Sehr geehrte Miss Granger,

Ich möchte sie bitten sich morgen um 18:00 Uhr in Hogwarts, in meinem Büro, einzufinden.

Das Passwort lautet Studentenfutter.

Mit freundlichen Grüssen

Albus Dumbledore

Langsam ließ sie den Brief sinken und ging, nachdem sie das Feuer unter ihrem Kessel gelöscht hatte,

nach oben.

Dort lief sie prompt ihrem Freund in die Arme.

„Ach hier bist du mein Schatz. Weißt du das ich mal wieder ein paar Streicheleinheiten gebrauchen könnte?" sagte er zu ihr, ohne auf ihren abweisenden Blick zu achten.

„Ich hab jetzt keine Zeit" erwiderte sie schroff „ Dumbledore hat mir einen Brief geschrieben, er will mich morgen sehen. Alleine." Fügte sie noch hinzu, als sie den freudig gespannten Ausdruck in seinem Gesicht sah.

„Wenn du meinst" antwortete er steif und verzog sich an seinen PC.

Er war zwar Zauberer, aber dieser Muggelerfindung war er gerade zu verfallen.

Hermione war es Recht, so würde sie wenigstens ihre Ruhe haben.

Verdammter Mist, schoss es ihr durch den Kopf.

Sie wollte sich heute Abend doch mit Bibi treffen. Resigniert seufzend, verschwand sie ins Schlafzimmer um sich umzuziehen.

Später am Abend saß sie in Ron´s und Bibi´s Wohnung, wo die beiden Frauen, sich über alles und nichts unterhielten. Beide hatten eigentlich viel Spaß, aber in einem Moment des Schweigens, bemerkte Hermione wie Bibi sie kritisch beäugte.

„Was ist?" fragte sie schroffer, als sie es eigentlich beabsichtigt hatte.

„Du siehst bescheiden aus" kam es prompt und etwas pikiert zurück.

Hermione war irritiert.

„Huh. Wie meinst du das?"

„Du bist dünner geworden und blass bist du auch."

„Ach, das meinst du" Hermione war erleichtert und tat die Bemerkung Bibi´s mit einer ungeduldigen Handbewegung ab. „Ich habe in letzter Zeit viel zu tun und bin deshalb nicht wirklich zum Schlafen gekommen."

„Dann bin ich ja beruhigt. Du musst mehr auf dich Acht geben, hörst du? Willst du was zu Essen?"

„Nein, Bibi. Verfall jetzt bitte nicht in die Verhaltensweisen Mollys."

Hermione hatte es eigentlich belustigt gemeint, hatte Bibi aber auf dem völlig falschen Fuß erwischt.

„Du wagst es tatsächlich mich mit Rons Mutter zu vergleichen?" Bianca schien sich aufzuplustern und stemmte die Hände in die Hüften, ihr schien nicht einmal bewusst zu sein das sie auf ihren Füßen stand.

„Wie kannst du nur? Bist du von allen guten Geistern verlassen? Ich bin ja wohl ganz und gar nicht wie sie, ich habe keinerlei Ähnlichkeit mit ihr. Und jetzt geh, bitte." Und schon wurde Hermione aus der Wohnung komplimentiert, sie kam noch nicht mal dazu etwas zu sagen.

Hermione war bestürzt sie hatte es doch gar nicht so gemeint und sie hatte das untrügliche Gefühl, dass diese Freundschaft in die Brüche gegangen war.

Sie spürte ein tiefes Ziehen in der Brust und merkte das Tränen versuchten sich ihren Weg an die Oberfläche zu bahnen.

Zornig unterdrückte sie den Impuls und baute, wenn auch unbewusst, ihre Mauer zum Selbstschutz wieder ein Stückchen höher.

Diese Mauer besaß sie seit ihrer Kindheit und sie war stetig gewachsen. Alles hatte damit begonnen, dass ihre Eltern mit ihr von Cornwall nach London gezogen waren.

In der neuen Schule war sie von Anfang an abgelehnt worden, wegen ihrer Andersartigkeit. Sie hatte einen seltsamen Akzent, sie war wissbegierig und interessierte sich nicht für die Streiche der Anderen. Noch nicht einmal die Lehrer akzeptierten sie.

Sie konnte nichts dagegen tun, so sehr sie sich auch bemühte. Es zog sich von Jahr zu Jahr und Hermione zog es immer mehr vor für sich zu bleiben.

Eine zeitlang hatte sie sogar geklaut, doch als sie dann zum zweiten Mal aufgegriffen und von der Polizei nach Hause gebracht wurde und ihre enttäuschte Mutter ihr eine Tracht Prügel verpasst hatte, zerbrach etwas in ihr, der letzte Rest Selbstbewusstsein. Sie hatte schwer zu kämpfen, dieses wieder etwas aufzubauen.

Als sie dann den Brief von Hogwarts bekam, hatte sie beschlossen, dass alles anders werden sollte.

Doch es kommt alles anders und zweitens als man denkt.

Sie hatte sich ihrer natürlichen Wissbegierigkeit hingegeben, denn wenn sie nicht ständig dazu lernte wurde ihr schnell langweilig und in der Welt der Magie gab es soviel was sich zu lernen lohnte.

Sie kam nach Hogwarts und was war?

Es war alles wie früher von den Schülern gemobbt und die Lehrer, auch wenn sie ihr Aufmerksamkeit schenkten, nannten sie hinter ihrem Rücken eine unmögliche Besserwisserin. Besonders Professor Snape rieb ihr das immer sehr eindrucksvoll unter die Nase. Dabei liebte sie Zaubertränke und hatte ihn insgeheim immer für sein Können bewundert. Auch wenn er sie immer getriezt hatte, so empfand sie ihm gegenüber einen tiefen Respekt.

Aber immerhin hatte sie zwei wunderbare Freunde gefunden, mit denen sie durch dick und dünn gegangen war.

Und trotzdem die Sticheleien der anderen, besonders Slytherin, ließen ihre mauer immer höher werden.

Inzwischen hatte sie diesen Selbstschutz perfektioniert und wer auch immer sie zum ersten Mal sah, wich vor ihr zurück weil er unweigerlich das Gefühl hatte sie sei arrogant und zickig.

Niemand wusste, dass es tief in ihrem Inneren verborgen ganz anders aussah.

So spielte sie ihre Rollen und keiner merkte wer oder wie sie wirklich war.

Wie denn auch, wenn sie selbst es nicht einmal wusste!

Müde und total gerädert pellte sie sich am nächsten Morgen aus dem Bett. Was für ein Glück hatte sie heute frei.

Diese Nacht hatte sie einen schlimmen Traum gehabt, obwohl er richtig schön angefangen hatte.

Sie hatte geträumt mit einem ihr unbekannten Mann spazieren zu gehen und sie fühlte eine tiefe Verbundenheit zu ihm, doch im nächsten Moment war er verschwunden und sie fand sich auf einer Klippe wieder. Zerfressen von Selbstzweifeln war sie gesprungen und im selben Moment schweißgebadet aufgewacht, während ihr Freund seelenruhig weiter geschlafen hatte.

Ausgelaugt schlurfte sie ins Bad und holte zwei Fläschchen aus dem Schrank hinter dem Spiegel.

Erst einen zur Beruhigung und zur Stimmungsaufhellung dann den zur Verhütung, obwohl sie sich insgeheim fragte wofür sie letzteren noch benötigte.

Sie spürte wie ihr aufgewühltes Inneres langsam zur Ruhe kam und wie sich ein unbestimmtes Glücksgefühl in ihr breit machte, sogleich verschwand der aufgebrauchte Gesichtsausdruck.

Hermione war gespannt, was Dumbledore ihr heute Abend zu sagen hatte.