- - CUT INTO - -

Das dämmrige Licht der Kneipe, in die Larry ihn da geführt hatte, kam Freddy mehr als gelegen. Diese verrauchte, rötliche Dunkelheit verbarg sein Gesicht und die grausame Widersprüchlichkeit, die sich darauf gefährlich deutlich wieder spiegelte. Er dürfte gar nicht hier sein, verdammt! Gut, natürlich war es sein Job, Zeit mit Joe's Leuten zu verbringen, aber rein professionell um Informationen zu sammeln und um Cabot das Handwerk zu legen.
Das er hier gegen 22 Uhr vor dem großen Coup mit Lawrence Dimick ein Bierchen trinken ging, gehörte mit Sicherheit nicht in die Sparte Professionalität!
„Fuck", murmelte Freddy mit zusammengebissenen Zähnen und blieb mitten im Gang stehen.
„Was ist denn?" Larry hielt neben ihm inne.
„Alles okay, kid?"
Freddy öffnete den Mund. Er wollte ganz cool sagen: 'Ja, klar, man, alles Bestens.', aber seine Stimmbänder schienen seinen Versuch, sie zu kontrollieren, zu verlachen.
So konnte er nur mit gesenktem Blick den Kopf schütteln.
„Komm", sagte Larry ganz leise mit einer Sanftheit in der Stimme, die Freddy eine Gänsehaut über beide Arme jagte. Dann spürte er Larrys Hand auf seinem Rücken, die ihn mit leichtem Druck vorwärts führte – quer durchs Lokal bis in eine abgelegene Ecke.
Dort blieben sie stehen, am Rande des Tisches und ohne jegliche Anstalten, sich hinzusetzen.
Larry drehte sich direkt zu ihm, aber Freddy blieb mit dem Bauch zur Tischkante und den Blick verkrampft auf den Boden gerichtet, stehen.
Ihm war kalt. Es war, als würde sein Herz gerade oft genug schlagen, damit er nicht verreckte, aber das Blut kroch durch seine Adern, so zähflüssig, dass es beschissen weh tat.
„Du zitterst." Er antwortete nicht. Er wollte das Larry ging. Er hatte diese ganze Scheiße nicht mehr unter Kontrolle!
„Du zitterst, zur Hölle, was ist denn los!", fragte Larry etwas bestimmter und dann packte er Freddy an den Schultern und mit einer Härte, die knapp an Grobheit grenzte, drehte er ihn zu sich. Nach einem Moment rutschten seine Hände von Freddys Schultern aufwärts zu seinem Hals. Seine Daumen blieben rechts und links auf Freddys Wangen liegen und er zwang ihn aufzusehen.
Es war diese Berührung – diese behutsame Berührung war schlimmer, als das raue Packen an den Schultern, denn sie brannte im Kopf.
Und in Freddy explodierte der Schmerz. Lodernde Wellen eines eisigkalten Feuers verbrannten seinen Körper von innen heraus. Freddy verzog das Gesicht und kniff die Augen zusammen.
Er spürte, wie Larrys sich, ohne die Hände wegzunehmen mit seinem ganzen Oberkörper noch näher zu ihm vorbeugte. Und obwohl er Unbehagen fühlen sollte, bei solcher Nähe eines Kriminellen, fühlte er nur eine berauschende Spannung.
„Hey kid...", flüsterte Larry ganz sanft an seinem Ohr und dennoch tat ihm der Klang dieser Stimme weh...so weh...weil er sie liebte... Und es nicht durfte...verdammt noch mal! Er durfte einfach nicht!
„Sprich es aus. Dein Leid verschwindet nicht, wenn du die Augen schließt, weißt du..."
Freddy öffnete sie daraufhin überrascht. Dieser Satz...Wahnsinn...wie verdammt wahr!
'Du bist ein beschissener Raubmörder, gottverdammt noch mal! Du darfst nicht solche sensiblen, wunderschönen Sachen sagen!', schrie es in seinem Kopf und Freddy unterdrückte gerade noch einen Schrei, sodass es nur ein winziges, hohes Wimmern wurde. Larry reichte dieser verzweifelte Laut, um ihn in eine Umarmung zu zerren.
Freddy zog überrascht die Luft ein. Das durfte nicht sein! Er durfte es einfach nicht zulassen.
Er wollte sich befreien, stemmte sich dagegen, aber Larrys Arme ließen ihn nicht los, als wüssten sie, dass sein Kopf fliehen wollte, aber sein Herz diese Umarmung brauchte...
Diese Wärme...Freddy musste es sich eingestehen – er konnte nicht ignorieren, wie beinah augenblicklich die Kälte aus seinem Inneren wich – hier, in dieser wärmenden Nähe.
Und Freddy ließ los. Er ließ einfach los. Er ließ das Wissen los, dass er ein Bulle und dieser Typ ein Killer war. Er ließ das Pflichtgefühl los; die Polizeiethik.
Sein Kopf sank auf Larrys Schulter. Und zum Teufel, Freddy schwur, dass er ihn Lächeln spüren konnte.
Er, dieser kriminelle Bastard, den, den er zusammen mit den Cabots zur Strecke bringen wollte, genau der strich jetzt mit der rechten Hand durch Freddys Haare; die Fingerspitzen berührten immer wieder seinen Nacken und hinterließen eine elektrisierende Gänsehaut..
Dieses Gefühl...dieses bitterschöne Gefühl, dass nicht sein durfte...
Freddy biss die Zähne zusammen.
Larry hatte schon recht: Der Konflikt würde nicht verschwinden, wenn er die Augen schloss, aber...er atmete tief, ganz tief ein und presste sein Gesicht fest an Larrys Hals...aber für heute Nacht...nur für diese eine Nacht würde er es versuchen. Er vergrub seine gesamte linke Gesichtshälfte in Larrys Nacken. Dieser Geruch...
Freddys Herz wurde ganz schwer – nicht vor Schwermut, sondern ganz getränkt und vollgesogen von der intimen Geborgenheit dieses Augenblicks.
Dieser Geruch...diese Wärme...ein Lächeln legte sich engelsweich auf seine Lippen und mit geschlossen Augen konzentrierte Freddy sich für diesen Moment nicht auf seinen Auftrag, sondern nur auf Larrys Hand, die langsam und sacht von seinem Nacken aus über die Wange strich, zum Kinnknochen hinab und sich schließlich unter sein Kinn legte.
Und ohne das er überlegte, folgte Freddy dem sanften Druck der kam, sein Gesicht hinauf zu Larrys brachte...und dann die Lippen die sich auf seine legten...

- - FIRST CUT FORWARDS - -


War das gut? Geht noch besser. :D
Aber bevor ich die Ereignisse der Nacht beende, kommt ein CUT FORWARDS, d.h. in der nächsten Szene sind wir schon im Lagerhaus, in das Larry den sterbenden Freddy geschleppt hat.
Ja, ja, jetzt kommt die sadomasochistische Abteilung dran.
- - - ich kann nichts dafür, ich bin so! ;)
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