Wieder einmal saß Hermione gedankenverloren und schon seit Stunden im Stadtpark.

Wieder einmal fragte sie sich, wer sie eigentlich wirklich war.

Wieder einmal grübelte sie darüber nach, was sie so ruhelos machte und warum sie nur zu ihren Büchern eine tiefe Verbundenheit spürte.

Wer Hermione jetzt so sah, sah eine junge hübsche Frau, etwa Mitte Zwanzig, mit braunem Haar, das ihr durch die Locken immer wieder widerspenstig ins Gesicht fiel.
Sie hatte reine Gesichtszüge, ebenmäßig und doch schien eine tiefe Traurigkeit, die sie sich selbst nicht erklären konnte, jeden Zentimeter dieses Gesichtes zu zeichnen.

Und erst diese Augen. Von einem hellem Braun, dass je nachdem aus welchem Blickwinkel man sie betrachtete, sich in einen warmen Goldton zu verwandeln schien.
Aus eben diesen Augen leuchteten eine Wärme und ein natürliches Wissen, das jeder, der in sie hinein sah, erst mal sein Gewissen prüfte.

Doch wenn man sich etwas mehr Zeit nahm, ihre Augen zu studieren, konnte man hinter dieser Wärme, die ihre Augen zum leuchten brachte, noch etwas anderes viel tieferes erkennen.

Unendliche Einsamkeit.

Hermiones Augen waren im wahrsten Sinne des Wortes die Spiegel ihrer Seele und wer sie genau beobachtete, konnte schon bald einen Art innere Zerrissenheit erkennen.

Hermione begann zu frieren, so langsam wurde ihr echt kalt, aber es ging ja auch schon auf den Winter zu.

Als sie nach Hause appariert war und sich duschen ging, stellte sie fest, dass sie jede Jahreszeit liebte.

Den Frühling, weil die Bäume anfingen zu knospen und Schneeglöckchen und Krokusse wie verrückt aus dem Boden schossen und die Sonne, die die Erde langsam, aber stetig wieder erwärmte.
Den Sommer mit seiner ganzen farbenfrohen Blütenpracht, die Sonne, die heiß brütend schien und ihrer Haut einen leicht gebräunten Teint verpasste und ihre Gedanken aufhellte.
Der Herbst, wenn die Blätter sich verfärbten, die Stürme mit ihren eindrucksvollen Gewittern.
Und der Winter?
Der war etwas Besonderes. Genauso wie sie die Sonne liebte, so liebte sie die klirrende Kälte, die wie kleinen Nadeln auf der ungeschützten Haut stach, den Schnee, der so herrlich unter ihren Füßen knirschte und damit eine beruhigende Wirkung auf sie hatte.

Als Hermione fertig war, mit duschen, trocknete sie sich ab und betrachtete sich. Was sie sah, war gar nicht mal so übel.
Ein schön geformter Busen, der groß genug war, um aufzufallen und auch wieder leicht zu verstecken, ein flacher Bauch mit einem Bauchnabel der von einer Tätowierung halbmondförmig umringt war. Muskulöse, aber nicht zu kräftige, lange Beine.

Alles in allem nicht schlecht. Ihr Gesicht mochte sie nicht betrachten, sie mochte dessen Anblick nur selten, nämlich dann, wenn sie das Gefühl hatte hübsch auszusehen. Ihr gefielen bloß ihre Augen.

Sie zog sich etwas Bequemes an, ihre Arbeit würde erst in ein paar Stunden beginnen.
Wer sie jetzt hätte sehen können, hätte vor Erstaunen die Stirn gerunzelt.
Sie trug jetzt eine weiße Hose, die sehr kuschelig aussah, einen XXL- Pullover, der ihr fast bis an die Knie reichte und keine Konturen mehr erahnen ließ und rosa Socken mit dem Schriftzug Lovely Girl, ein Geschenk ihrer Tante.

Hermione arbeitete im St. Mungos als Heilerin.
Nach der Schule hatte sie erst eine Ausbildung zur Aurorin gemacht mit dem Schwerpunkt Tränke und Rechtswissenschaften.
Doch da Voldemort vor zwei Jahren von Harry getötet worden war, langweilte sie sich schnell mit dem Kleinkram, der jetzt noch anstand.
Also suchte sie sich eine neue Herausforderung und machte die Ausbildung zur Heilerin.
Aber auch hier fing sie sich langsam, aber sicher eingeengt und gelangweilt zu fühlen.

Umso mehr vertiefte sie sich zu Hause in ihre geheime Leidenschaft, der Zaubertrankbrauerei.

Sie hatte ein kleines schmuckes Häuschen mit riesigem Garten, der mit einer mannshohen Hecke vor ungebetenen Blicken schützte.
Das war aber sehr selten der Fall, weil sie mitten in der Pampa wohnte. Rechts, ein paar hundert Meter entfernt, ragte ein riesiger Wald in den Himmel und links zog ein kleiner Fluss leise plätschernd seinen Weg durch die Landschaft.

Im Keller ihres Hauses hatte sie ein großes Labor eingerichtet, mit allem was sie brauchte und perfekt durchstrukturiert.
Sie hatte eine leicht pedantische Art, Ordnung in ihren Dingen zu halten.

Hier konnte sie Stunden und sogar Nächte verbringen und vergaß dabei immer Zeit und Raum.

Eine kleine Elfe tippelte auf sie zu und legte ihr ihre frisch gewaschenen und gebügelten Arbeitssachen hin.

„Danke Winky" sagte Hermione müde und zog sich um.

Sie hatte Winky zu sich genommen, denn nachdem Dobby in dem finalen Kampf gefallen war, war Winky allein und fast hilflos zwischen den anderen Elfen Hogwarts zurückgeblieben, da Dobby der einzige, war der sich um sie gekümmert hatte.

Und jetzt kümmerte sich Winky fast aufopferungsvoll um Hermione und Hermione dankte es ihr, indem sie wie eine Freundin für Winky war.