„Dies sind unsere Trainingshallen", sagte Solden und erlaubte sich ein stolzes, wenn auch ein wenig verkniffenes Lächeln.

„Sehr eindrucksvoll", murmelte Sheppard, und das war es wirklich. Die Halle war mindestens hundert Meter lang, und mächtige Säulen unterteilten sie in drei Abschnitte. Der letzte, zu dem sie nun gingen, war mit grauen Matten ausgelegt. Ungefähr zwanzig junge Männer in Hosen und der Setziraaversion eines T-Shirts standen an der Längsseite der Halle und betrachteten zwei andere Männer auf der Matte, von denen einer etwas älter als die anderen war, offensichtlich ihr Lehrer.

„Das ist Demmen, unser Meister im Kampf ohne Feuerwaffen", sagte Solden und wies auf den dunkelhaarigen Mann in den Vierzigern, der jetzt in einer fließenden Bewegung den jungen Burschen, der mit ihm auf der Matte war, aushob und auf den Boden schleuderte. Seine Handkante zuckte durch die Luft, auf die Kehle des Jungen zu, hielt aber Millimeter vor ihr an.

„Jeder nimmt sich einen Partner", sagte Demmen. „Zehn Würfe, immer abwechselnd, ich sehe es mir an." Er streckte die Hand aus, und half dem jungen Mann auf die Füße, schob ihn dann zu einem anderen Mann, der noch keinen Trainingspartner gefunden hatte.

„Los, Janden, zieh zu, dass Meraldan mich nicht wieder enttäuscht"

„Ja, Sir"

Sie waren nun an der Matte angelangt, und blieben an ihrem Rand stehen.

Obwohl McKay sicher war, dass mehrere der jungen Soldaten sie gesehen hatten, unterbrach keiner von ihnen das Training oder warf ihnen auch nur einen zweiten Blick zu.

Solden lächelte wieder, als zehn Körper simultan auf die Matte knallten, und nun hatte Demmen ihn offenbar bemerkt.

Er trat an den Rand der Matte, neben Solden, an dessen anderer Seite McKay, Teyla und Sheppard standen, und nickte Solden zu.

„Kommandeur"

„Meister Demmen", sagte Solden.

Demmen warf den Fremden einen kleinen Blick zu, und einen kurzen Moment sah McKay die Neugier in seinen Augen aufblitzen, und wusste, dass er gerne gefragt hätte, dann wandte der Mann seine Aufmerksamkeit wieder den Kämpfern zu.

„Nehmen Sie sich einen Moment Zeit für uns, Meister Demmen", sagte Solden in einem fordernden, wenn auch nicht exakt gebieterischen Ton, und McKay konnte nicht umhin, als sich über die merkwürdige Formulierung zu wundern.

„Natürlich, Kommandeur", sagte Demmen ruhig, drehte sich dann zur Matte und bellte: „Tarkan!"

„JaSir?", sagte ein großer, junger Mann atemlos, kaum dass er seinen Partner losgelassen hatte, der mit einem erstickten Seufzen zur Matte zurücksank.

Solden starrte an beiden vorbei.

„Du übernimmst die Trainingsaufsicht hier, Tarkan, bis ich wieder da bin"

„JaSir"

Demmen drehte sich zu Solden um, der sofort zur gegenüber liegenden Wand strebte, die gute zwanzig Meter von der Matte entfernt war.

„Dies sind Colonel Sheppard, Sergeant McKay und... Teyla Emmagen", sagte Solden schroff. „Sie sind mit Handelsangeboten an uns heran getreten."

Demmen lächelte andeutungsweise, und plötzlich hatte McKay das unangenehme Gefühl, einer genauen Bewertung unterzogen zu werden.

Auf Teyla verweilte der Blick des Mannes etwas länger.

„Da sie voraussichtlich unsere Handelspartner werden, bin ich damit beauftragt worden, ihnen das Wesen unserer Welt etwas näher zu bringen", sagte Solden trocken. „Da sie Soldaten sind, natürlich besonders die Trainingshallen"

„Natürlich", wiederholte Demmen, den Blick immer noch auf Teyla.

„Gibt es irgendein Problem?", fragte Sheppard schließlich.

Solden räusperte sich, und zum ersten Mal wirkte der große Mann etwas unsicher.

„Nun, wir sind selbstverständlich nicht mit den Auswahlkriterien ihrer Welt vertraut, aber bei uns werden Frauen keine Soldaten"

Teylas Augenbraue wanderte in die Höhe, und McKay konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Wie idiotisch musste man sein, um Teylas Fähigkeiten als Kämpfer in Frage zu stellen?

„Oh", sagte Sheppard, und sah einen Moment so aus, als wüsste er nicht, was er sagen sollte. „Ja, das ist bei uns... anders"

Demmen und Solden nickten, sahen aber keineswegs so aus, als wäre für sie damit die Angelegenheit geregelt.

„Nun", sagte Demmen. Er schien einen Augenblick mit sich zu ringen

„Es wäre mir eine Ehre, wenn sie sich von den Fähigkeiten meiner Auszubildenden überzeugen wollen", sagte er dann, und McKay realisierte mit Schrecken, dass er wollte, das sie mitkämpften.

Solden und Demmen sahen sie an, und Sheppard nickte.

„Das wäre es in der Tat, doch ich fürchte..."

„Ich hatte vor, den Colonel noch weiter herumzuführen", sagte Solden ruhig. „Er hat noch Interesse an anderen Sachen als an den Trainingshallen geäußert"

Demmen zog millisekundenkurz die Augenbrauen hoch, sah dann McKay an.

Der öffnete den Mund, ohne die geringste Ahnung zu haben, was er sagen sollte.

„Oh, ich bin sicher, Sergeant McKay würde liebend gern mittrainieren", sagte Sheppard rasch, und McKay spürte, wie sein Gesicht kalt und gefühllos wurde. Oh, Gott, nein...

„Aber ich habe ihn nur mit Mühe für diese Mission gekriegt, Doktor Beckett hatte eigentlich nicht vor, ihn für fit zu erklären, und... " Er ließ den Rest des Satzes in der Luft hängen, und Solden und Demmen nickten, wenn Demmen auch leicht enttäuscht aussah.

Und da kam McKay eine wundervolle Idee.

„Sir", sagte er, und Sheppard brauchte wieder einen kurzen Augenblick, um seine Verwirrung zu überwinden.

„Wenn Sie meinen Vorschlag hören wollen- ich kann zwar nicht mitkämpfen, aber Teyla wäre sicherlich nur allzu gern bereit..."

Sheppard grinste.

Solden und Demmen sahen sich unsicher an, blickten dann zum Colonel, während Teyla einen Blick mit McKay austauschte. Sie lächelte still.

„Selbstverständlich", sagte Sheppard. „Teyla..."

Sie nickte. „Es wäre mir eine Ehre"

XXX

Teyla verschwand in den Umkleideräumen, und McKay wurden ihre Waffen zur Aufbewahrung gegeben.

Als sie zur Matte zurückkehrten, hatten die Männer aufgehört zu trainieren, und standen in einem Halbkreis.

McKay hörte den Burschen, den Demmen die Aufsicht übertragen hatte, reden- oder besser, schimpfen- wie hieß er gleich noch mal? Trakan?

„Was ist hier los?", sagte Demmen barsch. Die Männer stoben praktisch auseinander, stellten sich in einer Reihe auf, und gaben die Blick auf einen jungen Mann frei, der am Boden lag, und sich die blutende Nase hielt.

„Es hat einen Trainingsunfall gegeben, Sir", sagte ...Traken? schnell.

„Das sehe ich", knurrte Demmen, ohne sich sonderlich um den Verletzten zu kümmern. „Steh auf"

Wortlos kam der junge Mann auf die Beine, beide Hände immer noch vor dem Gesicht.

Schon wieder verletzt, Meraldan", sagte Demmen kühl, während Blut auf die Matte tropfte. „Solden, mach das hier weg-" Er wies auf das Blut, und einen kurzen Moment dachte McKay verwirrt, Demmen wolle, dass der Kommandeur die Matte säuberte, doch ein blonder Mann war schon vorgetreten, hatte „JaSir" gesagt, und war in Richtung der Umkleideräume verschwunden.

„Und du", Demmen warf Meraldan einen kurzen Blick zu. „Lass dich zusammenflicken"

„JaSir", kam es etwas undeutlich zwischen blutverschmierten Händen hervor, und der junge Mann ging gesenkten Kopfes von der Matte.

Als er an McKay vorbei kam, strauchelte er etwas, und McKay stützte ihn, ohne nachzudenken.

„Alles in Ordnung?"

„Ja, danke, es geht schon, Sir", würgte der Junge rasch hervor. McKay sah, dass einer seiner Knöchel anschwoll.

Er warf Sheppard einen Blick zu, der sich an Demmen wandte.

„Sind Sie sicher, er schafft es zur Krankenstation?"

Demmen sah so aus, als wollte er gleichgültig die Schultern heben, als Teyla, nun ohne Schuhe und Jacke und mit zurückgebundenem Haar, auf die Matte trat.

„Nun, ich bin mir sicher, niemand möchte dies verpassen", murmelte er, und Sheppard warf ihm einen halb ärgerlichen, halb amüsierten Blick zu. Oh, ihr armen Ahnungslosen...

„Er wird schon die Krankenstation finden"

Meraldan machte Anstalten, loszuhüpfen, und Sheppard seufzte etwas gequält.

„McKay könnte mit ihm gehen. Ich bin sicher, er hat Teyla oft genug kämpfen gesehen"

Demmen sah überrascht aus, nickte aber sofort. „Meinetwegen"

„Sergeant?"

„Ja, Sir"

Meraldan blickte ihm nicht in die Augen, als er sich auf ihn stützte, und McKay seufzte innerlich, als er merkte, wie leicht ihm das „Sir" über die Lippen gekommen war.

Wenn diese Mission vorbei war, ohne dass er eine bleibende Persönlichkeitsstörung davon getragen hatte, konnte er sich glücklich schätzen.

XXX

Der Blutstrom schien nicht versiegen zu wollen, und schließlich lehnte McKay den kreidebleichen Jungen an die Wand, und suchte nach einem Tuch.

Sie hatten die große Halle noch nicht ganz verlassen.

„Hier"

„Danke, Sir", murmelte der Junge, und unterdrückte ein Stöhnen, als er das Tuch an die geschwollene Nase hielt.

Er legte den Kopf zurück, während McKay verlegen daneben stand, und auf den Fußsohlen wippte.

„Schaffst du es weiter?", fragte er dann.

„Ja, natürlich, Sir", beeilte sich der junge Mann zu sagen, und richtete sich zu hastig wieder auf.

„Woa, woa, woa... mach mal langsam", sagte McKay, während er versuchte Meraldan aufrecht zu halten, dessen Beine einknickten.

„Es tut mir sehr leid, Sir", sagte der Junge, und seine Stimme zitterte plötzlich bedenklich.

„Was denn", knurrte McKay.

Meraldan senkte den Kopf, und McKay seufzte und zog ihn wieder in den Nacken.

„Du hast Nasenbluten", sagte er unnötigerweise. „Lass gefälligst den Kopf oben"

„Ja, Sir"

McKay verdrehte die Augen, fasste Meraldan um die Hüfte, und bugsierte ihn aus der Halle.

XXX

Gott, würde er bei dieser Mission aufhören, sich verlegen zu fühlen?

Und:

Hey, es ist wahr. Alle Stühle in einer Krankenstation sind unbequem.

Zwei Betten und ein Vorhang weiter wurde Meraldan verarztet, den McKay die letzten Meter praktisch getragen hatte.

Als sie die Krankenstation betreten hatten (obwohl man in diesem Fall nicht wirklich von betreten sprechen konnte...) war ihnen sofort eine hübsche Frau mittleren Alters entgegen gekommen, die verdächtige Ähnlichkeit mit Meraldan hatte. Ihr nettes Gesicht war weiß geworden, als sie ihren blutenden Sohn gesehen hatte, doch irgendwie... irgendwie... McKay wusste nicht genau, wie er es ausdrücken sollte- es waren nicht- oder zumindest nicht allein- die Verletzungen des Jungen gewesen, die die Frau so erschreckt hatten...

xxx

Der Humor wird zurückkehren, wenn einige Dinge ge/erklärt sind... wichtige Dinge... und dann heißt es:

Fürchte dich, McKay!