James
Ich liebe unsere regelmäßigen Spieleabende, die überwiegend bei Kara stattfinden. Jeder bringt etwas mit und das Essen lassen wir uns liefern, entweder vom Chinesen um die Ecke oder ich persönlich bevorzuge indisch. Mit einem Sixpack Bier und ab und an mal mit einer Tüte Chips unter dem Arm, mache ich mich üblicherweise auf den Weg. Bei den Spielen wechseln wir zwischen unseren beliebtesten Klassiker ab oder probieren auch mal neue Brettspiele aus. Am witzigsten sind Quizzspiele bei denen wir Zweiter-Teams auslosen und gegen einander antreten. Heute war ich etwas später dran und als sich zu den anderen dazugestoßen bin, waren die Teams bereits ausgelost. Winn hat mir mitgeteilt, dass er mein heutiger Spielebuddy war und ich hab ihm zufrieden über das Los High-Five gegeben. Maggie und Alex, die eng aneinandergeschmiegt auf der Couch saßen, bildeten ein Team und das lies Kara und Lena als weiteres Team übrig.
In Kara's Appartement fühlst du dich immer wohl. Es gibt reichlich zu naschen und die Eiswürfel gehen niemals aus. Ich weiß, wo der Flaschenöffner versteckt ist, wo ich das Chiligewürz finde und bediene mich selbstverständlich an ihrem Geschirr. Die Abende sind gemütlich, Lachen dringt in deine Ohren und ich vergesse den Alltag bei CatCo oder meine Arbeit als Guardian. Es ist der perfekte Gegensatz zu der Hektik des Tages, es ist ein Gefühl von zu Hause. Meine Freunde sind meine Familie und bei ihnen bin ich James oder Jimmy, kann herum albern, bei Problemen helfen oder höre einfach zu. Ich werde hier gebraucht und verstanden und ich finde selbst immer ein offenes Ohr. Meistens blödeln wir viel an unsern Spieleabenden und lachen, bis wir keine Luft mehr bekommen. Es ist easy. Ich korrigiere, es war easy.
„Welches ist der bekannteste Hit der Backstreet Boys?"
„Wer sind die Backstage Boys?"
„Backstreet! Wie kannst du die Backstreetboys nicht kennen?"
„Was haben die erfunden?"
„Es ist eine Boyband, Lena." Kara verdreht kurz die Augen, ehe sie einen träumerischen Ausdruck auf dem Gesicht bekommt. „Die meisten stehen auf Nick Carter, aber ich finde Brian gut. Alex du findest die Backstreet Boys doch auch gut oder?"
„Äh. Sicher Kara. Ich denke schon." Alex macht nicht den Eindruck, als hätte sie eine Ahnung von den Boys. Hallo! Backstreet Boys. Selbst ich weiß, wer die Jungs sind.
„As long as you love me. Das ist mein Lieblingssong," schwärmt Kara und Alex scheint sich nun auch zu erinnern und nickt bestätigend.
Lena faucht. „Und darüber weißt du natürlich alles." Es klingt verbittert und Kara fühlt sich sofort wieder angegriffen.
„Was ist dein Lieblingssong, Lena? Cold as Ice?"
Irritiert über die Reaktion der beiden, runzel ich einen Moment lang die Stirn. Ich überlege, einen coolen Witz einzuwerfen um die Stimmung zu heben oder den Song anzustimmen. Doch ich halte mich zurück. Die Erfahrung hat mir gezeigt, dass es den beiden nicht weiter hilft. Daher höhre ich nicht länger zu. Es ist sinnlos, den Inhalt ihrer Zankerei verstehen zu wollen. Kara und Lena wollen streiten.
Es mag eingebildet klingen, aber anfangs dachte ich, es ginge dabei um mich. Es war so unüblich für die beiden die Stimme gegeneinander zu erheben, dass ich mir nichts anders als Eifersucht vorstellen konnte. Kara ist meine langjährige gute Freundin, aber was soll ich sagen, sie stand damals, als wir uns kennengelernt haben auf mich. Und Lena? Mit ihr hatte ich einige Monate etwas am Laufen. Sie ist ein heißer Feger keine Frage, aber diese Frau ist mir definitiv zu dominant. Ich mag es Frauen zu verführen und ein wenig meine Matchoseite ausleben lassen. Und obwohl ich gerne meine Stärke zeige, bin ich tief in mir sanft. Ich brauche Geborgenheit. Nennt mich Softie. Ernsthaft. Ich bin kein Mann für eine Nacht. Die kurze Beziehung mit Lena war ein ständiger Kampf. Sie wollte nicht öffentlich geküsst werden, fand Händchen halten albern und wurde hibbelig, wann immer ich meine Arme um sie legte. Der Sex war fantastisch, ihr Körper mehr als ein Traum, aber es war einseitig. Ich durfte sie nicht toppen, nicht halten, sie hat niemals Schwäche gezeigt und dann noch diese Superman Sache. Einmal überredete sie mich dazu, dass ich beim Sex einen Superman ähnlichen Anzug trug, den sie selbst entworfen hat. Ich habe ihr Rollenspiel mitgemacht. Sie kam dabei total in Fahrt, was mich immens anturnte, aber sie war mir nie entfernter als in diesem intimen Moment. Ich weiß, nicht was sie gesehen hat. Ich war es nicht. Und ich wusste, egal wie heiß diese Frau auch ist, ich hatte sie niemals wirklich. Auf Dauer war diese Sex Affäre nichts für mich. Es war nicht das, was ich mir wünschte und nicht das, was ich brauchte. Als ich das erkannte hielt ich mich zurück, um es langsam zu beenden. Lena nahm es mehr als gelassen hin. Was mich ein wenig kränkte.
Lena ist für gewöhnlich soft, wenn es um Kara geht. Sie liebt Kara's Eigenschaften, ihre herzliche Art, ihre Frohnatur und Schüchternheit. Kara war eben eine Sorte normaler Mensch in ihrem Leben. Fern ab von dem CEO Gehabe und den Luthor Wurzeln. Als sie die Wahrheit über Kara's zweite Identität ans Licht kam, hat das die Freundschaft zwischen den beiden verändert. Lena reagierte, als hätte jemand ihr Herz gebrochen. So muss es sich wohl für sie angefühlt haben. Ich war immer dafür, dass Kara Lena die Wahrheit sagt. Ich fand mich oft genug zwischen den Stühlen und musste für Kara lügen. Aber ich verstand auch, warum sie es so lange geheim hielt. Wer konnte schon sagen, dass er eine bekannte Celebrity, als beste Freundin hat. Kara wollte das für sich alleine, ohne Supergirl. Ich habe die Freundschaft der beide heranwachsen sehen und war ich anfangs auch nicht unbedingt auf der Luthor Seite, doch ich lies mich bald von Kara überzeugen, dass Lena nichts im Vergleich zu ihrer verrückten Familie war. Kara hat Lena von Tag eins an in Schutz genommen und immer zu ihr gehalten. Die Freundschaft der beiden war strange und deshalb so wunderschön und besonders. Dieser Tage ist davon nichts mehr zu sehen. Lena wirkt, als hätte man ihr das Liebste genommen und manchmal zuckt sie zusammen, wenn Kara ihren Anzug trägt und mit ihr spricht. Sie haben sich beide verändert. Eine ist sturer wie die andere und sie übertreiben beide maßlos.
Auch wenn es mir im Herzen weh tut, halte ich mich mittlerweile zurück, wenn die beiden streiten. Ich bin mehr als einmal zwischen die Fronten geraten und gutgemeinte Ratschläge helfen den beiden nicht weiter. Sie stellen auf Durchzug. Ein Mal bin ich in einen Streit mit reingezogen worden, das war keine angenehme Erfahrung.
Lena hat in den Anzug von Supergirl eine neue Erfindung eingebaut. Es waren kleine Solarzellen, die Sonnenstrahlen auftankten und speicherten. Kara konnte sich somit an dunklen Orten, wenn sie ihre Kräfte ausgepowert hatte, davon bedienen und auftanken. Kara war gerade dabei den Anzug zu probieren und Lena erklärte ihr die Funktion. Kara war beeindruckt und dankte Lena dafür. Dann deutete sie auf einen kleinen Schriftzug auf ihrem Anzug und runzelte die Stirn.
„Wieso steht dort copyright: LeLu?"
„Oh, das ist meine Marke. Das bedeutet Lena Luthor."
Kara wirkte irritiert. „Aber wieso bedruckst meinen Anzug damit?"
„Ich bin Unternehmerin, Darling. Das gehört zum Geschäft. Meine Technologie, meine Marke."
„Du willst Werbung auf meinem Anzug machen? Lena! Ich bin Supergirl. Ich mag das nicht."
„Aber natürlich! Ich hab diese Erfindung nicht als Gefälligkeit für unsere Freundschaft entwickelt, Supergirl. Ich sehe Potenzial darin und hoffe auf mögliche Interessenten. Es ist nichts weiter als ein kleiner Schriftzug in deinem Anzug, werde deshalb nicht albern."
Kara hat empört ausgeatmet und mich dann in die Sache mit reingezogen.
„James. Kannst du bitte Lena hier erklären, dass wir Superhelden unsere Arbeit völlig umsonst anbieten. Wir erwarten keine Gegenleistung, von Menschen, die unsere Hilfe benötigen. Es ist selbstverständlich, dass wir mit unseren Kräften helfen."
„Lena, Kara hat Recht. Wir machen keine Werbung. Das ist uncool."
„Sicher. Aber in Fettbuchstaben ein ‚S' auf die Brust zu schreiben ist okay? Frag das mal Supergirl."
„Es ist das Symbol für das Haus von El welches ich zu Ehren meiner Familie trage. Es stammt von Krypton und hat so vieles an Bedeutung. Aber um es vereinfacht zu erklären, bedeutetet es übersetzt so ähnlich wie ‚stronger together'."
„Ahja. Praktisch, dass es zufällig ein S ist. S wie Supergirl."
Kara verengte die Augen zu schlitzen, und wirkte ernsthaft verärgert. „Ich werde nicht mit deinen Initialen an meinem Anzug herumfliegen, als wäre ich dein Eigentum, dass du zur Show stellen möchtest. James, erkläre du es ihr. Ich verliere sonst die Beherrschung."
„Lena, Supergirl kann sich nicht offen mit deinen Initialen zeigen. Was denkst du, was passiert, falls weitere Menschen auf die Idee kämen. Sponsoren würden Schlange stehen. So läuft die Heldensache nicht. Sie mag es nicht, hat sie außerdem gesagt."
„James, Darling. Hast du dich nicht anfangs ebenso gegen meinen Anzug gewehrt und ihn dann mit mehr als Freude getragen? Erkläre Supergirl bitte, dass ein kleiner Druck meiner Initialen nicht's von ihrem heroischen Gehabe eindämmen wird. Sie bleibt dennoch unser mutiges Strahlemädchen und kann weiter dort draußen herumfliegen und ihre Supertaten vollbringen. Ich bin Lena Luthor. So läuft das nun Mal in der Welt. Die Menschen wissen so oder so, dass ich Supergirl finanziere. Sie braucht keine Angst vor meinen mini Initialen haben, dadurch wird sie nicht zur Luthor, sie bleibt eine Super."
Sie patschte mir aufmunternd ein paar Mal auf die Schulter, als wäre ich ihr Angestellter und lies mich mit Kara zurück. Gott sei Dank war Kara viel zu wütend auf Lena um diese Anzug Sache von mir weitgehend zu hinterfragen. In dem Moment sah ich aus, wie ein Reh, das in Scheinwerfer blickt, darüber bin ich mir sicher. Ich habe meine Lektion gelernt: Stelle dich niemals gegen Lena Luthor. Sie weiß, wie sie dich zum Schweigen bringt.
Zurück ins Hier und Jetzt. Es sieht so aus als würden Kara und Lena verlieren. Winn ist gerade dabei die letzte Frage vorzulesen. Bei der Abschlussfrage dürfen beide zusammen raten, falls sie die Antwort nicht wissen, sind sie raus.
„Bereit für die letzte Frage?" Winn wartet ab bis beide nicken, dann zieht er eine Karte vom Fragenstapel und liest laut vor.
„Welch Brille sitzt auf keiner Nase?"
„Ist das eine Scherzfrage?
„Es ist eine Frage, Luthor." Dieses Mal ist es Maggie, die spricht.
„Oh! Meine Brille, wenn ich Supergirl bin," ratet Kara aufgeregt.
„Sicher Supergirl. Das wird die Antwort sein," erwidert Lena genervt und denkt dann laut nach. Sie ignoriert dabei Kara völlig, die den Mund öffnet und anschließend wieder schließt. „Es muss etwas Technisches sein. Hmm. Da gibt es diese Gleitsichtbrillen aus der Weltraumforschung. Ich habe gelesen, dass diese an den Schläfen mit einem Leichtmetal angebracht werden. Sie berühren keines Falls die Nase. Ich glaube mich zu erinnern es-"
„Lena! Lass das. Konzentriere dich auf die Frage und nicht diesen Technikmist. Wegen dir verlieren wir."
„Jetzt bin ich also schuld? Wer hat hier die meisten Fragen von uns beiden beantwortet? Und wer konnte nicht erklären, wie der Urknall entstanden ist? Und das von einem Alien!"
„Hört auf ihr beiden! Die Zeit ist um. Die richtige Antwort lautet: die Klobrille. Ihr habt verloren und das Verliererteam übernimmt den Abwasch," verkündet Winn und sammelt die Karten ein. Kara seufzt, aber kennt ihre Niederlage an. Sie lacht sogar ein wenig über die Scherzfrage. Das Verliererteam räumt die Küche auf, so ist es geregelt. Lena hingegen, sie nimmt einen Schluck von ihrem Wein und gibt sich völlig cool.
„Ich bin keinesfalls bereit, den Abwasch zu übernehmen. Das nächste Mal möchte ich eine gleichwertige Partnerin."
Lena's Worte treffen Kara tief. Es ist ein Schlag in ihr Gesicht und sie wird weiß wie die Wand. Sie schnappt nach Luft und der Laut, der ihr dabei entkommt, klingt, als würde sie Tränen zurückhalten. Dann stapft sie in Super-Geschwindigkeit los, ist in ihrem Anzug und fliegt aus dem Fenster. Alex versucht ihr hinter her zurufen, doch Kara ist längst weg. Anschließend herrscht Stille. Keiner hat mehr Lust auf ein weiteres Spiel und jeder spart sich den Atem Lena anzuklagen.
Ich sehe zu Lena, die sich die belanglos die Haare aus dem Gesicht streift, die Kara's Luftzug verweht haben. Sie studiert ihre Fingernägel und sagt nichts. Am liebsten würde ich sie schütteln und Fragen, wie sie nur so kalt sein kann. Aber ich lasse es und sehe genau hin und dann erkenne ich es. Unter all ihrer Maske bebt ihre Unterlippe heftig.
Winn
Lena Luthor und Supergirl? Heiß, heißer, am heißesten!
Die beiden sind ein Powerpaar. Lena Luthor, die einflussreichste Frau dieser Stadt, deren Macht sich bis in ihr Outfit widerspiegelt. Und Supergirl, die schöne Stählerne, deren Kräfte jeden Mann an Lena's Seite in den Schatten stellt. Blond und Dunkel der perfekte Mix. Aus diesem Stoff werden Geschichten erzählt. Und ich bin ihr größter Fan.
Ich shippe die beiden. Wer das nicht kennt, sollte im Internet mit dem Browser seines Vertrauens danach suchen. Die Stadt liebt Supergirl und während es tausend FanFiktions über die Stählerne und ihre Heldentaten zu lesen gibt, sind dort auch einige Andere zu finden. Dabei geht es um Supergirl und die Liebe. Dort hat sich eine sehr interessante Konstellation gebildet. Ich rede von meinem Lieblingspaar Lena Luthor und Supergirl.
Als ich auf die erste Geschichte dieser Art gestoßen bin, habe ich bis vier Uhr morgens durchgelesen. Ich war gefesselt, wie in einer anderen Welt und ich konnte nicht aufhören zu lesen. Gab es nun ein Happy End oder nicht? Meine Fingernägel waren vollständig zerkaut. Mittlerweile kann ich nicht mehr genug von diesen Geschichten bekommen und ich drucke diese auf Papier aus und verstecke sie in meiner Nachtschublade. Warum ich die Geschichte auf die altmodische Art ausdrucke? Andernfalls bin ich in Versuchung diese während der Arbeitszeit zu lesen, wie schon ein Mal. Es war wenig los im DEO und ich saß mit kauenden Fingernägel über meinem Handy gebeugt. Supergirl hat Lena aus den Fängen eines Erpressers befreit. Sie hat sie in ihre starken Arme hochgehoben und nach Hause geflogen. Dort hat sich Lena Luthor mit einem Kuss bedankt und als dieser zu mehr führte, hörte ich entfernt meinen Namen rufen. Ich hob meinen Kopf an, nur um die reale Lena Luthor und Supergirl vor mir zustehen zu sehen. Ich war von den Socken.
„Winn, kannst du Lena den Report zu dem Einbruch in der Bakerstreet zeigen. Sieht so aus als, würde Lena den Eigentümer kennen und einen Besuch abstatten."
„W..waass?"
„Den Report für Lena, Winn."
„Lena...und Supergirl..."
„Äh Winn, ist alles in Ordnung, du siehst seltsam aus."
„Supergirl.. und Lena.."
„Winn, du machst mir Angst."
„Lass mich mal, Supergirl."
„Aua. Das tat weh."
„Lena, du kannst Winn doch nicht einfach eine kleben."
„Wieso nicht? Sieh ihn der an. Der Junge ist wieder zurück aus dem La La Land. Habe ich recht?"
„Ja. Danke Lena Luthor. Ich werde den Report sofort ausdrucken."
Ich hab mir die Wange gerieben, aber irgendwie war ich erfreut. Hach, die beiden haben sich wegen mir gestritten. Im Augenblick streiten Kara und Lena ziemlich viel. Meine Meinung? Heißer Stoff! Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
