Ähm, ja. Es geht weiter. Ich werde diese Story zu Ende kriegen. Immerhin hab ich schon ein Ende - oder auch zwei oder drei... die Entscheidung wird noch schwierig...


„Oh", sagte Darvo, mit zu hoher, atemloser Stimme, und dann noch einmal: „Oh. Aber – wie – das- wie...?" Er verstummte, doch seine bleichen Lippen bewegten sich unablässig weiter, während seine Augen plötzlich durch den Raum huschten und verzweifelt nach einer Erklärung zu suchen schienen.

Der Mann, der sich erhoben hatte, betrachtete die Szene unbewegt, die dunklen Augen kühl im ernsten Gesicht, das von braunen Haaren umrahmt war. Er wirkte etwas älter, etwas trauriger, doch -

„Warte!", sagte McKay, und war sich nicht ganz sicher, wen er damit eigentlich meinte. „Warte, sind Sie nicht...? Ist er...?" Er sah zu Darvo hin, und dieser nickte mit dem Kopf, erst langsam, dann immer schneller, die Hände zu Fäusten geballt, und schließlich antwortend:

„Ja – ja, das ist – er muss es sein... Darlan"

„Darlan!", rief der Mann hinter ihnen, und Darvo und McKay zuckten beide zusammen. Der Mann ließ eine Art heulendes Gelächter hören, dass genauso abrupt verstummte, wie es gekommen war, und stieß dann McKay abermals mit seiner Waffe in den Rücken.

McKay stolperte vorwärts.

„Darlan", wiederholte der Mann entzückt, und schien den Namen geradezu zu genießen. „Sieh, was wir mitgebracht haben! Unterirdische!"

„Ich sehe es, Wennen", sagte Darlan, und McKay glaubte, eine Spur von Missfallen aus seinem Tonfall herauszuhören, eine persönliche Abneigung gegen Wennen, vielleicht.

„Unterirdische!", rief Wennen hinter McKay, immer noch mit schrecklicher, falscher Freude in der Stimme. „Unterirdische!"

„Wenn man´s recht betrachtet, seid ihr eigentlich auch Unterirdische, jetzt", sagte McKay und DAS war anscheinend ganz das Falsche.

Er sah etwas blau aufblitzen, und spürte dann wie seine Beine unter ihm einknickten, und der Boden auf ihn zu rauschte. Das letzte, was er hörte, war Darvo´ s Schrei.

XXX

„-nicht tun sollen, natürlich, Sir", murmelte jemand, und McKay blinzelte.

Hell.

„Die Gefangenen dürfen vorerst nicht verletzt werden", sagte ein anderer, und langsam kehrten McKays Erinnerungen zurück – der typisch verrückte Plan des Sich-als-Soldat-Ausgebens, die unterirdischen Gänge, die unterirdischen Irren...

Halt. Vorerst...? Uh-oh.

„Ich weiß, dass du wach bist, Sergeant", sagte Darlan, und McKay öffnete die Augen nun ganz und sah den Mann an, der neben seiner Pritsche saß.

„Was zur Hölle war das?", fragte er.

„Eine Waffe der Vorfahren", sagte Darlan und lächelte schief.

Sich vorsichtig aufrichtend – sein Kopf schmerzte, als stochere jemand mit einem glühenden Eisen drin herum – sah sich McKay um. Der Raum, in dem er sich befand, war leer, mit Ausnahme der Pritsche, auf der er lag, Darlan, der Stuhl auf dem Darlan saß und zwei ziemlich unfreundlich aussehenden Wachen an der schmalen Tür. Keine Fenster. Höchstwahrscheinlich waren sie immer noch unterirdisch.

„Wo ist Darvo?", fragte McKay.

Darlan winkte ab. „In Sicherheit"

„Und das heißt...?" Dieses Mal war das Lächeln noch schiefer, und plötzlich auch um einiges kälter.

„Lass das unsere Sorge sein, Sergeant" Er beugte sich ein wenig vor, faltete die Hände zusammen und stützte sein Kinn auf sie.

„Ich habe ein paar Fragen"

Fragen. Oh Gott. Das war – das war eigentlich zu erwarten gewesen, aber was zum Teufel sollte er sagen? Entschuldigung, ich bin eigentlich gar kein Sergeant, das hier ist alles nur ein Missverständnis, kann ich jetzt bitte nach hause gehen?

„Wer seid ihr Leute?"

„Ich sagte, ich hätte ein paar Fragen", sagte Darlan kalt.

Eine der Wachen trat einen Schritt vor, und McKay sah, dass der Mann leicht humpelte – sein eines Bein war verdreht.

„Er ist so auf die Welt gekommen", sagte Darlan. Er starrte McKay an, als wolle er durch seine Stirn in seine Gedanken sehen.

McKay zögerte. Was, um alles in der Welt, sollte man darauf antworten?

„Aha"

Darlan zog die Augenbrauen hoch. Ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel.

„Aha. Nicht mehr?"

„Was erwartest du, dass ich darauf antworte?", fragte McKay, ehrlich überrascht. „Ich meine, hey, ihr seid die Burschen, die mich hier festhalten, ihr seid die, die im Untergrund leben, und anscheinend ernsthaft ausflippen, sobald man ihnen das sagt, ihr seid –"

Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihn.

Darlan runzelte die Stirn, und nickte dann den Wachen zu.

„Was ist?"

„Sir, es ist Gewelden", sagte einer der Wächter, dessen vorher neutrale Miene nun etwas verrutscht war. Seine Augen huschten unruhig durch den Raum bevor sich sein Blick an Darlan festklammerte.

„Was will er?", fragte Darlan unwirsch. „Ich hatte gesagt, ich will nicht gestört werden!"

„Ich weiß nicht, Sir, aber es scheint wichtig zu sein", sagte der jungen Mann, und Darlan ließ so etwas wie ein Grollen hören, bevor er sich erhob. Mit einem letzten, langen Blick zu McKay verließ er den Raum, die Wachen folgten ihm. Ein schabendes Geräusch verriet einen Riegel, der vorgeschoben wurde.

Und dann war Rodney allein. Und es war dunkel. Und – oh Gott, was war hier los, was machte er eigentlich hier unten, was sollte er jetzt tun?

Was, wenn diese Leute mit den Genii zu tun hatten, was wenn ... was wenn diese Irren ihn foltern würden?

Es war nicht fair. Er war kein verdammter Soldat, er war ein Wissenschaftler, und wo war eigentlich Sheppard, mit seinen dummen Haaren und dummen Grinsen und seinen nützlichen Waffen und wann würde er hier unten eintreffen und ihn, Rodney McKay, retten?

Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn, spürte sein Herz wie rasend in seiner Brust schlagen. Verdammt. Verdammt. Die Dunkelheit schien ihn zu erdrücken, und war hier genug Luft, warum war ihm so heiß, er musste hier raus

Halt. WAS war das gewesen...?

...Gewelden...?

Aber... war das nicht...? Was machte er hier?

Er war doch mit Darvo beinahe verwandt.

Rodney atmete tief durch. Gut, ganz ruhig. Vielleicht war es an der Zeit, mal ein paar Schlüsse zu ziehen.

Also. Diese Leute hier unten – die anderen Unterirdischen schienen nichts von ihnen zu wissen, abgesehen vielleicht von Gewelden. Sie hatten die Laborexplosionen vorgehalten, um ihre Aktivitäten – was für Aktivitäten das nun auch immer waren – zu vertuschen. Nun ja, das bewies, das noch jemand von dem ganzen wissen musste, außer Gewelden, aber eben nicht jeder.

Darvo... vielleicht. Nein, eigentlich nicht, korrigierte sich McKay. Das schien irgendwie unwahrscheinlich. Oh, er wusste, dass er Leute schlecht einschätzen konnte, doch Darvo schien ihm wirklich nicht der richtige Typ für eine Verschwörung plus geheime Untergrundbunker zu sein, und ein Verschwörer würde sich ja kaum lebensgefährlich verletzen, um seine Tarnung zu wahren.

Und diese Leute – McKay beschloss, sie vorerst mal die Geheimen zu nennen – hatten offenbar ernsthafte Aversionen gegen die anderen Unterirdischen. Außerdem schienen außergewöhnlich viele dieser Leute irgendwelche Gebrechen zu haben – der hinkende Wächter, die gebeugte Frau, die er in einem der Gänge gesehen hatte...

Ein Hass auf die Unterirdischen, die die Menschen in lebenswert und Wraithfutter einteilte. Das war zu verständlich, dachte McKay, aber mit plötzlicher – und schrecklicher – Klarheit wurde ihm bewusst, dass sein jetztzeitiger Status als Soldat ihn zu einem Repräsentanten des Systems machte, das sie verabscheuten –

„Hey! Ich bin noch nicht mal einer von euch, verdammt! Ich bin durch das Stargate gekommen, zur Hölle noch mal!", heulte Rodney spontan auf, doch niemand antwortete ihm. Eigentlich hatte er das auch nicht erwartet.

Nun ja. Einerlei. So sehr er auch die Motive der Menschen hier unten verstehen konnte, wie wollten sie es gegen die anderen Unterirdischen schaffen? Sie waren stärker, gesünder, besser ausgebildet – nur Irre würden versuchen, gegen sie anzutreten mit nichts als ihrem Hass.

Oh. Irre. Alles klar. Zu diesem Punkt war er auch schon früher gelangt...

Nur Darlan schien nicht herein zu passen. An Darlan fiel irgendwie alles auseinander. Was zur Hölle machte er hier unten?

McKay seufzte, mit den Händen noch einmal über seine leeren Taschen fahrend. Wenn er nur irgendetwas hätte, den Scanner oder –

Es knirschte, als der Riegel vor der Tür zurück geschoben wurde.