Dumbledores Armee
Am nächsten Morgen war das Gedrängel groß, als Lily die Treppen hinunter in den Gemeinschaftsraum kam. Fast alle Gryffindors hatten sich vor dem Schwarzen Brett versammelt und versuchten nun ihre Namen auf die Liste zu schreiben, die bei der Menge an Schülern, nicht einmal mehr zu sehen war.
„Wenn ihr mich fragt, dann lohnt es sich kaum, bei einem Verteidigungs-Club mitzumachen, wenn man schon beim Eintragen totgetrampelt wird."
Lily grinste über Colins Missmut, während alle anderen in heller Aufregung zu sein schienen und Olivia Abbott gerade stolz aus der Menge heraustrat und ihnen verkündete, dass ihr Name nun auf der Liste stand.
Emma hatte ihren Namen wohl als erste auf die Liste geschrieben, denn diese kam in dieser Sekunde gut gelaunt in den Gemeinschaftsraum voll beladen mit einigen dicken Bibliotheksbüchern.
„Steht ihr schon auf der Liste?", fragte sie Colin, Eric und Lily motiviert und legte ihre Bücher auf einem der Tische ab.
„Noch nicht", sagte Lily.
„Ich bin heute morgen extra früh aufgestanden, um dem großen Gedränge zu entgehen."
Sie deutete auf die immer noch wilde Meute vor dem Schwarzen Brett.
„Dann habe ich mir noch die hier besorgt", erklärte sie stolz und deutete auf die Bücher.
„Super", sagte Colin desinteressiert, „Ich finde, wir sollten dann erst einmal zum Frühstück gehen."
„Was hast du denn plötzlich? Ich dachte, du würdest es auch sinnvoll finden, wenn wir lernen, wie man sich besser verteidigt?", fragte Lily ihn, als die drei aus dem Porträtloch kletterten.
„Ja", antwortete Colin, „Aber wenn alle mitmachen, lernen auch alle, wogegen sich alle verteidigen können."
Eric runzelte die Stirn.
„Meinst du etwa, dass, wer auch immer hinter den Anschlägen steckt, auch auf der Liste steht?", fragte Eric.
„Na klar", sagte Colin, „Denk doch mal nach. Wie würdest du es denn machen?"
„Mag sein, aber dann ist es besser, wenn wir auch dabei sind", sagte Lily, „Außerdem wissen wir bisher überhaupt noch gar nicht, auf wen der Spiegel der Rache es überhaupt abgesehen hat."
„Ihr seid beide aus einer Zaubererfamilie. Habt ihr je zuvor etwas vom Spiegel der Rache gehört?", fragte Eric nun.
Lily und Colin schüttelten die Köpfe.
„Vielleicht war das auch nur eine Redewendung", sagte Colin, „Du weißt schon, jemandem den Spiegel vorhalten und so."
Eric sah ihn nun nachdenklich an.
„Vielleicht", sagte er, „Aber was, wenn da mehr dahintersteckt?"
„Hier im Schloss gibt es tausende Spiegel", sagte Lily, „allein auf den Toiletten..."
Sie hielt inne.
„Was ist?", fragte Colin.
„Habt ihr je von der Kammer des Schreckens gehört?", fragte sie.
„Nein", sagten beide Jungen gleichzeitig.
Lily hätte sich denken können, dass diese Geschichte um ihren Vater nicht die bekannteste war. und erzählte den restlichen Weg zum Frühstück, was es mit der Kammer des Schreckens auf sich hatte.
„Das heißt, du bist also der Meinung, dass es ein Spiegel in einer der Toiletten ist?", fragte Colin und Lily erkannte an seinem Unterton, dass er wenig von ihrer Idee hielt.
„Nein", sagte sie, „aber..."
„Aber du findest, wir sollten der Sache trotzdem auf den Grund gehen", schloss Colin und füllte sich einen riesigen Batzen Haferschleim auf den Teller.
Lily zog die Augenbrauen hoch.
„Ja", sagte sie entschieden und Colin warf ihr einen gequälten Blick zu.
Nach dem Essen machten sich die drei auf in eine Freistunde, in der sie ihr Vorhaben gleich in die Tat umsetzten.
„Ich kann es nicht fassen, dass du mich und Eric dazu zwingst, uns in unserer Freistunde die Mädchenklos anzuschauen", sagte Colin den ganzen Weg über kopfschüttelnd.
Er hatte sich Toasts vom Frühstück mitgenommen, da ihm das Essen dort offenbar nicht gereicht hatte.
Anfangen wollten sie im Klo der maulenden Myrtle, das Lily sonst immer bewusst gemieden hatte. Ihre Mutter hatte ihr einmal geraten, dass es am besten war, wenn Myrtle sie nie kennenlernte und in diesem Punkt hatte Lily ihre Neugier ausnahmsweise einmal so sehr im Griff, dass sie nicht unbedingt hatte nachschauen müssen.
Die drei versicherten sich, dass die Luft auf dem Korridor rein war und öffneten dann vorsichtig die Tür.
„Hallo?", fragte Lily vorsichtig, „Myrtle?"
„Oh", ertönte plötzlich eine hohe Stimme, „Wer kommt mich denn da besuchen?"
„Ähm, ich heiße Lily. Wir kennen uns noch nicht, aber ich habe noch zwei Freunde mitgebracht. Ich dachte, vielleicht können wir ein bisschen plaudern", sagte Lily und plötzlich erschien die Silhouette eines Teenager-Mädchens neben ihr.
„Lily, also, das ist aber nett. Wisst ihr, mich kommt sonst nie jemand besuchen."
„Warum nicht?", fragte Eric.
„Nun, vielleicht aus demselben Grund, warum die kleine Miss Potter mich ein gesamtes Schuljahr lang gemieden hat", fuhr Myrtle ihn an.
Colin stieß Lily in die Seite.
„Au", entfuhr es ihr, „Ich habe dich nicht gemieden, ich war nur einfach sehr beschäftigt und dein Klo ist so weit weg."
„Glaub ja nicht, ich würde dich nicht durchschauen. Ich weiß genau, was sie über mich sagen. Maulende Myrtle nennen sie mich, Nörgelnde Myrtle, Nervende Myrtle und am schlimmsten von allen Hässliche Myrtle! Da ist es ja kein Wunder, dass die Berühmtheit Lily Potter sich erst in ihrem zweiten Jahr dazu bereit erklärt, mich zu besuchen!", entgegnete sie.
„Aber ich habe doch sogar Freunde mitgebracht", sagte Lily.
„Weil du nicht mit mir allein sein wolltest! Das ist es doch!", fuhr Myrtle sie bissig an.
Colin unterdrückte grunzend ein Lachen und Lily war klar, warum. Myrtle hatte es auf den Punkt getroffen. Sie hätte wirklich keine Lust gehabt, mit Myrtle allein zu sein.
„Was ist daran so komisch?", blaffte Myrtle Colin an.
„Nichts", sagte Colin hastig.
„Aber Myrtle, jetzt sieh es doch einmal positiv. Jetzt sind wir ja da", erklärte Eric ihr, „Ich heiße übrigens Eric, Eric Bedloe."
Er reichte ihr die Hand.
Myrtle hätte sie ergriffen, doch, da sie ein Geist war, glitt ihre Hand durch Erics hindurch.
„Und warum seid ihr eigentlich hier?", fragte Myrtle, „Dumm bin ich nämlich nicht! Ich bin immer noch eine Ravenclaw."
Lilys Blick fiel auf Myrtles Wappen auf der Brust.
„Ja, aber doch nur, weil du als Schülerin gestorben bist, sonst wärst du doch sicherlich schon lange aus der Schule raus", sagte Colin.
Am liebsten hätte sich Lily die Hand vor den Kopf geklatscht. Da war ungefähr das Dümmste, was Colin hätte sagen können, denn nun brach Myrtle in Tränen aus.
„Ihr seid also nur hierhergekommen, um mich zu beleidigen!", schrie sie, machte eine Kehrtwende in die nächste Kabine.
Kurz darauf vernahm man nur ein lautes Schwappen und Myrtle war verschwunden.
Die drei sahen sich an.
„Das war aber knapp!", sagte Colin.
„Knapp?", fragte Eric, „Was, wenn sie uns verpetzt, dass wir ein Mädchenklo besucht haben?"
„Lily hat uns doch gezwungen", sagte Colin, „Im Prinzip ist alles ihre Schuld."
Erics Blick schwenkte von Colin auf Lily.
„Stimmt", sagte er dann.
Lily verdrehte nur die Augen.
„Los, lasst uns die Spiegel ansehen, bevor Myrtle wiederkommt", sagte sie nur und sie machten sich an die Arbeit.
Eigentlich hingen nur über den Waschbecken Spiegel und von denen wusste Lily ja inzwischen, dass hier der Eingang zur Kammer des Schreckens lag. Vorsichtig fuhr Lily mit der Hand über das Glas, doch als nichts passierte, zog sie ihren Zauberstab und tippte dagegen. Sie murmelte sämtliche Flüche, die ihr einfielen, fing mit Alohomora an, doch nichts geschah. Ein paar einfache Zauber probierte sie noch, aber an die stärkeren traute sie sich nicht heran. Nachher würde sie nur das Glas zerbrechen. Colin und Eric hatten offenbar dieselbe Idee gehabt, nur Eric probierte auch ein paar Passwörter, bevor sie endgültig aufgaben.
„Die Spiegel scheinen alle ganz normal zu sein", sagte Lily enttäuscht.
„Was hast du erwartet, Lily?", fragte Eric, „Dass wir den Spiegel der Rache sofort finden? Weißt du wie groß das Schloss ist?"
„Außerdem", überlegte Colin nun, „Derjenige, der ihn aufgehängt hat, wollte sicherlich, dass Menschen an ihm vorbeigehen, das heißt, dass dieses Klo hier der denkbar schlechteste Ort dafür gewesen wäre, oder?"
„Wahrscheinlich", sagte Lily.
„Er kann überall hängen, auch in irgendwelchen Gemeinschaftsräumen", sagte Eric.
„Das ist es!", rief Lily plötzlich, „Wer wurde vom letzten Anschlag am schlimmsten getroffen?"
„Die Hufflepuffs", sagte Colin.
„Genau, die Hufflepuff-Erstklässler! Was wenn der Spiegel bei ihnen im Gemeinschaftsraum hängt, oder bei ihnen im Schlafsaal?"
„Na, dann auf in den Hufflepuff-Gemeinschaftsraum!", sagte Colin und schritt voran.
„Wie willst du da hinein kommen?", fragte Eric und rannte ihm hinterher, „Haben die nicht auch ein Passwort?"
„Wir fragen einfach Lysander", erklärte Lily und verließ Myrtles Klo ebenfalls, „Vielleicht hilft er uns."
„Und dann?", fragte Eric, „Als Gryffindors dürfen wir nicht in den Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs. Uns darf dort niemand sehen!"
„Ich leihe mir James' Tarnumhang aus", sagte Lily, „Ganz einfach."
„Na schön, dann fragen wir eben Lysander", schloss Colin das Thema ab, „Endlich erleben wir mal wieder ein Abenteuer!"
„Du meinst ein besseres, als von einem Geist in einer Mädchen-Toilette angeschrien zu werden?", fragte Eric.
„Was habe ich da gerade gehört?", erklang eine Stimme hinter ihnen.
Lily, Colin und Eric brauchten sich allerdings gar nicht erst herumzudrehen, um zu wissen, wer es war, denn just in dem Moment sauste der Poltergeist Peeves an ihnen vorbei.
„Unsere drei kleinen Helden besuchen heimlich zusammen das Mädchenklo?", fragte er und verfiel darauf in einen Gesang:
„Potter, McKinnon und Bedloe
besuchen heimlich das Mädchenkloe.
Was machen Bedloe, Potter und McKinnon
nur heimlich zu dritt dort drinnen?"
„Super", sagte Colin, „Jetzt weiß es bald die ganze Schule."
Lily zuckte die Schultern.
„Ach kommt, lasst uns einfach unsere Sachen für Kräuterkunde holen und ignoriert Peeves einfach."
Doch das war leichter gesagt als getan, denn Peeves verfolgte die drei mit seinem Lied bis hoch vor ihren Gemeinschaftsraum, wo er so laut sang, dass die Fette Dame fast gar nichts verstand, als Lily, Colin und Eric ihr das Passwort nannten, und auch im Gemeinschaftsraum konnte man Peeves Stimme noch sehr gut vernehmen, was ihnen eine Menge fragender Blicke einbrachte.
Auch auf dem Weg hinunter zu den Gewächshäusern begleitete Peeves die Gryffindor-Zweitklässler und er ließ sich letztendlich nur abschütteln, weil der Blutige Baron an ihnen vorbeischwebte.
„Was habt ihr denn zu dritt im Mädchenklo gemacht?", fragte Max Fry breit grinsend.
„Den Spiegel der Rache gesucht", antwortete Colin nur genervt, aber Max schüttelte nur belustigt den Kopf.
Allem Anschein nach glaubte er ihnen kein Wort.
Nach einer Stunde Kräuterkunde gingen die Gryffindors zu Zaubertränke gemeinsam mit den Hufflepuffs.
„Wir könnten ihn jetzt fragen", sagte Colin gelangweilt.
„Zu offensichtlich", entgegnete Eric, „Soll es jeder mitbekommen?"
„Ja, wir könnten ihn beim Mittagessen fragen", erklärte Lily, „Da ist es so voll, dass es niemand verdächtig finden wird."
Professor Cauldwell war im Unterricht noch immer völlig neben der Spur und verteilte auch weiterhin kaum Punkte. Anscheinend hatte er die Geschehnisse um den zweiten Anschlag noch stark im Kopf und machte sich wohl Sorgen um die Schüler seines Hauses. Die Zaubertrankstunden waren somit wenig erheiternd, was schade war, denn es war zuvor Lilys liebstes Fach gewesen, doch seit Halloween waren die Stunden sterbenslangweilig, was den Zweitklässlern eine driesliche Stimmung einbrachte, als sie zum Mittagessen gingen.
Dort ließen sich Lily, Colin und Eric gerade auf ihre Plätze fallen, als ein helles Klirren ertönte.
Professor Longbottom am Lehrertisch hatte gerade mit einem Löffel gegen seinen Kelch gestoßen und erhob sich nun, während es in der Halle mucksmäuschenstill wurde.
„Denjenigen, die sich schon für Dumbledores Armee eingetragen haben, darf ich schon mitteilen, dass wir uns morgen Abend um acht hier in der Großen Halle treffen werden", sagte er und setzte sich dann wieder auf seinen Platz.
„Das überschneidet sich mit dem Quidditchtraining", beschwerte sich Albus.
„Nun", erklärte Rose, „Das kann dich doch wohl kaum wundern, oder? Ihr trainiert jeden Tag!"
James warf seiner Cousine einen bösen Blick zu.
„Mal ehrlich, Rosie, manchmal wundert es mich, dass du ein Teil unserer Familie bist", sagte er.
„Weil ich eine Verteidigungsgruppe für wichtiger halte als euer dämliches Spiel?", fragte Rose ihn wütend.
„Weil du Quidditch als unser dämliches Spiel bezeichnest, dabei ist es ein Familiensport."
„James, es reicht", sagte Albus und warf ihm einen strengen Blick zu.
James atmete tief ein und wieder aus.
„Tut mir leid, Rose", sagte er dann, stand auf und verließ den Tisch.
„Aber heute Abend ist Training", rief er in die Runde.
Nach dem Mittagessen hatten die Gryffindors nur noch eine Stunde Zauberkunst bei Professor Baddock, die mal wieder furchtbar war, und im Anschluss daran hatten sie noch zwei Stunden frei, die sie damit verbrachten, ihre Hausaufgaben zu erledigen.
„Wir könnten dich begleiten", sagte Colin hoffnungsvoll, „Dann könnte ich vielleicht nach dem Training mal mit deinem Besen fliegen."
„Klar", sagte Lily, „Wenn es euch nicht zu langweilig ist, dann gerne. Ich glaube nicht, dass James etwas dagegen hat, solange es nur Gryffindors sind."
Aus diesem Grund liefen Colin und Eric am Abend der Mannschaft der Gryffindors hinterher aufs Quidditchspielfeld und obwohl Lily am Ende des Trainings völlig fertig war, ließ sie Colin noch ein Weilchen mit ihrem Besen fliegen, während die anderen Gryffindors schon in der Umkleide verschwunden waren.
Am nächsten Abend trafen sich eine ganze Menge Schüler in der Großen Halle ein. Lily war sich nicht sicher, ob sie mit so einem Ansturm gerechnet hätte. Von den Gryffindors waren fast alle Schüler dabei und auch viele Hufflepuffs und Ravenclaws hatten sich Dumbledores Armee angeschlossen. Die größte Überraschung allerdings waren wohl die Slytherins und Lily warf den Schülern auf der anderen Seite der Halle einen misstrauischen Blick zu. Ruben Nott und Vipera Flint erkannte sie zwar nicht, dafür aber ein ihr bekanntes Gesicht aus Albus' Jahrgang, von dem sie nichts Gutes erwartete: Scorpius Malfoy.
Ganz in seiner Nähe standen zwei Mädchen, eines mit hellen blonden Haaren und eins mit dunklen schwarzen. Es war dasselbe Mädchen, das Albus vor ein paar Wochen beim Halloweenfest nach der Puddingschüssel gefragt hatte.
„Bevor wir beginnen", fing Professor Longbottom an und riss Lily somit aus ihren Gedanken, „Ist es wichtig, euch zu erklären, worum es bei Dumbledores Armee überhaupt geht. Zunächst einmal ist es eine Ehre für die gute Seite zu kämpfen und damit nicht nur euch selbst, sondern womöglich die ganze Schule vor Angriffen zu bewahren. Ihr alle kennt Professor Dumbledore, einen ehemaligen Schulleiter, der für diese Schule alles getan hat und mehr. Nach ihm wurde diese Gruppe damals zu Anfang des Krieges benannt. Es geht aber noch um viel mehr, als nur zu wissen, wie man kämpft. Es geht hier um Zusammenhalt und um Freundschaft, denn gemeinsam sind wir alle stärker und, wenn ich über Zusammenhalt und Freundschaft spreche, dann meine ich damit den Zusammenhalt und die Freundschaft unter allen Häusern."
Sein Blick wanderte über die Schülerschar von links über die Ravenclaws, die Gryffindors, die Hufflepuffs und schließlich nach rechts zu den Slytherins, an denen er eine Weile verharrte.
„Ich bin froh, zu sehen, dass die Zeiten sich offenbar geändert haben und wir nun zum ersten Mal auch Slytherins in der DA begrüßen dürfen."
Er nickte ihnen freundlich zu.
„Vielleicht ist das eine Chance, alte Feindschaften zu beenden, endlich einen Schritt aufeinander zuzumachen und nach vorn zu sehen, vielleicht zu erkennen, dass der Hut uns zwar getrennt hat, aber wir alle immer noch eins sind. Eine Schule."
Viele Schüler klatschten, einige wie Colin, Emma und Oliver eher unsicher und langsam, Lily klatschte normal, zumindest bemühte sie sich. Professor Longbottom war ein guter Lehrer, der natürlich neutral bleiben musste. Er musste ignorieren, was die Slytherins teilweise waren. Doch es gab auch einige Schüler, die Professor Longbottom einen lauten Applaus schenkten, Lilys Cousine Rose zum Beispiel und besonders bei den Ravenclaws war der Jubel groß. Offenbar schienen die es auch gut zu finden, sollten sich Gryffindors und Slytherins jemals vertragen. Lily wusste nur nicht, warum Rose so erpicht darauf war.
Sie ging aber einfach davon aus, dass es ihre moralische Ader war. So war Rose eben. Auch früher hatte sie immer versucht den Streit zwischen ihren Cousins und Cousinen zu schlichten, wann immer einer aufgekommen war. Bei dem seit über einem Jahrtausend anhaltenden Häuserstreit allerdings fand Lily, dass ihre Cousine machtlos war, wenn sie ihr auch zustimmen würde, dass es ohne diese Streitigkeiten weitaus weniger Probleme in der Zaubererwelt geben würde.
„Das erste, was wir heute üben werden", fuhr nun Professor Thomas fort, „und Sie haben es alle schon bei mir im Unterricht gelernt, wären der Entwaffnungszauber Expelliarmus und der Schutzzauber Protego. Sollten sie nun auch denken, dass diese Zauber ihnen zu lapidar erscheinen, kann ich ihnen jedoch nur versichern, dass es oftmals die Basics sind, die einen aus den glimpflichsten Situationen heraushelfen, insofern möchte ich mich versichern, dass Sie alle diese Zauber beherrschen. Bilden Sie daher nun Zweierteams und versuchen Sie ihr Gegenüber zu entwaffnen, sich aber auch gleichermaßen vor dessen Entwaffnungsversuchen zu schützen."
Kurz darauf brach wieder Lärm in der großen Halle aus, denn alle versuchten sich abzusprechen, mit wem sie denn zusammenarbeiten wollten. Colin und Eric arbeiteten zusammen, während Lily Emma übernahm.
„Hattet ihr die Zauber wirklich schon?", fragte Lily.
Sie wusste, dass sie sie gleich in ihrem ersten Jahr gelernt hatte, aber immerhin waren erst ein paar Wochen vergangen.
„Ein bisschen", sagte Emma, „Nach den Anschlägen hat Professor Thomas den Lehrplan etwas geändert."
„Verstehe", sagte Lily, „dann los."
Emma schlug sich nicht schlecht und, obwohl Lily sich sicher war, dass sie diese beiden Zauber wirklich gut beherrschte, hatte Emma es am Ende mindestens einmal geschafft, dass Lilys Zauberstab hoch durch die Luft und von ihr weg flog.
Sie konnte ihn dann ein Stück weiter weg neben Albus aufsammeln, der gerade mit einem anderen Gryffindor-Viertklässler namens Ben Fuller übte.
„So und nun suchen Sie sich vielleicht einmal einen Partner, den sie noch nicht so gut kennen. Vielleicht jemand aus einem anderen Haus?", erklärte Professor Thomas, der während der Übung herumgegangen war und hier und da die Schüler korrigierte.
Plötzlich tauchte Lysander neben Lily auf, der zuvor noch mit Lorcan gearbeitet hatte, den er nun allerdings an Fannie White übergeben hatte.
„Machen wir zusammen?", fragte Lysander sie.
„Klar", sagte Lily und dann fiel ihr plötzlich noch etwas ein.
„Sag mal, Lysander", fragte sie, „Meinst du, du kannst mit Colin und Eric mal den Hufflepuff-Gemeinschaftsraum zeigen?"
Lysander sah sie verwundert an.
„Ich weiß nicht, ob das erlaubt ist", sagte er langsam und nun auch etwas misstrauisch, „Was wollt ihr denn machen?"
„Pass auf, die meisten Opfer des letzten Angriffes waren doch Hufflepuffs, oder?", fragte Lily, „Wir glauben, dass sich der Spiegel der Rache irgendwie in eurem Gemeinschaftsraum befindet und die Schüler von da aus verzaubert wurden."
Lysander musterte sie.
„Warum sagt ihr es nicht einfach einem Lehrer?", fragte er.
„Wir haben keine Beweise, also bitte hilf uns, wenn wir nichts finden, dann gehen wir wieder, aber wir müssen es wenigstens versuchen."
Lysander nickte.
„Schön", sagte er und zuckte die Schultern.
„Danke!", sagte Lily und schenkte ihm ein Lächeln, bevor sie sich wieder an die Arbeit machten.
AN: Zu diesem Kapitel gibt es wieder ein Sidechapter, das euch mehr über James und Albus verrät: [link href=" .de/s/4ec910a60001c314067007d0/17/Ballbegleitung-auf-Potterart"]Duellierpartner[/link]
