Melethil: ja, Dordo ist tot und ich hab das wirklich nicht geschrieben, weil ich unbedingt so ein Pferdequäler sein wollte oder den Lesern die Tränen in die Augen treiben wollte. Aber ich verspreche, sein Tod war nicht umsonst, nur dauert es noch ein bisschen, dass es wieder eine Rolle spielt.
Amilang: Wenn du auch so gegen Amlugûr bist, dann freut die vielleicht dieses Kapitel, denn hier... ach nö! Lies mal selber (grins)
Lessien: (kicher) Ich freue mich, einen neuen Leser dazugewonnen zu haben. Schön, dass es dir so gefällt, dass du nach weiteren Kaps lechzt. Bisher konnte ich immer einmal in der Woche updaten und ich hoffe, das bleibt so und klappt weiterhin.
An alle anderen: Liebe heimlichen Leser! Bitte reviewt mir auch mal und zeigt, dass ihr dabei seid!
Hetzjagd
Die Gemeinschaft bewegte sich weiterhin Richtung Süden. Ihr angestrebtes Ziel war ein etwas größerer Wald, der einzige, der sich neben dem bei Imladris noch an der Westseite des Nebelgebirges befand. Dort wollten sie ihre nächste Rast einlegen.
Legolas hatte seit dem Tode Dordos kein Wort mehr mit Agarmaethor gewechselt. Er weigerte sich ein anderes Pferd als Dordo zu reiten und lief ausschließlich zu Fuß neben Gimli her, welcher sich hinter Rochdil auf dessen Tier platziert hatte und sich an dessen Gürtel festklammerte, wobei er Legolas mit Blicken bedachte, die dieser für Gemisch aus besorgt, amüsiert und gelangweilt deutete.
Nachdem die Gemeinschaft den Zugang zum Rothornpass passiert hatte, war Agarmaethor zwar davon überzeugt, dass ihnen keine Orks folgten, trotzdem schickte sie zur Sicherheit immer wieder einen oder zwei Späher Richtung Norden. Sie selbst eilte oft in südlicher Richtung voraus, obwohl von dort aus eigentlich keine Gefahr zu erwarten war. Nicht selten entfernte sie sich auch nachts und kundschaftete anstatt zu schlafen.
Legolas beobachtete sie unauffällig. Obwohl weibliche und männliche Elben in Stärke und Ausdauer fast gleichrangig waren und im Gegensatz zu den Menschen somit alle von ihnen ähnliche Tätigkeiten verrichten konnten, bewunderte er sie insgeheim für die Energie, die sie aufbrachte. Mit Sicherheit hätte auch er das alles vermocht, Tag und Nacht zu Fuß vorauszulaufen und die Augen und Ohren der Gemeinschaft zu sein und er wäre dabei nicht langsamer oder schlechter gewesen als sie es war. Doch ihm hätte die Motivation gefehlt, ohne auch nur ein winziges Anzeichen von Gefahr so viel Kraft zu verschwenden.
Je länger er sie beobachtete, desto mehr gewann er den Eindruck, dass größtmögliche Sicherheit ein sehr wichtiges Anliegen war, welches mindestens ebenso in ihrer Natur zu liegen schien wie die Unfähigkeit sich auf andere verlassen zu können. Die Ruhe, mit der Amlugûr ihr Verhalten hinnahm, bestätigte Legolas in seinen Vermutungen. Gerade schaute dieser ihr wieder hinterher, wie sie auf einen höheren Hügel eilte und von dort aus nach Süden schaute. Ihr offenes Haar wehte im Wind und die silbernen Strähnen blitzten im Sonnenlicht gelegentlich auf.
„Als sie geboren wurde, müssen die Valar ihr Mondstaub auf die Haare gestreut haben", hörte Legolas Amlugûr leise zu sich selbst sagen.
„Sie ist wirklich sehr schön, nicht wahr?" Rochdil grinste Legolas an und schreckte diesen aus seinen Beobachtungen und Gedanken. Offenbar hatte auch er Amlugûrs leisen Ausspruch gehört und versuchte nun diesen als Anlass für ein Gespräch zu nutzen. Legolas ignorierte ihn jedoch und beobachtete mit Erstaunen, wie Agarmaethor plötzlich hastig noch weiter voraus rannte und schließlich verschwand.
„Nichts kommt dem Glanze des von uns Zwergen so sehr geliebten Goldes näher, als das Haar Galadriels, der schönsten Elbenfrau, die ich je gesehen habe", mischte sich nun auch Gimli ein. „Doch nur weil wir Gold lieben, verschmähen wir Zwerge das Silber nicht und die Haare dieser Herrin hier kommen dem erstaunlich nahe."
Legolas wandte sich um und schmunzelte Gimli an. Dass dieser Galadriel verehrte, war ihm nicht neu, doch dass Gimli nun ähnliches für Agarmaethor zu empfinden schien, amüsierte und verwunderte ihn ein wenig.
„Du nennst sie Herrin?", fragte er. „Siehst du Agarmaethor denn als Herrin?"
Gimli schwieg einen Moment und erwiderte schließlich. „Nicht als Herrin im Sinne einer Königin oder Herrscherin, wie Galadriel. Doch sie scheint so unantastbar und unzerbrechlich... und so selbstsicher. So stelle ich mir eine Herrscherin vor... konsequent und stark."
„Du meinst, du kannst dir nicht vorstellen, dass Galadriel sich in ihre Gemächer zurückzieht, um sich einmal richtig auszuweinen?", fragte Rochdil grinsend und stellte sich Galadriel mit roten und verquollenen Augen vor.
Gimli sah ihn an, als wäre allein dieser Gedanke der größte Frevel und auch Haldir warf Rochdil einen bösen Blick zu. Legolas schwieg dazu. Er hatte bisher niemandem davon erzählt, wie er Agarmaethor am Abend von Dordos Tod vorgefunden hatte und gedachte auch nicht, dies in Zukunft zu tun.
Gimli sprach inzwischen in den höchsten Tönen von „seiner" Herrin Galadriel und man konnte fast den Eindruck gewinnen, sie wäre einem Vala gleich. Obwohl Rochdil an eine elleth gebunden war, schien er sich verpflichtet zu fühlen Gimli etwas entgegenzuhalten und vertrat Agarmaethors Seite als handele es sich um einen Wettbewerb zwischen zwei Konkurrentinnen. Doch im Gegensatz zu ihm war Gimli Galadriel so treu ergeben, dass dieser fast frenetisch seinen Standpunkt vertrat. Irgendwann wurde es Rochdil dann doch zuviel.
„Wäre Galadriel nicht bereits an Celeborn gebunden, dann müsste ich glauben, du würdest um sie werben. Was hättet ihr dann wohl für Kinder? Wie würde diese interessante neue Kreuzung wohl aussehen? Kleine, bartlose Wesen mit Spitzohren? Höhlenbewohner? Vielleicht singen sie am liebsten den ganzen Tag, anstatt schwer zu arbeiten. Wahrscheinlich wären sie auch sterblich!"
Legolas lachte kurz auf. „Wenn du jetzt noch „immer hungrig" hinzufügst, dann haben wir einen Hobbit."
Einen Moment lang herrschte Ruhe, bevor Rochdil in schallendes Gelächter ausbracht. Erst als er sich wieder beruhigt hatte fragte er: „Ja, genau! Doch woher stammen dann die großen, behaarten Füße?"
„Hat jemand außer Celeborn Galadriels Füße schon einmal gesehen? Ihre Kleider sollen sehr lang sein!", warf Aneru lachend von hinten ein.
Auch Haldir schien dem Gespräch gelauscht zu haben und fuhr nun erzürnt auf: „Was fällt euch allen ein? Ihr seid auf dem Weg zu meiner Herrin und sollt dort Gäste sein! Es ist unhöflich und unverschämt, wie ihr diese beiden Damen miteinander vergleicht. Man vergleicht sie überhaupt nicht miteinander. Galadriel ist unvergleichlich, weil sie die Herrin Galadriel ist. Jedes Wort werdet ihr bereuen, wenn ihr erst auf sie getroffen seid."
Sein Ausbruch beendete das Gespräch der anderen und mit zufriedenem Gesichtsausdruck entfernte er sich um weiteren Themen dieser Art auszuweichen.
Legolas richtete seine Aufmerksamkeit wieder nach vorne. Agarmaethor kam gerade zurückgeeilt und begann hastig auf Amlugûr einzureden, welcher ihr vor scheinbar entstehender Panik nicht ins Gesicht sehen konnte. Unruhig rutschte er auf seinem Pferd hin und her und schaute dabei Richtung Süden. Legolas spitzte seine Ohren, aber sie sprachen so leise, dass nichts zu verstehen war.
Mit einigen Handbewegungen winkte Amlugûr schließlich Haldir, Elrohir, Elladan und Mithlondion zu sich heran. Elladan, welcher vom Ende des Zuges her gelaufen kam, eilte an Legolas vorbei und zog diesem dabei am Ärmel, damit er ihm folge. Doch Amlugûr gab Legolas ein unmissverständliches Zeichen, dass er hier und jetzt nicht erwünscht sei.
Legolas' Augen blitzten ihn erzürnt an und auch die anderen waren verwundert über Amlugûr, doch Agarmaethor drängelte als herrsche enormer Zeitdruck und allein deshalb zog sich Legolas zu Gimli zurück.
„Wir sind vielleicht überflüssig", murmelte Gimli enttäuscht, der inzwischen rückwärts über den Pferdehintern auf den Boden geglitten war, um seinem Gesäß einmal eine Auszeit zu gönnen. „Ich würde zu gerne mal mit Agarmaethor ein Wörtchen darüber reden, wie wir beide von Amlugûr immer ausgeschlossen werden, wenn es um Entscheidungen geht. Als ob ich das verdient hätte. Ich war schon vor dem Ringkrieg ein anerkannter Orkjäger und Kämpfer. Und auf den Kopf gefallen bin ich auch nicht", beschwerte er sich weiter.
„Das wäre auch nicht so schlimm gewesen. Bei deiner Körpergröße wäre der Sturz nicht allzu tief und der Schaden gering gewesen", scherzte Rochdil, aber Gimli war nicht nach Scherzen zu mute.
„Ich meine es schon so, wie ich es sage. Was fällt diesem Amlugûr eigentlich ein?"
Legolas schaute verständnisvoll auf seinen Freund. „Amlugûr mag keine Zwerge", sagte er. „Er hätte dich am liebsten genau so wenig dabei wie mich."
„So ein ..." Ihm fehlten die Worte. Legolas wollte Gimli aufmuntern, beugte sich deshalb zu seinem Ohr herunter und flüsterte: „Vielleicht beruhigt es dich, wenn ich dir verrate, dass unser lieber Amlugûr Zwergenbier liebt. Dies habe ich aus sicherer Quelle erfahren. Wenn er dir einmal wirklich dumm kommen sollte, dann wird uns schon ein Weg einfallen, es ihm damit heimzuzahlen. Ich kann es doch nicht zulassen, dass die Leute meines Volkes dich ernsthaft beleidigen."
Gimli schaute Legolas dankbar an.
„Rennt und treibt die Pferde an, so schnell ihr könnt. Folgt Agarmaethor. Es ist wirklich eilig und wir haben keine Zeit zum Diskutieren", rief Elladan laut zu den anderen.
Legolas half Gimli wieder auf ein Pferd und alle folgten eilig Agarmaethor, welche direkt auf das Nebelgebirge und den kleinen Wald am Horizont zusteuerte. Allen war offensichtlich, dass sich aus dem Süden eine Gefahr näherte und Legolas war froh, dass sie noch einige Pferde übrig hatten, denn Gimli wäre bei dem vorgelegten Tempo mit Sicherheit zurückgeblieben.
Legolas schaute nachdenklich auf die hohen und vom Nebel verschluckten Gipfel des Gebirges. Etwas weiter südlich, wenn auch noch ein ganzes Stück weit entfernt, erhob sich der Methdras, der letzte große Gipfel, bevor man schließlich über die Pforten von Rohan auf Isengart getroffen wäre. 'Isengart!', durchfuhr es ihn plötzlich. Waren die dunklen Gestalten Sarumans noch nicht besiegt? Gab es etwa noch Feinde, die sich trotz der Zerstörung Isengarts bis heute versteckt gehalten hatten?
Obwohl sich alle so schnell bewegten, wie sie konnten, trieb Agarmaethor weiter zur Eile an, wobei sie unermüdlich an der Reihe der Reiter und Läufer vorbei lief, als wären diese schneller, wenn sie es jedem persönlich noch einmal sagte. Auf seinen fragenden Blick hin stieß sie nur „Uruk-hai! 150!" hervor und verschwand wieder zu Amlugûr an der Spitze des Zuges.
Legolas erschreckte der Gedanke an einen möglichen Kampf mit ihnen und die Uruk-hai mussten schon sehr nahe sein, wenn Agarmaethor derartig antrieb. Irgendwie war Legolas jetzt dankbar, dass Agarmaethor so vorausschauend und kräftezehrend die südlichen Gebiete untersucht hatte. Ein Kampf mit so vielen Uruk-hai wäre für viele von der Gemeinschaft tödlich verlaufen.
Als sie den kleinen Wald am Rande des Gebirges erreicht hatten, wurden auf Anordnung Agarmaethors alle Pferde von ihren Lasten befreit und in die Ebene getrieben. Jeder nahm, was er tragen konnte und folgte ihr. Sie führte die Gemeinschaft zwischen den Bäumen hindurch zu einem kleinen Bach. Dort hielten sie kurz, jeder füllte seine Wasserflaschen noch einmal auf und trank soviel es ging.
Danach ging es bergauf bis sie zu einem steilen und mit Efeu bewachsenen Felsen gelangten. Agarmaethor machte sich an einer großen Efeuranke, die etwa die Hälfte des Felsens bedeckte, zu schaffen. Ungeduldig riss sie daran herum und es gelang ihr schließlich, kleine, aber benutzbare Stufen, ähnlich denen am Hulsten-Kamm, freizulegen.
„Die Orks riechen die Spur sowieso", murmelte sie dabei, als der Efeu fast völlig zerstört war und nun jeder die Stufen sehen konnte. „Los! Rauf hier!"
Der Aufstieg war nicht hoch, nur über etwa fünfzig Fuß musste man klettern, aber das war schon gefährlich genug. Sie erreichten eine kleinere, steinerne Plattform, die in einer weiteren Felswand endete. Diese war allerdings nicht durch Efeu versteckt und die Stufen waren etwas größer und besser aus dem Stein geschlagen. Agarmaethor stellte sich an den Rand der Plattform und schaute angespannt über den Wald und ein Stück der sichtbaren Ebene im Südwesten. Auch Legolas konnte nun einen Schatten am Horizont erkennen. Schließlich wandte sie sich der Gruppe wieder zu:
„Wie ihr alle vielleicht gehört habt, sind uns 150 Uruk-hai auf der Spur. Sie sind aus dem Süden gekommen und streben gen Norden, möglicherweise ebenfalls zum Treffpunkt am Rothornpass. Wir haben sie zu spät bemerkt und sie werden mit Sicherheit unsere Spuren finden. Zumindest ein Teil von ihnen wird uns folgen. Wie ihr wisst, können sie Tag und Nacht laufen. Auch sie brauchen Pausen, aber sie zeigen nicht die gleiche Schwäche wie andere Orks. Wir müssen uns sehr sputen. Ich kenne einen Pfad über das Nebelgebirge. Ich glaube nicht, dass ihn viele kennen und nutzen, denn er ist beschwerlich, recht lang, unbequem und stellenweise sehr gefährlich, doch er endet genau im Fangorn. Dort wären wir in Sicherheit, denn entweder werden uns die Uruk-hai nicht folgen oder die Ents werden uns hoffentlich helfen, denn die Erinnerungen an Sarumans Zerstörung der Wälder sollte noch recht frisch sein." Sie machte eine Pause und sah Gimli an. „Jeder, der zurückbleibt, bleibt zurück. Wir riskieren unser Leben, wenn wir auf die Langsamen Rücksicht nehmen müssen. Gimli Glóinssohn. Du bist kein guter Läufer. Glaubst du, du schaffst es?"
Gimli schlug sich selbstsicher mit seiner Faust auf die Rüstung. „Ich bin ein Zwerg und in den Bergen geboren. Auf der Ebene oder im Wald, da kann ich nicht rennen, aber zwischen den Steinen, da soll mir mal ein Elb was vormachen!"
Agarmaethor nickte scheinbar zufrieden und die Gemeinschaft setzte sich in Bewegung.
Mit einem kräftigen Stoß schob Haunar eine große Tür auf und er, Odan und Rufur standen auf einem Felsvorsprung. Unter ihnen befand sich ein großes, grünes Tal. Fünfzig Krieger warteten auf ihren Pferden und sahen den dreien erwartungsvoll entgegen.
„Müssen das wirklich so viele sein?", murmelte Rufur. „Ich denke, der Auftrag ist so geheim! Auffälliger geht es wohl kaum!"
„Bizar-kûn war auch dagegen, aber unsere anderen Herren hielten es für nötig. Sie denken, dass es unterwegs größere Auseinandersetzungen geben könnte", erwiderte Odan nachdenklich.
„Natürlich! Wenn wir mit einem halben Heer über die Ebenen rennen, werden wir auch auf andere halbe Heere treffen!" Rufur regte sich auf.
„Die Grünaugen ziehen auch in unsere Richtung. Sie sind schon unterwegs – sagt Bizar-kûn. Wir sollten eilen, damit wir vor ihnen dort sind." Haunar kratzte sich am Kinn. „Ich sehe das nur nicht. Wir sind alle gute Reiter und schaut euch die Pferde an – sie sind kräftig und erholt und die Grünaugen sind zu Fuß... aber... Ich weiß nicht so recht." Mit einer Handbewegung wischte er seine Gedanken beiseite und begab sich zu seinem eigenen Reittier.
Die anderen beiden folgten ihm und setzten sich mit ihm an die Spitze des Zuges. Haunar schaute auf die Krieger und polierte mit seinem Mantel noch einmal stolz seine blitzblanke und eigentlich viel zu strahlende Rüstung.
„Männer! Brüder! Krieger!", brüllte Haunar plötzlich los. „Ihr alle wisst, was uns erwartet!"
Etwas ratlos schauten ihn die Krieger an, aber niemand wagte es, seine Rede zu unterbrechen.
„Die Sonne ist aufgegangen und die Frage besteht, wie viele von denen, die die Sonne aufgehen sahen auch deren Untergang sehen werden. Heute treten wir gegen die mächtigen Grünaugen an. Sie sind sehr stark, doch nur der Tapfere kann siegen, aber ihm leuchtet die Gefahr wie die Sonne. Und so nahm ich eine Ratte aus und ihre Leber war glasklar! Das ist ein gutes Zeichen für unseren Auftrag! Es gibt so viele gute Vorzeichen, dass wir heute nicht mehr aufbrechen könnten, würde ich sie alle aufzählen. Welcher Mann würde jetzt nicht in die Schlacht ziehen?
Fürchtet nicht die ach so schönen Grünaugen! Sie sterben ebenso wie wir. Sie denken, sie wären uns ebenbürtig, doch vor ihnen steht unser halbes Heer! Sie werden erzittern – trotz ihrer Überzahl, doch Mut ist Zahlen überlegen - und sie haben zwei Anführer, das sind zwei zuviel, und wir haben drei! Das ist besser!
Greift zu den Waffen! Nun schlägt die Stunde, da der Mut unseres Volkes unter Beweis gestellt wird! Wer flieht, erringt weder Macht noch Ruhm und nur die Tapferen erfreut ein edler und ruhmreicher Tod! Heute werden die Aasfresser feiern, doch sie werden unsere Feinde verzehren und nicht uns. Ich will in ihrem Blut baden – mindestens eine Woche lang! Sieg! Sieg und Ruhm für unser Volk!", brüllte Haunar.
„Hey, hey, hey!", riefen die Krieger ihm bestätigend aber halbherzig zurück, rasselten mit ihren Waffen und folgten ihm, als er sich in Bewegung setzte.
„Was redest du da für einen Unsinn? Nicht nur, dass wir noch wochenlang unterwegs sein werden... wir ziehen nicht in die Schlacht!", fauchte Rufur Haunar an. „Jedenfalls will ich das nicht hoffen. Du machst den Kriegern ja Angst!"
„Tolle Krieger, wenn sie durch meine Rede Angst bekommen", fauchte Haunar zurück.
„Von deiner Rede bekomme selbst ich Angst! Was heißt hier, das wäre unser halbes Heer? Ich würde vor Angst erzittern wenn das unser halbes Heer wäre. Und seit wann nehmen wir Ratten aus, um uns gute Vorzeichen zu verschaffen?", fragte Odan. „Du hast doch wohl nicht wirklich eine Ratte ausgenommen, oder?" Der Ekel stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Keine Antwort war auch eine Antwort, doch Haunar drehte sich um und brüllte erneut:
„Männer! Merkt euch diese Rede für den Fall, dass wir in den nächsten Wochen auf die Grünaugen oder noch viel schlimmeres Getier treffen."
Der Pfad entsprach Agarmaethors Beschreibung – er war unbequem, beschwerlich und mit vielen Umwegen versehen. Es ging nur bergab oder bergauf, meistens jedoch bergauf. Agarmaethor schien sich hier gut auszukennen und trotz der vielen Umwege führte sie die Gemeinschaft Richtung Osten. Schließlich erreichten sie erneut ein Plateau. Agarmaethor hielt blickte angespannt Richtung Westen. Die Sonne war soeben untergegangen und Legolas fragte sich, wie viele Tage und Nächte sie wohl für die Überquerung des Nebelgebirges benötigen würden.
„Eine Stunde Pause", sagte Agarmaethor. „Ich gehe den Weg zurück und werde sehen, wie groß unser Abstand zu den Uruk-hai ist. Wenn ich in einer Stunde nicht zurück bin, dann geht weiter Richtung Osten über das Plateau und die nächste Felswand hinauf. Dort findet ihr einen Ziegenpfad. Folgt ihm, bis ihr zu einem alten Steingrab kommt. Dort wartet wieder eine Stunde auf mich und geht dann den Weg nordöstlich. Ihr werdet ihn schon erkennen. Irgendwann erreicht ihr eine kleine Höhle, die euch Unterschlupf gewährt. Dort wartet ihr wieder eine Stunde. Wenn ich bis dahin nicht zurück bin, dann bin ich tot und ihr müsst selber sehen, wie ihr euch nach Osten durchschlagt. Gimli sollte die Führung übernehmen, denn er ist der Einzige unter euch, der die Felsen versteht und den richtigen Weg wählen wird."
Sie sagte das, als sei es selbstverständlich, dass es nur ihre Rückkehr oder ihren Tod geben könne. Legolas erschauderte. Ihm schien es fast so, als habe sie in ihrem Leben schon so oft dem Tod ins Auge gesehen, dass ihr alles egal sei, was damit verbunden war. Die Uruk-hai würden sie in Stücke reißen und fressen, wenn sie sie in die Finger bekämen.
Agarmaethor ruhte nicht. Sie drückte Amlugûr das weiße Wolfsfell und ein paar andere Sachen in die Hand und eilte sofort den Weg zurück. Es dauerte nicht lange, da war sie auch schon verschwunden. Legolas setzte sich nieder und holte ein kleines Stück Lembas aus seinem Gepäck. Die Energie dieses Brotes durchfloss sofort seinen ganzen Körper und er fühlte sich sogleich wieder kräftiger. Während er aß beobachtete er, wie Amlugûr sich auf Gimli zubewegte und diesen abfällig ansprach:
„Wie du gehört haben hast, ist Agarmaethor der Meinung, du solltest die Gruppe ab jetzt anführen. Aber ich sehe das anders. Du hast schlechtere Augen und kannst nicht so schnell gehen, wie wir Elben. Ich denke, es ist auch in deinem Interesse, wenn wir schnell vorwärts kommen und ich glaube, dass das nur dann der Fall sein wird, wenn nicht du, sondern ein Elb die Führung übernimmt."
„So? Und dieser Elb bist natürlich du?", fragte Gimli zynisch.
„Nun, es bietet sich an. Agarmaethor und ich bilden sowieso die EIGENTLICHE Führung. Warum sollte nicht auch ich die Führung hier im Gebirge übernehmen? Als Zwerg kletterst du sicherlich gerne auf Felsen herum, aber besonders schnell bist du nicht und die Gefahr, dass du durch dein geringes Tempo die Gruppe aufhältst, ist zu groß. Wir müssten dann unseren eigenen Führer zurücklassen. Du hast ja gehört, was Agarmaethor über das Zurücklassen sagte." Ein bissiges Lächeln huschte über Amlugûrs Gesicht.
„Dir wäre es wohl am liebsten, ich würde hier sitzen und auf die Orks warten, nicht wahr?" Gimli baute sich vor Amlugûr auf und schaute ihm stolz von unten herauf in die Augen. „Dir war doch von Anfang an bewusst, dass ich dabei sein würde. Was ist dein Problem? Hat Elrond dich nicht gefragt, ob du bei den neun Gefährten dabei sein darfst? Oder war es noch schlimmer, weil du ihn gefragt hast und er nicht der Meinung war, du wärst geeignet? Glaubte er, es fehlte dir an Mut oder Stärke? ... Oder Klugheit?"
Amlugûr fuhr ihn wütend an. „Dies hat überhaupt nichts mit Elrond oder dem Ringkrieg zu tun. Zwerge sind mein Problem. Sie waren es, die wegen ihrer Habgier zu tief in den Bergen gruben und das Böse in ihnen befreiten. Zwerge handelten schon immer zum Schaden von Elben, selbst wenn es zunächst oft nicht den Anschein hatte. Wenn ich es entscheiden könnte, ich würde dich nicht mitnehmen. Und schon gar nicht will ich, dass du die Führung übernimmst, denn wer weiß, welch grausame und gefährliche Wege du uns besteigen ließest."
„So? Du würdest mich nicht weiter mitnehmen? Gleich hier zurücklassen würdest du mich?" Gimli war inzwischen so erzürnt, dass er Amlugûr fast anschrie. „Das könnte dir so passen. Am liebsten wäre es dir wohl sogar, wenn ich die Orks damit aufhalte, dass ich sie an meinem Fleisch laben lasse?" Die anderen Elben hatten sich inzwischen um die Streitenden versammelt und hörten interessiert zu ohne sich jedoch einzumischen.
„Nun. So weit habe ich nicht gedacht, aber jetzt, wenn du es so sagst..." Amlugûrs Stimme klang kalt.
Gimli sah Amlugûr nur verächtlich an. „Wenn ich dich so anschaue, dann sehe ich den lebenden Beweis dafür, das Orks von Elben abstammen!", fauchte er schließlich und einige der umstehenden Elben lachten verhalten. „Bitte! Übernimm du doch die Führung. Aber auf meine Kosten und zu deinem Vorteil werde ich nicht zurückbleiben!"
Er wandte sich ab und beendete damit den Streit. Amlugûr begab sich, ohne eine Miene über die kritischen Bemerkungen der anderen Elben zu verziehen, wieder zu seinen Sachen und versuchte in der verbliebenen Zeit etwas Ruhe zu finden. Eine große Aufgabe stand ihm bevor.
Legolas hatte sich den Streit ruhig angehört. Auch er wollte sich nicht einmischen, wusste er doch, dass Gimli sich auch ohne ihn gut zur Wehr setzen würde. Zwar hatte Amlugûr letztlich doch die Führung der Gruppe an sich gerissen, aber Gimli hatte ihm vor den Augen und Ohren aller Elben einen gewaltigen Dämpfer verpasst. Legolas grinste in sich hinein, als er an den Streit dachte. Amlugûr würde schon noch sehen, wohin das alles irgendwann einmal führen würde.
Gimli setzte sich zu Legolas. „Legolas?", raunte er ihm ins Ohr. „Glaubst du, Agarmaethor lässt mich tatsächlich zurück, wenn ich nicht mehr mithalten kann? Weißt du, das Bergsteigen macht mir nichts aus, aber ich habe einfach kürzere Beine als ihr Elben und ich brauche wesentlich mehr Schlaf. Wer weiß, wie lange wir durch das Gebirge hasten müssen?"
Legolas schaute ihn nachdenklich an. „Es würde ihr vielleicht Leid tun, aber ja... Sie würde dich zurücklassen. Das ist ihre Härte und sie glaubt, sie trüge die Verantwortung für alle hier. Aber glaube mir, sie gibt sich die größte Mühe, dass dieser Fall nicht eintritt."
„Legolas?", raunte ihm Gimli wieder ins Ohr. „Hast du auch das Gefühl gehabt, dass sie hier im Gebirge viele Umwege gewählt hat, damit ich besser hinterherkommen kann?"
Legolas zuckte zusammen. Er hatte bereits mehrfach diesen Eindruck gehabt, ihn jedoch nicht nicht gewagt auszusprechen, weil er unsicher war, ob er stimmte. Gimli hegte jedoch offensichtlich die gleichen Gedanken wie er und so beugte er sich zu Gimlis Ohr und flüsterte:
„Ja, mir schien es so und es wundert mich, dass sie das so heimlich macht als wolle sie nicht, dass jemand davon weiß. Wahrscheinlich wollte sie Streit mit gewissen anderen Elben vermeiden, die sich einer Gefahr ausgesetzt fühlen könnten. Einige könnten der Ansicht sein, dass du sie damit behinderst. Deshalb solltest du diesen Gedanken für dich behalten."
„Das tue ich doch. Nur dich habe ich gefragt", murmelte Gimli. „Was für eine feine Elbenfrau", schob er noch leiser hinterher.
Legolas lächelte Gimli sympathisch an. „Wenn du wirklich zurückfallen solltest... Ich lasse dich nicht im Stich. Eher sterbe ich mit dir!"
Gimli grinste. „Wenn du zurückfällst, dann mache ich das Gleiche für dich." Sie reichten sich die Hand und hielten sie einen Moment lang gedrückt.
Die letzten verbleibenden Minuten versuchten auch sie noch ein wenig zu schlafen, aber die Zeit verrann viel zu schnell. Agarmaethor war bisher nicht zurückgekehrt und so übernahm es Amlugûr alle Schläfer zu wecken und zu hohem Tempo anzuspornen. Schnell eilten alle über verschiedene Wege und Felsplattformen bis sie zu einer steilen Felswand ohne Stufen oder sichtbare Aufstiegsmöglichkeiten gelangten. Es war jedoch möglich, sich mit einem Seil nach oben zu hangeln. Schnell hatte Berion eine Seilschlinge aus einem der mitgebrachten Seile geknüpft und geschickt gelang es ihm, diese über einen Stein zu werfen. Einer nach dem anderen kletterte gewandt daran hinauf. Als Gimli an der Reihe war, stockten alle. Es gelang ihm einfach nicht, am Seil zu klettern. Legolas schob von unten, so gut er konnte, aber der Zwerg war nicht höher als bis zu Legolas Schultern zu bewegen.
„Wie macht ihr Zwerge das sonst, wenn ihr im Gebirge unterwegs seid?", ächzte Legolas unter Gimli.
„Wir haben Werkzeuge dabei und tragen keine Rüstungen!", ächzte Gimli zurück, der sich angestrengt an dem dünnen Seil festklammerte. „Und die Rüstung werde ich hier nicht ausziehen, denn ohne sie fühle ich mich so nackt!"
„Legolas! Lass es sein!", rief Amlugûr von oben herunter. „Komm einfach. Agarmaethor wird ihn schon finden und ihm vielleicht einen anderen Weg zeigen." Ein entsetztes Murmeln ging durch die oben wartende Gruppe der Elben.
„Wie kannst du nur?", fragte Rochdil unfreundlich. Er kletterte wieder herunter und begann, das Seil um den Bauch Gimlis zu wickeln. „Ihr werdet jetzt oben alle kräftig ziehen!"
Legolas und Rochdil schoben Gimli von unten und oben zogen alle Elben, die eine freie Hand hatten. Gemeinsam war es nicht schwierig, Gimli nach oben zu befördern. Man ließ das Seil wieder herunter und Legolas und Rochdil kletterten nun ebenfalls hinauf.
„Danke", hörten alle Gimli murmeln. „Aber mit einer Spitzaxt wäre ich schneller oben gewesen als ihr."
Amlugûr schien das Geschehen um den Zwerg zu ignorieren und suchte inzwischen den von Agarmaethor genannten Ziegenpfad. Etwas ratlos betrachtete er die Hänge. Schließlich glaubte Amlugûr, den Weg gefunden zu haben. Er führte sehr steil einen Hang hinauf. Auf der linken Seite des Hanges befand sich eine abschüssige Felswand und allen war bewusst, dass ein Fehltritt auf dem Pfad einen Absturz und damit den Tod unweigerlich zur Folge hätte. Aber sie hatten keine Zeit. Amlugûr führte sie wieder an. Einige Elben beobachtete Gimli heimlich, was dieser über den von Amlugûr gewählten Weg sagen würde, aber er schwieg und aus seinem Gesichtszügen konnten sie nichts lesen. Daraus schlossen sie, dass es sich wohl um den richtigen Weg handele.
Mehr als zwölf Stunden lang folgten sie dem Ziegenpfad. Langsam wurden auch den Elben die Beine schwer, aber Amlugûr trieb sie immer wieder an. Schließlich erreichten sie ein altes Grab. Es war eine Aufschüttung von vielen kleinen Steinen, offenbar schon vor langer Zeit angelegt. Einige sehr langsam wachsende Rankepflanzen hatten es umwuchert, so dass man aufgrund dieses Bewuchses das Alter des Grabes auf etwa 2000 Jahre schätzen konnte. Es befand sich am Rande einer weiteren kleinen Plattform.
Die Gruppe ließ sich fast wie tot zu Boden fallen. Schnell schliefen viele ein und Amlugûr übernahm freiwillig die Wache, doch schon bald weckte er sie wieder. Sie mussten weiter und Agarmaethor war noch immer nicht zurückgekehrt. Legolas sorgte sich allmählich und nicht nur er allein. Er hörte viele murmeln und sich fragen, was wohl aus ihr geworden sein könnte.
Amlugûr unterbrach schließlich die leise erklingenden Befürchtungen. „Ihr habt sie doch gehört. Erst wenn sie nicht zum dritten Treffpunkt erscheint, gibt es Grund, sich Sorgen zu machen", sagte er kühl und wissend, als wäre er so eine Situation gewohnt.
Laut Agarmaethor sollte der Weg vom Grab aus in nordöstlicher Richtung gewählt werden, doch es gab keinen sichtbaren Weg. Unsicher schlug Amlugûr eine grobe Richtung ein und trieb wieder alle zur Eile an.
„Wo willst du lang?", brüllte Gimli aus der hinteren Reihe. „Willst du uns ins Unglück stürzen? Das sieht doch jeder Zwerg, dass du eine Geröll-Lawine verursachst, wenn du dort entlang gehst?"
Die Elben hielten in der Bewegung inne und schauten Gimli irritiert an. Mithlondion trat vor und kniff die Augen zusammen.
„Amlugûr! Es tut mir leid, aber ich kann dir hier nicht vertrauen. Der Zwerg ist nun einmal ein Bergwesen. Und so, wie wir mit den Bäumen sprechen können, versteht er die Steine. Du kannst uns anführen, aber höre doch wenigstens auf seine Ratschläge. Bereits gestern warst du dir des Weges nicht sicher."
Elladan und Elrohir, die neben Amlugûr standen, nickten ihm bestätigend zu. Auch sie waren sich der Wege im Gebirge nicht sicher und wollten lieber Gimli an der Spitze sehen.
Amlugûr schaute ernst drein. „Welchen Weg würdest du nehmen, Zwerg?", fragte er abweisend.
Gimli stapfte an die Spitze des Zuges und zeichnete mit dem Finger eine wilde Linie in die Luft. „Der Weg ist etwas länger, dafür aber sicher."
Amlugûr schaute ihn nur unfreundlich an. „Gut, dann bleibe hinter mir und gib mir ein Zeichen, falls ich eine falsche Richtung einschlagen sollte."
Die Gemeinschaft folgte nun Gimlis vorgegebenem Pfad, der sie nordöstlich auf einen hohen Hang und schließlich sehr steil wieder in ein Tal führte. Nach weiteren zehn Stunden erreichten sie eine kleine Höhle, von der sie annahmen, dass es sich um den vereinbarten Treffpunkt handele. Wieder versuchten die Elben zu schlafen. Legolas fühlte sich außerstande dazu und er bot an, dieses Mal die Wache zu übernehmen. Dankbar kroch nun auch Amlugûr unter seine Decke und Legolas setzte sich auf einen Stein außerhalb der Höhle und schaute und lauschte Richtung Westen. Nach etwa einer halben Stunde hörte er kleine Steinchen purzeln. Agarmaethor kam zurück. Sie war verschwitzt und schmutzig, von Müdigkeit war jedoch nichts zu sehen.
„Du hältst Wache?", fragte sie, als ob es so verwunderlich sei. Er ging nicht darauf ein, aber sie schien auch keine Antwort zu erwarten. „Dann hast du ja eine wichtige Aufgabe und es ist nicht nötig, dass du mitkommst." Legolas sah sie verwundert an. Sie huschte in die Höhle und weckte Elladan, Haldir und Aneru die ihr schlaftrunkend aus der Höhle folgten.
„Lass alle anderen noch eine halbe Stunde länger schlafen, dann geht ihr weiter wie geplant, auch wenn wir nicht zurück sein sollten", raunte sie Legolas zu. Gemeinsam schlichen die vier, nur mit einem Bogen bewaffnet, den Weg zurück und verschwanden in der Felsenlandschaft. Legolas ärgerte sich ein wenig. Hatte sie etwa sagen wollen, dass er hätte mitkommen dürfen, wenn er nicht gerade Wache gehalten hätte? Oder wollte sie ihn nur verspotten, weil sie wusste, wie sehr er danach lechzte auch einmal gegen die Orks zu kämpfen? Er wartete geduldig die Zeit ab und gerade, als er die anderen wecken wollte, kehrte Agarmaethor mit den anderen Bogenschützen zurück.
Elladan grinste über das gesamte Gesicht. „Und da waren es nur noch 145", lachte er.
„Geht jetzt schlafen! Wir werden niemanden bis morgen früh wecken. Die fünf Stunden bis Sonnenaufgang haben wir Zeit, um neue Kraft zu schöpfen." Sie ergriff ihr Wolfsfell, welches Amlugûr in den Höhleneingang gelegt hatte und wandte sich an Legolas.
„Würdest du weiter wachen oder soll ich für dich übernehmen?"
Legolas war erstaunt. „Wir sind seit mehr als zwei Tagen fast ununterbrochen unterwegs und du hast nicht eine Minute geschlafen. Natürlich wirst du keine Wache übernehmen!"
Ohne ein Wort des Dankes rollte sie ihr Fell wie zu einem Kissen zusammen und entfernte sich von der Gruppe. Etwa dreihundert Fuß entfernt legte sie sich zwischen zwei Steinen auf dem harten Boden nieder und schlief sofort ein. Legolas beobachtete sie, wie sie schlief und sich dabei unruhig hin und her warf.
Dunkelheit. Als würden sich zwei Augenlider öffnen, dringt plötzlich Licht ein und ein Bild entsteht. Einige Elben kommen zur Tür herein. Sie halten Dosen und Schachteln in den Händen und öffnen sie. Kleider und schöne Geschmeide liegen darin. Zwei Frauenhände ergreifen ein Kleid und sie zieht etwas davon an und schaut in den Spiegel. Sie sieht sich selbst im darin! Mit einem vorsichtigen Lächeln begutachtet sie nun die einzelnen Kleidungsstücke. Am Ende behält sie ein schlichtes, grau-glänzendes Kleid mit einer silbernen Borte. Ihre schwarzen Haare mit den silbernen Strähnen passen hervorragend zu dem Kleid.
elleth bedeutet Elbenfrau
