Unter dem Gewicht des Junges keuchend, taumelte McKay die letzten Schritte, und legte Darvo dann unsanft in die Heilkapsel. Der junge Mann rührte sich nicht.

„Darvo? Darvo!"

Verdammt! Mit zitternden Fingern tastete er nach einem Puls- und wurde fündig. McKay hatte das Gefühl, als wollten seine Beine vor Erleichterung nachgeben.

„Komm schon..." Er trat einen Schritt zurück, und fuhr dann erneut zusammen, als sich der metallische Kasten mit einen Zischen schloss. Ein leises, stetes Summen wurde hörbar.

McKay sackte gegen einen der anderen Kästen. Das Adrenalin, dass ihn seine Verletzungen nicht spüren lassen hatte, als er Darvo getragen hatte, schwand nun, und sein Kopfschmerz kam zurück, pochend und bohrend, und er legte die unverwundete Hand an die Stirn.

Die andere... ihr bloßer Anblick bereitete McKay Übelkeit. Das Handgelenk war absurd geschwollen, und hatte einen dunklen, violett – blauen Farbton angenommen.

Verdammt. Verdammt! Er konnte nicht-

Halt. McKay erstarrte, als ihm plötzlich eine Idee kam. Warum nicht-?

Er stand auf, langsam, und ließ seinen Blick über die graue Kiste neben sich wandern. Ja, warum nicht? Das war die Lösung! Er würde einfach in diese Kiste klettern- wie in einen Sarkophag, und machte SG-1 das nicht andauernd?

Genauso widerstandslos wie die andere Kapsel glitt auch diese auf. McKay zögerte erst, doch nahm sich dann zusammen. Sein Kopf schmerzte entsetzlich, und wer wusste, wie lange sie hier noch sein würden? Und wer waren diese Fremden? Nein, er würde sich der Technologie der Antiker anvertrauen müssen, wie er es so tat.

XXX

Die Kammer schloss sich, und eine Sekunde, einen kurzen Moment verspürte McKay nichts als Panik, blinde, entsetzliche Panik- dunkel eng dunkel verschlossen- doch der nächste Atemzug brachte etwas Süßes, Goldenes in seine Lungen, etwas, was ganz bestimmt kein Sauerstoff war, und als er zum zweiten Mal einatmete, war er schon halb woanders...

Wirklich, es soll etwas besonders sein", sagte die Frau, und schaute McKay ernst an. „Diesmal haben sie es wirklich zu weit getrieben..."

Ja, ich bin sicher, ich habe da etwas für sie", sagte McKay und versuchte zu lächeln, was mal wieder gründlich misslang. Die Frau schien unsicher zu sein, und er überlegte kurz, ob er das Lächeln, was er für besondere Gelegenheiten gekauft hatte- er war schließlich nie besonders gut mit Freundlichkeit gewesen- aufsetzen sollte, um sie zu überzeugen, entschied sich dann aber dagegen.

Suchen Sie denn eher etwas Kaltes oder gehen Sie mehr in die Richtung Lodernder Wutausbruch...?"

Oh" Sie schien ernsthaft zu überlegen, als hätte sie sich diese Frage nie gestellt, und McKay konnte nur mit Mühe einen genervten Seufzer unterdrücken. Dachten die Leute denn nie nach, bevor sie in seinen Laden kamen? Dachten die Leute überhaupt mal nach?

Nun, ich denke, ich gehe eher so in Richtung Kalter Hass, glaube ich" sagte die braungelockte Frau und lächelte zögernd.

Gut, sehr gut", sagte McKay ungeduldig. „Das hätte ich ihnen auch eher geraten. Diese Lodernden Wutausbrüche sind eher was für die... eh.. körperlich kräftigeren Typen"

Ich verstehe", sagte die Frau. Sie war sehr schlank, beinahe fragil. Aber hübsch, dachte McKay und fragte sich kurz, ob er vielleicht doch besser das Lächeln rausgeholt hätte.

Er griff unter den Tresen und holte einen Schemel hervor, ging dann zu den hohen Regalen hinter dem Tresen und begann sich durch die Pakete zu kramen.

Nein, das nicht... hm... das vielleicht...? Was für eine Augenfarbe haben Sie?"

Wie bitte?"

Was für eine Augenfarbe haben Sie? Blau?"

Nein, wieso?"

Oh, dann können wir das hier vergessen... das wirkt am besten bei einem eisblauen Blick... hm, das? Vielleicht... ah!" Er hielt inne, und drehte sich dann triumphierend zu der Frau um, die vor dem Tresen stand.

Das passt perfekt, da bin ich mir sicher"

Er stieg vom Schemel und verstaute ihn wieder, wandte sich dann an die Frau und schob ihr das Päckchen über die Theke

Die Extrakalte Dusche. Für den Runterputzer der sich gewaschen hat", las sie, und schaute dann McKay an.

Sind Sie sicher?"

Oh, es passt perfekt zu ihnen, absolut!", sagte dieser, und lächelte bemüht. Sie schien immer noch unsicher.

Ich zögere..."

Kaufen Sie zum ersten mal in diesen Gefilden...?", fragte er, im Versuch, das Eis zu brechen.

Ja" Sie lächelte, sah wieder auf die Verpackung, und schien dann zu einer Entscheidung zu kommen.

Gut. Ich nehme es"

Sehr schön, sehr schön", sagte McKay, und öffnete die Kasse.

Wofür soll´ s den sein, wenn ich fragen darf?"

Einige meiner Untergebenen haben sich im Dienst betrunken", sagte die Frau und schnaubte verächtlich.

Ah...", sagte McKay und nahm das Geld entgegen, dass sie ihr hinhielt. „Da kommt das wirklich gut, auf jeden Fall... Tüte?"

Nein, danke", sagte die Frau. Jetzt, da der Deal abgeschlossen war, schien sie ganz erleichtert. McKay hatte das schon bei vielen Erstkunden gesehen.

Die Frau zögerte, und McKay grinste.

Nun, ich hoffe, sie erwarten keine Quittung, nicht wahr?", fragte er. Die Frau zuckte leicht zusammen und errötete.

Natürlich nicht"

Auf Wiedersehen, dann", sagte McKay.

Auf Wiedersehen", sagte die Frau und ließ das Päckchen in ihrer Tasche verschwinden, und ging dann aus dem Laden. Die Glocke bimmelte hohl, als sie die Tür schloss, und McKay seufzte. Vielleicht hätte er doch das Lächeln...

Er bückte sich unter den Tresen, und begann nach einen Putzlappen zu suchen. Die Scheibe in der Ladentür war mal wieder komplett eingestaubt, und manchmal zahlte es sich wirklich aus, zu wissen, wer einen besuchen kam...

Die Ladenglocke bimmelte.

Eine Sekunde", brummte McKay, und quietschte dann vor Schreck, als ihm eine starke Hand am Genick packte.

Nicht doch", sagte eine amüsierte Stimme. „Wir verdienen, sofort bedient zu werden, nicht wahr, Jungs?"

Oh- ich-", stammelte McKay und wand sich ihm harten Griff des Polizisten.

Der Anführer der kleinen Truppe grinste. Anders als seine Kollegen, die alle schusssichere Brustpanzer und Masken trugen, war er mit einem langen schwarzen Mantel bekleidet.

Auf der rechten Seite seines Oberkörper war das schimmernde Emblem der Pegasuscity-Polizei abgebildet, darüber stand in silbernen Buchstaben: W.R.A.I.T.H.

McKay schluckte. Das waren die ganz harten Jungs.

Wie- wie kann ich Ihnen helfen...?"

Der Polizist hatte immer noch keine Anstalten gemacht, ihn auf den Boden zu stellen, und jetzt grinsten sie alle, und McKay spürte, wie ihm der kalte Schweiß ausbrach.

Der Anführer trat ein kleines Stück vor und stützte die Unterarme auf den Tresen.

Oh, ich weiß nicht..." Er grinste. „Was meint ihr, Jungs?"

McKay quiekte, als er mit dem Oberkörper auf den Tresen gedrückt wurde, das Gesicht nur Zentimeter von dem lächelnden Gesicht des Polizisten entfernt.

Ich- ich kann-"

Der Anführer richtete sich wieder auf.

Ach, lass ihn los" Er gestikulierte ungeduldig in Richtung des jungen Wachmanns, und McKay spürte, wie der schreckliche Druck um seinen Nacken verschwand.

D- danke"

Los, rück das Geld raus"

McKays Hände, die sich schon an der Kasse zu schaffen machten, verharrten kurz.

A- alles?"

Ja! Natürlich alles, du Idiot!", zischte der Polizist, und McKay beeilte sich, seine Einnahmen auf den Tresen zu legen.

Danke", sagte der Wachmann und grinste sarkastisch. „Das reicht dann für diesen Monat. Wir kommen bald wieder, nicht wahr, Jungs?"

Die „Jungs" schienen hinter ihren Masken zu grinsen, der letzte schlug McKays Stirn zum Spaß noch einmal gegen das Holz des Tresens, und dann verschwanden sie alle, und die Ladenglocke bimmelte zum Abschied.

McKay ließ sich mit zitternden Knien auf den Schemel fallen.

Verdammt. Das war... Oh, Mann. Dank Gott für die Bestechlichkeit, aber ausgerechnet die W.R.A.I.T.H.- Leute?

Die Ladenglocke erklang erneut, und er fuhr zusammen, aber es war nur Sheppard, sein gelegentlicher Helfer und Informant, außerdem stadtbekannter Frauenmagnet.

Hi, Rodney"

Hey"

Mein Gott, wie siehst du denn aus?", fragte Sheppard, und lehnte sich gegen den Tresen. „Ist was passiert?"

Ich hatte eben Besuch von ein paar W.R.A.I.T.H.- Männern", sagte McKay, und Sheppard erbleichte sichtlich. „Haben mir meine ganze Kasse ausgeräumt, diese Bastarde..."

Sei froh, dass es nur dein Geld war, dass sie wollten", sagte Sheppard, und klopfte ihm auf die Schulter. „Aber dennoch... die kriegen nie genug, verdammte Vampire..."

Und dann war es wieder dunkel, und etwas summte, und er atmete ein und-

„Ich kann nicht mal schwimmen", sagte Radek und sah McKay bittend an. „Wirklich, ich bin nicht der Richtige für diesen Job..."

Ist ja schon gut", knurrte McKay. „Ich werde sehen, was ich machen kann"

Danke", sagte Radek, und zündete sich mit leicht zitternden Fingern eine Zigarette an, hielt die Packung dann McKay hin, der den Kopf schüttelte.

Er sah zu, wie Radek nach draußen ging, um zu rauchen und dabei immer in respektvoller Entfernung von den Jeeps blieb- ein Botaniker hatte es letztes Jahr geschafft, sich in die Luft zu jagen, weil er nahe an den Jeeps Feuer entfacht hatte. Das Equipment war alt, und zu leicht trat Kraftstoff aus- doch es sah nicht so aus, als würde ihnen in absehbarer Zeit Neues bewilligt werden. Die Leute kümmerten sich nicht um den Nationalpark, dachte Rodney manchmal, und wahrscheinlich verachteten sie ihn sogar für die Arbeit, die er leistete...

Er seufzte, und schob einen Stapel Akten beiseite, so dass er wieder auf seine Schreibtischunterlage sehen konnte.

Zur Hölle mit den Wraith. Verdammte Wilderer, sie würden ihm noch seinen ganzen Park kaputtmachen, verdammt noch mal.

Wraith- so hatten sie sie genannt. Es war eine Abkürzung der Worte "wandernde Riesen- Arschlöcher irritieren Tyrannosaurus Rexe- H.". Hank Millers letzte Nachricht...

H." Hank Miller war ein guter Mann gewesen und ein kompetenter Wissenschaftler, das fand sogar McKay, den die Wraith- Wilderer getötet hatten, als er sie auf einem seiner Patrouillengänge überraschte.

Die Abkürzung war eine Art von Respektsbezeugung. Sie erinnerten sich so an ihn, jeden Tag, und wussten, wen sie jagten.

Draußen schmiss Radek seine Zigarette hin, und trat sie sorgfältig aus. McKay beobachtete, wie er sie aufhob und in einen Abfalleimer warf.

Verdammte Wraith. Gottverdammte Wilderer.

Er wusste nicht wirklich, warum es ihn so viel kümmerte. Manche waren dafür geboren, für die Wildnis, für den Dreck und den Schweiß, sie waren Ranger im Grunde ihres Herzens und sie verstanden diese verdammten Dinosaurier wirklich, sie verstanden sie und kannten sie und konnten in ihnen lesen wie in einem Buch. McKay hatte sich nie zu diesen Leuten gezählt. Nein, er wusste es wirklich nicht. Er hatte keine Ahnung, warum er bereit wäre sein Leben aufs Spiel zu setzen, um diese unintelligenten Trampel zu beschützen.

Er seufzte, schaute auf die Uhr, und entschied, dass er noch etwas Zeit hatte. Vielleicht sollte er...?

Aber nein, das würde nichts bringen. Missmutig starrte McKay auf das alte, zerkratzte Funkgerät, dass so oft nur Statik übertrug. Er könnte AntikaCity anfunken und um die neue Ausrüstung bitten- betteln- die schon so lange versprochen war. Aber nein, er würde doch nur wieder ignoriert werden. Die Antiker kümmerten sich nicht um die Dinosaurier.

Ein Klopfen ließ ihn aufsehen.

Rodney?"

Hallo, Teyla"

Die schöne Eingeboren lächelte ihm zu, und McKay stand rasch auf und nahm seine altersschwache Schrotflinte und Munition und folgte ihr dann nach draußen.

Gott, er hoffte fast, sie würden bei dieser Patrouille auf die Wraith stoßen.

Etwas summte, und als er die Arme ausstrecken wollte, berührte er etwas Kaltes und Glattes und er holte vor Schreck tief Luft-

„Weischt du", sagte Ronon, und alle verstummten. Es war das erste Mal an diesem Abend, dass Ronon gesprochen hatte.

Sie warteten also. Und warteten.

Schließlich sagte Sheppard:

Wasch?"

Ronon hob die Augenbrauen und fragte:

Wasch wasch?"

Wasch wolltescht du schagen?", fragte McKay ungeduldig, und Ronon runzelte die breite Stirn und dachte nach.

Isch bin nischt gansch schischer", sagte er schließlich und schien sich dann einen Ruck zu geben.

Weischt du, ob Doktor Kuschanagi einen Partner hat?"

Miko?", fragte McKay und schüttelte langsam den Kopf. Aus den Augenwinkel konnte er sehen, wie Radek schon wieder sein Glas füllte.

Nein"

Gut", sagte Ronon.

Du willst Doktor Kuschanagi um ein Date bitten?", fragte Radek neugierig.

---", sagte Ronon.

Isch glaube, dasch war´sch für heute abend von ihm", sagte Sheppard und grinste.

Nosch ein Gläschen, Rodney?"

Sie tranken, und knallten simultan ihre Gläser auf die Tischplatte.

Doktor Weir ischt dasch Juwel der Pegaschusch-Galaxie", sagte Radek und fiel dann vom Stuhl.


So, hier sind wir wieder beim Humor... ich hoffe, das war jetzt nicht zu verwirrend... oder... durchgedreht. Oh nein, jetzt krieg ich die Vorstellung von McKay als Verkäufer von illegalen Wutausbrüchen nicht mehr aus meinem Kopf...