Hallo, liebe heimlichen und nicht heimlichen Leser!

Ich hoffe, meine Geschichte ist immer noch spannend und ich bekomme mal von allen heimlichen Lesern ein kleines Signal, dass ihr dabei seid.

Amilang: ich hoffe, ich hab dich mit meiner mail nicht verschreckt. Ich war nur so neugierig und mach das auch nie wieder.

Viel Spaß mit dem nächsten Kapitel

Euer Vypox, der Kampfzwerg

Der Unbekannte

„Er hat gesagt, er würde hierher kommen", schloss Haldir seinen Bericht ab.

„Nun, ich bin gespannt, diesen ominösen Unbekannten endlich kennen zu lernen." Amlugûr saß auf einem großen Stein und betrachtete besorgt den Himmel während er das Wort „ominös" schon beinahe bedrohlich betonte.

Das Wetter stand nicht auf der Seite der Gemeinschaft. Der Wind drängte die finsteren Wolken allmählich zu einer einheitlich düsteren Masse am Himmel zusammen, welche dem sandigen und unfruchtbaren Boden der Umgebung drohte, ihn mit Schneeregen zu überschütten. Die Dunkelheit breitete sich noch früher aus als gewöhnlich – für die Orks ein nahezu idealer Zeitpunkt für den Beginn ihrer Jagdzüge. Und wirklich: einige Späher der Gemeinschaft waren bereits zurückgekehrt und berichteten von frischen Orkspuren in der gesamten Umgebung.

Das Lager der Gemeinschaft befand sich in einer strategisch sehr ungünstigen Position In einer viel zu flachen Senke waren Gimli und die Elben ungebetenen Blicken schutzlos ausgesetzt. Es gab hier weder Wasser noch Bäume und auch recht wenig Gras für die Pferde. Tatsächlich hatten sie hier nur wegen der Orkspuren gehalten, die ein Erforschen der Umgebung erforderlich gemacht hatten. Jetzt einen anderen Platz zu suchen wäre schwierig und überaus riskant gewesen – und so wurde die Senke notgedrungen zum Nachtlager der Krieger.

Seufzend versammelte Amlugûr die Gemeinschaft um sich und verteilte die Nachtwachen, doch das Geräusch leiser Huftritte unterbrach ihn dabei. Interessiert schauten alle in die Richtung, aus welcher das Geräusch zu ihnen drang und gewahrten nach kurzer Zeit einen Unbekannten auf einem braunen Pferd. Legolas erkannte ihn sofort wieder und gab Amlugûr ein bestätigendes Zeichen. Ein rascher Blick, ein Nicken, das vielmehr nur ein Senken der Augenlider war – mehr war nicht nötig, um Amlugûr verstehen zu lassen. Der Reiter hatte noch immer seinen langen, dunklen Umhang mit der Kapuze um. Das Pferd war mit einem weißen Wolfsfell gesattelt, woran ein Gurt befestigt war, an welchem sich seine zwei kunstvollen, alten Kurzschwerter, die Legolas schon zuvor aufgefallen waren, befanden. Den Bogen hatte der Fremde auf den Rücken geschnallt.

Gemächlich stieg der Unbekannte von seinem Pferd. Amlugûr erhob sich von seinem Stein und betrachtete den Ankömmling eingehend. Dieser musterte die Gesichter aller Anwesenden einen Moment lang. Legolas und Haldir sah er an, als hätte er beide noch nie gesehen, nur auf Gimli ruhte sein Blick auffällig lange. Kein Lächeln frischte das geschwärzte Gesicht auf. Die kalten, grauen Augen waren vollständig neutral - allen Anwesenden gegenüber.

Niemand ergriff das Wort und fast schien es, als wisse keiner von ihnen, wie man ein solches Gespräch beginnen könne. Schließlich war es der Fremde, der die Stille brach:

„Eine große Reisegruppe ist hier unterwegs – und obwohl ihr ausreichend bewaffnet seid, scheint der Grund der Reise doch kein kriegerischer zu sein, denn um die herumstreunenden Orkhorden zu jagen, seid selbst ihr zu wenige." Die Stimme klang genau so hart und kalt, wie Legolas sie nun schon drei Mal vernommen hatte.

Amlugûr antwortete nicht und wieder vergingen einige lange Sekunden bis Elrohir dem Unbekannten mit einem ungeduldigen Blick auf Amlugûr entgegen rief: „Wir sind nur auf dem Weg nach Süden. Und wohin führt Euch Euer Weg, Fremder?"

„Immer entgegen der Windrichtung", entgegnete der Unbekannte und musterte die Gemeinschaft noch einmal eingehend. Sein Blick blieb missbilligend an Amlugûr hängen, welcher den Unbekannten unhöflich und aufdringlich anstarrte.

„Mein Name ist Elrohir, Sohn Elronds, welcher Herr von Imladris ist. Wie lautet Euer Name?", setzte Elrohir erneut an.

„Agarmaethor ist mein Name und nur so will ich genannt werden." Dabei wandte er seinen Blick nicht von Amlugûr ab und starrte nun ebenso unhöflich und aufdringlich zurück. Amlugûr hielt dem kalten Blick Agarmaethors nicht stand. Er kniff die Augen zusammen und schaute schließlich auf das braune Pferd und die Waffen des Fremden.

„Agarmaethor!", sagte er schließlich sehr schroff. „So sage mir, wessen Blut klebt an deinen Klingen? Das von Orks, Menschen, Halblingen oder Elben?" Er deutete mit der Hand auf die beiden Kurzschwerter.

„An diesen Schwertern klebt das Blut hunderter Kreaturen. Doch es waren die Kreaturen der dunklen Mächte", erwiderte Agarmaethor und starrte weiterhin kalt und ausdruckslos auf Amlugûr.

Legolas fragte sich, ob die beiden gerade einen Kampf darüber austrugen, wer von ihnen unhöflicher und frostiger wäre.

„So hast du für das Töten von Elben nicht diese, sondern deine eigenen Klingen benutzt?", erwiderte Amlugûr prompt und stand dem Fremden plötzlich bedrohlich nahe.

Haldir riss der Geduldsfaden. „Ich kenne den Grund für deine Anschuldigungen nicht und wenn du nichts Konkretes beweisen kannst, dann solltest du Schweigen, denn der Gruppe ist nicht geholfen, wenn ihr beide streitet. Der Fremde ist sicher nicht gekommen, um sich deine Vorhaltungen anzuhören."

„Es betrifft uns alle, wenn ein Elbenmörder unter uns ist. Und ich habe Gründe für meine Annahme...", fauchte Amlugûr.

„Amlugûr von Imladris!", unterbrach Agarmaethor ihn und alle waren überrascht, dass dem Fremden Amlugûrs Name bekannt war. „Nie", rief er laut aus, bevor er leiser weiter sprach, „habe ich, solange ich mich erinnern kann, Elbenblut vergossen – und Ilúvatar ist mein Zeuge!"

Die Stimme des Fremden war jetzt aufgewühlt und ungehalten. Sie wirkte dadurch nicht mehr so kalt und ablehnend, fand Legolas. Doch irgend etwas schwang mit, was er nicht einzuordnen wusste.

„Nun, so reicht dein Gedächtnis wohl nur wenige Monate zurück. Es können nicht viel mehr als acht gewesen sein, als du einen Elben getötet hast, denn nur dadurch kannst du den Beutel mit Heilkräutern, den du Legolas gabst, erhalten haben. Sag mir also... wie kommst du zu etwas, was der Elb, den ich einst kannte, niemals jemandem freiwillig gegeben hätte? Oder ist dir sein Schicksal bekannt, ohne selbst Hand angelegt zu haben?" Amlugûr schien seinen Zorn zu unterdrücken und sich mit seinem letzten Satz um Diplomatie zu bemühen, wohl wissend, dass weitere Anfeindungen zu nichts führen würden.

Tatsächlich wirkte der Unbekannte, als wolle auch er einlenken. Er winkte kurz mit seiner Hand zu Amlugûr und erklärte damit, dass er ihn allein zu sprechen wünsche. Amlugûr folgte dem Fremden misstrauisch, aber nicht zögerlich. Gemeinsam entfernten sie sich von der Gruppe bis ihre Gestalten für Gimli nicht mehr auszumachen waren. Die Elben schauten jedoch wie gebannt dem Geschehen zu.

„Was meinte der Kerl, als er sagte, er wolle nur Agarmaethor genannt werden?", fragte Gimli Legolas schließlich unzufrieden und neugierig.

„Agarmaethor bedeutet Blutkrieger. Ich bezweifle, dass Eltern ihren Kindern einen solchen Namen von sich aus geben würden. Ich nehme an, dass er einen anderen Namen trägt, den er nicht mag oder nicht benutzen möchte und Agarmaethor ist der Name, den er sich selbst gegeben hat. Dies ist nicht wirklich ungewöhnlich." Legolas antwortete Gimli, ohne die Sprechenden aus den Augen zu lassen.

Agarmaethor und Amlugûr standen sich in einem respektvollen Abstand gegenüber und es schien zunächst so, als würde Amlugûr Agarmaethor anschreien. Er gestikulierte wild mit den Armen und beugte sich dabei immer wieder energisch zu dem Unbekannten vor. Der Fremde ließ ihn gewähren und erweckte den Eindruck, als würde er sich die Vorwürfe Amlugûrs reglos und geduldig anhören. Erst als dieser geendet hatte, setzte der Fremde an. Er schien Amlugûr eine sehr lange Rede zu halten und seine Bewegung und Gestik zeugten von einer langen Geschichte, die er wohl erzählte. Amlugûr wirkte dabei sehr interessiert, lief jedoch immer wieder nervös im Kreis und schüttelte den Kopf. Nach einer langen Weile erstarrte er für einige Momente in seinen Bewegungen. Er näherte sich dem Fremden und entfernte sich wieder, als würde er ihn sehr genau von allen Seiten betrachten. Schließlich fasste er sich an den Kopf und ließ sich, als sei er nicht mehr in der Lage zu stehen, zu Boden fallen und blieb sitzen. Der Fremde setzte sich neben ihn und beide führten nun ein langes und ruhiges Gespräch.

Der Verlauf der Unterhaltung zwischen Amlugûr und Agarmaethor machte Legolas neugierig. Was konnte der Fremde Amlugûr mitgeteilt haben, dass dieser nun so friedlich auf dem Boden saß und zu plaudern schien? Seine Gedanken wurden jedoch von einem kurzen Warnruf unterbrochen. Die letzten Späher kehrten zurück und berichteten von einer sich nähernden Orkhorde mit etwa einhundert Kämpfern.

Ohne weitere Absprache eilte Legolas zu Amlugûr und Agarmaethor, um sie von der Gefahr zu warnen. Noch während er sich ihnen näherte verstand er mit jedem Schritt ihre Worte besser. Er brachte es nicht fertig, seine Ohren gedanklich zu verschließen, so sehr interessierte ihn das Gespräch und er lauschte.

„Was soll ich den anderen jetzt sagen?", fragte Amlugûr.

„Die Wahrheit natürlich! Du warst dir bis zu unserem Gespräch nicht darüber bewusst, dass wir uns von sehr viel früher gut kannten. Und das ist die Wahrheit – so kannst du ohne Scham den anderen in die Augen schauen", erwiderte Agarmaethor.

„Nun gut. Ich werde nichts über dich sagen. Wenn jemand etwas wissen will, soll er sich direkt an dich wenden. Und du versprichst mir, dass du niemandem, aber wirklich niemandem gegenüber erzählst, dass ich Zwergenbier liebe." Amlugûr musste fast dabei lachen, aber da bemerkte er Legolas. Mit keiner Miene deutete dieser an, dass er irgendetwas von dem Gespräch gehört hätte. Warum auch? Es gab nichts, was ihm neue Erkenntnisse über Agarmaethor gebracht hätte – und dass Amlugûr Zwergenbier liebte – nun ja, zu gegebener Zeit...

„Yrch!", rief er schließlich schon von weitem. „Etwa einhundert. Sie bewegen sich Richtung Süden direkt auf unser Lager zu. In etwa fünfzehn Minuten sind sie da."

Amlugûr und der Fremde erhoben sich.

„Der Wind kommt aus Südwesten. Wenn wir Glück haben, haben sie uns noch nicht gerochen. Die Hügellandschaft hier ist ungünstig für einen Fernkampf. Du...!" Agarmaethor schaute Legolas streng an.

„Legolas ist sein Name", raunte Amlugûr.

Agarmaethor ignorierte diese Information und fuhr fort: „Nimm dir einen weiteren Krieger und treibe die Pferde etwa 3000 Fuß in Richtung Südwesten. Dort befindet sich ein etwas tieferes Tal zwischen den Hügeln. Da sicherst du die Pferde und bleibst bei ihnen!"

„Verteidige sie, komme was wolle. Die Pferde sind sehr wichtig!", fügte Amlugûr hinzu.

Legolas wandte sich erstaunt und etwas pikiert um, um der Anweisung Folge zu leisten. Dieser Fremde kam einfach und gab Befehle und Amlugûr duldete es! Legolas schüttelte den Kopf während er wieder auf das Lager zueilte. Amlugûr und Agarmaethor folgten ihm kurz danach und schienen noch hastig die Vorgehensweise abzustimmen.

Legolas erreichte die Gruppe und bat Degilrim ihm zu helfen. Gemeinsam sammelten sie die verstreut grasenden Tiere ein. Agarmaethor nahm sich noch seine Kurzschwerter, bevor Legolas auch dessen Pferd zu den anderen trieb. 3000 Fuß waren nicht weit und das Tal, eher als eine Senke zu bezeichnen, war leicht zu finden. Es war nicht wirklich sicher, da es trotzdem nur Hügel waren und die Pferde bei einer Panik leicht die Anstiege bewältigen konnten, aber zumindest waren die Tiere vor Blicken geschützt.


„Ich brauche Freiwillige, die sich in den Nahkampf wagen!", rief Agarmaethor aus, als er die Gruppe erreicht hatte. Gimli hob seine Axt als Zeichen seiner Zustimmung. Auch Elrohir, Elladan, Berion und Galwion meldeten sich.

„Alle anderen teilen sich in zwei Gruppen. Wenn die Orks aus dem direkten Norden kommen, dann haben sie uns schon gerochen. Sie werden ihr Schritte beschleunigt haben. Alle, außer den Nahkämpfern, werden sich auf den Hügeln dort verteilen. Versucht, nicht zu nah beieinander zu stehen, aber doch so nah, um euch gegenseitig mit den Bögen helfen zu können. Die Hügellandschaft eignet sich nicht gut für einen Fernkampf. Wenn die Orks erst erkennen, wo ihr Stellung bezogen habt und ihnen Schaden zufügt, werden sie sehr schnell die Hügel erklommen haben und euch in einen Kampf Mann gegen Mann verwickeln. Bei dieser großen Anzahl von Orks würden wir unterliegen. Daher müssen die Freiwilligen die Orks frontal angreifen. Wir werden sie mit einer solchen Gewalt niedermetzeln, dass sie keinen Gedanken an die Bogenschützen verschwenden können. Es ist ein gefährliches Ablenkungsmanöver und je länger wir die Aufmerksamkeit auf uns ziehen, desto besser für die Bogenschützen. Deshalb dürft ihr nicht schießen, bis der Nahkampf begonnen hat, denn sonst werden sie zu früh auf euch aufmerksam. Das Wetter steht uns hoffentlich bei!"

Agarmaethor winkte den Freiwilligen, ihm zu folgen. Die Bogenschützen stellten sich genau so auf, wie er es ihnen gezeigt hatte und Agarmaethor führte die Nahkämpfer in das Zentrum der beiden Bogenschützenlinien.

„Kauert euch nieder. Sie riechen uns, aber sie sehen schlecht. Je näher sie heranrücken, bis sie uns bemerken, desto besser."

Mit gezückten Schwertern und der Axt Gimlis harrten sie der Orks. Die Elben hatten deren näher kommende Schritte schon längst gehört. Völlig ohne Organisation und laut stampfend eilten die Orks Richtung Süden. Gelegentlich war ein kurzes befehlartiges Grunzen zu hören. Angespannt hielten die Nahkämpfer die Luft an. Es war immer kälter geworden und Gimli konnte jetzt seinen eigenen Atem sehen. Schneeregen begann auf den Boden zu schütten. Das Stampfen der Schritte war jetzt schon ganz nah und selbst Gimli konnte jetzt, trotz der schlechten Sicht, die Spitze des Zuges erkennen. Zu dritt oder zu viert nebeneinander kamen sie, wie ein Schwarm Hornissen, angerannt. Näher kamen sie, immer näher, bis sie schließlich nur noch etwa zehn Fuß entfernt waren.

Agarmaethor erhob sich plötzlich und mit einem lauten Ruf hieb er auf den ersten Ork, der nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte, ein. Das war das Signal für alle. Gimli, Elladan, Elrohir, Berion und Galwion sprangen ebenfalls auf und drangen mit lautem Geschrei auf die Orks ein. Vom Überraschungsangriff der Elben überrumpelt, fielen die ersten der Orks wie Korn bei der Ernte. Gnadenlos schwang Gimli seine Axt. Wegen seiner geringen Größe gelang es ihm immer wieder, mit der Schneide die Bäuche der Kreaturen aufzuschlitzen, die sich windend und schreiend zu Boden fallen lassen wollten, von den hinteren Orks aber nach vorne geschoben und gedrückt wurden. Schließlich wurde jeder gestürzte Ork aus seinen eigenen Reihen durch blindes Zertrampeln getötet. Der Geruch frischen Blutes machte die Orks noch wilder. Sie waren kaum noch in der Lage, ihre Umgebung wahrzunehmen.

Behände rannte Gimli zwischen den sich drängenden Orks hindurch, deren Wutgebrüll inzwischen seine eigenen Kriegsschreie übertönte. Die hinteren Reihen dieser stinkenden Biester versuchten nach vorne zum Kampfgeschehen zu gelangen. Weil aber die vorderen stehen geblieben waren und die Körper zu dicht standen, um sich hindurchzuzwängen, wählten sie den Weg über die Hügel. Darauf hatten die Bogenschützen nur gewartet. Wie ein Regenguss fielen die Pfeile über die Orkhorde und waren vor Schnee und Regen kaum zu sehen.

Agarmaethor, Elladan und Berion hielten standhaft die vorderste Front und blockierten die Weiterbewegung der Orks zu den Pferden hin. Elegant und fließend waren die Bewegungen der Elben. Kaltes Metall durchtrennte Haut und Muskeln der stinkenden Ungeheuer. Zersplitternde Knochen krachten, Blut spritzte in alle Richtungen. Gellende Schreie erklangen in der Finsternis und hallten über die Hügel.

Elrohir und Galwion hatten sich inzwischen getrennt und versuchten am Rande der wütenden Horde vorbeizueilen, um auch die hinteren Angreifer in den Nahkampf zu verwickeln, denn wenn diese nicht bald abgelenkt würden, könnten sie auf die Bogenschützen aufmerksam werden. Während sie sich durchschlugen, surrten immer wieder Pfeile an ihren Köpfen vorbei, die jedoch sicher ihre Ziele trafen und den beiden Elben das Fortkommen erleichterten. Elbenpfeil um Elbenpfeil traf sein Ziel. Ork um Ork fiel dem gnadenlos geführten Kampf der Elben zum Opfer. Schon lichteten sich die Reihen sichtbar. Der Kampf dauerte nun länger als eine Stunde und die Panik unter den Orks griff langsam um sich. Allmählich begannen sie sich zurückzuziehen. Als die Elben glaubten, sie hätten den Sieg davongetragen, formierte sich die Orkhorde plötzlich neu. Aus dem Hintergrund schoben sich drei riesige Gestalten hervor. Sie stießen die Orks beiseite und eilten auf Agarmaethor, Elladan und Berion zu.

„Uruk-hai!", brüllte Elladan, als er sie bemerkte.

„Schießt auf die Uruk-hai! Schießt!", schrie Amlugûr, welcher die Bogenschützen auf das gefährliche Ziel aufmerksam machen wollte, aber seine Stimme wurde von dem Klirren der Schwerter und dem restlichen Kampfgetöse übertönt.

Die Uruk-hai hatten ihre gefährlichen Skimitare in der Hand. Bedrohlich strebten sie nur ein Ziel an: Agarmaethor. Es schien fast, als wüssten sie, dass Agarmaethors Planung und Handlungen für ihre Niederlage verantwortlich war. In Sekundenschnelle waren sie herangerückt und schlugen brutal mit den Fäusten, nicht jedoch mit den Skimitaren, auf Agarmaethor ein. Geschickt wich dieser aus und versetzte den angreifenden Uruk-hai bei jeder ausweichenden Bewegung einen Schnitt oder Stich, nur leider war keine der Verletzungen tödlich. Gewandt ging er in die Hocke, wenn eine Faust in Kopfhöhe schwebte, und stach auf die gepanzerten Beine der Uruk-hai ein. Mehr als einmal wurden ihre Rüstungen von der Kurzschwertschneide durchdrungen – und doch gaben die selbstmörderischen Uruk-hai nicht nach.

Gimli hatte sich wieder einen Weg zwischen den Ork-Körpern frei geschlagen, erleichtert durch deren zunächst begonnene Flucht. Er sah den Kampf Agarmaethors und bewunderte ihn um dessen gleitende, schnelle und präzise Bewegungen. Dabei gab Agarmaethor keinen Laut mehr von sich, während er sich voll auf jede Bewegung seiner Gegner konzentrierte. Einige Sekunden voller Bewunderung und Spannung ausharrend stellte er jedoch erschrocken fest, dass Elladan und Berion mit ausreichend anderen Orks beschäftigt waren und Agarmaethor nicht helfen konnten. So schnell ihn seine Beine trugen, eilte er zu dem Kampfgeschehen hin. Mit kräftigen Hieben schlug er auf den Rücken eines der angreifenden Uruk-hais ein. Er durchbrach dessen Rüstung und konnte dessen Wirbelsäule brechen hören. Mit Erleichterung bemerkte er auch, wie Agarmaethor die Gelegenheit nutzte, um auch den zweiten Uruk-hai eine Schwertspitze in den Hals zu rammen, so dass sich dessen Blut über Gimli und Agarmaethor ergoss.

Die anderen Orks schienen durch das zielstrebige Vordringen der drei Uruk-hai neuen Mut gefasst zu haben. Wieder drängten sie vor. Doch dieses Mal bewegte sich die Horde auf die Hügel zu. Sie hatten die Bogenschützen schließlich doch noch wahrgenommen. Zu groß waren ihre Verluste in den hinteren Reihen gewesen. Doch die Elben waren darauf vorbereitet. Sich gegenseitig Deckung gebend, schossen sie immer auf den Ork, der einem anderen Elben am nächsten war. Doch ein weiterer Nahkampf war nicht zu vermeiden.

Eine Gruppe von etwa fünfzehn Orks näherte sich dem Spalt zwischen Amlugûr und Aneru. Fast wäre es ihnen gelungen, unbemerkt hindurchzuschlüpfen, doch ein Warnruf Elrohirs weckte deren Aufmerksamkeit. Eilig wandten sie sich um und schossen ihre letzten Pfeile der Gruppe Orks hinterher. Etwa die Hälfte fiel unter dem Pfeilhagel, aber die anderen verschwanden zwischen den Hügeln in Richtung Pferdeherde. Amlugûr und Aneru hatten keine Zeit den Orks zu folgen. Das Kampfgeschehen hier war wichtiger. Es durften nicht noch mehr Feinde die Linien durchbrechen. Legolas und Degilrim würden mit den Orks schon umzugehen wissen.


Der Wind blies stärker und der erste Schneeregen fiel zu Boden. Legolas und Degilrim wickelten sich in ihre Mäntel und setzten die Kapuzen auf. Es war eine unangenehme Situation. Der Boden drohte schnell aufzuweichen und würde einen Kampf umso schwieriger machen. Die beiden Elben versuchten, die Tiere zum Hinlegen zu bewegen, aber diese schienen die Gefahr zu spüren. Nervös stampften sie mit den Hufen und tänzelten auf und ab, jederzeit zur Flucht bereit. Legolas beschloss daraufhin, die Tiere zusammenzubinden, damit sie nicht in alle Windrichtungen davonrennen konnten. Der Schneeregen verschlechterte die Sicht auch für Elben zunehmend. Degilrim und Legolas schoben sich zwischen den Pferderücken hindurch. Intensiv damit beschäftigt, die Tiere zusammenzubinden hörte Legolas jedoch die beginnenden Kampfgeräusche zwischen seinen Gefährten und den Orks und wenn er seine Ohren noch mehr spitzte, konnte er sogar die Kampf- und Kriegsschreie Gimlis vernehmen. Er nahm wieder eines der Pferde am Zügel und näherte sich damit sehnsüchtig einige Schritte dem Kampfgeschehen.

„Die Schlacht spielt sich ohne uns ab, Freund", rief Degilrim ihm verständnisvoll zu. „Keine Sorge! Wir haben noch genug Orks zwischen uns und dem Rothornpass, wir werden noch auf unsere Kosten kommen!"

Legolas lauschte angespannt weiter. Wäre nicht der Wind gewesen, er hätte die Entfernung zwischen sich und dem Kampfgeschehen besser einschätzen können, aber der Wind trug die Geräusche nach Norden davon. Dies war auch ein großes Glück, denn wenn die Pferde die Orks gerochen hätten, hätte es kein Halten mehr gegeben.

Seine Aufmerksamkeit vollständig auf die Geräusche des Kampfes gerichtet, bemerkte er nicht, wie sich hinter ihm eine unbekannte Gestalt näherte. Fast lautlos schob sich die Gestalt an den Pferden vorbei. Diese waren noch immer unruhig und ihre Hufe im Schlamm übertönten die kaum hörbaren Geräusche der Schritte. Die Gestalt stand schließlich ganz nah bei Legolas und holte mit ihrem Arm aus. In der Hand hielt sie eine kleine, harte Keule.

Ein seltsames Gefühl einer inneren Kälte erfasste Legolas. Er wusste den Grund dafür jedoch nicht zuzuordnen und schob es auf seine Sorge um die Gefährten. Noch immer wie gebannt schaute er nach Norden und wünschte sich dabei zu sein. Plötzlich sprang das Pferd, dessen Zügel Legolas in der Hand hatte, mit einem Satz zur Seite weg und riss den überraschten Legolas mit. Erst in diesem Moment gewahrte er die Keule, die ihn beinahe getroffen hätte.

Die Kapuze behinderte sein Sichtfeld und so konnte er nur eine schlanke Gestalt erkennen. Ein Elb! Der Gedanke schoss ihm sofort durch den Kopf. Der Unbekannte sah seine Chance vertan. Er wandte sich um und ergriff zu Legolas' Erstaunen die Flucht. Schnell wollte er dem Angreifer hinterhereilen, doch dieser war sehr flink und leichtfüßig zwischen den Pferderücken verschwunden. Legolas versuchte gar nicht, den Fremden zwischen den Pferden zu suchen. Er hätte die Tiere damit nur scheu gemacht.

Er nahm seinen Bogen zur Hand und rief: „Degilrim! Pass auf, da ist ein Pferdedieb unter den Tieren!" Keine Antwort abwartend warf er sich auf den Rücken des Pferdes, dessen Zügel er noch immer in der Hand gehalten hatte und wollte die Herde damit umrunden.

Ein dunkler Schatten verließ auf einem der Tiere die Herde. Es musste der Fremde sein. „Nur ein Pferd!", murmelte Legolas. Er sollte wegen dieses einen Tieres die Herde nicht verlassen, das wusste er. Aber Degilrim war doch auch noch da. Das Tier durfte nicht in fremde Hände fallen.

Ohne weiter zu überlegen folgte er dem Angreifer. Sein Pferd war ausgezeichnet und erst jetzt bemerkte er, dass er auf dem Pferd Agarmaethors saß. Es schien fast so, als wüsste das Tier, in welche Richtung es Laufen sollte und eilte instinktiv dem Fremden hinterher. Der Wind war inzwischen fast zu einem Sturm geworden und Legolas hatte selbst Schwierigkeiten auf den Weg zu achten. Nach etwa fünfzehn Minuten qualvollen Rittes durch den Schneeregen sah er auf einem etwas weiter entfernten Hügel einen Schatten auf einem Pferd. Wäre Legolas nicht ein Elb, die Dunkelheit hätte den Angreifer verschluckt.

Da geschah es. Das Pferd des Unbekannten glitt auf dem schlammigen Untergrund aus und stürzte. Legolas konnte erkennen, wie der Fremde vom Pferderücken geschleudert wurde und den Hang hinunterrutschte. Schnell eilte er auf seinem Tier in Richtung Hang. Er wollte vermeiden, dass der Unbekannte zu Fuß in der Dunkelheit verschwand. Als er den Hügel erreicht hatte, verlor auch sein Tier den Halt. Blitzartig warf sich Legolas vom Pferd auf den Boden, um im Falle eines Sturzes nicht eingeklemmt zu werden, aber der braune Hengst Agarmaethors konnte sich noch ausbalancieren. Dafür glitt Legolas im Schlamm den Hügel herunter und prallte beinahe auf den Unbekannten. Dieser hatte sich inzwischen wieder gesammelt und war gerade dabei, sich vom Boden zu erheben. Als er Legolas auf sich zukommen sah, sprang er noch ein Stück zur Seite und zog dabei wieder die Keule aus seinem Gürtel.

Legolas bemerkte die Bewaffnung, konnte aber in diesem Moment nichts tun. Der Unbekannte sprang mit einem Satz auf ihn zu und wollte ihm die Keule über den Schädel schlagen. Legolas gelang es im letzten Moment, den Schlag mit seinem Unterarm zu parieren. Es schmerzte. Der Angreifer wich wieder zurück. Noch immer von seiner Kapuze im Sichtfeld behindert, riss sich Legolas diese vom Kopf und erkannte, dass der Unbekannte erneut zu einem Angriff anzusetzen schien, aber plötzlich verharrte dieser einen Moment und starrte ihn verwundert an.

Diesen Augenblick nutzte Legolas aus. Er ergriff seinen Dolch und rammte ihn in den Bauch des Unbekannten. Völlig überrascht schaute dieser ihn an, bevor sein Gesicht seiner Wut freien Lauf ließ. Einige Sekunden konnte er sich noch auf den Beinen halten, fiel dann aber in den Schlamm. Legolas drehte ihn auf den Rücken. Er lebte noch, aber es erklang ein lautes Röcheln.

Was auch immer dieser Unbekannte war, Legolas kannte seine Art nicht. „Was bist du?" fragte er, doch als Antwort erklang nur ein Wort, welches Legolas erschien, als sei es Quenya. Er verstand es jedoch nicht. Seine Ohren schmerzen ihm und er fühlte einen kurzen Moment lang, wie erneut Kälte sein Herz durchdrang. Dann lachte der Fremde gehässig und starb.

Legolas lud den Toten auf das freie Tier und versuchte, schnell zu den anderen Pferden zurückzukehren.


Kaum hatten Alatar, Pallando und Curumo das Gebirge verlassen, standen sie in einem großen, dichten Wald. Die Bäume warfen dunkle Schatten über sie. Das Blätterwerk schien fast jeden Lichtstrahl zu rauben und die Stämme der Bäume wirkten durch ihre Knorrigkeit und das verwucherte Moos, welches an ihnen klebte, alt und unbeweglich. Und obwohl dies alles sehr bedrohlich wirkte, zwitscherten die Vögel und Eichhörnchen sprangen an den Bäumen entlang. Dadurch erschien den dreien alles so widersprüchlich und fremd, aber die Wärme, die der Wald an sie weitergab, beruhigte ihre Gemüter und so wanderten sie stetig zwischen den Bäumen hindurch.

Plötzlich bliebt Alatar stehen und lauschte. Vorsichtig zog er sein Schwert und warf Curumo und Pallando einen warnenden Blick zu.

„Ich würde das lassen, wenn ich an Eurer Stelle wäre", ertönte mit einem Mal eine Stimme aus dem Dickicht.

Pallando sah sich verschreckt um. Er konnte niemanden sehen, aber die Stimme kam eindeutig aus einem Gebüsch vor ihnen. Da erhob sich eine Gestalt. Lange blonde Haare fielen ihr über die Schulter und ihre dunkelblauen Augen streiften distanziert aber neugierig über die drei Wanderer. Zwischen den Haaren lugten spitze, aber doch wohlgeformte Ohren hervor.

Pallando riss die Augen auf. „Bist du ein Elb?", fragte er leise. „Du musst einer sein. Du strahlst so eine wunderbar helle Aura aus. Du bist so schön und deine Stimme..."

Nie glaubte er, etwas Schöneres gesehen zu haben, obwohl dies kaum möglich war, denn in Valinor gab es viele Elben und auch an den grauen Anfurten... Doch seine Erinnerungen an Valinor waren verblasst, seit er in seiner neuen Gestalt durch Mittelerde wanderte und so erschien ihm immer wieder alles neu und unbekannt und doch gleichzeitig bekannt und vertraut. Es war ein verwirrendes Gefühl, aber Curumo und Alatar schien es nicht anders zu ergehen.

Der Elb sah ihn verwundert an. „Ihr Menschen seid manchmal so unbedarft", sagte er und obwohl er etwas unfreundlich klang, bewirkte seine weiche und melodiöse Stimme, dass es den drei Wanderern gar nicht so erscheinen wollte. „Ihr lauft hier einfach durch diesen Wald und zieht ein Schwert! Wisst ihr nicht, dass Schwerter hier genau so unbeliebt sind wie Äxte?"

Alatar, der den Elben mit aufgerissenen Augen angestarrt hatte, räumte sein Schwert sofort weg und senkte dann beschämt seinen Kopf. Pallando schaute auf Curumo. Dieser kniff die Augen zusammen und durchbohrte Alatar mit einem ungnädigen und vorwurfsvollen Blick.

„Ihr seid mutig, einfach so hierherzukommen", fuhr der Elb jetzt etwas freundlicher fort. „Die Menschen meiden diesen Wald. Sie fürchten ihn, denn sie glauben, böse Geister würden hier leben und sie verfolgen. Aber sie irren. Es sind die guten Geister, die Baumgeister, denen der Wald gehört und sie werden gehütet von den Ents." Die Augen des Elben leuchteten vor Begeisterung auf, als er sprach und Pallando wurde richtig warm ums Herz.

„Ich finde das sehr bedauerlich", sagte Alatar leise. „Dieser Wald ist doch so schön - geheimnisvoll, aber schön." Er versuchte den Elben anzulächeln, aber die Anwesenheit dieses Elben schien ihn den zu lähmen. Fast könnte man glauben, er raube ihm den Atem.

Der Elb sah sich die drei Reisenden sehr genau an. „Seid ihr denn wirklich interessiert an diesem Wald?", fragte er schließlich.

Zu Pallandos Überraschung nickte Alatar heftig. „Vor allem mein Freund Pallando interessiert sich sehr für Pflanzen und vor allem Kräuter", antwortete Alatar und zerrte an Pallandos blauem Umhang.

Die Augen des Elben funkelten kurz auf. „Dann folgt mir, aber verhaltet euch leise. Wenn ihr stört, werde ich euch persönlich aus diesem Wald schaffen - auf dass ihr ihn nie wieder betretet", flüsterte er und es wirkte trotz seines leisen und singenden Tones wie eine Drohung.

Geschmeidig wie ein Raubtier und doch leicht wie eine Feder bewegte sich der Elb über den Erdboden als er die Reisenden führte. Nur eine Stunde später hielt er an und lauschte. Mit dem Zeigefinger auf dem Mund deutete er den anderen an zu schweigen.

Auch Curumo, Pallando und Alatar lauschten nun, doch niemand konnte etwas hören. Der Elb lächelte mild. Es war das erste Lächeln, welches ihm bisher entglitten war und Pallando und Alatar fühlten sich wie verzaubert. Wieder winkte er und führte die Gruppe zu einer kleinen Lichtung, an deren Rande sie anhielten. Verwundert und erstarrt schauten sie dem Geschehen dort zu.

Mitten auf der Lichtung befanden sich zwei Elben. Sie saßen auf einem Stein und schauten auf einen großen, knorrigen Baum. Mit ihren singenden Stimmen sprachen sie mit ihm. Es war leise, doch die Melodie ihrer Rede drang bis zu den Ohren der Reisenden. Nur für die Worte war ihr Gehör nicht gut genug.

„Ich habe auch wieder ein Gedicht gemacht", sagte der Baum plötzlich.

„Ein Ent!", flüsterte Alatar tief beeindruckt. „Ich wusste, dass Yavanna sie geschaffen hat, aber ich habe noch nie einen gesehen!" Bewunderung und Faszination sprach aus seinen Worten. Auch Pallando nickte beeindruckt.

„Ich ging durch die Fluren von Tasarinan im Frühling.
Ah! Der Duft und die Farben des Frühlings in Nan-tasarion!
Und ich sagte: Dieses ist gut.
Ich zog durch die Ulmenwälder von Ossiriand im Sommer.
Ah! Die Musik und das Licht im Sommer an den Sieben Strömen von Ossir!
Und ich dachte: Dies ist das Beste.
Zu den Buchen von Neldoreth kam ich im Herbst.
Ah! Das Gold und das Rot und das Seufzen der Blätter im Herbst in Taur-na-neldor!
Jeder Wunsch war gestillt.
Zu den Kiefern im Hochland von Dorthonion stieg ich im Winter hinauf.
Ah! Der Wind und das Weiß und das schwarze Geäst des Winters auf Orad-na-Thôn!
Zum Himmel stieg meine Stimme hinauf und sang.
Nun aber liegen all jene Länder unter der Woge,
Und ich wandre in Ambarona, in Tauremorna, in Aldalómë,
In meinem eigenen Reich, im Fangornlande,
Wo Wurzeln tief hinabreichen.
Und die Jahre schichten sich höher als Laub unter Bäumen
In Tauremornalómë."

„Ist das nicht wunderschön?", hauchte Alatar. „So bezaubernd, so rein..."

Die Elben sprachen jetzt wieder mit dem Ent und schließlich sangen sie ihm ein Lied vor. Pallandos und Alatars Sinne waren berauscht von ihren Stimmen.

Gerade als sie geendet hatten, tippte der Elb, welcher ihnen den Weg gewiesen hatte, Alatar auf die Schulter und gab ihnen ein Zeichen, ihm zu folgen. Wieder führte er sie lange durch den Wald und hielt schließlich an.

„Ihr habt genug gesehen – für den Anfang. Ich werde euch nun verlassen und bitte euch darum, uns Elben nicht zu folgen!", sagte er.

„Ich verstehe." Alatar nickte. „Ich verstehe nun, warum die Valar euch Elben so lieben und schützen wollen. Etwas Wundervolleres als euch habe ich noch nie gesehen. Ihr seid wahrlich die Kinder Ilúvatars."

Der Elb sah Alatar befremdlich an. Dann glitt wieder ein Lächeln über sein Gesicht. „Menschen reagieren oft so, wenn sie einen Elben zum ersten Mal sehen, aber sie vergessen dabei, dass auch sie Kinder Ilúvatars sind. Sie können auch viele wunderbare Sachen schaffen. Seht euch doch nur ihre Städte wie Minas-Tirith an! Seit der Zerstörung Ost-in-Edhils hat es so etwas bei den Elben nicht mehr gegeben. Wenn ihr noch nicht dort wart, dann besucht diese Städte."

Lautlos verschwand er im Gebüsch und sie sahen ihn nie wieder.

„Ich würde so gerne die Städte der Menschen hier sehen", sagte Alatar und seine Augen blitzten auf.

„Wir wollten doch eigentlich gemeinsam in den Osten... Wenigstens bis Rhûn", antwortete Curumo. „Ich habe kein Interesse an Minas-Tirith. Was denkst du, Pallando?"

„Ich würde auch gerne in den Osten, aber ich will durch den Düsterwald. Ich will zu König Thranduil und ihn besuchen."

Alatar sah ihn verwundert an. „Gut. Gerne. Noch mehr Elben und Gesänge – das könnte mir gefallen. Willst auch du diese Richtung mit uns einschlagen?", fragte Alatar Curumo.

Seufzend nickte dieser. „Warum nicht. Wir müssen uns doch sowieso mit den Elbenherrschern bekannt machen und gut stellen. Ich zumindest muss das. Ihr geht ja weiter in den Osten..."