An Melethil: Ja, es war ziemlich lang, aber das Kap nächste Woche wird fast noch länger, weil ich das nicht besser unterteilen konnte. Ich hoffe, es stört nicht. Es freut mich aber, dass du das letzte Kap gutfandest... es ist die Einleitung zu diesem hier und ehrlich gesagt, man ich dieses Kap ziemlich gerne. Ich denke, du wirst schon sehen, warum (grins)


Und zur Unterhaltung des Tages... Senta hat ein Gedicht über Agarmaethor geschrieben:

Agamaetor, ich nenn' dich mal Aggi weils passt,
du schleichst schmutzig durch die Wildniss weil du baden hasst.
Das Bade das fiese ist dir ein Graus,
doch kaum zogst du dich vor den Männern mal aus,
da warst du auf den Geschmack gekommen,
denn du hattest die bewundernden Rufe vernommen:
"Wow! Sie ist ja eine Elbenfrau!"

Denn das wussten die anderen noch nicht so genau.
Sie dachten du hättest was zwischen den Beinen
was schreibe ich hier? Ich will doch meinen,
kann ich denn nicht einen Moment ernst?
Nain, kann ich nicht wie du später noch lernst!
Na jedenfalls warst du plötzlich ne Frau
und jeder wollte nurnoch das "eine", ganz genau!

Nur du wolltest keinen,
wirklich nicht einen,
und machtest den Besten,
vielleicht um ihn zu testen,
im heimlichen Stillen,
gegen seinen Willen,
und auch gegen meins,
einfach zum HEINZ!

Ob ich dir jenes einfach kann vergeben,
mal sehen, du wirst es dann erleben!
Doch einst ist es nicht: Ganz sicher nicht Nett!
Und deswegen gehe ich jetzt mit Lexy ins...KINO!


WARNUNGEN: Gewaltähnliche Handlungen und Andeutungen


Im Fangorn

Die Kerzen in der dunklen und schmutzigen Kammer des Wirtshauses brannten nieder. Der Lärm der trinkenden und grölende Gäste in der unteren Gaststube hielt nicht mehr lange an und eine kalte und ungemütliche Stille senkte sich schließlich über die beiden schlafenden Wanderer. Tief in der Nacht wurde diese jedoch durch unangenehme Geräusche gestört und Pallando erwachte. Beunruhigt vernahm er das Quietschen der zu ihrer Kammer führenden Holztreppe.

„Glaubst du, sie schlafen endlich?", erklang eine Stimme, die Pallando dem goldgierigen Zahnlückenmann zuordnen konnte.

„Natürlich schlafen sie!" Pallando glaubte die rauchige Stimme des Wirts wiederzuerkennen. „Bessere Betten gibt es hier weit und breit nicht!"

Angewidert schaute Pallando auf das muffige Stroh in Alatars Bett und bereute es, dieses nicht wenigstens gegen das trockene Stroh unter dem Bett ausgetauscht zu haben, bevor Alatar sich hineingeworfen hatte.

„Aber die Kerzen brennen noch und..."

„...und sie lassen sie brennen, bis sie ausgehen. Das kenne ich und du bezahlst die Kerzen, auch wenn die beiden keine nennenswerte Beute haben. Und dieses Mal wirst du auch deinen Dreck alleine aufräumen oder besser noch – du machst keinen Dreck! Das Blut deines letzten Opfers klebt noch heute am Bettgestell."

Alles, was Pallando bisher gedacht und gefühlt hatte, schlug in reinen Ekel um und er kroch leise zu Alatar.

„Wach auf, mein Freund! Wir sind in Gefahr! Wir sollen ermordet und ausgeraubt werden."

Entgegen jeder Befürchtung Pallandos erwachte nicht nur Alatar selbst, sondern auch der Jäger in ihm.

„Sind sie schon an der Tür?", raunte Alatar leise und erfasste schnell die gesamte Situation. Fast lautlos schlich er zu seinem Gepäck und ergriff sein Schwert, um sich hinter die Tür zu hocken und zu lauschen.

„Wie viele Männer siehst du für den Überfall vor?", hörten nun beide den Wirt fragen.

„Nur fünf. Der Rest wartet unten und sichert den Ausgang. Warten wir, bis die Kerzen ausgegangen sind. Ich gehe zwar bereits jetzt davon aus, dass sie schlafen, aber man weiß ja nie!"

Alatar erhob sich aus der Hocke und schüttelte sachte den Kopf. Mit dem Finger deutete er auf das Loch in der Wand und Pallando verstand. Die Öffnung in der Wand war klein, doch ihm gelang es, seinen recht schmalen Körper hindurch zu zwängen und zu spähen. Sein Blick fiel auf die Gärten an der Rückseite des Hauses. Ganz in der Nähe befanden sich nur einige matschige und menschenleere Wege. Aufgeregt über die bevorstehende Flucht beachtete Pallando die bereits am Abend wahrgenommene, ebene Fläche im Hintergrund nicht und gab Alatar ein Zeichen, dass alles in Ordnung sei.

Alatar schlich mit seinem Gepäck zum Fenster und warf es hinaus. Zehn Fuß waren es bis zum Erdboden und dies erschien beiden als eine durchaus überwindbare Höhe. Alatar hing sich bäuchlings über das Bett und kroch, mit den Füßen voran, durch das Loch, bis er sich nur noch mit den Händen festhalten konnte. Seine Körperkraft erstaunte Pallando immer wieder und er hielt einen Moment lang die Luft an, als Alatar offensichtlich nur noch mit den Fingern an der unteren Kante des Fensters hing und schließlich losließ. Ein kleiner Aufprall ertönte, jedoch kein Laut seitens Alatars.

Pallando schaute aus dem Fenster und sah Alatar aufrecht stehend und winkend. „Ich fange dich auf! Mach schon!", flüsterte er.

Etwas zögerlich bemühte sich Pallando es Alatar gleich zu tun. Gerade als er seine Füße aus dem Fenster schob, hörte er eine Bewegung auf der Treppe. Was auch immer der Grund dafür sein mochte – die Räuber schienen des Wartens müde zu sein und wurden aktiv. Hektisch kroch Pallando weiter durch die Öffnung und stieß dabei versehentlich mit der Hand eine Kerze auf dem wackeligen Tisch neben dem Fenster um. Zu seinem Entsetzen erlosch diese dabei nicht, sondern entzündete das trockene Stroh unter dem Bett. Die in ihm wachsende Panik verdrängte die Angst vor dem Sturz und energisch schob er sich vollständig durch das Loch, um unverletzt in Alatars Armen aufgefangen zu werden.

Gebannt schauten beide einige Sekunden auf die wachsenden Flammen, welche bereits aus dem Fenster schossen.

„Feuer! Da stehen die Brandstifter!", schrie plötzlich eine aufgeregte Stimme.

Pallando zuckte erschrocken zusammen.

„Alatar! Wir müssen helfen! Wir können doch nicht alle in Gefahr bringen!", versuchte er Alatar zu überzeugen, welcher ihn jedoch am Mantel packte und in die Richtung der dunklen, ebenen Fläche zerrte.

„Unsinn! Das ist eine Räuberhöhle!", fauchte Alatar nur. „Wir müssen den Verfolgern entkommen! Nirgendwo kann einem dies besser gelingen, als in der größten Dunkelheit – und diese haben wir vor uns. "

Ohne weiteren Widerspruch zu dulden, zerrte und schubste Alatar Pallando von dem Feuer weg hinein in die Finsternis. Keine fünfzehn Minuten später steckten sie mit ihren Füßen fest. Die dunkle ebene Fläche hinter dem Haus entpuppte sich als ein großer klebriger Sumpf. Alatar wollte die Richtung wechseln und sich einen anderen Weg suchen, doch die Flammen des Feuers im Wirtshaus schienen bereits auf den Himmel übergegriffen zu haben. Das Rot der Glut verdeckte den Glanz der Sterne und zeichnete die Umrisse unzähliger Verfolger.

„In den Sumpf! Dorthin folgen sie uns nie!", raunte Alatar. Mit seinem langen Stab stocherte er im Boden herum, um festen Weg von sumpfigen Löchern unterscheiden zu können. „Halt dich an mir fest und folge mir Schritt für Schritt. Weiche auf keinen Fall vom Weg ab!", befahl er und schleppte sich weiter.

„Alatar, du irrst! Sie sind bereits im Sumpf und folgen uns. Der Weg ist falsch und sie haben uns bald gefangen!", jammerte Pallando kläglich und hielt sich verkrampft an seinem Gepäck fest. In Abwehrhaltung drehte er sich zu den Menschen um, die laut lärmend bereits so nahe waren, dass man beinahe das Weiß ihrer Augen erkennen konnte.

Fluchend machte es Alatar ihm gleich und wandte sich zu den Verfolgern. Er hob seinen Stab und murmelte: „Sollt ihr das bekommen, was euch gebührt!"

Eine fast unsichtbare Welle löste sich aus dem Stab und bewegte sich den Verfolgern entgegen.

Pallando schrie vor Entsetzen laut auf, als die Welle ihre Verfolger erreichte und diese vor seinen Augen verglühten. Nicht einmal ein kurzer Schrei gelang ihnen – still und erbarmungslos wurden ihre Überreste vom Sumpf verschluckt.

„Sie haben es verdient!", sagte Alatar kalt und seine Augen blitzten zornig. Entschlossen schritt er weiter voran. Zu den verglühten Leichnamen wollte er nicht zurück.

„Du denkst doch nicht wirklich, dass die Menschen das verdient haben, oder?", fragte Pallando nach einer Weile noch immer schockiert.

„Diese Leute hier waren so verdorben, wie ich es mir vorher kaum vorstellen konnte. Sie sind nicht nur gefährlich, sie sind minderwertig", erwiderte Alatar angeekelt und ignorierte Pallandos fassungslosen Blick.

Die Sonne ging auf und ihre Strahlen ließen den feuchten Sumpf in einem goldenen Glanz erscheinen, der weder Angst einflößte noch bedrohlich wirkte. Nur an der Stelle, an der die Überreste der Verfolger im Sumpf versanken, lag ein dunkler Schatten, der sich langsam zu vergrößern schien. Vor den beiden Wanderern jedoch befand sich eine einladende Insel mit trockenem Boden.

Nach einigen mühseligen Stunden erreichten sie sie. Ein einsamer Baum trotzte dort den Gewalten der Natur, spendete jedoch ein wenig Schatten. Kraftlos ließen sich die beiden am Fuße des Baumes fallen und beobachteten erschöpft den Horizont.

„Du bist mein Freund und ich helfe dir gerne, aber warum hast du uns erst in eine solche Situation gebracht? Warum hast du mich so viel trinken lassen und bist dann auch noch in dieses Zimmer gegangen. Ich hätte das nie getan und hätte gewusst, dass man uns auflauern würde", sagte Alatar schließlich vorwurfsvoll.

Betreten schaute Pallando Alatar an und wusste nicht, was er erwidern sollte.

„Und nun bist du schuld, dass wir in diesem verfluchten Sumpf stecken", fügte Alatar noch unfreundlich hinzu.


Gimli, Legolas und Agarmaethor befanden sich noch immer auf dem Felsen, der sie vor den Blicken der Uruk-hai bewahrt hatte. Drei Tage waren seitdem vergangen, gefüllt mit wachsender Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr der Uruk-hai oder deren endgültiges Verschwinden, Hoffnung auf das Überleben der anderen Gefährten und der sinkender Hoffnung auf ein baldiges Erwachen Agarmaethors, die noch immer bewusstlos oder schlafend in der Fels-Nische lag. Sie schien keine Schmerzen mehr zu spüren oder schlecht zu träumen, doch ihr Zustand besorgte die beiden Gefährten und sie fühlten sich hilflos.

Ganze drei Tage lang wechselten sich Legolas und Gimli dabei ab, die Pfade zu beobachten, Agarmaethor Wasser einzuflößen und zu ruhen, bis in der Nacht zum vierten Tag klappernde Rüstungen und lautes Grunzen die Rückkehr der Uruk-hai ankündigten. Das Geräusch trampelnder Schritte ertönte und ohne zu verweilen eilten die Uruk-hai an ihnen vorbei – dorthin zurück, woher auch immer sie gekommen waren.

Die Zeit drängte. Amlugûr würde nicht lange auf sie warten, denn mit dem großen Glück, welches den drei Zurückgebliebenen durch das Vorhandensein des Felsens widerfahren war, rechnete er mit Sicherheit nicht. Gimli und Legolas hatten dort ausreichend ruhen können, so dass sie den Weg in den Fangorn mit zügigen Schritten aufnahmen und nur selten rasteten.

Mit Betreten des Waldes fühlten sie sich sicher, dass kein Ork oder Uruk-hai ihnen nun mehr etwas anhaben könnte. Und doch hielt Gimli seine Axt in der Hand um bei jedem knarrenden Geräusch oder abbrechenden Ast zusammenzuzucken und unverständliche Worte zu murmeln.

„Gimli, packe doch bitte deine Axt weg! Sie ist hier eher schädlich als nützlich. Ich verstehe das nicht. Wir waren doch bereits vor wenigen Monaten hier und ich dachte, du hättest dich ein wenig an die Bäume gewöhnt", sagte Legolas, der mit Agarmaethor über der Schulter vor Gimli herlief.

„Gewöhnt? An Bäume kann man sich nicht gewöhnen. Man kann sie nur unter Aufbringung jeder Höflichkeit dulden." Ein besonders lautes Knarren eines Astes erschreckte ihn und er fuhr zurück. „Ist ja schon gut!"

Langsam und misstrauische Blicke um sich werfend steckte er seine Axt in die Halterung und schlich Legolas bedrückt hinterher. Er mochte Bäume nicht und jetzt im Winter erschien ihm der Wald noch viel bedrohlicher als im Frühjahr, während seines Besuches mit Legolas. Braunes Laub bedeckte den Boden und der Frost ließ dessen Beschaffenheit sonderbar erscheinen. Jeder Schritt auf dem gefrorenen Blätterteppich ließ Gimli ein wenig einbrechen und es knirschte, als liefe er über Schnee.

Je tiefer sie in den Fangorn eindrangen, desto feuchter und wärmer wurde es. Nur am Rande des Waldes hauchte das Nebelgebirge seine eisige Kälte auf das Laub der Bäume und Sträucher und ließ diese gefrieren. Doch hier, tief unter den riesigen belaubten Ästen, vibrierte die Luft vor Lebendigkeit. Jedes Blatt, jeder Ast und jede Blüte schien eine eigene Seele zu besitzen und trotzte der Kälte des Winters um das Herz von Baumbarts Reich zu schützen. Gimli war recht froh darüber, auch wenn die zunehmende Wärme mit drückender Luft verbunden war, die ihm weniger angenehm erschien.

„Wohin gehen wir eigentlich?", fragte Gimli nach einer langen schweigsamen Wanderung, die ihn immer kurzatmiger werden ließ.

„Ich vermute, dass die anderen sich... Horch!" Legolas hob seine freie Hand. „Ich grüße Euch, Bregalad°!", sagte er plötzlich laut.

„Ich grüße Euch, kleiner Herr Elb und kleiner Herr Zwerg. Noch nicht lang ist's her, als ich Euch das letzte Mal sah."

Zwischen einigen Ebereschen schob sich langsam ein schlanker hochgewachsener Ent hervor. Seine schmale Gestalt und seine geschmeidigen Äste wogten hin und her, während er auf Legolas und Gimli zuging.

„Auch ich grüße Euch untertänigst, Flinkbaum..." Gimli verbeugte sich, so tief er konnte. „Es ist mir eine wahre Freude, den einzigen Ent außer Baumbart zu treffen, der mich nicht zunächst für einen Hobbit oder Ork hält, wobei ich mich fast frage, was schlimmer wäre", scherzte er.

Der Ent lachte. Seine Stimme war volltönend, aber deutlich höher als die Stimme Baumbarts. „Nicht ohne Grund trage ich meinen Namen, verehrter Herr Zwerg, denn ich spreche nicht nur flinker... Aber sagt mir, welch Wesen tragt Ihr da mit Euch?"

Legolas legte Agarmaethor vorsichtig auf den Boden um sie Flinkbaum zu zeigen.

„Soso." Flinkbaums Äste knarrten. „Ein Elb. Was ist mit ihm? Ist er tot?"

„Nein. Das ist eine Elbenfrau und sie ist ohnmächtig. Bereits vor einigen Tagen verlor sie ihr Bewusstsein und seitdem muss ich sie tragen", erwiderte Legolas.

„Eine Elbenfrau! Ach sooo!", erwiderte Flinkbaum gedehnt. „Auch wir hatten einmal Frauen. Aber wir haben vergessen, wie sie aussahen. So lang schon ist es her, dass sie uns verließen. Aber wenn die Elbenfrauen so aussehen wie die Elbenmänner, dann sehen die Entfrauen vielleicht auch so aus wie wir."

„Nun ja, wisst Ihr...?" Der Hauch eines rötlichen Schimmers überzog sein Gesicht. „Die Elbenfrauen sehen nicht ganz so aus wie Elbenmänner. Sie sind... ähm... viel schöner und der Unterschied liegt unter der Kleidung."

„So? Es gibt einen schönen Unterschied?" fragte Flinkbaum erstaunt. „Kann ich den mal sehen?" Neugierig musterte er Legolas und Agarmaethor.

Legolas' Ohren glühten. „Vielleicht ein anderes Mal. Elbenfrauen entscheiden über solche... Dinge... lieber alleine. Und ich... nun ja... "

Gimli kicherte leise und flüsterte Legolas zu: „Die Ents hier scheinen nicht nur vergessen zu haben, wie ihre eigenen Frauen aussehen, sondern auch wie Frauen überhaupt aussehen."

„Geht es Euch nicht gut Herr Elb? Warum habt Ihr Eure Farbe gewechselt?", fragte Flinkbaum, die Bemerkung Gimlis komplett ignorierend.

Gimli kicherte noch immer und antwortete schließlich an Legolas' Stelle: „Wisst Ihr..., Elben sind manchmal ein wenig verklemmt. Sie reden lieber von Bienen und Blüten als von Frauen und Männern und dem, was diese manchmal so tun."

Flinkbaum antwortete nicht sofort. Er schien nachzudenken. „Ich weiß nicht mehr, was Entfrauen und Entmänner getan haben, aber ich glaube, es hatte auch mit Bienen und Blüten zu tun. Ich werde Baumbart fragen, vielleicht erinnert er sich daran, was Bienen und Blüten mit Elben und Ents gemeinsam haben. Ich würde diese Elbenfrau gerne Baumbart zeigen. Vielleicht erinnert er sich dann daran, wie die Entfrauen ausgesehen haben."

„Baumbarts Heim ist weit im Osten des Waldes. Wir haben nicht so viel Zeit, denn wir sind mit einigen Elben verabredet, die hoffentlich diesen Wald rechtzeitig erreicht haben", lenkte Legolas ab.

„Oh... Baumbart ist nicht weit entfernt. Er geht wieder einmal durch den Wald spazieren und besucht die Huorns. Er liebt es, mit den Tieren und Bäumen zu sprechen. Geht weiter Richtung Osten bis zu einem großen Felsen. Dort findet ihr einen kleinen See. Ruht euch dort aus, bis ich komme." Er verschwand im Dickicht.

Legolas trug Agarmaethor zu dem von Flinkbaum beschriebenen Platz und legte sie nahe dem Wasser ab. Während Gimli ihr ein wenig Flüssigkeit über die Lippen einflößte, schaute Legolas sich verträumt den Wald an.

„Ist er nicht herrlich? Diese riesigen alten Äste, die den Himmel fast verdecken... Hier schlägt mein Herz einen ganz anderen Rhythmus als irgendwo anders auf Mittelerde", hauchte er glücklich.

„Das liegt an der stickigen Umgebung. Du bekommst einfach nicht genug Luft", brummte Gimli und musste dabei so lachen, dass seine Hand Agarmaethor versehentlich einen Schwall Wasser ins Gesicht spritzte. Wie von einer Wespe gestochen fuhr sie hoch und starrte Gimli vollkommen fassungslos. Ihre Hand griff ins Leere als sie ihrem Dolch aus dem Gürtel ziehen wollte und einige Sekunden vergingen, bevor sie die Situation langsam zu erfassen schien. Legolas und Gimli erholten sich recht schnell von dem Schrecken, den sie durch ihr heftiges Erwachen verursacht hatte, und erzählten ihr in knappen Sätzen, was geschehen war und warum sie sich nun im Fangorn befand.

Agarmaethors Augen wurden mit jedem Satz der beiden immer ernster und als sie ihrem Bericht beendeten, erhob sie sich schweigend von der Erde und sah über die Oberfläche des kleinen Sees, als handele es sich um einen gewaltiger Ozean. Minuten vergingen bevor sie leise, aber abweisend zu Legolas und Gimli sprach.

„Ich kann euch beiden nicht zürnen, denn ihr habt mein Leben gerettet. Aber eine solche große Dummheit habe ich vor allem von dir, Gimli Glóinssohn, nicht erwartet."

Der Unterkiefer Gimlis klappte beinahe nach unten, bevor er sich fassen konnte und erstaunt erwiderte: „Dummheit? Von mir? Du denkst, es war eine Dummheit von mir, mit Legolas im Gebirge zu verweilen? Hast du noch nie etwas von aufopferungsvoller Freundschaft gehört?"

„Gehört schon!", knurrte sie und wandte sich an Gimli. „Die Dummheit bestand darin, dass du Legolas nicht davon abgehalten hast, bei mir zu bleiben. Ihr hättet mich zurücklassen müssen! Was habt ihr beide euch denn dabei gedacht, eure zwei Leben für mein wirklich... wirklich armseliges Dasein zu riskieren? Ich lebe nur für mich selbst und tue alles nur für mich selbst und wenn ich nicht mehr bin, dann wäre das für niemanden ein Verlust. Aber ihr beide... Nicht nur, dass die halbe Welt glaubt, zu euch aufschauen zu müssen... Ihr seid auch Teil einer Gruppe, die die Aufgabe hat, sicher nach Lórien zu gelangen und als Teil dieser Gruppe war es unter anderem eure Aufgabe, dass dieses gelingt. Und das schließt ein, dass ihr beide euren Fuß auf lórisches Gebiet setzt."

Mit Mühe unterdrückte Legolas seinen aufkommenden Frust. Seit Beginn der Reise schien ihn niemand außer Gimli wirklich ernst nehmen zu wollen. Das war in der Ringgemeinschaft anders. Da war er als einziger Elb, als einziger Vertreter vom Schönen Volk, die Person, die vor allem den Hobbits magisch und unheimlich erschienen war. Er war Augen und Ohren der Gruppe gewesen und man hatte Respekt vor ihm. Was hatte Elrond gesagt? Er habe ihn damals mitgeschickt, weil von ihm weder Verrat zu erwarten war, noch, dass er einen aus der Gruppe bei Gefahr zurücklassen würde?

„Aber auch du bist Teil der Gruppe!", verteidigte er sich gereizt. „Auch du musst dort sicher ankommen."

„Ich? Was habe ich mit euch und eurer Reise zu schaffen? Ich wurde von euch gebeten euch zu begleiten und sicher nach Lórien zu geleiten, aber den Grund eurer Reise kenne ich nicht einmal und der ist sicher kein Höflichkeitsbesuch! Haltet mich bitte nicht für dumm! Die Söhne Elronds, zwei Ringkriegshelden und Amlugûr - der Elb, der sich selber Drachentod nennt, ohne je einen Drachen gesehen zu haben - laufen doch nicht aus lauter Freude am goldenen Blattwerk Lóriens zwischen all den Orks und Uruk-hai durch die Landschaft! Da steckt doch mehr dahinter und, was immer es auch ist, es ist bestimmt wichtiger als ich es bin. Die Situation war aussichtslos und in aussichtslosen Situationen muss man Entscheidungen treffen, die einem schwer fallen und man muss vor allem entscheiden, was Vorrang hat."

„Bei dir war die Situation nicht aussichtslos. Man sieht es am Ergebnis! Du bist hier!"

Legolas wurde lauter und bestimmter. Den von ihr geäußerten Einwand hatte auch er im Nebelgebirge gehabt und es wurmte ihn, dass sie diesen vorbrachte, obwohl sie eigentlich gar nichts davon wissen dürfte. Elrond hatte von einer Gefahr für Mittelerde gesprochen und er hatte die Gruppe verlassen, die dieser Gefahr entgegentreten sollte. Sie hatte eigentlich recht und doch wollte er nicht zugeben, dass sie recht hatte – und das nicht nur, weil niemand gerne Fehler zugeben wollte, sondern vor allem, weil er tief in seinem Innersten wusste, dass er mit einer anderen Entscheidung nicht hätte leben können.

Er sah, wie sie sich darüber zu ärgern schien, dass er stur blieb und auf der Richtigkeit seiner Entscheidung beharrte. Die Frage, ob etwas richtig oder falsch war, war bei ihm immer ein Gefühl in seinem Bauch – etwas, wovon er sich oft und gerne leiten ließ und im Nebelgebirge war es ebendieses Gefühl, das ihn so handeln ließ. Ihre Sachlichkeit, mit der sie über ihr eigenes Überleben redete, war ihm fremd. Herausfordernd starrte er sie an.

Sie wich seinem Blick nicht aus und fuhr gereizt fort. „Nicht aussichtslos? So hast du also zum Zeitpunkt deiner Entscheidung bereits gewusst, wie du den Uruk-hai entgehen kannst? Nein? Wenn ich vorhin alles richtig verstanden habe, verdankst du es allein Gimli, dass ihr diesen Felsen gefunden und überlebt habt! Und er hatte auch Seile, Wasser und Nahrung dabei! Ohne ihn wärst du jetzt tot!"

Sie deutete mit dem Finger auf die Stelle, an der Gimli soeben noch gestanden hatte, wandte dabei ihren Blick aber nicht von Legolas ab. So bemerkte sie nicht, dass Gimli sich vorsichtig von der Lichtung mit dem Teich zum Waldrand geschlichen hatte. Irgendwie hatte er das Gefühl hier zu stören.

„Kann dir das nicht alles egal sein? Sollte denn nicht letztlich das Ergebnis zählen? Warum versuchst du mich zu belehren? Soll ich dich das nächste mal verrecken lassen? Ist es das, was du willst? Du klingst, als wärst du lieber gestorben!", fauchte Legolas zurück.

Agarmaethor gelang eine Antwort nicht mehr, denn aus dem Hintergrund erklang Flinkbaums volltönende Stimme: „Ist es das, was Elben eigentlich tun, wenn sie von Blüten und Bienen sprechen?"

„Ähm...ja", hörten sie Gimli sagen. „Fast. Es gehört sozusagen zum... Ritual. Aber das mit den Blüten und Bienen kommt erst viiiiel, viel später."

Die Unterhaltung zwischen Gimli und Flinkbaum unterbrach das aufkommende laute Wortgefecht und Agarmaethor blickte Legolas erstaunt an. Tonlos formten ihre Lippen die Frage: „Wovon reden die beiden?"

Legolas errötete. „Das erkläre ich dir später. Und wundere dich bitte nicht, wenn dich Flinkbaum bittet, ihm deine... „Unterschiede" zu zeigen", murmelte er und drehte sich von ihr weg, ohne ihren erstaunten Blick zu sehen. Verwundert über Gimlis Verschwinden schaute er Flinkbaum entgegen, der mit Gimli an seiner Seite die Lichtung betrat.

„Ich habe Baumbart Bescheid gegeben und er wird bald hier sein." Er schaute auf Agarmaethor. „So sieht also eine Elbenfrau aus, wenn sie nicht ohnmächtig ist. Soso."

„Ich grüße Euch!", sagte Agarmaethor und verbeugte sich leicht.

„Soso. Und höflich sind Elbenfrauen auch. Das gefällt. Sagt, Elbenfrau, würdet Ihr mir erklären, warum Ihr anders seid als Legolas, der Elbenmann?"

„Das kann ich Euch sogar sehr genau erklären..." Ihre Augen blitzen. „Elbenmänner denken nicht mit ihrem Kopf, sondern mit anderen Körperteilen oder noch schlimmer, sie denken oft gar nicht – wie dieser Elb hier zum Beispiel."

Sie deutete auf Legolas. Seine Augen blitzten sie zornig an. Nur, weil er ihr nicht recht geben wollte, war er noch lange nicht dumm! Und er hatte sehr wohl über seine Entscheidung nachgedacht – auch wenn sie letztlich aus dem Bauch heraus erfolgte. Nun ja... es war ein anderes Körperteil als der Kopf, aber mit Sicherheit nicht das, was sie damit gemeint hatte.

„Soso", brummte Flinkbaum. „Ich verstehe das nicht wirklich. Womit denken denn Elbenmänner, wenn nicht mit ihrem Kopf?"

Gimli kicherte. „Das ist jetzt das mit den Bienen und Blüten."

Nachdenklich schüttelte Flinkbaum seine Äste und etwas Laub fiel dabei zu Boden, so dass Legolas fast den Eindruck gewann, Flinkbaum verstünde das Thema „blätterweise".

Nach einer Weile sagte er dann: „Soso. Hmm, ja... Das Denken passiert tatsächlich unter der Kleidung." Er lachte wieder volltönend. „Habt Ihr eigentlich gar keinen Hunger? Wollt Ihr etwas zu Essen haben? Ich könnte Euch von meinem leckeren Enttrunk etwas bringen."

Agarmaethor nickte und verbeugte sich dabei wieder höflich und auch Legolas gab seine Zustimmung. Ihm knurrte schon seit geraumer Zeit der Magen und das Lembas war längst aufgebraucht. Gimli sah sich die etwas angespannte Situation an.

„Flinkbaum... Wenn ich Euch etwas über Elbenfrauen und Elbenmänner erkläre, nehmt Ihr mich dann mit?", fragte er schließlich. Legolas sah ihn geschockt an, aber Gimli ignorierte ihn und ließ sich von Flinkbaum anheben. Gemeinsam verließen sie die Lichtung.

„Das gibt es doch gar nicht!", rief Legolas aus. „Ein Zwerg reitet auf einem Ent!"

„Er war unseres Streites müde und ich bin es auch. Ich habe meinen Standpunkt dargestellt und bin... etwas enttäuscht, dass du das nicht zu verstehen scheinst", sagte sie schon fast wieder schwach und leicht schwankend, als habe sie nicht genug geschlafen.

Legolas knirschte mit den Zähnen, aber auch er wollte nicht von neuem beginnen. Er sah sie leicht schwanken und erinnerte sich an ihr Schwanken während ihrer Flucht.

„Was war eigentlich mit dir im Gebirge? War es ein Schwächeanfall?"

Agarmaethor Augen blitzten ihn für einen Moment aufbrausend an. Sie holte tief Luft antwortete aber überraschenderweise ganz ruhig: „Ja. Genau. Ein Schwächeanfall. Irgendwie habe ich das Gefühl, ich stinke furchtbar nach Orkblut", lenkte sie vom Thema ab.

Legolas fuhr erschrocken zusammen. Hatte sie etwa doch etwas bemerkt, als er an ihren Haaren gerochen hatte?

„Was erschrickst du so? Hast du mich etwa heimlich damit eingeschmiert?", fragte sie verwirrt.

„Nein." Legolas' Antwort erfolgte knapp – mehr gab es dazu auch nicht zu sagen.

„Dann würde ich jetzt gerne baden und möchte, dass du gehst." Erwartungsvoll sah Agarmaethor Legolas an.

Legolas zuckte bereits um die Lichtung zu verlassen, hielt dann aber inne und setzte sich ins Gras.

„Ich halte das für eine schlechte Idee. Ich will dich nicht durch das Gebirge, an den Uruk-hai vorbei und durch den Fangorn geschleppt haben, damit du hier im Wasser wieder ohnmächtig wirst und ertrinkst. Nein, nein!" Er hob die Hand, als sie etwas erwidern wollte. „Ich habe dich soeben wieder taumeln gesehen. Behaupte nicht, dass es dir gut geht und Schamgefühl musst du auch nicht haben. Du hast dich vor der gesamten Gemeinschaft entkleidet und gebadet, da werde ich, der dich bereits einmal nackt sah, kein Problem für dich sein." Legolas war selbst erstaunt, mit welcher Bestimmtheit er das sagte.

Agarmaethor schwieg verblüfft ein paar Sekunden. Legolas sah ihr ihre vollkomme Unsicherheit an. Es war, als könne sie das Geschehen im Gebirge selbst nicht richtig einschätzen und deshalb die Möglichkeit einer Wiederholung durchaus in Betracht zöge.

„Wenn du jetzt darüber nachdenkst, nicht zu baden, dann ist das auch in Ordnung. Jeder in der Gemeinschaft hält das aus", fuhr er fort.

„Das mag sein, aber ich weiß nicht, ob ich den Geruch noch länger ertrage", murmelte sie.

Sehr zögerlich zog sie ihre Schuhe aus und warf argwöhnische Blicke auf Legolas, doch zu ihrer eigenen Überraschung wandte er sich ab und sah in den Wald. Erstaunt und erfreut musterte sie seinen Rücken. Eigentlich war es richtig - er musste sie nicht beobachten, um im Falle einer Ohnmacht einen Schlag ins Wasser zu hören und er schien so höflich und rücksichtsvoll zu sein, die Situation nicht auszunutzen.

Trotzdem beobachtete Agarmaethor ihn misstrauisch, während sie sich entkleidete, ins Wasser glitt, sich mit Sand abrieb und die Haare wusch, doch er drehte sich tatsächlich nicht ein einziges mal zu ihr herum. Er versuchte es noch nicht einmal.

Schweigend und aufmerksam beobachtete Legolas den Waldrand, bis er ein raschelndes Geräusch neben sich hörte und Agarmaethor sich neben ihn auf den Waldboden setzte und ebenso schweigend mit ihm zum Waldrand starrte. Fast gleichzeitig horchten sie auf, als das Flattern einiger Vögel sich verstärkte und fast schon wie ein Rauschen erschien.

Legolas erhob sich und näherte sich einem Baum am Rande der kleinen Lichtung. Je mehr er sich näherte, desto seltsamer fühlte er sich. Argwöhnisch beobachtete er das Blätterwerk, aber zwischen den großen, dunklen Ästen des Waldes konnte er nichts erkennen – er konnte nur fühlen, das etwas nicht stimmte.

„Wie ist das möglich...", murmelte Legolas, „dass ich hier, im Fangorn, ein Gefühl habe, als würde mich eine dunkle Macht beobachten?"

„Auch du hast dieses Gefühl?"

Legolas wandte sich zu ihr um und sah, wie sie ihn anschaute. Ihre Blicke trafen sich und in Legolas konkretisierte sich die bisher sehr schwammige Vorstellung, Agarmaethor habe ganz eigene Gedanken über Grund und Ursache der Angriffe durch die Orks und Uruk-hai. Er erinnerte sich daran, einen Anflug von Zweifel in ihrem Gesicht gesehen zu haben, als über einen möglichen Angriff auf Lórien gesprochen wurde und er erinnerte sich auch an ihre seltsamen Fragen nach seinem Kampf mit dem Ork-Elben, die fast darauf hinausliefen, als halte sie es nicht für einen Zufall, dass der Ork-Elb überhaupt in der Nähe war.

„Was denkst du darüber?" Er rang sich zu dieser Frage durch, obwohl er davon ausging, dass sie ihm nie ihre Gedanken mitteilen würde.

Schweigend musterte sie ihn wieder und es kam ihm vor, als dächte sie ernsthaft darüber nach, ihm ihre Gedanken offenzulegen.

„Denkst du nicht auch, diese Orks wollten nie nach Lórien?", schob er schließlich doch hinterher, um ihr einen kleinen Anstoß zu geben und tatsächlich wandelte sich ihr nachdenklicher Blick in Überraschung.

„Auch du denkst, dass es nicht um Lórien geht?", sie flüsterte fast, als fürchte sie belauscht zu werden.

„Was glaubst du, worum es dann geht?" Auch Legolas flüsterte jetzt. „Was vermutest du?"

Bevor sie sich zu einer Antwort durchringen konnte, brach das flatternde Geräusch ab und Flinkbaums volle Stimme hallte durch den Wald. Mit Gimli im Geäst kehrte er zurück und trug einige große Krüge mit Enttrunk.

Agarmaethor versuchte noch eine Richtung auszumachen, in welche das Flattern verschwand, aber dies schien ihr nicht gelungen zu sein. Verstimmt wandte sie sich Flinkbaum zu und erbat sich einen Krug mit der nahrhaften Flüssigkeit. Sie hatte schon lange nichts mehr gegessen und leerte in großen Zügen einen der Krüge. Es schien sie ungemein zu beleben. Legolas beobachtete, wie ihre müde Körperhaltung sich wieder straffte und sie daraufhin ein für ihn unhörbares Gespräch mit Flinkbaum begann.

Legolas kümmerte sich nicht weiter darum. „Wie hat dir denn der kleine Ritt gefallen und was hast du ihm über Elbenfrauen und Elbenmänner erzählt?", fragte er statt dessen Gimli, der ihm einen Krug brachte.

„Nun ja. Zu Frage eins – es war besser, als ich befürchtet hatte. Die Hobbits hatten mir bereits davon erzählt und ich fürchtete, es wäre wie auf einem Pferd, aber es war... anders. Und zu Frage zwei – ich habe vom Thema abgelenkt und ihm lieber etwas über Zwerge erzählt. Schließlich musste ich doch einmal klar und deutlich machen, dass Äxte und Zwerge nicht immer gleich eine Gefahr für Bäume sind. Ich glaube, Flinkbaum ist ganz meiner Meinung. Und? Was gibt es bei euch so Neues?" Er grinste.

Legolas erwiderte nichts und lauschte lächelnd in den Wald.

Leise waren seine Bewegungen nicht, aber dass mussten sie auch nicht sein. Gemütlich schritt er zwischen den Bäumen hindurch - Baumbart.

Belaubt wie eine Buche und mit Moos anstatt Haar auf seinem Kopf stand er bald neben Flinkbaum und macht dabei deutlich, wie stattlich er im Vergleich zu dem sehr viel schmaleren Flinkbaum war. Braune Augen mit grünen Flecken schauten dabei freundlich zwischen kleineren Ästen in seinem Gesicht hervor.

„Ich grüße euch..." Er sprach sehr langsam und gedehnt. „Ich kenne dich. Man nennt dich Legolas und du warst mit dem Weißen Zauberer unterwegs. Auch dich kenne ich. Du bist Gimli und auch du warst schon einmal hier. Hm... Hm..."

Er lenkte seinen Blick auf Agarmaethor und musterte sie lange. Höflich verbeugte sie sich.

„Du bist also die Elbenfrau? Hm... hm... Ich kenne dich! Du bist die... hm... hm... Ich erinnere mich nicht mehr an deinen Namen, aber er war so... so... schicksalhaft hm... hm... Wie heißt du?"

„Agarmaethor", erwiderte sie und wirkte dabei sehr angespannt.

„Agarmaethor... Blutkrieger also, hm... hm...?" Baumbart bewegte seine Äste nachdenklich. „Kein schöner Name für eine schöne Elbenfrau... hm... Nein, nein. Der Name war anders. Er beinhaltete Schönheit, Reinheit und Glanz, aber auch sehr, sehr viel Böses wie Gier und Haß, Hochmut und Eifersucht... hm... hm... sehr schicksalhaft war der Name... hmmmm..."

Agarmaethor schwieg, wirkte jedoch, als könne ihr Baumbarts Rede nicht schnell genug gehen. Ihre Augen hingen an seinen Lippen und sie schien jedes Wort zu verschlingen, doch Baumbart hielt inne und sagte kein Wort mehr. Er wirkte fast, als schliefe er ein.

„Bitte!", flüsterte sie ganz leise. „Versucht Euch zu erinnern!", und ignorierte dabei die erstaunten Blicke von Gimli und Legolas.

„Erinnern?" Baumbarts Lachen hallte echohaft zwischen den Bäumen hin und her. „Ich erinnere mich nicht einmal an unsere Frauen... wie sie ausgesehen haben... hm... hm..."

„Aber warum erinnert Ihr Euch dann überhaupt an Agarmaethor?", fragte Gimli neugierig.

„Ja, warum? Hm... hm..." Baumbart musterte sie wieder sehr genau. „Ich weiß selbst das nicht mehr, aber es kann nichts Gutes gewesen sein, mit dem sie in Verbindung stand. Ich merke mir böse Dinge immer viel besser als gute Dinge... hm... hm... Böse! Dunkle... hm... hm..."

Fast schon viel zu hastig für einen Ent wandte er sich an Flinkbaum: „Es tut mir leid, Flinkbaum... Auch diese Elbenfrau hilft mir nicht dabei, mich an die Entfrauen zu erinnern, auch wenn mir scheint, dass ich das sollte." Er sah Gimli und Legolas an. „Wenn ihr unsere Entfrauen findet, dann sagt ihnen, dass wir sie gerne wiedersehen würden. Hm... hm... Ich wünsche euch noch eine gute Reise... hm... hm... Die anderen Elben erwarten euch am Limklar... hm... hm..., dort, wo das Gebirge auf den Wald stößt."

Ohne ein weiteres Wort verließ er die Lichtung wieder. Verwundert schauten Gimli und Legolas auf Agarmaethor, die Baumbart mit blassem Gesicht und geweiteten Augen hinterher sah.

„Kannst du mir sagen, was das zu bedeuten hatte?", fragte Legolas Agarmaethor.

„Nein, das kann ich nicht!", erwiderte sie abweisend und Legolas glaubte ihr ansehen zu können, dass sie nicht log.

Flinkbaum winkte ihnen zu. „Wenn Ihr Euch an mir gut festhaltet, dann kann ich Euch zu den Elben am Limklar bringen."

„Gerne!", rief Gimli, erfreut darüber, dass er sich nicht stundenlang durch den stickigen Wald kämpfen musste. Sie packten ihre Sachen und kletterten an Flinkbaum herauf. Während dieser in großen Schritten durch den Wald lief, erzählte er Gimli von verschiedene Pflanzen und ließ sich von Gimli über unterschiedliche Gesteinsarten und Erdsorten aufklären.

Einige Stunden vergingen, doch schließlich erreichten sie den Limklar am Fuße des Nebelgebirges. Freudenrufe schallten ihnen entgegen, als sie entdeckt wurden. Flinkbaum setzte sie vorsichtig auf den Boden und verabschiedete sich.

„Wir freuen uns, dass ihr die Uruk-hai überlebt habt!", rief Elladan schon von Weitem. „Habt ihr eine Ahnung, ob sie in den Fangorn gerannt sind oder nicht? Wie habt ihr das geschafft? Erzählt! Erzählt!"

Gimli und Legolas ließen sich an einem kleinen Feuer nieder und Gimli berichtete ausführlich über das gesamte Geschehen. Legolas hörte kaum hin. Er beobachtete Amlugûr, welcher sich als einziger nicht für die Geschichte interessierte und auch sonst keine besondere Freude über die Rückkehr von Gimli und Legolas zeigte. Amlugûr trat zu Agarmaethor und eine ganze Weile schauten sie sich stumm in die Augen bis Amlugûr ihr mit seiner Faust einen kleinen, freundschaftlichen Stoß an die Schulter gab. Was auch immer sie daraufhin zu ihm sagte, er lächelte glücklich.


Bregalad bedeutet Flinkbaum