„W- was?", brachte er heraus, und hob eine Hand zu seinem schmerzenden Kopf. „Was ist los?"
„W- wir..." Die Augen des jungen Soldaten waren weit aufgerissen, das Weiße schimmerte im Dämmerlicht. „Das mü- müssen Sie sich ansehen, Sir..."
Er half McKay, sich aufzurichten.
„Was zum Teufel..."
Sie waren nicht mehr in dem Beinahe- Jugendherbergenzimmer, sie schienen überhaupt nicht mehr in dem sterilen Untergrundbunkerkomplex zu sein. Es war zwar unterirdisch, soweit McKay das in der Dunkelheit erkennen konnte, doch eindeutig nicht von den Setziraas designed. Ein schwaches, dunkelgrünes Glühen ging von Schlitzen in den Wänden aus, die ungefähr zwei Meter voneinander entfernt waren. Das grünliche Licht beleuchtete spärlich einen runden Raum, konnte aber nicht wirklich die gegenüberliegende Seite erreichen, wo die Schatten etwas tiefer zu sein schienen. Es sah fast so aus...
„Dort drüben geht ein Gang weiter, Sir", sagte Darvo nervös.
„Wie zum Teufel sind wir hier hingekommen?", fragte McKay, und nahm die Hand vom Hinterkopf, als er etwas Warmes und Nasses spürte. Er hielt sie vor sich und konnte etwas in der Dunkelheit glänzen sehen. Verdammt.
„Ich hab keine Ahnung, Sir", sagte der Junge, und plötzlich konnte McKay erkennen, wie ängstlich er war, die Haut selbst im grünlichen Schein unnatürlich hell, die Augen zu weit aufgerissen, der Atem zu schnell.
„Beruhig dich", knurrte er. „Es wird eine Erklärung dafür geben"
Gott, ich hoffe, dass es eine Erklärung dafür gibt, dachte er. Und noch mehr hoffe ich, dass ich herausfinde, wie wir wieder zurückkommen...
„Ja, Sir" Darvo fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und zuckte dann zusammen, als McKay eine Taschenlampe herausholte, und sie einschaltete. Die Decke über ihnen schien glatt und solide.
„Wir sind aber gefallen...", murmelte McKay.
„Ja, Sir", sagte Darvo rasch. „Das habe ich auch gemerkt, Sir"
„Na schön" Er ließ den Lichtkegel der Taschenlampe über die Wände huschen. Glatt, huh, große Überraschung hier, und auch scheinbar solide. Er klopfte versuchsweise dagegen. Solide, ja.
Wenigstens war der Raum groß, sie waren also nicht in der unmittelbaren Gefahr zu ersticken.
Er leuchtete zu den Schatten auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes hinüber, und fand einen Torbogen vor, hinter dem ein Gang weiterführte, ganz, wie Darvo es gesagt hatte. Doch... irgendetwas an diesem Gang...
„Sir?", fragte Darvo nervös, als McKay an ihm vorbei ging, zum Torbogen.
„Das kann doch nicht..." Die Kristalle an dem Kasten an der Wand leuchteten auf, als McKay die Hand davor hielt und so intensiv wie er nur konnte gedanklich um Licht bat, und dann stieß Darvo einen erstickten Schrei aus, den Licht, Licht, Licht flutete plötzlich den Raum.
Antiker. Kreative kleine Bastarde, schafften es immer wieder, einen zu überraschen.
Auch McKay blinzelte heftig, mit tränenden Augen, die sich nur langsam an die plötzliche Helligkeit gewöhnten. Sein Kopfschmerz schien sich zu verstärken.
„Was-?"
„Nur der Lichtschalter, nicht weiter", sagte McKay unnötigerweise.
Das Licht hatte nicht viel mehr enthüllt, als er eh schon wusste. Ja, der Raum war fensterlos, rund, mit glatten, soliden Wänden, und hinter dem Torbogen ging ein Gang weiter, der allerdings noch in Dunkelheit getaucht war.
„Was machen wir jetzt, Sir?", fragte Darvo, und McKay hätte sich beinahe vor die Stirn geschlagen, als ihm sein Funkgerät einfiel. Doch mit einem Gedanken an seinen schmerzenden Kopf ließ er es dann lieber.
Darvo betrachtete ihn hoffnungsvoll, als er Sheppard und Teyla rief, doch nichts als enttäuschende Statik antwortete.
Er schüttelte den Kopf.
„Ich krieg keine Verbindung"
„Oh"
„Tja, dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig..." Er machte eine Kopfbewegung in Richtung des Ganges.
Darvo schluckte sichtlich, nickte dann aber. McKay nahm seine Beretta und gab sie ihm. Für einen Soldaten hielt Darvo sie reichlich ängstlich.
„So entsicherst du sie..."
Nervöses Nicken. McKay seufzte, schaltete das Licht seiner P-90 ein, und trat dann in den dunklen Gang.
XXX
Das Licht brauchten sie nicht, stellte sich rasch heraus. Der Gang erleuchtete sich vor ihnen, genauer gesagt vor McKay. An den Wänden konnte er nun Schrifttafeln sehen, unbestreitbar in der Schrift der Antiker beschrieben, doch vor einer dicken Patina aus Staub bedeckt oder halb zersprungen und praktisch unlesbar. Das einzige, was er hatte lesen können, hatte nicht viel Sinn ergeben. Dicke Brocken Gestein lagen im Gang, und auch die Wände wiesen zum Teil besorgniserregende Risse auf. McKay hatte vor einer Weile zu schwitzen begonnen, und auch Darvos Stirn glänzte verdächtig.
Sie hörten gleichzeitig die Stimmen.
Vor ihnen hatte der Gang eine Kurve gemacht- was schon tausendmal vorgekommen war, McKay begann so langsam an den Antikern zu zweifeln, sie hatten doch sicher auch daran gedacht, dass ein Gang auch irgendwohin führen musste?- und nun pressten sich McKay und Darvo an die Tunnelwand, und McKay bewegte sich Zentimeter für Zentimeter vorwärts, bis er die Stimmen verstehen konnte.
„... müssen vorsichtiger sein mit diesen Experimenten, ich musste heute schon wieder einen Laborunfall vortäuschen, langsam werden die misstrauisch..."
McKay konnte neben sich Darvos Atem stocken hören.
„Nicht mehr lange, und ich versichere dir, wir..."
Ein Prasseln, und dann ruckte der Tunnel. Die Wand hinter McKay und Darvo schien plötzlich einzuknicken, und schleuderte beide nach vorne, McKay auf den Gangboden, und Darvo gegen die gegenüberliegende Tunnelwand. Ein Schrei entfuhr dem Jungen, und McKay hörte ein Knacken durch den Tunnel hallen, und wunderte sich einen Augenblick lang, bis ein glühender Schmerz durch sein Handgelenk schoss.
„Was ist los?", rief die erste Stimme, und dann, die zweite:
„Wer ist da?"
McKay kämpfte sich auf die Füße, und taumelte so rasch er konnte zu Darvo, schlang dann den Arm mit der verletzen Hand um die Hüfte des jungen Mannes, und fasste mit der anderen Hand dessen Arm und legte ihn über seine Schultern.
„Ist jemand verletzt-"
Die Stimme verstummte abrupt. Ein Mann in mittleren Jahren war um die Biegung gekommen, und starrte McKay und Darvo an. Doch seine Verblüffung währte nur kurz.
„Eindringlinge!"
Glücklicherweise begann dann der Raum hinter ihm zu beben, und er taumelte zurück, während McKay und Darvo in die Richtung humpelten, aus der sie gekommen waren.
XXX
Als das Grollen und Prasseln der Felsen verstummte, nahm McKay die Hände vom Kopf. Darvo lag mit dem Oberkörper unter ihm, die Augen weit aufgerissen und der Blick starr.
McKay fasste ihn an der Schulter.
„Darvo?" Er antwortete nicht.
„Darvo!"
Ein Stöhnen. Schwach, aber immerhin ein Lebenszeichen. Die meisten der Lichter im Tunnel waren ausgegangen, nur noch wenige spendeten flackerndes Licht.
Zehn Meter von ihm entfernt, in der vorher noch so glatten Wand des Tunnels, klaffte ein Loch.
„... eh..."
„Was hast du gesagt?" McKay beugte sich zu dem Gesicht des Jungen hinunter, und Darvo wiederholte, etwas lauter.
„Meine Seite... tut weh..."
Vorsichtig, um dem Jungen nicht unnötige Schmerzen zuzufügen, öffnete McKay dessen Uniformjacke und fuhr vorsichtig mit der Hand über Darvos Rippen.
Als er die linke Seite berührte, ließ der Junge ein gurgelndes Stöhnen hören, und zuckte zusammen. McKay schaltete die Lampe seiner P-90 ein, und ließ den Lichtkegel über Darvos Oberkörper wandern.
Ein hässlicher, lila- schwarzer Bluterguss erstreckte sich über die gesamte linke Seite seines Oberkörpers. Aus einiges Hautrissen trat Blut aus, doch der angerichtete Schaden, der sich unter der Haut befand, schien McKay um einiges besorgniserregender zu sein.
„Ist es..." Darvo brach ab und schnappte nach Luft. „Ist es... schlimm?"
McKay blieb stumm, unsicher, was zu sagen war. Der Mann vor ihm war noch ein halbes Kind, doch wenn er ihn nicht bald zu einem Arzt bringen konnte...
„Ich hab schon schlimmeres gesehen", sagte er schließlich, war zwar der Wahrheit entsprach, allerdings nicht besonders beruhigend war.
„Tut... wirklich... weh", flüsterte Darvo, den Blick irgendwo an der Tunneldecke. McKay fasste sein Gesicht, und zwang den Jungen, ihn anzusehen, während er mit der anderen Hand versuchte, das Morphium, was sie bei Missionen in ihren Westen trugen, heraus zu holen.
„Verdammt!" Er hatte sein gebrochenes Handgelenk vergessen, und der Schmerz trieb ihm den Schweiß auf die Stirn.
„...verletzt?", wisperte Darvo.
„Ja", knurrte McKay. „Ist aber nicht..." Er beendete den Satz nicht, sondern wurde mit seiner gesunden Hand in den Westentaschen fündig.
„Ich gebe dir was gegen die Schmerzen"
Darvo zuckte kurz zusammen, als McKay das Morphium injizierte, und entspannte sich dann merklich. McKay ließ das Licht der P-90 über dem Boden wandern, auf der Suche nach der Beretta, wurde aber nicht fündig.
„Dort hinten-" Er zeigte in die Dunkelheit- „ – ist ein Loch in der Tunnelwand"
Er sprach langsam und deutlich, und hoffte, Darvo würde ihn verstehen.
„Ich werde gehen, und schauen, ob ich Hilfe finde. Kannst du..."
„Gehen Sie, ich komme schon klar", flüsterte Darvo zurück, die aufgerissenen Augen unnatürlich groß im aschgrauen Gesicht.
„Ich finde die Beretta nicht..."
„Ich hab sie losgelassen, es tut mir leid..."
„Das muss dir nicht leid tun!", schnappte McKay, ungewollt heftig. Darvo antwortete nicht, er atmete rasch, mit kleinen, rasselnden Atemzügen, die Augen nun halb geschlossen.
McKay legte ihm die unverletzte Hand auf die Schulter.
„Ich bringe Hilfe"
XXX
Das Loch in der Tunnelwand war zu klein, und McKay musste mehrere Gesteinsbrocken zur Seite räumen, unter normalen Umständen schwierig, doch mit der unnützen Hand eine reine Schinderei. Doch ein Blick auf die stille Figur am anderen Ende des Tunnels gab ihm wieder Kraft, und als das Loch kaum groß genug war, leuchtete er hinein und fand auf der anderen Seite einen großen und- leider, diesmal- leeren Raum vor. Er kletterte hindurch, sich den Nacken an den Steinen aufscheuernd und unelegant auf der anderen Seite auf dem Boden landend.
Der Schmerz, der durch sein Handgelenk schoss, ließ ihn beinahe aufheulen. So rasch er konnte, stand er wieder auf, ließ den Lichtkegel über den Raum vor sich wandern.
Er schien rechteckig, und auf der linken, kurzen Seite standen vier... Kisten, grau und metallisch. Als McKay die Hand auf eine legte, glitt ihr Deckel mit einem Zischen zurück, und er sprang zurück.
„Was zum-?"
Der Lichtkegel erfasste eine Tafel an der Wand. Wie auch bei den Tafel zuvor, war diese verdreckt und die Schrift nahezu unleserlich, doch mehrere Worte konnte McKay noch in der Dunkelheit ausmachen.
Er kümmerte sich nicht darum, auch noch den Rest zu entziffern. So schnell wie er konnte, zwängte er sich wieder durch die Öffnung.
Heilung.
Es waren Antiker- Heilkapseln.
Meine Güte, das war ja ein Feuerwerk an Humor.. naja, ich scheine endlich zum Action-Part der Story zu kommen... doch die Trink-Szenen sind gar nicht so weit entfernt, wie es vielleicht scheint!
