Als die kleine Wissenschaftlerin weinend das Labor verließ, sah sich Radek genötigt, ein Wort mit McKay zu wechseln.

"Natürlich ist alles in ORDNUNG", zischte dieser und versuchte, nicht auf den Kalender zu sehen, den irgendeine freundliche Seele an die Wand gepinnt hatte- er gab die Stunden an, die zwischen DOKTOR McKay und SERGEANT McKay lagen.

Das Waffentraining war überraschend gut gelaufen… vielleicht nicht ganz so überraschend, schließlich hatte er schon vorher auf etwas geschossen, allerdings… das Nachladen… der Colonel hatte ihn dringend gebeten zu vermeiden, in eine Situation zu kommen, in der nachladen vonnöten sein konnte.

Lustig. Colonel Kamikaze und sein unterentwickelter Sinn für-

"Ist irgendwas?", schnappte er.

Radek hatte aufgehört zu reden und sah ihn Stirn runzelnd an. Dann grinste er, murmelte irgendwas, das Rodney nicht verstehen konnte, drehte sich um und wuselte aus dem Labor.

"Hey!", schrie McKay ihm hinterher. Doch der kleine Mann war schon verschwunden.

"Großartig"

Er nahm einen Schluck Kaffee- oder hatte es zumindest vor. Die Tasse war leer, und plötzlich war alles zu viel.

"Verdammt!" Der Wurf gelang tadellos, doch der verfluchte Sergeant-Kalender zeigte sich gänzlich unbeeindruckt. Scheppernd rollte die Tasse über den glatten Boden.

23 Stunden später- 15 Stunden bevor die Entsetzlichste Mission Aller Entsetzlichen Missionen losgehen konnte- wünschte sich McKay sehnlichst, auch Doktor Weir würde sich so unbeeindruckt zeigen.

Bis jetzt hielt sie sich erstaunlich gut.

"Gut" Sie legte ihre schlanken Hände zusammen und holte sichtbar Luft. "Ich frage noch mal. Wie, um alles in der Welt, konnten Sie glauben, dass es eine gute Idee sein würde, ein… Kampftrinken zu veranstalten?"

"Esch war…" Radek blinzelte hinter seiner Brille und versuchte sich offenbar an das zu erinnern, was er sagen sollte. "Esch war eine Frage der Ehre", beendete er den Satz, sichtlich stolz, dass es ihm noch eingefallen war.

McKay stöhnte nur. Er hatte den Kopf auf den überkreuzten Armen auf dem Tisch liegen und hatte nicht vor, ihn in absehbarer Zeit zu heben oder sich überhaupt zu bewegen.

"Wissenschaftler gegen Soldaten, nehme ich an?", sagte Weir. Ihre Stimme schien ein wenig zu schwanken.

"Mm", sagte McKay.

"Hören Schie", sagte Zelenka, während er sich vorbeugte und angestrengt versuchte, seriös auszusehen- was schwierig war, bei einer Frisur, die Einstein zu seinen besten Zeiten weit in den Schatten stellte. "Wir hatten keine Ahnung… Dasch esch dermaschen ausarten würde"

"Mm", sagte McKay, diesmal etwas bestimmter.

Ein Stöhnen kam über trockene Lippen, und Dr. Weir sah zu Colonel Sheppard hin, der weit zurückgelehnt im Stuhl saß und sich ein nasses Tuch über die Stirn gelegt hatte.

"Colonel?"

Das Hämmern in McKays Schädel wollte einfach keinem Rhythmus folgen- merkwürdigerweise nervte das am meisten. Jedes mal, wenn er glaubte zu wissen, wann das nächste dumpfe Klopfen folgte, kam es eine Millisekunde später als erwartet. Vage hörte er, wie sich Sheppard wortreich bei Weir entschuldigte, nahm dann (nicht sehr überrascht) zur Kenntnis, wie Zelenka die Doktorin eiskalt belog- das… Zeug, dass sie getrunken hatten, hatten sie keineswegs von den Athosianern, es war vielmehr Zelenkas ureigenstens Fabrikat.

Schließlich (als McKay gerade den Mut gefunden hatte, den Kopf zu heben) platzte auch noch Dr. Beckett herein.

"Was habt ihr euch dabei nur gedacht?", sagte er ohne Einleitung.

"Nicht viel", murmelte Sheppard.

"Gerade Ronon müsste es besser wissen.", sagte Beckett. "Er hat sieben Jahre lang zu gut wie keinen Alkohol getrunken.."

"Muschte ihm der Magen auschpumpt werden?", fragte Zelenka schläfrig.

"Nein", fauchte der Arzt, und McKay wusste, dass das nächste mal, wenn einer von ihnen auf die Krankenstation musste, die wirklich GROSSEN Nadeln auf sie warten würden. "Aber es war knapp!"

"Wissenschaftler gegen Soldaten.. Dr. McKay und Dr. Zelenka gegen Colonel Sheppard und Ronon Dex…", wiederholte Weir, und nun klang sie definitiv etwas amüsiert. "Wir müssen nicht fragen, wer gewonnen hat…"

Draußen, vor ihrem Büro, patrouillierten immer noch begeisterte Doktoren, deren Finger zum "Victory- Zeichen" verwachsen waren, mit Plakaten und Transparenten.

"Ein Jahr Russland", murmelte McKay, und diesmal klang es nicht so bitter, wie bei den vielen Gelegenheiten zuvor, als er es gemurmelt hatte. "… ein Jahr Wodka"

Er hatte sich nun sieben Mal die Zähne geputzt, fünf Tassen Kaffee getrunken- und absolut keinen Effekt erzielt. Sein Zunge fühlte sich immer noch wie ein Fremdkörper an, und in seinem Kopf spielte die … ein dreijähriges Kind mit Topfdeckeln. Es musste pure Bosheit von Beckett gewesen sein, ihn als missionstauglich erklärt zu haben- aber was konnte man schon von jemanden erwarten, der freiwillig tagtäglich eine Art Vodoo an hilflosen praktizierte.

Zudem kam noch, dass Ronon nicht mit auf die Mission gehen würde- laut Beckett standen die Chancen, dass er Sheppard statt eines zufällig vorbeikommenden Wraith erschießen würde, beeindruckend hoch. Das hieß, ein Schwert und eine merkwürdige außerirdische doch sehr effektive Waffe plus eine Kampfmaschine weniger gleich sehr viel höhere Chancen auf schreckliche Arten zu Tode zu kommen.

Zu dem…

"Sergeant, alles klar?"

"Arrgh"

Etwas leiser: "Das heißt "Arrgh", Sir"

McKay gab dem Colonel Den Schlimmsten Blick, und zog es vor, nicht zu antworten. Die Weste, die er trug, verdeckte zwar die Jacke, dennoch wusste er, dass diese ohne das mittlerweile vertraute Blau war, und allein der Gedanke war FALSCH.

Genau wie die P-90 und die komischen kleinen Seitenblicke Teylas.

Wer immer diese Leute waren, es war sicher, dass sie nichts haben konnten, dass das hier wert sein konnte, dachte er, als er durchs Gate schritt.

Der Planet der Setziraas sah … wie alle anderen Planeten aus, reich an Bäumen und allgemeiner Natur.

Sheppard übernahm die Führung, und zu dritt trotteten sie den kleinen Trampelpfad, der vom Gate wegführte, entlang.

McKay konzentrierte sich vor allem darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen und zu vermeiden, den Himmel anzusehen- so ein stechendes Blau sollte verboten werden. Und außerdem würde er sich einen Sonnenbrand holen und vermutlich-

"Ugnh"

"McKay? Alles in Ordnung?"

"Diessser verflusste Stock- ich bin gesssstolp´t-" Und er hatte sich auf die Zunge gebissen.

Teylas Gesicht wurde eine Maske, wofür McKay plötzlich extrem dankbar war, und Sheppard sah mal wieder viel zu fröhlich aus.

"Immer wachsam, Sergeant"

Dieser Tag würde mit einem Mord enden.