Kaum war sie durch das große Eingangsportal getreten, rasselte sie, in Gedanken versunken, in etwas überdimensionales Schwarzes.
Während sich dieses Etwas plötzlich von braunen Haaren umgeben sah, die es auch noch fürchterlich in der Nase kitzelten, raunzte es: „ Können sie nicht Ihre Augen aufmachen, bevor Sie irgendwo reintrampeln?"

So hatte Hermione sich das mit den Überraschungen definitiv nicht vorgestellt.
Sie setzte ein strahlendes, ironisches Lächeln auf, während sie antwortete: „Ich freu mich auch riesig, Sie wieder zu sehen, Professor Snape. Leider habe ich jetzt gar keine Zeit für ein Pläuschchen, ich möchte nämlich schnellstmöglich meine neues Heim beziehen," endete sie theatralisch mit den Händen wedelnd und bevor Snape überhaupt realisiert hatte, dass sie ihn auf die Schippe genommen hatte, war sie auch schon an ihm vorbei gehuscht und lief federnden Schrittes die große Marmortreppe hinauf, dicht gefolgt von Winky.

Endlich oben angekommen, nahm sie den Nebeneingang zu ihren neuen Räumen. Von Albus wusste sie, dass es zwei Eingänge gab, einen vom Büro aus und eben dieser, den man über einen Seiteneingang erreichen konnte.
Außerdem hatte er ihr mitgeteilt, dass es derzeit kein Passwort gäbe und sie sich selbst eines aussuchen könne.

Das Bild zeigte eine riesige Wiese und erst mit dem zweiten Blick erkannte sie, dass auf dieser Wiese ein kleine Mädchen herumtollte.
Als die Kleine sie bemerkte, kam sie prompt näher gelaufen und bombardierte sie mit Fragen.

„Bist du die Neue? Du siehst komisch aus! Wen hast du denn da mitgebracht? Willst du meine Freundin sein? Poppy war meine Freundin."

Hermione fand sie total knuffig,
„Ja, ich bin die Neue und ich bin gerne deine Freundin, aber jetzt möchte ich erst mal rein und auspacken."

„Okay, das Passwort lautet Erdbeer- Schokolade- Zuckerwatte", sagte die Kleine fröhlich und lief zurück, um an ihrem Blumenkranz weiter zu basteln.

Über das Passwort müssen wir uns wohl noch mal unterhalten, dachte Hermione, bevor sie endlich eintrat.

Sofort fand sie sich in einem riesigen Wohnzimmer wieder. Der Raum war achteckig und wies drei weitere Türen auf, die Koffer waren auch schon da und standen jetzt ziemlich verloren und deplaziert in der Mitte.

Das Wohnzimmer gestaltete sie in mit vielen dunklen Möbeln und warmen Farben an den Wänden. Als sie fertig war, wurden zwei Wände von großen Bücherregalen eingenommen. Davor standen zwei Ohrensessel mitsamt Beistelltischchen. Etwas vom Kamin entfernt stand eine gemütlich aussehende Sitzgruppe und direkt vor dem Kamin waren fünf riesige Kissen verteilt, die zu drauf rumlümmeln einluden.

Das Schlafzimmer hingegen wurde von einem satten Grün dominiert und an der gegenüberliegenden Wand stand ein Bett, in dem locker vier Mann Platz gehabt hätte.
Die Hogwartsüblichen Vorhänge zauberte sie weg und stattdessen, waren jetzt zwei Tücher über das Kopfende gespannt, dazu jede Menge kleiner Lichtchen an der Decke, die das Gefühl vermittelten eine Sternenklare Nacht zu sehen.

Das Badezimmer war nach Hermiones Geschmack einfach traumhaft und…. rund!
Die Fliesen waren mit den Farben der Schulhäuser durchzogen, ohne das es aufdringlich oder hässlich wirkte.
Sie zauberte sich noch ein dutzend Kerzen dazu, platzierte ihre Badezimmerartikel und ließ sich stöhnend auf das Sofa vor dem Kamin sinken.

„Bitte Miss, eine Kanne Tee und eine Tasse Kaffee."

„Danke Winky, das ist wirklich sehr aufmerksam von dir. Ich brauch dich erstmal nicht mehr, willst du nicht mal runter zu den anderen Hauselfen gehen und dich ihnen vorstellen?"

„Ja Miss das werde ich. Wenn sie etwas brauchen dann rufen sie mich, ich werde sofort da sein."

Hermione nickte und schaute auf die Uhr, ganze fünf Stunden hatte sie gebraucht.

Es klopfte und nach einem „Herein" ihrerseits, sah sie als erstes einen silbernen Bart, bevor Dumbledore ganz durch das Portraitloch geschritten kam.

„Ah, wie ich sehe, hast du dich schon eingerichtet. Wirklich sehr schön. Ich wollte dich nur Willkommen heißen und dir Bescheid sagen, dass ich morgen Abend gerne alle beim essen sehen möchte."

„Alles klar, Albus."

„Wie ich von einem der Portraits gehört habe, bist du Severus schon über den Weg gelaufen? Und hast ihn ziemlich verdattert stehen lassen?" fragte er amüsiert kichernd.

„Ja allerdings. Wie du eigentlich wissen müsstest, kusche ich schon lange nicht mehr vor ihm und wer mich so freundlich begrüsst, der darf auf eine überschwängliche Erwiderung meinerseits hoffen. Offensichtlich hat er das nicht getan." entgegnete sie ironisch.

„Oh das kann ja noch heiter werden" dachte Dumbledore bevor er wieder sprach: „Gut, Hermione. Dann schlage ich vor du ruhst dich aus und sammelst Kraft für morgen Abend. Um ehrlich zu sein, war Severus überhaupt nicht angetan, ob der Tatsache, dass du deine Tränke selbst brauen willst."

„Wohl eher, dass ich dieses Schloss jetzt mit meiner Anwesenheit beehre."

Dumbledore stand auf, wünschte schmunzelnd eine gute Nacht und ging.

Hermione fühlte sich rundum zufrieden und kroch müde ins Bett, nur um ein paar Stunden später schweißgebadet darin aufzuwachen und festzustellen das sie ihre Vorhänge am Fenster nicht zugezogen hatte.

Wenn sie das nicht tat und aus ihrem Albtraum aufwachte, hatte sie immer das Gefühl vor dem Fenster würde etwas lauern, das auf sie warten würde.

Der nächste Tag verging wie im Flug. Hermione hatte eine Bestandsliste aufgesetzt und war am überlegen was aufzufüllen, neu zu besorgen oder neu zu brauen sei.

Zum Glück war alles sehr übersichtlich, im Büro standen vier Schränke, ein Schreibtisch und ein schmales Bett, falls es erforderlich wäre noch näher am Krankensaal zu sein.

Zwei der Schränke waren für die Krankenakten der Schüler, einer für Verbandsmaterialien und Kräuter und er vierte für alle möglichen Zaubertränke.

Hermione hatte amüsiert festgestellt, dass einige darunter waren, um schwarze Flüche zu behandeln.

„Na wenn das nicht passt" dachte sie sarkastisch „ Tränke gegen schwarze Flüche für eine große, schwarze, verfluchte Fledermaus."

Als es an der Zeit war für das Abendessen, zog sie sich um, sie wollte nicht grade in ihrem altem Griffindorhausanzug erscheinen und lief gemütlich schlendernd in Richtung großer Halle.