Gott, war der Stuhl unbequem.

Nein, er war eigentlich nicht unbequem, er war UNBEQUEM.

Er konnte glücklich sein, wenn nicht- oh. Die blonde Ärztin, die höchstwahrscheinlich Meraldans Mutter war, stand vor ihm. Und sah ihn an. Und er hatte überhaupt keine Ahnung, was sie von ihm wollte.

„Entssschuldigung?", sagte er schließlich, um einiges höflicher, als er es von sich gewöhnt war, und sie errötete und senkte die Augen.

„Soldat...", fing sie leise und zögernd an, und McKay brauchte ein paar Sekunden, um zu merken, dass sie ihn meinte. „Ich... es wäre sehr nett, wenn..." Sie verstummte, rot und bleich zugleich, was McKay nicht sehr gesund erschien. Peinliche Stille währte einige Sekunden, bis McKay schließlich sagte: „Jaa...?"

Die Ärztin sah wieder auf, und nun hatte ihr vorher besorgter Blick etwas regelrecht Gehetztes.

„Mein Sohn..."

„Geht ess ihm gut?", fragte McKay und versuchte, einen Blick auf Meraldan zu werfen, der allerdings noch immer hinter einem Vorhang lag. „Er sschien ein bisschen... zitterig auf dem Weg hier hin zu werden"

„Da- das hat nichts zu bedeuten, wirklich nicht", sagte die Frau rasch, und die roten Flecken auf ihren Wangen glühten.

Oh wow, und ich dachte, ich wäre ein schlechter Lügner...

McKay legte den Kopf schief. Hoffentlich kam die Frau bald zur Sache, denn er hatte wirklich keine Ahnung, wo hier das Problem lag und die ganze Situation begann ihn wirklich zu beunruhigen...

„Hören Ssie, Dr... Meraldan" Sie nickte, Augen groß und .. feucht?

„Ich bin nicht von hier, und ich habe wirklich keine Ah-"

„Oh!" Sie stieß einen kleinen Schrei aus, die Hand vor dem Mund. „Sie sind einer der Fremden?"

„Ja", sagte McKay unbehaglich.

„Oh. Nun,..." Sie sah ihn an, und er beeilte sich rasch zu ergänzen: „Sergeant McKay"

„Vielen Dank, dass Sie meinen Sohn zur Krankenstation gebracht haben, Sergeant"

„Kein Problem", sagte McKay und verdrehte nervös die Finger. „Was wollten Sie nun?"

„Oh", sagte Dr. Meraldan wieder, und dieses mal zerrte es wirklich an Rodneys Nerven. Sie sah ihn unsicher an und zögerte sichtlich.

„Er könnte in Schwierigkeiten kommen, wenn seine körperliche Verfassung bekannt wird", sagte eine kühle Stimme neben McKay und Dr. Meraldan fuhr herum.

„Seto!"

Ein dunkelblonder hagerer Mann in einem hochgeschlossenen weißen Kittel nickte McKay steif zu. „Ich bin Dr. Seto Meraldan, Darvos Onkel"

McKay, der aufgestanden war, weil er es als ziemlich unbehaglich empfand, als einziger zu sitzen (und außerdem- diese Stühle waren wirklich UNBEQUEM), reichte ihm die Hand.

„Sergeant McKay"

Eine kühle, glatte Hand legte sich federleicht für einen winzigen Moment in seine, und der Mann nickte wieder kurz. Seine blassen Augen schienen irgendwo auf einen Punkt auf McKays Stirn fixiert zu sein.

„Was heißt das, er könnte in Schwierigkeiten kommen?", fragte McKay.

Ein Blick streifte ihn.

„Er wurde ausgewählt, Soldat zu werden, weil er die notwendigen körperlichen Fähigkeiten mitzubringen schien"

„Tja", sagte McKay unsicher. „Was isst dann mit ihm los? Ich meine, vielleicht ist er einfach zu sschnell gewachsen, wie alt ist er, ssiebzehn?"

Seto Meraldan hob andeutungsweise die Schultern. „Oder es könnte ein Zeichen von beginnender körperlicher Schwäche sein, weshalb meine Schwester hier möchte, dass Sie darüber Stillschweigen gewahren"

McKay warf der Frau einen Blick zu. Ihre Unterlippe zitterte verdächtig, doch ihr Blick war starr.

„Nun, da er nicht die geistigen Fähigkeiten zu besitzen scheint, Arzt oder Forscher zu werden, schien das Soldatentum die einzige Lösung...", sagte der Mann gleichgültig. „Doch wenn dies wirklich Zeichen einer mangelnden körperlichen Verfassung sind, kann ihm nichts helfen."

Die Hand der Frau war über ihren Mund gerutscht, doch Seto Meraldan fuhr fort, als hätte er es nicht bemerkt.

„Am Ende zeigt sich immer die Wahrheit. Guten Tag" Er neigte den Kopf, und rauschte dann an ihnen vorbei, in eine angrenzende Abteilung.

McKay starrte ihm hinterher, und bemerkte dann, dass die Frau neben ihm zitterte.

„He", sagte er, und gab sein Bestes, freundlich zu klingen. „Ich werde meinen Mund geschlosssen halten"

Große blaue Augen in einem sorgenvollen Gesicht blickten zu ihm auf.

„Danke, Sergeant", sagte sie mit erstickter Stimme. „Ich weiß, dass es eigentlich unverzeihlich und äußerst unüblich war, dass ich mit so einer Bitte an Sie heran getreten bin, und ich hoffe wirklich, Sie bekommen keine Schwierigkeiten-"

Ihre letzten Worten machten McKay grinsen, und er schüttelte seinen Kopf.

„Ich denke nicht. Nichtss dürfte She- Colonel Sheppard weniger interessieren, als ob ich jetzt erzähle, wie ess ihrem Sohn geht, oder ob ich es bleiben lasse"

Dr. Meraldan lächelte ihn an. Ihre Wangen begannen langsam wieder ihre normale Farbe anzunehmen.

„Mutter?"

Sie drehte sich rasch um, und strebte auf das Bett hinter dem Vorhang zu, und McKay folgte ihr in einigen Schritten Abstand.

Meraldan saß ihm Bett, ohne Nasenbluten, doch sah immer noch fürchterlich bleich aus. Der Anblick McKay schien nicht gerade zu helfen, und der Pseudo- Sergeant beeilte sich zu lächeln.

Oh Gott, das tat er in letzter Zeit definitiv zu oft... Was war los mit ihm? Er sprach sogar schon so, als hätte ihm jemand über den Kopf geschlagen...

...nun gut, das verdammte Nuscheln war immer noch nicht ganz weg...

„Meraldan", stieß McKay hervor, und grinste mit zusammengebissenen Zähnen. „Wie geht es dir?"

„Gut, danke, Sir", murmelte der Junge, und sah McKay nicht in die Augen. Dieser seufzte.

„Hör zu, wie ich deiner Mutter schon gessagt habe, ich werde nicht mit einem Schild auf dem steht „Meraldan ist nach dem Training fast zusammengeklappt" in diessem Bunker herumlaufen", sagte er.

Der Kopf des Jungen schoss hoch, und er begann rot anzulaufen. „Danke, Sir", murmelte er wieder.

„Kein Problem", sagte Rodney etwas genervt, und überlegte, ob er dem Jungen auf die Schultern klopfen sollte, doch dann ließ er es lieber bleiben.

„Tja, ich sollte jetzt lieber zurückgehen", sagte er und nickte Dr. Meraldan etwas unsicher zu, die ihn anstrahlte. Sie sah eigentlich ziemlich gut aus, wenn auch bleich wie ein Vampir- Rodney war ziemlich sicher, dass er dagegen sonnengebräunt aussehen musste...

„Um, ja, ich komme mit...", sagte Meraldan und schwang die Beine über den Rand der Pritsche.

„Bist du ssicher?", fragte McKay überrascht. „Eben sahst du ziemlich sso aus, als würdest du bald in Ohnmacht fallen..." Verflucht, verflucht, verflucht! Es hatte überhaupt keinen Sinn, sarkastisch zu sein, wenn man nuschelte. Es war so effizient wie ein Staubsauger plus fünf haarende Katzen.

„Ich muss", sagte Meraldan, und sein Gesicht wurde plötzlich sehr ernst, viel zu ernst für einen siebzehnjährigen Jungen. Seine Mutter warf ihm einen langen, schmerzerfüllten Blick zu.

„Oookay", sagte McKay.

XXX

Meraldan lutschte ein Bonbon, als sie die Krankenstation verließen, und sah etwas besser aus. Allerdings war seine Nase angeschwollen und purpurfarben, was den positiven Gesamteindruck nicht unbedingt verbesserte.

„Wass meintesst du damit, du musst?", fragte McKay.

Der Junge sah ihn unsicher an. „Ich weiß nicht, wie viel ich Ihnen sagen darf, Sir", sagte er langsam. „Wenn die Oberen das mit Ihnen nicht besprochen haben, dann..."

McKay verdrehte die Augen. „Oh ja, besprochen kann man das wirklich nicht nennen..."

Der Junge lachte. „War Dr. Marken anwesend?"

McKay nickte.

„Tja, das Schicksal eines Soldaten... Sir"

McKay starrte ihn an, und spürte plötzlich die Wut der Verzweiflung- er hätte es nicht für möglich gehalten, dass er so etwas mal entwickeln würde- aufsteigen. Er setzte zu einer lange, furchteinflößenden Rede an, doch irgendwie entschloss sich sein neuentwickeltes, gehirnamputiertes Soldaten- Ich ihm einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Warum redet ihr Leute eigentlich immer um den heißen Brei herum?"

„Äh..." Der junge Mann lief leicht rot an und sah in der Tat etwas verschreckt aus, womit McKay nicht gerechnet hatte- der Satz hatte beileibe nicht zu seinen verbalen Glanzleistungen gehört.

McKay starrte Meraldan an. Noch ein Äh...

„Wahrscheinlich liegt es an den kulturellen Unterschieden, Soldat", sagte eine hohe, gelangweilte Stimme ungefähr auf McKays Hüfthöhe.

„Oh, Talo..."

Der zarte Junge neben McKay grinste kurz und sagte dann : „Hallo, Darvo"

McKay sagte gar nichts. Das Kind trug weiße Kleidung, die fast ein bisschen wie eine Uniform aussah- nun, gut, wenn er ehrlich war, hatte jede Kleidung irgendeines Menschen auf diesem Planeten bisher wie eine Uniform ausgesehen, aber achtjährige Kinder in eine zu stecken, ging doch ein bisschen zu weit.

„Oh, Talo, das ist Sergeant McKay, Sergeant, das ist mein kleiner Cousin Darvo..."

Der Kleine schenkte McKay einen kühlen Blick, und der Mann ertappte sich dabei, das er das hässliche Geschöpf mit offenem Mund anstarrte.

Talo sah aus wie ein zu klein geratener, hochnäsiger, langnasiger Elf mit schütteren mausbraunen Haaren. Er hielt sich sehr gerade, die Hände hinter dem knochigen Rücken gefaltet.

„Was ich eben meinte, Sergeant", fing das Ding wieder an. „Die kulturellen Differenzen zwischen unseren Welten scheinen so groß zu sein, dass Sie nicht das wissen, was Darvo offensichtlich erscheint, weshalb er nicht daran denkt, es Ihnen zu erklären" Es machte eine kurze Pause, sah McKay, der immer noch starrte, prüfend an, und fügte dann hinzu: „Weil er diese Sachen für Allgemeinwissen hält."

„Ah", sagte McKay. Er warf Darvo einen kurzen Blick zu, der die kleine Rede überhaupt nicht mitgekriegt zu haben schien.

„Also, wie geht´ s dir, Talo?", sagte der junge Mann.

„Ganz gut, danke der Nachfrage", sagte das Geschöpf steif, und McKay biss sich auf die Unterlippe, um nicht laut herauszuplatzen vor Lachen.

„Hm, gut...", sagte Meraldan- es gab definitiv zu viele Meraldans hier, entschied McKay. Obwohl...

„Dann bist du Dr. Seto Meraldans Kind?", fragte er.

Dann Geschöpf sah ihn überrascht an, dann kehrte die blasierte Miene zurück und es zog die Augenbrauen hoch.

„Nein, ich bin der Sohn von Dr. Keldana Konnan, welche die Schwester von Darvos Mutter ist"

„Ach so" Dann also doch nicht Meraldan. Konnan. Nicht, dass das besser klang...

„Worum ging es denn bei Ihrem Gespräch?", fragte das Ding, und Darvo schwieg eisern.

McKay seufzte.

„Wo sssind die Anderen?", fragte er schließlich, als er keine bessere Formulierung fand.

„Entschuldigung?", sagte das Ding, und erinnerte McKay mal wieder daran, dass er Kinder hasste.

„Ich habe bis jetzt nur Wissenschaftler, Ärzte und Soldaten gesehen", sagte McKay langsam. Es wäre einfach gewesen, den nächsten Satz etwas gehobener zu formulieren, und es wäre auch ganz nett gewesen, dieses blasierte Lächeln aus dem Kindsgesicht zu wischen, doch aus irgendeinem Grund entschied sich McKay dagegen. Diese Hochnäsigkeit, dieser feste Glauben, klüger zu sein, alles sichtbar in diesem zerknautschten, hässlichen kleinen Gesicht- es war irgendwie witzig. „Also, die anderen, die keine Wissenschaftler, Ärzte oder Soldaten sind, wo sind sie?"

Das Ding/Kind sah ihn an, und die Erkenntnis durchfuhr ihn wie ein Blitzschlag.

Meine Güte, so musste sich Sheppard die ganze Zeit fühlen!