Hallo ihr Lieben!
Mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen, dass damit begonnen haben soll, im englisch-sprachigen Bereich Fanfictions zu löschen, die neben ihrer Geschichte lange () an die Reviewer schreiben. Zwar ist das noch nicht bei deutschen Geschichten geschehen, aber ich möchte mir die Freude am () nicht nehmen lassen und weise einfach nur mal darauf hin, dass die Story auch bei www.fanfiktion.de steht. (für den Fall, dass mir wirklich einmal Derartiges geschehen sollte).
Dann aber mal zu den Reviewantworten:
Melethil: (hust) Ich habe wieder einen bösen Cliffie (sich verdrückt) Aber ich freue mich riesig, dass dich mein Thranduil begeistert hat. Ich finde es nämlich auch ärgerlich, wie er in so vielen Geschichten dargestellt wird. Andererseits würde ich mich gar nicht heranwagen, eine vollständige Geschichte mit ihm zu füllen, weil ich seine Person für sehr sensibel zu behandeln sehe.
Naja. Er ist eben mein Gott! (anbet) Und ich freue mich auch, dass ich dich zum Lachen bringen konnte. Das war auch mit Sinn und Zweck der Sache. Ich kann nur sagen: VÄTER! (lach)
Ich hoffe, dir gefällt das nächste Kapitel auch, obwohl ich da eher gespannt bin, was du zu dem Schurken Legolas sagst.
Lessien: Jaja... Schäm dich! (lach) Nene. Ist schön, dass du dabei bist und dass du dich ab und zu mal meldest, dass du noch liest. Ich hab eine der besten Fics? Wow! Ich bin beeindruckt, dass du so denkst und das freut mich natürlich. Ich kann nur hoffen, dass du deine Meinung nicht irgendwann änderst (g)
Liebe Grüße
Vypox, der Kampfzwerg
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17a. Skandal
„Oh Elbereth!" Thranduil musterte Agarmaethor, die wie leblos in seinen Armen lag. „Was ist denn mit ihr? Sie hat doch wohl nicht getrunken?" Prüfend sog er mit der Nase etwas Luft ein und schüttelte verneinend den Kopf.
„Nein, ada! Ich glaube, sie erlebt soeben eine neue Vision. Beim letzten Mal ist sie ebenfalls in Ohnmacht gefallen und war mehr als vier Tage bewusstlos", erwiderte Legolas und streckte seine Arme aus, um seinem Vater Agarmaethor abzunehmen.
„Soll ich einen Heiler kommen lassen?", fragte Thranduil besorgt, während er seinem Sohn zum Gemach Agarmaethors folgte.
„Das wird nicht notwendig sein. Sie ist weder mit dem Kopf aufgeschlagen noch sehe ich andere Verletzungen. Ich denke, ich werde sie in ihr Zimmer bringen und bei ihr bleiben, bis sie wieder erwacht." Geschickt öffnete Legolas mit dem Fuß die Tür zu Agarmaethors Gemach.
„Du willst bei ihr bleiben?", fragte Thranduil ungläubig. „Kannst du sie nicht einfach ins Bett legen und in vier Tagen wieder anklopfen?"
„Ada!", rief Legolas entrüstet. „Wie kannst du nur!"
„Eine Dienerin kann sich um sie kümmern!", fügte Thranduil auf Legolas' empörten Blick hin hastig hinzu.
Legolas zögerte, schüttelte jedoch schließlich den Kopf. „Wenn diese Vision genau so verläuft, wie ihre erste im Nebelgebirge, dann wird sie nicht vier Tage lang einfach so herumliegen. Sie wird... nun ja... "
Er legte Agarmaethor vorsichtig aufs Bett, deckte sie zu und setzte sich in einen Sessel. Thranduil blieb stehen und betrachtete die Szene, die sich ihm bot. Das von schwarzen Haaren umrahmte, blasse Gesicht stach von der weinroten Bettwäsche ab. Sie wirkte leblos mit ihren starren Gesichtszügen, die keinen Funken Freude oder Wohlempfinden ausstrahlten. Allein der silberne Glanz einiger Haarsträhnen lockerte das düstere Bild ein wenig auf und gab ihrem Antlitz einen faszinierenden Schein.
Vorsichtig strich Legolas Agarmaethor eine dieser Strähnen aus dem Gesicht und betrachtete sich diese genauer.
„Ada?", fragte er. „Wie ist es möglich, dass sie eine solch seltsame Haarfarbe besitzt? Ihr Vater war Noldo und wird wohl dunkelhaarig gewesen sein, aber ist es möglich, dass ihre Mutter eine Teleri war? Dies wäre eine sehr wundersame Verbindung, nach der Blutschuld, die Celebrimbors Familie auf sich geladen hatte..."
Thranduil näherte sich Agarmaethor und berührte ihr Haar, als wäre es zerbrechlich. „Ich erinnere mich nicht mehr, wie ihre Mutter hieß, aber soweit ich weiß, war auch sie eine Noldo. Ich kann mir nicht erklären, woher diese Strähnen stammen könnten..." Er ergriff eine Strähne und hielt sie ins Licht, um sie sich näher anzusehen. „Als ich sie vorhin aufgefangen habe, schien mir ihr Haar nicht silbern. Es erschien mir irgendwie... grau und stumpf und auch jetzt ist der Silberglanz eher... schwach. Aber ich könnte schwören, dass ihr Haar silbern war, als sie mit deiner Gemeinschaft die Große Halle betrat! Seltsam ist das...!"
Legolas' Augen funkelten auf. „Du hast das bemerkt? Ich fürchtete, ich würde meinen Augen nicht mehr trauen dürfen, als der Glanz ihres Haares vor einigen Tagen während eines Gespräches plötzlich zu wechseln schien, aber wenn du das ebenfalls siehst!", sagte er erleichtert und strich mit einem Finger noch einmal vorsichtig über eine der Strähnen.
„Hm! Wer weiß, mit welchen Zaubern sie in ihrem Leben mit Celebrimbor als Vater in Berührung gekommen ist", knurrte Thranduil, doch sein Blick ließ Zweifel an seiner eigenen Behauptung erkennen. „Beobachte, in welchen Situationen der Glanz wechselt!"
Legolas nickte und setzte sich in einen Sessel neben dem Bett. Thranduil musterte seinen Sohn. „Du bist sicher, dass du hierbleiben möchtest? Das ist nicht nötig! Ich kann jederzeit jemanden herschicken."
„Ich weiß." Legolas lächelte beinahe peinlich berührt. „Aber ich... ich will sie nicht bloßstellen, indem noch mehr Personen von dem erfahren, was mit ihr geschieht."
„Das heißt mit anderen Worten: dein Vater sollte dies auch nicht erfahren und sich besser zurückziehen!" Thranduil schmunzelte und ging zur Tür. „Gute Nacht, mein Sohn – wenn dies überhaupt möglich ist", sagte er und verließ den Raum.
Legolas rückte sich in seinem Sessel zurecht und beobachtete Agarmaethor eine Weile. Ein wenig erschien es ihm selbst seltsam, wie er da saß und wartete... auf ihre Schmerzen wartete, als wüsste er mit Sicherheit, dass Agarmaethor erneut unter ihren Visionen leiden würde. Doch vor allem fühlte er sich hilflos. Sie wollte nicht, dass man sie berührte... bestand darauf... hatte Amlugûr sogar grob weggestoßen und auch ihn ihre kalte Klinge spüren lassen...
Er beobachtete ihre Gesichtszüge, die sich mehr und mehr verkrampften, und ihre Augen, die sich unter ihren geschlossenen Lidern unruhig bewegten, so als sehe sie etwas Beängstigendes. Zögernd hob Legolas die Hand und ließ seine Finger vorsichtig über ihre Stirn streichen. Wusste sie überhaupt, wie gut ihr das tat? Ahnte sie denn gar nicht, dass eine einfache Berührung ihr alle Schmerzen nehmen konnte? Zumindest die Schmerzen in ihren Träumen?
Eine heftige Bewegung Agarmaethors schreckte ihn auf. Ihre Hände umklammerten ihren Bauch, suchten dann aber wieder nach etwas zum Festhalten und ergriffen die Sessellehne. Ihre Knöchel traten weiß aus ihren Händen hervor, so fest umschloss sie das Holz des Sessels. Ihre Beine strampelten heftig und stießen die Decke weg. Sie wand sich, schlug erneut mit den Händen um sich und suchte etwas zum festhalten. Tränen liefen ihr übers Gesicht – nicht verursacht von Schmerz und Qual, sondern Tränen unermesslicher Hilflosigkeit.
Legolas schloss die Augen. Wie ansteckend doch derartige Tränen sein konnten? Alles in ihm schmerzte vor Mitgefühl. Er konnte sich das nicht mit ansehen, konnte sie nicht leiden lassen. Und sollte sie jemals erfahren, was er gegen ihre Qual unternahm, dann würde er ihren Wutausbruch eben ertragen müssen. Was sollte sie ihm schon antun? Ihn töten?
Dieser Gedanke festigte seinen Entschluss. Vorsichtig setzte sich Legolas auf die Bettkante und legte sachte seine Hand auf ihr Nachthemd. Keine Rüstung und keine Gürtelschnallen hinderten ihn daran, seine Finger behutsam über ihren Bauch streichen zu lassen und gelegentlich sanft zuzudrücken. Es war schwierig, sich gegen ihre heftigen Bewegungen zu erwehren, doch nur wenige Minuten später beruhigte sie sich. Ein Wimmern entglitt ihren Lippen, bevor regelmäßige Atemzüge verrieten, dass sie eingeschlafen war.
Legolas zögerte, doch dann setzte er sich wieder in seinen Sessel. Müdigkeit überkam ihn, als er sie ruhig und scheinbar vollkommen traumlos schlafen sah. Er dachte einen Moment lang daran, in sein eigenes Bett zu gehen, doch ein Blick auf Agarmaethors hilflose Gestalt hinderte ihn daran. Die Schmerzen würden zurückkehren. Er wusste es... er fühlte es. Bereits im Nebelgebirge kamen und gingen ihre Qualen mehrfach, und als nach einiger Zeit ihre Gesichtszüge tatsächlich erneut verkrampften, beschloss er bei ihr sitzen zu bleiben – bis sie wieder zu sich kam.
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Legolas bewegte seine Schulter, und ein leichter, stechender Schmerz fuhr ihm in den Rücken, der ihn erwachen ließ. Verschlafen setzte er sich wieder aufrecht in den Sessel und begriff erst nach einigen Sekunden, warum er sich in einer solchen Lage befand. Besorgt schaute er auf Agarmaethor, die ruhig in ihrem Bett schlief. Ein leichter rötlicher Schimmer auf ihrer Haut zeigte wieder Leben in ihr, und selbst ihre Gesichtszüge wirkten friedlich und entspannt.
„Kein Wunder, wenn man so umsorgt wird!", knurrte Legolas leise zu sich selbst, als er seine Glieder streckte, um die steife Muskulatur wieder zu mobilisieren.
Der Sessel war kein angenehmer Platz zum Schlafen. Mehrfach war Agarmaethor in ihre Krämpfe verfallen und jedes Mal hatte er ihr zur Seite gestanden. Zwischendurch hatte er ihr etwas Wasser eingeflößt, doch mehr konnte er nicht für sie tun. Er wusste nicht, wie viel Zeit insgesamt vergangen war, doch irgendwann war es vorbei und er war erschöpft im Sessel eingeschlafen.
„Wie stellst du dir eigentlich die weitere Reise vor?", fragte er leise, als würde sie ihn hören können.
Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Lautlos erhob er sich und öffnete sie. Thranduil stand vor ihm und reichte ihm mit einem stummen Lächeln einen großen Teller mit warmen Essen, einigen Keksen als Nachtisch und ein Glas Milch. Legolas nahm es ihm dankbar ab, stellte es auf einen kleinen Tisch und schlich wieder lautlos zu Thranduil in den Flur. Leise schloss er die Tür.
„Und? Wie geht es ihr?", flüsterte Thranduil beinahe lautlos, so als fürchte er, sie zu wecken. „Du hast lange nichts von dir hören lassen! Als ich dich vorgestern Abend zurückließ, hattest du jedenfalls noch nichts gegessen. Ich wollte aber nicht stören..."
Legolas zuckte mit den Schultern. „Scheinbar geht es ihr gut. Sie schläft und sieht nicht mehr so gebrochen aus. Ich denke, es ist für dieses Mal vorbei", sagte er leise.
Erleichterung machte sich in ihm breit, als er seine eigenen Worte vernahm, doch ein seltsames Geräusch drang an sein feines Gehör. Hatte er gerade ein leises, schmatzendes Geräusch vernommen? Verdutzt lauschte er noch einmal, doch dann lächelte er mit funkelnden Augen und deutete mit dem Finger auf die Tür zu Agarmaethors Gemach.
„Hat sie sich etwa gerade über deine Kekse hergemacht?", fragte Thranduil mit gespieltem Empören.
Legolas nickte. „Es klingt so", erwiderte er schmunzelnd. „Wenn du nichts dagegen hast, werde ich wieder hineingehen."
„Mit anderen Worten: Dein Vater möge sich bitte zurückziehen!" Thranduil seufzte enttäuscht, aber seine lachenden Augen verrieten seine wahren Gedanken.
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Ohne anzuklopfen öffnete Legolas leise die Tür. Agarmaethor fuhr erschrocken zusammen und verschüttete beinahe einen Teil der Milch.
„Oh, du bist wach?", fragte Legolas scheinheilig. „Und du hast meine Kekse und meine Milch vernichtet, wie ich sehe!" Ein kleiner Vorwurf schwang in seiner Stimme mit, aber er lächelte sie freundlich an und schloss die Tür hinter sich.
Verlegen schaute Agarmaethor auf den beinahe leeren Teller. „Ich dachte, die wären für mich. Es war ja niemand anderes da", murmelte sie mit vollem Mund und reichte ihm den allerletzten Keks.
Legolas zog die Augenbrauen hoch. „Du glaubst doch nicht etwa, dass man dich nach DEM Skandal, den du verursacht hast, allein und ohnmächtig in deinem Zimmer liegen lässt!" Legolas Stimme klang so vorwurfsvoll, dass sich Agarmaethor ehrlich erschrak.
„Skandal?", fragte sie fassungslos. „Was für ein Skandal?"
Legolas sah sie erstaunt an. „Erinnerst du dich denn gar nicht mehr daran, was du vor deiner Ohnmacht getan hast? Du bist beinahe nackt - also im Nachtgewand – und wie betrunken durch die Gänge getorkelt und dem König direkt in die Arme gefallen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie pikiert er war. Er wollte dich aus dem Palast werfen lassen und den Rest der Gemeinschaft ebenso! Ich musste mich tausendmal dafür entschuldigen, bin auf Knien hinter ihm her gekrochen und musste alles Mögliche versprechen, um ihn wieder milde zu stimmen und ihn den Vorfall vergessen zu lassen."
Legolas biss in den Keks und genoss es zu sehen, wie Agarmaethor vor Verlegenheit errötete. Verschwommene Bilder zweier Elben in einem Gang des Palastes krochen gerade in ihre Erinnerungen und bestätigten ihr seinen Bericht.
„Ich werde mich bei ihm selbst entschuldigen", murmelte sie. „Du musst nicht dafür gerade stehen."
„Das ist jetzt zu spät. Du kannst den Vorfall nicht mehr rückgängig machen. Aber solltest du wirklich den Mut aufbringen, ihn noch einmal an das Geschehen zu erinnern, dann bemühe dich am besten auch, ihm zu erklären, warum du in SEINE Arme fällst und dabei MEINEN Namen flüsterst." Legolas betonte die beiden Worte mit einem beinahe fiesen Grinsen. „Das interessiert übrigens nicht nur meinen König, das interessiert auch mich!"
Agarmaethors Augen weiteten sich. „Was auch immer du denkst, ist mit Sicherheit nicht wahr!", rief sie energisch und abwehrend. „Zum einen wollte ich nicht absichtlich in die Arme König Thranduils sinken, und zum anderen habe ich dich dringend gesucht. Deshalb sagte ich deinen Namen. Du warst meine letzte Hoffnung!"
„Letzte Hoffnung?" Legolas Grinsen verschwand. „Wovon redest du?"
Agarmaethor beobachtete diesen Wandel skeptisch und erwiderte misstrauisch: „Damals im Rat mit Celeborn und Galadriel sprachst du von großen Gefahren, denen ich während meiner Visionen ausgesetzt gewesen sei und meintest damit nicht die Uruk-hai. Ich hab leider damals nicht nachgefragt, aber als ich hier im Palast wieder die ersten Anzeichen einer Vision verspürte, erinnerte ich mich daran und wollte sichergehen, dass jemand bei mir ist, der diese Gefahren kennt..."
Legolas sah sie peinlich berührt an. Er wusste, dass er ihr irgendwann einmal die Wahrheit über ihre Schmerzen gestehen musste, doch dass dies bereits heute geschehen würde...
Agarmaethor bemerkte seinen Blick. „Was ist los?", fragte sie. „Hast du etwa in Lórien etwas Falsches gesagt?"
Legolas setzte sich in den Sessel an ihrem Bett und sah sie einen Moment stumm und nachdenklich an.
„Weißt du... Um eine wirkliche Gefahr handelte es sich dabei gar nicht. Ich glaube mich auch nicht erinnern zu können, dass ich das Wort „Gefahr" verwendet habe", stammelte er und begab sich sicherheitshalber in eine sprungbereite Position, um ihrem Zorn entfliehen oder sich wehren zu können.
„Weiß du...", begann er von neuem und wich ihrem misstrauischen Blick aus. „Es ist so... als du damals im Nebelgebirge deine erste Vision empfangen hast, bist du nicht einfach nur in Ohnmacht gefallen... also zunächst schon, aber dann hast du irgendwann damit begonnen dich zu winden... vor Schmerzen... vor scheinbar schier unerträglichen Schmerzen. Du hast derart gelitten, dass...!"
Er sprach nicht weiter als er bemerkte, wie Agarmaethor erblasste und sich mit der Hand nach hinten abstützte, um nicht kraftlos in die Kissen zu sinken. Legolas beobachtete sie besorgt. Sie schien sich nach ihren Visionen nicht daran zu erinnern, was währenddessen mit ihr geschah, und doch schien sie zu wissen, von welchen Schmerzen er sprach.
„Nun... ja...", fuhr er noch immer unsicher fort. „Ich wollte herausfinden, ob du echte Schmerzen hast... oder ob du nur von ihnen träumst, denn du hattest keine äußeren Verletzungen. Deshalb legte ich damals eine Hand auf deinen Bauch und untersuchte dich... und stellte fest, dass mit dir alles in Ordnung war." Legolas schluckte.
„Und?", fragte Agarmaethor scharf.
„Das Faszinierende an der Geschichte war jedoch... dass..." Legolas räusperte sich verlegen. „...dass du durch die Berührung mit einem Mal ganz ruhig geworden bist. Deine Schmerzen waren wie verflogen, du hast ruhig geatmet und... es ging dir gut... bis auf die Ohnmacht natürlich! Und dann war es Gimli, der drauf bestand, dass... ähm..." Agarmaethors Blick erschien ihm unerträglich. „...dass ich dich in den Arm nehme und deinen Bauch... massiere."
Legolas duckte sich und hob abwehrend die Hände, als erwarte er Schläge, doch diese blieben aus. Vorsichtig hob er seinen Blick und sah Agarmaethor an. Diese starrte vollkommen sprachlos auf eine weit entfernte Ecke des Raumes. Einige Male setzte sie zum Sprechen an, schaute ihn dabei entrüstet und vorwurfsvoll an, doch kein Ton verließ ihre Lippen.
„Als du gestern in die Arme meines Königs gesunken bist..." Agarmaethors fehlende Reaktion ließ Legolas mutiger werden. „...da tat ich es erneut. Ich habe mich neben dich ans Bett gesetzt und mit der Hand deinen Bauch... gestreichelt."
Fassungslos sah Agarmaethor ihn an und schüttelte den Kopf, als würde sie nichts von dem verstehen, was Legolas gerade gestanden hatte.
„Weißt du..., es hat dir so gut getan, und da dachte ich, es könne nicht falsch sein."
Legolas senkte verlegen den Blick und mit angehaltenem Atem beobachtete er, wie sie nach dem Glas Milch griff und den Rest des Inhaltes in einem Zug trank, bevor sie leise und offensichtlich unter Aufbringung all ihrer Selbstbeherrschung ruhig erwiderte:
„Du sagst, es hätte mir gut getan?"
Legolas atmete erleichtert auf. „Ja. Du warst mit einem Mal so entspannt. Dein Gesicht schien beinahe Freude auszustrahlen."
Agarmaethor vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und seufzte leise auf. „Habe ich gesprochen? Habe ich irgendetwas gesagt?"
„Nein! Weder hier im Palast noch die beiden Male davor!"
„Beide Male davor?", fragte Agarmaethor erstaunt. „Ich hatte erst eine Vision!"
„Ähm... ja...", stammelte Legolas. „Aber ich... habe dich einmal beobachtet, während du neben Dordo schliefst... damals... als ich dich noch vor dem Nebelgebirge zur Wache wecken wollte und du mich..."
„Ich erinnere mich!", erwiderte sie abwehrend. Zorn blitzte aus ihren Augen und Legolas spürte, wie sehr sie sich selbst gerade daran hinderte, ihn noch gröber anzufahren. „Warum erzählst du in Lórien solch einen Unsinn? Du bringst mich damit in Verlegenheit! Ich wäre im Bett geblieben und nicht durch den halben Palast getaumelt, wenn ich die Wahrheit gekannt hätte! Ich hätte keinen Skandal verursacht und müsste mich jetzt nicht vor König Thranduil in Grund und Boden schämen!"
Legolas erblasste. Würde er ihr nun auch noch die Wahrheit über den Skandal erzählen, wäre er vermutlich innerhalb weniger Sekunden nicht mehr in einem Zustand, welcher ihm eine Weiterreise mit der Gemeinschaft erlaubte.
Schuldbewusst sah er sie an und winselte gekonnt: „Es tut mir leid, dass ich den Skandal damit letztlich verursacht habe. Das lag nicht in meiner Absicht, und du kannst mir glauben, dass ich bereits durch meinen König genug leiden muss!" Vielleicht würde sie allein bei dem Gedanken an Thranduil nachgeben – Mitleid mit ihm als dessen Sohn verspüren!
„Warum?", hakte sie nach und ihr Tonfall duldete keine weiteren Ausflüchte.
„Amlugûr spielte sich während des Rates in Lórien dermaßen auf, dass ich es ihm heimzahlen wollte... Ich wollte ihm zeigen, dass er sich nicht alles erlauben kann... dass seinen Fähigkeiten und Kenntnissen Grenzen gesetzt sind und... und... ich habe das nur so daher gesagt. Mir wurde erst danach bewusst, wie viel Angst ich dir damit bereitet haben könnte, aber du hast nicht nachgefragt und so hatte ich gehofft, dass du es gar nicht gehört hast. Ich gebe zu, dass das falsch war, aber dieser Amlugûr... er ärgert mich dermaßen!" Erregt rutschte er in seinem Sessel hin und her.
Agarmaethor schwieg lange. Ihr Blick wanderte erneut in die ferne Ecke des Raumes und Legolas folgte ihm, neugierig, wohin sie ständig schaute. Auf einem großen Wandteppich grünte der Eryn Lasgalen in all seiner Pracht unter einem sternenreichen Himmel. Sehnsuchtsvoll wirkte ihr Blick, als er an den Sternen hängen blieb – sehnsuchtsvoll und doch verletzt und zornig.
„Mach das nie wieder!" Agarmaethors Stimme klang so hart, als dulde sie keinen Widerspruch. „Ich meine das wirklich ernst."
Legolas schaute sie erleichtert an. „Ich werde deinen Bauch nie wieder berühren! Ich versprechen es!"
„Nein!", wehrte sie ab. „Was ich sagen will ist, dass ich nicht in die albernen Streitigkeiten zwischen dir und Amlugûr hineingezogen werden will. Manchmal zeigt ihr beide ein dummes und... kindisches Gehabe! Dieses Protzen im Rat vor Galadriel und Celeborn gehört sich nicht – weder für einen Prinzen noch für einen Krieger! Ihr könnt tun, was ihr wollt – von mir aus könntet ihr euch gegenseitig üble Streiche spielen. Aber deine Pahlerei ging auf meine Kosten, und ich kann das nicht leiden!"
Legolas errötete, drängte den Gedanken beiseite, wie er dafür gesorgt hatte, dass Amlugûr seine Zeit im Eryn Lasgalen in einem dunklen und feuchten Verlies verbrachte. Stumm betete er dafür, dass die Wahrheit über dieses Ereignis niemals ans Licht kommen würde.
„Wir werden uns während dieser Reise mit Sicherheit zusammenraufen", erwiderte er wenig überzeugend. „Das tut mir alles wirklich leid. Aber was ist mit deinem Bauch?"
Agarmaethor senkte den Kopf und sah betroffen zu Boden. „Ich weiß es nicht", flüsterte sie. „Du hast keine Vorstellung, was das bedeutet, was du mir gerade erzählt hast."
„Nein!" Legolas zuckte hilflos mit den Schultern. „Aber ich habe so meine Vermutungen!"
„So? Welche denn?" Agarmaethor sah ihn mit einer Mischung aus Skepsis, Neugier und Furcht an.
„Du bist einmal sehr übel gefoltert worden! Und nun träumst du davon – wieder und wieder! Du träumst von der Folter und fürchtest dich vor Berührungen, weil... weil... weil sie irgendwie damit im Zusammenhang stehen... mit der Folter meine ich. Und nun erfährst du, dass eine Berührung, die du sonst nur mit Folter verbindest, dir gegen die Schmerzen hilft! Das ist sicherlich ein Schock!", ereiferte sich Legolas.
Agarmaethors Gesichtsausdruck war undeutbar. Legolas glaubte, den Kern der Sache beinahe getroffen zu haben, doch da lag noch etwas anderes in ihrem Blick. Er sah wie sie zögerte, wie sie mit sich zu ringen schien, ob sie eingestehen sollte, was sie so sehr belastete, und zu seinem eigenen Erstaunen erwiderte sie:
„Es ist... so ähnlich. Ich ertrage keine Berührungen... und ich meine keine zufälligen Stöße oder Rempeleien, sondern... nett gemeinte... freundliche Berührungen. Es fühlt sich für mich an, als... als verbrenne meine Haut im Feuer und jemand greife in mein Innerstes und wirbele alles durcheinander! Ich kann es nicht erklären!"
Verwundert über Agarmaethors Offenheit hakte Legolas nach: „Aber dem ist nicht immer so, oder? Ich meine, wenn ich dir die Hand reiche oder dich am Arm packe und ziehe, ist das keine Rempelei oder ein zufälliger Stoß!"
Agarmaethor schüttelte den Kopf. „Ich weiß. Galadriel strich mir mit ihrer Hand sacht über meine Wange und es schmerzte. Celeborn küsste meine Hand, doch dieses höfliche Gehabe störte mich nicht. Auch nicht die Wundversorgung durch Elladan. Es ist... Ich weiß nicht..."
„Du bist mit dir selbst im Unreinen...", murmelte Legolas.
Agarmaethor schwieg, doch ihre Augen funkelten ihn an, als habe er soeben den Nagel auf den Kopf getroffen. Legolas bohrte nicht weiter. Er verstand! Sie fürchtete die Nähe zu anderen - aus welchem Grund auch immer... Mochte dieser die Folter sein, die ihr wohl einst widerfahren war oder aber auch schlechte Erfahrungen...
„Ich kann dir bei der Lösung deiner Probleme wohl nicht helfen?", fragte er nur hilflos.
Agarmaethor sah ihn erstaunt an. „Nein, wohl kaum", erwiderte sie.
„Aber vielleicht bei deinen Bauchschmerzen – um auf die eigentliche Frage zurückzukommen! Ich meine... wenn du schläfst oder ohnmächtig bist, tun Berührungen dir gut. Du hättest dein eigenes Gesicht sehen sollen, als ich heute Morgen im Sessel neben dir erwachte. Du wirktest so... zufrieden... so ausgeglichen!", erklärte Legolas eindringlich.
„Zufrieden? Ausgeglichen?" Agarmaethor konnte es noch immer kaum glauben.
„Und vielleicht ist... ist es auch ein erster Schritt, damit... nun..."
„Damit ich mich wieder an Berührungen gewöhne?" Agarmaethor lächelte kopfschüttelnd.
Legolas beobachtete sie fasziniert. Es war das erste Mal, dass er sie lächeln sah, denn ihr Lächeln im Schlaf zählte er nicht. Das hatte sie damals nicht gewollt, doch nun lächelte sie wirklich. Sie machte sich ein wenig lustig über ihn, denn sie schien seinen Gedanken für absurd zu halten, doch er verzieh ihr augenblicklich.
„Nein... Damit du insgesamt wieder zufriedener wirst. Ich meine... sieh dich an! Du hast soeben gelächelt!" Legolas' Augen funkelten.
„Ich konnte es einfach nicht verhindern!", erwiderte Agarmaethor in einem beinahe scherzhaftem Tonfall. Nachdenklich massierte sie sich mit der Hand die Stirn. „Vielleicht hast du Recht. Vielleicht hilft es mir wirklich..." Sie seufzte. „Das alles wird nicht mehr lange ein Geheimnis bleiben, und das Letzte, was ich will, ist, dass alle abwechselnd an mir herumgrabbeln. Deshalb... Ich komme mir so albern vor... aber... würdest du es übernehmen, mich während meiner Ohnmacht zu... zu..."
„Betreuen? Ja, natürlich. Ich habe schließlich inzwischen Erfahrung damit!" Legolas grinste.
Verlegen nickte Agarmaethor. Legolas konnte ihr ansehen, wie unangenehm ihr das alles war.
„Hast du irgendwo noch Kekse und Milch versteckt?", fragte sie schließlich.
„Du willst wohl todkrank spielen?", fragte Legolas neckisch und ging zur Tür. „Kannst dir nicht einmal selber etwas zu essen holen, sondern musst den Prinzen dieses Palastes bitten, dich zu versorgen!"
Agarmaethor warf ein Kissen nach ihm. „Das letzte Mal war ich vier Tage lang bewusstlos und nun gönnst du mir nicht einmal ein wenig Ruhe!" Sie schmunzelte.
Legolas fing das Kissen geschickt auf und warf es mit Schwung zurück. „Sonst noch irgendwelche Wünsche, meine Dame?", fragte er und verschwand durch die Tür.
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Seit Odan und Rufur sich in Rumlak voneinander getrennt hatten, war Odan vollkommen auf sich allein gestellt. Er fühlte sich fremd in dieser Gegend. Vorsichtig und jeden Kontakt zu Bewohnern dieses Landstriches meidend, folgte Odan dem Fluss entgegen der Strömung Richtung Norden. Die Gegend um den Fluss war ebenso eintönig wie seine gesamte bisherige Reise. Unentwegt fragte er sich, warum es nur so wenige Wälder und Berge gab. Nicht, dass er erpicht darauf war, durch einen Wald zu reiten... viele ihm unbekannte Tiere und andere Gefahren würden dort lauern... doch immer nur Ebenen, Ebenen und wieder Ebenen vertrockneten ihm die schönsten Phantasien. Mit Grauen machte er sich bewusst, dass er möglicherweise den gesamten Weg auch würde zurückreiten müssen. Nur dass ihm in diesem Fall die Grünaugen im Nacken sitzen würden. Er war sehr dankbar, dass ihm bisher keine begegnet waren, aber das konnte sich schnell ändern.
Obwohl er menschliche Ansiedlungen mied, begegnete er immer wieder Handelsschiffen oder reisenden Händlern mit Ochsengespannen. Odan war ehrlich beeindruckt vom Aussehen der Schiffe. Er kannte Bücher mit Bildern, hatte Erzählungen seiner Großeltern gelauscht, doch gesehen hatte er derartiges nicht. In seiner Heimat gab es keine Schiffe oder Häfen... es gab noch nicht einmal mehr Menschen!
Die Leute auf dem Deck der Schiffe sahen ihn oftmals mit großen, verwunderten Augen an. Warum nur? War sein Volk hier tatsächlich ausgestorben? Gab es niemanden mehr seiner Art? Doch als er auf einen reisenden Händler mit einem Kind traf, erkannte er seinen Fehler.
„Guck mal! Der reitet ja auf einem Pferd!"
Kinder sprachen oft Wahrheiten. Das wusste selbst Odan, auch wenn er selbst keine eigenen Kinder besaß. Beinahe schlagartig stieg er vom Pferd und lief zu Fuß weiter. Aufsehen war das Letzte, was er wollte. Wenn man hier nicht ritt, dann würde er es auch nicht tun.
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Legolas eilte zur Küche und passierte dabei die geöffnete Tür zum Speisesaal. Es schien hoch herzugehen. Seine Gefährten amüsierten sich gerade köstlich über einen Scherz Anerus. Grundsätzlich war Legolas an guten Scherzen immer interessiert, doch jetzt knurrte sein Magen und ihm stand der Sinn nach etwas Essbarem.
Unbemerkt verschwand er in der Küche und traf auf Imaeath, die 'gute Seele' des Palastes. Sie regte sich zunächst furchtbar über die anwesenden Gäste auf, schimpfte über deren Gebaren, doch eigentlich besaß sie ein so gutes Herz, dass sie heimlich und ohne es der Gemeinschaft gegenüber zuzugeben, beinahe jedem sein Lieblingsessen auftischte – knurrend und mit mürrischem Gesicht, damit sich niemand zu heimisch fühlte.
Imaeath reichte Legolas ein gewaltiges Tablett mit Keksen, Milch, Obst und etwas Honig. Sie war immer der Meinung, er esse zu wenig, und nun schien sie auch Agarmaethor verwöhnen zu wollen. Thranduil hatte ihr gegenüber wohl von Agarmaethors Ohnmacht gesprochen, und Imaeath kannte sofort die Erklärung für das Geschehen - falsche Ernährung! Immer nur Fisch und Fleisch und das elende lórische Reisebrot könne auf Dauer nicht gut sein und führe zu körperlichem Verfall. Davon war sie so überzeugt, dass sie Legolas das Obst und den Honig aufdrängte.
Er fürchtete jede Diskussion mit ihr und nahm, was er kriegen konnte.
„Diese Menge reicht ja für zwei!", rief Gimli durch den Speisesaal, als Legolas an der Tür vorbeihuschen wollte. Es war ihm nicht gelungen, auch auf dem Rückweg unbemerkt zu bleiben.
Er blieb nicht stehen. „Das soll es auch!", rief er nur.
„Warte doch mal!"
Seine Gefährten eilten aus dem Speisesaal und belagerten ihn im Gang. Legolas blieb seufzend stehen.
„Hm... Hm..", murmelte Rhavan. „Honig und Obst... Da werden ja Phantasien gereizt! Gibt es hier etwa eine Dame, die du uns bei Gelegenheit einmal vorstellen möchtest?"
„Mit Sicherheit nicht!", erwiderte Legolas schnippisch. „Und das ist auch nicht für die Ausführung solch schmutziger kleiner Ideen, sondern wirklich zu Essen gedacht. Es gibt hier zwei Personen, die wirklich hungrig sind, weil sie seit Ewigkeiten nichts mehr in den Magen bekommen haben."
„Soso. Und wen bedienst du gerade so zuvorkommend?", fragte Elladan ebenfalls schnippisch.
„Agarmaethor und mich. Sie wünscht nicht, mit euch zu speisen und ich leiste ihr dabei Gesellschaft", erwiderte Legolas affektiert.
Legolas verstand nicht, warum mit einem Schlag das Grinsen auf den Gesichtern der anderen verschwand und sie ihn betroffen anschauten.
„Ähm...", Elrohir räusperte sich. „Würdest du bitte so freundlich sein und ihr ausrichten, dass es mir wirklich, wirklich Leid tut, was ich vorgestern zu ihr gesagt habe? Ich habe das wirklich nicht so gemeint." Er schaute schuldbewusst auf den Boden.
„Was hast du denn zu ihr gesagt?", fragte Legolas erstaunt.
„Nun ja, wir haben uns vorgestern Abend über dich und dein Verhältnis zu deinem Vater lustig gemacht. Das tut uns auch leid." Elrohir schob den letzten Satz noch schnell hinterher. „Agarmaethor konnte darüber nicht lachen und ergriff für dich Partei. Naja... jedenfalls habe ich ihr gesagt, ihr Vater hätte ihr doch einen Ring schmieden sollen, der sie netter und sympathischer macht."
Legolas hob verwundert die Augenbrauen. Agarmaethor hatte tatsächlich Partei für ihn ergriffen?
„Ja gut. Ich werde es ihr ausrichten!", erwiderte er und wollte sich durch das Gedränge schieben.
„Legolas? Nichts für ungut, aber wir würden diesen... ähm... unfreundlichen Ort gerne bald verlassen. Wir wundern uns sowieso, warum wir nicht bereits gestern abgereist sind!", fragte Gimli. „Ich meine, dein Vater verweigert uns seine Hilfe und hat klar zum Ausdruck gebracht, dass er unsere Abreise wünscht! Was sollen wir hier noch tun? Auf Amlugûr warten? Von mir aus kann er hier verrotten!"
„Gimli!", schnaufte Maethrim entrüstet. „Was fällt dir ein! Hast du gar kein Mitleid mit ihm?"
„Nein! Mein Vater saß hier ebenfalls lange ein und hat das sehr gut überstanden!" Gimli grinste. „Es bildet den Charakter! Das jedenfalls sagte meine Mutter, als er damals heimkehrte."
Legolas unterdrückte ein schallendes Lachen und erklärte nur:
„Agarmaethor empfing vorgestern eine weitere Vision und war erneut ohnmächtig. Allein deshalb durften wir hier noch so lange verweilen, doch wir sollten uns auf eine baldige Abreise vorbereiten. Was Amlugûr betrifft... ich denke, mein König wird ihn aus dem Palastkerker werfen lassen, wenn auch wir abreisen."
„Heißt das, es geht bald weiter? Wir haben uns doch so an die ach so netten Elben hier gewöhnt! Und an die schönen Vier-Bett-Höhlen auch", schmunzelte Rochdil.
„Sie ist wieder zu sich gekommen und nun gibt es keinen Grund mehr für uns, hier zu bleiben. Morgen reisen wir ab."
„Und wohin?", fragte Mithlondion ungläubig. „Wollen wir jetzt wirklich alle Höhlen Mittelerdes durchsuchen?"
„Ich verspreche, dass ich es bis morgen früh herausgefunden habe", grinste Legolas, wandte sich ab und schob sich endgültig durch das Gemenge auf dem Flur. „Ich geh jetzt essen! Euch noch viel Spaß in euren Vier-Bett-Höhlen! So eine Ehre hatten Gäste schon lange nicht mehr. Wir haben hier auch Acht-Bett-Höhlen oder weitere leere Kerker!", rief er noch im Gehen.
„Der macht sich über uns lustig!", schnaufte Gimli. „Sitzt in seinem schönen Gemach auf seidenen Kissen und kann sich nicht beschweren und unsereins...?"
Elladan grinste. „Also Elrohir und ich sind standesgemäß untergebracht... in einem schönen Gemach mit seidenen Kissen..."
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„Und? Wie geht es den anderen?", fragte Agarmaethor kauend und sah bereits, wie sich das Tablett leerte.
„Elrohir lässt dir ausrichten, dass ihm etwas, was er vorgestern zu dir sagte, ehrlich Leid tut. Ansonsten sind alle sehr an einer Abreise interessiert. Nur wissen wir nicht, wohin wir unsere Schritte lenken sollen..."
Agarmaethor nickte und kaute weiter. „Sag ihm, dass es mir auch leid tut", nuschelte sie verlegen mit vollem Mund. „Doch was das andere betrifft... Ich..." Enttäuscht schaute sie Legolas an. „Ich glaube, wir sind hier falsch. Wir werden hier keine Hinweise auf Thuringwethil oder meine Erinnerungen finden."
„So?" Legolas musterte sie erstaunt, doch ein ahnendes Lächeln umspielte seine Lippen.
„Ja. Ich fürchte, die Visionen zeigen mir nur immer wieder Bilder von neuen Orten, die ich aufsuchen muss. Ich fürchte, sie sind nichts weiter als Wegweiser zu dieser einen Person, die bisher in beiden Visionen enthalten war – Thuringwethil. Ich sah sie in einer Schlucht aus rotem Gestein. Um sie herum standen viele Ork-Elben, und sie schien ihnen Anweisungen zu geben. Bereits mein erstes Bild von ihr enthielt rotes Gestein. Die Vision von ihr hat nicht viel Neues gebracht. Doch auch der andere Teil meiner zweiten Vision hatte mit Thranduil nichts mehr zu tun. Ich sah eine kleine, verfallene Stadt am Ufer eines Flusses, der in einen großen See oder ein Meer mündet. Ich vermute, dass es sich dabei um das Meer von Rhûn handelt."
„Das Meer von Rhûn...", murmelte Legolas. „Dass sich Thuringwethil irgendwo im Osten Mittelerdes aufhält, ist nicht unwahrscheinlich. Die Ostlinge stehen schon lange auf der Seite der dunklen Mächte."
„Ostlinge? Die sah ich nicht... ich sah nur Ork-Elben! Doch auch mir scheint, dass unsere Reise uns in den Osten führen wird – zwar nicht sehr gradlinig, aber die Grundrichtung bleibt dieselbe."
Erneut schüttelte sie enttäuscht den Kopf. „Ich hatte so sehr gehofft, dein Vater könne mir bereits Hinweise geben, wo oder wie ich meine Erinnerungen wieder finden könnte, doch nun scheint es so zu sein, dass allein Thuringwethil der Schlüssel zu allem und Thranduils Reich nur eine Etappe von vielen ist..."
Legolas lächelte. „Um ehrlich zu sein, habe ich das von Anfang an geglaubt. Ich war nie ernsthaft der Überzeugung, mein Vater wisse irgendetwas über den Aufenthaltsort Thuringwethils oder über deine Erinnerungen..., doch ein anderer Anlaufpunkt stand uns zunächst nicht zur Verfügung. Wohin hätten wir sonst gehen sollen?"
„Ja! Wir mussten in den sauren Apfel beißen und uns dem eisigen Blick deines Vaters stellen. Ich gebe zu, dass ich sehr enttäuscht darüber bin, dass er nichts weiß und doch bin ich erleichtert. Nichts wäre schlimmer, als zu wissen, dass ich meine Erinnerungen nicht finden kann, weil Thranduil sich weigert, mir beizustehen! Doch nun denke ich, wir sollten den Visionen weiter folgen und zum Meer von Rhûn reisen. Wir werden schon morgen abreisen und deinen Vater von der Last unserer Anwesenheit befreien- einschließlich der von Amlugûr, den er hoffentlich mit uns ziehen lässt."
„Nichts wird ihn mehr freuen, als zu erfahren, dass wir bald wieder gehen. Er verflucht bereits den Tag, an dem wir sein Reich betreten haben!", schmunzelte Legolas.
„Und dieser Skandal nimmt ihn vermutlich ebenfalls mit... Ich kann ihn irgendwie verstehen... er will seine Ruhe haben!"
„Nun ja...", erwiderte Legolas gedehnt. Er verwünschte diesen 'Skandal' und sehnte sich nach nichts mehr, als schnellstmöglich diesen Raum zu verlassen und damit diesem leidigen Thema zu entkommen. „Sollte ich jemals von meiner Reise zurückkehren, muss ich fünf Jahre Küchendienst leisten!"
„Küchendienst? Du? Der Prinz vom Eryn Lasgalen?", fragte Agarmaethor entsetzt.
Legolas schaute bedrückt zu Boden. „Und eigentlich sollte ich sogleich einen Vorgeschmack darauf bekommen und bereits heute antreten!"
Mit hängenden Schultern erhob er sich aus dem Sessel und schlurfte bedrückt zur Tür. „Wir sehen uns später! Und wundere dich dann nicht über meine aufgeweichten Finger oder kleinere Verbrennungen von Fettspritzern! Ich bin noch nicht sehr geübt in all diesen Tätigkeiten!"
„Legolas?", rief sie ihm hinterher. Er schaute sich um. „Bitte versteh das nicht falsch, aber ich wollte dir nur sagen, dass ich dich dafür bewundere, wie großartig du dich unter der Herrschaft eines solchen Vaters entwickelt hast! Ich wüsste nicht, wie ich das derart lange ertragen hätte! Du besitzt wirklich innere Stärke!"
Legolas Hautfarbe wechselte beinahe schlagartig auf Rot und ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum.
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Kaum hatte Legolas den Raum verlassen, sprang Agarmaethor aus dem Bett und zog sich hastig an. Sollten sie am nächsten Tag tatsächlich abreisen, würde sie möglicherweise nie wieder Gelegenheit haben, mit Thranduil zu sprechen.
Leise öffnete sie die Tür und spähte über den Gang, doch niemand war zu sehen. Vorsichtig schlich sie sich aus dem Gemach und machte sich auf die Suche nach irgend jemandem, der ihr den Weg zu Thranduils Gemächern weisen konnte, doch die wenigen Elben, die ihr begegneten, waren verschlossen und abweisend. Agarmaethor spürte auch ohne ihre Worte, wie unerwünscht sie hier war und und oftmals hieß es, es gehöre sich nicht, nach dem Weg zu ihrem König zu fragen. Würde er sie sehen wollen, würde er nach ihr fragen.
Enttäuscht suchte sie nach dem Rückweg zu ihrem Zimmer, als sie eine Elbenfrau mit einem vollen Tablett durch die Gänge eilen sah. Hastig eilte Agarmaethor ihr hinterher und versteckte sich hinter einzelnen Ecken. Sie dankte Elbereth, dass niemand unterwegs war und ihr Tun beobachtete. Die Elbenfrau klopfte am Ende eines langen Ganges an eine schwere Eichentür, öffnete sie und verschwand im Raum. Agarmaethor verstand nicht viel von dem Dialog, der durch die angelehnte Tür drang, doch die Worte 'mein Herr' erreichten ihr Ohr und festigten ihren Glauben, dass die Elbenfrau gerade Thranduil bediente.
Vorsichtig schlich sie zurück und wartete in einem Seitengang darauf, dass die Elbenfrau Thranduils Zimmer wieder verließ. Kaum sah sie ihren Schatten am Seitengang vorbeihuschen, eilte Agarmaethor zu der großen Eichentür und klopfte an. Auf ein lautes „Herein" hin öffnete sie langsam die Tür und glitt lautlos in den Raum.
Thranduil stand hinter einem großen Tisch und sah einige Briefe durch. Verwundert hob er den Kopf und schaute auf Agarmaethor, die bescheiden vor der Tür zu seinem Arbeitsraum stand und sich respektvoll verneigte.
„Herrin Silamîriel?", fragte er erstaunt. Seine Augen blitzten sie kalt und abweisend an.
„Entschuldigt Herr!", erwiderte Agarmaethor leise und näherte sich ihm einige Schritte. „Ich möchte nicht stören... Ich kann auch später noch einmal kommen, Herr"
Verunsichert entfernte sie sich wieder einige Schritte Richtung Tür. Die eisigen Augen Thranduils besaßen so gar keine Ähnlichkeit mit dem warmen Blau der Augen von Legolas.
„Ihr habt bereits gestört... legt Ihr es etwa darauf an, später noch einmal zu stören?", erwiderte Thranduil unfreundlich.
Sie schwieg einige Sekunden, sammelte sich und musterte dabei den König des Eryn Lasgalen. Thranduil besaß die Körperhaltung eines Kriegers – angespannt und sprungbereit. Seine schlanke und hochgewachsene Gestalt ähnelte der von Legolas, doch er wirkte muskulöser. Blondes, glänzendes Haar, deren Helligkeit Agarmaethor dazu veranlasste, ihm eher die Bezeichnung 'licht' zu geben, umrahmte ein ernstes und bewegungsloses Gesicht. Ein eigentümlich silbernes Leuchten seiner blauen Augen zeugte von Leben, Kraft und Ausdauer aber auch von Kälte und Macht.
Seine gesamte Erscheinung wirkte so beeindruckend, dass Agarmaethor sich klein und unbedeutend fühlte. Doch der König wirkte auch derart faszinierend, dass sie wohl in jeder anderen Situation nichts unversucht gelassen hätte, um Thranduils ehrlich gemeinte und wohlwollende Aufmerksamkeit zu erringen
Agarmaethor fühlte sich schäbig. Sie war gekommen, um eben diese Aufmerksamkeit zu erringen, doch die Mittel, die sie dafür verwenden wollte, grenzten hart an ihre Vorstellung von Ehrlichkeit und Respekt. Nicht, dass sie lügen wollte, aber auch die äußere Hülle einer ehrlich gemeinten Entschuldigung musste nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen. Doch konnte es bei diesem Elben überhaupt einen anderen Weg geben, als den der Selbsterniedrigung? Sie erinnerte sich daran, wie Legolas vor seinem eigenen Vater kniete, ihn mit 'mein König' ansprach und sogar dessen Ring küsste, um die Aufnahme der Gemeinschaft im Palast und Unterstützung ihrer Reise zu erbitten.
Mit einer ergebenen Verbeugung näherte sie sich dem König und fiel vor ihm auf die Knie.
„Herr, ich...", begann sie, doch Thranduil fiel ihr ins Wort.
„Was fällt Euch ein?", rief er empört. „Ich weiß zwar nicht, warum Ihr stört und was Ihr von mir wollt, aber ein derartiger Kniefall Eurer Person beleidigt mich!"
Verwirrt hob Agarmaethor ihren Kopf und schaute ihn fragend an.
„Haltet Ihr mich für töricht? Glaubt Ihr denn, ich erkenne ein derart unehrliches Verhalten nicht? Glaubt Ihr denn, Ihr könntet durch Schmeicheleien und derartiger Bestätigung meiner Macht und Stärke meine Entscheidungen beeinflussen?", fuhr er aufgebracht fort. „Oh! Ihr denkt an meinen Sohn in der großen Halle! Hat er denn erreicht, was er wollte?"
Beschämt senkte Agarmaethor den Blick.
„Nein. Nicht wirklich, Herr", erwiderte sie leise.
„Dann tragt mir gefälligst vernünftig vor, was Euch in meine Räumlichkeiten treibt und mich von meiner Arbeit abhält!"
Agarmaethor benötigte einige Momente, um sich neu zu sammeln und neu anzusetzen, doch schließlich blickte sie Thranduil direkt in die Augen und begann:
„Herr, ich bin gekommen, um mich bei Euch für meine fürchterliche Entgleisung zu entschuldigen. Es tut mir wirklich leid, dass ich einen Skandal verursacht habe und auf diese Weise Euren guten Ruf geschädigt habe", begann sie schließlich leise und doch mit fester und sicherer Stimme. Lange genug hatte sie sich überlegt, wie sie ihm begegnen sollte. „Ich bin bereit, alles zu tun, um jeglichen Schaden zu beseitigen, Herr. Legolas ist für mein Verhalten wirklich nicht verantwortlich. Ich möchte Euch bitten, ihm nicht mehr zu zürnen. Derartige Strafen hat er nicht verdient und ich..."
„Ihr macht mir Angst!", unterbrach Thranduil ihren Redefluss. „Ich weiß überhaupt nicht, wovon Ihr redet! Was für ein Skandal?"
„Aber Herr? Ich spreche davon, dass ich vorgestern Nacht wie betrunken durch den Palast torkelte und ohnmächtig in Eure Arme sank!"
„Das habt Ihr getan, aber wo ist der Skandal?"
Agarmaethor sah in Thranduils ehrlich erstaunt dreinschauende Augen.
„Legolas sagte, es sei ein Skandal und er hätte viel auf Euch einreden müssen, um Euch wieder wohlwollend zu stimmen. Er sagte auch, er sei im Falle der Rückkehr von seiner Reise zu fünf Jahren Küchendienst verurteilt worden."
Thranduil schaute sie einen Moment lang sprachlos und entrüstet an, doch dann begann er zu Agarmaethors vollständiger Überraschung schallend zu lachen. Mit Lachtränen in den Augen erklärte er:
„Ich weiß, dass ich außerhalb des Eryn Lasgalen einen sehr ungastlichen Ruf genieße. Galadriel und Celeborn verbreiten überall, welch unfreundlicher, alter Griesgram ich sei, bieder und engstirnig – und mit mir mein Volk. Vermutlich steckt in alldem ein Körnchen Wahrheit, vielleicht sogar ein großes Korn. Mein Volk ist Fremden gegenüber nicht so offen, wie andere Elbenvölker. Wir lieben die Abgeschiedenheit und Unabhängigkeit.
Doch trotz allem denke ich nicht, dass ich grausam oder ernstlich bärbeißig bin. Streng bin ich wohl... ich halte Regeln für wichtig, selbst unsere Höflichkeitsregeln... doch alles andere ist ein bewusst herbeigeführtes Zerrbild.
Ich liebe es, meinen Ruf zu unterstreichen und weiter zu verbreiten, und mein Sohn hat mich immer dabei unterstützt! Neu ist mir allerdings, dass mein eigen Fleisch und Blut Anwandlungen bekommt, meinen Ruf noch schlechter zu machen, als er es bereits ist! Skandal! Was für ein Unsinn!"
Sprachlos beobachtete Agarmaethor, wie Thranduil, noch immer schallend lachend, mit der Faust auf den Tisch schlug.
„Wisst Ihr, er erfüllt mich mit Stolz! Er ist mein Sohn und ich liebe ihn. Ich könnte ihm nie etwas Schlechtes antun – selbst für die größten Fehler nicht. Doch manchmal denke ich, ich war in seiner Erziehung zu nachlässig! Als seine Mutter uns verließ, um nach Valinor zu segeln, war er noch sehr, sehr jung – keine fünf Jahre alt und ich habe ihm wirklich alles durchgehen lassen, was er damals verbrochen hat."
Thranduil näherte sich einer kleinen Tür im Hintergrund des Raumes.
„Damals", fuhr er fort, „waren die Beziehungen zwischen meinem Reich und Lórien noch deutlich besser. Wir handelten wesentlich mehr miteinander und tauschten Geschenke aus. Damals gab es in Lórien einen sehr begabten und hervorragenden Künstler. Er malte wunderschöne Bilder. Sein Ruf war weithin bekannt und so bat ich Celeborn eines Tages, mir ein Bild dieses Künstlers zu beschaffen. Er kam diesem Wunsch sehr gerne nach und nur kurze Zeit später konnte ich ein solches Meisterwerk mein Eigen nennen. Damals hing es hier in meinem Arbeitszimmer."
Thranduil öffnete die kleine Tür und deutete mit einem Finger auf ein großes Bild mit einer aufwändig gemalten Jagdszene.
„Mein Sohn hat als kleiner Junge einmal in meinem Arbeitszimmer gespielt. Ich weiß bis heute nicht, was er genau getan hat, doch irgendwie ist es ihm gelungen, dieses Gemälde nass zu machen und die Farben an einigen Stellen vollständig zu verwischen. Vermutlich fürchtete er, ich würde mit ihm schimpfen, womit er vermutlich Recht behalten hätte. Deshalb beschloss er einfach, das Gemälde an den besagten Stellen neu zu malen."
Thranduil schmunzelte und deutete auf einige Stellen auf dem Bild.
„Oh, mein Sohn war sehr geschickt. Man sieht seine Korrekturen erst auf den zweiten Blick, doch schaut her! Diesem Hirsch ist anstatt eines Schwanzes ein fünftes Bein gewachsen. Und dieser Elb hier trug eigentlich einen grünen Laubkranz im Haar. Aber meinem Sohn schien die Farbe ausgegangen zu sein. Er wählte stattdessen rot, und nun sieht es so aus, als habe der Elb eine schwere Kopfverletzung erlitten."
Thranduil lachte erneut, und auch Agarmaethor konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
„Er hat nie zugegeben, der Künstler dieses Werkes gewesen zu sein... und ich habe ihn nie zur Rede gestellt. Ich war zunächst zornig, doch als ich die Korrekturen sah, musste ich so schallend lachen, dass mein Groll damals verflog. Vielleicht sind es diese Begebenheiten, die zu einer solch nachlässigen Erziehung geführt haben! Legolas sollte lernen, zu seinen Missetaten zu stehen!"
„Nun, so viele Missetaten begeht er mit Sicherheit nicht!", lenkte Agarmaethor ein. „Eigentlich... ist er Euch... nun ja... sehr gut gelungen..., Herr."
Thranduil verschränkte die Arme und musterte Agarmaethor grinsend.
„Gut gelungen? Welch interessante Redewendung! Und nichts liegt mir ferner, als das Gegenteil zu behaupten! Und doch denke ich, dass es einmal Zeit wird, seine kleinen Missetaten zu bestrafen und Bedenkt! Ihm ist es durch seine Flunkerei gelungen, Euch dazu zu veranlassen, Euch auf beinahe erniedrigende Art und Weise bei mir zu entschuldigen!"
Agarmaethors Augen blitzten rachsüchtig auf. „Was schwebt Euch vor?"
