er wieder heil zurück war und auch Harry freute sich über diesen herzlichen Empfang.

Er trank vielleicht ein Glas zuviel von der Bowle, die bestimmt nicht alkoholfrei war, und tanzte dann abwechselnd fast zwei Stunden mit Ginny, Hermine oder Tonks. Gegen Mitternacht war Harry schon ziemlich beschwipst aber auch totmüde. Er setzte sich an den Rand der Tanzfläche und beobachtete die Menge, bis sein Blick an Hermine und Ron hängen blieb. Ja, sie waren wirklich ein schönes Paar. Sie passten gut zusammen, auch wenn sie so unterschiedlich waren. Das Lied klang aus und die beiden kamen auf ihn zu. „Komm, Harry, du schläfst ja sonst im Stehen ein! Zeit nach Hause zu gehen" rief ihm Hermine zu und zog in am Arm in Richtung Ausgang.

Harry war als erster im Bett. Es war ein anstrengender Tag gewesen, die lange Reise, das Erzählen, die Party. Hermine hatte recht, er brauchte den Schlaf. Er kuschelte sich in seine Decke, wirklich es war schön wieder daheim zu sein. Er hörte wie sich Hermine und Ron ebenfalls bereit fürs Bett machten. Hermine und Ron hatten jeder sein Zimmer behalten, aber Ron schlief doch meistens bei Hermine. Harry musste lachen beim Gedanken, dass Hermine nicht in Ron Zimmer schlafen wollte, weil es einfach ein reines Durcheinander war. „Ich schlafe nicht in einer Müllhalde"; pflegte sie zu sagen.

„Komm zu mir, ich wart auf dich" rief Hermine Ron aus dem Schlafzimmer zu. Harry erstarrt im Bett. Vor gar nicht allzu langer Zeit wurden genau diese Worte zu ihm gesagt. Er erinnerte sich gut an diesen Abend und vor allem an diese Nacht. Diese Haut, diese Haare, dieser Duft. Er wollte es wieder haben. Er brauchte es. Es durchfuhr ihn wie ein Blitz. Jede Faser seines Körpers erinnerte sich an die Berührungen und an die Küsse. Es war wundervoll gewesen. Harry schüttelte sich, er versuchte die Erinnerung loszuwerden. Er hatte sich entschieden. Sein Kopf hatte sich entschieden, jetzt musste er nur noch sein Herz überzeugen. „Ich habe schon andere Entscheidungen getroffen, ich habe in diesem Krieg schon andere Entbehrungen hinnehmen müssen. Ich habe eine Verpflichtung", wiederholte Harry leise immer wieder. Er spürt wie sein Verlangen langsam schwächer wurde. Er versuchte sich zu entspannen. Schliesslich kam ihm seine Müdigkeit zu Hilfe, er schlief ein.