Hallo, ihr Lieben! knuddel

VIELEN, LIEBEN DANK an alle, die mir zum FF-Oscar für die beste Romanze in Arbeit verholfen haben. knuddel all Ich habe mich RIESIG gefreut und hoffe, dass ich eure Erwartungen bis zum Ende der FF erfüllen kann.

Tja, leider hat's bei mir wieder mal ein paar Tage länger gedauert. Ich muss euch leider auch gestehen, dass meine Kaps vermutlich ab jetzt immer erst Sonntags on kommen können, aber ich denke mal, dass das verkraftbar ist (hoff)

Viel Spaß und alles Liebe

Euer Kampfzwerg

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Und ein Edelstein war sie wirklich...

Legolas wusste nicht, was genau sich die Entfrauen von dem Eis auf dem seichten Fluss versprochen hatten. Es war zwar beim Ertränken einiger Sangwa hilfreich gewesen, aber ob es die Kraft, die die Entfrauen dafür hatten aufbringen müssen, wirklich wert gewesen war, wollte er im Nachhinein nicht beurteilen. Darauf kam es auch nicht an, denn allein wichtig war ihm die Erkenntnis, wie viel Mühe die Avari den Entfrauen wert gewesen waren und welche Opfer sie dafür hingenommen hatten.

All ihr Laub war von ihren Zweigen gefallen und lag nun welk auf dem Boden, doch sie ertrugen ihre blattlose Nacktheit mit Würde und bemühten sich um die Beseitigung der Folgen der Schlacht. Der Frost des bitterkalten Winters im Osten Mittelerdes hatte seinen Weg in die Hügellandschaft finden können und zarte Knospen, Blüten, Keime und Früchte in ihren Gärten zerstört. Eine bessere Gelegenheit, den Avari die Kunst seines Ringes zu erklären, hätte Legolas nicht finden können.

Die Nacht war klar, und die Sterne leuchteten vom Himmel herab, als er Aldarir in einen mit Raureif überzogenen Kräutergarten führte.

Es bedurfte vieler Worte, um ihm die Zusammenhänge zwischen dem Ring und dem Eingreifen der Entfrauen zu erklären, um ihm zu zeigen, wie er das Licht der Sterne einfangen und den Blättern und Blüten nahe bringen konnte, um ihm begreiflich zu machen, dass es nicht möglich war, Totes wieder zum Leben zu erwecken, und um ihn verstehen zu lassen, wie genau die Heilkraft des Ringes wirkte.

Der Morgen war bereits angebrochen als sich Legolas zurückzog. Aldarir sollte sich in den letzten Minuten des Sternenlichts ohne seine Hilfe an dem Ring versuchen. Von weitem beobachtete er ihn und erinnerte sich dabei an die Abschiedsworte Elronds: A vanta as márë órelyar! Nai eleni siluvar antalyannar!

Legolas hatte diese Worte damals nicht richtig verstanden. Quenya war ihm fremd gewesen, aber nachdem er sich bei den Avari damit hatte befassen müssen, hatte sich ihm ihre Bedeutung nach und nach erschlossen: Geht mit guten Herzen! Möge das Licht der Sterne Eure Gesichter erleuchten!

Elrond konnte nicht gewusst haben, dass sein Vater ihm den Ring übergeben würde, aber hatte er es vielleicht geahnt? Hatte er vermutet, dass dieses einzigartige Schmuckstück eine so wichtige Rolle spielen würde? Wie viel hatte er noch vorhergesehen?

Nicht nur Aragorn hatte in Rumlak deutliche Worte gesprochen und zu verstehen gegeben, wie wenig er an Zufälle glaubte. Auch Agarmaethor hatte in Amlugûrs Führung bis Lórien einen Teil eines sorgfältig eingefädelten Planes gesehen, der sie dazu bewegen sollte, mit der Gemeinschaft zu reisen.

Was wäre denn, wenn beide Recht hätten? Was wäre, wenn Elrond, Galadriel und Celeborn tatsächlich wesentliche Probleme und Hindernisse der Gemeinschaft erahnt hatten und deshalb bereits vorab dafür hatten sorgen wollen, dass sie diese auch bewältigen konnten?

Natürlich hatten sie dabei nur begrenzt Einfluss nehmen können. So hatte Elrond Amlugûr zum Führer der Gemeinschaft bis Lórien bestimmt und ihm die Gelegenheit verschafft, Agarmaethor in die Gemeinschaft aufzunehmen.

Aber letztendlich war es Amlugûrs freie Entscheidung gewesen, seine Führung mit Agarmaethor zu teilen, so wie es die freie Entscheidung Thranduils gewesen war, Legolas den Ring zu geben, und es war seine freie Entscheidung gewesen, den Ring den Avari zu überlassen.

Aber das Wissen um die Stärken und Schwächen einzelner Mitglieder hatte es ihnen mit Sicherheit möglich gemacht, sie ein wenig zu... lenken.

Legolas wandte sich dem Lager zu und schlich zwischen den schlafenden Elben zu Gimli.

„Gimli!", raunte er und zog ihm ungeduldig die Decke weg. „Warum bist du hier? Warum bist du Teil der Gemeinschaft geworden?"

„Ich?" Verschlafen rieb sich Gimli die Augen und ließ sich von Legolas in ein abseits gelegenes Gebüsch zerren. „Nun ja..." Die Art, wie er seine Worte dehnte, ließ nur einen Schluss zu: Er wollte seine Motive lieber für sich behalten.

„Verzeih mir, Freund!", warf Legolas ein und hoffte ihn mit seinem flehenden Blick zu einer Äußerung zu verlocken. „Die Frage war ungerecht. Natürlich willst du für Mittelerde kämpfen!"

„Aber selbstverständlich!", rief Gimli voller Inbrunst. „Du glaubst doch wohl nicht, dass ich nach all den Kämpfen gegen Sauron seiner Fledermaus das Feld überlasse! Es ist nur..." Er zögerte. „Ich wäre dir zwar gefolgt, wenn du mich gebeten hättest, aber eigentlich schreckte mich der Gedanke, mit fünfzehn Kriegern deines Volkes auf unbestimmte Zeit in die Ungewissheit wandern oder womöglich sogar reiten zu müssen ab."

Legolas nickte verstehend. Er wäre ebenfalls ungern mit fünfzehn Zwergen durch Mittelerde gelaufen. „Aber ich habe dich nicht bitten müssen", sagte er fragend.

Gimli seufzte. „Die edle Herrin Galadriel sagte mir, ich würde der Gemeinschaft zu dem Glück verhelfen, welches sie so dringend bräuchte und damit der Gemeinschaft mehrfach den Hintern retten!"

„So hat sie das gesagt?", fragte Legolas entsetzt.

„Nein, nicht mit diesen Worten...", erwiderte Gimli und war froh, dass der rötliche Schein seiner Haut unter seinem Bart verschwand. „Genau genommen sagte sie, meine zwergischen Eigenschaften, Fähigkeiten und Eigenarten wären für die Gemeinschaft unabkömmlich, und ich..." Er hustete, als wolle er verhindern, weitersprechen zu müssen.

„Und du?", hakte Legolas nach.

„…und ich wollte ihr durchweg positives Bild von mir nicht zerstören und nicht zugeben, dass ich weder im Bergbau noch in der Schmiedekunst oder in der Verarbeitung von Steinen besonders bewandert bin – leider."

„Bist du nicht?", fragte Legolas scheinheilig enttäuscht.

„He! Ich bin ein kriegerischer Ästhet und kein Handwerker! Muss ich dich erst an meine Steinmetzarbeit vor dem Haus von Radagast erinnern? Und ein guter Bergbauer wäre auch nicht von einem Erdrutsch verschüttet worden!", ereiferte sich Gimli. „Und genau DAS wollte ich der edlen Herrin nicht eingestehen und..."

„Hast dich deshalb, ohne sie über die Wahrheit aufzuklären, dazu entschlossen uns zu begleiten", beendete Legolas Gimlis Satz.

„Ja", murmelte Gimli kleinlaut.

Legolas legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. „Ich bin mir sicher, dass Galadriel sehr wohl gewusst hat, welche Fertigkeiten und Fähigkeiten dir eigen sind. Ohne dich hätte uns der Rabe aus Erebor nie dabei geholfen, die Fledermäuse zu beseitigen. Ich nenne es Glück, was uns deine Bekanntschaft mit ihm gebracht hat.

„Ja, Glück!", brummte Gimli. „Wichtig ist nur, dass sich niemand an mir reibt, um an meinem Glück teilzuhaben! Aber die Herrin Galadriel versprach mir, dass niemand aus der Gemeinschaft solche Gedanken hegen würde!"

„Niemand aus der Gemeinschaft also... Nun ja..." Legolas lachte leise, doch eigentlich hatte ihn sein Gespräch mit Gimli noch nachdenklicher gemacht, denn es hatte die Vermutungen Aragorns und Agarmaethors bestätigt: Elrond und Galadriel schienen zumindest zu ahnen, was der Gemeinschaft bevorstand und was oder wer ihr helfen würde.

„Warum zerrst du mich wegen solcher Fragen unter der warmen Decke hervor?", fragte Gimli und schaute sehnsüchtig auf sein Lager, doch die Elben waren inzwischen erwacht und an Schlaf war wohl nicht mehr zu denken.

„Ich mache mir nur Gedanken um meine Rolle während dieser Reise", erwiderte Legolas leise und vergegenwärtigte sich sein Gespräch mit Elrond in Imladris.

Von einer Aufgabe, die nur er bewältigen könne, und von einer Aufgabe, die ihn davon abhalten würde, sich als Anführer um die Belange einer Gemeinschaft zu kümmern, war damals die Rede gewesen.

Wenn aber seine Aufgabe in der Vermittlung seines Ringes bestanden haben sollte, dann war sie jetzt erfüllt... oder etwa nicht? Doch diese Aufgabe hätte ihn wahrlich nicht daran gehindert, sich während der Reise als Anführer um die Belange der Gemeinschaft zu kümmern!

Ein Lächeln huschte über Legolas' Gesicht, als ihm bewusst wurde, wie lange er sich nicht mehr den Kopf darüber zerbrochen hatte, wer in der Gemeinschaft das Sagen haben sollte. Es interessierte ihn auch gar nicht mehr. Ihn beschäftigen andere Fragen.

„Was glaubst du, warum ich Teil der Gemeinschaft werden sollte? Es war Elrond so wichtig..."

„Also wirklich!" Gimli lachte laut auf. „Das ist doch wohl offensichtlich. Du bist hier, um MIR behilflich zu sein. Ohne dich wäre ich im Schlamm ertrunken und könnte dem Rest der Gemeinschaft kein Glück mehr bringen!"

Legolas' Augen funkelten ihn fröhlich an. „Wie konnte ich das nur übersehen? Ohne meine Hilfe wärst du nicht einmal in der Lage, dir die Stiefel anzuziehen!", scherzte er.

„Genau! Und ohne deine Hilfe käme ich auch nicht jeden Morgen auf den elenden Pferderücken und müsste zurückbleiben und verhungern! Es ist wahrlich ein Wunder, dass du noch Zeit findest, unserer holden Dame den Bauch zu tätscheln, wenn sie ihre Visionen hat!", grinste Gimli.

Gimlis Bemerkung veranlasste Legolas dazu, sich zu Agarmaethor zu drehen und zu ihr zu sehen.

Wie die anderen Elben der Gemeinschaft war auch sie erwacht und packte nun ihre Sachen für die Weiterreise zusammen. Anara ging gerade auf sie zu, drückte ihr mit einem warmen Lächeln ein kleines Bündel in die Hand und verschwand wieder, um ihre letzten Minuten mit Elladan verbringen zu können.

Legolas sah, wie Agarmaethor das Bündel zögernd öffnete, verlegen auf etwas graues Leder sah und es wieder schloss, um es im Gepäck zu verstauen. Neugierig näherte er sich, doch Agarmaethor hatte sich bereits ihren Schwertern gewidmet, legte sie ins Gras und betrachtete das funkelnde Metall im Sonnenlicht.

„Gibst du sie bitte Aldarir?", fragte sie, als sein Schatten auf sie fiel. „Ich will sie nicht mehr haben."

Legolas setzte sich ins Gras und sah sie nachdenklich an. „Du willst kein Krieger mehr sein – gut. Aber möglicherweise wirst du deine Schwerter noch dringend benötigen. Willst du kampflos sterben, wenn du hättest kämpfen können? Die Schlacht hier im Entwald wird sicherlich nicht die letzte gewesen sein."

Agarmaethor starrte unglücklich auf ihre Waffen. „Dass ich kein Krieger mehr sein möchte, hat damit nichts zu tun", sagte sie leise. „Ich will nur versuchen einen Schlussstrich zu ziehen, einen Schlussstrich unter die letzten fünftausend Jahre. Ich weiß, dass das nicht so einfach geht. Meine Erinnerungen daran sind noch immer vorhanden, und ich werde mich ihrer wohl kaum entledigen können. Aber es gibt Dinge, die sie wecken und mir ständig vor Augen führen, was und wer ich war, und zu diesen Dingen gehören diese Schwerter, denn ich besitze sie seit eben diesen fünftausend Jahren..."

„So lange schon?", fragte Rochdil erstaunt und sah sie entschuldigend an, weil er beim Zusammenpacken seiner Sachen ihrem Gespräch mit Legolas gelauscht hatte. „Ich glaubte, du seist erst seit kurzer Zeit im Besitz dieser Schwerter, denn ich dachte, Amlugûr hätte dich ihretwegen für einen Elbenmörder gehalten!"

Legolas sah, wie Agarmaethor erblasste und etwas zu entgegnen versuchte, doch sie schien keine Worte zu finden.

„Ich gebe Aldarir deine Schwerter und du nimmst meine", sagte er mit einem Augenzwinkern und lenkte sie von Rochdil ab.

„Nein!" Agarmaethor schüttelte energisch den Kopf. „Es ist doch meine eigene Schuld, dass ich mich so spät dazu durchringe. Hätten wir die Waffen Maethrims und Talfbenns nicht bereits den Avari gegeben, dann hätte ich mir ihre Schwerter nehmen können."

„Ich weiß, und ich will sie nicht zum Tausch überreden. Deshalb nimmst du meine!" Legolas blieb hartnäckig und drückte ihr seine Waffen in die Hand. „Ich bevorzuge ohnehin den Bogen. Du kannst mir die Schwerter wiedergeben, wenn du neue gefunden hast oder beschließt, den Kampf ganz und gar aus deinem Leben zu verbannen."

Ohne ein weiteres Widerwort abzuwarten erhob er sich, um ihre Waffen zu Aldarir zu bringen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er dabei ein leises 'Danke' vernahm.

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... Eine Heldentat willst du vollbringen? Was ist eine Heldentat? Wie vollbringt man sie? Wie weit willst du für deine Ziele gehen? Wärst du auch bereit für sie zu sterben? ..."

Obwohl sich Amlugûr mit Fragen wie diesen bereits seit inzwischen mehr als zwei Jahrtausenden beschäftigt hatte, war er in Lórien nicht in der Lage gewesen, sie Galadriel zu beantworten. Nicht, dass er sich seiner eigenen Vorstellungen nicht sicher gewesen wäre, aber ohne, dass sie es ausdrücklich gesagt hatte, hatte Amlugûr jedem ihrer Worte entnehmen können, dass sie seine Gedanken gelesen, ihn eingeschätzt und zu dem Schluss gekommen war, er würde sein Ziel nie erreichen. Allein die Vorstellung hatte ihn gelähmt.

Heldentaten... Amlugûrs wusste genau, welche Vielfalt an Meinungen darüber herrschte, was genau eine Heldentat war. Seine eigene Meinung dazu war einfach: Eine Heldentat war eine Tat, die besonders viel Anerkennung, Respekt und Achtung verdiente.

Als viel schwieriger entpuppte sich die Frage, was genau man dafür tun musste, um sich diese Anerkennung zu verdienen.

Allein ein Blick auf die Ringgemeinschaft verdeutlichte ihm, welche unterschiedlichen Möglichkeiten es gab, überhaupt ein Held zu werden. Es bedurfte nicht unbedingt eines tödlichen Dolches. Zwei der Halblinge hatten die Ents dazu bewegen können, in den Ringkrieg einzugreifen. Ihre Tat entsprach zwar nicht unbedingt der Vorstellung von einer Heldentat, wie Amlugûr sie sich für sich selbst wünschte, aber er erkannte sie trotzdem als solche an, denn vielen, vielen anderen wäre sie wohl kaum gelungen.

Legolas hingegen war ein Mitläufer gewesen, einer, der einfach nur dabei gewesen war. Natürlich hatte er gekämpft, natürlich hatte er unzählige Orks und Uruk-hai getötet, aber wo lag darin die besondere Leistung? Er – Amlugûr – hatte ebenso gekämpft, nur an anderen Fronten. Er – Amlugûr – hätte auch an Legolas' Stelle kämpfen können. Legolas hatte nichts getan, was nicht auch andere getan hätten oder sogar hatten - einschließlich der versuchten Selbstaufopferung vor den Toren Mordors.

Legolas war kein Held! Und das Selbe galt für Gimli.

Und nicht nur das: Die Gelegenheit für seine nicht wirklich außergewöhnlichen Taten war ihm geschenkt worden! Nichts hatte er zuvor vollbracht, was das Vertrauen in ihn gerechtfertigt hätte. Gar nichts! Er war ein Niemand gewesen, bis er unerwartet und mit schlechten Nachrichten in Imladris erschienen und dann Teil einer Geschichte geworden war, die man sich noch in zehntausend Jahren erzählen würde.

Agarmaethor hingegen stellte das vollkommene Gegenteil dar. Niemand wusste von ihr und dem, was sie vollbracht hatte, und dabei dachte Amlugûr nicht an ihre jahrtausendelange Aufopferung als unbekannter Krieger, sondern allein daran, dass sie nicht an ihrem Leben zerbrochen war.

Für viele mochte dies selbstverständlich sein, aber das war es nicht. Wie viele Elben und auch Menschen schwanden oder brachten sich um, weil sie am Leben verzweifelten? Und das sogar aufgrund eines wesentlich geringfügigeren Übels als jenem, das Agarmaethor widerfahren war.

Amlugûr jedenfalls hatte sich selbst eingestehen müssen, dass auch er zu den Elben gehört hätte, die geschwunden wären - und dies, obwohl er nur selten etwas so nahe an sich heran ließ, dass es sein Gemüt wirklich belastete.

Jedenfalls hätte er an ihrer Stelle auf gar keinen Fall Gefühle für einen Mann entwickeln können – nicht nach beinahe fünftausend Jahren, in denen die körperliche Liebe zu einem Mann weniger ein Tabu sondern schlicht unmöglich gewesen war... ganz zu schweigen von dem Ekel, den allein der Gedanke daran in jedem Elben erregen musste und der auch Agarmaethor hatte erbrechen lassen, als sie Legolas geküsst hatte.

Doch allein der Umstand, dass sie ihr Herz überhaupt für Legolas geöffnet hatte, obwohl sie noch keinen festen Halt im Leben besaß, zeigte Amlugûr, über welch innere Stärke sie verfügte und wie sie darum kämpfte, ein Leben in den Griff zu bekommen, das ihr noch so neu und unbekannt war.

Natürlich plagten sie dabei Ängste und Unsicherheiten, und natürlich gab es noch zu viele Selbstzweifel und auch Zweifel an Legolas, denn wie sollte sie einschätzen können, wie er auf ihr Geheimnis reagieren würde, da doch noch niemand zuvor jemals mit ähnlichen Problemen konfrontiert worden war?

Amlugûr konnte Agarmaethors Ängste verstehen, aber er glaubte nicht daran, dass Legolas die Wahrheit nicht ertragen oder gar Ekel empfinden würde. Natürlich würde er zunächst schockiert sein, doch dann würde er vermutlich ganz schwülstig sagen: 'Jetzt bist du mein funkelnder Edelstein, und mir ist gleichgültig, ob du früher einmal flüssige Erde warst!'

Ein Edelstein war sie wirklich, und dies nicht nur, weil sie so schön und einzigartig war! Sie war ein Edelstein, weil sie nicht zerbrach wie ein Stück Glas. Agarmaethor würde alles durchstehen, bis sie zu der geworden war, die sie sein wollte. Sie würde ihre Ängste überwinden, Legolas von ihrem Geheimnis berichten und selbst wenn er wider Erwarten doch vor ihr flüchten sollte, dann würde sie daran nicht zugrunde gehen. Sie war unverwüstlich!

Und genau das machte sie zu Amlugûrs persönlichem Helden – keinem Helden, der mit seinen Taten etwas für Mittelerde oder Arda vollbrachte, sondern einem Helden, der ihm zeigte, wie sehr man über sich hinauswachsen und dass man selbst dem allergrößten Übel im Leben trotzen konnte.

Doch so sehr er Agarmaethor schätzte, so wenig wollte er sich doch mit einer Heldenrolle wie der ihren zufrieden geben. Er wollte mehr, und Agarmaethors Stärke hatte ihm nicht nur die Zuversicht gegeben, dass sie auch ohne seine Hilfe in der Gemeinschaft bestehen würde, sondern auch den Mut geschenkt, seinen Weg zu gehen.

Obwohl Galadriel, deren Ahnungen sicherlich selten fehlte, nicht an ihn glaubte, hatte er beschlossen, das zu tun, was er für richtig hielt: die Gemeinschaft still und heimlich zu verlassen.

Die Trennung schien ihm der einzig richtige Weg gewesen zu sein, um sich trotz der Anwesenheit solch so genannter „Größen" wie den Söhnen Elronds, Legolas' und Gimlis profilieren zu können.

Natürlich würden seine Waffen der Gemeinschaft fehlen, aber seit Wochen hatte sich Amlugûr nunmehr eine wichtige Frage gestellt, die ihm weder Agarmaethor noch Elladan und Elrohir hatten beantworten können:

Was würde geschehen, wenn die Gemeinschaft ihr Ziel erreichte – den Ort, den Agarmaethor in ihren Visionen sah? Wie stellten sich die Krieger der Gemeinschaft alles Weitere überhaupt vor? Wollten sie einfach in die Höhle Thuringwethils spazieren und sie töten? Hatten sie jemals daran gedacht, dass diese dreihundert Sangwa, gegen die sie im Entwald angetreten waren, nur ein Bruchteil der Streitmacht gewesen sein könnten, die irgendwo im Osten auf sie wartete?

Und sie wartete mit Sicherheit!

Im Gegensatz zu Amlugûr schienen die anderen Mitglieder der Gemeinschaft verdrängt zu haben, dass die Sangwa sie wochenlang begleitet und beschützt hatten, dass ihnen eine lebendige Agarmaethor wichtiger gewesen war als eine tote! Sie schienen nicht wahrhaben zu wollen, dass sie Agarmaethor dorthin begleiteten, wohin Thuringwethil sie sich wünschte.

Natürlich hatten alle mit den Schultern gezuckt, wenn er gefragt oder auf die Gefahren aufmerksam gemacht hatte. Was hätten sie ihm auch sagen sollen? Kommt Zeit kommt Rat?

Und nicht nur das! Was hätten sie auch tun sollen? Vom Weg abweichen, obwohl die Visionen Agarmaethor in den Tod trieben, wenn sie ihnen nicht folgte? Agarmaethor gab es nicht zu, aber sie ermüdete zunehmend, auch wenn sie sich im Schutze der Entfrauen wieder etwas hatte erholen können.

Es gab nur diesen einen Weg, um Thuringwethil die Kontrolle über das Geschehen zu nehmen, und der Weg bestand darin, ihr in den Rücken zu fallen.

Natürlich hätte er mit der Gemeinschaft absprechen können, dass er sie nach der Schlacht im Entwald verlassen würde, aber aus Erfahrung wusste er, dass man ihm doch nur Ruhmsucht vorgeworfen hätte. Und Agarmaethor hätte ihn aufgehalten und daran gehindert, sich seinen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen... ganz zu schweigen davon, dass sie ihm bei der Offenbarung seines Vorhabens vermutlich Fragen gestellt hätte, die er ihr nicht beantworten hätte wollen... die er sich selber noch nicht einmal beantworten wollte.

Was genau hätte er der Gemeinschaft auch sagen sollen? Welchen Plan hätte er ihnen darlegen können? Bis zum Beginn der Schlacht hatte er selbst nicht einmal gewusst, wie genau er allein Thuringwethil in den Rücken fallen wollte.

Nein, er hatte nichts absprechen können und wollen, und nun war dies ohnehin nicht mehr möglich, denn seit inzwischen drei Tagen verfolgte er den Sangwa mit dem Wolf auf der Rüstung Richtung Nordosten.

Der Sangwa wusste, dass er nicht allein war, aber er war verletzt und beinahe unentwegt floss rotes – nicht schwarzrotes – Blut aus einer Wunde, die sich nicht schließen wollte.

Amlugûr hatte einen Plan, der Mittelerde dienlich sein würde; einen Plan, dessen Verwirklichung ihm Galadriel vermutlich nie zutrauen würde; einen Plan, der es erforderlich machte, dass er ebenso über sich selbst hinauswachsen musste, wie Agarmaethor es getan hatte, und genau das machte doch eine Heldentat aus!

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„Pallando!", hallte es durch die Höhle.

Alatars Ruf war sinnlos. Er wusste es eigentlich, denn Pallando würde ihn nicht hören. Pallando hörte nie etwas, wenn er in seine Arbeit vertieft war, und dies war bereits seit Wochen der Fall, seit dem Zeitpunkt, als er die Phiole hatte öffnen können.

Umso erstaunter war Alatar jedoch, als er Pallando müde und abgemagert gemeinsam mit Lútholwen durch eine Tür treten sah. Alatar nutzte die seltene Gelegenheit sofort und ohne Einleitung:

„Höre meinen Plan!", fasste er sich kurz und genoss den interessierten Blick Pallandos. „Seit Monaten träume ich von unseren Erfahrungen auf dem Weg hierher, von all den Begebenheiten hier im Osten. Sie bewegen mich, rühren mich und regen mich auf. Jedes Volk, dem wir hier begegnet sind, ist uns mit Boshaftigkeit, Gewalt, Betrug oder Unverschämtheiten begegnet. Wir haben nichts und niemanden getroffen, der es wert wäre, dass man sich seiner annimmt oder ihn berät oder sich überhaupt um dessen Rettung bemüht. All die Zwerge, Avari und Menschen sind einfach nur sittenlos und verkommen." Seine Stimme klang verbittert.

„Ich weiß, wie enttäuscht du bist. Aber noch bist du sehr wenigen Menschen, Elben und Zwergen begegnet. Du solltest nicht so von ihnen reden, als wären sie alle gleich! Sieh Dir Lútholwen an! Sie ist ein Mensch und du magst sie doch, nicht wahr?", warf Pallando ein.

Alatar ließ einen anzüglichen Blick auf Lútholwen fallen. „Lútholwen ist nur eine Frau, und die einzige Gefahr, die von ihr ausgeht, ist die, dass sie solche verkommenen Subjekte irgendwann einmal gebärt." Er ignorierte Lútholwens fassungslosen Blick und schaute nur auf Pallando.

„Nun gut", erwiderte Pallando zögernd. „Dann sollten wir wohl besser wieder in den Westen gehen. Möchtest du dort vielleicht mit Curumo oder Aiwendil zusammen arbeiten?"

„Oh nein. Ich werde ganz bestimmt hier bleiben." Alatar ging unruhig auf und ab. „Ich habe einen Plan und gedenke ihn umzusetzen. Ich werde unserer Aufgabe treu bleiben und den Osten nicht sich selbst überlassen."

„Das freut mich, mein Freund." Pallando strahlte Alatar an. „Dann teile mir deinen Plan mit, damit ich dich unterstützen kann. Was willst du tun? Diplomatie mit den Zwergen betreiben? Oder willst du einen anderen Avari-Stamm aufsuchen, um mit ihnen noch einmal zu verhandeln?"

„Nichts dergleichen!" Alatars Augen leuchteten auf. Er stützte sich mit seinen Fäusten auf den Tisch während er Pallando enthusiastisch ansah. „Ich werde ein eigenes Heer aufbauen!"

„Ein eigenes Heer?" Pallando sah ihn ungläubig an. „Was willst du mit einem eigenen Heer? Saurons Schergen jagen? Aber du bist kein Heerführer!"

„Ich bin keiner... noch keiner!", rief Alatar enthusiastisch. „Aber wenn ich einer wäre, dann könnte ich das Beste machen, das möglich ist. Ich könnte ein eigenes Heer aufstellen und töten - Menschen, Avari und Zwerge! Ich..."

„Du willst was tun?", unterbrach ihn Pallando entsetzt. „Bist du von Sinnen? Willst du ein Mörder im Namen der Valar werden?"

„Mörder?" Alatar lachte hässlich. „Wen morde ich denn? Ich will diesen verdorbenen Abschaum hier im Osten beseitigen. Dieses elende Pack, dieses dreckige Gesindel und die kranke Brut. Hier im Osten gibt es doch nichts Gutes. Nicht einmal die Avari – sie sind ignorant und arrogant. Sie verleugnen das Gute der Valar, vertreiben die, die Mittelerde helfen wollen, und nehmen dabei den Tod ihrer Verwandten im Westen in Kauf. Es gibt hier nichts, was es wert wäre, nicht getötet zu werden!"

„Und was willst du mit deinen Taten erreichen? Dass die Menschen, Zwerge und Avari in die Arme Saurons getrieben werden?"

Alatar konnte Pallandos Angst riechen und verstand überhaupt nicht, warum er sich so gegen seinen Vorschlag sträubte. „Dazu wird es nicht kommen! Durch ihren Tod werde ich verhindern, dass sie in Saurons Armeen dienen! Je weniger es von ihnen gibt, desto bessere Überlebensmöglichkeiten wird der Westen haben." Alatars Augen glühten vor Aufregung.

„Das kannst du nicht machen!", brauste Pallando auf. „Menschen und Elben sind die Kinder Ilúvatars! Wie kannst du seine Kinder töten wollen? Wenn Sauron ihnen Böses einflüstert, dann müssen wir Gutes verbreiten. Uns muss es gelingen Vertrauen aufzubauen! Wir müssen ihnen helfen, Städte zu errichten, Bergbau zu betreiben, ihnen helfen, dass sie ein besseres Leben in Frieden mit den anderen Völkern führen. Das ist es, was wir hier im Osten tun müssen!", rief er erregt.

„Und das ist dein gesamter Plan? Hast du auch einen Vorschlag, wie wir ihn umsetzen sollen? Beschäftigst du dich überhaupt noch damit oder forschst du nur noch an dieser dummen Phiole? Oder enthält die Phiole etwas, das uns hier weiterhelfen könnte?", fauchte Alatar.

„Ja. Ich forsche noch an der Phiole, aber ich weiß bereits jetzt, dass sie nichts enthält, was für dich interessant wäre!"

Mit Erstaunen nahm Alatar in seinen Augenwinkeln wahr, wie Lútholwen Pallando verwundert ansah und sich auf die Lippen biss. Misstrauen erwachte, doch in diesem Moment hätte er die Wahrheit über die Phiole ohnehin nicht erfahren.

„So wie ich das sehe, ist meine Idee die beste und einzige von allen. Der Plan wird ausgeführt!", sagte er in kaltem Zorn.

„Wer bist du, dass du über das Leben der Kinder Ilúvatars entscheiden darfst?", schrie Pallando ihn an.

„Dies hier sind nicht mehr seine Kinder – genau so wenig, wie die Orks es sind. Alle hier sind bereits dunkel und verdorben! Ich töte sie, so wie ich einen Ork vernichten würde.

Und die Menschen hier stellen die größte Gefahr dar. Hast Du nicht gesehen, wie viele es davon gibt? Solche riesigen Massen! Ich weiß, dass es im Westen auch viele Menschen gibt. Aber gegen diese Massen hier können sie nicht ankommen. Es sind einfach viel zu viele. Verstehst du nicht, dass ich diesen ganzen Plan nur ausführen will, damit Sauron keine Ressourcen mehr für seine Heere hat? Nur das verschafft den Menschen und Elben und von mir aus auch den Zwergen im Westen die Möglichkeit, sich überhaupt gegen Sauron wehren zu können!" Wütend schlug er mit seiner Faust auf den Tisch.

„Ach, was rege ich mich auf." Pallando versuchte sich zu beruhigen. „Du hast doch gar kein Heer, und woher solltest du es auch nehmen? Kein Volk wird sich bereit erklären, sich selbst umzubringen." Er winkte ab.

„Noch habe ich kein Heer aber ich werde eines haben." Alatars Stimme klang kühl und berechnend. „Ich werde es mir züchten... aus den Avari. Meine Krieger werden schnell, stark und geschickt sein. Sie werden unsterblich sein, und sie werden meinem Befehl gehorchen. Es wird das stärkste Heer sein, welches Mittelerde je gesehen hat."

Pallandos Augen weiteten sich. „Habe ich das gerade richtig gehört? Du willst dich genau so verhalten, wie Morgoth und Sauron?"

„Wage es nicht, mich mit Sauron oder Morgoth zu vergleichen!", fauchte Alatar. „Ich strebe nicht danach, die Völker Ardas zu unterwerfen und ihnen meinen Willen aufzuzwingen! Ich strebe auch nicht danach, Ilúvatars Pläne zu durchkreuzen. Ich will nur bereits verdorbenes Volk für meine Zucht verwenden. Ich vernichte Verderbtheit und bringe keine neue!"

„Du hast deine Aufgabe gründlich missverstanden." Pallando sah Alatar enttäuscht an.

„Nein, du hast sie missverstanden. Es geht einzig und allein um die Vernichtung Saurons. Die Mittel, welche wir dafür wählen, stehen uns beiden beliebig zur Wahl." Auch Alatar war jetzt ruhig und wirkte kühl und distanziert.

„Gut. Du wirst deinen Weg wohl alleine gehen müssen. Ich werde meine Sachen packen und dich in wenigen Tagen verlassen."

Ohne weitere Worte wandte sich Pallando ab und verließ den Raum.

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Dicke, weiße Flocken schwebten langsam zu Boden. Die, die nicht zischend ihr kurzes Dasein im Lagerfeuer der Gemeinschaft beendeten, schmiegten sich an das braune Wintergras der weiten Ebene des Ostens und färbten sie so weiß, dass sie nicht mehr am Horizont mit dem nächtlichen Himmel verschmolz und sich nun ihrer scheinbar unendlichen Weite auch in der Dunkelheit zu rühmen vermochte.

Seit drei Tagen und Nächten befanden sich die Mitglieder der Gemeinschaft wieder auf dem Weg zu der Hochebene, die Agarmaethor in ihrer letzten Vision im Sumpf gesehen hatte.

Obwohl sich ihre Reise zu ihrem neuen Ziel durch den Aufenthalt bei den Entfrauen nur um acht Tage verzögert hatte, schien sich die Vision durch die Verzögerung ebenso zu wiederholen wie einst, vor Betreten des Sumpfes, denn noch bevor sich die Hochebene überhaupt in Sichtweite befunden hatte und damit eine neue Vision hätte ausgelöst werden können, war Agarmaethor ohnmächtig vom Pferd gefallen und regungslos im Schnee liegen geblieben.

„Du kannst deine Finger einfach nicht von ihr lassen?", brummte Gimli. Gemeinsam mit Legolas hielt er Wache, während die Gemeinschaft bis zum Erwachen Agarmaethors in einer kleinen Senke rastete. „Sie hat die Beziehung beendet! Glaubst du, sie wird sich freuen, wenn sie davon erfahren sollte, wie du sie im Arm wiegst und dich an sie schmiegst?"

„Ja, davon bin ich überzeugt!", erwiderte Legolas mit Nachdruck, lächelte weich und strich Agarmaethor sanft mit dem Finger über die Wange. Seit sie die Beziehung zu ihm beendet hatte, fühlte er sich ihr so nahe wie nie zuvor, denn seit diesem Moment genügte ein Blick in ihre Augen, um sie auch ohne überflüssige, erklärende Worte zu verstehen. „Sie zweifelt an mir. Sie zweifelt nicht an meinen Gefühlen, sondern daran, dass ich nicht wirklich hinter ihr stehe und erneut flüchte. Und nun hofft sie auf einen Beweis dafür, dass mich nie wieder etwas abschrecken wird."

Abermals glitt sein Finger liebevoll über ihre Wange. Er war sich sicher, dass sie seine Zärtlichkeiten spürte und genoss. Doch ebenso wusste er auch, dass dies noch nicht genug war, um sie zu überzeugen. Nur zu gerne hätte er ihr einen solchen Beweis erbracht, ein Geschenk, welches ihrem ebenbürtig sein würde, denn dadurch, dass sie es gewesen war, die sich von ihm getrennt hatte, hatte sie ihm die Möglichkeit eingeräumt, ohne ein schlechtes Gewissen seinen eigenen Weg gehen zu können. Er könnte aber auch bleiben und sie davon überzeugen, dass er sich auf all die Höhen und Tiefen mit ihr einlassen wollte und dass es eine gemeinsame Zukunft für sie geben würde.

Ungeheurer Mut musste hinter ihrer Entscheidung gestanden haben, denn noch vor wenigen Monaten hatte sie sich an Amdir geklammert wie ein Ertrinkender an ein Stück Holz.

Bei ihm jedoch verhielt sie sich anders: Obwohl sie sich nach ihm sehnte, obwohl sie sich wünschte, lieber heute als morgen ihren Kopf an seine Schulter zu lehnen und seine Wärme zu genießen, hatte sie sich getrennt - ihm zu Liebe.

Zärtlich hauchte Legolas ihr einen Kuss auf die Lippen.

Wie nur sollte er ihr zeigen, dass seine Entscheidung bereits in dem Moment gefallen war, als sie ihm die Wahl gelassen hatte? Dass sein Herz hartnäckig versuchte, mit ihrem im Einklang zu schlagen?

„Du willst ihr etwas beweisen?", fragte Gimli. „Liege ihr zu Füßen! Sage ihr, dass sie immer Recht hat! Unterwerfe dich! Erniedrige dich! Das ist es, was Frauen wollen, und damit hat sie ihren Beweis!"

„So macht ihr Zwerge das also, wenn ihr um eine Frau werbt?" Legolas grinste. „Und da wunderst du dich, dass euer Volk immer kleiner wird?"